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Mo«ras. 1». August 1»21. Lechdrv» »» «s d»»ch,r ey-M-n«,,»« t.D»««dn» Nachr.-> zuNWg. — SchnHWd», w«s»»» nicht «yb-wadN. «OOerDflSt^it l^c^l-v 1^. cs ^ P^LS- L- Sk2W>s^LLL^^- Lk^>Ik2HOL x^i-Oi-xxvi^-. «Decs. cseLSci—i. tSov lvir^ r^var- ^Ustov ^crt^l- lz,S;i Lottev^eevaclor;« Ovssttsr^-LektlottLsr. U 1«S Kömgsdiele Vornehmes Restaurant Ding- straße 14 IVIsx 6IÜ88 ^Isekf. täorit«tiaü« 18. veleuckluaKskürpvr, LIektrisckeptättSi», Xocdlüpke, 8ckütte - I^au2 - Lockplstten. Me Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktionen. Fortbauer -er militärischen Zwangs- mahnahmen. W. T. B. meldet: Paris» 18. August. In seiner letzte« Sitzung hat heute nachmittag der Oberste Rat die Aushebung der wirtschaft liche» Sanktionen zum >5. September unter gewitzen Ve rtagungen bcschlotzen. Zunächst erörterte der Oberste Rat 2 »osten der Rheinlandbesatzung. Er beschlotz die Einsetzung einer Kommission, die damit be te»" «erden soll» die «osten des Unterhalts der ver, Aiedenen verbündeten Truppen nnd aller angcgliedcrten Dienste sestzusctzcu. Der Oberste Rat trat dann in die Debatte über die ««»Hebung der Sanktionen ein. Der sranzösische »iederaufbaumiuistcr Lauchenr legte in längeren Aus führungen den Standpunkt Frankreichs dar. Er ging zu nächst aus die Borgeschichte der Sanktionen ein nnd erklärte da»«» daß Frankreich der Aufhebung der militärischen Sank- tioue» vorläufig nicht zustimmcn könne. Dagegen sei Frankreich in Anerkennung des guten Willens» den das Kabinett Wirth bewiesen habe, bereit» der Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktionen znzustimmcn, falls Deutschland Li« bis zum 81. August fällige Milliarde Goldmark recht zeitig gezahlt und falls die verbündeten Waren in Deutsch land nicht boykottiert werden. Nach Loucheurö Rede legte Lord lkurzon den Gtandpnnkt Englands bar. Er beantragte die Aus hebung der militärischen und der wirtschaftlichen Sanktionen. - Rach einer kurze« Suspendierung der Sitzung ergriff Briand das Wort, um nochmals zu erklären» warum Frankreich einstweilen auf der Beibehaltung der militäri sche« Sanktionen bestehen müsse. Der Oberste Rat beschlotz, die militärischen Sanktionen bis zu seiner nächsten Kon ferenz aufrecht zu erhalten nnd die Frage daun a«ss neue zu prüscn. Die wirtschaftlichen Sank tionen sollen bis zum 18. September auf gehoben werden, salls Deutschland seine am 81. August fälligen Bcrpflichtungcn erfüllt nnd die von Frankreich geforderte Aushebung der Einfuhrbeschrän kungen verfügt. Vor Aushebung der Sitzung hielte» die Hanptdele- gicrte« Aasprachen, in denen sie betonten, das, die Ausrecht- erhaltuug iuuiger Beziehungen zwischen den Verbündeten zum Besten des Weltfriedens notwendig sei. Um 8 Uhr Iss Minute» war die Pariser Konferenz beendet. Die Bedingungen für die Aufhebung. Paris» 11. August. Die Bedingungen, unter denen ier Oberste Rat beschlotz, die wirtschastlichcn Sanktionen vom 18. September ab auszuhebcn, sind nach einer Meldung der Havas-Agcntur solgende: Am 81. Angust bezahlt Deutschland die Milliarde Gold mark völlig. ES wird ei» interalliierter Organismus gebildet zur Ueber- wachuug der Erteilung von Einsuhrbewilligungcn für nach de« Rheinland gehende Waren. Die Kommission in Koblenz wird ein UebergangSregime auSarbciten. Es wird eine Kantrollkommissio« gebildet. Bezüglich der in Deutschland bestehenden Kontrollkommissionen wurde be schlösse«, sie beiznbebalteu. Gemäß dem Vorschlag des Marschalls Fach wurde eine fortschreitende Verminderung in» Auge gefasst. AIS Sitz der Luftschissahrts- kommissio« wird von dem interalliierte« militärische« Ausschuß Versailles bestimmt. Bor Schluß der Sitzung «ah« der Oberste Rat auf Briaudö Antrag und mit Zu stimmung sämtlicher Mitglieder folgende Entschließung an: Bei Beendigung seiner Arbeiten bestätigt der Oberste Rat abermals seinen Willen, ein