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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.06.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050623027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905062302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905062302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-23
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
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L.-1c» Blatt wird de» Lelm» von DrOd«, vuv Umgebung am Lage vorher berat« al« 2lbend-2lusgavs zugestrllt. während eS die Post. Abonnenten am Morgen m einer Ge>amtauSgabe erhalten üerugzgedllhr: «tnl'IiwrU» «»»»rc»»,, de» »,N<b Webnanaer 8utra»u», durch unk« voieu <«»«»»« und »»„„«, an L»«»- »nd Moniairn nur «tnmav »vii »o>k. durchautwürN««Vom- «tW»«r» » «I du » Vir »«, «j «et rtnmaNner Zuwlluno durch di« B»l>»vtr lobnevefiellLiU». im«u» ><Uld »U «oitvrechende« Zutchiaae. «ochdruckaller »rtlkel«. Oriainal- ViU1rilu»««n nur «it d»«tiich«r vn»l>,,a,,ab,<>vk«»d Siachr") «nldMa riachtritaitch« Lan »rar- ani»rtich« kleiden uubrrülkiichttat: «vöianat« Vianullrivle werde« nicht auidewodrr. r«l«ara»«-»dr»Ii,: «chchnl»«,» » »tztz » Hegvün-el 1880 Usrlag von Kiepsrli L Neichordt. flnreigen-kanf. Unnadme Non Anilin dt, unzen bis nachmitiaad a Ud> -o»n und deieriaL» nur Mariensnade ss von >l di» v,i ilbr Die l ivaltiae Lrund- «eile «ca « Slibeni so V>« An tündiaunacn aui der Dnvaiieiik Zelle ss Pi« : die Sivalliae Zeile aui Lerl iklte so Pia. ai« Änaeiandt Zeile so Pi, sin «uiumern u.ch s»u». uud geiert»«e» i ivalliae <i»und»eile so V»,. an, Priuatieilc «o P>, . S'valliae Zelle aui LerlleUe m,d ai« öniaelandt so Pia. Audwürilae Aui- uaae »ur aeae» Lorausbetadinn». BeleablLUer werden mU lo Ps^ berechne». Nerniprechanichlutz: «mi l Sir. U und Rr. »0»a Vor,litte ü Kttlelc 50 l'kx iu allvv Xpotbvßeu, Drogsrion uuä karkuwerioii. L^UlVILULllelL 8v1kv. (alkokolsekwack) ist eia L.Lbetraak kür Lesunüe uaü Kranke. ».. - Neueste Drahtberichte. Hofnachnchten, Jnnakauenvereine, Buchdruckerverbandstag, Gewerbevcrei», Prozeß Cbcling- »itedn ßZZ ^«»»» 1 K O TAtkUN.Nietschel. Bayrischer Metallarveiteraiisstand. Schweden und Norwegen Berliner Leben.L^eFVeZ. Neueste Drahtmeldungeu vom 22. Juni. Marokko. Paris. /Priv.-Tel.) Wie verlautet, glaubt die franzö sische Regierung nach den Eröffnungen, die Fürst Radotl» am Sonnabend mündlich über die Ansichten und Absichten Deutsch- innds betreffs der Grundlage und der Grenze der Marokko- konserenz gemacht hat — Ansichten und Absichten, die vor aussichtlich in der Antwortnote der deutlchen Regierung wieder holt werden würden — im allgemeinen der Konferenz nicht zu stimmen zu können. Paris. Ministerpräsident Rouvier empfing heut« vor mittag den deutschen Botschafter Fürsten Radvlin, Hot ihm ledoch eine schriftliche Rote, in der die Ansichten der franzö sischen Negierung über die Marokkosragc zusammengesaßt sind, nicht überreicht. Die Note ist noch nicht vollständig redi giert und abgeschlossen. Es Hecht, das; sie heute abend oder nwrgen früh direkt dem deutlchen Bvllchaster übermittelt wer den wird. Schweden und Norwegen. Stockholm. „Svcnska Dagbladet" schreibt: Man hatte von der Regierung einen klaren Bescheid über die Bedingungen erwartet, die Schweden für die Auslösung der Union stellen müsse. Der Bescheid ist nicht gegeben. Es wird jetzt