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71. Jahrgang, w Sonnabend, 2S. Deze«ber 1VLG Gegründel ISS« Dradlanlchrlft »«»»Ich»«, »»«»«. g»rnIpr»ch«r<SammeInumm»r: ^<»1 Nur lür Nachlg-IprLche: --<2 011 XAX/lo. 8cxoxo^vk kvurxc oncimns gsgr. 1838. . SchUM-itung und kaup>g«IchLftH>«ll»! »ir^nNr.I,. Druck u. Verlag von vi.psch » V.lch«r»I In Dr»»d»» PoMch«>k-Aonlo I08v Lrr»d«> K4o»tt«iar>«»XllXr 8!"" > «> Mglich »w« maliger 3ud«Uung rei I Dl» Anzeigen werden nach «vldmark berechne«, di» «tnlpaliige zo mm »reil, gell» oo Via., OOgUgSjjrvUl/i Aau» l SV Mark. PoNdezuaeprei» Mr Mona« Dezrmber ! Mark vdn» , <lll^LlÜLlll)kLlsL. Aamilienanzeigen und Stellengesuch» odne Vadall Iv Psg.. aukerdald M Vig . di» vv mm dreile Pollzu «ellungogedüdr ainzel»»«»»» I» VIennI,. j auberdald 200 Pig. Osserlengediidr l« PI, Auswüriig» Auttriig« oegen Vorausdezadlung. lllachdnich nur in» deullicher Suellenangad» „Dreedner Nachr-» zuliiMg. Unoerlanal» SchnIINllch» werden mch« nu'dewakrl ivr auswdrl» Veklameze»» I l^olsl ksüevue cikri Nf«INn»rt>t»ß»I«r1»gIVN W6r6sr> mliisgs uruj sbsri6s PELßMSNU» vsoakroicsit, cisbsi vovrisstms Isislmusiß »m 2. vnö 3. fsisttsg <>VS«IIseKsktSSl»SNE> Pt»«t»-«»t»»«>»A«i» woiöeii m«, gegen vokiiSögs knlnskmr von liredlunien sngonommen Pariser Minifterrat über das Landauer Urteil Deutschland verlangt stall formeller Begnadigung politische Wiedergutmachung! Aussprache v. Koesch' mit Painlevö. Ungenügende Maßnahmen. Paris, 24. Dezember. Heute vormittag findet ei» V! i » istcrrgt statt. Nach dem ..Mali»" soll er sich auch mit der Frage des il r t c i l o s p r u ch ö von Landau be. schattigen ..Mali»" glaubt ferner berichten zu können das, Botschafter von Hoc sch gestern abend nach 7 Uhr Kriegs, minister Painlcvs einen privaten Bruch abgestattci habe. Da der deatlchc Botschafter stets besonders vertrauensvolle Be ziehungen z« Painlevö unterhalten habe, habe er eS offenbar für nützlich gehalten, mit dem EHB der sranzöstichcn Armee und dem vhes der iranzöstfchen Militärgerichtsbarkeit eine Bclpreckung zu führe», bei der er sicher kein konnte, dast beiderseits der gleiche Wunsch herrschte, die öffentliche Mei nung l« den beiden Ländern wieder z« bernhitzen. Da die verurteilten Deutschen Revision eingeretcht haben, sch int man in snrtstischen Kret en einznwend n das» eS schwierig sei, vor dem Spruch der Ncvistonsinftanz über eine BgnadigungSmastnahme eine Entscheidung zu trcff n ab:r ein Präzedenzfall sei durch den Fall des GenralS von Nathu- stuS geschaffen den Ministerpräsident Hrrio» begna^iat habe, trotzdem er bereits seinen Nevisionsanirag unterzeichnet hatte. e- > ES must nochmals betont werde», das, eine Begnadigung in jedem Falle nur eine Unzulänglichkeit darstclien würde gegenüber der Tatsache, das, Roncter sreigcsprochen bleibt. W »n aber vollends die Begnadigung ohne Hinznsügung einer bc'onderc» versöhnliche» Nuance seitens der Pariser Negierung erfolgt, so bliebe kür »ns der doppelt bittere Nie derschlag zurück dast man i» Paris uns gegenüber das flagrante Unrecht auch »och mit einer Geste vermeintlichen „GrostmutS" kaschieren würde. Vor -er Vegna-igung. DaS Ergebnis des Miuisterrats. Paris, 24. Dezember. In dem hcutigcn Minifterrat »»«er de« Borsttz des Ministcrprästdentcn Poiucars setzte Kriegsminiftcr Painlcvs feine Ministcrkollegen davon in Kenntnis, dast der Obcrstkommandicreudc der Rheinarmcc, General Guillcaumat. beschlossen habe, dem Präsidenten der Republik Begnadigungsmahuahmc» zugunsten der »öm Kriegsgericht in Landau »ernrteilte» Deut schen oorzuschlagcn. Dieser Vorschläge werden dem Präsident'« der Republik unterbreitet werden. Der französische Reserven,,tcrlcntirant Roncter. der nach der Urteilsverkündung auf freien Fuß gesetzt wurde, hat heute morgen tm Kraftwagen Landau verlassen und ist nach Frank reich zurückgckchrt. Die politische Seile -es Landauer Urteils. Berlin. 