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Dresdner Nachrichten : 19.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188704195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-19
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.04.1887
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ö ,<hr.Projekt, vettrssend d«e «ereisuna « in, Laute des bieSlährig-n Sommer», endailtia ausgeaebe» haben. Div Erstemuna de» StekanSthurme- in Wien wird nunmehr 'vorAnaßig betrieben. Nachdem Freitag Nach!» zwei Arbeiter fast -'Wirmipide errei^ . - ) Nackt den Thi i er sich beide eichten, erNomn üurm und hißte Hände Vers m ein ISivbriger Tischler Tonn« eine Fahne am Thurmkreu, auf, lebte. Bewußtlos wurde er der belicht und es macht Führer mit diesen neuen die TliurnM! abend wabei Polizei übergeben. Ungar». DaS dem ReichSrath einaereichte Veterinärgesek 'chlient sich »n leinen Hauptpunkten an das deutsche und österrei chische Gesetz an, deren Bestimmungen bezüglich prophylaktischer Maßregeln an Strenge noch Übertrossen werden. Zufolge dessen hofft inan die Frciacbung der deutschen Grenze gegen tlsierische Pwvcmeiiren auS Ungarn. (Ungarische Ochsen und Schweine). La? Gesetz soll am 1. Juli in Kraft treten. Frankreich U, da? durchaus Mluütbomben wieder zerstören mußte. Am 24. März wurden die »iii Melinit geladenen, altera« 22 Centimetcr-Granaten zerstört, da man chemische Veränderungen derselben und dann neue Unglücks- iätle besorgte. Diese Bomven-Hiiirichtuna fand auf freiem Felde bei Pdromc statt. Die Verurtheilten wurden am Abend vorher aus den Richtplatz gebracht, dort steckte man Jedem einen Draht in de» Mund, gab chm dann etwas Eletneität zu schlucken und aus war'« mit der ganze» Herrlichkeit. (Vielleicht ist dies nur eine zur (smichiä'emng der Deutschen bestimmte Darstellung.) Tcroukdc hat den Vorsitz der Patrioleuliga wegen eine? LraneriallS und a»S Familienrücksichten niedcrgelcgt. Ter Finanz- und HandelSminister sollen wegen Differenzen in der letzten Miiusterrathösitzung über das Budget zurücktreten und w dieicin Falle die Weltausstellung eine diplomatische Leitung er halle» — sämmtliche Beamte deS KriegSministeriuinS wurden niit Identitätskarten versehen, welche bei Eintritt iii'S Haus vorzuzciacn und. Die Offiziere deS Generalstabes werden zu gleichen Zwecken plwtvgravhirt. I» Paris wurde der Astronameii-Kongreß eröffnet. Der Mini sier des Aeiißeren und Admiral Mvuchy begrüßten die Versamiu luna. Der Doyen der fremden Astronomen, Slruve (Petersburg), deutle. Der Kongreß wählte Struue zum Präsidenten, Anvers, (shristie und Fayc zu Vicepräsidcnten. Noch Einiges überdie Strandnng des Kanaldampfers,,Victoria" hei Dicvpe. AlS. so berichtet man, nach dem Ansitoßen deS Dampfers der Kapitän Befehl gab, die Boote hinabzulasseii, wollte Alles sich in's erste Boot stürze». Trotz der Weisungen deS Kapi täns und der Offiziere, daß erst alle Frauen und Kinder gerettet I.'crdeii sollten, verließen einige Männer das Boot nicht. Dasselbe i .m jedoch gar nicht ganz in's Wasser. Der Shawl einer Dame a. riech in die Rollen und verwickelte die Seile, n» denen daS Boot lang, und als plötzlich eine große Welle gegen dasselbe schlug, kam e, halb aufrecht zu stehen, so daß olle darin befindlichen Personen mS Meer sielen. Nur zwei von ihnen wnrdcn gerettet. Endlich gelang es dein Kapitän, welcher ans der Brücke staub, die Passa giere zu beruhigen, und duü zweite Boot kam glücklich in's Wasser. Ebenso das dritte. Dann aber entstanden Befürchtungen über