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Dresdner Nachrichten : 05.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187405051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: 4. Mai 1874 [i.e. 5. Mai 1874]
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-05
- Tag 1874-05-05
-
Monat
1874-05
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.05.1874
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1L- ». I»». «>«» 0» Al»t LSV1, lll von uur UIW oem ^.me. >..ro-.ma»u v-er, ei» !L>egrav»»„ auo ledergorbitz betr., veröffentlicht worden. Ich bedank« dleß namentlich deßdalb, well dabei eine unter vem Terl befindliche Bemerkung: „die Gorbitz«, überhaupt a» klrchl. Ordnung und Sitte nicht gewöhnt, pflegen" u. s. w. mlt zum Abdruck gekom men ist. Hat nun gleich diese Bemerkung nur den Zweck gehabt, der Behörde zur (Erklärung deö Tbatsächiicvcn zu dienen und darf auch alö gewiß angenommen werden, daß sowohl vou dieser alS von lehci» unbefangenen Les« des in jener Bemerkung über „die Gorbitz«" so iin Allgemeinen ausge sprochene Uttbeil nur mit derselvftverstSn blichen Beschränkung verstanden und nicht au» alle «Inwohnervon Riebergorbltz be zogen worden Ist. so erkläre ich doch auch letzt noch, allen an kirch liche Ordnung und Litte gewöhnten Gliedern der Gemeinde Mebcrgvrditz zu Liebe, gern, daß diele bei jenem über „die Gor bitz«" ausgesprochenen Urtyelle nicht habe» gemeint sein sollen und könne». — In welche crponirte Lage ein anständiger Mann dadurch komme» kann, wenn er zum allgemeinen Besten der letzt so oit gerügten und beklagten Rohheit von Selten junger Bur schen. die das sogenannte Anrcmpeln der Dainen zu ihre»» Vergnügen sich auSelscheii, durch sofortige Haftnahme der Flegel zu begegnen sucht, mutzte Schreiber diesen Sonntag Nachmittag erfahren. Meine Frau am Arme, wollte ich, von Altstadt kom mend, gerade die Promenade der Hauptstraße in Neustadt betre ten. als drei halbwüchsige Burschen im Alter von 18 bis 18 Jahren sSchlosscrlchrlinge, wie sich nachträglich herauöstelltes Arm in Arm tahcrkamen und es Einem davon gefiel, meine Frau mit solcher Gewalt in die Seite zu stoßen, bah sie laut anischric. Sofort mich umdrchend, lachten mir die Jungen frech und unverschämt ins Gesicht und ergriffen, alS ich Miene machte, michzu nähern, die Flucht. Um einErempel zu statuiren, setzte ich mich über das unausbleibliche Gegaffe der gerade zahl reich passircnden Spaziergänger hinweg und verfolgte bas Sub- ject, welches ich mit Hisse eines Dienstmanne- endlich auch fest- bekam. In der Erwartung, an her Brücke einen Sicherheit-Posten zu finden, tranöporlirtc ich den Burschen nach dort, sah mich aber getäuscht und nun gezwungen, ihn im Brückenzollhäuschen einst weilen zu festigen. Wie gewöhnlich bei dergleichen Anlässen, um gab mich so'vrt eine große Menschenmenge, welche den Verkehr, hemmte. Leiter war weit und breit kein GrnSh'arm sichtbar, und selbst das Suchen zweier Herren, welche meine Situation begrif fen und mich von der peinlichen Last dcS Wartens und des Schaustcheno befreit sehen wollten, batte keinen Erfolg, so