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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.01.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260113010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926011301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926011301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-13
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.01.1926
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Mkfwcxh, 1Z. Januar 1S2- — »Vr«»-ner Tkachrlchlen* — Nr. 20 Seile Z Walther von -er Vogelweide und Mussollnl. ^ ivon unsere« Bozen, Anfang Januar. Der Faschismus bat sich mit seinem Verlange» nach Ent- kernung des Denkmals Waltherd von der Bogelweide vom Waltherplatz t» Bozen, den man zu diesem Zweck rasch ln vtktor.Emanuel.P1ay umgetaust hat. wieder rin Armuts zeugnis ausgestellt, wie man ed nicht traurtger und beschämen- der ersinnen könnte. Schon die «Begründung- de» Bvziier Präsekturkommtilär» Dr. Stesantnt, mit der der Platz um- getauft wurde, war klassisch und kaum zu Übertressen in ihrer Unverschämtheit. Oder ist ed wirklich nur Kulturlvstgkett allein, die aus solchen Aeuherungen spricht'? Wenn Dr. Sleka- . ntni sich nur ein ganz klein wenig in der GeisteSgcschichte um- aesehcn hätte, würde er sich gewib nicht zu einer derartigen Beleidigung — Danted verstiegen haben, wie er es tat, indem er dessen DschterkoUegen Walther von der Bogelweide in einer öffentlichen Kundmachung «einen mittelalterlichen, ln der Literaturgeschichte nur wenig bekann- ten Schriftsteller" nannte. Aber was schert den Faschismus die Kultur vergangener Zeiten! Die Schwarz. Hemde» haben sa eigene Kultur im Uebcrsluß. Sic können die Welt damit erfüllen. «Eine zweite Zivilisation wird der Faschismus der Welt bringen", sagte kürzlich Farinacci in der Kammer, und er muh eS wissen. Welcher Art diese Zivilisation sein wird, dafür ist die Episode .Walther-Denkmal" ein kleines Beispiel und ein kleiner Vorgeschmack. Kein Volk weih die Verdienste der Italiener früherer Jahrhunderte aus dem Gebiete der Kunst und Kultur besser zu schätzen, als da» deutsche. Keine Wissenschaft hat sich so gründ- lich und so liebevoll mit der Kunst, der Musik und Dichtung der Italiener beschäftigt, wie die deutsche. Und darum hat auch kein Volk heute so sehr das Siecht, dem italienischen einen Spiegel der Wahrheit vvrzuhaltcn, wie das deutsche. Die Italiener de» Mittelalters und die des 10. und 17. JahrhundcriS haben ans vielen Gebieten wahrhaft GroheS ge» leistet. ES ist ja gar nicht nötig, dav hier de» langen und breiten anSzufiihrcn. DaS Zeitalter der Renaissance, deö Barock, ihre Baukunst, ihre Malerei und Musik, ihre Einflüsse auf die deutsche Kunst — kein objektiv denkender Deutscher wird sie leugnen. Wenn wir Würzburger Residenz sagen, meinen wir auch Ticvvlo. Aber wenn wir Würzburg sagen, denken wir wieder an Walther von der Bogelweide. Und dieser Gedanke schmerzt, vergleiche drangen sich uns auf. Italienische Kultur einst und setzt. Hier nur einer: Einst: die Kunst der Renaissance, die Kultur der Städte Florenz, Venedig, Nom. Heute: der «künstlerische" Exponent des Faschismus ist der Ueberfuturist Marinetti! Mussolini und seine Schwarzliemdcn nehmen ihn bitter ernst, diesen Obercüarlatan. Die herrlichen Renaissance, und Barockpaläste läßt man Versalien, singerdicker Staub, Jahrhunderte alt, liegt auf den kostbaren Eiscngiitcrn. Dafür erheben sich an allen Ecken und Enden Kriegerdenkmäler der geschmacklosesten Art. Aber wozu braucht der Faschismus eine Tradition! Er »seift aus sie, wie aus alle Dinge, die ih» beschämen könnten DaS ist daS einfachste: Drauspfeiscn und Niedcrknüppeln. Wozu braucht