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7». Jahrgang. M 20 Mittwoch, IS. Januar 1S2S Gegründet 1856 4>rad«<ml»rM-. »««»««l«, Vroodo». Jrrnlpr-Wir-Sammetaumm»: 28 2^1 Nur lür 4Iach>g»ivrra>e: 20 011. «a«<AO. 8c«okoi.Avc Exc omiginü fjpmo gsgp. 1838. DchriM«td«g und r>miplg«IchLN»II«IIe: w«rt«»Nr«>,, SS »2 Berta, »an Ut»»><t, » B»ta>,r«> m »rraden. Votvchecd-rtonl» IOSS Dre»»««. ovm ><»» I2./I i-«t de, agl,a> »weimul« 3ukl»lluna a„ Aou» I.üv Maw I Dir Anzeigen werden auch Votdmord berechn«!. dl» Ijpall.^u mm dr A»ll»LV-,i ausw. Ls No,Nil!«,wnzeigenu. Sl«1I»ng»,uchk0tn« ^)bAUg5ZLvUl)l Poltdezuaaviei» >l>r Mono Januar , Wartr SInzeia,»«», Id P>,. ! «UlFLlZeUplklle. ÄabaU !0^ ouhrrs. 2»?, die VOnun dr Aedtomezeile ISO-, auhrrd 8)0-. Offerlenaedükr I0-. Auew Äunrüg, aea. Dorouäbezadl. Nachdru» nur mit deullich« Vuellenanaode «»Dreadner Aachr -> zulällig. Unverlanal» SchrilMii», werbrn nich, autdewodrt -^nsk-ksnnt guis pkstswsk'ts V/Vsins unci KUeßis L-imdäeker fsmsprsctisk 13777 <jo>isrm lZsorgsri ^IIss 8 Die Große Koalition endgültig begraben! Der sozialdemokratische Beschlich. — Ablehnung -er Großen Koalition mit großer Wehrheil. Der Reichsverband des Kandwerks gegen das Prelsabbau-Trieh. - Drohender Abbruch der Beziehungen zwischen Washinglon und Mexiko. „Die Dolkspariei ist daran schuld." " Berlin. 13. Januar. Die s o - i a l d e m o k r a t! s ch c ReichStagSsraktion gab nach ihrer heutigen Sitzung folgendes Kommun lau 6 anö: Die sozialdemokratische RcichStagssraktion hat in den Verhandlungen über die Bildung einer Gros, en Koalition Forderungen ausgestellt, deren Durchführung durch die Zunahme der Not »nr noch dringender geworden ist. Gic bat durch einen Beschluss vom 16. Dezember seststellcn müssen, das, „infolge mangelnden Entgegenkommens der Deutschen Bolkö Partei" in sozial- und wirtschafts- polittschen Frage» de» Bemühungen des Abg. Koch kein Er» salg brschieben mar. hat daher iu de» Formulierungen. die ihr als Er» gebuiS der gcsiihrten Verhandlungen vorgesührt wurden, eiue gcigucte Grundlage für die Bildung ciucr Regierung der Groben Koalition nicht erblicken könne«. Die sozial, demokratische Fraktion muh fcststcllc«. daß Gründe für eine Aenderung ihrer Haltung nicht vorliegcn. ES besteht kein Anzeichen dafür, daß die Deutsche BolkS- partet ihren bisherigen Rechtskurs anfzugcbcn aewillt ist. Tic Bokkspartci hat daher auch an den bisherigen Verhandlungen über dre Bildung einer Groszen Koalition einen ernsten Willen znr Zusammenarbeit nicht erkennen lassen. Es wa, insbesondere die Deutsche VolkSpartei. die der fozialdemotra. tischen Forderung über den Achtstundentag die Zustimmung versagte, die sich im sozialpolitischen Ausschuss gegen die sozial demokratischen Anträge zur ErwerbSlosenkitrsorgc erklärte und- in der Frage der setzt zum öffentlichen Skandal ge wordenen Fürstenabfindung die sozialdemokratischen Forde- rungen zurückwics. Deshalb erklärt die sozialdemokratische Fraktion, daß für die Bildung einer Negierung der Großen Koalition keine Grundlage besteht. Diese Entscheidung der sozialdemokratischen Fraktion ist, was ausdrücklich festziistcllcn ist. mit großer Mehrheit ustande gekommen- Die Ablehnung, die die Sozialdcurokratie termit dem LicbcSwcrbcn deö Zentrums und der Demokra- te» gegeben hat, ist ein zweiter derber Fußtritt für die Leute, namentlich im Zentrum, die immer wieder der Soziakdemo- kratie nachliescn. A»S der Ablchnuna ergibt sich nun aber sowohl für das e^nirnm als auch für die Demokraten die Notwendigkeit, einer