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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260615019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926061501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926061501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-15
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.06.1926
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Dl-n-lag. IS. 3unl 1S26 — »Dresdner Nachrichten* — Nr. 275 Sette Z Die Marokkokonferenz eröffnet. Das Derhandlunasprogramm des ersten Tages. Paris, 1s. Juni. Heute nachmittag haben «nter dem Sursttz deS Ministerpräsidenten Briand die Verhandlungen der französischen und der spanischen Delegation über die Siegelung der Marokkosraaen beaonnen. Marschall Petaiu nahm an der Erüssnungssissung teil. Auf dem B e r h a n d l u n g S p r v g r a m m bcS heutigen Tage» standen folgende Fragen: 1. Schicksal Abd el lirims, S. Bermaltungvrcgime der (Grenzgebiete, 8. Allgemeine Regelung der Grenzfragen. Entgegen den bisher in Ser Presse verbreiteten Meldungen wird festgestellt, dost ein bestimmter Wohnsitz für Abd el Krim noch nicht in Aussicht genommen ist. Auster Madagaskar und Korsika ist auch von der Insel Djerba, die sich nicht weit von Tripolis befindet, die Rede. Was die Rtfgrenzcn anbelangt, haben die Unterhändler erneute Anweisung erhalten, daraus »u achten, dast die Verhandlungen nicht zur Anfrvllnng inter nationaler Fragen führen. Wie Havas mitteilt, ist mit einer 10- bis 14täaigcn Dauer der Marokkokonscrcnz zu rechnen, da vor einer Entscheidung über da» Schicksal Abd el Krüns oder über die Grenzen in Marokko die spanische Negierung und der Generalrcsidcnt in Rabat befragt werden müssten. ES wurde beschlossen, täg lich Sitzungen abzuhaltcn. Die SrhaNung des Mannesmann-Besitzes in Marokko. Berlin, 14. Juni. Der H a n S h a l t v a u s s ch u ss deS Reichstages stimmte mit der Mehrheit der bürgerlichen Stimmen der Uebcrnahme einer K r e d i t - G a r a n t ie zn, um die Erhaltung deS Marokko-BesisscS der Gebrüder Mannes man« in deutschem Besitz sichcrznstellen gvuvenel kehr« nick» nach Syrien zurück. Paris, 18. Juni. Born Quai d'Orka» wird bestätigt, dast de Iouvenel nicht mehr nach Snrien zurückkehre» wird. Man spricht von Albert S a r r a n t, glaubt jedoch, dast dieser lieber aus dem Votschafterpostcn in Konstantinopek bleiben würde. iT.-U.) » London, 14. Juni. DaS Irak-Parlament in Bagdad hat den englisch-türkischen Mossul-Vertrag ratifiziert. Spaniens Kallung in -er Rakssrage. Madrid. 11 Juni. Nach einer Meldung deS ^ UO hat ei« gestern abgehaltcner Minisicrrat beschlossen, ans der Septcmberfltznng in Gens keinen Kandidaten Spaniens für einen nichtständigen RatSsstz zu stellen nnd einen Beschluss über die künftige Haltung Spaniens auSzn - setze«, bis der Völkerbund über de« spanischen Anspruch auf «tue» ständigen Sitz eine Entscheidung gefällt babe. Die Frankenpanik in Paris. Paris, 14. Juni. Die Frankcnvanik in Paris wird immer gefährlicher. Die Devisenknrle steigen unentwegt. Das Psund erreichte heute bereits wieder einen Stand von 174. Auch die Preise steigen rapid. Der Stadtrat von Paris trat heute nachmittag zusammen, »m Deckung für das Defizit von 200 Millionen zn suchen, und zwar durch Er höhung der Preis« für Wasser. GaS. Elektrizität und Transportmittel. Brtand und Psret hatten heute nachmittag eine lange Aussprache über die Finanzlage. Dollar und Psund schlossen mit 178,8 bzw. 8b,4». Der kommunistische Abgeord nete Cach in hat eine Interpellation über die Frankcnbatssc angenieldet. Finanzmintster