der Faschismus eine Kultur? Er hat ja den Knüppel. DaS genügt fürs erste. Und im übrigen Schreien, tu Phrasen sich überkugcln, die Welt aus den Angeln heben — mit dem Maul, sich selbst in den Himmel, vergehen in ekstati. scher Selbstbeweihräucherung, den Glorienschein des Helden- tumS um die «römische" Stirn — das ist der Faschismus. Biel Lärm um nichts und eine höchst lächerliche Sache, wenn sie nicht so traurig für uns märe. Die Geschichte wird daö Urteil über dieses Theater sa bald genug sällcn. Mussolini hat sich sein Urteil selbst gesprochen, als er die Komödie des »römischen" Grußes bei alle» Behörden, Aemtern, Schulen vsw. anbcsahl, jenes Grußes mit dem erhobenen auS. gestreckten Arm, den er wahrscheinlich einem geschickten deut schen Filmregisseur abgcgnckt hatte. Die vernünftigen Italiener, eö gibt auch noch solche, schämen sich dieser Farce, aber — sie erheben doch die Hand zum «römische»" Gruße, wenn ein Vorgesetzter cintritt. Ja. der Knüppel! Ilm wieder aus Walther zurückzukomilien und sein Denk mal in Bozen, das den Faschisten ein solcher Dorn Im Auge ist Daß sie das Standbild um jeden Preis entfernen wollen, daran andern auch die lammfrommen Erklärungen des Münchner italienischen Konsuls nichts. Die faschistische Presse verlangt die Entfernung des Denkmals. DaS genügt. vozener Mttarbriter.l Einige Wiener Blätter haben etwa» voreilig gehandelt, al» sie der Gemeinde zur Ncbernahme de» Standbildes und zur Ausstellung t» Wien rieten. Sie haben es zwar gut ge- meint, aber uns Südtirolern eine» schlechten Dienst erwiese». Daß sich die jaschisttschen Blätter königlich darüber freuen und mtt beißendem Spott aus diesen Vorschlag eingehen würde», war vorauSziisehen. Und so ist eS auch gekommen. Die Trlentiner Blätter und der in Bozen erscheinende „Piccolo Pvstv" gralulieren Wien zu dieser Idee und sprechen die Hoss. nung aus, das! sie möglichst bald Wirklichkeit werde. Höhnisch meinen sie, Walther werbe nicht so unhöflich sein, die freund liche Einladung, nach Wien zu libersicdeln. abzulehnen Schließ lich wird eS in Italien heißen: Nicht der Faschismus hat das Denkmal entfernt, nein, die Deutsche» selbst habe» eingcschen. daß eS hier fehl am Platze ist. und eS fvrtgcschasft. Doch wie die Dinge mtt dem Denkmal WaltbcrS auch kommen mögen, daS eine ist gewisi: das Denkmal, da» der Dichter in unteren Herzen besitzt, steht nur noch fester, und immer sind wir der Worte jenes Minnesängers eingedenk, der von ihm sang: Herr Walther von der Bogelweide, Wer de» vergäß, der tät mir leide. Kilse für Deu! Mirol. Miinche«, IS. Jan. Ein vordere tender AnSschnß. der sich hier gebildet l>at, erläßt heute einen AufruszurHilsc für Dentsch-Südtirol, in dem eingehend die Gewalt- herrfchafl »er Italiener zur Unterdrückung des Deutschtum» geschildert und zur Tat für unsere in einem VcrzweislungS- kamps stehenden Brüder ausgrsordert wird. Im «Popolo d'Jtalia", dem NegleriiiigSblatte Mussolinis ist eine Zuschrift eines gewissen Fr. Nrioschi veröffentlicht, welche die Forderung enthält, ein Gesetz zu erlassen, wonach die Anfcnthaltsbewiüignng für deutsche und öfter» reichliche Staatsbürger i« Südtirol auf 24 Stunden beschränkt werden soll. Begründet wird diese Forderung mit dem Hin- meiv baß der Zustrom deutscher Reisender nach Südttrol den Anglclchiiiigsprozeß der Südtiroler an Italien verzögere. Der „Popolo d'Jtalia" empfiehlt diesen Vorschlag wärmstcnS, befürwortet aber eine Einschränkung der Aufenthaltsdauer auf zwölf und weniger Stunden. «Das Italien Mussoliuls kann auf den deutschen Fremdenverkehr verzichten," schreibt das Regierungsblatt. Das ist die Antwort auf die Tatsache, daß im Jahre 1024 laut statistischem Nachweis aus