daß ich mich schließlich und damit der Menschcnauflaui nicht noch gröbere Dimensionen annehme, genöthiat sah. den Burschen lau- scn zu lasten, gewiß zur Erbauung einiger alten Weiber, welche schon anfingen, laut Partei sür den Inbaftirtcn zu «greisen, dem sic liebreich verziehe» und ungestraft entlasten wissen wollten. Für mich soll aber der Fall zur Lehre dienen, daß ich in Zu- kunsl bei gleichem Anlaß lieber daS Unrecht schweigend erdulde» oder durch sofortige, allcrdings widerrechtliche Abstrafung deö SubjectcS mich entschädigen werde, ehe ich mich wieder ver anlaßt fühlen dürste, auf gesetzlichem Wege dem allgemeinen Interesse dienen zu wollen. - Der vom Beamten-UnterstützungS-Vekein „Justitia" am 27. vor. Monais abgehaltene Gastabend verlies für die Mitglieder und die Gälte des Vereins sehr erfreulich. Dag von der Gesell schaft „Artificia" bei dieser Gelegenheit auigesührte Benebirstcbe Schauspiel: „Das bemooste Haupt", «freute sich vielen Beifalls. Bei den vorzüglichen Leistungen der Ebrlich'schcn Capelle und der guten Küche dcS Herrn Thormann herrschte allseitiges Wohl befinden. Der Verein „Justitia" geht überdies mit der Idee um, eine Fortbildungsschule sür jüngere Fachgeuojseu tu'S Leben zu rufen. — Am Sonntag Nachts wurde in Leipzig ein junger Kauf mann aus Nürnberg, der in einem Fabriketablissement in Bautzen conditionirt und diesen Ort unter Mitnahine eines ihm zur Bezah lung der Arbeiter übergebenen Geldbetrags von 120 Thalern heim lich verlassen hat, in dem Augenblicke aufgegrisfen, als derselbe mit dem Nachtzuge von Dresden im Bahnhofe angekommen war. Den größten 2heil der veruntreuten Summe führte der junge Mann noch bei sich, während er sich mit dem fehlenden Geld« neu equi- pirt hatte. . ch - — Ocderan. Der Wonnemonat ist bei uns nichts weniger als „wonnig" eingezogen; die ganze vorige Woche hatten wir hier rauhes, kaltes Wetter mit fast ununterbrochenen Schnecflogen. Am Sonntag sah es aus, als hätten wir Weihnachten, die Bäume hingen so voller Schnee, wie mitten im Winter. Die entfernter liegenden Höhen des Erzgebirges leuchteten ganz weiß herüber. Schloß Augustusburg hatte auch einen weißen Schneemantel um. Da in unserer Gegend die Baumblüthe noch etwas zurück ist, so dürste die selbe weniger gelitten haben. Auch glaubt man im Allgemeinen, daß es den Feldfrüchten bis jetzt nicht- geschadet hat. — Fm Dorfe Grumbach bei Falkenstein ist am 27. April ein 1 s .z jähriges Kind währmd kurzer Abwesenheit seiner Eltern in ein Faß mit heißem Wasser gestürzt und hat sich den Rücken der maßen verbrannt, daß es am nächsten Morgen an den Brand wunden verstarb. — Ein trauriges Ende fand im Walde des Georgengrü ner Forstreviers bei Auerbach am 30. April der Waldarbeit« und Schenk,virth Heß aus Grünhain, ein fleißiger, braver Mann und Vater von 9 messt noch unerzogenen Kindern. Zwei seiner Söhne fällten eben eine Fichte und Heß kam unglücklicherWeise wäh rend ihres Sturzes unter dieselbe. Der Schlag brachte ihm einen Schädelbruch bei, an welchem er nach einigen Stunden verstarb. Die armen, gewiß nicht wenig erschütterten Söhn« trifft