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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.01.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260113010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926011301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926011301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-13
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.01.1926
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Hr. 20 Seite 4 Dresdner Nachrichten Mittwoch. 13. Januar 1S2S Oertliches und Sächsisches. -lusfctzer.Unlerstiiyung. Bvm öffentlichen 2>ibeitsnachiveiS Dresden und Umg. wird uns geschrieben: -inssetzer-IIiiteistützniig kunn erst gezahtt werden, wen» das Anssetzen länger als 6 SLerktage hinterein- ander dauert. Ui» überslüssige Wege und Arbeit zu ver- meiden, wird deshalb bestimmt: Die Aussetzer melden sich erst dann an. wenn sie den 7. Werktag Innteieinander anssetzen laliv am 7. Taget. Die baden dabei die »bliche 'Bescheinigung siir i'lnssetzer und den Einwoimei schein vorziilege» und erhalte» bej der Aniueldiing 7 Stempel aus der Kontrollkarte für die rnckliegeiide steil. Der Nnterstiitziingsaniiag wird ebenfalls aus diesen stett- punkl ziirückdaiteri. so das, keinerlei Verluste für den '.'Ins- Netzer eintrelei, Die«« ll> c g e l u » a gilt nur s ü r 'A ussetze r. nicht snr s v > ü> e P e r sauen, di« völli g e » tl a s s e n ii n d d e s l, a lb voll e r in e r b s l o d s i n d. Tacuinq Ser Deutschen Mieterschaft. Der Bundes,ins'chiß des 'Bundes deutscher Mieteri'ereine «. V.. Sitz Tree-den. war am !>. und Il>. Fanuar zu einer 'Bnndcsans'chußsitzuiiji znianiinengcireten. die na» den 2H'r- lreiern der 2Nicierschasi aller dentstben Vander in 24 verbanden besucht war. Ans dieser üveitäzigen Tagung wurde zu der jetzigen niieterpaliiischeu Lage Stellung aenvminen und wichtige organisatorische 'VcichUiise gefaßt. Die inietcrpoliti- «che» Beschlüsse nerdichieien sirti .;» nachstehende» EntichUeßuiigen: l. Trab ivachsender 'Wohnungsnot und nngeniinderter üiaumnvr siir Wandel. Handiverk und (bewerbe hat es die Reichsregiernng iür nenvcndlg eracluek. dem stieichsiag eine wesentliche 'Verschlechterung der bestehenden Ptielerschntzbestiin- munaeii narr»schlaue». >heuen diese, ineireite Kreiie des deutschen 'Volkes schwer stem Elend preisgebende stiegiernngspolitik erhebt der Bim- desansichaß eiilsthiedennen Einst'ruch und erwartet van der Mehrheit des Reichstags melir 'Verstandnis für die gegenwär tige :>>otlage der Mieier'cha'h und Abinelir des i'lngris's der Reichsregiernng ans dae> ichiver errungene Wohnreckr des deutschen Volkes. Die hält mit dem bäurischen G.Z and teil im sticichsrate ans „ivirtlchasllichen. ianalen und palitischen isründen" eine Aen- dernna des bestehenden Mi.'l.'ricluitzge>ei)es iür nnncrirelbar. tsegeiniber der Rechtsprechung der tserichte, die in zuneh mendem Mas;e Lllieiveriialinisie gciverblicher Mieter a!e> Pacht verhältnisse anslegt. fordert der 'Vnndesansschnß Einbeziehung der Pachtverhältnisse in das :>Nieterschntzgesev. 