Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 01.08.1917
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19170801023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1917080102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1917080102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-08
- Tag 1917-08-01
-
Monat
1917-08
-
Jahr
1917
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dl« neuesten Meldun-en lauten: Der Reichskanzler Itter »le Sa«-. l>. Rerll«. »1. Juli. lEtg. Dratztmrld.j Der Reicht. kan»ler empfing vor seiner Abretle von München ein Mitglied der Tchriftlettung brr „Münch». N. St?. Da« Gespräch berührte, wie von dort gemeldet wird, die Krage der Sicherung unserer wirtschaftlichen Zukunft alt der wichtigsten (Grundlage des künftigen Friedens- schlusse». Die Betonung der Tatsache, das, dem deutschen Botte zweifellos mehr an ungehemmter Entwicklung seiner Kräfte al« an rein territorialem Machtzuwachs gelegen sei. kettete über zu de», Streit um die A n n ex l o n S v v l t t l k und die Können -es Kampfes gegen Betliinann-Hollweg. Bei all der Wärme, mit der Dr. Michaelis seinem Bor gänger jüngst im Reichstage gerecht geworden war, be obachtete er dock, in seinem Urteil über den Kampf, als dessen Opfer Herr v. Brthmann-Hvllmeg schlief,iich gefallen ist, eine gewisse Zurückhaltung. Er erwartet von einer Feit, in der wir mehr über de» Dinge» stehen, die uns beute bewegen, auch die Möglichkeit eines objektiven - Nr- teils über de» Streit um das Annextonsproblem und seine Folgen. Hinsichtlich der Neuordnung unserer innere» staatlichen Lage versicherte der Kanzler, bas, die nächsten Tage nach der Rückkehr des Kaisers von der Krönt bereits die Lösung bringen würden. Es sei Natürlich un möglich, überstürzt vorzugehen. Auf die Krage, ob er sich nicht auch einmal gleich den Staatsmännern der Feinde unmittelbar an eine noch gröbere Oesfentlichkeit in einer Kestversammlnng wenden möchte, um die Wtrkungsmög- lichkeit auszuschöpfen, die in -cm starken Kontakt zu einer hingerissenen Hörerschaft und einem temperamentvolle», Dokksredner liegen, ging Dr. Michaelis lebhaft et», indem' er aus seiner eigenen rednerischen Praxis die Erfahrungen schilderte, die er mit der Darstellung schwicrtder staats- wissenschaftltcher Probleme bei einer größtenteils aus Ar beitern bestehenden Hörerschaft gemacht habe. Wenn Dr. Michaelis vielleicht einmal den Weg de» unmittelbare» Appell« an eine Bolksvcrsammlnna wählen werbe, heißt eS am Schluß des Berichtes, so wird er jedenfalls, das be tonte er ausdrücklich, sich von dem Niveau etwa eines Llvnd George fernzuhalten missen, der um der Wirkung auf die Massen willen auch vor der krassesten Unwahrheit nicht zurückschrecktc. Der Rücktritt des preutzischen Ministers v. Loebell. Berlin. »1. Juli. Gegenüber verschiedene» Presse Meldungen, das, der Minister des Innern sich entschlossen habe, im Amt zu bleiben, sind wir in der Lage, festzustvlle», daß Herr v. Loebell am 11. Juli sein Abschiedsgesuch cin- gereicht und dasselbe nicht zurückgezogen hat. lWIB., Die österreichische» Polen wieder in der Opposition. Wien. 81. Juli. Einer Blättcrmeldnng aus Krakau zufolge wurde in der Eitrung des Präsidiums des Polen- klubS beschlossen, die Beziehungen zum Mi nisterpräsidenten abzubrcchen und zur ent schiedenen Opposition