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Dresdner Nachrichten : 22.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188711229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18871122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18871122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-22
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.11.1887
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4* I» *i> L o ^ < 4 ^ r ^ r kt>! s» 8) mit der Ablösung bereits fertig seien. Staat-minister v. Nostih- Wallwitz ko»slatirt, die AblösungSgeketzgebuiig gebe davon au», daß die Ablösung den Pstichtiacn io billig wie möglich gemacht werde. Nie bade man daran gedacht, das, dem Staate hieraus Em- iiabinen erwachse» könnten. Kerner lege er Werth darauf, daß da» Vertrauen auf die Loyalität und Ebrlichkcit der LtaatSverivaltuiig anirechl erhalten bleibe. Tie Pflichtigen sönnte» sich nicht dinsetzrn und dem Staate »achrcchnen. Wenn sich die Negierung also zu Unaunslen Dieser brrrcchuet habe, so solle ihnen daran- kein Nach- tbeii erwachse». Dies seien sür ihn die maßarbenden Gesichtspunkte sür den Erlaß. Einem Äntrag beS Abg. Ackermann entsprechend wird der Gesetzentwurf hieraus der GesetzgedunaSdeputatio» über wiesen mit dem Anheimgebc», sich betreff- desselben mit der Finanzdep. ^ in'S Einvernehmen zu setzen. Die zweite Vorlage be traf die Herabsetzung des Zinsfußes bei der Landeskulturrentrnbank. Es wird in derselben bestimmt, daß die Landcskulturrentensrhcine, welche vom Jalne 1889 ab seitens der LandcSkulturrentenbank auS- üefertigt werden, jährlich mit 3'/» vom Hundert zu verzinsen sind. Der »i dein bezüglichen Gesetz vom 26. November 186t aus jäkr- lich 5, Prozent des zu gewährenden Anlagekapitals seslgestellte Be trag der der Landcslullurrcntcnbank zu zahlenden Rente bleibt un- verändcrt. dagegen wird dieAbentrichtungsdaucr der 9ienten, welche vom 2. Januar 1689 ab von der Landcskultnrrenteiibank übernom men werden, aus dcn Zeitraum von 35 volle» Jahren sesigrstellt. Abg. Ackermann: Weit entsernt, einer aus Anregung beider Häm mern hervorgegangenrn Vorlage, die der Landwirthscyaft einen er mäßigten Zinssuß geivähre. Opposition zn machen, müsse er doch bedauern, daß zahlreiche Staaten und Stadtgemeinde» Neigung haben, den Ziiisiuß tür ihre Anleihe» hkrabziisetzc». und dadurch die tleiiren Rerilncr in ihrcin Zinsengenns; zu beschränken Tie Folge davon sei, daß viel Kapital in zweifelhaften We>rben ausländischer Staaten angelegt würde. Wenn hierin einmal Wandel geschaffen werde, Io sei dies von großem volkSwirthschaltlichen Wcrthe. Er beantragt, dcn Entwurf mit demselben Anheimgcben der Gesetz- gebuiigsdepulation zn überweisen. Aba. Mvebins anerkennt, dass sich die Regierung durch die Gesetzgebung ans dem Gebiete der landwirthschanlichen Kreditgewährung große Verdienste erworben. Tie zur Erhöhung der Einnahmen auS Grund nnd Boden getroffe nen Maßregeln seien am Besten zur Hebung der Landwirthschast geeignet. In diesem Sinne habe daS in Frage stehende Gesetz von 1861 segensreich gewirkt. Leider bediene sich die Landwirthschast zu sehr noch der Privalgelder, da »reist mit derBciiutziiirgdcs Staats- Institutes zu viel Uniständlichkeiten verbunden seien. Da der Zins fuß zuriickgegaiigen ici, so sei auch der Wunsch berechtigt, daß auch Gelder zu landwirihükaillichen Zwecken zu einem niedrigeren ZinS- iuß zn haben seien: doch mochte man womöglich auch dararff zu- konimeii, daß