keinVerschulden. — Ein von dem Crimmitzschauer social-demokratischen Volks verein für nächsten Sommer projectirteS großes Arbeiterfest mit Fahnenweihe — die Fahne ist das Geschenk der Frauen des Volks vereins — hat die königl. Kreisdirection zu Zwickau untersagt. — Versteigerungen. Den 6. d. in dem Geriet,ts- amte: Waldenburg: Gottiieb Göpfert- Mühlen- und Flnr- gruntstück in Langenclmrsdocf, 1791 Thlr. und 1580 Thlr. taxirt. — Verlautbarungen i in Handelsregister. Die Firma M. S. Simon heißt von letzt ab: M. S. Simon s Nach folger. Inhaberin Frau verehr!. Scvick hier. Die Ausschließung des Mitinhabers der Firma 6. E. Meinhold u. Söhne, Herrn Christian Wilhelm Theodor Meinhold, von der Vertretungs- öeiugniß ist wieder in Wegfall gekommen. — Oclientliche Gerichtssitzung am 2. Mai. Die EimprnchSverhandlungS-Termine In Privatklagsachen Fried rich August Huhle'ü in Scrkowitz wider Carl Ziller in Neudvrf; Lvaraii ^ Radeberg) verum; dir« mißfie «Ine Stand« und feuerte sie io ge- ndr tvic Lache spielte t« Tharandt gewaltig « «arm «st - , ... wattig der Sltlnsch au? die Achsel, daß sie lnicht dir Achsel, sondern die Staude» in Millionen Splitter zersprang. Außer dem batte sich Tharandt bewogen gesunden, das geflügelte Wort: „verd - L-" zu gebrauchen. Sowohl BelastungS- alö Ent lastungszeugen sagten zu Gunsten de« Tharandt nicht ans und wurde deshalb von, Bezirksgericht bav erstinstanzliche Urtheil <4 Thlr. Geldstrafe» bestätigt. — «»gekündigte Gerichts-Verhandlungen. Den 5. Mai Vorm. L Udr Hariptverhanklung wider den vorma lige» Lvcomoriviühreklrdrling Adolph Moritz Job» aus Ortranv wegen 'ahriässiger Gefährdung eines EisenbahnzugeS. Einsprüche: Vorm. 9 Uhr in Privatklagsacbcn dcS Or. Fra»; Wilhelm Mei ne« wider Gustav Woihvid hier; 10 Ubr in Privatklagsachen Johanne Shrtsltaiie Schelz in Kaulckm wider Angusi Schadei in Prohlis; 10'- Uhr In Privatklagsachen Adolph LouiS Scvmlc- dcl'S wider Ernst Wilhelm Lind»« i» Dcubc»; II>» Ubr in Privatklagsachen deö königl. GcriästSamlcv Döhle» und Gens- darmerie-Brigaticr« Hirsch wider JovannKIemp hier; IG-Uhr in Privatkiag»achr» Friedrich Wilhelm Güiilher'ü und Genossen wider ChriflianeWilbelmine Köhler in Niedcrgorbitz. Deut».Mai Vorm. 9 Uhr Hauptverhandluug wir« den Hanvarbeiter Julius Robert «üntber Röller aus Niebergorditz und Genosse» wegen Diebstahl« brz. Hehlerei. — Witterungs-Beobachtung am 4. Mai, Abd. 5 Ubr. Barometerstand nach Otto L Bösoit hier: 27 Paris. Foll 8 L. seit gestern gefallen 1 L.). — Thermometer nach »neaumnr: 9 Grad über Mull. — Die Schlohthtirmfahne zeigte Nordwind. Himmel: bewölkt. — Elbhbhe tu Dresden, «. Mal, Mltt.: 75 Cent, unter 0. Lage-geschtchte. Deutsches Reich. Am 8. Mal um 1 Uhr Mittags trai der Kaiser Alexander von Rußland, begleitet von dcn Großiürsten Konstantin und Alexis und einem zahlreichen Gcsolac, darunter Gras Adlerberg und Fürst Dolgoruckt, aut dem Oiibahnvofe in Berlin ei». Kaiser Wilhelm und sämmtlichc königliche Prinzen, sowie der Großherzog von Weimar waren zum Empfange anwe send; icrncr der russische Botsctxilter, Graf Moltke, Fcidmarschall Manteuffcl »c. Der Kais«, der Kronprinz, die Prinzen Karl und Friedrich Karl trugen russische FeidmarschallS-Uniiorm, die übrt- aen Prinzen die Uniform ihrer russischen Regimenter. Sännnt- licbe Hcrrschaitc» batten ihre russischen Orden und Bänder ange legt. Kaiser Wilhelm ging dem Kaiser Alexander, welcher die Uniform dcS preußischen Kalser-Alcxanbtt-Garde-Rcgtmcitto trug, nachdem derselbe den Waggon verlassen batte, mehrere Schritte entgegen und umarmte denselben, woraus die Begrüßung der übrigen Herrschaften unter einander «folgte. Die russischen Großfürsten waren ebenfalls ln preußischer Uniform. Der Kaller von Rußland und die Großfürsten fuhren direct vom Bahnhoic zur Begrüßung der Kaiserin In daS königliche PalaiS und von dort nach dem russischen Botschastöhotei, wo die Kronprinzessin und sammtliche königliche Prinzessinnen zun, Empfang anwesend waren. - Kais« Wilhelm begicbt sich am 7. d. M. nach Wies baden, wo « biS zum 24. Mal verweilen wird, sich bann nach Ems bcgirbt und von dort bereit- am 25. Mal nach Berlin zu- rückkehrt. Oesterreich. Heber den weiteren Verlauf des gemeldeten Bicrkrmvall» in Linz wird telegraphirt: „Nachdem der Latschck- sche und der Zlpier Märzeukellcr rechtzeitig mit Militär und Gendarmerie besetzt waren, unterblleben gestern Nachts »vettere Ausschreitungen. Bei dein gestrigen Krawall sind mehrere leichte Verwundungen vorgckommen. Die Gebrüder Hatschet «kläre» beute, das Bier zum alten Preise zu geben." — —, ... steten aus. — Ein erbauliches Kir»icSbilö entwickelte sich vor uns durch die Privalklagsache des Gutsbesitzers Earl Gottlob Voigt in Kcsselödorf wider de» Handarbeiter Friedrich Hermann Kost in Dresden. In dem. durch die am 12. Dcc. 1745 vom alten Fritzen gewcnncne Schlacht bekannten Dorfe fand Ende vor. Jahres Kirmes oder Karpienschmaus statt. Sämmtliche Mägde keS Voigt'schen Gutes waren in der Schänke anwesend und wurden von Kost, der anwesend war und die Spentirhosen anhatte, ge hörig mit Cossebaukacr Schattenseite mobil gemacht. Eine der langen Damen, Namens Trepte, war höchst grau, wollte nicht in'S Bette, sondern in der Krlpre schlafen, »reiche sich in» Kuh- siail befand. Nach einigen sehr hörbaren Eruptionen der Trepte gelangte »na» auch glücklich an besagte Krippe, fand sic aber leider besetzt, da die 16jährige Iuiigemagd schon von Ihr Besitz genommen hatte; dies nahm nun wenig Wunder, mehr jedoch, daß sich schon obengenannt« Kost bei der Jungkmagd befand und zwar i» sehr indezenter Attitüde; Kost wurde herauSgcsagt, er »ahm dies natürlich sehr übel auf und hieb -- nachdem er erst, trotz verschiedener Aufforderungen, nach längerem Aufenthalt diesen Ort verlassen — dem dazu gekommenen Gutsbesitzer Voigt einen Stock derart über den Kopf, daß v. eine kolossale Beule erhielt, v Tage Getängniß machten Kost « Strafe auS. — Auguste Stcinsch wollte Salat kaufen und kramte im Grünzeug de- Moritz Nelltlleto«. Königliches Hoftheater in Neustadt. Mit des Gra! fen Fredro „Die einzige Tochter" hat die Generaldirection der Hof bühnen einen sehr glücklichen Griff gethan. Freilich steht und fällt da« starkgcfärbte