Sache des Reichstags sein, die Initiative zu ergreifen. Wir wünichen den Frieden und wollen die Union aus - geben, ober wir müssen Garantien für unsere Sicherheit in her Zukunft haben. - „Taaens Nyhelor" bemerken: "Das prok- tischste und zweckmäßigste ist, den Weg freier Verhandlungen einzuschlagen. Der Reichstag darf nicht Bedingungen lest- letzen, an die man sich unerschütterlich bindet. — „Stockholms Tldningen" sagt: Der Eindruck der königlichen Bankrotterklärung ist niederschmetternd gewesen. Zu beklagen ist die Dürftigkeit des Dokuments und sein Mangel an Würde und Kraft. — „Svcialdemokraten" führt aus: Das schwedische Volk wird mit Erleichterung uud Zufriedenheit die Thronrede und die Regierungsvorlage ausnehmen. — „Stock- Holms Wadet" erklärt, daß der Reichstag jetzt die Wohlfahrt und die Ehre des Landes wahrnehmen mühe, da eine unklug« und schwache dynastische Politik die Volksstimme nicht habe ver stehen wollen. Russisch-javanischer Krieg. London. sPrio.-Tcl.s Der Korrespondent des „Daily Tele graph" in Moji meldet, daß die Lage des russischen Heeres hoffnungslos sei. General Lincwitsch könne nur noch einen schwachen Versuch machen, die Vorwärtsbewegung der siegreichen Japaner zu hemmen. Eine wirksame Verteidigung gegen den japanischen Angriff sei jedoch ausgeschlossen. Tie Russen hätten keine Ahnung, von welcher Richtung der Hauptangrisf ersolgen würde. Tic Japaner hätten bereits alle diejenigen Positionen genommen, die zur Erlangung des Sieges von Be deutung seien. Wenn die Japaner zum Schlußangriffe vor- gingcn. dürfte der russische Menschcnverlust eine Höhe erreichen wie nie zuvor. Die Russen seien derartig in der Falle, daß sic en gros abgeschlachlct werden könnten. Petersburg. Großfürst Nikolaus Nikolaje- mitt c^. Generaliiijpektenr der Kavallerie, ist unter Bclassung in se!ne»Stellu»g als Gcneraladiiitant znin Vorsitzenden des L a nv esver t e i d i gu » gs rci tcs ernannt worden. Moskau. Ter Stadthauplmann gibt bekannt, daß die Mobilmachung im Moskauer Militärbezirk am 23. d. Mts. beginnt, und svrderl die Bevölkerung auf, dre Ruhe zu wahren. Kiel Der Kaiser besuchte heute vormittag die kaiserliche Werkt. Kiel. Die zweite und letzte interne Wettfahrt des kaiserlichen Jachtklubs sür Kriegsschiffboote begann heute vormittag 9 Uhr 10 Minuten bei böigem Westwinde und be decktem viinmel. Gemeldet haben sich 110 Jachten. Es wird die abgekürzte Bahn gesegelt. Berlin. Ein Telegramm aus Windhnt meldet: Reiter Karl Jacoby, früher osivrcnßuches Infanterie-Regiment Nr. 150, wurde iei» dem 10. Mai vermißt. Die Leiche wurde am 11. Juni ausgeinnden. Näheres ist »och nicht bekannt. Breslau. lPrin.-Tel.j In Ncn'alz hat die von ihrem Ehemann aeschiedcne Frau Goylc aus Furcht hior einer ihr wegen Diebstahls drohenden Strafe ihren beiden Kinder, einem Knaben von neu» und einem Mädchen von sinn Jahren, die Kehle d u r ch! ch n i k t e n . wormtt sie sich vom Berliner Per sonenzuge überfahren ließ. Alle drei sind wt. Köln. lPriv.-Tel.i Achnlich wie am Montag und Dienstag hielt auch gestern obend eine nach Tausenden zählende Menschenmenge die Straßen des südlichen Stadtteils beseht, wobei es wiederum zu einem Zusammenstoß mit der Polizei tam. Ein großes Polizeiaufgebot ging zwecks Säuberung der Straßen mit blanker Waffe vor, wobei aber mals zahlreiche Personen schwer verletzt ans dem Kampfplätze blieben. Auch einige Frauen wurden schwer verwunde». Für den heutigen Feiertag befürchte! man Exzesse noch größeren Stils, weshalb polizeilicherseits sür die Abendstunden die um fangreichsten Borkehrnngen getroffen werden. Köln. sPriv.