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Dresdner Nachrichten : 09.01.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187501094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-01
- Tag 1875-01-09
-
Monat
1875-01
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.01.1875
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Auswärtige Annoncen» Aufträge von uns nnbe» kaunten nirmrn und Per sonen ulfenrcn wir nur gegenPränumerand^« Häutung durch Brtks. inarkcn oder Pojieinza:,- lung. '.'icun Cltbcn kvftcrt 13 P'ge. Inscrate f. r die Lto»tags ^ brummec oder nach emem ?<eilte>g« die Pcu'.zcitc 23 P,gc. Rr. S. Zwanzigster Jahrgang. ^ Mttrrbacteur : vr. LiwU INwrtR»»»»». Dressen, Sonnabend, ». Jannar 1873- Politische». Kaum daß da- Neujahrsgeschäst in Frankreich glücklich vor über, die neu« Orauä o,,«r^ feierlich eröffnet und dabei den Pari sern das Gaudium gewährt ivordcn ist, als Gast «Zeine Herrlichkeit den Lord-Mayor von London in dem ganzenPompe seiner goldenen mittelalterlichen Staatskarossen mit betreßten Dienern und Läufern ««staunen zu können, so treten ernste politische Fragen wieder in den Vordergrund. Bei dem Leichenbegängniß Ledru Rollin'S ver anstaltete die radikale Partei eine Heerschau ihrer Streitkräfte. Da „der große Todte" gerade an einem Montage beerdigt wurde, an dem die meistm Pariser Arbeiter so wie so fe»ern, so war es leicht, an die 100,000 Menschen auf die Beine zu bringen. Seit den, Be- gräbniß des von» Prinzen Peter Napoleon erschossenen Victor Noir sah Paris nicht eine so imposante Kundgebung der rochen Partei. Doch tritt diese Demonstration zurück vor den parlamentarischen Fragen. Mac Mahon dringt auf den endlichen Erlaß einer Ver fassung für die Dauer seines Sexenniums. Zwei Gesetze unterbreitet er zu diesem Behufs der Nationalversammlung: das eine über Er richtung einer zweiten Kämmer (nach deutschen Begriffen eigentlich erste Kammer, Senatkammer). das andere betreffs Uebertragung seiner Regierungsgewalt für den Zeitpunkt, wo er aushören wird, dieselbe auSzuüben, sei es wegen Ablaufs, sei es wegen Todesfalls innerhalb derselben. Mac Mahon'S Ministerium verlangte, daß zunächst das Gesetz über die Senatkammer berathen werde. Da je- 'doch die Volksvertretung das Gesetz betreffs Uebertragung der Re gierungsgewalt für dringlicher erklärt, so setzt sie dessen Berathung an di« erste Stelle, bereitet damit dem Eabinet eine Niederlage, das sofort in oorporo seine Entlassung einreicht. Der Telegraph wird uns bald von den sich aus diesen VerfaffungSwirren entwickelnden Vorgängen orientiren. Alfons von Spanien ist nunmehr von Paris über Lyon nach Marseille abgereist, um sich nach dem schönen Kastanienlande einzu- schiffen. In seiner Begleitung befindet sich ein förmlicher General- s.ab von Journalisten. Er findet sein neues Herrschergebiet in ruhi ger Erwartung; einzig sein Vetter aus der älteren Bourbonenlinie, Don Carlos, setzt ihm bewaffneten Widerstand entgegen. Letzterer bereitet einen Protest vor, den er an seine Soldaten und au Europa richten will. Darin wird er versichern, daß er seine Rechte ebenso gegen di« constittttionelle Monarchie vertheidigen werde, wi« er ff« jetzt gegen die Anarchie und die Republik vertheidige. Wird ihm nicht viel helfen! Ustter den Basken und Navarresen, auf deren Hingebung an seine Sache der CarliSmuü allein sich zu so gefahr drohender Höhe aufbauen konnte, macht sich das Gefühl der Er schöpfung nach langen Leiden doch sehr fühlbar gellend. Es ist eine Eigenthümlichkeit Oesterreichs, daß sich große poli tisch« Fragen zuletzt in der Gestalt von Seandalprocessen austragcn. Zeuge dessen ist der jetzige Proceß Ofenheim, mit dessen schmach vollen Helden staS sog. Bürgecministerium, insonderheit Dr. Giskra, seiner Zeit eng verknüpft war. 1872 hing das Schicksal der