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Dresdner Nachrichten : 03.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189912038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-03
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.12.1899
- Autor
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Seite Belletristische Beilage ,« den „Dresdner Nachrichten". .Run, keine Fremrdin. kennst D« mich nichr mehr?' rief Friedhelm in geizendem Vorwurf, ^Lange genug hast Du Dich nicht de« uns auf den «tderu sehen lasten und uns wirthichafien geholfen! D« weißt wohl gar Vicht mehr, «ie ich heiße, — waSN Das Lind »Scheite matt. «Om. Friedbelm!" sagte es leise. «DaS «ist Kd meinen! Denk mal. wie hübsch das war. als Du in, Sommer Onkei Franz und mir Garben binde» dalfest. nnd wir fuhren Dich später auf dem Erntewagen nach Ha ule. Besinnst T u Dich noch ?" Naemi nickte stumm. „Und was daN Tu hier für schöne Sachen!" Der junge Mann beugte über de» «iedrige» Tisch. »Wen wirst Du Dir denn zu Gast laden zu den feinen Gerichten?" «Ikeiueu!' «Kernen? Potztauiend. Naemi. bist Du aber ungastlich I Ich hatte be stimmt d'rarrf gerechnet. Du würdest mich einladen oder Teuren Pater'" Naemi «uiiworlete nicht. Ihre rnaaeren Händchen fuhren an den Arm lehnen de- Kuiderstubis langsam hi» und her. als wollten sie sie blank Policen. «Soll ich nicht ein biSchen bei Dir bleiben, und wir erzählen uns was k" fragte Friedhelm weiter. «Wenn Du willst!" «Natürlich will ich! Sieh' ich setze mich hier dicht neben Dich, und nun kann's losgehen! Du sollst mir nämlich Auerlei sagen, was ich gern misten mochte!" In Naemis stilles Gesicht che» kam ein unruhiger Ausdruck. — eifriger noch, als zuvor, fuhren die Händchen aus den Armlehnen hin und der. «Gleich zum Beispiel, wie es Deiner lieben Mutter geht!" fuhr der junge Man» in unbefangenem Ton iork Das Kind wurde mit einem Mal glühend roch, seine lange» Wimvera flatterten ängstlich aus und nieder, — endlich hob es die Augen und blickte mit einem ergreifenden Ausdruck von Scheu und Besorgnis aus den Barer. — Prediger Teinhardt legte seine Hand sanft auf das Helle Haar seines Töchterchens, küßte es leise auf die slir» und ging dann langsam auS dem Zimmer. tSchiuL Diniit»-.- Allerlei fLrr? die Avcrrrervrvett. Merkspr» ch: Eins merk' bei Deinem Erdensircken, Wenn leichter Sinn auch guic Mode ist: c Bedenke, daß ein jeder Lairin im Leben ; Ja auch zugleich ein Schritt zum Tod« ist! . »id«rt R,»erich. , vugetzors«« her Kinder. Man hört so oft die Mütter klagen: s «Meinem Manne folgen die Kinder, mir aber nicht!" Diese Klagen durften ° nicht sei», die Kinder müssen der Mutter genau >» folgen wie dem Barer, z An wem liegt die Schuld? An den Kindern? Wohl kaum: sie bewegen l daß sie gehorchen können, wenn der Vater envaS befiehlt. Allo wird es wohl l an Dir liege», liebe Mutter! Da sehe ich ichon Tein zürnendes Antlitz mrt ! allerleiEinwünden. aber es ist >o. Ich gebe zu. daß es dem Barer in mancher , Hinsicht erleichrert ist. den Gehorsam der Rinder zu gewinnen. Ec ist durch l seinen Benif der Familie viel fern gehalten, die Kinder leben ihn alio weniger: wen» er zu Hauie ist. beißt es Rücksicht auf ihn nehmen; sie bemerken, daß : sich a»ch die Mutter nach »einem Willen richtet, kurz der Vater rr'cheint den ' Lindern etwas mehr in der Feme, ist ihnen mehr RespektSpenon Aber Las ' Alle- erklärt nicht, daß sie Dir. der Mutter, nicht folgen