Deutschland am meisten Fremde nach Italien gefahren sind, nämlich 186 090 iEnglnnd folgt mit 122MM. während die Statistik de» Jahres 1925 noch auöstcht, jedenfalls aber eine noch größere Ziffer ausmeiseu wird. Gegenüber dieser neuesten italienischen Heraus» fordernng muß nochmals nachdrücklich auf die Mahnnna der Vaterländischen Verbände aufmerksam gemacht werden: Reist nicht «ach Italien! Uebergriffe ilalieniskker Faschisten in Bafel. Basel, 12. Januar. Die sozialdemokratische Fraktion des Baseler Parlaments hat eine Interpellation clngebracht, ln der sic die Abberufung des Italic» Nischen Generalkonsuls verlangt. Sie erklärt, die Baseler faschistische Partei habe sich behördliche Funktionen angcmaßt und sei dabei auch vom Generalkonsul unter stützt worden, der seine Stellung zur Terrorisierung der nichtsaschistischcn Italiener mißbrauchte. Di« Baseler faschistische Gruppe erklärt demgegenüber, daß der Konsul allein auf eigene Verantwortung vorgcgangcn sei. Die italienische Gesandtschaft in Bern hat ans die Vorstellungen des politischen Departements gegen den Konsul entsprechende Maßnahmen elngelettet. ^ Berlin, 12. Januar. In einer von der deutschvölkischen FrcihettSpartci an den Preußischen Landtag gerichteten An» frage wird gefordert, baß die Anstellung des als Faschisten bekannten Dr. Bert hol dl als Lehrer -er italienischen Sprache an der Universität Bonn rückgängig gemacht werde. Bertholdt sei in der Bekämpfung des Deutschtums ln Südttrol besonders aktiv gewesen. Zer Handwerkertag gegen das Preisabbau-Gesetz. Vollversammlung -es Reichsverbandes -es Deutschen Äandwerks. lSignrr Drahtbericht der «Dresdner Rach richten".) Berlin, 12. Januar. In der Vollversammlung des Reich». verbandeS de» Deutschen Handwerks am Dienstag ergriff Ber- kehrSminister Dr. Kroh ne in seiner Eigenschaft als stellver tretender Wtrtschnslöminister das Wort. Er unternahm eS, noch vor Beginn der eigentlichen Verhandlungen die Vorlage der Negierung zur Förderung des Preisabbaues zu recht fertigen und wies die Ansicht zurück, daß es üch hier «m ei« Sondcrgcsctz gegen daö Handwerk handle. Bet den Worten des Ministers entstand gleich zu Anfang eine große Un» ruhe in der Versammlung. Der Redner wurde von lebhaften Zwischenrufen mehrfach unterbrochen, worauf er er. klärte: .LSenn Sie die Absicht haben, die Debatte von vornhcreln so spitz zu stellen, dann will ich mich kurz fasten. Die Maß nahme« ber Rcichöregicrnng solle« im Interesse der Allge meinheit eine Preissenkung herbelfkhren «nd die sür das bentsche Volk lebenswichtige Wettbewerbsfähigkeit stärke«. Da mit ist für jeden Wirtschaftszweig die Notwendig keit gegeben, aus Preissenkung bedacht z» sei«. Darum möchte ich mit ber Bitte schließen, daß Sie die großen, dem Werke zu grunde liegenden Gedanken berücksichtigen möchten. Bei der Stimmung im Hause glaube ich kaum, daß dies geschehen wird." Der Minister verließ hierauf sofort den Saal. Den ersten Vortrag der Tagung hielt bann der erste Ge- schästSsührer Dr. Mensch. Er kennzeichnet« die Bollversamm. tung als eine Kundgebung der Abwehr gegen die ««gerechte «nd einseitige Behandln«« des Handwerks durch die sogenannte PreiSsenkungSaktion der Nclchkrcgiernng nnb gleichzeitig als eine Kundgebung de» Protestes gegen die beute übliche Einschätzung und Behandlung des Handwerks in der öffentlichen Meinung. Dieser Unt>"'''"ivung seiner Wirt- schaftlichcn »nd sozialen Bedeutung gegenüber ließt Handwerk genötigt, sein gutes Reckt na^'brückltchst und feier lichst z» vertreten. Im Rahmen dieser Aufgabe gab bann der Redner einen Uebcrblick über den Standpunkt beS Handwerk» zur PrelSsenknngSaktion nnd die bISßerlaen Maßnahmen innerhalb beS NelchSverbandeS