2. Ohne vom Dkandvunkie einer geinnden Wvlmuugswirl- fchail and die tst'otivendigkeii einer allgeinelnen t'Nietenerhö- hung ans IM vam >>>«> der Friedensmiekeu anerkennen zu können, »ordert der Bnndesaiisschilß angesichts der katastra- plmlen W:rischa>islaae Alandernu-i dee> Finaiiiausglciclis- geietzes und Ansschub dee- eteitvuukted zur Erreichung der vaUeii Friedensmiete um vorläufig mindestens ein Fahr. 4. Der Bnndesausschnß stellt »est. da» die Mietgerickie jn Preußen und anderen Zaudern iveaen rückständiger Piiete auch dann der Anfhebnngsklage staltgeben. wenn die Miet- zinssteuer au» Antrag dee- .>>i!isl','sitzers ivcgen ivirsschaitlicher Aal läge des Mieters gestundet wurden ist. Die «heuchle er kennen Befreiung van der .',alilunae-t«licht des Mieters erst nach Erlaß der Micizinsstener an, nicht bereits nach ersalgter Stundung, und bezeichnen gestundete Mieiziiissteuer als Miet ruckstand. Da die Stundung der Mietzinsstencr im Regel fälle zur iliiederschlagnng derselben führt, sardert der 'Biiirdes- ansschuß zur Beruhigung der Erwerbslasen und wirtschaftlich schwachen Mieter Ermächtigung der ,Finanzämter zur sofor tigen Niederschlagung der Mietzinssteuer im Einzelfallc. 1. Bum preußischen Gel>ä»deentschuld»ngssteuergcsetzent- wurf fordert der Bundesaue-schun tüliederung der Piiete in ns gesetzliche Piiete im Sinne deS NeichsniietengesctzeS: Hs Päahnungsbauabgabe zur izorderung des Wohnungs baues. Die Wohnungsbanabgabe ist nach sozialen Ezesichtspunklen zu staueln. eine einseitige Bevorzugung des töausbenyers unter Berücksichtigung ebeuraliger vrivatrcchtlichcr Hnvotheken- bclastung lehnt der Bundesansschus! enlschieden ab. Die Mietzinsstcuer zugunsten der Dtaats- und (hemeinde- fiiianzen ist durch eine reine «hrundwcrtstcuer nach Anlml- tischem Muster unter entsvrechender Abänderung des Reichs- bewertiingsgcseycs zu ersetzen. Bon der Reichsregieruug sind siir die Finanzierung des mit Mitteln der Wohiiungsbauabgabc geförderten Wohuungs- ncubaues einheitliche Nichiliiiien zu erlassen, nach denen die Mietzinssteuerhiivotheken — alleuthalbcu grundsätzlich zins los — nur gegen einen bescheidenen TilgniigSsatz anSzulcihen sind, und die Mieten in den Neubauivvhnuiigcn die Milten in gleichwertigen Aliivvhiiunge» nicht überschreiten dürfen. l>. Der Blindesalisschusi fordert, daft der preuhische 5Iain>nelncrichtSeliIscheid, »ach dem Bivilcingliartierungsivoh- »lingeii nach Wegzug des derzeitigen Bewohners nicht von neuem durch die Wohin,,igsämicr tn Anshrnch genommen wer- den dürfen, durch eine entsprechende Ministericilverordnuiig unwirksam gemacht wird, da bei der wachsenden Wohnungs not die sreiweröenden Wohiiräimie wcltcrhsn dringend benötigt werden. Keine Beeelnssitznnq ntnie Hoinmlunci für die ^eppelin-Eckenor-öpende! §>endet den Lrtrag der öammlung an die Hauptgeschällrltelle der Dresdner Bachrichten. Marleiütrahe rs. Erdg.. oder zahlt ik» ein aui Poltlcheckiconto IsvS Dresden Reichsliunslwarl vr Red lod Uber das Ka - v' rf;. Neichskiinstivart Dr. Ncdslvb hat kürzlich bei Eröffnung einer Ausheilung in Berlin daraus hingeivicsen. dasi daö Handiverk als gestaltende Arbeit ans dem Material und auS der inemcbUchen Hand heraus die «hrnndiage für jede gesunde Arbeit ist und bleibt. Dag gilt auch für die ttzagenwart, i» oer änherste Fiidnstrialisierung und Normierung geböte» erscheint. Normierung kann wobt di« Arbeit der menjchltchen Hand iiachbilden. aber nie,»als ganz ersetzen. Auch im ganz großen Be trieb, ivv es daraus aiikvniint, nicht einzelne «Nicke, sondern Ware in Manen heranszubringen, wird der Betrieb der ge sündeste und letzten Endes leisiiings!