wellen Einige» i der hauptsächlichsten Urmchen hierfür wollen wir jetzt einmal nachgeben. Du. die Mutter der Kinder, bist den Tag über um sie beichäsliqt. mit all' ihre» kleinen Leide« und Freuden wenden sie sich an Dich. Du bist ihnen alio Ber- trauen-perio». Die Kinder suchen sich nun auch zu unterhalten und zu beschäftigen. Sie folgen dabei ihren kindlichen Neigungen und Trieben, beginnen, ihrer lebhaften KindeSnatur folgend, bald dies bald leneS Unt da- paßt oft der Mutter nicht. Saum habe» die Sinder etwas begonnen, io folgt ein Verbot der Mutter: wenden sie sich etwas Anderem »u, >o ist ih, wieder etwa» nicht recht: an jeder Be>chöfriguiig der Kinder oder au der Art. wie sie diese onsüden. hat sie etwas ausrwetzen. zu tadeln, ja sie ganz zu verbieten. Mil dieie« unauSgeiehlen! Noigeln au den Kinder», auch auf anderen Gebieten und bei anderen Gelegenheiten, verdirbst Du sie Dir zur» Gehorram. Wie kannst Du verlangen, daß sie Dir miss Wort folgen, rven» D« fortwährend a» ihnen zu tadeln und hcrumzukviigcre» hast? Irgendwie will und muß sich das Kind be'chästigen. Da mutzt Du nun lernen, zu nnier- scheiden. erne Kleinigkeit auch als eine Kleinigkeit anzu eben. ja. auch manchmal etwas ganz zu überleben, weuu cS eben der Ausstuß des kindlichen Be- schäftigunqStrrebeS Ist: dann darfst Du aber auch an der richtigen Stelle unbedingten Gehorsam fordern. Direkte, ausgesprochene Unarten sind natürlich stets zu verbiete» Tann ist aber auch zu verlangen, daß das Kind sofort und unbedingt gehorcht Tdut eS das nicht, so niuß eS dann die Folgen seines Ungedvoanis spüren, d. h., eS mutz bestrast werden. Will man rechte» Gehorsam sehen, so muß mau aber auch verstehen, richtig zu befehlen und zu verbieten. Und daii» versehen eS wider auch so viele Mütter. Sie brauchen r» einem Befehl oder einem Verbot eine Menge Worre. wo ein Won oder einige genügt bätten. Tie hätte das Lind gehört nnd befolgt, aber über Deiner langen Red« kurzem Sinn ist ibm oft schon wieder etwas Anderes in seine» lebhafte» Sinn gekommen, und Du klagst dann über Ungehorsam Hatte Derne Zunge als» etwas im Zaum: das wird dem weiblichen Geschlecht zwar oft schwer, aber denk' an Dich um Deiner Kinder willen > Und dann — sei nicht lannenhait! Verbiete nicht heute Deinen Kinder» etwas, was Du ihnen morgen erlaubst, liebkose oder bewundere sie nickt heute, wofür Du sie morgen strafst. Sei alio immer gleichmäßig in Deinem Verhalten gegen Deine Linder! S«e müsse» stets wißen, woran sie mit Dir sind, dann wirst Du ihnen Autorität sein und sie werden Deinen Anordnungen stets gern folgen. Mit diese» Worte» will ich nur die bauvtsächlicksten Fehler gezeigt haben, die vo» den Müttern be« der Erziehung vielfach begangen werden, und die dann den Ungehorsam der Lmder zur Folge havcn Ie länger Du noch bist und Deme Linder noch sind, desto leichter wird eS Dir natürlich werden, diesen Rathschlägen zufolge». Aber ich möchte Dich herzlich bitten, es zu versuchen, und zwar mit rechter Ausdauer: aus euren Hieb fällt kein Baum Suche nur die Lindesnatur recht zu verstehen. Dn wirst dann auch bemerken, daß oft schon ein scherzhaftes Wort, erne launige Bemerkung, eine Frage genügt, um Gehovam. und zw«r sehr willigen, zu erreichen. Behandelst Du Deine Kinder im Allgemeine» s». wie ich Dir deute kurz gezeigt habe, so wirst Du auch am leichtesten trotziges und mürrisches Wesen von ihnen sernhalten. Du wirst sie »» fröhliche«, willigen, liebenswürdigen