zur Unterstützung de» Breis. abbanS, sowie über die außerordentlich schwierige Stellung beS Handwerks in der allgemeinen Wirst''-^'»"01111!. Zwei Aus gaben gelte eS zunächst zu lösen: Die Milderung unserer Krcditnot und die Milderung der Uebcrlastuna nuferer Wirt schaft. Da» schlimmste, was aeschchcn konnte, sei die plan mäßige Beeinflussung der öffentlichen Meinung gegen da» Handmerk, vornehmlich durch die Anarii'e der Industrie nnd Handelskammern, gewesen. Man möge endlich einmal durch amtliche statistische Erhebungen den Anteil beS Handwerks an ber deutschen Wirtschaft festhellen. Dann werde auch die ge» rtngschähigc Behandlung auihören. Der Schlag, den die Ne- gierung gegen das Handwerk führen wolle, werbe da» Hand. m«»k nickt zerschmettern, sondern erst recht zusammenschwcißen. Der MItberlchterstatter, Generalsekretär Hermann, be schäftigte sich mit dem Entwurf eine» Gesetzes zur Förderung de» P r e t S a b b a u e S. der durch die Verquickung ber ver schiedensten Materien den Anschein erwecken solle, als beab sichtige die Negierung kein Gondervorgehen gegen daS Hand- werk und seine Berufsorganisation. Demgegenüber müste festgestcllt werden, daß dieser Gesetzentwurf ln seinem Kern stück sich tatsächlich gegen das Handwerk richte. Während ber preußische Minister für Handel und Gewerbe In vorbild licher Weise den Beschluß des Reichsverbandeö des Deutschen Handwerks zur PreiSsenkunaSfrage ohne bas schwere Geschütz der Gesetzgebung aus dem Verwaltungswege durchführen wolle, glaube die ReichSregterung mtt Sondergesetzen und Poltzelmaßnahmen ihre falsch aufgezogene Preissenkung» aktlon wetterfiihren zu können. Die Aufhebung der Vcr- orbnung über die GeschästSaufsicht und ihre Ersetzung durch ein Vergleichsverfahren zur Abwendung des Konkurses könne grundsätzlich gebilligt werden. Da» geschehe aber zweckmäßtgerwelse durch ein besonderes Gesetz, etwa in Form einer Novelle zur KonkurSorbnung. Der einseitige Schuldnerschuh, wi, er seit dem Kriegsausbruch in Deutschland geübt worden sei, habe zu schweren Schaden, in», besondere sür den auSländtscken Kredit DeutschlanbS, geführt, und e» sei endlich an ber Zeit, den Gläubiger wieder zu schützen, damit Treu und Glauben tm Geschäftsleben endlich wieder ihren Einzug hielten. Der NeichSkommissar sür tag Handwerk, Ministerialrat Hoppe, wandt« sich gegen die Ausführungen von Dr. Mensch, baß tn dem Verhalten ber ReichSregterung dem Hand werk gegenüber ein Verstoß gegen Treu und Glauben liege. — Generalsekretär Dr. Mensch erklärte, e, könne seine Be hauptung nicht zurücknehmen. Man Hab« bas Handwerk nicht rechtzeitig benachrichttgt. sonst wäre manches ander» ge- kommen. (Lebh. Beisall.i ReichStagSabgeordneter D r e »i tz <Wtrtsch. Bgg.s bemerkte, vor versammelter Fraktion habe Reichskanzler Dr. Luther erklärt, er werbe nicht nur keine neuen GesktzcSvorlagen etnbrtngen. sondern auch -le sechs Notverordnungen vom Februar 1923 aufheben. lHört, hört!! Damal» habe man geglaubt, sich auf ein Mtntsterwort ver lassen zu dürfen. Man habe sich aber getäuscht. — Reichs- tagSaVgeorbneter Dr. Wi« « beck (Du.) bestätigte bte Mittet- sungen beS Vorredners. Es handelt sich um ein Ausnahme gesetz gegen einen Stand, da» gar nicht erst an den Reichstag kommen dürfe. DaS Handwerk müste unbedingt elnen Staatssekretär bekommen, um seine Interessen tat kräftig burchzuietzen. — RcichStagSabgeorbnetcr Esser sZ.) erklärte gleichfalls, es wäre am besten, bte Vorlage käme erst gar nicht an den Reichstag. Erfreulich sei eS. baß der Kanzler von sich au» die Bereitwilligkeit zur möglichsten Förderung des Preisabbaues bewiesen habe. Hoffentlich habe man bald eine Regierung, mit der man sich auSetnandersctzen