das 'chickial derer, welche noch an Bord blieben, da »nr noch ein Pool übrig war und die beiden anderen Boote von der Fluch wett weg von Dicppc nach Fecamp getrieben wurden, wo sie mich lan- dclrn. Es war daher klar, daß daS vierte Boot nicht dieselbe Rich tung ciwchlngcn bunte. Der Kapitän befahl deshalb, daß cs am wichsten Punkt der Küste, elivas über eine Meile vom Schiss, eine Anzahl Passagiere landen und dann znrnckkehren sollte. Aus diese Webe wurde durch das letzte Boot die größte Zahl Menschenleben gerettet. Fünfmal machte es die Fahrt und erst aus der vierten h> ule die Mannschatt des Schiffes emstcigeii. Von der Zeit n», wo Kapitän Elark der Panik Herr wurde, ging Alles in Ordnung ad. Tie Passagiere wissen die braven vier Seeleute, welche das letzte Boot ruderten, nicht genug zu loben. Mit seltener Geistes gegenwart benahm sich aneh der erste Ingenieur Monel; Penny, welcher sich ans Teck befand, als das Schiff au die Felsen prallte. Drotzdem Ströme Wassers sich in den Maschiuenram» ergossen, eil: er hinunter, ließ den Dampf ap und löschte die Feuer aus, wo durch allein eine Explosion verhütet wurde. Wahrscheinlich sind i lleme Kinder, welche in der porderen Kajüte schliefen, ertrunken. Um 8 Uhr. vier Stunden nach dem Unglück, landete Kapitän Elark, der letzte, welcher das sinkende Schiss verließ, an der französischen lusle. Ucöer die Zahl der Verunglückten gehen die Angabe» noch nnmer auseinander. Die „Vietoria" liegt jetzt ganz unter Wasser »nd wiid cm vollkommenes Wrack werden. Ter Gesandte von Haiti dementirt, daß seine Negierung in die Veychlnng der von England für Frau MannderS geforderten Entschädigung von 800,000 Frc-Z. gewilligt habe, die Negierung pen Haiti könne nicht znlassc». daß eine fremde Macht zu Gunsten einer Person, welche StaatSuittcrlhaii von Haiti sei, intervenire, sic sei aber bereit, den Streitfall der schiedsrichterlichen Entscheidung einer heircnndcten Macht zu unterbreite,I. — Ter Botschafter W.wdmgloii in London hat dem Munster Flonrcms berichtet, daß ee betreffs der Nene» Hebriden, wie auch bezüglich der Nentrali- » nng des Snezkanals demnächst zu cinem Einvernehmen mitEng- wnd ;» gelangen hoffe. Ein Telegramm ans Sartcne meldet, in der Nacht zum Sonn tag Ei unweit Bonuacio (aus der Insel Corsica) ein englischer e niivier mit löo Passagieren gekentert. Paris. DaS große Ereignis;, welches alle politischen Vor- lwimiiiuje in den Hintergrund stellte, war die Prcwiöre von Emile ZoiaS ..Nenee", die ein glänzendes Fiasko erlitt. Das Sujet, ans dcm Roman „La Eurce" entnommen, soll Nacincs „Phädra" in modernem Gewände zeigen, eine Mutter, die sich in ihren Sohn perliebl und mit demselben den Gatten betrügt, nachdem sic vorher ihre!! Vater, einen ehreiiwerlhcn Beamte», betrogen hat. indem sie sich von dem Manne einer Freundin verführen ließ. Das Stück 'vielt eigentlich in keiner Gesellschaftsklasse, den» es ist überall un möglich durch die sich Ul jeder Szene breit machendc Verworfenheit. Auch nicht ein emzmer Austritt ist darin, wo man anSrnhcn könnte von diesen bomdaslöchen Reden. Gleich zu Ansana, wo der Vater .me Tochter dem ersten beslen Taugenichts verschachert, der sie dies inmmt. weil sic Vermögen besitzt, aber sonst über den ihr an haltenden moralischen Makel j» cunischer Weise spottet. Dann H eiden 10 Jahre übersprungen, der Sohn des Ehemannes Saccard, Marime, ist nun 18 Jahre alt, blond und imschuldig wie der junge Morgen. Dieier Zustand dauert aber nicht lange, bald hat er Ma!p.e>>c'ii und erzählt seiner Stiefmutter ganz ungenirt seine galanle» Abenteuer. Rcnec deichtet ihm daS Verlasse»?