-Tel.s Uebereinsümmenden Essener Meldun gen einzelner Provinzialblätter zufolge, erhielt Kruvv den tür kischen Millioncnanslrag aus Neulieiernng von Geschützen erst durch Vermittlung des deutschen Botschafters, infolgedessen bekanntlich Krupp 50 000 Mari zur Errichtung eines deutschen Hospitals in K o n st a n t i n o p e l stiftete. Petersburg. Wie der ..Ruß" erfährt, ist die Meldung, die baltische Schiffsiverst. die Mechanische Fabrik und die Schiffs- bananstnlten der Ostsceprovuizen würden in die Hände des amerikanischen Stahltrusts übergehen, unbegründet. Ter Plan sei allerdings vor einiger Zeit erwogen, aber wieder anfgegcdcn worden Worcester. lMa s. Än einer Ansprache an die Studenten der Clarke-Universität erklärte gestern Präsident RoosevE^klr^ Land sei Deutschland verpflichtet für d'e Art und Weise der studentischen Erziehung. Er wünsche, die Amerikaner könnten besonders sich den deutschen Idealismus zu eigen machen, ebenso den scharfen, praktischen, gesunden Verstand, der die Deutschen befähigt^ ihren idealistischen ^-inn zu einem Werkzeug zu machen zur Schaffung der voll kommensten militärischen uud industriellen Organisation, die die Welt jemals gesehen habe. Ctcveland sOhios. Der Ehicago-Newyork-Exprcß der Lake Shore-Eisenbahnlinie traf beute bei Mentor iOhiol aui eine offene Weiche und entgleiste. Der Zug ging in Trüm mer und wurde durch ausbrechendes Feuer teilwcisc zerstört. 13 Personen wurden getötet, M verwundet. Der Zug lief, als er entgleiste, mit einer Geschwindigkeit von 70 Meilen die Stunde. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 22 Juni. —* Bei der Besichtigung des 105. Hmanterie-Rcgimcnts in Slraßbnrg hielt Se. Majestät der König folgende An sprache an das Regiment: „Ws ich im vorigen Herbste den Thron meiner Väter bestieg und damit zugleich Chef der sächsi schen Armee wurde, war es mein aufrichtiger Wunsch, mit allen ihren Gliedern in persönlichen Verkehr zu treten. Da ist es nun natürlich, daß ich auch dasjenige Regiment besuchen wollte, das sern von der Heimat, im Verein mit Druvpen anderer deutscher Kontingente des Deutschen Reiches Westgrenze bewacht. Um so mehr lag mir an der Erfüllung dieses Wunsches, als ich zahlreiche alte Beziehungen zum Regiments habe Als ich vor 21. Jahnen hier studierte, haben sich unlösbare Bande zwischen mir und dem Regimente geknüpft. Mit Freuden vernehme ich, daß meine braven l05er in keiner Weise den Wettkamps mit den anderen Truppen zu scheuen brauchen. Ich erwarte zuversicht lich, daß das Regiment auch fernerhin die Ehre meiner Armee in gleicher Weise wie bisher Hochhalten wird. Als Zeichen meines besonderen Wohlwollens habe ich dem Regimente einige Gnadenbewcne verliehen." —* Freilag, den 25. August, wird nach den bisher ge- trofscncn Anordnungen Se. Majestät der König in Netzschkau eintressen, sich zu Wagen nach Mylau begeben, mit der neuen Göltzschtal-Bahn nach Lengenscld fahren imd von dort aus zu Wagen Treuen besuchen. Von dort aus wird sich der König dann zu Wagen nach Plauen begeben, wo er an der Stadt- grenze von Vertretern der Stadt empfangen ^werden ioll. Als dann erfolgt der Einzug des Königs in die Stadt. Die