künn«. Der Vorsitzende des Deutschen FlcischcrgewerbeS, Lan, - mertz, wandte sich gegen den tn der Vreffe gegen bas Flctlchcrgewerbe erhobenen Vorwurf unberechtigter Preis- stetgerung. — ReschStagSabgeordneter Loibl (Bayr. Bps teilt« mtt. daß sich auch das bayerischc Handwerk und Gewerbe aufs schärfste gegen den Gesetz entwurf ausgesprochen habe. Er erwartet die Ab lehnung de» Entwürfe? durch den Reichstag oder die Beseiti gung der Mängel au» dem Gesetz. Politische Gründe hätten zu der Vorlage geführt, denen das Handwerk geopfert werden solle. — Relchstagoabgeordneter Havemonn tD.V.P.) er klärte, seine Partei sei außerordentlich glücklich, daß sie an diesem Entwurf völlig unschuldig sei. Die Vorlage sei in Bausch und Bogen abzulehuen. — Abgeordneter Varl schal <Tem > schloß sich der Ablehnung des Ent wurfes an. Der Vorsitzende der Handwerkerkammer München, Würz, teilte mtt, der bayrische Ministerpräsident habe vor kurzem die Vertreter der Gewerbe gebeten, im Rahmen der Möglich keit angesichts der Notlage weiter Kreise ein Opfer zu bringen, aber an Preivvrüfunassielleii und dergl. denke die bayrische Regierung nicht, sondern sic denkt durch namentliche Aus sprache und Fühlungnahme Erleichterungen zu erziele». — Der Vorsitzende der Handwerkerbünde. Grütter, ivetst auf zahlreiche Protcstnersammliiiigen gegen de» Gesetzentwurf hi» und betont den Willen zu einmütigem Zusammengehen des gesamten Handwerks. Hieraus wird folgende Entschließung einstimmig angenommen, in der eS heißt: Der Netchsverband des Deutschen Hand werks erklärt zu dem dem vorläufigen RcichSwirtschaftSrat vorgclcatcii Entwurf eines Gesetzes zur Förderung des Preisabbaues: Ter Rcichövcrband des Deutschen Handwerts hat durch den Beschluß seines Ausschusses vom 25. November 1925 bewiesen, daß er hinsichtlich deS Preis abbaues mit der NcichSregicriing bis an hie Grenze der Mög lichkeit gehen will. Soll ei» BcrusSstgnd aber hinsichtlich der Preisbildung aus seine Mitglieder einwtrken. so darf seinen Organen nicht die Möglichkeit genommen werden, wichtige Kalkulation zu lehren und diese »>«* Beispielen zu erläutern. Auswüchse im öffentlichen nnd privaten Verbindungswesen, die die Rcichsregicrnng mit ihrem Entwurf beseitigen will, sind lediglich eine Folge des gesamten Snstems. Die »o» dev Reichsregicrnng vorgeschlaocncn Maßnahme« gegen die Ningblldung werden als vollständig einseitig «nd praktisch «ndurchsüßrbar abgelehnt. An der be stehenden Tenerung ist die Rcichsregicrung infolge ihrer wirt schaftlichen Maßnahmen mit verantwortlich. Sie darf die Verantwortung hierfür nickt aus die Wirtschaft oder gar auf einen einzelnen Verufsstand abwälzen. Der NeichSocrband erhebt deshalb namentz deö gesamten deutschen Handwerks schärfsten Protest gegen die in dem Gesetzentwurf zur Förde rung deS Preisabbaues enthaltenen Sonderbeftlmmunge« gegen das Handwerk. Als eine der wesentlichsten Borans- lctznnaen für eine wirkliche Gcsnndnng der Wirtschaft fordert daö Handwerk sparsam sie Finanzwirtschaft des Reichs, der Länder und Kommunen, Stenermilde- rnnge« und Unterlassung jeder Steuerübcrschnßpvlitik. eine gesunde Bcriicksichtioung der Notlage der Wirtschaft bei allen sozialpolitischen Maßnahmen, Herabsetzung der ver- waltnnaögebiihren, Gerlchiökosten. Eisenbahn- nnd Posttarike. Ferner wurde eine Entschließung einstimmig arm genommen, ln der die Ausdehnung der aeletzlicben Zwangöverslchernna auf das Handwerk ab- gelehnt wurde. In den Vorstand deö Neicksverbandes wurden wtedcrgcwählt: Hansen (Hambura). Präsident Plato (Hannover) und Willmann lHannover). Hinzu gewählt wurden ferner die Herren Müller (Berlin! und Prä sident Wetter (Köln). Daraus wurde die Tagung geschlossen. Kerrlo! wieder KammerpiM-e«k. Berlin. 