«» ihres i-xr;enS und daß sie von imwiderslchlichcn Begierden erfüllt ist. Ehebruch und Blutschande vollziehe» sich im dritten Akt fast direkt iintcr den Augen des Publikums. Der Vater, welcher natürlich nichts ahnt, hat sich inzwischen wirklich in seine Frau verliebt, er stellt »m Erhörniig, wird aber znrückgewicsen. Ta erfährt er von der Gouvernante seiner Fra», die noch innncr das Gnadcnbrod in eine», Hanse ißt, daß er betrogen wird. Er stürzt in dnsBondoir icmei Gemahlm, die mit ihrem Liebhaber allein ist und ihn in einen Wandschrank versteckt. Ans die Aufforderung ihres Mannes, hcii M'iischnldigen zu nennen, stellt sich Rcnec vor die Tbüre und rnil c „Sic werde» mich zuerst tödtcn. dann holen Sic ihn!" Jn- pr sthcii erzählt Saccard. daß sein Sohn eine Amerikanerin bei« i.uhc» wnd. Nenee, die sich nun verlassen und ausgegeben siebt, «greift de» Revolver ihres Mannes und erschießt sich, nachdem sie vorher die Thür geöffnet und Marime als Verbrecher gezeigt hat. Ter Bestall einer wvhlgeichulten Elaauc wurde natürlich von dem Zachen der Menge übcrlöiit und der Name des Autors, der nach der Vorstellung genannt wurde, konnte kaum vor dem Lärm ver stände» werde». — In der Rne Montaigne, die durch den dreifache» Mord unlängst solch' schauerliche Berühmtheit erlangt hat, ist aber mals ein Verbrechen »nd zwar im Hanse neben der ersten UnglückS- slälte Vorgekvmmen. Frau Julia M.. die 19jährige Frau eines Marineoffiziers, schoß nach einer heftigen Szene ans ihren Mail», den sie am rechte» Arm nicht »»erheblich verwundete. — Es ist ei» Ehrengericht z>lsa>ii»ie!ig"trctcn. um zu beschließen, ob der Wege» Landesverrats! entlassene Ayrolles noch länger die in seinem Besitz bcsindllchen Orden tragen dar'. Belgien. Die Brüsseler Sozialisliniien wollen ihren männli chen Genossen in keiner Weise nachslclien. Sic habe» sich ein eige nes VeilamnilmigSlokal in der Nue deS Niches-EIaircs neiniclhet und natürlich eine rothc Fahne nnLgcsleckt. Vergangenen Sonntag beabsichtigten diese Dame» sich mit Musik in einem Aufzuge nach 1cm Home des Volkes zu begebe», um ibrc neue Verciiisfahiic ciiizii- wcihen. England. Das Unterhaus wird sich durch die Straßen- dcmonstrationen gegen das irffcheZwanggeietz nicht cnffchüchtcrn lassen, und nach Außen hin wirkt^die GesclttchiM, in welcher man nur die Gladstoiiecmer bei den i» Scene geletzten Demonstrationen findet, nichts weniger als vortheilhast für die von ihnen vertretene Sache und für die liberale Partei. Der irische Mob der britischen Städte so unter dem Schutz che der angeblich be- t »u kämpfen. Diese BundeSgenossenschast ist den höchst unbequem: abschtttteln kvmien sie dieselbe der nicht, den» die Sozialisten gehören zu den Massen, an welche ch Mr. Gladstone im Kampfe gegen die Klassen gewandt hat, und ie sind gleich ihm Gegner der irischen Zwangsbill. In den weiten Bundesgenossen lratemisiren »u sehen. Gleich wenia vorthetlhaft ist die Bunderae,wssenichaft der Sozialisten, die natürlich nicht träge waren die Gelegenheit zu benützen, sich in die Reihen der von Gladstone grjührten Massen einzustellen und ' und Schirm der liberalen Führer für die S< drohten Freiheit »u kämpfen. Gladstoneanern " aber nicht, sich" sie, . . Kreisen der Bevölkerung macht freilich diese BundeSgenossensckast einen schlimmen Eindruck: sie macht selbst die enraairtesten Äw bänger »nd Bewunderer des „großen alten Mannes" stutzig und sie fragen sich, ob er die rechte