burleske Lustspiel mit dem Darsteller für die Haupt rolle. Gegenwärtig aber hat man in Herrn Dessoir einen glän zenden Repräsentanten für diese, und so ist es kein Wund«, wenn da« Stück mit dem höchsten Beifall von Stapel lief. Der Dichter — eit venia vorda — Graf Alexander Fredro ist seiner Nationa lität nach kein Italiener, sondern ein Pole. Schon iin 17. Jahr hundert gab es einen Historiker des Namens. Der jetzige Repräsen tant war ansässig in Galizien, lebte lange in Wien und schenkte seit den 20er Jahren der Bühne und dem Buchhandel eine ganze Reihe Lustspiele. Bogumil Dawison gedenkt des Grafen ebenfalls von seinen Warschauer ersten Gastspielen her und trat in Stücken des selben, die damals sehr beliebt waren, auf. „Die einzige Tochter" (von A. Rosen übersetzt) kann auf dialogischen Werth oder weit reichende Ideen keinen Anspruch machen. Aber es ist ein Stück höchst origineller Situationskomik, von unverlöschlicher Heiterkeit und einer Localfarbe, einem nationalen Anhauch, die Jeden nahe be rühren muffen, der da« Leben jener Gegenden kennt. So sind sie, diese gutlebigen, halbreichen, halbcivilisirten, gastfreien, herzlichen, wahrheitSscheuen polnischen Herren von Soundso, ganz so wie dies« SzumbalinSky. Er hat nur ein mäßiges Geld und viele Töchter. Aber der schlaue alte Papa weiß sich zu helfen: er läßt sie alle ein zeln «ziehen, in Podolun oder Oberschlesien oder Lemberg. Und da findet sich dann richtig ein Mann für jedes der lieben Kinder, Männer freilich, welche rechnen: der alte SzumbalinSky lebt gut, or braucht gewiß an die 8000Gulden ; er muß also doch cm die 150,000 Gulden Vermögen haben — „eine" Tochter besitzt er nur — die wird geheirathet. Wir treffen den jovialen alten Lügner, mit dem Anstrich eines österreichischen Rittmeisters a. D. und etwas Poda gra, zu jener Zeit, da er die Hälfte der Töchter versorgt hat und für ! die andere Hälfte eilige VerlobungSpläne hegt. Aber da treffen von allen Seiten die Schwiegersöhne und Töchter, die sich alle gegensei tig nicht kennen, an seinem Namenstag aufeinander, und nun be ginnt eine tollkoinische Scene, die, so lebhaft und liebenswürdig ge spielt wie hier von den Herren Jaffa, Dettmcr, Hagen, Richelsen, Löber und den Damen Spettini, Wolfs, Guinand, Hahn, Massen, unser Repcrtoir um einen sehenswerthen Scherz bereichert hat. Von dem SzumbalinSky des Herrn Dessoir läßt sich nur sagen, daß der Künstler, wohl auf Grund local« und dialectischer Detailstudien, die Rolle meisterhaft hingestellt hat. Sie zählt zum Vollendetsten dessen sein große» Talent fähig ist und bis zur Maske, die den Darsteller kaum wiedererkennen ließ, war Alles übereinstimmend, richtig und voll übersprudelnder Laune. Minder wollte uns das voraufgehende „Rendezvous" von Coppve zusagen, ein vom Grafen W. Baudissin fein und geschickt übersetztes ziveipersonige» Salonstück. Der Dialog ist das Beste daran. Die Idee leidet an Affectation und das häßlichste Laster, dessen die weibliche Seele fähig ist, die Koketterie, tritt mit fadem scheiniger Blöße in den Vordergrund und verdirbt des Zuschauer» guteLaune, ehe er noch