12. Januar. In der heutigen Eröffnungssitzung der Kammer wurde H c r r i o t mtt 900 von 824 Stimmen zum Präsidenten der Kammer wiedergewählt. Die restlÄen Stimmen, die von den Kommunisten abgegeben wurden, fielen auf deren Parteiführer Marcel Eachin. Etwa 250 Ab geordnete der Rechten enthielten sich -er Abstimmung. Dle ungarische FasschmSnzer-Assöre. Noch kein Ende der Untersuchung««. Budapest, 12. Januar. Heute nacht wurden sämtliche De- tctcktive und Polzeibcamte, die tn der Frankenfälscheraffäre bisher gearbeitet haben, zur Wiederaufnahme der Erhebungen dringend tn daS Gebäude der Polizctdireklion gerufen. Uw 1 Uhr nachts schwärmten die Dctekttve aus. in welchem Auf träge, ist noch nicht bekannt. Sie kehrten erst tn den Morgen stunden wieder zurück. Dieses Auslebe« der UntersnchungS» tätigkett deutet daraus hi», daß «och nicht alle Senfatioue«- ber Frankensälschcraffäre erschöpft stad. An SaS wettere Ver bleiben der französischen Delegierten in Budapest werben im übrigen die weitestgehenden Kombinationen geknüpft, «.a. auch die, daß außer Windischarütz und Nadosso noch andere Persönlichkeiten als Intellektuelle Urheber in Betracht kommen. Bet der französischen Gesandtschaft lause« immer noch Briefe und anonyme Anzeigen ein. Gin be sonderes Augenmerk wird den Vernehmungen des Chauf feurs des Prinzen Windtschgratz gewidmet, der darüber ver hört wirb, welche Persönlichkeiten er im Anstrage -eS Prinzen Windischgrtttz gefahren habe, und zwar wohin, zu welcher Zelt usw. Die Maschine -er ungarischen Noferrfülscher. Von der Dresden-Leipziger Schnellprcssen-Fabrtk A.-G. CoSwig i. Sa, wird uns geschrieben: In der Budapest«! Fälscherangelegenheit werden tm Zusammenhang« mtt unserer Firma bzw. mit der Leivziaer Schnellpressenfabrik, A.»G., vorm. Gchmters, Werner 6- Stein, Leipzig, deren Abteilung für Offsetmaschincnban mit unserer Firma verelntgt ist, falsche Mitteilungen gebracht. Die Sachlage ist folgende: DaS Kartographische Institut in Budapest hatte vor vielen Mo naten bet uns bzw. bei der Leipziger Schnellpressenfabrtk «ine Offsetmaschine bestellt. Jetzt, bet Entdeckung der Fälschungen, sollte diese Maschine zur Aufstellung gelangen «nd lag tn einzelnen Teilen, also anSetnandergenommen. fertig zur Mon tage in den Räumen beS Kartographischen Instituts. AuS diesem Umstand, Saß die einzelnen Teile der Maschine noch in ber Druckerei herumlagen, habe« Laien angenommen, daß dies die Maschine sei, ans der die falschen Banknoten gedruckt wor den wären, während sie tn Wtrkllchkett noch gar nicht tn Be trieb genommen worden war. Fernerhin läuft eS direkt der Wahrheit zuwider, wenn be hauptet wird, daß die Fälscher mit der Leipziger Schnell- presscnsabrlk unterhandelt hätten, denn eS ist hierzu nicht der geringste Anlaß vorhanden gewesen, da Maschinen ber Leip ziger Firma tm Kartographischen Institut in Budapest schon vor dem Kriege tn Betrieb waren. Ernsle Fvlqen -er RSuberkal in Mexiko. Drohender Abbrnch der mexikanisch-amerikanische« Beziehungen? Nenqvrk, 13. Jan. Der Bandttenttberfall auf den Vtsen- bahnzug Guadalajara—Mexiko, bet dem. entgegen anders lautenden Meldungen, auch ein amerikanischer Staatsbürger gelötet worden ist, hat die Spannung zwischen den Bereinigte« Staate« «nd Mexiko anfs Höchste gesteigert. Präsident Coolidgc konferierte gestern mit dem Außcnsekretär Kellogg längere Zelt wobet über die gegen Mexiko z« ergreifenden Maßnahmen berate« wurde. Nach amerikanischer Ansicht ist die Regierung de» Präsidenten Calle» fremdenfeindllck und an guten Begehungen zu Washington nicht sonderlich inter essiert. (T.U.)
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