feier liche Begrüßung oes Monarchen durch die Stadtoenretuug soll im Ralhauic statt,indem Am Nachmittage sindei in Gegen wart des zionigs die Weihe der neuen Syrabrücke statt. —* Aus Sibvllenort wird berichtet: Im Befinden Ihrer Majestät der Königin-Witwe ist in den letzlen Tagen eine Bcsterung eingelrclcn: sie verbringt den größten Teil des Tages ini Freien, (heitern traf Frau Gräfin Caroline Fünskirchen »nd vorgestern Fräulein v. Abcken zum Besuche in Sibyllen- ort ei». —* Se. König!. Hoheit der Kronprinz dinierte heule mittag bei Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde in Villa Hoslerwitz. -* Die Meldung, daß der König mit seinen beiden ältesten Söhnen am 2. Juli die Vaterländischen Festspiele be- suchen werde, Ivird uns von zuständiger Stelle als unrichtig be zeichnet, da dein König ein diesbezügliches Gesuch noch gar nicht Vorgelegen hat. —* DoS Hochamt hielt am heutigen katholitchen Fronleich namsfeste in der im höchsten Fesffchmucke strahlenden kalho- liichen Hoikirche Herr Biichos Tr. Wujchanski: zum Spalier bilden, um die Gänge für de» Prozessionsumzug sreiz>chalt«n. ivorcn Mannschaften des Leib-Grenadier- und Garderiter- Regiments in Paradeuniform kommandiert. An den Prozei sionen nahmen Ihre Königl. Hoheiten Prinz Johann Georg und Prinzessin Mathilde mit brennenden Wachskerzen teil, gefolgt von den Herren ihres Dienstes und Pagen in Galauniform. Der Kronprinz wohnte dem Hoch- auii in der Königl. Loge bei. Tic Kirche war bis aus den letzten Platz gefüllt —* Sein 80. Lebensjahr vollendet heute Herr Gewerbc- kammersekreiär und Stadlrät a. T. Johann Gottlob Heinrich 5) erzog in Leipzig. Aus dem Gebiete des Gewerbslebens hat sich Herzog als langjähriger 'Sekretär der dortigen Ge- Werbekammer in besonders hervorragender Weise betätigt. Durtti das Vertrauen seiner Mitbürger wurde er 187g in das Stadt- verordnelcnkollegium berufen und nach neunjähriger Wirksam keit in dieiem 1888 zum unbesoldeten Stadtrate gewählt. "Das Amt als Stadlrat hat er 12 Jahre, bis^um 31. Dezember 1899. bekleidet. Im gemeinnützigen Leben ist Itadtrat Herzog nament lich als Begründer und langjähriger Vorsitzender des Deutschen Sängerbundes und des Zöllncrbundcs bekannt geworden. —* 13. JahreSkonscrcnz des Vorständeverbandes der edau- gclischen Jiingsraiienvereine Deutschland». Den Schluß des vorgestrigen Tages bildete eine vfsc» tlichc Versammlung für Frauen und Jungfrauen. Der große Saal des Vcreinshauscs war dicht gefüllt. Obcrkonsislonalrat I>. Tibcli» s eröffnet«: die Versammlung mit einer Reihe sinnig gewählter Bibelsprüche und schloß daran eine bcrzersiischendc Ansprache von der schönen Jugend an die liebe Jugend. Der 16. Psalm, der dem Luther-Liede zur Grundlage diente, sei das rechte Bundeslied für einen Jungfrauen- bund, bei richtiger llcbersetzung der Ueberschrist „nach Jungsrauen weise" zu singen, ein rechtes «schütz- und Trutzlied wider alle Ge fahren. Ter folgende Redner, Pastor Schlegel-Berlin, schil derte. anknüpsend an Maria von Bethanien und an die Verklärung Christi, den Wert eines innige» Verkehrs der Seele mit Christo in Andacht und Gebet. Nachdem der Versammlung der Dank der Kaiserin sür den am Nachmittag von der Konferenz abgesandtc» Huldigimgsgrnß mitgeteilt worden war. hielt Frl. Wasserzug aus Freieuwaloc eine überaus eindrucksvolle, von schlichter Herz- Kunst und Wissenschaft. Die