Sache vertritt, wenn ec das irische Ar beiterproletariat und die Sozialdemokraten aus seiner Seite, die englischen Arbeiter nicht für sich, und Chcnnberlain und Bright gegen sich ha». Im Battersee-Park erklärte bei der dort abaehal- nenen Entrüstungsversannnlung der SoziaUstensührer Mr. BiimS, der mit den liberalen PailamentSabgeordnctcn aus der Tribüne stand. Chamberlai» habe früher drei Acker Land und eine Kuh für jeden Feldarbeiter verlangt: er werde aber von den Arbeitern iür den Verrats; an der Sache der Freiheit in Irland nur eine Kugel und einen schmalen Streifen Erde von sechs Fuß Länge und zwei Fuß Breite erhalten. DaS sei genug für ihn nnd mehr verdiene er nicht. Er frage überhaupt, ob sich seine Zuhörer nicht freuen würden, tuen» Lord Salisbury und Mr. Ehamberlnin und einige aLem Forelrm abgeneigte Stlmmbrhandlung , ^ musikalische Korrekt heit, gut« Jntentionm in Bezug auf den Vortrag waren überall anyeftrebt worden. Natürlich waren die guten Absichten der Leb «rin bei einzelnen ihrer Schülerinnen, die ja meist den Gesang nur dilettantisch treiben wollen, nur sozusagen knoepenhast angedente». Der verschiedene Grad der Ausbildung. veS Talentes unddeSVor- tragSmutheS wirkten hierzu selbstverständlich mit. Weiter gediehen, und deshalb hervorzuheben war die Leistung des Frl. Kiiznitzky, die mit schöner, großer Stimme und dramatischem Temperament, aber auch mit einiger Neigung »um Heruntrrziehen deS Tones sang: tragssinn der letzteren Dame und. mit besonderer Femsinnigkeit. der deS Irl. Lorenz l. Eingelcitet wurde die Aufführung durch den 187. Psalm von Liszt, dessen Aufwand von Aiisführungsmitteln (Solo, Chor, Violine. Harle, Harmonium, Klavier) allerdings nicht iin Verhältnis) zu seiner Wirkung stand. Ein später cingcreihter Franenchor von Schnndt-Doli machte einen recht angenehmen Ein druck. Die Produktion unterstützte in verdienstlicher Wen'e Frl. Ziech (Harte). Hr. Mahn (Violine), Hr. Braunroth (Leiter der Chöre). Frl.:Ha»drich nnd Hr. Röhr (Klavierbegleiter). E. K E Herr Hosralh S ch u ch und Gemahlin wurden in seltener Weise von den Majestäten ausgezeichnet. Frau Kammersängerin Elementiiic Schuch erhielt von Ihrer Majestät der Königin in Est iiinernng an die vlrttwicn kleine» Theatervorstellungen bei Hole a'.s „jüngste Hosschauspiclerin" einen prachtvollen Margnisen-BrillaiN ring, Herrn Hoiralh Schuch wurde eine wnndcrvare Brillant-Rade! MI Erststg Andere mit Hilfe der chemischen Packetpost schnell nnd bald dorthin mit der Chiffre Sr. Majestät des Königs als Anerkennung für die befördert würden, von wo eö keine Wiederkehr nicht ? — Der Ab- Leitung der »iiisitalisch-theatraliickcn Soireen bei Hose überreicht. s- Die beiden, von.Herr» und Fra» Hildach zum Besten unbe mittelter Schüler für den 2!«. April und 2. Mai veranstalteten S ch üler - Svirceri sind mehrfacher Hindernisse wegen am Ken 9. nnd 18. Mai verlegt worden. Die Soireen finden, wie früher bestimmt, im E>otel de Sare statt und die bereits gelösten BillctS behalten selbstverständlich ihre Giltigteit. s Die Mmik-Atadcimc von B. R aIliu s; veranstaltet nächsten Freitag, den 22. d. ini Saale^ des Hotel de Saxe einen Vorträge abend (den letzten in dieser Saison), unter Mitwirkung von Fcl. Elsa Uhlig nnd Herrn Robert Seiler (Gesang), sowie der Herren KammcrmrinoS .Herin. Scholtz, Kaminerniusikus Eichhorn. Pianist Heß und Violoncellist Johannes Smith. t Die vieraktigcOper „Lorelei;". Text undMnsik von dein Königsbergcr Kvmvvniste» und Konseivatoriiims-Direktor O-'- Fiebach, hat