die Ermäßigung des ZinsiußeS den Melioriren- den sofort zu Gute komine. Abg. Günther hält cS kür sehr erfreulich, daß die Regierung dcn Wünschen der Grundbesitzer we- nigslcns in einer Richtung cnlgegcngckommcn lei. Sie habe Recht daran gethan, von - irrer Herabietzung des Zinsfußes sür bereits ausgegebene Laiideskiillurrentcnscheine nbznschcir, denn eine solche Herabsetzung wäre inchiS anderes als eine kunslllche Manipulation, welche iurr geeignet st». den ganzcn Kredit der Staatspapiere wesentlich zu schädigen. Bisher Hütten die LairdcSkullur- leiilenicheine nrit Recht als die sichersten Papiere gegolten, nnd es wurde sicher großen Unwillen erregt habe», wenn die Regierung eine Konvertiriiirg derselben enilreten lassen würde. Abg. Stolle (Cozialdem.) theilt nicht die Bedenken deS Abg. Acker mann gegen die Herabsetzung des Zinsfußes. Er sei vollständig damit eiiweistandeii, daß ein Gesetz eingebracht werde, um die Bestrebungen, dcn Bodenertrag zn erhöhen, zu unterstützen. Durch Gründling solcher Institute werde der Landwirthschatt tausendmal mehr geholfen als durch Erhöhung der Gclrcidezöllc. Warum habe man m Sach'en nicht eine Einrichtung wie die Altenburger La»0csba»k? Dort gäbe es. dank derselbe», lange nicht so viele Zwangsberileigermigen als in Sachsen. Tie Landwirkhschafl sei noch lange nicht genug überzeugt von der Verbesserung ihrer Werthe dnrcb Meliorationen. Ans dicieni Gebiete könne noch sehr wcl er reicht werden. Er hone, daß durch dcn Gesetzentwurf das Institut künftig noch mehr in Anspruch genommen werde. Abg. Ackermann betont nochmals, das; er weit entfernt sei, dem Gesetz Opposition zn machen. Es iri aber ein Jrrihum. wen» man glaubt, daß das Geld durch Herabsetzung des Zinsfußes nicht ins Ausland ge tragen werde. Fiiicmznuniner v. Köimeritz stimmt dcn Anssnh- rungen de§ Abg. Güniher bei. Wenn man im Sinne des vom Abg. Moebins ausgesprochenen Wunsches handeln wolle, müsse die Amortisation hinansgeschoben werden, wogegen das Be denken spreche, daß Meliorationen nach Verlaus von 40 Jahren keinen Werlli mehr haben. Wenn Abg. Stolle die Errichtung weiterer Ereditinsiitiiie wimich-, so meine er >dcr Minister), daß in Sachsen den Ercdiibedmsnisien hinreichend Rechnung getragen worden im. Es >e> ittcht die Ausgabe der Regierung, zur Ueber- schiildnng des Grundbesitzes bcizuteagcn. (Beifall.! Die Kammer beschließt hierauf einstimmig im Sinne des Antrags Ackermann. — Immer viclglicdrigcr schließen sich die Eoalitivnen zur Auf stellung gemeinsamer Eandidatenlistcn sür die am nächsten Freilag stallsindeiidc 2 l a d t v e r o r ü n c t c n w ahl. Dem zwischen dem conjervativen Verein »ns den Bezilksperemen rechts der Elbe, der Secvoriiadt, der Altstadt, der Pirnaische» Vorstadt und Johann- voritadt. abgeschlossenen Eomprvniiß sind inzwischen weiter beige- tretcn der Dresdner Handwerkervercin, der Jnuiingsältestenverein, der deutsche Rcichsvercin, der Verein gegen Unwesen im Handel nnd Gewerbe, lvdaß diese 10 Vereine mit einer völlig gleichlauten den Liste vor die Dresdner Bürgerschaft treten werden. Ein eigen- tyümlicher Zufall will es, daß von den I I Mitgliedern des Stadtverord- nelencollcgiunis, wclcheden crwcitcrtcnVorüand bilden,in dicscmJcihr 8 ansznscheidcn haben und zwar die Herien Türtteh. Wchlich, Henkler, Geph. Wcigandl. Tr. Sstciloh, Stöckel und Luit. Letztere Beiden haben eine Wiederwahl definitiv abgelchnt. Diese ans- schcidendcn Mitglieder des Voistandes Kaden sich, wie die