Menschenkindern erziehen, die Dir and Anderen Freude machen, über deren Ungehorsam Du Dich nicht zu beklagen haben wirst § H. PrimareinerMcdicinal-Citronenlaftist eine vortreffliche, aus nur baumreiien besten Citronkilfrüchten gewonnene Spezialität haltbaren geklärte,« Citroncnsaftes der Gewürz-Presserei Wilhelm Leskc in Eossebaude- LreSden. Derselben wurden aus den Landes-Ausstellungen in Dresden >898 und Leipzig 1897 mr diesen Artikel die erste» Preise zugeiprochen. Bei dem stetig wachsenden Interesse, welches alle .Kreise der Bevölkerung dem Ettronen- >ast einer vorzügliche» heilkräftigen Wirkungen bei vielen ErkraiiknngS'älle», zu Kurzwecken bei Gicht, Nbeuina. Gallensteinen. Hals-. Magen-, Darm leiden .c. wegen, iveziell aber während der heißeren Jahreszeit zur Lelbtt- vereilung eines angenehm kühlenden, lehr anregende» und elg>licke»deii, anhaltend durststillenden, zugleich köstliche» Erfriichiingsgetränkes Ellrolieil'ast-Lmioaadei enlgegendringe» mar die Herstellling einer guten Qualität geklarten haltbaren CikronensafteS dringendes Bedürfnis:, zumal gerade wählend der heißeren Jahreszeit frische Cftronen in der Regel nicht oder nur zu lehr hohen Preisen zu haben sind Dabei sind die Früchte noch g»ün und haben die schädliche» W-rkungen und Nachkbeile der Unreife. Der Medicinal-Estionensast oben genannter Firma sinder daher seitens des Publikums seiner Reinheit, ienicS pikante» Geschmackes, seiner Bekömmlichkeit und des billigen Preise» ll Glas --- 6 Eitroncn nur 25 Psg.l wegen die bene Ausnahme und immer größer wird der Kreis Deijenigen. die nach und nach finden, wie gut es ist. stets davon ei» Fläschchen vorräthia im Hause oder bei der Arbeit, aas Märschen (speziell auch für Militär-, Partie» rc. bei sich zu haben. Ewige- Glück. Noch kann es nicht mein Geist erfassen. DaS hohe Glück znkniist ger Zeit. Daß wir in einem bessern Leven Bon aller Angst und Q»al befreit! Tag nicht den Augenblick des Glückes Zu 'chnrll ver'cheucht die bitt re Noch. Daß aller Schmerz von uns genommen, Den nur zu reich das Schicksal bol! Daß nicht Entbehrung und Enttäuschung Tie Seele droben mehr bedruckt. Und daß sie allem Leid und Harme In Ewigkeiten ist entrückt! Fürwahr, ein Paradies der Freuden Mutz iene ichön're He.maih »ein. Und neiden nur macht' ich das Scheiden Dem. der da gehr zum Frieden ein! Hetztvi- N»tttzer. Silben-Rätbsel. AuS nachfolgenden 6» Silben: a, a, ar. bach. eb, ei, en, dam, de. der, der, di. do. s. ser. ga. gou, gv. grin, gui. h. Heu. her, iS. jo. k. ku. lau. len. les. ler. lo. Io, ma. nacht, nand, ne. neck. ner. nie. nod. nor. o. os. vH. oft. pol. ra», rcn, ro. ia. schal, see. sevh. stein, t. te». tür. vi. mal sind 23 Wörter m folgender Bedeutung zu bilden. 1. Hebräischer Name. 2 See an der Ostküsle. 3. Dichter. 4. Biblischer Name. 5. Oper von Bellini. 6 Pflanze. 7. Wert Schiller s- 8. Marktflecken in Sachsen. 9. Over von Wagner. Ist Name in einem bekannten Tranrripiele von Schiller. 1l. Komponist. 12. Griechischer Gott. 13. Nebenfluß des Rheins. 14. Italienischer Name. 15. Farbe 16 Komvonist. 17. Königreich in Europa. 18 Ostseebad. 19. Französischer Schauspieldichter. 2V. Name aus einer der belanntciten Opern von Wagner. 21. Edelstein. 22. Berühmter Mann im Altenhum. 23. Fluß in der phrenäischen Halbinsel. Die Anfangsbuchstaben von oben nach unten gelesen ergeben einen berühmten Dichter, die Endbuchstaben gleichfalls von oben nach unten gelesen zivei seiner Werke. z» »Nkit«. vonronvm. Das Ding, das Ihr errathen sollt. Studirt nnd flattert, rennt und rollt. «.