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ölleksk» öibliollisksn Xupsösstielis, ^snä7s>L>inung6ii. suoti gkoös vbjsicks, ksun vuMsnlttung v. Lskn L Zssnsck Ak»I»«»1»»»i»»Ip»S» 10, nadsn cksm eantrai-Tsisatsr S^-IKtt^U5 «kkr>vi^-i-i senui.2. bernsprecker: AoMM«NckItgS»aII»etiakt p«ro»pr«cksr: I402S, >40)4, I40Z8 LetirSldv^gSTSS 1K pemverk-ikr 20804 Zamll.bankmskigenvesekäfle. finsnriellekerslung käax Slöss wsekf. dloriMrtraKs 18. vsIsucklanxslLÜrper, L!e!ttri8ckePIStte», Lockltzpke, 8ckLtte - I-anL - Lockplatts». Beginn -er Genua-Debatten in Paris. Tardieus Angriffe auf die Negierung. Paris, 23. Mai. Kammer und Senat haben heute nachmittag ihre Arbeit wieder ausgenommen. In der Kammer hielt Kammerpräsident Ronld Peret die Traue r- rede für den während der Serien verstorbenen lang jährigen Präsidenten des Hauses, Paul Deschanel. Namens der Regierung widmete Ministerpräsident PotncarL Worte der Anerkennung und Trauer für den ver storbenen ehemaligen Präsidenten der Republik. Im Senat hielt Scnatsprüsidcnt Bourgvis die Gedächtnisrede. Sowohl die Kammer als auch der Senat haben zum Zeichen der Trauer die Sitzung aufgehoben. Eine Stunde später ist die Kammer wieder zu- sammengctrcten und hat sofort beschlossen, in die Diskussion der eingebrachtcn Interpellationen einzutreten. Zu den vorliegenden neun Interpellationen über die auswärtige Politik der Regierung und über die Genueser Konferenz ist eine zehnte hinzugekommen, die der Sozialist Marccll Sembat eingebracht hat. Nachdem Ministerpräsident Poin- carS sich zur Beantwortung der Interpellationen bereir- erklärt hatte, ergriff der Abg. Lacotte das Wort und sprach in der ihm eigenen scharfen Weise über den Petroleum- krieg zwischen England und Amerika, dessen Kosten, wie so oft. Frankreich zu tragen habe. Henry Tardien erinnerte daran, ein amerikanischer Schriftsteller habe erklärt, der Bemag von Rapallo zeige, daß Rußland und Deutschland glaubten, die durch den Krieg geschossene Sage sei beseitigt. Entspreche dieses ameri kanische Wort der Wahrheit? Kiele Kcrhandlnngcu seien zwischen den Alliierten und Deutschland geführt worden. Sie hätte« die Rechte vermindert, die Frankreich aus dem Versailler Vertrag hätte erwarten können, und schließlich habe mau sich in Genua an die gleiche Tafel mit den Ver tretern der Sowjets gesetzt. Das könne nicht so weitergehen. Vei jeder diplomatischen Verhandlung «erde das französische Recht ohne lyegenleistuug ver stümmelt. Es sei eine anglo-süchsische These, daß es weder Sieger noch Besiegte geben solle, dab.man über die Ver- angenhett den Mantel der Vergessenheit legen lolle und atz man nur den wirtschaftlichen Materialismus in Be tracht zieht. Englische und amerikanische Bankiers bemüh ten sich, dieser These zum Siege zu verhelfen. Ihre Auf. gäbe sei durch die Tatsache erleichtert worden, dab die Regie rungen in Frankreich oft dazu beigetragcn hätten, die Verträge zu diskreditieren, die die Rechte Frankreichs sicherstellten. Dies allein sei in Genua schärfer denn je in Erscheinung getreten. Die französische Negierung habe zwar die Vorsicht gehabt, sicher zustellen, datz von den Reparationen und von der Entwaff nung nicht gesprochen werde; aber bei dem von den Eng ländern vorgeschlagenen Friedcnspakt sei die gleiche Sicherstellung bezüglich der Vorbereitung der Entwaffnung nicht erfolgt. Tardien betonte den ernste» Charakter des BertragesvonNapallo. Er sei nicht nur ein Zwci- bnnd, sondern durch die Regierung von Angora ein Drei bund. Er habe »m so gröbere Vedentnng, als durch die wirtschaftliche Hilfe Rußlands die Cntwassnungsklausel unnütz werde. Er wundere sich, datz nach der Veröffent lichung dieses Vertrages Frankreich die Lieferung von Wag gons und Lokomotiven an Rutzland habe ins Auge sasscn könne». Er befürchte, die französische Delegation habe nach der Veröffentlichung dieses Vertrages nicht die Haltung ein genommen, die