Regierung der Mitte unter Führung des bisherigen Reichskanzlers Dr. Luther nicht noch länger die Wege zu verbauen. Dr. Sucher dürfte nun, wenn nicht schon morgen, so doch spätestens am Donners tag, mit der Bildung eines Kabinetts beauftragt werden. WaS den angeblich enRcchtskursdcrDeutsche Volkspartci betrifft, so man man tagen, daß sich die Sozialdemokraten hier einem recht veralteten Irrtum hin- gebcn. Leider k>at gerade in der jüngsten Zeit wieder ein sehr unliebsamer .Konflikt zwischen der Volkspartci aus der einen Leite und dem dcntschnationalcn Abgeordneten Hugcnberg aus der anderen Seite eingesetzt, bei dem vor allem auch der volkSparteilichc RcichstagsfraktionSsührer Dr. Scholz mit einer Tehärfe den eigciren Standpunkt der BolkS- partei-undihrr völlige Unabhängigkeit von den DrEchnatio. nalcn betont hat. Wenn die Sozialdemokraten trotzdem heute noch uon einem angeblichen „Rechtskurs" der Bolkspartet sprechen, so läßt das nur darauf schließen, daß sie anscheinend die Presse der letzten Tage nicht sonderlich 'aufmerksam verfolgt haben, sonst müßten sie gelesen haben, daß Dr. Scholz den Hugcnbcrgschcn Vorschlag au die Dentschc Volkspartci. unter Opfcrnüg ihres Führers Stresemann iu bcr Deutschuatioualcu Volkspartci anfzvgche«, mit schärfster Zurückweisung beant wortet. In dieser Angelegenheit Hugcnberg tD. Vp.s hat sich auch eine der Deutschen Volkspartei sehr nahestehende Korrespondcirz mit der strikten Erklärung vernehmen lasten, daß die Wege der Dcutschnationalen und der Deutschen Volks» Partei auseinandergingen. Die Fraktion der Deutschen Volkspartci hielt eine kurze Sitzung ab, in der sestgestellt wurde, daß die Fraktion an ihre» bisherigen Beschlüssen in der Frage der Regierungsbildung fest hält und keinen Anlaß zu einer neuen Stellungnahme sieht. Die Sitzung wurde dann aus Mittwoch nachmittag vertagt. Die demokratische RcichStagssraktion nahm den Bericht des Fraktionsvorsitzenden Koch-Weser über seinen Besuch beim Reichspräsidenten entgegen und beschäftigte sich dann mit der Krage der Fürstenabsindung. Beschlüsse wurden nicht ge faßt. — Auch die Sitzung der Zcntrnmssraktio» war nur von kurzer Dauer. Man beschäftigte sich mit den laufenden An- gelegenhciten, u. a. mit den Anträgen znr Hochwasserkata- strophe. — Die dcutschnationalc RcichStagssraktion erledigte ebenfalls nur die lausenden Angelegenheiten. Die Krise -er -epischen Luslfahrl. Die vom Netchsluftamt in den Wcihnachtstagen verfügte Einstellung des gesamten deutschen Luftverkehrs für drei Monate ist ein auch nach außen hin sichtbares Zeichen der Schwierigkeiten, unter denen sich die recht geheimnisvolle Um wälzung in der Organisation des deutschen Luftverkehrs voll- zieht, und die leider ernste Besorgnisse um die weitere Ent wicklung der deutschen Luftfahrt rechtfertigen. Die Gefahr wird dadurch erhöht, daß im Augenblick in Paris Verhand lungen von entscheidender Bedeutung für unsere Luftfahrt ge führt werben, daß aber die Aufmerksamkeit aller im deutschen Lwftwcseu führenden Kreist viel zu sehr von der Austragung der unerwartet scharfen Gegensätze tu bezug auf die ein schneidende Umorganisation des deutschen Luftverkehrs tu An spruch genommen wird, als daß sich die gesamte luftpolittfthe deutsche Stoßkraft auf die kräftigste Durchführung des außen politischen Luftkampses in Paris konzentrieren könnte. Worum cs bei den Verhandlungen tu Paris geht, hat der Londoner „Observer" klar und eindeutig bezeichnet, wenn er schreibt: „Zurück zn Versailles ist paradox genug mit Recht der