einenZug des Interesses zu fassen im Stande war. Eine Gräfin, die languissant, müde, gclangweilt, aber einer Seelenspielerei dringlich bedürftig ist, zerrt sich mit einem jungen Maler, den ihr Wesen zu Vertraulichkeiten reizt, welche sie mit kalter Sophistik zurückweist. Ganz gewiß giebt es in dm Kreisen, welche früh« als aristokratisch gelten konntm, solche Frauen, die mit Liebe und Kunst, mit Edelsinn und Wohlthun eine Art Salonfeuerwerk treiben, bei dein sie sich nicht — verbrennen. Aber die ge- sundere bürgerliche Bildung hat den Geschmack an diesen Circen sehr reducirt. Frauen, welche ihre Stellung begreifen, ein gebildetes Herz und Lust zum Schaffen in ihrem Kreise haben, mögm solch« gräfliche faule Carrieaturen weidlich belachen. Tragisch wirken sie schon lange nicht mehr. wachem wir durch R. Genöe vor zwei Jahren rin sehr grosses, ab« hochtalentvolles, soziales Gedicht kennen lernten, die Aristokratie hätte verhöhnen wollen, so muß man sagen, er hat sein Ziel erreicht. Und der Maler? Je nun, ein Mann im Atelier, der sehnsüchtig träumt, ob „die hohe Gräfin" ihm, „den, armen Künstler" ihre Gnade zuwenden könne — der Mann leidet auch an vormärzlicher Bescheidenheit und Demuth. Der Tausmd, wer so nuSsieht, solche treffliche Bilder malt, ein so frische«, schöncsHerz hat, der sollte doch vor solchen Gräfinnen sein Atelier zuschließen. Musterhaft fein, höchst elegant und cnimuthig spielte Fräulein Ulrich die Gräfin, Herr Dettmer mit verschwenderischer Wärme und anheimelnder Jndividualisirung den Maler. Die Regie ist in beiden Nova'», namentlich auch in Ansehung des Malerateliers, sehr zu loben. Der vorhergehende „gehrimniß- volle Brief" ward flott und herzhaft gespielt und bot den Herren Meister, Kramer und Hagen, sowie den Damen Berg und Masson dankbare Aufgaben. Lud »vig Hartinann. ».Da« Iudel-EoneertdeS..OrpheuS", am 8.Mat In der Frauenkirche abgchaltcii, erfreute sich der Anthcilnahme Dr. Mas. deSKVuigS und I. Mas. der Königin Carola, welche letztere sinnigenvelse ein Bouauet weißer Blu men mit dem bcdcutungövoUc» rochen Kreuz der Genier Eon- vcntion trug. Eine vcsvnkere Ehre widerfuhr dein jublllrendcn Verein durch die Mitwirkung deö grl. Aglala Orgent, der ersten lebende» deutschen GcsangSkunstlerlii. Ihre Vorträge, die zarte elegische Hymne von Mendelssohn und die Arle „Aus stol zem Fitticv" von Haydn, sowie ein neues interessante» Gesangs stück von Eckert iDirektor der K. Oper zu Berlin» bildeten zu gleich die Höhepunkte des Programms. Die Stimme der Sän gerin schwang sich »nlt hinreißender Gewalt und Schönheit über die brausenden Klänge der Orgel und des Orchester- und hat aus die entzückt lauschenden Zuhörer einen unvergeßlichen Ein druck gemacht. Der Reiz der Mezza voce i» der Havdn'schen Arie, die uuiiachcihmlich leine geistvolle Nüancirung, der schön- beseelte Ausdruck entziehen sich lcdc» Lobes. Ebenfalls poetisch schön wirkte ein Adagio für die Orgel von G. Merck ei com- pontrt(Vortragender: Hr.Höpner». D« Verein sang mit hervor stechend« Sicherheit unter des Hoikapcumeisl« Krebü Direk tion rin von diesem mit vorzüglich