«. »iris» WM InchnWchM«, * Gegründet L85S 6 14A. Sonnta,,, den 3. Dezember. L8S1d. Ein Gottesmann. Roman von Marie Bernhard. (Nachdruck verboten.) (Forderung.) Onkel Franz sprach stotternd und undeutlich vor lauter Mitgefühl, wäh rend Nacnil sich mit anSgebreitctcn Armen über die Mutter warf und unauf hörlich riei: «Aber mich nimmst Tu doch mit. wenn Tu fährst? Mich nimmst Tu dock mit. zu Mieze ? Mütterchen, ich darf doch mit Dir gehen ?" «Hör' mich an, mein Herzenskind, mein Kleinod!" Johanna hob da? Kind unaesiüm auf ihre Kniee. ..Hör' aut zu weinen. — ich will auch nicht mehr weinen! Sieh' mir in's Gesicht, merk' auf das, was ich Dir sage. Wirst Du?" «Ja — sab!" schluchzte Naemi. Sie wischte sich rasch die Thrünen fort und >ah ihrer Mutter mit dem merkwürdigen, feierlichen Ernst in s Gesicht, der ihre Züge stets wie verklärt ericheinen ließ. Ter Mutter Stimme hatte so seltsam geliiuigen. — so anders, ganz anders, als sonst. «Tu bist noch sehr inng. bist unsere Kleinste, unser Herzblättchen, unser Spielzeug. Henke muß ich zu Dir iprcchc». als ob Du schon viel, viel älter wärest! Sieb', mein Kind, ich werde schnell, ganz schneit abreisen müssen, in wenigen Stunden schon, — ich habe lange, lange Zeit zu fahren, weit sott, in ein fremdes Land, und da. wo unsere Mieze wohnt, schwere Krankheit, wo vielleicht schon Schlimmeres noch ist. als das, — sieh, meine Naemi. da kann man kein kleines Mädchen, wie Tu eins bist, brauchen. Und wenn Tu mir hundert Mal versprichst, sehr still und artig ;» «ein. — ich kann, — ich darf Dich nichr niil mir nehmen! Vor allem aber. — eines von uns muß beim lieben Vater bleibe», wenn wir Alle, wir Alle von ihm gehen! Ec hat keinen Soli», keine e»vachsene Tochter, keine Schwester mehr um sich — keine — kcuie Iran mehr. . . will seine Jüngste, seine Einzige ihn auch verlassen? Willst Tu nicht, klein und schwach, wie Tu »och bist, vermcben, Mittlers Stelle beim Baker zu vertreten — ihn bitten, daß er zu den Mahl zeiten itzt und trinkt, daß er mit Dir spaziren gehl und mr Gatten sitzt, wenn eS >chö» L» außen rst, — ihm etwas erzählen, ihn aistheitcr». wenn er traurig rst? Tu hast so vsl gesagt: Mütterchen, Dich lieb' ich am meisten von allen Menschen auf der ganzen Welt. — Tu niebst mir so Vieles, um was ich Dich bitte .... bist' Tu mich doch auch mal um ganz, ganz tvas Großes! — Jetzt komm' ich und bitte — wird mein süßeS Kind mir meine Bitte er füllen ?" Naemi war sehr blaß geworden. — Franz Kcnncweg konnte den Blick nicht von dem Kinde wenden, — das kleine Gesicht schien wie vergeistigt. Unverwandt sahen NacmiS Augen in die der Mnrtcr, als wollten sie ihr in der Seele leie». «Ich — ick," — das Mündchen zuckte und bebte, die kleinen Hände wur den eiskalt vor Erregung, nnd ber Atbem stockte. .Ich werde thun. — wie — wie Du mich bitten. - aber — aber — Mütterchen." - des Lindes Stimme brach in laureni Ausschluchzen — »ich lvrrd' sterben müssen, wenn ich nicht bin. wo Du bist!" ES war gegen Abend, da hielt wieder, wie vor mehr als zwei Jahren, die ichwersällige Kallcuche vor dem Vorgärtchcir des Pfarrhauses aus der Londiiratze. Die beiden müden Braunen ließen die Kopie hängen und schlugen schläfrig niil dem Schweis nach den Fliegen, die sie crmniminte» Wie damals, als das Kind des Haines httiaussiihr in die