gegen die Negierung überzugehen, weil die Forderungen des Pvlcnklubs. insbesondere die, die Landcsverivaltnng in die Hände der Zlvtlbeliörben zu übergeben, bisher nicht erfüllt wurden. Diese Direktive werde der Plenarsitzung -cs Pvlcnklubs vorgelegt werden, aber die endgültige Entscheidung ScS Polenklubs erst nach der Besprechung des Klubprüstdinmö mit dem Grafen Ezcrnin gefaßt werden, die nach der Be sprechung de» Grafen Ezcrnin mit dem deutschen Reichs kanzler stattftnden wird. (W. T. B.) x SondersriedenSbestrebur,».',, Finnlands? ' k. Zürich, !I1. Juli. lEtg Dralitmeld > Der ..Neuen Zür. Ztg." zufolge glauben sowohl di- sinnliche«, Zeitungen als auch aus Finnland eintrcüende Reisende, das, j», Falle eines Widerstandes von seiten Rußlands das jetzige unab hängige Finnland unverzüglich in Svnder- friedcnSuntcrhandlungcn mit den Feinden Nuß- Lands treten werde. ' Die ««Bischen Sozialist«« «nd die FriedenSkoniere»,. , d. Stockholm, 81. Juli. lEig. Drahtmeld.) Die Dc.'c- tzkciten der cn gl.i scheu Sozialdemokratie zur Fiiedenskonfcrcn, rci'cn am 15. An »ist ab. Dadurch ist die Konferenz gesichert. -ertlicher md SSchfischer. Dresden. 31. Sult. Uleich»r«it-ler Lr. Micha»«» iu Dretde«. Mit dem fahrplanmäßigen Münchner Schnellzuge traf e. Dt .v. . ..... V Bulgarischer Generalstabsbericht. ' Sofia, 89. Juli. Mazedonische Front: Auf der ganzen Front schwaches Artillcricfencr, das nur ans dem östlichen Ufer des Ochrida-Decs, im Ecrna-Bogen und auf Lern Dobrovolic heftiger war. Westlich des Dviran-SceS bei Krachtcli warfen wir zwei ErkundungSabteilunacn des Feindes zurück. An der unteren Struma bei Chrlstian- Kamila wurden zwei feindliche Kompagnien, die vorzn- rucken versuchten, durch unser Feuer angchalten. — Ru mänische Front: Bei Mahinndia Fcneranstausch zwischen Posten. Beim Dorfe Garvar südlich Galatz spär liches Arttllcricfcuer. iW. T. B.i Amtlicher türkischer Heeresbericht. Donstantinovel. 8». Juli. Irak-Front: Eine eng lische Kavallerieabteilung, unterstützt durch rebellische Beduinen, griff unsere Posticruiigcn nordwestlich Bcle- -rus an. Nach kurzem Kampfe, an dem bei uns treue Be-uinen mitwirktcn, wurde der Feind zur Flucht ge zwungen und ließ vier Tote auf de», Kampfplatz liegen. Am Euphrat überfielen unsere Reiter eine englische Wache und töteten einen Offizier. 14 Mann und sechs Pferde. — K a u ka s u s - F r v n t: Ein feindliches Kaval lerieregiment griff am 2». Juli unsere Posticrungen nörd lich Musch an und wurde znrückgeschlagcn. lW. T. B.j heute, Dienstag, früh »,58 Uhr b«r neue Reichskanzler D r. Michaelis In Dresden »ln. In seiner Begleitung befanden sich die Herren Unterstaatssekretär v. Ltumm, LcgattonSrat v. Prlttwitz und Gaffron und Hvsrat Walther. Der Hauptbahnhvf war um diese Zeit schon ziemlich belebt, trotzdem blieb der oberste Rcichsbramtr, der grinie» Retse- anzug mit Uebcrrvck «nd braunen, weichen Hut trug, so ziemlich unbekannt. Er begab sich mit den Herren seiner Begleitung »ach dem nördlichen Bahnsteige »nd von da durch da» Königsztmmcr zum Vorplätze des Hauptbahn- Hofes, um einen dort haltenden Zweispänner zu besteige». Dort hatte sich trotz der frühen Morgenstunde ein zahlreiches Publikum eingefunden, um de» Reichskanzler z» begrüßen. Ans der Mitte der Menge' rief ein Herr: Heil und Lieg nnserm neuen Reichskanzler! worauf das