Püret empfing heute abend die Mit glieder deS Sachverständtgen-AnsschusseS, die ihm Uber den Stand der Arbeiten Bericht erstatteten und ihm mittctltcn, dast sie erst Anfang Juli in der Vage sein würden, der Negie rung ihre Arbeiten vorznlegc». Die heute nachmittag von der Bcamtengewerkschaft Mos kauer Richtung trotz polizeilichen Verbotes vor der Depu tier t c » k a m in c r veranstgltetc Kundgebung hat zn keinen ernsten Ziisammenslösscn geführt. Eine Reihe von Per sonen wurde wegen Uebcrtretnng der verkehrSpolizetlichen Vorschriften vcrhastet, aber wieder frclgelasscn. Ausserdem kam es z» einer Kundgebung vor dem Finanzministe rium. als bekannt wurde, dast der Generalsekretär des SteucrbcamienverbaiideS, Pianemal, wegen seines Ausrufes zum Generalstreik seines Amtes enthoben morden sei. ES ent stand ein Handgemenge, bei dem die Polizei cingrifs und etwa 20 Personen, darunter Pigueinal, verhaftete. (W. T. B.j Belgische Sparmahnahmen. Keine deutschen Reparationskohlcnlicserungen mehr. Brüssel, 14. Juni. Der Mi niste rrat prüfte die Lage der Finanzen und setzte dann die planmästige Debatte über die Herabsetzung der vsscnllichen Ausgaben fort. Es wurde beschlossen, keine neuen Beamten oder Angestellten bei der Zentralvermaltung oder den lokalen Behörden zu er nennen, abgesehen von Ausnahmcsälien, Uber die der Ministerrat nach eingeholtem Gutachten des Finanz ausschusses zu entscheiden hätte. DaS KorpS der Torpcdo- booiSmatrosen soll ansgehoben und die Ausgaben für die Nationalverteidigung herabgesetzt werden, so dast sieben Mil lionen erspart werden können. DaS belgische Amt zur Verteilung der deutschen Rcpara- tivnskohle wird lianidiert. Der Ministerrat beschloss, vom 1. September an ans die Lieferung der deutschen Neparations- kohlc zn verzichten. lW. T. B.j Ein englischer Kreöit für Belgien. Brüssel, 18. Juni. Der Vertreter der Telegraphen»«!»« b "<- eine Unterredung mit T h e n n t s. der ibm erklärte, dast die Pariser Besprechungen über Bildung einer Einheits front zwischen Frankreich. Italien »nd Belgien durchaus unverbindlich waren. Auch eine wesentliche Uebercinstimmung wurde nicht erzielt. Er betonte ferner, dast schon ein Zu sammengehen mit dem währiingsverwandten Frankreich eine grundlegende Acndcrnng der Gestalt» ig der inneren Wtrt- schasts- und Finanzpolitik zur BoranSi'eünng haben müsste. Die Folgen einer so umwälzenden Umstellung könnten heute noch nicht übersehen werden, und Belgien könne daher nicht ohne weiteres zustimmcn. — Die Verhandlungen mit dem Vertreter der englischen Finanzgruppe über die Gewährung eines 48 - Millionen- WechselkrcüitS für Belgien seien zn einem erfolgreichen Ab schluss gelangt. Franca»! werde am Dienstag nach London reisen, um Uber die Gewährung weiterer langfristiger Kredite zu verhandeln. lT-U.j Die russische SkelkunkerstiilMg im Anler- hause. iD u r ch F,i n k s p r u ch.j London, 14. Juni. Ansteiiministcr Ehamberlain be antwortete im Unterhaus«: verschiedene Anfragen über die russischen HilfSgclöcr und erklärte, das, er dem russischen Bot schafter in London, Rakomski, mitgeteilt habe, dass die anti englische Propaganda Russlands in England eine der Haupt hindernisse für eine Verbesserung der englisch-russischen Be ziehungen sei nnd dass die Regierung so lange zu keinen neuen Verhandlungen mit Russland schreiten könne, solange diese Propaganda andauere. Er habe den britischen Geschäftsträger in MoSkan vor einigen Tagen angewiesen, der Sowjet- rcgierung mitzutcilen, dast die englische Negierung nicht still schweigend über die Finanzaktion