notwendig gewesen wäre. Tardien spricht alsdann von der Zurückziehung der Unterschrift Frankreichs unter das Memorandum an die russische Delegation und ersucht den Ministerpräsidenten PoincarS, der eine Be merkung machen will, ihn nicht zu unterbrechen. Wenn Poincarc nicht drei Tage verloren hätte, bevor er sich der These JasparS angeschlossen habe, würden Frankreich und Belgien noch andere Mächte für ihren Standpunkt ge wonnen haben. Ministerpräsident PoincarS bemerkte: Tie französische Regierung sei vollkommen frei, nicht nach dem Haag zu gehen. Sie werde jedenfalls nichts ohne die Zustim mung des Parlaments unternehmen. Tardien spricht alsdann von der wirtschaftlichen Solidarität, die wslMnd'deS Krieges die Alliierten gerettet habe und die jetzt nicht mehr vorhanden sei. Er beklagt, datz die eng lische und amerikanische Regierung dem Drucke ihrer Ge schäftsleute nachgaben. Daraus erkläre sich die Mechselkurs- krise und auch die Arbeitslosigkeit in den Bereinigten Staaten. Die Negierung Hütte erklären müssen, datz der Krieg keine Frage des wirtschaftlichen Materialismus ge wesen sei, sondern dab die Entente gesiegt habe, nm die Völker von Elsatz-Lothringcn und Böhmen nud von Polen z« befreien und datz bei den französischen Soldaten die wirt schaftliche Frage niemals den Lieg über die Frage der internationalen Solidarität davongetragen hätte. Wenn Frankreich verlange, dah man sein Recht nicht antaste, so sei es nicht wegen des eigenen Nutzens, sondern wegen der all gemeinen Sicherheit Europas halte man die Wacht am Rhein. Es kommt zu heftigen Zusammen stöben zwischen dem Royalisten Daudet und den Sozialisten, so dab Tardieu sich nur mit Mühe Gehör verschaffen kann. Er sagte zum Schlutz, seit 21-6 Jahren steige man immer wieder herunter und wenn man die Methode nicht ändere, werde das fort gesetzt. Man müsse nicht, wie in Genua, ein Zusammen arbeiten mit den Feinden von gestern, sondern mit den Alliierten suchen. — Tie Weiterberatung wird dann aus morgen, Mittwoch, vertagt. sW. T. B.j Danderlip über -ie amerikanische Anleihe. Berlin, Ls. Mai. In einem Artikel der „Boss. Ztg." erklärt der bekannte Bankier Panderlip über die Hilse, die Amerika Europa bringen kann, n. a.» die eiligste Aus gabe sei die, die deutschen Kriegsschulden so scsiznlcgcu, datz Europa von dem Gespenst eines Zusammenbruches der deutschen Finanzen oder einer militärische« In vasion seitens Frankreichs befreit werde. Die vorgcschlagenc Anleihe betrage 4 Milliarden Gold- mark, die mit l Prozent jährlich amortisiert «erden und solgeudcu Zwecken dienen soll: 216 Milliarden Goldmark werden den Alliierten als Vorschußzahlung auf die Kriegsschuld über geben, um die Schuldsordernuq für vier Jahre zu decken. dv« Millionen dienen zur Stabilisierung der Wechsel kurse. Millionen sollen verwendet werden, «m Fordern«» ge» für beschlagnahmtes Eigentum fremder Bürger zu begleichen. öVN Millionen sollen der Befriedigung der ersten An- sorderung für den Anleihedienst dienen. Weiter erklärte Vandcrlip, Frankreichs versuch, um jeden Preis von Deutschland Kriegsentschädigung zu be kommen. sogar von einem zertrümmerten Deutschland, das nicht mehr arbeitsfähig wäre, sei ebenso töricht wie der Bolschewismus. Ein solcher Versuch sei nichts anderes als Bolschewismus. Es gelte, die pro duktiven Kräfte Deutschlands zu retten. Rur wenn sic ge rettet würde«, könne Deutschland jemals eine grobe Ent schädigung zahlen. Eine grobe Entschädigung könne nicht durch Einmarsch ins Ruhrgebiet gesichert werden oder da durch, daß man ans den Buchstabe» des Vertrages von Ver sailles bestehe. Nur wenn man die Kriegsent schädigung so gestalte» dass sie tragbar sei, könne ei« nennenswertes Ergebnis erzielt »erde«. Ucber den Standpunkt Delacroix' äußert sich „Ere Nouvelle": Eine etwaige Besetzung des Ruhr- aebiete» durch Frankreich würbe die Arbeit der Finanz sachverständigen unmöglich