gut berechneter Klangwirkung componlrlcö „Geistliches Morgenlied." Von Julius Otto «schien, ebenfalls vom Autor dirlglrt, ein neues „Sar.ctnS." Namentlich die üppige Melodik voin BenedictuS ab erzielte ber- vorragenvcS Gefallen. Altt'ü „Morgcngcsailg", Fr. Schneider s formgewandtcö u»b I» de» Stimmen trefflich gesnhrlcö „Gloria" und eine Cantate von F. W. Berner bildeten sonst noch daS Programm. Man hätte statt mit letzterer Composltlon lieber mlt einem der Feier deö TageS angemessenen Hänvel'schen fest lichen Chor, z. B. aus den» Messias oder dein Maccabäus eröff nen sollen. die einen geschlosseneren, großartigeren Beginn ab gegeben hätten! Den Schluß bildete von dem verdienstvollen iangsährigen Verelnödirigentcn componirt ein schwungvoller Festgeiang, aus welchem wir eine Strophe lvon 1)r. Jul. Pabst gedichtet» hier folgen lassen. Dein Verein aber wümchen wir sernpr ersprießlich fortschrittliche Wege und ein fröhliches LOMrlgeS Jubiläum »ach 10 Jahren. Geliebte Kunst, o blühe fort In Liedern, vollen, hellen. ' Dir sollen, unser», Schirm und Hort, Ertönen Scnigcöwellcn. Du heil'ge Macht, die Großes schafft» Bewahr' beö deutschen Liedes Kraft, Laß höher stets sie schwellen!" -j- Trotz des kalten und äußerst unfreundlichen Wetter« hatte die Eröffnung tcö NcSinüi irischen SomnicrtheaterS ein ziemlich zahlreiches Publikum hlnauSgelockt, welches durch die über Erwarten flott und gut gespielte Posse „Die schöne Sünderin" vielfach zu lauter Fröhlichkeit und zu fortgesetztem lebhaften Beifall animirk ward. In dieser Posse ist die Beschäl ttgung aller Mitglieder nur episodisch bis auf diejenige deö Frl. Schirmer und des Herrn M einhold. Erste« gewcmn so fort daS Publ'kum sür sich; Sprache und Spiel sind gleichmäßig von Humor durchwürjt und ihre Coupletvorträge crircuteu durch gute Stimme u»b gcianaiich sehr geschmackvollen Vortrag. Auch Letzterer fiel durch gcfälllge» Vortrag der Gesaiigönummern auf) gcläll. spielte auch sonst mit so angenehmer, ungesuchter Komik, daß der vielfache Applaus ein wohlverdienter war. Mit diesen Velden Künstler» bat Direktor Neömüller einen entschieden guten Griff getba». Von dein neuen Herrcn-Personal — Herr Flachsland und Herr Oppenheim sind hier schon bekannt — traten vorthell- haft hervor die Herren Leonhard, Dessau und Ra Ver macher, »röhrend die Damen Relcharvt, Schmidt, Kreutzer, Liesen b erg und Semder nicht nur durch ge wandte und mehr oder mlnd« fein polntirte Ausführung ihrer Episoden, sondern auch durch schöne Erscheinung und anmutylge Physiognomie«» «freuten. Nach und nach werten wir die Fähig keiten der einzelnen Kräfte kennen lerne». Mhge nun aber auch da« Publikum dem freundlichen Sommertheat« auf die kurz« Zeit seines Bestehens Theilnabme zolle». 