Publikum in brausende Hochrufe auf den Kanzler rinstimiiitc. Tr. Michaelis dankte freundlich nach allen Seite», worauf der Mage» nach dem Hotel Bellevue davonsuhr. Zur Be grüßung hatten sich am Bahnhöfe der preußische Gesandte Ä>af v. Schwerin und der Legationsrat Dr. Sictiibnch vom sächsische» Ministerium der auswärtigen Aiigelegeiiheile» cingesunbe», der dem Reichskanzler während seines Dresd ner Aufenthaltes »»geteilt worben ist. Am Eingang des Hotels Bellevue wurde der Reichs kanzler vom Vorstände der Aktiengesellschaft Hotel Bellevue, Herr» Direktor Ronnefcld, begrüßt »nd nach den im ersten Stock bereitgehaltene» Zimmern geleitet. Vom Dachfirste des Hotels grüßte aus Anlaß des seltenen Besuches die deutsche Flagge. Das Frühstück »ahm der Reichskanzlei auf der Hvteiterrasse ein. Gegen 1411 ttür stattete Dr. Michaelis dem Minister des Innern »nd der auswärtigen Angelegenheiten Grasen Vitzthum v. Eckstädt in dessen Dienstwohnung a» der Secstraße »nd darauf dem Vorsitzen de» Minister im Gesamtministcriu», Dr. Dr.-Ing. Beck im KultttSministerini» Besuche ab. Mittags gegen 12 Uhr be gab sich der Reichskanzler mit den Herren seiner Begleitung mittels Automobils »ach dem Jagdschlösse Mvritzburg, wo e. Majestät der König den obersten Rcichsbeaintcn um !42 Uhr in besonderer Audienz empfing. Daran schloß sich eine königliche Frühstückstafcl, an der der Reichskanzler mit den Herren seiner Begleitung, die StaatSminister. der Mini ster des Königlichen HanseS und Legntionsrnt Dr. Ticiii- bach teilnahmen. Ans Anlaß der Anwesenheit des Reichskanzlers findet abends Uhr in der preußischen Gesandtschast ein Abend essen statt, an dem der Reichskanzler und die ihn begleiten de» Herren teilnchmcn werbe». Außerdem sind Einladun gen an die Staatsminlstcr Dr. Dr.-Ing. Beck, Graf Vitz thum ». Eckstädt, v. Seydcwitz, Dr. Nagel »nd v. Wilsdorf, den Minister des Königliche» Hauses Grafen v. Mctzsch- Rcichenbnch, den Kommandierende» General des 12. Armee korps Generals der Kavallerie v. Broizem, den preußi schen Gesandten Grafen Schwerin, de» österreichisch- ungarische» Gesandten Freiherr» v. Bran». den bäurischen Gcsanbtc» Freiherr» v. GruneliuS, de» Bevollmächtigten Sachsens beim BnnbcSrgtc Gesandten v. Leipzig, den Ober- pvstdtrcktor Geh. Oberpostrat Sprangcr, Geh. RcgicniiigS- rc; Dr. Kocks und LeggtionSrat Tr. Steinbach. Die Abreise des Reichskanzlers erfolgt heute abend 10,22 Uhr nach Wien. — —* (K. M.j Dem General der Infanterie v. Carlo- wltz, Führer eines Rcservckvrps, wurde vom Kaiser der Orden Uour le morste verliehen. —* Das Kriegsverdienslkrenz ist dem Branddirektor a. D. Herr man n verliehen worden. —» Kriegsauszeichnungen. Der König verlieh da» Ritterkreuz 2. Klasse des Verdienstordens mit Schwertern dem Leutnant d. N. und Batteriefithrer Eonrad Rothe, Inhaber des Ritterkreuzes 2. Masse des Albrechtsord-ens mit Schwerter» und des Eisernen Kreuzes 2. Klasse: ferner das Ritterkreuz 2. Klasse des Akbrcchtsordens mit Schwer tern dein Leutnant d. R. Walter Klctzsch, Inhaber des Eisernen Kreuzes 1. und 2. Klasse, und dem Leutnant d. stk. Curt Schneider, Inhaber -es Eiserne» Kreuzes 2. Klasse, sämtlich in einem sächsischen F-ußartilleric-Regi- ment. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielt Vizefeldioeüc! und Offizier - Aspirant Walther Keil ich. Inhaber der Fricdrich-Augnst-Medaille in Silber, Sohn des Ober- rochnnngsrcvisors Keilich in Dresden: — die Friedrich- Angust-Mcdaillc in Silber Rudolf Renner im Infar«- tcric-Nc-giincnt 177, 1U. Komp. — Bu.'eseldwcbcl in einem Ptonicr-Vataillvn Karl Schmidt, st»L. ing.. Itilhaber des Eisernen Kreuzes und der silbernen Fricdrich-Angnst- Mcdaillc, wurde zum Leutnant befördert. —* Kartoffelpreis. Das LebcnSmittclamt teilt uns mit, daß der Preis für die in dieser Woche zur Verteilung gelangenden Kartoffeln deshalb ans 25 Pfa. für das Pfund hat- festgesetzt werden müssen, weil es sich um AiiölnndS- Kartoffelu handelt, die nur zu einem höheren Preise er langt werden tonnte». —Bczirks-Obstsammclstellen. Vom 1. August an haben sämtliche Erzeuger. Pächter »sw. von Acpfeln, Birnen und Pflaumen ihr Obst ausschließlich an die S a m in >: l st c l l e n ihres Bezirks zu verkaufen, die in einer im Morgenblatt erscheinenden amtlichen Bekannt machung verzeichnet sind. —* Di« E»tzl«»N«ftruug der Händler tu» Haus — außer Rohkohle — beschränkt lick, b«S auf weiteres aus 1 Hektoliter Kohle ober 18» Brikett» innerhalb 14 Tagen, die Lieferung am Lager auf K, Hektoliter Kohle oder 10» Stück Briketts. Dagegen darf an die Inhaber von Kohlenbezugsscheinen bis zu einem Viertel der im Schein genannten Gesamtmenge abgegeben werden. Nähere Be- jkimmungen enthält eine Im Morgenblatt erscheinende amt liche Bekanntmachung. —Vom Weiter. Trotz dcS ziemlich heftige» Hagel wetters. das gestern. Montag, abend in der neunten Stunde während des starke» Gewitters bei «nS in der intimen Sind» anstrat, ist noch keine wesentliche Abkühlung der Lust sesiznstellen. Das Thermometer zeigte bereits heule früh »m 8 Uhr in der Sonne wieder 3» Grad Wärme. Die schwüle Luft dürste demnach bald weitere Gewitter- bilbnnge» zur Folge habe». - « Die Feuerwehr wurde gestern abend während des Gewitters nach Am See 54, Nürnberger Straße stk r. 1k, S e d » n st r a ß c 12, L e n b n i tz e r t r a ß c 2, Bainbergcr Strasse 8». W c i n t r a u b e n st r a ß e stk r. 21, L ii t! i ch a u st r a ß c 8, S e m p e r st r a ß e 8 und N e i ch s st r a ß e 14 gerufen. In allen Fällen war durch den stiegen Wasser in den Keller eingedrungen. — Um » Uhr 15 Min. abends war U l> l a n i> st ra ß c 1 8 in einer Maler- ivcrlstatt durch cingedrungcnes Wasser ungelöschter Kalk i» Brand geraten. — Ein weiterer Nns erfolgte nach IN Uhr abends nach Wettiner-Straße 84. Dort mar in einem Kino während der Vorführung aus unbekannter Ursache ein Film in Brand geraten. Der Apparat und die Lichtleitung wurden beschädigt. - * Ehemnist. Ein schweres Unwetter brach in den Nachmittagsstunden des Montags über Chemnitz herein. Ein wvlkcnbruchartiger Regen, der von starkem Sturm gepeitscht wurde, verwandelte die Straßen alsbald in Bäche, mehrfach vermochten die Schleusen die Wasser massen kaum aufzunchmcii. und an der Zmictaucr Straße, in die das Wasser von mehreren bergabstthrciiden Straßen sich ergoß, hatte -er Wasserstnnd minutenlang eine Höhe von fast einem halben Meter. üi^as gleichzeitige Gewitter war von solcher Wirkung, daß an mehreren Stellen die Starlstromsichelling'.'n der Straßenbahn durchbrannten und Verkehrsstörungen entstanden. An der Bornaer Strafte brannte infolge Blitzschlages die Scheune des Guts. Pächters Hvsmnnii »nt Getrcidcvorrütcn ab. — Landgericht. Der 