bei ihrer erstmaligen Aufführung am 81. Mir; Stadtthcaler zu Königsberg einen völlig durchschlagenden gehakt. s Das in Weimar mit großem Erfolg bereits gegebene Tram - Wiel „V ittoria Accorombon a" von Auguste Götze ist w n der Direktion des Hamburger Stadttheaters zur Ausführung ange nommen worden. Die Titelrolle wird Fruu Franziska Ellmenn b ipielen. '«' Die Herren Pianist Heß nnd Kammermusiker Blnmer nnd Stenz coneertirle» vcrgiingencn Sonntag im zweiten Verein Abende dcS Richard-Wagner-ZwcigveremS in Großenhain Tie zum Vortrag gebrachten Werke: Trio (tt-cini) von Moiark, Trio (L-moll) von Beethoven und das Schnbertsche L-ijar-Trio fanden in der vollendet schönen Wiedergabe durch die genannten Herren de» imgetheilten Beifall des zahlreichen und distingnirten Auditoriums. Die denk sch e M n s e siegt gegenwärtig nicht nur in Pari?, sondern auch ini Elsaß. Die Meininger gaben letzten Sonnabend i» Straßbnrg die „Jungfrau von Orleans" zum ersten Male vor ansverkaiiiieni Haine. s Die Frage der Ausführung von Wagner's „Lohengri n" in Paris berührt die stanzösische Metropole tiefer, als ein gewöhn liches künstlerisches Ereignis;. Um die wirkliche Bedeutung der Frage kennen zu lerne», muß mo» de» Ariikel der „Nepubligne srancaisc" lesen, welcher von Jsainbert »»tcrzeichnct ist. Hier wird der Kernpunkt der ganzen Angelegenheit bc'prochen und dem fran zösischen Publikum die Wahrheit gesagt, welche ihm am unnnge- nchiiislcn ist, die es aber hören muß, weil sie, wie man liier sich ansdrückt, die „vdritb vrniv" ist. Aber um die jetzige Gestaltung der Lage zu verliehen, muß man sich erst einige Dinge in dcis Ge dächtnis; pirückniieii. Außer in Deutschland wird Wagner wohl nirgends rn der Welt so bewundert, wie gerade in Frankreich. Viel fach kennt ma» selbst seine schwierigsten Werke nuSwendig. Seit zehn Jahren geht kein Sonntag vorüber, an welchem man nicht ein oder zwei Stücke dieses Meisters in den Concertcn zu horcii bekommt. Die „Nibelungen", „Tristan und Isolde", auch „Parsisnl" sind dem Parise> Publikum so oft vorgctragc». daß man mit ilmen g eordnete Mr. Morgan, welcher präsidirle, wollte mit den übrigen Parlamentsmitgliedern gegen diesen Ausdruck der Gesinnungen Pro- tcslircn: die Volksversammlung nahm aber Partei inr Mr. Burns nnd erklärte, daß Tyrannen kein besseres Loos verdienen ! Die Agi tation gegen die Regierung und die Majorität des Parlaments bat damit unter den Ainpicic» Mr. Gladstones nnd Mr. Morleys eine höchst bedenkliche Gestalt angenommen. Die Geister welche hcrani- bcschworen wurden, wird nin Ende selbst der Zanne^mcisler nicht rn bannen vermögen. Was aber auch immer geschieht, das Eine sieht fest, daß die Haltung der Agitatoren in der vorliegenden Frage nicht die im Volke herrschende Stimmung repräsentice nnd da»; da mit vv» den liberalen Führern der liberalen Sache Wunde» ge schlagen werden, die z» heilen eine lange Zeit erforderlich sein wird. Mr. Gladstone dürste diesen Zeitpunkt und damit die Rückkehr zur Herrschaft nicht erleben! Lo » do ». I» Schottland macht sich immer mehr eine Scllfft- vciwaltuiigsngitativ» geltend, denn die Schotten hoffen bei einer eventuellen Befreiung Irlands auch selbstständig zu werden, des gleichen die Bewohner von Wales. — Die Fachblätter erlassen heftige Proteste gegen die Verringerung der reitenden Artillerie und hebe» hervor, das; die englische Eavalerie an sich schon so gering fügig sei, da;; es ganz unmöglich wäre, sie noch z» vermindern, denn die reitende Artillerie in England ist