weite Welt, trat Luhe, jetzt die einzige Bedienung im Psarrhof. mit oeiivcinten Augen über die Schwelle und reichte Koster und Handtasche,i zum Kutscher hinaus. Immer von Neuem getobte die treue Seele, gut aus ihren Hem: Acht zu geben, iür ihn zu sorgen, über Naemi zu wachen. ..Alles. Alles, io gut ich nur kann, Frau Pfarrer l" Und neben dem vssenen Wagen-chlna stand Franz Kenneweg, stumm vor lauter Mit- grrühi, nnd neben ihm Friedhelm von Küster, ernst und blaß. Was Alles hätte er der Frau ragen mögen, die eben jetzt, bleich und verweint, über die SckweUe trat! Aber dnrtke er das? Nicht um ihn und seine Empstnvungen handelte eS sich hier, bei diesem hastigen, traurigen Ausbruch, der die Gattin vom Herzen deS Mannes, das Klnd von der Mutter loSriß! Ulrich Tcinhardt's gebeugte Gestatt lehnte neben dem Staketenzauu: Immer noch blickten seine Angen gut und mild aus dem steingewordenen Gesicht, aber tirre Gramesiurchen zogen sich um seine Lippen, die Haare waren dünn und grau geworden, und die Hä»de zitterten ihm. Er hielt Naemi mir einem Arm umtaßr, den anderen hatte er um seine Gattin gelegt. «Der Herr »egnc Deinen Ausgang. — Gott der Herr sei mit Tür, Johanna, mein geliebtes Weib! Ist eS sei» heiliger Wille, so cehrst Du mir wieder! Amen!" 25. Kapitel. ^Kich hat Herr Prediger Teinhardt zu sprechen verlangt? Wirklich mich? ES liegt keine Berwechsclung vor? Sie haben sich ganz bestimmt nicht geirrt?" «Nein, ganz gewiß nicht, Herr Hanpkinann. So hat Herr Pfarrer zu mir gesagt: «Geh' hinauf zum Schloß und sieh' zu. daß Du Herrn Haupr- manii von Nüster, den Sohn vom Herrn Obersten, selbst sprechen kannst, und daun bestell' ihm meinen ergebenen Gruß, und ich ließe id» bitten, heute noch, so bald eS irgend seine Zeit erlaubt, bei mir vorruivrecken!" Luise stand in bescheidener Haltung neben Friedhelm von Küster in der Vorhalle deS Schlosses, wo sie chm gleich bei ihrem Eintritt zufällig begegnet war. nnd richtete ihre Botschaft ans. Friedbelm hatte jetzt in seiner äußeren Erscheinung wenig oder gar nicht- mehr vom ehemaligen Offizier und Alles vom Landmaun. — not» dsas vo» einem Landmann, der etwas auf sich hält. Sein Lodenanzug mit den hohe« Reitstiefeln ivar praktisch gearbeitet, saß aber gut. hatte nichts Saloppes. Vernachlässigtes an sich. Das Gesicht war gebräunt, vielleicht etwas schmäler geworden, und noch ernster im Ausdcuck. — die Haltung immer noch sehr Itrast, aber nicht mehr ganz so irrst wie früker. «So. so! Nun. eS versteht sich natürlich von selbst, daß ich komme. Weiche Tageszeit ist Herrn Pfarrer am bequemsten?" «Davon hat er nicht» gesagt I" „So lagen Sie es mir, ich bitte dämm! Ich möchte ihn doch nicht ge« stören!' «Ach — wegen dem!' sagte Luise besangen «Unser Herr ist eigentlich immer da. — ist immer zu sprechen. Manchmal, wenn ich der Naemichen sag', sie soll ihn bitten, sich nach Tisch wenigstens 'n bald' Stündchen hrnzulegea. dann thut er es ihr zuliebe, aber er schläft nicht. — Gon bewahre! Er schläft auch die Nacht sehr schlecht., ich weiß das! Wie sieht ec auch au-i Herr Hauptman» haben ihn wvhl lange nicht gesehen?" «Es 'öanen mehrere Wochen der sein Ich bin viel auf den Felde« draußen, wo Herr Pfarrer nichr hinkommt, und ihn zu besuchen —" »Ta werden ib» Herr Hauprmann sehr verändert finden Bitte ab« iebr. setzte Luve bescheiden hinzu, «zu Herrn Prediger nichts darüber z» sagen. Er liebt das ga, nicht. Herr Psi.rrec hat mir auch noch