24 Jahre alte Fleischer Hugo Friedrich S ch e n d c r l c i ii hatte sich einem Mädchen unter 14 Jahren gegenüber unzüchtig:: Handlungen zuschulden kommen lassen und ist geständig, indessen wegen ähnlicher Vorgänge schon vorbestraft. Ucberdies wurde er am 4. Juni vom Schöffengericht zu 4 Wochen Gefängnis ver urteilt. Damit wird eine Gesamtstrafe von 1 Jahr 8 Wochen Gefängnis gebildet. — Tic 88 jährige GärtncrS- witwe Auguste Minna N e u g c b a u e r geb. Zschockelt treibt einen Hausierhandel, ans dem sic am 2. März in Pvlschappel zwei Frauen erzählte, daß sie in der Lage sei. ihnen ans eine Vierpfundbrvtkartc ein Scchspsundbrot zu vcrschasfc». Die beiden Frauen schenkten der N. Glauben »nd übergaben ihr je eine derartige Brotkarte: von einer F-ran erhielt die stk. ferner 1 Mk. zum Kauf des ver sprochenen Brotes. Der N. war cs icdoch nur um die Er langung von Brotmarken zu tun. Ihre Tochter hat zehn Kinder und ein Ziehkind, für die sic gern Brotmarken be sorgte. Die in Pvtschappcl erlangten MarlB, fanden denn auch für ihre Enkelkinder Verwendung. Die erlangte Mark hat sic noch nicht wieder zurückaegeben. „weil sic ja doch bestraft würde". Die Angeklagte ist vorbestraft, so daß stiückfgllbetrug in zwei Fällen vorliegt, den sic mit 8 Mo linien Gefängnis zu sühnen hat. — Amtsgericht. Das Hausmädchen Anna Frieda Wchncrt hatte ihren Dicnsthcrrn, einen Gastwirt, nach und nach um 70» Mk. bestohlen. Das Geld bewahrte es in seiner Schlaskammcr auf, die cs mit dem in gleichen Diensten stehenden Hausmädchen Martha Ida Vükkel teilte. Als letzteres das viele Geld bei der Stubcn- gcnossin bemerkte, entwendete cs der Wchncrt wiederum Betrage, und zwar insgesamt 20» Mk. Die Wchncrt hat von dem gestohlenen Geldc selbst 4tt» Mk. in ihrem Nutzen verausgabt, so daß der Gastwirt nur 1»» Mk. zurückerlangte. Beide Diebinnen sitzen jetzt gemeinsam ans der Anklage bank. Die Wchncrt erhält 1 Monat, die Bölkel 2 Wochen Gefängnis. — Darauf wird, ebenfalls wegen Diebstahls, gegen drei Z i g c u n c r m ä d ch e n verhandelt, und zwar gegen Ioscsinc und Johanne Kling und Christine Winterstctn. Die Angeklagten sind Schwestern, in der Schweiz bzw. im Elsast geboren, jedoch bäuerische Staats angehörige, 2» bis 27 Jahre alt. Schon seit einiger Zeit halten sie sich hier ans. Die letztere ist unehelich geboren. Ihren Stand bezeichnen sic als Mnsikcrinncii. Vor einiger Zeit besuchten Johanne Kling und die Winterstcin ein Schnittwarcngcschäst und ließen sich Seidenstoffe zum Käme vorlegcn. Als die Gcschästsinyaberin ans kurze Zeit den Laden verlassen hatte, ließen beide ein tt Meter lang.es Stnck blauer Seide im Werte von »2 Mk. verschwinden. Der zurückgckehrten Geschäftsfrau erklärten sic dann, von einem Kauf abschen zu wollen. Nach ihrem Weggange be merkte die Frau das Fehlen des Stoffes, der ans «nein Karton genommen worden war, und erstattete Anzeige. Johanne und Ioscsine Kling verfuhren ähnlich in einem Iuwclicrgcschäft, wo sie sich wiederum Sache» zum Kaufe vorlcgeu ließen, von denen dann ein Armband verschwand. Ucbcr den Verbleib der gestohlenen Seide geben sie an. gebvauchen zu können glaubt, wobei freilich der Kasten nur in -er Einbildung, nicht in -er Wirklichkeit vorhanden zu sein -raucht. Der Ha niste rich rank dagegen, den die ältere Sprache kannte, mar ein wirklicher