äl>jgste bleiben, der zur E>riliid1age wie zur Schulung und zum Wettererperi- menlicren eine Werkstatt hat. wo der Handwerker, wo der Eiinstler sitzt, «serade dafür ist in den letzten Fahren vielfach der Beweis erbracht worden, beispielsweise in den Porzellin- mciniisakilireii und anderen keramischen Betrieben, oder bei den großen, modernen Webereien, wo die neuen Me webe und die neuen Mauer besser am Hairdivebstiihl entwickelt und aus- prvbiert als ans dem Papier frei „erfunden" werden. Das .wapierne Beiialier" gilt es z» überwinden, für das der Musterzeichner tnpiich ist, der nicht ans dein Material heraus gestaltet: sondern am .'seichentisch auf dem Papier entwirf:: er glanbi zu schaffen, wo er im (Grunde doch nur aus zehn vorhandenen Pinslern ein neues elftes entwickelt. Merade in unserer Zeit der Normierung und Dnpi- siernng erhält datier die gestaltende Kraft des Handwerks acsteigerten Wert. Wir brauchen eben auch im Zeitalter der Technisierung die bleibenden und ewigen Werte, wie sie über alle zeitliche Menindheit binaus ans der gestaltenden Hand unserer im Handiverk wurzelnden Meister komme». Das Pensionsalter Ser Beamken. F» dem Bericht über die Ausführungen des sächsischen F-iiianzniinisters zum Etat für Iü-'t> iß insofern ein Druck fehler nnterlansen. als eS sich bei der betreffenden Anfrage nickt um die Heral'wtznng des Pennviisglters der Beamten auf ätz Fahre, sondern um die Zwangspcnsivnicrnng mit l>.'> Fahren aebandelt hat. — Die Dekononiische Eiesellschast in Dresden hält Frei tag. den lä. d. M.. nachmittags k lllir, im Saale der „Drei Naben" ihre diesiahrige Haupirnsantmlnng ab. zu der nur Mitglieder lntrii: haben. Nach deren Schluß, gegen !4ä Uhr, siN'del ösienriiche Bort raus Versammlung halt, bei der Dn.'lvm- Handwitt Pt a n n ans Wilsdrusi in Bcrtrctnng des lllitter- gutspächlcrs DbenLoricr - Bimbach einen Bvnrag über die Kartosscldnngnv.gsveri'nche mit geheigertcn Sticlstosfgaben im Fahre' aus lllitlergnt Pimbach halten wird, der voraus sichtlich von großem Fnteresse sein dürfte. Hierzu sind Mähe willkommen. —* Deutsches Hiigiene-Miiseum — Hngiene-Mnscum Stock holm. Die in Stockholm gezeigte Ausstellung „Der Mensch" bat ein so großes Fnleresse in allen schncdlschen Bvlks- kreifc» gehabt, daß das Schwedt chc Rote Kreuz beschlossen hat. eine dauernde Einrichtung ans diese», Erbiete in Stock holm zu schaffen. Bereits im Frühjahr Ill-'ti hofft man, ein Teilgebiet über Kindcrpslege scrttggcstcllt zu haben und im Allgemeinen Kinderheim in Stockholm nntcrziibringcii. — Bethclfahrt christlicher Kreise Dresdens. Di« geplante Lviidcrsahri nach den Bcthelcr Missiviiöaiisiglteil soll nach verschiedenen Berhandliingen am 1. und 2. Man hatisindcn. Preis für Fahrt, Verpflegung und ttebernachiiing 8ll Ntark. Bei Anmeldung, die recht bald be wirkt werden mochten, sind 7, Mark anzuzahleir. — Anmel dung sowie Auskunft in der Geschäftsstelle des Pos. Gemcindc- biindeö St. Pauli, Echanzciistraße b. Fernsprecher 2i>817. Postscheckkonto 7!>8!