0. L. -j- Daö Dresdner Hostheatcr hat in der Person eines noch ganz sungen Mannes, der bislang seinen IlnIversitätSstudlen ob lag, eine» Tenorlsten gewonnen, der sich vielleicht recht günsitg entwickelt. Herr Mathias Ist Im Besitz angenehmer Stimm mittel, hat gute Schule uub soll Talent zum Spiel besitzen, wel ches natürlich fleißig zu entwlckeln sein würde, AIS Fischer ln Rossinl's „Teil" hat der erste Versuch deö Sänger- ein«, ganz belrirdigenden Erfolg gehabt. Vermischte-. * Vor dem Pariser Zuchtpol izei-Gericht wurde der Proceß gegen Ferraud und 7 andere Personen verhandelt, »reiche ange klagt sind. bei den Lieferungen, die sie »rührend deö Krieges »nachten, Ilnterschleife begangen zu haben. Dieser Ferraud »ral von der Regierung von Tours beauftragt worben, »ür die Ver; proviantirung von Paris zu sorgen, d. h. Vieh, gesalzenes Fleisch, Getreide und andere Lebensmittel aufzukauien, die, »renn eS der Loirc-Armee gelinge, die deutschen Linien vor Paris zu durch brechen, in die Hauptstadt eingetübrt werde» sollte». Fcrrauv setzte sich mit einer gewissen Anzahl von Personen in Verbindung, von denen einige setzt alS seine Mitschuldige» verfolgt werden. Er kaufte i» Frankreich sür I l,ooo,ot»o und in England für 20,464,000 Fr. Vieh und Lebensmittel, die er a» die KriegS- Vcrwaltung abllcierte. Dieselbe zeigte sich mit seinen Leistungen auch äußerst zufrieden und stellte ivm ein sehr belobendes Zeug- nltz auo. Die ganze Sache würde wahrscheinlich damit abgethaii gcwesen sei», wenn Ferraud nicht plötzlich alS reicher Mann aus getreten wäre, sich bw Herrschaft LeSnevar sür 272,823 Fr. ge kauft, aus derselben für IffO.OOOFr.Bauten errichtet, 127,MiFr, In die Fabelt von Suze gesteckt. 84,362 Fr. alte Schulden be zahlt unv außerdem große» Alifwand getrieben hätte. Dieses fiel um so »»ehr aus, als »na» wußte, daß Ferraud, der 1869 In Algier Bankerott gemacht hatte, ohne alle HllsSnmtcl war uni» dcl den Lieferungen sür den Staat nur 50,000 Fr., welche er alS Provlsis» ier war nämlich nur der Unterhändler der Ver waltung) erhalte», gewönne» haben konnte. Die hierauf ange- strllte Untersuchung ergab, daß Ferraud das Vieh und die Lebensmittel für die Kriegs Verwaltung bei den Bauern »nii» Händlern von seinen Agenten, heute seine Mitschuldigen, aui- kausen ließ, diese tür die festen Verkäufer auSgab, sich von Ihnen die sür die Kriegs-Verwaltung bestimmten Rechnungen mlt er höhte» Preisen auöstelle» ließ und die Differenz zwischen dem SlnkausSvrclS und dem, welchen er der Venvaltmig berechnete, ln die Tasche steckte. Die Snnnnen, welche er aui diese Weise unterschlug, waren sehr bedeutend, da, wie an- dein Bericht teil Sachverständigen hervorgevt. er für de» Ankauf des Gutes, der Fabrik und seines Mobiliars, iür die Bezahlung deö seinem Mit schuldigen Wilson Einem Engländer) geschulte schuldige» Wilson leinen» Engländer) geschuldete» Anthcils an dem unrechtmäßigen Gewinn ier «hielt 430,000 Fr.) und seiner Schulden ungefähr l,206,000 Fr. auSgegcben hat, worin aber weder da-, wa« er iür seinen Unterhalt verausgabte, noch daö. was er noch bei Seite haben kann, mit einbegriffen ist. Der Sachverständige constcttlrt ferner, daß Ferraud außer seine» 50,000 Fr., die ihm aiS Commtssionär außgezahlt wurden, nichts . ^ „ besaß und daß die Passiva seine« Bankrotts in Algier sich aus Und wenn Coppa, von 70.000 Fr. beliefen. Ferraud leugnet, Gelder mitctschlagm zu
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