Kricgsrus der deutschen Luftfahrt, denn die auf der Lon doner Konferenz auserlegtcn Beschränkungen in bezug auf Größe, Trag- und Steigfähigkeit geben dem deutschen Luft fortschritt den Todesstoß, der im Vertrage von Versailles offenbar nicht vorgesehen war." Um eins unserer geringen Rechte ans dem Versailler Vertrag kämpfen wir: denn dtcseS Diktat verbietet uns lediglich militärische LuftstrcttkrSste. während die uns später ausgezwungcnen sogenannten Begriffsbestimmungen znr Unterscheidung von zivilen un militärischen Luftfahrzeugen einen willkürlichen Uebrrgrisf und eine Alisnahmeregelung gegen Deuischlaud darstellen. Was ein militärisches Flugzeug ist haben die Alliierten selbst einwandfrei in der nationalen Lutssahrtkonvention vom Ok tober 19!0 formuliert, deren Artikel ,8t lagt: .Liedes Lnft'ahr- zeug, das durch eine zu diesem Zwecke kommandierte MikitSr- vrrson befebligt wird, wird als militärisches Luftfahrzeug betrachtet." Diese Definition kehrt In späteren internationale« Verträgen mehrfach wieder, so daß sie bereits als ein fest stehender völkerrechtlicher Begriff angesehen werden kann. Und um die Anwendung dieses festen Begriffs auf das „gleich- berechtigte" Deutschland kämpft die deutsche Delegation i« Paris. Tie starken Widerstände, die sich in Frankreich gegen die Entfesselung der deutschen Zivilluftsahrt und in England gegen die Beseitigung der zur Spionage im deutsche» Flug zeugbau nur zu geeigneten Luftkontrolle bemerkbar machen, zeigen aber, daß mir vorläufig von diesem Ziel noch weit ent- fernt sind. Bezeichnend dabei ist. daß die Luttkontroll« nicht nur von Militärvcrsoncn. sondern auch von einem Mitglied« der bekannten englischen Firma Vickers auSgeübt worben ist. Wenn nun aus Paris bekannt wird, daß die neben den Ver handlungen Ser Botschaftcrkonscrcnz einhergehenden deutsch- französischen Besprechungen über den beiderseitigen Lnstver- kchr einen günstigen Verlaus nehmen, so geht daraus nur hervor, welchen Wert das UcbcrslilgSrccht in Dentschland rar den Luftverkehr der Wcststaaten nach dem Osten hat. Dt« zentrale Lage Deutschlands „nd die Unmöglichkeit. eS in dem großen internationalen Flugverkehr zu meiden, sind aber das einzige — allerdings sehr bedeutsame — Nklivum, das Deutsch land in die Waaschalc zn werfen hat. Und darum ist d e offi ziöse dentschc Erklärung zu begrüßen, -aß sitr Dcutfchlan- keine endaüitige Znstimmnng zu irgendeiner Lnsftahrtkonven- tion in Krage kommen kairn, wenn nicht die Fesseln der deutschen Luftfahrt beseitigt werde». Nichts könnte in diesem schweren Kampfe um die deutsche» Luftrechte erwünschter sein als eine einheitliche feste Organt- sation bcS dentschen Luftverkehrs, die technisch und fahrplan mäßig unter dem Gesichtspunkte des größten Nutzeffekts und des VerkehrSbcbürfnlsseS straft zusammengefaßt, unter Aus schaltung eines ungesunden Wettbewerbs die vielen rastlos vorwärtdtreibendcn Kräfte tm deutschen Luftwesen zu Höchst leistungen vereinigt. DaS war auch bas Ziel beS RetchSlnkt- amteS, olS es im Herbst des vergangenen Jahres die Fusion der deutschen Luftverkehrsgesellschaften gebot. ES konnte dieses Machtwort aussprcchen. da jeder Luftverkehr von staat licher Subvention abhängig ist. wenn auch nicht übersehe« werben bars, »aß bcr tm Verhältnis zn allen anderen Sä«. Anöerlhalb Millionen Arbeitslose! Der Stand vom 1. Januar. Berlin. 