machen. Amerika und di« Neutrale» würde« Deutschland «nr Geld leihen, men» ihr Geld nicht gefährdet werde. Frankreich und Bel gien müßten setzt endlich die Wahl treffen: sie müßten sich darüber schlüssig werden, ob sie die Mitwirkung der Neu tralen für den Wiedcransbau verlange« oder allein Ex peditionen nach Deutschland «uterneh»«» wollten. Die Besetzung des Nuhrgebietes würde nur großeHiudernissc bringen und einen ucncnMark- ft « rz Mr Folge haben, der die Verhandlungen des Wieder- gutmachuugsausschusses nur erschweren könnte. Es liege zweifellos im Interesse Frankreichs und Bel giens. sich mit Amerika und den neutralen Geldgebern zu verständigen. Diese Verständigung werde allerdings nicht leicht sein. Die Geldgeber würden zweifellos verlangen, daß die Verbündeten ein für alle mal auf militärische Sanktionen gegen Deutschland verzichten. In belgischen Kreisen denke man an eine Anleihe in zwei Abschnitten von je 4 Milliarden Goldmark. Paris, 23. Mat. Die „Chicago Tribüne" meldet, dte Neparationskommission habe beschlossen, daß das letzte Angebot von Dr. Hermes allen Ansprüchen der Kom mission: p r a k t i s ch entspreche. Die Kommission werde keine weiteren deutschen Vorschläge zugestellt erhalten, bis Morgan und die anderen Bankiers in Paris im Laufe dieser Woche ihre Sitzungen abgehalteu haben. Das Aelchskabinett un- -ie Ae-araliyns- Derhan-lungen. lDratztmelbnng untrcr Berliner Schrtftlettung.» Berlin, 28. Mat. Die Beratungen des Rcichskabinetts über die Reparationsverhandlungen des Netchsfinanz- ministerS Dr. Hermes wurden heute vormittag fortgesetzt. An den Beratungen nimmt auch der aus Paris eingetroffcne Ministerialdirektor Brand vom Reichssinanzmini stertum teil, der den Besprechungen tn Parts bis jetzt bet gewohnt hat. Bevor eine Entscheidung de» ReichskabtnettS nicht vorliegt, kann von einer amtlichen Stelle eine Mit teilung darüber, ob der Verlauf der Verhandlungen günstig oder ungünstig zu beurteilen ist, nicht ab gegeben werden. Die Ttnberufung -es «uswSrNgen Ausschusses Berlin, SS. Mat. Der Aeltestenrat deS Reichstag», dessen Sitzung Reichskanzler Dr. Wirth und Außenminister Dr. Ratheuau beiwohnten, hat heute beschlossen, daß der Auswärtige Ausschuß erst nach der Rückkehr des Dr. Herme» aus Pari», die am Donnerstag nach- mittag erwartet wird, am Freitag und Sonnabend vormittag Sitzungen zur Besprechung der Genueser Konferenz und der oberschlesischen Frage abhält. Eine große politische Aus sprache im Plenum wird voraussichtltch am Montag und DtenStag der nächsten Woche stattfinde». Morgan un- -ie Pariser Entscheidung. In Paris tritt heute mit dem Beginn der Beratungen des NeparationsanleihcanSschusses die Revarationsfrage. augenblicklich die wichtigste Frage Europas, in ein ent scheidendes Stadium. Bon dem Verlaus und dem Umfang dieser Verhandlungen wird es abhängcn, ob der Dollar end lich für einige Zeit eine rückläufige Bewegung antritt, ob die PreisweUe wieder einmal die rastlose Bewegung ein stellt, ob wenigstens für eine gewisse Zeit die Möglichkeit zu einer gesünderen Entwicklung der deutschen Wirtschaft gegeben ist. Börse und Devisen, Industrie und Handel, das ganze deutsche Wirtschaftsleben ist abhängig von den Ent- scheidnngen, die in diesen Tagen in Parts eingcleitet wer- den, und die ganze europäische Politik steht still — baS hat das Ende der Genuakonferenz und die Vertagung der Nusicnfrage bis Juni gezeigt — biS die Entscheidung über die Reparation getroffen ist. Die Hoffnung auf eine be- friedigende Lösung ist allerdings wegen der Schwierigkeit des ganzen Problems nicht groß und auch die internationale Finanz scheint nicht sonderlich hoffnungsvoll gestimmt zu sein. DaS zeigt die letzte Aufwärtsbcwegung des Dollar«-. Außerdem läßt aber auch die Person Pierpont MorgauS manche Befürchtungen offen, da er der Vertreter jenes Konzerns ist, der schon vor dem Kriege nicht vor egoistische« finanziellen