> Dresden. —* Theater am Wajaplab- Das immer rührige Theater hat sich mit der beinahe schon „klassischen" Posse „Er und seine Schwester" von Bernhard Buchbinder einen prächtigen Schlager geschajse». Neu geschaffen! muß man sagen. Den» was Adolph Nvdecks übermütige Negiclaune aus dem Ganzen gemacht hat und was er selbst in unermüd lichem Spiel in den vier „insaiiareichen Akten an derber Komik und seiner Drolligkeit leistet, ist über die Maßen slaniienswert. AIS Briefträger Flenz — Berliner Brief träger — ist er ebenso gualschig, ulkig, treckschleuderhast be redt. als wie zu seiner geliebten Schwester» die er beinahe wider ihren Willen zur erfolgreiche» Schauspielerin redet» innig, herzlich und aus Berliner Weise zärtlich. Sein Rvllen- studiuni mit ihr ist eine ganz köstliche mimische Leistung. Aber die hübich« Ursula Nvther als Schwester Lotte verdient diese Liebe auch, sie ist iiiniiter, neckisch, singt und spielt aller liebst und weiß allmächtige Nedaktenre ldtc gibl'S in dem Stücki ebenso süß zu fesseln, wie sie ausdringliche Barone ab- ziilveisen versteht. Auch diese beiden Nöllen sind mit Fritz W. N e t ß in a n ii und mit Alfred Hagen ausgezeichnet besetzt» ebenso der Nedaktivnsdiener Faftkeisel mit Harry Klei n. Daß diesmal auch der Leiter der tüchtigen Theaterkapelle, Willn Fischer, mit mimen muß, gibt dem Stück eine beson dere 'Note. Wieviel tolle, übermütige, unglaubliche Noten bis zur ertravagaiitesteii Zirkiis-Dc'ckeii-Akrvbateii-Nvtc cs noch hat. sei nicht verraten. Jedenfalls amüsiert sich das Publikum außergewöhnlich gut, sv daß der Besuch deS an genehmen und ungezwungenen Ansenthalt bietenden Theaters nichts zu wünschen übrig läßt. — Lt. Paulikirche, Dresden - Ncnsladl, Künigsbrücker Platz. Hcuie Oraeloesper vvn -Ha,ins riiider-Tsnatti. F„m Bortrag kommen Werke von F. D. Back, Waldemar Al»I<ai. Franz Manerhoss, Hugo Wals und Foses illticinbergcr. Mitwirkung: Erna Fachen, Konzcrt- fängerin tLovraii». Eintritt frei. Die Kirche ist geheizt. Tie ^rgetvesvcr» finden von letzt ob wieder regelmätzig allen Tage statt. — Märcheuspiel in der Pestaloizischule z» Freital-Deuben. Fn dem Berichte tn Nr. IN, S. U, unseres BlaiieS iindct sich der Satz! „Direktor Meinhold ha! seiner Schule durch diese Borstelluugen einen besonderen Eliarakicr verliehen." Direktor Meinhold legt Wert auf die Feslsiellnng, da« ihm et» neu neue, wertes Berdienst um die Weth- uachlSspiele der Peilalozzischute nicht zukomme: fein Dienst bestehe lediglich in freiidjger Mithilse und Würdigung. Kommuntfttsche Bauernfängerei. AnS Bniitzen wird uns geschrieben: Einen Handstreich ans den friedsamc» Geist in der Lausitzer Landwirtschaft haben die Kommunisten versucht, indem sie unter Ausnützung der Mißstimmung gegen das neue Rinder- znchtgesetz mit seinem Zwang zur Bildung örtlicher Genvssen» schgsten in aller Stille unter Borschiebeii einiger kleiner Land- wirte, die den Zusammenhang nicht durchschauen konnten, eine „große Proicstversanimliiiig gegen den Genossenschastszwanq ans Grund des Nindcrzuchtgcsctzcs" nach Bautzen ciiibcriefcn. Es hatten sich dazu gegen 80» Landwirte eingesunken, die sich in der irrigen Annahme befanden, cs mit einer berufsständt- scheu landwirtschaftlichen Bersaminlung zu tun zu haben. Der Name des Referenten mar bis dahin wohlweislich verborgen gehalten worden. Plötzlich wurde die Versammlung über rumpelt durch den durch seine Radauszenen in den Bantzner Ttadtvervrdnetcn-Bersammluiigen bekannten kommunistischen «tadtrat und Arbeitslosen Hoop, der aus einmal sein haueriifreniidltches Herz entdeckt hatte und sich nun berufen fühlte, seine zersetzende kvmmunistische Propaganda unter dem