gei'ammle Bürgcrichait gern anerkeniit, als bewährte Kracke erwiesen, so daß es im höchsten Grade wünschenswerth erscheinen mutz, sic dem Collegium auch iur die Zukunft zu erhalten. In dieser sehr rich tigen Erkcinckniß haben die genannten gemeinsam opccirciiden Ver eine von vornherein die erstgenannten 6 bisherigen Mitglieder wiederum aus ihre Vorschlagiiste gebracht. Auch von den übrigen ausichcideuden Stadtverordneten sind ans ihre Vorschlagiiste in erster Linie Perwiien wieder gekommen, deren Wirken sich allge meiner Anerkennung in der Bürgerschaft zu erfreuen batte. Be züglich vcnchiedciier neu ausgestellte Egudidate» war die Er wägung maßgebend, daß entweder einzelne Bernsszweige im Stadt- verordnetciicolleginm überhaupt nicht oder in Rücksicht ans die Erledigung der Acbcücn des Evlleginnis in zn geringer Anzahl vertreten waren. Die andere große Bereinigung bildet der Allge meine Hansbesitzerverein. der Hausbesitzerverein der Ovvellvorsladt, der Vürgerverein der Wilsdruffer Vorstadt, der Bürgerveiein der Sppcllvorsladl, der Bürgerverein der Antonvvrstadt; für die von ihnsn gemeinsam ausgestellte Candidntenlisle wird ferner, wie veclaiiici, auch seitens des Miethbcwohncrvereins ein getreten. Auch diese Liste enthält eine ganze Reihe von Männern, die sich in langjähriger Thätigkeit um das öffentliche Wohl große Verdienste erworben haben: mehrere Namen dieser Licke sind mit der der crstcren Eoalitwn gemeinsam. Welche der beiden Vereinigungen die meisten Eandidaten durchbiingk, kann erst die Wahl selbst ent'cheiden, cs scheint aber denn doch die Evalitlon. welcher der conieevcttive Verein, die Bezirks-Vereine, der Handwerker- Verein re. angchörcn, größere Ehance» ckir sich zn haben. — Durch übereinstimmenden Beschluß beider Kammern ist das Amt eines st ändi s ch cn Archivars dem bisherigen Registrator Dietzel übriiagcn worden. Herr Dietzel war bereits seit mehreren LandlaaSikssioncit mit der Führung der Ncgisircckmgeschäste der ersten Kammer betraut und hat seit dem Tode des früheren Archi vars das ständische Archwariat interimistisch verwaltet, wobei ihm die in icincr bisherigen Eigenschack gesnmmelten Eriahrimgen vor trefflich zn statten kamen. — Zur Unterstützung ehemaliger E h a n sie c g e I d e i n- nehmcr ist in den Etat ein Jahresbctrag von 30M) Mk. einge stellt. Tie zu diesem Zwecke in de» Voretat eingestellten 25,OM Mk. haben sich dem Bedürfnisse gegenüber nn;»rc,che„d erwiesen. Ta die Anzahl der Unterstützung Bedüisenden in nächster Zeit voraussichtlich noch nicht wesentlich zurückgehen wird, so ist der Bedarf mir um 2000 Mk. niedriger, als die im Jahre 1886 zn diesem Zwecke nusgewendete Summe von rund 32,000 Mk. einge stellt worden. Hierbei sei erwähnt, daß dem Staate aus de» fiska lischen Banmallecn (Obstpachtgcld und HolzerlöS) eine Einnahme von 113,000 Mk. erwächst. Jnsgcsammt weist daS Kapitel Strnßcn- und Wasscrbnnverwaltang eine Einnahme von 218,920 Mk. ans. Dem stellen allerdings Ausgaben in der Höhe von 4,652M» Mk. gegenüber, sodaß dieses Kapitel einen Zulchuß von 4,433,760 Mk. erfordert. Unter den Ausgaben befinden sich folgende Hanpt- postcn: 2.101,884 Mk. zur Unterhaltung der Straßen und Brücken, 755,000 Mk. sür Korrektionen und Neubauten von Straße» und Brücken idic transitorische Erhöhung dieser Position um 200,000 Mk. ist auch sür die kommen»« ginamperiode belbebalten worven mit Rücksichtaut di« der Erledigung »och darrenden umlamzlichen Straßen« und Bcückrnbanten). Ferner 1W.000 Mk. für EchneeauSwersen. 