Machenschaften höchst anfechtbarer Art zurüL- geschreckt ist und der im Kriege besonders Frankreich um fangreiche Kriegsgelder vorgcschossen hat. Eine weitere Ge fahr liegt noch in der Richtung der deutschen Politik, dte anscheinend eine Zwischenregelung sucht — man bezeichnet das mit dem Schlagwort Atempause — anstatt eine end- aülttge Entscheidung ans Grund der deutschen Leistungs fähigkeit, die nach dem Versailler Vertrag zu berücksichtige» ist. hcrbeizufüliren. Dabei kommen die bisher dnrchgesickertcn Pläne Mov» gans einer endgültigen Regelung durchaus entgegen, und Aufgabe des deutschen Verhaudlnngstcilnchmers, Staats sekretär Bergmanns, müßte es sein, mit allen Kräften ans diese Regelung hinzustreben. Morgan soll beabsichtigen, tn keine Anleihe zu willigen, wenn nicht von vornherein jede weitere Besetzung de urschen Gebiets an», geschaltet wird, er soll ferner darauf bestehen, daß das ganze Neparationsproblcm zur Erörterung kommt und soll mit Einverständnis der amerikanischen Re gierung eine Herabsetzung der RcparattonS- summe von 132 Goldmilliarden ans Bi Milliarden Pkund Sterling, also auf etwa 20 Milliarden Goldmark verlangen wollen. Es mag dahingestellt bleiben, wie weit Morgan gesonnen ist, diese Forderungen wirklich durchzusetzen: daß in der amerikanischen Finanz die Notwendigkeit einer Herabsetzung der Reparationssummc erkannt wirb, kann wohl nicht zweifelhaft sein, zumal sich diese Forderungen durchaus auf der Linie der mehrfach gemachten englischen Herabsetzungsvorschlägc bewegen. Die allgemeine Stim mung ist einer Neufestsetzung der Reparationssummc ge neigt, und um so mehr ist es unsere Aufgabe, diese Stim- mung bei den Anleihevcrhandlungen zn fördern: denn eine internationale Anleihe ohne Berücksichtigung der For derungen, die man — mit Reckt oder mit Unrecht, steht da- hin — Morgan zuschrcibt, ist eine riesige Gefahr für uns, weil sie uns, jedenfalls nach anfänglicher Besserung der Valuta, die Atempause nicht bringen kann, sondern uns nur immer tiefer tn die Schuldknechtschaft hineintreibt. Ledig- lich von diesen großen Gesichtspunkten aus ist die Anleihe frage tn einer für uns vielleicht ersprießlichen Art zu lösen, nur bet erheblicher Herabsetzung der RcparattonS- lasten könnte eine Anleihe für uns eine Erleichterung wer den und unserer Wirtschaft Helsen. Mit Hilfe der Morgan- Verhandlungen wäre auch bei dem dringende» Geldbedarf- nis der Franzosen eine Abwendung der SanktionSgefahr möglich gewesen, und sie wäre damit höchstwahrscheinlich billiger erkauft worden, als eS setzt anscheinend Herme» trotz der ablehnenden Haltung des Reichstages auf Grund neuer riesiger Zugeständnisse, bei denen eine ungeheuer liche Verschärfung der Zwangsnnlcihe den Hanptfaktor z» bilden scheint, vorübergehend gelungen ist. Allgemein rechnet man mit einer Anleihe von 4 bis 8 Milliarden Goldmark bei einem Zinssatz von 8 bis 10 Prozent, so daß sich eine jährliche ZinSleistung von etwa 800 Millionen Golbmark ergeben würde. Diese Zinsen aus zubringen, wird um so schwieriger werden, als daneben noch das Problem der Sachliefcrungen besteht. Heute be tragen unsere baren Ratenlcistungen jährlich 730 Millionen Goldmark. Der Gewinn würde sich also nur auf etwa 320 Goldmillionen belaufen, denen gegenüber die schwere» Verpflichtungen, dte wir mit der Anleihe auf uns nehmen, allzu schwer ins Gewicht fallen. Dazu kommt die Tatsache, daß die Zinsen bei sich bessernder deutscher Valuta und damit im Gefolge bet Verschlechterung der deutschen Konjunktur aufzubringen wären. Es kann gar kein Zweifel darüber bestehen, daß eine wesentliche Besserung deS MarkstaudeS wie auch jede Stabilisierung der Währung durch «tue schwere Wirtschaftskrise hindurchfahrt, da dte Konkurrenz mit dem AuSlande zum weitaus gröbtcn Teile auf der billigeren Produktion beruht. Mit anhaltender Bessern«, der Mark aber würde dte lediglich auf Papiergewiuue» Den