Eavalerie, welche Ka nonen begleitet und dieselbe kann ebenso vvcrircn, wie Dragoner »nd Kürassiere, sie ist nicht nur Bedecknngstiuppe wie in anderen Landern. — In Dublin waren Plakate folgenden JnliaüS nngc- schlagcn: „Wenn nach allen erdenklichen Vorstellungen Englands einzige Antwort an Irland die Wahl ist zwischen dein Gefängnis; nnd dem ArmeiihanS. so seid nicht verwundert, wenn das alte Land Labonchcrs Natt; befolgt und alle Meuchelmörder der Freiheit in die Lust sprengt!" An anderer Stelle konnte man tele», daß die Engländer sich z» Pfingsten ans eine schone Ueberraschiing gefaßt »lache» mögen, wen» nicht vorher der heilige Geist der Erleuchtung auch bei innen cnikehrt. — Die größten Erfolge, welche je ein englisch spielender Künstler errungen, kan» sich Edwin Bvvth zii- schreide». Für 7 Vorstellungen echielt er nicht weniger als 22,000 Psd. Stert, nnd für fünf weitere 18,000 Psd. Sterl. Rnhlanb. Das in Brüssel cricheniciide Journal „der Nord" weist die Erzählung eines Korlespviidcittcn des „Figaro" über eine Unterredung niit Baron Joinini, einem Mitglied des russischen Mi nisteriums des Aeiißeren als hochphantastiiche, niit Jrrtbümern, Widersprüchen »nd gewagten Behauptungen bunt dnrch'ctzte Dar stellung zurück. Ans die indiskrete Frage des Figaro-RedakteurS, wie Rußland bei einem Kriege zwischen Teutichland nnd Frankreich sich perhalten werde. Hube Jvmini nicht antworte» können, da die Lösung einer solchen Frage nur dem Souverän znstehe. dessen Ent scheidung Niemand voraus veurtheilen könne. Jvmini habe sich daraus beschränkt, zu erklären, daß man nicht erwarten dürfe, Ruß land werde leichten Sinnes sich entscheiden, zwischen zwei großen Nachbarnativiien jene Keime vv» Haß, Kriegen, Repressalien und Rache zu schasse», die seit Jahrhunderten die beiden Ufer des Rheins mit Blut bedeckt haben und die Dank der Weisheit der Sonperäne zwischen Deutschland und Rußland nicht exislireii: so mit sei das beste Mittel zur Erhaltung des Friedens die Aiffrecht- erhaltung srenndschaftlicher Bestehungen zwischen Rußland nnd Dcntschland, weil letzteres, wenn eö über seine Grenzen beruhigt sei, alle seine Anstrengungen dem Werke seiner Einheit znwcnden könne, während es n» dem Tage, an welchem es seine Sicherheit bedroht glaube, das Schwert zu seiner Vertheidiguiig ziehen nnd Verbündete inmen müsse. Rußland erweise niit dieser Politik sich selbst so gut wie Frankreich »nd dem Frieden Europas einen T iensl. Ter Korrespondent des „Figaro" Hobe diese wohlgemeinte Ansicht nicht »ach seinem Gcschmacke gesunden, da er eine mysteriöse An spielung ans eine angeblich von Joniini an Flonrens, dem französi- ichen Minister des Arnßcre», gemachte Mitthcilniig dafür erzählt habe, zu welch' letzterem eben Jomim durchaus in keinen Bezieh ungen Itehe. Ter Bankier Vlioch in Warschau, Mitglied des gelehrte» Coniitees des Finanzministeriums, ist zum wirklichen Staatsrath ernannt worden. Ende dieser Woche werden sich mehrere russische Offiziere nach Paris begeben, nm dem General Bonlanger einen durch eineSub- scriplion geknifften Ehrcndegcn zu übergeben. Es ist ein circassischer Säbel, dessen Griff ans beiden Seiten mit Brillanten und anderen werthvollen Steinen bedeckt ist. Ans der Klinge sind die Worte cingegrobe»: „Dem General Bonlanger, Rußlano. Es lebe Frank reich, es lebe Rußlnn d!" Die Zeitungen verzeichnen das Gerücht, daß schon in der ersten Hälfte des lansciidcn Jahres der Einstihrzoll auf Tabak auf 1 Rubel 80 Kopeken erhöht werden soll, der Zoll aus fremde Cigarren (Mille) soll in Zukunft 3 Rubel 20 Kopeken betragen. Zugleich soll die Abgabe für im Lande erzeugte» Tabak und fertig gestellte Cigar ren ebenfalls eine Steigerung erfahren. Serbien. Der König empfing in Belgrad den deutschen Ge schäftsträger v. Tschirschky und Bögendorff »r einer Privataudienz. Amerika. Eine i» Guatemala tagende Versammlung von Tclegirtcn der centralamcrikaiinchcn Republiken hat sich für den Abschluß eines Frcundschcffts- und Handelsvertrages zwischen den fünf Republiken ausgesprochen. Darnach solle» künftig die Bürger irgend eines Staates Bürger von allen sein, gleichviel wo sie ge boren sind; sämnitliche Staaten sollen in einem politischen Streit interpeniren, im Falle eines Krieges zwischen verschiedenen Staaten sollen die anderen strikte Neutralität bewahren nnd wenn ein Staat mit einer sreinde» Macht in einen Streit verwickelt wird, sollen die anderen gemeinsam Vorgehen. Die ccntralamcrikaiiische Union soll wiedcrl,«gestellt und Handels- und SchifssohrtSsreiheit zwischen den verschiedenen Staaten stipulirt werden. Die Passagiere imo die Maimsehast des auf dem Wege von San Francisco nach Tahiti verbrannten Hamburger Dampfers „Nnjatea" ist. ausgenommen eines niitcrwcgs gestorbene» Passagiers, wieder in San Francisco gelandet. Kgl. Hotlieatcr (Altstadt) geschlossen. Die erste Feitilletou. ck Wie bereits berichtet, bleibt das heute wegen Vorbereitung z» „Merlin" g Ausführung der Over findet übermorgen statt. v Gestern fand die Haupt- und Generalprobe zu der neuen Goldmcirk'schen Over „Merlin" von früh 9 bis Nachmittag halb 4 Uhr im Kgl. Hosllicat« statt. DcrEvmponfft ist bereits seit diei Tagen hier ainveicnd nnd tritt der obersten Leitung der Oper bc- rathend nnd hellend zur Seite. Die Haupt- und eigentlich die ganze Oper beherrschenden Solo-Partien sind in den Hände» von Frl. Malten und Herrn Gndclius: ab« auch dieEborsätze sind sehr bedeutend, schwierig und schwungvoll. si Die vorgestrige Abendvorstellung ini Ncsidcnzt Henker ward durch de» Bestich Ihr« Kgl. Hoheiten des Herzog und der Herzogin von Anhalt-Dessau nebst Söhnen und Sr. Hobest des Punze» Albert vv» Snchieil-Attciibnrg nebst Genicihlni ausgezeichnet. 1 Die Gcsaiigschnlc der, F-ran N. Faltend erg Sonntag Vormittag ihre zweite Prüsuiigsaussührung. E nach den Ergebnissen derselben neiicidings scstslcllcm hatte am s läßt sich daß Frau V. Polizeibehörde borgrkndcn nnd oustzesordeit. de» Nachweis über?ne Berechtigung zur Führung des AdclStitcls zu e Sepsried erklärte, daß er diesen Nachweis dnrcli w nicht zu licscrii vermöge; er wisse nur durch M.'Uhriinnam ,e ne^ Sinters und Großvaters, daß er adelig sei. Der streitige ^all dunti. ebenso vertrant ist, a!S mit „Robert dem Teufel", der „Weißen Dame" ee. Auch maßt die Paus« Gesellschaft im Allgemeinen sich an, alle Werke Wagner's zu verstehen. Ueberall, in den Conecrl- hänsern re., werden seine Schöpfungen, darunter auch „Lohengrin", mit Beifall begrüßt nnd von dem begeisterten Publikum eine Wiederholung dcoelbcn verlangt. Ebenso huldigt die gcsaiiimtc junge sraiizösiiche Musikschule dem Vorbilde Wagner's. Aber was bedeutet denn angesichts die'« Thaksachen die Frage „Lohengrin" liherhanpt? Das; es eben zu einer „Frage" gekommen ist, dgrin > gerade liegt der Schwerpunkt. Jetzt bandelt cs sich nun einmal i nm eine Frage, wie etwa um die bulgarische, oder die der Stadt- utthe, ob« »m sonst einen der vielen Gegenstände, über welche ein § fast unerhört« nnd andauernd« Lärm geschlagen worden ist, ohne daß man recht wußte