enges Einvernehmen zwischen den Alliierten ausrecht zu erhalten, das er mehr als je für unumgänglich nötig sür de» Weltfrieden erachtet. W Endlich steht ivenigstens eine deutsche Forderung an die Entente, die von der gesamten öffentlichen Meinung -eS Reiches, mit Ausnahme des -Häufleins der kommunistischen Schwarmgeister, nachdrücklich erhoben wurde, unmittelbar vor -er Erfüllung: die ivirtschaftlichen Sanktionen im be setzten Rheinland sollen sortfallen unter der Voraussetzung, daß Deutschland die im Londoner Ultimatum festgesetzte Zah lung der ersten Milliarde Goldmark bis zum 81. August leistet. Da die Regierung erklärt hat, eS stehe außer Zweifel. Laß die Erfüllung dieser Verpflichtung fristgemäß erfolgen werde, so darf die Beseitigung der rheinischen Zollgrenze schon heute als vollzogene Tatsache gelten. Damit ist die Bahn für eine natürliche und gesunde Entwicklung der rhein-ländischen WirtschaftSverhältn-isse wieder freigciiracht, und eS tst zu hoffen, daß di« schweren Schädigungen, die mit der -ollpoltttschen Gewalt Maßregel de« FeindbundeS verknüpft gewesen sind, bald völlig überwunden werden können. Die zollpolitische Abschnürung des besetzte» RhetnlandcS vom übrigen deutschen Wirtschaftsgebiet war durch Briand in London Lloyd George abgetrotzt worden. Sine einfluß reiche französische Unternehmerschicht wollte daS Rheinland zmn schrankenlosen zwangsweisen Abnehmer ihrer Kertig- sabrikatc und Luruswaren inachen nnd wusste einen solchen Druck auf das Elysse auSzuüben, das; Millerand sich fügte und Briand entsprechende Anweisungen für seine in London ci-nzunehmende -Haltung gab. Dazu kam der politische Ge sichtspunkt der Nationalisten, das, das Rheinland durch die enge wirtschaftlich: Verbindung mit Frankreich für di« künf tige völlige Anglicdcrung „reis" gemacht werden- sollte. Tic „pouvtratisn pm-iügue" auf wirts<t>aftlichcm Gebiete war alc- Vorstufe der politischen Vereinigung gedacht, und die Saut tionen sollten nach der Absicht der Pariser Chauvinisten so lange ausrcchtrrhaltcn bleiben, bis der damit von franzö sischer Seite verfolgte Zweck gründlich erreicht sein würde. Durch diese Rechnung lxst nun aber der Beschluß des Ober sten Rates über die Auslobung der Sanktionen einen Strich gemacht. Aus den 'Verhandlungen des Obersten Rates, die zu diesem Beschluß geführt haben, geht hervor, daß Eng land dabei der treibende Teil gewesen ist. Einmal aus wirk- schaftliäwn Gründen. Das Rheinland ist heute überschwemmt mil entbehrlichen französischen Ferttgfabrikaten und ganz überflüssigen Luxusartikeln, die bis zu einem ganz geringen Teil in der Rheinprovinz steckengeblieben sind. Die deutsche Wirtschaft ist dadurch in schwerer Weise belastet worden, und in einsichtigen englischen .Kreisen hat „van osseubar erkannt das, diesem Treiben im Interesse der deutschen- Reparations leistungen ein Riegel vorgeschoben werden müsse. Außerdem aber war in der Frage der Sanktionen auch das englische Ansehen stark in Mitleidenschaft gezogen, da sich die Lon doner Realer»»«. wie aus dem fängst vcröffentlicksten Schriftwechsel des Abgeordneten Tr. Strescmann mit dein britischen Auswärtigen Amte hervorgeht, in unzweideutiger Form verpflichtet hatte, auf die Aufhebung der Sanktionen hinzuwirkc». falls Deutschland seinen Verpflichtungen aus dem Londoner Ultimatum einivandsrei nachkäme. Bei der Erfüllung dieser Voraussetzung konnte also Lloyd George, der selbst feierlich und nachdrücklich „katt pln.v" gegenüber Deutschland proklamiert hat. nicht umhin, seiner Zusage gerecht zu werden und den Widerstand Frankreichs mii aller ihn, zu Gebote stehenden Energie zu brechen. Demnach ist Lloyd George diesmal doch nicht so ganz umg.