aukgetragen, zu bestellen, er wücde hierher aist S Schloß gclommen iein. war' aber ein bischen unpäßlich und mochte nicht warten, dis das Wetter besser wird. Die Wahrheit ist. — Herr Prediger ist zu schwach, daß er kaum bis in's Dorf kommt, geschweige denn hier heraus auf's Schloß!" «Aber ich bitte Sie, wie hat das io kommen können? Ei» Mann i» seinen Jahren. — früher kräftig und gesund!" «Ach. das ist ichon reit Langem. - da? spielt nun schon an die zwei Jab re!" Luise blickte zu Boden, glättete und zog an ihrer schneeweißen Schürze, als fürchtete sie. zu viel zu lagen. «Der Arzt nceinr >a. 's ist zweimal Instucnza gewesen und nie beachtet und nie auskurirl. — daraus hat sich daS Leber- und Herzleiden entwickelt. Ich weiß ja auch nicht, ob da» ricvtig lft—" «Und wie geht eS der Kleinen ? Was macht Naemi?" Luise hob mit einer ausweichenden Gebärde die Schulter. ,,'öerr Hanprmann werbe» ja 'clbil sehen!" Es kam sehr verzagt heraus. «Wann also wäre mein Kommen am erwünschkefte,: ?" fragte Friedpelm nach einem kurzen Stillicdwcigen «Wenn cS Herrn Hanprman» vielleicht in einer guten Stunde acncbm wäre? Jetzt haben wir drei Ubr. — um Vier trinkt Herr Pfarrer Kaffee, da wäre es da'd daraus wohl sehr schön . . . eS ist nur, well Herr Hauptman» gefragt baden —" «Gewiß. — natürlich! Also, bitte, bestellen Sie meine Empfehlrurg. nutz gegen halb fünf Uhr würde ich im Psanhausc sein!" Luise verneigte sich und ging. Friedhelm durchichrilt die Hallen vollend» und hing seine Reitmütze am Kleiderständer aus. Mit Stirnrunzeln gewabrtc er. daß besagter Kterdemander zwei Herren-Ueberrvcke und zwei .Hüte trug, — alio wieder Beiuch. — und er wutzte auch schon, wer es war. Draußen ging ein feiner Sprühregen nieder. eS war ein unfreundlich« Herbsttag. Das Laub an den Bäumen sah fahl und rostbraun aus. i» Schaaren sanken die welken Blätter derad und raschelten bei jedem Fußtritt. Die Wege waren aufgeweichr. am Himmel zogen drc Wollen tref und lchwer» es Karte seit Tagen säst unausgeictzr gelegner. Friedhelm klopfte gewodnheiir- mäßig gegen das au der Hmteuvan!) hciabhängende Wetterglas. .Regen" - unverrückbar seit! Im Wohnzimmer. daS er durchschreiten mußte, um in den Salon z» kommen, aus dem man plaudernde Stimmen. Lachen und das Klrrrcu vo» Porzellan und Silber vernahm, war es ungewöhnlich warm. Dich' ncde» dem stark überheizten Ofen saß eine iin'örmliche Gestalt in linem weite« Lehnsessel, eine bunte Decke über die Kniee gebreitet, vor sich ein Tijchchea, auf dem eine Menge Zinistoldaten in Reih und Glird ausgestellt waren. Der Oberst Halle ein -ehr großes. schwamnugeS Gesicht bekommen. denk« rechte Seite beständig wie zum Lachen verzogen war. Seine Augen batten einen blöden Ausdruck, die rechte Hand lag lchwer in dem Lchoog. die Zunge streß beim Sprechen an. «Friedhelm, mein Sohn I" Er schien sehr erfreut, machte eine Bewegung, nm aufzustehen. stöhnte ein wenig nnd schüttelte unwillig den Kopf. «Schön, daß Du da bist! Lange nicht gesehen! Seit wann bist D» hier? Wann kamst Dn an ?" Jetzt wiederholten sich dicke Fragen fast täglich. Widerspruch oder Auf- klärenwollen war nutzlos und reizte den Kranken nur, — das wußte Friedhelm nur zu gut. «Jetzt eben. Papa l" erwiderte er gelassen, nahm die Hacken zusammen und stellte sich in militärischer Haltung hi«, wie der Kranke eS liebte. Dies» nickte ibm lächelnd zu. .Wie lauge Urlaub?"
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