12. Jan. Die Zahl der «ntcrstütztcu Erwerbs losen ist iu der Zeit vom 15. v. M. bis zum 1. Jaunar 1328 «» 1060 367 aus 1 185031 gestiegen. Die Zahl der uutetftStztcn männliche» Erwerbslosen beträgt 1325052, die Zahl der weiblichen 166 871». Die Steigerung gegenüber der Zahl vom 15. Dezember 1!»25 beträgt etwa» über 10 Prozent. Gerüchte über eine neue Deamlenbesvlduna. Berlin, 12. Jan. In Kreisen der Beamtenschaft sind vcunruhlgcnde Nachrichten über die Neuordnung der Bramtenbesoldung im Umlauf, nach der u. a. die ge- samte Beamtenschaft in Berufslaeisbahnen ausetnandcrgcrisscn werden soll. Bon zuständiger Seite wird demgegenüber ans die Rcichstagsredc des Reichskanzlers vom 5. Dezember htn- gewiesen. l» der dieser anssillirtc, daß Pläne erwogen würden, die Zahl der B e s o l d » » g S k l a s s c n zu vermehren. Der Reichskanzler hielt cmc solche Abänderung für wünschens- wert, da cs dadurch möglich lei. die Gchaltsvcrhältnine den örtlichen Bedürfnissen viel mehr als bisher anzupasfen. Darüber hinaus ist an zuständiger Stelle von einer Neuord- nüng der Bcamtenbcsoldung nichts bekannt. Der Ge^amlschaden im Rheinlands. Koblenz. 12. Januar, lieber die der Landwirtschaft dcS HochwassergebtetcS entstandenen Schäden erführt der Sonder berichterstatter der TU. im Rheinland von unterrichteter Seite folgende Einzelheiten: Eine endgültige Feststellung des der Landwirtschaft ent standenen Schadens ist namentlich am Niedcrrhcin noch nicht möglich, da das Wasser noch aus den Wiesen, wenn auch hinter den Deiche» steht, wo große Ueberichwemmungen entstanden sind. I« ganze» dürften am Niedcrrhcin etwa «5V60 Hektar Landes überschwemmt sein. Allein im Land» kreise Cleve wird man mit 20000 Hektar eher zu niedrig als zu hoch greifen. Zwei Fünftel dieses Landes sind als Acker zu bewerten, von denen ein Drittel schon die Winter- saat empfangen hat. Diese ist selbstverständlich völlig verloren. Dort, wo das Woher länger als acht Tage auf der Weide stand, ist wahrscheinlich auL das Gras erstickt und muß völlig neu gepflanzt werden. Der Gesamtschadeu wird von sachverständiger Seite auf etwa süufzeh» Millionen für die Landwirtschaft ohne den Weinbau angegeben, und zwar sind dabei die Schäden an den Deichen und Wegen nicht etnbegrisscn. Auch liegen noch keinerlei Schätzungen für die durch Versandung entstandenen Schäden vor. Der diesmalige Sck>aven und die Erfahrungen mit dem mchrmnligen Hochwasser werden «ine weitgehende Wert, vcrmindcrung des Grundbesitzes mit sich bringen. Die Ent schädigungen müssen in erster Linie zum Ncnankanf von Vieh, für Beschaffung der Saat und Wiederinstandsetzung der Bauten benützt werden. In erster Lirst wird man Unter stützungsmittel vom Staat, also von Preußen, erwarten müssen. Sic sollten, schon um spätere Schwierigkeiten zu ver meiden. nach Auffassung der Sachverständigen bei der schweren Not der Bevölkerung als Unterstützungen und nicht als Darlehen gegeben werden. Zudem erwartet man tn landwirtschaftlichen Kreisen erhebliche Stcucrcntlaftuugen. Für die Grundsteuer wird eine neue Bewertung aus Grund der WertSmindernng durch Hochwasser notwendig sein. Die Einkommensteuer wird für das laufende Jahr wegen des EinnahmeauSsalleS sowieso ertrag loS bleiben. Not» wendig ersäseint den Sachverständigen ein Erlaß der Umsatzsteuer, da diese in de» geschädigten Gebieten, selbst wenn sie noch cingctricbcn werden sollte, keinen ncnncnS. werten Ertrag liefern kann. ITU.s Speyer, 13. Jan. Der Präsident der Oberpvstdirektion Speyer. Hotz, wurde, wie die „Pfalz. Rundschau" berichtet, zum Vorsitzenden des AufsichtSratS der neuerrtchtcten Bet- sorgungSanstalt der Deutschen Reichs post er. nannt. die ihren Sitz tn Dresden hat.