-fallen, wie es zunächst c.us Grund der Meldung von der lieber,vcisung der obcrtzhl.esisch-en Frage an- de» Völkcr- bundsrat den Anschein lmtte. und das Kabinett Wnth kann zum mindesten einen Aktivposten aus icinrm Konto ver zeichnen. Ein runder und glatter Erfolg, der völlig un gemischte Freud« auf unserer Seite Hervorrufen könnte, liegt aber deshalb nicht vor. »veil die militärische» Sanktionen nicht in die Aufhebung >mt einbegriffen sind. Di« Besetzung von Düsseldorf. Duis burg und Ruhrort bleibt also bestehen, und das bedeutet, daß die Franzosen nicht daran denken, ihre Pläne zur Besetzung weiteren deirtschcn Gebiets endgültig fahren zu lassen, sondern daß sie die genannten drei Städte, die Kernpunkte des Industriegebiets, auch ferner als vor geschobene Posten benutzen wollen, um von da aus bei ge eigneter Clelegenheit ihre militärische Macht noch werter auszudehnen. Solange diese Gefahr fortbcsteht, kann die Aushebung der wirtschaftlichen Sanktionen nur als ein halber Erfolg bewertet werden. DaS eine haben ivir er reicht, das andere muß Nachfolgen. Die Regierung Wirth darf nun nicht etwa ans ihren Lor beeren auS ruhen wollen, sondern sic mutz mit aller Energie dahin wirken, daß auch die militärischen Sanktionen ohne weiteren Verzug in die Wolssschlucht geworfen wer den, Zuletzt bleit freilich immer die Gefahr bestehen, daß wir die Reparationslasten künftig nicht mehr erfüllen können, und was bau«? Dann werden die Franzosen hohnlacheud dt« Sanktionen im vollen Umfange iviedcr -nrchzudrttcken wissen. Wir dürfen das eine nicht vergessen, daß die Tat sachc der fristgemäßen Zahlung der ersten Goldmilliardc lediglich den guten Wellen Deutschlands beivetstz, zu tun, was es unter Anspannung aller Nerven kann, im übrigen aber die Wahrheit, daß daS Ultimatum auf dte Dauer un erfüllbar ist, keineswegs erschüttert. Es bleibt vielmehr bei dem, was Prinz Max von Baden in der „Deutschen Revue" erklärt hat und waö init ihm die weitesten Kreise des deut schen Volkes als unumstößliche Uebcrzeugung in sich tragen, daß eines TagcS ettre deutsche Negierung doch -aS große Nein werde anSsprcchen müssen. Abreise aus Paris. Paris, II. August. Die englischen Delegierte» sind heute mittag nach London zurückgereist. Die italie nischen Delegierten und mich di« bet,rischen Delegierten haben gleichfalls Paris verlassen. kW. T. B.) Die nächste Sitzung des Obersten Rates. Paris, 11. August. Der Berichterstatter der „Chicago Tribun«" glaubt zu wissen, daß Anfang September ein« neu« Sitzung deS Obersten Rates stattfinden werde. Bis dahin würden einige -er eingesetzten Ausschüsse zur Bericht erstattung bereit sein. Zu üieser Tagung würde die Zu rückziehung -er französischen Truppen all dem Abschnitt Düsseldorf besprochen werden. (W. T. B.) Die Derlagung -er oberschlesischen Frage. Die Mitteilung an die Reichsregierung. Berlin, 11. August. Der Oberste Rat bat gestern abend dem deutschen Geschäftsträger in Paris nachstehendes von Briand gezeichnetes Schreiben mit gestrigem Datum übersandt: Herr Geschäftsträger! Fn Anbetracht der Schwierigkeit, welche die Fest setzung einer Grenze zwischen Deutschland nnd Polen in Obcrschlcsien bietet, bat der Oberste Rat die Entschei dung, welche ihm in dieser Hinsicht gemäß Art. 88 des Vertrages von Versailles obliegt, vertagt. Der Oberste Rat ist sicher, daß die Bevölkerung Oberschlesicnc die Gesinnung zu würdigen wissen wird, die ihn dazu geführt Hai. eine überstürzte Lösung s!j abzulehncn. Fm übrigen wird nichts »»«erlassen werden, damit dieser Ansschub so kurz wir möglich ist. Der Oberste Rat rechnet lest daraus, daß die deutsche Regierung ihrerseits das dentsche Volk aus- sorder» wird, bis znr endgültigen Entscheidung die größte Ruhe zu bewahren und daß sic gleichzeitig ihren ganzen unmittelbaren und mittelbaren Einfluß auf die Bevölkerung Obcrschlesiens austibcn wird, damit diese die Autorität der Fntcrallilcrtev Kom mission achte«. Der Oberste Rat lenkt insbcsoudere die Aufmerksamkeit der deutschen Regierung ans die schwere Ncrantwortnng, die sie aus sich laden würde, wenn sic es