öster reichischen Verfassung davon ab, ob im böhmischen Landtage die ver fassungstreuen Deutschen oder die versassungsfeindlichen Ezechen die Btehrheit haben würden und diese Frage wieder entschied sich je nach dem Ausfall der Wahlen des großen Grundbesitzes. Beide Parteien setzten Millionen daran, große böhmische Herrschaften zu kaufe», um damit das Stimmrecht für Böhmens Landtag zu erwerben. Man nannte diese Güterkäufe Chabras. Die Börsenpartei leistete damals dem Bürgerministcrium wichtige Dienste, Wiener Banguiers kauf ten für die bei Gründungen und im Schwindel verdienten Millionen ausgedehnten Grundbesitz i» Böhmen. Hierfür sah das Bürger ministerium der Börsenpartei durch die Finger, speciell Giskra be theiligte sich bei der nichtswürdigcn Geschäftspraxis Ofenheim's in der auffälligste» Weise. Wenn das jetzige Ministerium Auersperg den Muth besitzt, in Ofenheim dem Großkaphtha der Schwindler den Proceß zu machen, so gereicht ihm die dabei bewiesene Festigkeit nur zur Ehre. Alles was mit dem Gründungsschwindel zusammen hängt, hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit dieser Proceß niedergeschlagen werde. Mitglieder der Adelspartei, wie Fürst Sapieha Und Baron Pebrino, deS Bürgerministeriums, wie GiÄra, der Börse und besonders der Presse, deren Gedern der Ex- Generaldirector der Lemberg-Czernowitzer Bahn mit vielen Tausen den von Gulden gekauft hatte, hofften bis zur letzte» Stunde, daß ein Machtwort des Kaisers den Enthüllungen jenes Protestes Vor beugen werde. An dem Rechtssin» des Kaisers, der einen tiefsitt lichen Widerwillen gegen die Fäulniß jener Verhältnisse besitzt, scheiterte diese Hoffnung. Der Monarch hat damit ausgesprochen, daß von einen, gesunden öffentlichen Leben in Oesterreich nicht die Rede sein kann, wenn man nicht den Muth hat, den Schleier von Sünden wegzuziehen, deren Ausmerzung ein Gebot der öffentlichen Moral ist. Mt der Amtsentsetzung des Bischofs Conrad Martin von Paderborn wird der Kampf zwischen Staats- und Kirchengewalt wie er in Posen geführt wird, nunmehr auf die rothe Erde West-' falens übertragen. Gesetzlich ist dem Paderborn« Bischof nur sein volles Recht widerfahren, denn er überbot den ebenfalls abgesetzten Erzbischof Ledochowski an Schroffheit, Feindseligkeit und Ungehor sam gegen die Staatsgesetze. Voraussichtlich nimmt die Sache nun einen ähnlichen Verlauf wie in Posen. Daö Domcapitcl wird sich weigern, einen neuen Bischof zu wählen; cs sind vermutlich, wie die Frkf. Ztg. sagt, die Vollmachten für einen apostolischen Legaten bereit- ausgefertigt an Ort und Stelle und wird der Versuch ein« geheimen geistlichen Regierung da, wo der heilige Liborius begraben liegt, ebenso gemacht werden, wie da, zvo man am Grabe des heil. Adalbert betet. Die Frage ist nur: wird der westfälische Cleruü es dem polnischen an Renitenz und Martyrium gleich thun? AnHeim- lichkeiten findet der Westfale zwar nicht denselben Gefallen, wie der Pole, aber an Zähigkeit und knorrigem Starrsinn übertrifft er ihn bei Weitem Aus Louisiana vernimmt man haarsträubende Dinge. Die i auf ihre republikanische Freiheit so stolzen Amerikaner liefern den unfreiwilligen Beweis, daß auch unter republikanischer Staatsform die Bürgerfreiheit der schamlosesten Unterdrückung preisgegeben ist. Die in jenem ehemaligen Sklavenstaat herrschende republikanische Partei erkannte zu ihrem Schrecken, daß die Neger sich mit den frü heren Plantagenbesitzern vereinigen würden, um bei den Wahlen daü ihnen von den nordischen Schnapphähnen auferlcgte Ausplün derungssystem abzuschütteln. Um dem zu begegnen, erklärten die republikanischen Staatsbehörden Tausende von erworberwn Bürger rechts«,efen für ungiltig; von den Wahlurnen wurden die erschie nenen demokratischen Wähler durchDragonerchargen undBayonnet- angriffe zurückgetrieben. Alan