warum. Doch ans die Gefahr Hin, die fran zösische Eitelkeit, welche hi« sehr hetbeiligt ist, empfindlich zu v« letzen ruft Herr Jsambcrt in dem erwähnten Artikel seinen Lands leuten Folgendes zu: „Geben Sie Acht. Sic sehe» nicht, wohin Sic gelangen! Wenn dieses Werk von Wagner wirklich so hervor ragend ist, wie es gerühmt wird, io ist es groß und berühmt gewor den, ohne daß Paris den kleinsten Theil daran hat. Wenn es aber seinen Ruhm nicht verdient, so kommen Sic zu spät, iim daran noch etwas ändern zu können. In jeder Hauptstadt der Welt hat cs Anerkennung gesunden, mir nicht hier. Sie selbst tragen die Schuld, das; „Lohengrin" seinen Riesem-ns sich erworben hat ohne Ihre Belheilicrniig. Sic sind jetzt aus dem besten Wege, Paris zu entkröiien, Sie machen cs den Fremden leicht, wenn diese dem alten Recht Frankreichs widersprechen, dem bisher anerkannten — Recht in Sachen der Kunst und Intelligenz das letzte Urtheil zu sprechen und andere Völker zu zwingen, dieses Urtheil als Gesetz anzuerkciinen." — Dns freilich ist die „vöritü vrais", doch sie kommt zu spät. Das Recht, von welchem Jsambcrt hier spricht, ist längst den Händen Frankreichs entschlüpft, und dies ist ein so tief kränkend« Verlust, daß dt jemand jemals davon gesprochen hat. Tic Erniedngnng. welche Frankreich hierdurch erfahren, mag schwerer zu trage» sein, als alles Andere. Tie Emaiicipirung von dem Despotismus Frankreichs nui dem Gebiete der Intelligenz hat mit der Jenny Lind begonnen. Diese Sängerin eroberte die ganze geschieht seit mehr als 20 Jahren nach jeder Richtung bin. Unter dem zweiten Kaiicrreich hat Paris seine alte Geichmacks-Uebcrlegen- hcit verloren. Die entsetzliche Sittenvcrderbniß «heilte sich allen Kreisen der Kunst mit und trat nm meisten in der Niedrigkeit und Verdorbenheit der Literatur zu Tage. Tie französische Bühne hat thaisächlich die Tbenter ganz Europas genährt, aber imnicr nur in dem Maße, in welchem dns Publikum sich erniedrigt und ver schlechtert halte. Da aber, wo gesündere nnd höhere Anschauungen gelten, finden sraiizösiiche Leistungen keine Beachtung mehr. Aus diese Thatiachc denlet Herr Jsamhcrt znm erste» Male öffentlich hin, im Stillen haben ernste Leute schon längst die gleichen Em pfindlingen ausgctanicht. Pons hat sich selbst eittkrönt, sein Urlhcil gilt nichts mehr. Frankreich ist heule nicht mehr im Stande. Geister httborznbringen, welche für Hohes und Erhabenes Gesüb! oder Urtheil besitzen. Es kann sein, daß stärkere Generationen folgen, welche mehr Krott aus politischem und wirthscliastlichem Ge biete zu entwickeln im Stande sein werden, doch auf dein Gebiete der schönen Künste bat Paris für imm« das Recht verloren, irgend einem srcmdcn Volle sein Urtheil zur Beachtung ausznzwingc». -ß Im Verlage von L. Hossarth, hie', «schienen „Zwc: Wiegenlieder", ffir Piano'orte komponirt von Uw Seifert (Op. ff- Pr. 1 Nck.)» welche ohne schwer zu sein, außerordentlich me lodiös »nd ihrem Titel entsprechend fein charakteristisch cmpfnndc» sind. Tic graziösen Tvnstticke enipfchlen sich be'ondcrS für den Saloiivorlrag nnd als HanSiiinsik. * Ter Scharfrichter von Wien, Rudolph, Seyfried wurde zur rlningen. Herr okuinenlc wohl ZV i'; .. ch R 'ri- ff-M rn»! M. Zätzh i>'- 'ch' jM-ß l'' Mss Haltendem eine tücytine und sorgfältige Lehrerin ist. Die Vorträge Vaters und Großvaters, daß er adelig sek. machten vnrchgebends einen gewinnenden Eindruck. Vorsichtige, durch das Lldclsarediv definitiv crledrat werden .Ne.
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