Deckmantel der Bertretung kleinbäuerlicher Interessen auch unter die Landwirtschaft zu tragen. Er hatte freilich kein Glück, denn der 'Vorsitzende der Bantzner KreiSdircktion der Säch sischen Landwirtschaftskammer konnte Hoops zweistündige Dar legungen Punkt für Punkt widerlegen, wobei er von Land- mirtschastsrat Dr. Bruchholz, Dresden, wirksam unterstützt wurde. Dieses Vorgehen der Kommunisten Ist um so verwerflicher, als sich unter den Lausitzer Landwirten die Wellen, die das Ninderziichtgesey aufgeworfen hatte, wieder geglättet hatten. r-e/r u/ de-wn/ Vro/top c/en IT. /anuae nur meine de/rami/en (Zua/ttckkivar«« //ec/w/y //eeT „Erliana." Znm 8ll. Geburtstage des Kammersängers Anton Erl am 14. Fanuar. „Die Kunst cidalt iung." Schon einmal war cs einem berühmten Mitgliede der ehe maligen Dresdner Hvslhealer vergönnt, das W>. Lebensjahr in körperlicher und geistiger Frische zu begehen: Pauline Ulrich. 'Nun hat auch 2! n l o ii Erl, der ehedem vielgcseicrte „lenore cki gca/ia", frei vvn 'Beschwerden, in ungetrübter Laune die Schwelle des achten Lebensjahrzehnis erreicht. 'Als Sohn des angelchenell Wiener Heldentenvrs Joses Erl, des ersten dculscben Naoul in den „Hugenotten", erblickte er das Licht der Welt. Kansilertnsl iiinwehte ihn vvn frühester Kindheit ans, dazu die klingende Lebenssrende der Kaiserstadt an der Donau: Glückliche Tage einer frohen und ilnbetnwinerien Fugend! Fm Hanse der Eltern verkehrten die Spitzen der künstlerischen Kreise Wiens, und der Sohn enipnna vielfache 'Anreanngen. Wohl schwärmte der Jüngling snr Musik und Theater, doch vorerst nahm ihn die bildende Kunst gefangen. Es zengle snr seine starke Befähigung, daß er sogleich in die Meisterklaiic von Prof. Karl 'stahl an der Wiener Kunstatadeinic ausgenommen wurde. Dieser große Porträt- und Historienmaler, der Sohn eines bedeutenden Knvierstcchers. iclins nnnangreiche Werte, darunter Argonauien- taae, Geichichie des Paris, Einil'eriischlacht und Ehristen- versolgung in den Katakomben. Von ihm empfing Erl eine soraiäingc Ausbildung, nach der Nicblnng hin, das, was er aus seinem sonnigen Herzen heraus gestallen wollte, besonders das Hnmvroolle, bildgckren ans Leinwand oder Papier zu werfen. 'Viele, mele Kohlezeichnungen und Karikaturen Anton Erls zeigen diele Note. T»cb das Schicksal halte es anders bestimmt, und es be stätigte iicb wieder einmal das Sprichwort: „Der Apfel fällt nickt weit vom Stamme". Bei einer festlichen Gelegcnheits- aiissiihruiig der Aiadennter ward cs vsienbar. Opcrndireklvr Franz F a n n e r ertannte das starke Spieltalent, die schöne, entwicktnngssähige Kolvramrstimmc. Er erwirkte auch die j Erlaiibnis des 'Vaters, daß der Sohn » m s a t t e l n dürse. i Eliordireklor Nnvpiecht »vn der Karlskirchc, namentlich abeG Erls Schwester Nosa lFran v. Andäsfsni übernahm die ge sangliche «chnlnng. Schon l'««»« kani Erl nach Dresden, wo er am Iü. Mai als Erster Priester in der „Zaubers!die" debütierte und snn! Monate verblieb Bis znm Brande des ersten Semperbanes! Zwei Fahre war er sodann in Brailiischwcig tätig, dann kehrte er narb Dresden zurück ll. Fnni 1872 bis 1. November I87üt Fm akustisch einwandfreien Interims- theater erntete Erl als Dkiavio <„Don Juan") und beson, derS als Almavina und Belmvnte t„Entsührnng"j großen veisall. Auch seine Zeichnungen wurden in den Wandel- gängen