glaubt, Berichte aus dem von Ruß land zu Boden geworfenen Polen, aber nicht aus einen, freien und gleichberechtigten Bundesstaate der Union zu lesen, wenn von dort berichtet wird, wie ruhige Bürger unter der Anklage der Verletzung van Bundesgesetzen schaarenweise von der Militärgewalt aus ihrer Heimath und Familie als Gefangene entführt und wie gemeine Ver brecher mit Handschellen gefesselt in das Gefängniß geworfen wur den. Als trotzdem die Demokraten siegten, stahlen und fälschten die Behörden so viele Tausende von Stimmzetteln, daß selbst republi kanische Candidaten, welche doch daran, daß sie in die Legislatur kommen, das größte Interesse haben, gegen diese Manöver protestirten. So erklärte z. B. Mr. Floyd, welchen die Commission für das Kirch spiel St. Helena erwählt auSrufen wollte, daß er an der Wahlurne geschlagen worden sei und eine Wahl darum nickt annehmen würde. Eine ähnliche Erklärung telegraphirte der republikanische Candidat für das Kirchspiel Sabine der Commission, welche ihn auf jeden Fall durchbringen wollte. Der neuesten Vergewaltigung des gesetzgeben den Körpers durch den schurkischen Gouverneur Kellog gedachten wir gestern. Nun haben die mit Füßen getretenen Demokraten einen eigenen Berathungskörper gebildet. Trotz dieser offenkundi gen Brutalitäten sympathisirt Präsident Grant init der Kellog- Partei. Wird das amerikanische Volk diese fortdauernde Beschmu- zuug seiner freiheitlichen Einrichtungen dulden?. L»r«le» «vd Sächsische». — Der kais. Oberpostdirector, Herr Geh. Postrath Strahl hierselbst, feinte am 1. Januar d. I. das 25jährige Jubiläum seiner Wirksamkeit ab» Oberpostdirector. Dies war die Veranlassung, daß die Beamten des Dresdner OberposidirectionSbezirks dem verdienst vollen und hochgeachteten Vorgesetzten zu Ehren am 5. d. Al. Nach mittags im oberen Saale der Fiebiger'schen Restauration eine Fest lichkeit veranstalteten, bei welcher, nach dem „Dr. Journal", alle Klaffen von Postbeamten vertreten waren, selbst die auswärtigen Postdirectoren waren erschienen. Eine kunstvoll kalligraphirte und elegant ausgestattete Adresse der Beamten ivard dem Jubilar über reicht. Auch Herr Generalpostdirector Dr. Stephan sandte eine Be- glückwünschung-jadresse von Berlin und von vielen auswärtigen Orten liefen noch verschiedene Adressen ein. Die Tafel ward durch begeisterte Reden und Hochs höchst interessant und das ganze Fest gab ein Bild von dem schönen, freundlichen Verhältniß, welches zwischen den Vorgesetzten und Untergebenen in der Körperschaft der Postbeamten besteht. — Das kgl. statistische Bureau hat ein Verzeichniß der Regeln, nach welchen die im Königreiche Sachsen abzuhaltendeir Messen, Kram-, Vieh- und Wollmärkte bestimmt werden, nebst einem chrono logischen Marktverzeichniß und einer Marktkarle hcrauSgcgeben, das wir den Interessenten hiermit bestens empfehlen. — An, Neujahr ist der Vorstand der 3. Abtheilung des Finanz-Ministeriums, Geh. Finanzrath Wilke, in den mit 53 Dienst jahren wohlverdienten Ruhestand getreten. Die Fortführung seiner Geschäfte wurde provisorisch dem Directionsrath Rachel über tragen, der zu diese», Behufs aus dem Eisenbahnbetriebe in die Leitung des Eisenbahnwesens einstweilen übertrat. Ob die jetzige Einteilung dieser Behörden bcibehalten oder eine veränderte Orga nisation derselben für Bau und Betrieb der Staatsbahnen vor genommen werden soll, ist augenblicklich noch Gegenstand der Erör terungen im Finanz-Ministerium. — Wenn von Seilen hiesig« reicher Privaten Luxusarbeite» und Utensilien, welche unsere heimische Industrie in vorzüglicher Güte fabricirt, für theures Geld von auswärts bezogen werden, so ist unsere Geschäftswelt hiervon selbstverständlich nicht sehr erbaut. Jede Eisenbahn wird bemängelt, die eine Locomotive, jeder Fabri kant, der eine Maschine aus der Ferne bezieht, die