deS russischen Flnanz- kommissariatS, welches eine besondere Genehmigung zur Geld überweisung als Unterstützung deS ungesetzlichen General streiks erteilt habe, hinwcggchen könne. Weiter richtete der Abg. Bise an den Schatzkanzlcr die Anfrage, ob die deutsche Regierung oder der Rcichsbank- präsident mit ihm oder mit Revarationsantvritäten in Ver bindung stände, »m die Möglichkeit einer Abänderung des Darves-PIanes zu studieren. Der Schaükanzlcr gab eine verneinende Antwort. Der Abg. Bise fragte ferner, ob das HauS davon verständigt werden würde, bevor eine derartige Verhandlung eingelciiet würde. Mac Neill antwortete, dass er diese Frage Ehurchill unterbreiten werde, da er selbst kein festes Versprechen dafür geben könne, lvtd.j London, 14. Inni. In Newcastle hat heute der Prozctz gegen neun Bergarbeiter, die während deS Generalstreikes durch Weichcnverstcllung einen Schnellzug zur Entgleisung gebracht hatten, begonnen. (T.-U.j fforttetzung der russischen Geldsammlungen. Moskau, 13. Juni. Die Note der englischen Regierung wegen der russischen Geldüberweisungen hat in Moskauer Gewcrkschaftskrciscn keinen grossen Eindruck ge macht. Der Zciitralverband russischer Gewerkschaften will trotz des Schrittes der englischen Negierung weiterhin Geld überweisungen nach England richten. Um die Möglichkeit einer Beschlagnahme zu beseitigen, sollen die Sendungen wie bisher über französische oder italienische Banken geleitet werden. Bisher sind weitere 400000 Rubel von den Arbeitern im fernen Osten und in Transkaukassen gesammelt worden: insgesamt belauft sich der Betrag der bisher ge sammelten Gelder ans vier Millionen Rubel. lT.-11-> Die deutsche Burschenschaft zum Falt Lessing. Berlin. 14. Juni. Der Hochschnlpolitischc Ausschuss der deutschen Burschenschasi veröffentlicht zum Fall Lessing die sol- gende Erklärung: «Die deutsche Burschenschasi übermittelt der Ltiidentenschast der Tcchniichcn Hochschule Hannover ihre Herz, lichste und stärkste Anteilnahme an dem Kampfe gegen den der zeitigen Privatdozenien Lessing. Dem prcussischen Unterrichts, Ministerium bringt die dentiche Burschenschaft ihre stärkste Ent, rüstnng zum Ausdruck. Das preustische Uiiterrichtsministe- rium hält eine Person, die unwert ist. deutscher Dozent zu sein, und verletzt zum Schutze dieser Person die akademische Freiheit auss gröbste. Die deutsche Burschenschasi war allzeit Wahrerin deutscher Sitte und Zucht und Hüterin der akademischen Frei heit und fordert vom prcnstischcn Unterrichtsministerium im Interesse des Ansehens der deutschen Hochschulen Aushebung der Mastnahmeu gegen dir Hannoverichen Studenten «nd Lö» sung des Dienstverhältnisses LessingS." Heidelberg leknIdenallqemeinenSludenlenfireik ab Mannheim, 14. Juni. Zu dem für morgen proklamierten Sympathiestreik aller deutschen Hochschulen für die hannover schen Studenten übermittelt der Vorstand der Heidel berger Studentenschaft folgende Stellungnahme: „Der Vorstand der Heidelberger Stndentenschast verweist aus die Resolution zum Fall Lessing vom ». Juni nnd sicht keine Möglichkeit, weitere Massnahmen in diesem Falle durch« znsühren." Diese Entschliestung bedeutet die Ablehnung des Streikes für Heidelberg. (T.