unterlassen sollte, ans ihrem Gebiete, ins besondere an den Grenzen Obcrschlesiens, die geeigneten Maßnahmen zn trcsscn, um jeden Versuch zn verhindern, der daraus abzielt, Unruhe« in dem Abstimmungs gebiet z» fördern, oder wenn sie nicht jede Znsnhr von Wgfscn nnd Munition >,»U> jeden Uebertrilt von Banden oder Bewaffnete» streng nnterbindet. W. T. B. bemerkt dazu: Die Note deS Obersten Rates stellt leider fest, daß die Entscheidung über Obcrscklessen er neut verschoben wird. Was die Ermahnung a» die deutsche Regierung aubelanqt, so ist diese bekanntlich stets bemüht gx wesen, die Ruhe in Obcrschlcsien zn wahren. Ledialictz durch pvlnis ch c 1l m t r i c b c und Gcwalttatc n ist die Ruhe in Obcrschlesic» gestört worden. Protest Polens gegen die Vertagung. Paris, 1-l. August. Nach einer -Havas-Mcldung aus Warschau hat der Minister rat in einer außerordeni- lichcn Sitzung beschlossen, an die alliierten Mächte eine Note zu richten, in der erklärt wird, daß die Vertagung dei obcrschlcsischcn Frage Polen einen nicht iviedcr gutzu machenden Nachteil verursacht. Die Verweisung des Problems an den Völkcrbundsrat verlängere in unnötiger Weise die Zustände der Unsicherheit, in der sich gegenwärtig die oberschlcsischc Bevölkerung befinde, denn er vertage die Einrichtung einer endgültigen inneren VernnUtiiiig am unbestimmte Zeit. (W. T. B.) Oberschlesien un- -er Pariser Beschluß. Breslau. l8. August. Die vber i chlcsische Presse äußert sich über die Vertagung in Paris im allgemeinen äußerst pessimistisch. Unter der Ucberschrift „Be trogen" schreibt das älteste Blatt des Jndnstriebezirks „Der oberschlesischc Wanderer": Die Kraftprobe zwischen Frank reich und den übrigen Staatsmännern des Obersten Rates hätte zweifellos zu einem Siege der dentsclrcn Sache und wahrscheinlich alsdann zu einem Bruche der Entente geführt. Das deutsche Recht wurde daher geopfert und die Entscheidung überhaupt nicht getroffen. Der dem katho lischen Flügel der Industrie nahestehende „Oberschlcsische Kurier" schreibt: Bis der Völkerbund seinen Sprnch aus gebrütet hgben wird, brauchen wir sedensalls nicht zu warten, um zu wissen-, wie es um uns steht. Es wird gewiß in den nlichsten Tagen diirchsickern, und tropfenweise werden wir so den bitteren Kelch leeren können, den uns der Oberste Rat kredenzt lmt. Optimistischer äußert sich dtt „Oberschlesischc Volksstiinme" lKatholiscI>e Bolksparteil: Der Ausgang der Konferenz ist also letzten Endes, wem; auch die Verzögerung eine unerträgliche O » al für Ober schlesien mit sich bringt, nicht im ungünstigen Sinne für Deutschland zn deuten. Er dürfte auch eine Entspannung an Ser oberschlesischc» Grenze znr Folge haben, denn wir können nicht annehmcn, daß Polen cs ivagcn wird, der Ent scheidung der 28 Staaten, die im Völkerbünde vertreten sind, mit Gewalt znvorznkommen oder die gefällte Entscheidung nicht anzirci'kenne». Die Kriegsprozesse. Paris, 13. August. Tie Entschließung, die der Oberste Rat heute vormittag in der Frage der Kriegs - beschuldigten gefaßt hat, lautet wie folgt: Entsprechend der Note der alliierten Regierungen vom 7. Mai 1V20 an den Vorsitzenden der deutschen FriedenSdelegation wird eine Kommission eingesetzt, die dem Obersten Rat ihre An sichten über die Ergebnisse der vom Reichsgericht in Lcip zig rlngclcitcten Verfahren sowie über die von diesem Ge rlchtshof in Sachen derjenigen Personen, deren AuS liefcrung auf Grund von Artikel 228 des Fricdensvertrages von den Regierungen gefordert wird, gesprochenen Urteile Mitteilen soll. Die Kommission soll auch Vorschläge ein reichen über die künftig im -Hinblick auf die Anwendung der Artikel 228 bis 2:»> dcö FrledcnSvertrages etnzunchmenbe Haltung. Diese Kommission wird aus Vertretern Frank reichs, Englands, Italiens und Japans bestehen, und jedes dieser Länder soll die Möglichkeit haben, sich durch zwei Dele gierte vertreten zn lassen.