er ebensogut in der engeren Heimath haben kann. Es ist daher anzunehmen, daß das königliche Hofmarschallamt ganz gewichtige Gründe gehabt hat, die kostbaren neuen Einrichtungen der königlichen Gemächer über dem Georgenthor zum großen Thcil aus Berlin zu beziehen. Aller dings ist die Einrichtung — Teppiche, Seiden-Tapeten (Beides be zog man von Gerson in Berlin) und Oesen rc. — vollkommen schön und solid. Ob aber z. B. die Teichert'sche oder Seydel'sche Ofen- Fabrik hier oder in Meißen nicht sollten im Stande gewesen sein, mit ihren vortrefflichem Fabrikat dem Berlin« Geschmack des Herrn Grafen v. Vitzthum zu genügen, das ist eine offene Frage. Wir haben unsere diesbezügliche heimische Industrie imm« rühmen hören, selbst von sehr verwöhnten Ausländern und würden jede Aufmun terung mittelst reich«, kostbarer Aufträge nur für natürlich halten. Speciell die neuen Berlin« Oesen betreffend, lassen sie an Güte Nichts übrig. Wohl aber rauchten sie beim ersten Anzünden derartig, daß di« herrlichen, neuen Tapeten bereits mit der größten Vorsicht gereinigt, abgerieben werden mußten. Die Oesen sind nicht schuld, ab« sie paffen nicht für Dresdner — Oessen! Ueber- haupt sollen gedachte neuen Pracht-Gemächer Ihrer Majestät der Königin gar übel durch herabträufelnde» Thauwasser, welches an schadhaften Stellen eingedrungen ist, gelitten haben und wäre es nur der sorgsamsten, ununterbrochenen Thätigkeit des Personals zu verdanken, wenn arökerer Gckaden diesmal nickt entstand. Die neuen Berliner Oesen haben bereits passende Dresdner Rohre erhalten, so daß die iviederhergesielltei, Gemächer beim ersten Hos balle bereits wieder geöffnet werden konnten. Daß übrigens solche Begünstigung auswärtiger Industrie den allerhöchsten Herrschaften nicht zur Äenntniß kommt, ist selbstverständlich. Im Gegentheil wurden die Zimmer Sr. Maj. des Königs durch Obe.landbaumcistcr Krüger mit Oesen sächsischen Fabrikats versehen, die nicht rauchen. — In Betreff der in der vorgestrigen Nummer enthaltenen aus einem anderen hiesigen Blatte entnommenen Notiz, daß der von uns am Mittwoch berichtete Selbstmord des Kaufmanns und Sprit Fabrikanten Fleischer in der Pirnaischcn Vorstadt leine Sclbslent- leibung gewesen sei, sondern das; vielmehr cm Mord vorlicge, sind uns von verschiedenen Seiten auf Glaubwürdigkeit durchaus An spruch machende Mitthcilungei, zugcgangen, welche wir unseren Lesern nicht vorenthalten zu dürfen glauben. Nach denselben hat vorgestern Mittag, nachdem bereits am Abend zuvor, also am Mitt woch, eine Versiegelung des betreffenden Locales, worin die Leiche F.'s in seinem Hause aufbcwahrt wurde, vorgenommcn worden war, die gerichtliche Besichtigung des Grundstückes und Lbduction der Leiche, die Sektion derselben und gleichzeitig auch die Vernehmung der Hausbewohner und Dicnstleute des Töotcn stattgcsunden. Durch die Obductisn und Scction der Leiche soll man nun die unzweifel hafte Gewißheit erlangt haben, daß F. gemordet und zwar mittelst des starken Hanfstrickes, an dem man ihn hängend gesunden hat und welchen der, oder wahrscheinlicher die Mörder ihm, nachdem sie sich an ihn hcrangeschlichen gehabt, übcrgcworfen zu haben scheinen, er würgt und sein Leichnam später an der Stelle, wo man ihn am an dern Morgen gefunden hat, ausgeknüpst worden ist. Daß ein Selbstmord hier vorliegen sollte, war sowohl den Angehörigen F.'s als seinen nächsten Freunden, die täglich mit ihm zu verkehren pflegten und ihn genau kannten, von vornherein nicht recht wahr scheinlich, es waren im Anfang jedoch, namentlich bei der allgemei nen Bestürzung üb« das plötzliche und so ungewöhnliche Ende des gesunden und kräftigen Mannes, die Gedanken Aller so beschäftigt, daß sie über die ganze Sache nicht recht klar zu werden vermochten. Als nun aber mehr Ruhe eingetreten war, Alle in der Ansicht