hölzerner Schrank mit pier Fächern, nach dem Verbilde des echten Hamstevbaucs. Das Zeitwort „Hamstern" ist eins der Musterbeispiele jsser deutlichen Sprache für eine ganze Reihe von Bildungen, in denen aus einem Dingwort«, das «in Tier bedeutet, ein Zeitwort abgeleitet ist. Bei „Schlägeln" I-st eine ganze Tierqruppc zum Vorbilde genommen, und die Fort- bewcgungsart ist der Vergleichsgegcnstand. In zahlreichen anderen Fällen hat eine ganz bestimmte Eigenheit, die ein bestimmtes Tier hat oder die ihm zugeschricben wird, «ine solche sprachliche Bildung hcrvorgcruscn. Uraltes Sprach- «ut ist „kukuke u": schon im Mittelhochdeutschen, in Trim- bergs „Renner", findet es sich, und unverändert hat cs sich bis i« unsere Zeit gehalten: „Neulich hat mir der Kukuk / Vom Goldbcrge gckuiluket" liest man bei Rttckert. Es liegt nahe, in dem Zeitworte „drosseln" eine entsprechende Ableitung zu vermuten: das zugrunde liegende Wort Drossel ist jedoch nicht der Vvgclname, sonder» bedeutet Schlund, Kehle: besonders bange hat es sich in der Wäid- manusprache behauptet. In anderen Fällen sind Tiere wegen ihrer Stimme wirklich ebense wie der Kukuk zur Bildung von Zeitwörtern vorbildlich gewesen. „Unken" i-st zunächst auf die dumpfe Stimme auch beim Menschen an gewandt worden, und später ist das Wort anf die Aeuße- rungen der Schwarzseher übertragen worden: genau gleich zeitig hat dann das Dingmort „Unkenruf" eine neue, über tragen« Bedeutung erhalten. Auch bei „Schwanen" ist die Ableitung vom Tieruamcn sicher, -obwohl der Schwanen- gcsang bei der Bildung des Zeitwortes noch viel umstritten war. Aber man schrieb dein Schwan die Fähigkeit zu, seinen Tod «vorauszuwissen, und bildete so die Rede wendung: „Mir schwant -ctwgS", im Sinuc von: Ich habe eine dunkle Ahnung von etwas. Uebrig-cns hat sich der Sprachgebrauch gewandelt; noch Lcibniz schrieb: „Mich schwant": Schlegel dagegen wendet den dritten Fall au. in dem er beispielsweise in seiner Shakespeare-Ucbersetzung schreibt: „Schwant Dir nicht. Jupiter, wie nichtnuhig Tu warst?" (.Lustige Weiber") Ein In sprachlicher Hinsicht merkwürdiges Kleeblatt bilden Ochs, Büffel und Krebs. Die von ihnen abgeleitete!! Zeitwörter haben nämlich den gleichen Sin» und bedeuten 'chwec arbeiten, sich plagen. „Krebsen" in dieser Be deutung gehört freilich ausschließlich dem Schweizerdeutsch a», besonders in der Redewendung „krebsen und raxcn" wird cs gebraucht. Im Gemeindcuischcn heißt krebsen — von der Bedeutung des Krcbssnngcns abgesehen — sich lang- iam oder mühselig bewegen, besonders in der Zusammen setzung „hcrumkrebscn". „Ochsen" »nd „Büffeln" ge hören beide ursprünglich der burschikosen Sprache an: beide sind in nngcwandcltcr Bedeutung in die Schülcrsprnchc cin- gewandcrt. „Büffeln" wendet Auerbach gern an, ebenso das zugehörige Dingwort „Büffelei". Recht alte Bildungen sind „flöhen" und „lausen", die das Jagen nach Flöhen und Läusen bedeuten, wie fischen, krebsen, fuchsen, mansen und andere Wörter das Jagen nach dem genannten Tier. Während aber flöhen bei seiner Grundbedeutung stchengeblicben ist, hat lausen seinen Gel tungsbereich etwas erweitern können. Wenn man beim Lausen zu derb vorgcht, wird daraus prügeln, und diesen Sinn Hot das Zeitwort auch manchmal, znm Beispiel in den Versen: „Hab' ln Jtalia die Pfaffen gelaust / Und manche Republik