24. Dezember. Tie dem Anstcnmsintster nahe stehende «Tägliche Rundschau" schreibt iP einem sehr bemerkenswerte» Artikel, der sich mti der Moli tischen Seite dcs Landa >» e r Urteils befasst, es verstehe sich von selbst, dast die Affäre Roncter nicht mit «cm Abschluß des Gerichtsverfahrens ihr Bewenden haben lpnne. Es ici vielmehr «„bedingt notwendig, dast setzt der Fasll politisch behandelt und in eist.« Atmosphäre gehoben werde in der daö schreiende Unrecht, das ln GcrmcrkhZm uud in Landau nach der Ansicht des aeiaüitcn deutschen Volkes geschah, wenig stens zum geringen Teil wieder gutgemacht iverden könne. ES stehe wohl fest, dgst der deutsch« Botschafter in Paris, Herr von Hoejch, in bie'em Sinn« tätig sei und dast er Lauernd die Fühlung mit dem Auswärtigen ^lint ln Paris aufrcchlekhalie um dort die Schwere des Falles und den Ernst der Lage i» ihrer ganzen Bedeutung Ibcgreiflich zu machen. Eine bestimmte Forderung scheine Hm,r von Voesch nicht zu vertrete» da man eS der EnUchdtdunja der franzö sischen Negierung überlassen müsse, in welcher Weise sie dem schwer beleidigten ocul'chc» Nechtsgesühl ein« Genugtuung gewähren wolle. Das, eine solche Genugtuung ^notwendig sei, das werde man wohl auch In Paris »ach den.diplomatische» Schrillen, die dort erfolgen, nicht mehr bezwcmeln. Es liege nahe, anznnchmeii. dast die französische Negierßng zum min desten das provozierende Mißverhältnis be seitigen werde, das in der gleichzeitigen Freisprechung Nou- ctcrs und der Verurteilung der Angeklagten, sum Teil von Noucier schwer verletzten Dciiischcn, bestehe. Hö liege durch aus im Interesse der Politik, die Briand «ersuch»?. wenn mehr geschehe. Germershcim sei kein Ruhmesblatt Inder Geschichte der französischen Besahniigsarmcc. Je eher iHan das durch eine Befreiung der Einwohner von der Be sä tz » n g s l a st zum Ausdruck bringe, desto bcler. Frankreich habe auf dem Gebiete der Bcsatzungsvermindcpung noch c i» feierlich gegebenes Versprechen ctimulösen. Man sollte nicht zögern, mit Gcrmcrsheim de« Ansdng zu machen und dies als ersten Schritt zu betrachten, dem die Räumung des besetzten Gebietes baldigst folgen müsse. Zu dem aber, n»as ge'chehcn müsse, möge man sich in Paris so rasch als möglich entschließen damit man den gntctz Willen sieht, dem Unheil, das französisches Militär und französische Mili- tärlustiz gestiftet haben, durch die Mittel dtzr Politik ent- gcgcnzuwlrkcn. i r Disziplinarverfahren gegen Aon ei er? Was wir- Paris tun? Berlin, 24. Dez. In Besprechungen, die der deutsche Not schalter v. Hoelch am Qual d'Orsay gelebt hat. hat er auch daraus hingewicscn. dast eS in Tentlchland überaus ver bitternd wirken mülse. daß Rvnclcr. der doch einwandfrei einen Mord ans sich geladen habe, nun vollkommen straflos« auSgehcn solle. Der Botschafter hat darauf hingewiesrn. dast das dänische NechtS mpsindcn. nachdem das Kriegsgericht ,n einer Freisprechung des Mörders kam. dann wenig stens unbedingt eine Bestraf««» ans anderem Wege fordern mülse. Wie cs heißt, toll ans sranzösischrr Seite die Absicht bestehen, gegen Noucier der Student der Ehemte ist. «nd in seiner Eliarge. dle er bet de» Belgtzungdtruppen etn- nimmt. dem dentiche» Feldwcbelleutngnt der Reserve ent spricht. ein Disziplinarversahrc« mit dem Ziel der Dienst entlassung ei»,»leiten. und zwar wegen unwürdigen Be nehmens und der dadurch hervorgeruienen schwere» Folgen. Der