drei Bilder Adolf Menzels, die rmserer Galerie nunmehr gehören, die „Predigt ln der Klosterkirche" von l817. der „Markt von Verona" von 1881 »nd das „Motiv aus Kissrngen" von l89l. sind glücklich von der Berliner Menzel-Aus- stelluiig^urückgekekrt und endgültig in den Räumen 32, 33 »nd 31 des Obergeschosses unserer Galerie aufgehnngt morden. In zwischen ist aber auch die Abteilung älterer Dresdner Meister noch um zwei interessante Bilder namhafter Maler der Dresdner Schule des ersten Viertels des 19. Jahrhunderts bereichert worden. Dis eine von ihnen, ein Bildnis des Kriegsschrislstellers Fernow (1806 bis 1807 in Weimar gemalt), rührt von Gerhard v. Kügelgen. das andere, eine stimmungsvolle Winterland- ichaft mit einem Hunnenarab im Schnee unter kahlen Eich bäumen. rührt von Kaspar David Friedrich her. Sie hängen in den Erdgeichoßräumcn 10 »nd II. Berliner Leben. L. Berlin. 21. Juni. Die augenblicklich in Berlin weilenden etwa 60 Mitglieder ses cit gli, ch en Komitees znm Studium fremder städti- jcher Einrichtungen scheinen wirklich nicht nur zu ihrem Vergnügen zu reisen. Trotz ver sengenden Hitze findest« von früh bis wät auf den Beinen, uni unter der Führung Sachkundiger zu sehen, zu vergleichen und zu lernen. Mit echt angelsächsischer Ausdauer und Gewissenhaftigkeit arbeiten sie das reichhaltige fünftägige Programm ab, das die städtischen Behörden Berlins und Charlottcnourgs für sie ausgestellt haben. Daneben werden auch dre substantielleren Genüsse, die in Esten und Trinken be stehe: und sich Festessen, Imbiß, Empfang und ähnlich nennen, mit echt germanstcher Aufnahmefähigkeit nicht vernachlässigt. Ei rige der englischen Gäste haben auch ihre Damen milgebracht, hi« in keiner Hinsicht /zurückstehen uno alles richtig mitmachcn. An die politische Bedeutung und Wirkung dieses Besuches glauben unr allerdings nickst recht. Selbst in unserem dekorativen Zeitalter wird die Weltgeschichte schließlich dock, nicht in dieser WeAff gemacht oder auch nur entscheidend beeinflußt. Imme» hin ist eS ganz erfreulich und bedeutsam, wenn urteilsfähige Ver treter großbritannischcr Städte deutsche Gemeinwesen nicht nur als flüchtig« Touristen, sondern als aufmerksame Beobachter besuchen. Sie werden erkennen, daß die in den letzten 30 Jahren überall im Deutschen Reiche mächtig aufgeblähten Städte, deren Entwicklung fast drei Jahrhunderte lang durch unselige politische Zustände unterbrochen imd zurückgewonen war, ganz erstaunliche Fortschritte aus allen Gebieten des kommunalen Lebens gemacht haben Sie werden ihren in insularem Hochmut befangenen Landsleuten daheim berichten können, daß die großen städtischen Gemeinwesen des Deutschen Reiches nicht nur aut der Höhe der modernen Errungenschaften und Fortschritte stehen, sondern in manchen ihrer Einrichtungen bereits bahnbrechend und vor bildlich geworden sind. Wir selbst wissen jo freilich am besten, wieviel noch unsere deutschen Gemeindeverwaltungen zu tun haben, ebe man sagen kann, daß sie ihre sozialen Pflichten in vollem Umfange erfüllt haben. Aber das, was bereits aus diesem Gebiete in vielen deutschen Städten, insbesondere in Berlin und Charlottenburg, geschehen ist. darf sich doch sehen lasten und übcrtrifft vielfach die gleichartigen ausländischen Leistungen, wie ja auch die staatliche soziale Fürsorge in Deiilsch- land längst die Spitze genommen hat. In dieser Hinsicht