gezaust". „Mnnsen", das bereits erwähnt wurde, hat ein etwas größeres Sprachgebiet erobert: mehrere Eigenschaften der Ma»S sind cs, die zum Vergleichen hcransforbern. In der Bedeutung des stille», heimlichen Schlcichcns wendet Hans Sachs es an. ebenso Luther, wenn er schreibt: „Im Finstern mausen". In der Jägersprache wird es zuweilen noch in diesem Sinne gebraucht und heißt dann: ein Wild be schleichen. Den Ginn des Sichtens hat dem Worte vermut lich eine Standcssprachc zuerst bcigelcgt, die LandSkncchtS- sprachc; wo man bei Gütz von Bcrlichingen „mausen" liest, ist gewöhnlich „stehlen" gemeint. Heute ist dieser Sinn etwas abgeschwächt, und „mausen" ist einer der vielen scherz haften Ausdrücke für Stehlen. Eine ganz andere Be deutung kommt dem zugehörigen Mittclworte zuweilen zu: bei „gemaust" ist die Flinkheit der Mau« der Berglcichs- gegenstand: „Wo ... ihr das Heu so slog als wie gcmanst" schreibt zum Beispiel Kleist im „Zerbrochenen Krug". Ein Seitcnstück zu mause» gleich stehlen ist „mopsen", ein junges Wort, da der Mops kaum vor 17»» bekannt war. UcbrigcnS hat „mopsen" je nach der Landschaft noch andere Bedeutungen: in Berlin, in Leipzig und auch wohl ander wärts bedeutet „sich mopsen": sich langweilen: an manchen Orten versteht man unter „mopsen" auch: jemanden ärgern. Zn mausen »nd mopsen tvmint als dritter harmloser Aus druck für stehlen „l u ch s e n" und „abluchsen", wobei mehrere Eigenschaften dcS Luchses zugleich die Anregung der Wort- bildnng gegeben haben mögen: wie ein Luchs spähen, auf listige Weise einen Vorteil erlangen, kan» gemeint sein. Beliebt ist bei Schriftstellern besonders gbluchscn, das bei spielsweise bei Ehamlssv vvrkvmmt: „Dem der Teufel sein Spiegelbild abgcluchst". Eine gewisse Wescnsvcrwnndtschgst sieht die Volks- niciniing zwischen Luchs und Fuchs: auch durch „fuchicn" kann aiif listige Weise ein Vorteil crlaugt werden. Weiter heißt „fuchsen" jemanden prellen, besonders beim Spiel, »nd sonst bedeutet snchscn neben „sich fuchsen" gleich „sich ärgern" das Hetzen im übertragenen Sinne, von der Fuchshetzc her, auch: jemanden plagen, und besonders i» der burschikosen Sprache kommt ihm diese Bedeutung zu, freilich eingeengt, denn cs wird dabei ausschließlich an den Schulmeister, den Schnlfuchs, gedacht. Ein Beispiel dafür findet sich bei Gutz kow: „Nach Schulthcvricn gefuchst". Einige seltener gebrauchte, hierher gehörige Zeitwörter seien schließlich »och erwähnt: „aalen" ist ein alter Kunst- nusdrnck der Röhrcnmelster, die mit Hilfe eines Aales oder eines NcnnaugcS eine verschlammte Röhre zu reinigen ver standen: das „sich aalen" ln der Bedeutung „sich räkeln" hängt mit dem Ticrnnincn möglicherweise ebenfalls zu- snmmen. „Assen" im Sinne sich „zum Affen machen" wendet Uhland an: „Sei weis', laß Dich nicht affen". „Tigern" bedeutet in der älteren Sprache bunt machen: so war es all gemein verständlich, wenn es hieß, „eine Wolke tigert den Himmel", solange der Bestandteil „Tiger" sich noch nicht alS selbständiges Wort von dem ursprünglichen „Tigerticr" los gelöst und dessen Stelle übernommen hatte. Erst als dies geschehen war, konnte das gute Bild „tigern" in der Be deutung des Hinundhcrgchcns wie das Raubtier im Käfig gebildet werden. . HanöPander. R«li«er RiÄüchtea.ALN, Kr. M
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)