Freispruch des Krtcgsgerichls würde bic-Erössn»ng dieses DKzipllnarvcrsghrcnS nicht hindern können -Sollte aber ,ein srlchcS Disziplinarverfahren nur znr Dienstentlassung ohne, jede weitere Be ft ras »na für den von Roncicr be gangenen Mord siihrcn. so würde auch eine solche Sühne, immer »arauüg letzt, tatz «an ans französischer Seite überhaupt die Absicht ha«, sie zu gebe». Dentsch.Iand. nochnichtgeusigcn können. Ebenso srll-n nach den Rach» richt.u aus dc« besetzten Gebiete namentlich »iessingeren Elemente der OkknpationStrnppen grrade nach de« Prozeß ein so heraus forderndes Benehmen an de« Tag legen, das, mit neuen Zusammenstöße» danernd gerechnet werden müsse. Lehe -er französischen Rechtspresse. Paris, 24. Dez. Die französische natioipalistische Presse benutzt die Landauer Vorfälle als Vorivand für die Forde rung nach Aufrcchtcrhaltung der 'Rhcinland- b c s e tz u.n g^b i s zu dem im Versal lßer Vertrag vorgesehene» Zeitpunkt. DaS „Journal" hält eine Begnadigung der Deutsche» für möglich und-lagt, der einzige Grund, der eine solche Maßnahme verhindert könnte, sei die Entwicklung eines „feindseligen Feldzuges Ln Deutschland", der eS der französische» Negierung verbieten «würde, den An schein zu erwecken, als ob sic dem KricgSgertcht einen Tadel erteilte. Im „Echo de Paris" glaubt Pertin«« die verlogene Behauptung anfstcllen zu können, dast die, Empörung des ganzen deutschen Volkes über das Landauer Schmachurteil ein w o h l b e r c ch n e t e s M a » ö v e r sei. Perjiinar meint, wie eruch dcr Ausgang des Prozeßes lststtc sein mö«e», die deutschen Minister nnd die deutsche öffentliche Mctnuilg würden stets die sranzösische Besatzung der Brückenköpfe verurteile». Unter diese» Umständen sei es die erste Pflicht der ssranzöstkchcn Ne gierung, die Rhcinarmc« z« verteidigen.^Nur den Ber- ürtellten dürfe 8er Rechtsweg ossenstchen. Alle diplomatischen Schritte von deutscher Seite müßten cncrgis« zurttckgtmicsen werden. Höhnisch und der Wahrheit iuü jGcstcht schlagend erklärt Pcrtinär zum Schluß, dqs ln D-i'^schland erhobene Geschrei bedrohe die Locarno-Poliiik. Sr zieh« aber das Ge schrei allen Untaten vor. die r>« besreit-S fjnd. selbst srennd » allen Nntaten oor. die r>» besrei«7S bß»d kchastlichcS Dcntschland »weiscllaS bezehen nHtrbe. lü) Sosia. 2S, Dez. Von dem deutschen GVnrdten und dem bulgarischen Außenminister wurde am MitsiHoch der dentsch- Ibulgartsche Gerichtsvertrag utttetzetchnet. (T.-U.) Lichter vom Welhnachksbaum. Wenn in diesen Stunden in festlich geschmückten Räum« der Christbaum erglänzt, wenn Gebensfreude, Kindersubel, Elternglnck jene fröhlich-selige Stimmung hervorzanbert, dir auf der ganzen Welt nur dem deutschen WcihnachlSfest zu eigen ist, dann zieht alle Menschen, und mögen sie noch io verschieden sei» nach Neigung, Eharakter und Glauben, das Geheimnis der heiligen Nacht in ihren Bann. Wohl mag es gerade in diesem Jahre so manchem schwer satten, sich in die rechte Feststimiquug hiiicinzusinden. Fra» Sorge sitzt in den meisten deutschen Häusern »»gebeten am weihnachtliche» Tisch zu Gast. So manches hat sie von vorneweg beschlagnahmt, was heißer Wunsch, oft dringende Notwendigkeit war. Aber Liebe in der Not ist der größte Erfinder: sie mag über so manche Schwierig keiten hinweggehvifen haben. Und wenn nöch so einfach be scheiden der Gabentisch, so ist doch da erst daS WeihnachtSgltick vollkommen, wo zu dem äußeren Rahmen der Wet-nachtS- glanbe hinzukommt, wo die Engelsbotschaft von Friede ank Erden freudigen Widerhall findet und die Herzen emporhrbk über die Gewohnheit des Alltags. Weihnachten als ewiges Snmbol des .Kommens des