ausgestellt. Doch Erl suchte eine stärkere Beschäfti gung und sand sie an der „Komischen Oper" seiner Vaterstadt. Hier bildete er sich zu einem Koloratursänger und Spicltenor ersten NangeS aus. Am 16. Juli 1875 berief ihn Ernst ^Anton Erl als Postillon von Tonsumrau. v Schuch erneut nach Dresden und Erl blieb dem Verbände dieser hohen Kunststätte bis zum 1. Juli 1V12 treu. 176 ver schiedene Rollen hat er in Dresden gesungen, eine phäno menale Leistung! Biele Partien in Opernneuheiten hat er kreiert, mit jeder neuen Aufgabe stieg er von Erfolg zu Er folg. Die Vielseitigkeit dieses sogenannten „Drei-L-TenorS" mutet in unseren Tagen fast sagenhaft an. Erl sang den Faust („Gounod"), den Erik l„Hollä»der"j, den Loge <„Nhcin- gold">, den Mime <„Rheingold" und „Stegsrtcd'F. Doch seine Glanzleistungen bildeten der Arnold in Rossinis „Test", den Almaviva im „Barbier" und der „Postillon von Loniumeau". Hier feierte seine vollendete Koloraturkunst wahre Triumphe. Virtuosität »nd Klangleuchten paarten sich bei de» ..Prima- doniieiiztcratcn" zu funkelnder Wirkung. Mit Marcclla Sem brich, mit Frau Elementine v. Schuch, mit Erika W e d c k i >i d und S ch c t d e in a n t e l trug Anton Erl den Ruhm Dresdner Sangcskuiist auch in auswärtige Musikstädte (Wien, Berlin usw.j und fand gleichfalls beispiellose An- erkeniiuiig mit d'Andrade. Jn Dresden hatte der Künstler später Gelegenheit, Episoden, die in erster Linie einen denken den Schauspieler verlangen, zu voller Bedeutung heraus- zuhcben. ES sei da nur an die feinsinnige Gestaltung des Pariser Gecken Alctndor in der „Bohöme", an die haarscharf gezeichneten Buffo-Partien in „HosfmaniiS Erzählungen", an den Wenzel in der „Verkauften Braut", an den Junker Spär- lich („Lustige Wetbcr"l und an den Banditen B'cvvo in „Fra Diavolo" erinnert. Großen Jubel weckte hier Erls Nach. ahmiingSkunst der Koloratur-Meisterschaft Erika Wcde- kinbs sZcrlinej. Sogar reine Sprechrollen wie den Frosch in der „Fledermaus" gestaltete der Künstler zu Kabinettstücken. Mit dem 86. Juni 1612 trat Anton Erl in den wohlverdienten Ruhestand — nach Msährigcr ruhmvoller Wirksamkeit In der Dresdner Oper. Wenn es nottat, hat er auch in späteren Tagen noch einige Male auSgeholfen. Jn seinen Mußestunden grifs Erl nach wie vor zum Zeichenstist oder zum — Btllarbstabe. Auch als Billarbküiistler zählte er zu den elegantesten, mit leichter und doch sicherer Hand „arbeitenden" Spielern. Biele ältere Dresdner wissen davon zu erzählen. Ueber zehn Jahre währt nun schon das „Volee kor uicntc", das für Erl jedoch keineswegs eine BcschästiguiigS- losigkeit bedeutet, denn er weiß seine Zeit mit der Kunst deS Apelles aiiszufüllen. Die reichen gesangstcchnischcii Er fahrungen hat er ans seine Tochter Dora Erl übertragen, die schon lange als Stimmbtlüiierin geschätzt ist. Wünschens wert wäre eS, wenn der Jubilar sich entschließen könnte, seine „Erinnerungen", die doch die glanzvollste Epoche der Dresdner Oper umfassen, zu schreiben. Wie dem aber sei, das musikalische Dresden «nd mit ihm das sächsische Volk sind stolz auf ihren Kammersänger Anton Erl. Sie gedenken in treuer Dankbarkeit seiner künstlerischen Verdienste als M o z a r t sä n g c r und wünschen ihm weitere glückhaste Lebensjahre. Bon ganzem Herzen! Professor Setnr. Plaübecker.
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