-U.j Kirche und Schule. Berlin, 14. Juni. Der preustische Kultusminister hat auf eine sozialdemokratische Anfrage über die Untrennbarkcit der Kirchenaussicht vom Religionsunterricht folgende Antwort er- teilt: Tie Teilnahme von Lehrern an kirchlichen Veranstal tungen ausserhalb der Schule ist stets freiwillig. Zur Teilnahme an den Schulfeiern mit religiösem Charakter, gleichviel ob sie in der Schule selbst oder in einer benachbarten Kirche, ob sie an Werk- oder Sonntagen stattsinden. können Lehrer, soweit sie nicht von der Erteilung des Religions unterrichtes befreit sind, verpflichtet werden. Amerikanische Amte besuchen Berlin. Berlin, 14. Juni. Am Dienstag trifft in Berlin ein« Gruppe von hundert amerikanischen Aerzten zu Studien- zwccken ein. Dieser Besuch amerikanischer Mediziner ist des halb bedeutungsvoll, weil an einen Besuch in Deutschland seitens der medizinischen Fakultäten von Berlin und München die Norbedingnng geknüpft worden war, dast die amerikanischen Aerzte den über die deutsche Wissenschaft in den früheren Ferndstaate» ausgesprochene« Boykott mist- billigen. Nachdem im Februar ös. Js. seitens des Prä sidenten der Interstate medical Association os America, welche Aerzte aller nordamerikansschen Staaten nebst Kanada umfasst, eine entsprechende Erklärung abgegeben war, hat die Berliner Fakultät erklärt, Satz sic dem Besuch der amerikanischen Acrztcvcrcinigung gern cntgcgensehe. Ein Schuikonftikt in Wien. Wien, 14. Juni. Tie gesamte Presse befasst sich ausführlich mit der von dem Untcrrichtsminister Schneider und dem sozialistischen Stadtschulrat getroffenen Regelung der Schul» frage, die in einem grossen Teile der Ocffentlichkeit Er regung hcrvorgeruscii hat. Besonders von christlich-nationaler Seite unter Führung der „Rcichspost" wird diese Neuregelung heftig bekämpft. Auch auf grjchdeutscher Seite besteht eine Verstimmung darüber, das; die Grostdcutschen zn den Vor bereitungen nicht hinzugezogen wurden. Wie die Blätter melden, hat Bundeskanzler Dr. Ramek unter dem Eindruck deS Konfliktes eine Bcsichtignngssahrt nach Steiermark ab gesagt. Er ist von Salzburg direkt nach Wien zurückgekehrt. UnterrichtSministcx Schneider wird zu einer Beratung der christlich-sozialen Parteileitung am Mittwoch znrückcrwartet. Am Donnerstag dürfte sich der Min ist er rat mit der An gelegenheit befassen. <W. T. B.j Kardirralprozession in Neuyork. Neuyork, 14. Juni. In der 6. Avenue in Neuyork waren ^ Million Menschen gestern nachmittag Zeuge einer Kar» dinalprozession. Die zum Eucharistcn-Kongrest ein- gctrofsencn neuen europäischen Kardinale, darunter Faulhaber, München, und Piffl, Wien, marsichertc» an der Spitze des Zuges, dem die Nationalgardc voranritt. Dem Zuge folgten unter klingendem Spiel ungezählte katholische Organisationen. 0000 Kinder erwarteten den Zug vor der Kathedrale, wo Kardinal Ronzano, der Sondergesandtc des Papstes, den päpstlichen Segen erteilte. Es folgte ein Gottesdienst In der Kathedrale. Am Abend veranstalteten die deutschen Katholiken einen Fest akt. ans dem Bundeskanzler Seipel die Festrede über die Be deutung der österreichischen Kultur für die Welt Hielt. Kar dinal Faulhaber war nicht erschienen. Große AquareU-Ausslellung Dresden 1926. i. Nach langer Zeit wieder einmal eine dem Aguarcll ge widmete Ausstellung in Dresden. ES liegt im Wesen der Aquarelltechnik, dass sie ein wenig das Stiefkind in der Familie der malerischen Techniken ist. Sic wird nicht ganz für voll genommen, seit die Orlmalerct hcrangcwachfcn ist. So ist sie ein zartes, scheues Kind geworden, etwas ver prügelt, mit Neigung zur Schwindsucht. Aber sie ist doch lebensfähig und kann, wie die Proben zeigen, sehr saftig auf- blührn. Allerdings, wie sie daS heute etwa bei Nolde, Fclix- Müller, Böckstiegcl tut, ist sie nicht mehr die feine, Helle, durch sichtige Technik, die zarte Undine des Wassers, wie früher, sondern wetteifert mit der Kraft und Sättigung der Oclfarbe. Aber eS