über einstimmten, daß Selbstmord undenkbar schien, die verdächtigen Hautabschürfungen und Flecke an der Leiche immer deutlicher her vortraten und endlich sich auch noch ergab, daß in dein Schreibpulte des Todten m dem zu ebner Erde befindlichen Comptoir, eine Summe von ziemlich fünfhundert Thalern in Papiergeld, die der Reisende des F.'schen Geschäfts wenige Tage zu vor noch darin gesehen hatte, nicht mehr vorhanden war, so mußte bei den nächsten Angehörigen und Bekannten F.'s die unbestimmte Vermuthung zur Gewißheit werden, daß er von Jemandem, der seine Verhältnisse und seine Lebensweise genau gekannt hat, ermordet worden sei, um sich in di» Besitz des im Comptoir befindlichen Gel des zu setzen. Verstärkt wurde diese Annahme noch dadurch, daß die Schlüssel zum Garten, HauS, Comptoir und Schreibepult, welche F. stets in einer sein« Hosentaschen zu tragen pflegte, in der äuße ren Brusttssche des Ueberziehcrs beim Anfsinden der Leiche gefunden worden sind. Der Mörder hat also nach der Erwürgung seines Opfers, demselben die Schlüssel aus der Hosentasche genommen, damit das Haus, Comptoir und Schreibepult geöffnet, das Geld herausgenommen und dieselben, nachdem er Alles wieder mohlverschlosscn gehabt hat, dem Leichnam in den Ucberziehcr gesteckt. Gestützt ans alle diese Thatsachen und daraus zu folgernden Vcrmnthnngen ist nun auch die Sicherheits behörde bereits am Donnerstag früh gegen 3 Personen vorgegangen, welche genaue Kenntnis; von den betreffenden Lokalitäten und den Gewohnheiten des §. haben, hat sich ihrer versichert und soll in ihren daran sich anschließenden Erörterungen auch so glücklich gewesen sein, einiges geirichtiges Material zu beschaffen, aus welchem die Betei ligung wenigstens deü einen Verhafteten an der Gewaltthat anzu nehmen sein dürfte. — Seit Neujahr ist in Leipzig im Droschkenwesen eine Ein richtung eingeführt, die auch anderswo im Interesse des Publikums Nachahmung verdient. Es ist nämlich im Innern der Droschlc, neben dem Tarif, ein aus mehreren Blättern bestehendes Hcst ange bracht, dessen einzelne Blätter mit der Nummer der Droschke, in welcher sie hängen, versehen, dazu bestimmt sind, dem Fahrgast die Beschwerdcführung über Ungchöriglcitcn des Droschkenkutschers zu erleichtern. Ter Fahrgast braucht seine Beschwerde nur mit Blei stift auf einen dieser leicht von einander trennbaren Zettel aufzu- schreiben und denselben entweder dem nächsten Schutzmanne zu über geben oder ihn krankirt in den nächsten Briefkasten zu stecken. Jeder einzelne Zettel trägt die an das Polizeiamt zu Leipzig gerichtete, ge druckte Adresse, die "Nummer der Droschke und eine kurze Notiz über den Zweck und die Art des Gebrauchs dieser Zettel. Wenn schon an und für sich Maßregeln, durch welche die Beschwerdeführung er leichtert wird, geeignet sind, Ungehörigkeitcn und Ordnungswidrig keiten zu verhüten, so dürste cS sich gerade gegenüber dem Droschken- fuhrwerk, als dem im Inneren unser« Stadt am meisten vom Publikum benutzten Verkehrsmittel empfehlen, zu prüfen, ob diese in Leipzig getroffene Einrichtung nicht auch bei uns von heilsamem Er folg sein dürfte. — Herr Gasse, der Eisbahnpachter des Großen Gartens und die Wasserstandsbehörde verhalten sich zu einander wie Wetter männchen, von denen das eine stets dem andern weicht. Kaum kündete Herr Gaffe das erste Eis-Concert an, so trat Thauwett« ein und das Eis ward zu Wasser und kaum kündet die Wasserstands behörde Hochwasser an, so friert das Wasser zu Eis. Gegenwärtig hat He« Gaffe mehr Chancen, da in der Nacht vom 7. bis 8. Januar vier Kältegrade herrschten. — In der Wettinerstraße hat vorgestern Nachmittag «in Ex- ceß zwischen einigen Handarbeitern, welche einen mit Möbeln brla- d-i'fn zonen und einen, d-'- «»ensie zn «vep«.^,.^..
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