darf man tatsächlich das vielbespöttelte Bülowsche Wort ansühren: „Deutschland in der Welt voran!" Die englischen .Herren machen denn aus ihrer Bewunderung über die sozialen Leistungen der deutschen Städte, die sie bisher besucht haben, namentlich Berlins und Charlottenburgs, kein Hehl und ge stehen ein, daß ihre entsprechenden heimatlichen Einrichtungen weit dahinter Zurückbleiben. Ein Krankenhaus, wie das seiner Vollendung entge^cn- aehcnde Rudolf Virchow-Arankenhaus in der «L«e- straße, dein Andenken deS größten deutschen Pathologen geweiht, gleich gewaltig in der Ausdehnung und musterhaft in allen An- lagen, gibt es selbst in der Riesenstadt London nicht. Ebenso- wenig findet man den weiten Kranz von Heilstätten, der die Reichshauptstatst umgibt, teils städtische, teils Schöpfungen der staatlichen Versicherungsanstalten. Die englischen Gäste haben die neueste dieser Musteranlagen voll Bewunderung in Augen schein aenoaunen, die Heimstätte für Lungenkranke, die aus dem städtischen Prachtgiit <cs ist wirklich ein prachtvolles und nicht etwa ein Pachtguts Buch an der Nordbahn errichtet worden ist. Der mit einem Kostenaufwand von lssi Mill. Mk. bewerk stelligte Bau, der mitten im schönen, mit mächtigen Bäumen bestandenen Park gelegen ist, kann bequem 150 Kranke be herbergen. Die inneren Einrichtungen entsprechen allen An forderungen der heutigen Hygiene und können getrost mit jeder noch so berühmten Privatanstalt in Wettbewerb treten. Nicht geringere Anerkennung wurde der ebenfalls in Buch befindlichen neuen /viertens Irrenanstalt gezollt. So traurig ihre Bestim- mung ist. jo freundlich muten die ebenfalls mitten im Grünen daliegenden weil ausgedehnten Gebäude an. die ganz darnach angetan sind, ihren künftigen unfreiwilligen Bewohnern deren trauriges Los erträglich und nach Möglichkeit sogar angenehm zu machen. Die gesamten städtischen Anstalten in Buch, die eine kleine Stadt sür sich bilden »nd die zur Ausnahme von 6000 Personen bestimmt sind, werden von einer elektrischen Zentrale, die eine Schensmürdigkeit sür sich bildet, mit Licht, warmem und kaltem Wasser und mit Heizung veisorgt. Bisher bat die Stadt Berlin für diese großartigen Anlagen in Buch bereits 20 Millionen Mark ausgegeben. Bis zu deren Fertigstellung werden noch weitere 30 bis 35 Millionen erforderlich sein. Die Engländer, die doch an große Ziffern und umfangreiche Unter nehmungen gewöhnt sind, kaiueil bei der Besichtigung dieser Bauten und den ihnen dabei von den städtischen Bauleitern er- teilten Erläuterungen aus dem Erstaunen gar nicht heraus. Sie erklärten immer wieder, daß es derartiges bei ihnen zu Hause noch immer nicht gebe, und daß sie sich bemühen würden, für ähnliche gemeinnützige Einrichtungen seitens der kommunalen Verwaltungen Propaganda zu machen. Hatten sie schon in Berlin Augen gemacht, so staunten sie noch mehr, als ihnen in Charlottenburg "Neuerungen gezeigt wurden, die auch in Deutschland noch ohnegleichen dastehen dürsten. Es ist uns wenigstens nicht bekannt, daß beispielsweise in einer anderen Großstadt eine Waldschule besteht, wie sie aus Charlottenburger Gebiet, mitten im Forste gelegen, seit einem halben Jahre überraschend gut gedeiht. Es war anfangs nur ein zaghafter Versuch, daß man verschiedene schwächliche und kränkliche Kinder der Charlottenburger Gemrutde-
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