bleibt ihr doch auch dann noch ein Vorzug, eine Be- luicmlichkcit, die sie gm Leben erhält: man kann in ihr nnd mit ihr leicht erperimcniieren, skizzieren, phantasieren und trägt nicht so schwer an der Verantwortung eines grossen Gemäldes. In einem ist sie der Zeichnung verwandt: in der Kunst des Weglasscns, des Andentcns, und so hat cs eine gewisse innere Beziehung, dass man AguarellguSstcllnngcn gewöhnlich auch Zeichnungen bcigcsellt, obwohl die doch eigentlich „Graphik" sind, wozu wieder das Aauarcll als Farbenkunst nicht recht gehört. Aber wie die Zeichnung den grossen Reiz der persönlichen Handschrift hat, ist auch daS Aquarell intimer nnd persönlicher, mindestens im Handwerk lichen, als das Oclbild, und io gewinnt die Nachbarschaft von Wasserfarbe und Zeichnung Berechtigung. Leichtigkeit nnd Schnelligkeit deS Schaffens verführen indessen bei beiden Techniken zur Masscnhasiigkcit, »nd deshalb ist Beschränkung »nd Auölese bei einer AaiiarellauSstellnng doppelt nnd drei fach nötig und wichtig. Fast 1000 Nummern verzeichnet der Katalog, ohne die mehr als Raumschmuck »nd Unterbrechung verwendete Plastik. Und doch fühlten sich Scharen sungcr Künstler zu rückgesetzt und anSgeschaltct. Oberstes Gesetz für eine Ge- samtauSstellnng darf nur die Rücksicht aus die Güte der Werke sein. Aber gerade der Sinn für Qualität ist eine Gabe und nicht erlernbar iböchstens durch Ucbnna zu festigen). ES must angenommen werden, dast die für die Auslese ver antwortlichen Personen diesen Sinn besessen »nd betätigt babin, so dass die Mehrzahl der abaelehnten Bilder als unter der erforderlichen Höhe stehend zn betrachten sind. Käme die geplante Ausstellung der Abgcwlcscncn zustande, so müsste sie eine Rechtfertigung der Iurn sein. Wenn sich aber unter ' den Abgclehntcn starke Persönlichkeiten fänden, so hätte die Jury versagt. Sehr wahrscheinlich ist das nicht. Die Jün geren, die jetzt in die Ausstellung ausgenommen sind — etwa Gotsch, Cassel. Lachnit — haben sich langsam und mühsam durchgcsctzt, und so wird eben der Weg zur Höhe immer steil bleiben. Es ist hart, zn sagen, aber unvermeidlich, dast die wirtschaftliche Notlage an sich kein Nccht auf besondere Be achtung gibt, weil in der Kunst nur die bedeutende und eigen artige Leistung entscheidet und eine Ausstellung wie diese nicht in erster Linie den Bcrkanf der Werke, sondern ein Bild des Kunstschaffens bezweckt. Man könnte der Ausstellung den Borwurf machen, dass sie zuviel Werke toter Künstler enthält. Nnivillkürlich er wartet man nämlich keinen Rückblick, sondern einen Quer- schniit nnd Ausblick. Werke der Aauarellkunst sind selten so gewichtig, dast auch von grossen Meistern viel Bedeutsames zu zeigen wäre. Hier ist eS eben jener persönliche Reiz der Handschrift, Skizze, Studie, der den Wert ansmacht. Eine Handzcichnnng von Thoma, Zeichnungen und Aquarelle des Hingst verstorbenen Eorinth betrachtet man natürlich mit Ehrfurcht, aber sic gcnicsscn doch schon eine leis historische Bevorzugung, und es ist uns da auch das Unfertige wichtig. Das gilt sogar von dem doch noch lebenden Liebermann, von dem schon jedes Blättchen MuseumSwcrt gewinnt. In der dritten Koje des HanptsaaleS sind Arbeiten von Rösler. WcISgcrber, Nrockhnsen, Smcinuel Hegenbarth, Zwintschcr vereinigt. Merke verstorbener Künstler, die gewiss nicht ver gessen. aber doch nicht so „lebendig" sind, dass nicht Pietät mehr als Sie lebendige Wirkung der Werke dt« Aufnahme mttbcstlmmt hätte. Vielleicht wäre hier Platz für die Gegen- wart zu sparen gewesen. Aber da man von vornherein die ältere Generation der