WcltheilandeS, der Welterlösling ans all der Unzulänglichkeit und Ungerechtigkeit dieses Erden» lcbcnS. . , , Httnbcrttanscndc. Millionen sind eS allein in unsere« deutschen Volke, denen der kindlich-fromme Glauben verlörest ging im Sturme und Drange des.LcbcyS, verweht von den zersetzenden Eiiislüssen einer ganz aufs Materialistische gerich teten Zeit. Und doch ist ihnen allen dieses Fest mehr als rin bloßes AuSrnhcn vom Berufsleben, eine gewohnheitsmäßige Gelegenheit zum Schenken »nd Beschcnktwerden. Niemand, in dessen Innersten i» diesen Stunden nicht Saiten Mitschwingen, die selige Killdheiiscriliiicrungen wachruscn, da daS Wtih- nachtSwnndcr als des Glaubens liebstes Kind noch seine volle Macht auSüben und mehr befriedigen konnte, alS älleA Snih«4T Irre» und Zweifeln seither. Daö Fanst-ErleHnis beim Man» der Osterglocken, dies unbegreiflich holde Sehnen nackt'bö^Ä Sphären, reißt auch den Weltmenschen von heule nöch i« Lichlcrgianze des Wcihnachlsbaumes mit sich. Ein BechriD mehr, Last unendlich viel höheres darin liegt alS Jahrhundert« alte und lieb gewordene Sitte, ein ahnungSschweres Zeichen vielleicht, dast unsere zerrissene, nnruhvolle Zeit, sich.selbst,«»» bewußt, aus der Snche ist nach einer Erlösung aus dem Geiste» der seine Wurzeln zuletzt immer im R e l i g i Ss« n hat und, dessen tiefstes Symbol im Zauber der heiligen Nacht.sanft ein gebettet liegt gleich dem Kinde in der Krippe. Wer sich von d««i glänzenden Oberfläche nicht täuschen läßt, wer ein Gefühl hat für das Krankhafte am PuSichlag unserer Zeit, dem drängen: aus dem vielstimmigen Chor der Gegenwart so manche Laut« ans Ohr, die, wenn noch nickt ein Neues, so doch da« Ende drch Vergangenen aus verschiedenen Gebieten verkünden. Wenn ein Größer im Geiste aus längst vergangenen Zettest in das Treiben der Gegenwart geführt werden würde, unß wenn der Geist unserer Zeit sich zu ihm gesellte und ihm er^ klärte, welche ungnsdenkbarcii Fortschritte In der Ueber» Windung der Naiur die Mensche» in einer für geschichtliche Begriffe so kurzen Spanne Zeit vollbracht haben, wenn er ihm zeigte, wie märchenhaft bequem das dustere Leben geworden ist. wie Zeit und Raum verschwinden unter dem Sturmschritt moderner Technik, daN» würde der Vorfahre wohl fasiungsloS bewundernd das bunte Gewimmel betrachten. Unweigerlich aber wurde er zu der Frage kommen: Wozu hat dies alles den Menschen gedient? Wie haben sic sich innerlich gewandelt unter äusterlich so herrlich veränderten Umständen? Waö habe» sie dabei für ihre Seele, für ihre Beziehungen zu dfn ewigen, übersinnlichen Werten des Lebens gewonnen? Und der Geist des zwanzigsten Jahrhunderts würde ihn vielleicht nicht »er stehen und belcnern, das, was man da an der Oberfläche schillern sehe, sei wirklich alles, und eS stecke nichts weiter dä- hinter. Oder wenn er verstehen könnte, so müßte er beschämt antworten, dast diese. Zeit des äußeren »'HlsschwuiigeS die Menschen innerlich eiilmnrzclt und heimatlos gemacht hat. Er müßte einen solchen AlltagSmciische» hcranSgreifen und an ihm anfmeisen, wie er »»«er der Hetzpeitsche des Tempos znr Maschine geworden ist. gleich dem Wahrzeichen seiner Zeit. Er mühte zeigen, wie diese Menschen von heute im öffentliche» Leben vom Lchlagwort. im Berns vom Räderwerk eines seelen- losen Mechanismus, dessen winziger Teil sie sind, erbarmung», loS geknechtet werden, wie sie auch im privaten Leben nicht mehr das zur Erholnng finden, was den Menschen erst »um Menschen macht. Wenn er aber genau -»sähe, dann wlirde tr zutiefst im Herzen etwas versteckt finden, das wertvollste:«»- zukunftsreichste an diesem Menschen: eine grenzenlose Ulm