toten und lebenden Künstler in die Ausstellung cinbezogcn hat, so ist sic eben nicht alS moderne Ucbcrschan, sondern als Gesamtbild der letzten Jahrzehnte zu werten. Die Grosse AanarellanSstellung auf der Brühlschcn Terrasse will ein deutsches Gegenstück zu der Internationalen KnnstauSstcllung an der Lcnnöstrahe sein. Beide werden den Sommer über die Besucher locken und fesseln nnd gemeinsam von ncnerwachtem NiiternchmilngSgeist Dresdens zeugen. Um der Besonderheit ihrer Technik willen wird die Aqnarell- auSstcllung keinen leichten Stand haben. AVer sie darf trotz dem als bedeutsame Veranstaltung gelten, die ernst und mühe- voll vorbereitet worden ist, sorgsam gehängt nnd gegliedert wurde nnd trotz ihrem Umfang leicht zu besichtigen und an genehm aufznnchmen ist. Es wird gut sein. Saal für Saal zu mustern und am Schluss daS Gesamtergebnis zu formulieren. Die Eingangshalle vereinigt die modernste« Maler und ist mit vielen Plastiken geschmückt. Otto Mueller beginnt mit seinen idealen Kompositionen nackter Frauen in freier Landschaft, eine paradiesische Welt der Pflanzlichkclt, in Ocker- und Grüntönen hier genau so klingend wie In seinen Oelgcmälden. Der alte NoblfS ist auch als Aauarcllist einer der Jüngsten: seine grossen, sinn lich erlebten Blumen, die liegende Knh atmen Freude an der farbigen Substanz der Welt. Kirchner, der noch immer in DavoS malt. — Neuschnee aus der Alp, Zügcnstrahe. Nlpenwicsen, — erscheint im Aguarcll unruhiger und experimentierender als sonst. Hecke! verarbeitet jetzt Ein drücke vom Meer, hell und freudig im Ton, voll Schwung und Leichtigkeit. Pech st ein zeigt sich als StimmungSmalcr und Farbscucrwerker, lockert vielleicht gerade im Nauarell seinen breitslächigen Stil und seine Palette. Böckstirgel vereinigt genial sicheren Strich der Zeichnung mit der Farben- glut seiner Ekmälde, die sich von diesen grossen Figuren eigentlich nur durch die Saftigkeit der Oclfarbe unterscheiden. Schmttt-Nottlnsf ist im Aquarell sanfter, idyllischer, hat aber die gleiche Kühnheit der Auffassung und Blickstcllung wie im Oclbild. s„Herbst am Meer") Kerschbaumer umrelstt in grossem Schmiss das Gegenständliche mit schwarzen Linien, Kanal, Hochbahn, Telrgraphcnleiiirng, »nd stimmt mit der Farbe das Bild ab: das gibt grosse, starke Eindrücke. Drexel, neben ihm, ist Gegenstück, Maler fliehender Flächen, breiter Formen, aanarellsstilch. empsnn-en. In der Trcppenkoje geht es sehr neuzeitlich zu. Schlemmer. SchwtttcrS, Moholy-Nagn geben sich hier ein Stell dichein mit konstruktiven Zeichnungen nnd abstrakten Malereien, die mit Nauarcllmalerci eigentlich nichts zu tun haben. Da sind HülzclS farbige Entwürfe, rein schmnck- hafte Flächenspicle, eher am Platze, doch im Grunde auch nicht Malkunst. Scewald. Waske. Röhricht, Mense sind nicht ganz zu übersehen, weil sie Eigenart, mehr zeichnerisch als malerisch, bekunden, während Iacckcl überhaupt nur mit Kohlezeichnungen, freilich voll Kraft und Zug, ver treten ist. Im grossen Hauptsaal gelangt man rechts zuerst zu Bildern von Heckrott. Ttcre und Dvrslandschaften voll animalischer Wärme, bäurisch gesund empfunden, vollfarbig egcben, mit reiner Rildwtrkung. Zeichnungen von »decke leiten zu Aauarellen von Otto Schubert über, die hell nnd frisch, mit vorherrschendem Blau und Grün, die frühlingshaste Durchsichtigkeit gerade and der Masscr- sarbentechnik gewinnen. Blühende Bäume, Gärtnereien, Frau und Kind im Grünen sind mit einer erfreulichen Frische gegeben, durch die Schubert eine gewisse Weichlichkeit
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