150,000 Mk. für Entschädigung an Gemeinden für Uebernahmr von fiskalischen Pflaster- und Straßenstrecken in «igrne Unterhaltung, 190,000 Mk. tür Wasser«, Ufer- und Dammbautcn und 200,000 Lßk. für planmäßige Fortsetzung der ElbstrvmkorrrktionSdautrn — Die tzolzbauverwaltung erfordert einen Zuschuß von I56ch40 Mk. — Wie au- den» Etat ersichtlich, zahlt daS Königl. Hof- theatrr jährlich die bedeutende Summe von 5l,177 Mk. an Jinmobilikn-Bkandversicherling-beittägen, rin Wenige» noch mehr als sämmtlichr Gebäude der Staat-rlsendahnen. die 50.511 Mk. zahlen. Die fiskalische» Hüttenwerke bei Freiberg sind mit 17,311 Mk. eingestellt, dir Land- und Amtegerichte mit 18,719 Mk.. die Landes-, Pfleg-, Straf- und BesserungS Anstalten mit 13,910 Mk.. die Domänen und Jntraden mit 10.474 Mk., die Gebäude der Kgl. Eivilllste niit 9144 Mk., die fiskalischen Erzbergwerke mit 5073 Mk., die Sammlungen für Kunst und Wissenschaft mit 4620 und die AlbrechtSbura mit 721 Mk. — Die A lbrech tSburg ln Meißen bedarf zu ihrer Unter haltung eine- staatlichen ZuIchusseS nicht. Die z» diesem Zwecke erforderlichen 10,490 Mk. werden vielmehr durch die Einnahmen aus dcn Eintrittsgeldern rc. derart gedeckt, daß noch «in Neberschuß von 2110 Mk. verbleibt. — Tie Leiche de» in Leipzig verstorbenen Herrn Brand direktor Ritz sollte nach den getroffene» Dispositionen gestern Abend halb 1t Uhr auf dem hiesigen Leipziger Bahnhof eintrrsscn und unter Begleitung eines Fackclzugcs, gebildet von Deputationen der hiesigen wie der Fenrrwehrc» nniliegender Orte, durch die An- toiistraße, GlaciSstraßc, über die Albcrtbrücke und die Blascwiher- tiraße nach der Todtenballe deS TrinitatiSkirchhoseS überführt wer den. Die Beerdigung findet morgen, Mittwoch, Nachmittag '/»3 Uhr von dem genannte» Friedhof aus statt. — Eine Wallfahrt von imponirender Stärke bewegte sich am gestrigen Todtensonntaa nach den Kirchhöfen und lieferte aut'S Reue den Beweis, wie sehr dieser jüngite aller dieser cvcinge- lische» Feiertage, der erst im Jahre 1816 durch königl. Cabinets- ordre Friedrich Wilhelm HI. von Preußen eingetührt und in kirch lichen Kreisen aus thcilweile nicht unerheblichen Widerstand stieß, ziiin Bcdürfniß weitester Vollskreise geworden ist. In Droschken, Eguipagen, aus Pserdebahn und Dampffckisf. am weitaus meisten aber zu Fuß wallte und wogte eS schon vom frühesten Moritzen an »ach den LlaNen der Tobten, deren Gednchtniß durch Schmückung der letzten Ruhestätte zu scicr». Dcn ganzen Weg bis weit hinaus nach Planen, Heller und znm fernen Tolkewitz uin-äumten bunt die Kranz- und Blnmenverkäuser. deren Äaare in diesen» Jahre ziem lich hoch notirt, dennoch aber lebhack gefragt war. Hatten doch schon am Nachmittag einige der stetig noch Kränze windenden Frauen auSverkantt. Auf oen Stufen der Germania des Alt- maikieS lag cm prächtiger, schlcifcngezierter Kranz, einein bei Sedan Gefallenen gewidmet. — Die Gotteshäuser, vornehmlich Hos-, Keenz- nnd Annenkilchc, ivaren theilweise geradezu überfüllt, sowohl bei den Hanvl-, als bei dcn AbendgvttrSdieiiste». — Das königliche L a nd c s-M cd i z i n a l-K o ll eg i u m hielt gestern Bviinittaz von 10 Uhr a» im Sitzungssaal (Zeug hausplatz Nr. 3) nittcr Vorsitz seines Präsiden»:», He-rn Geh. Meduinalrath Lr. Remharv, die diesjährige Plenarversammlung ab. Bis aus Herr» Generalarzt Dr. Roth, welchen ein Gichtlcidcn an daS Zimmer fesselt, wohnten sämmtliche Mitglieder von nah und »erii, ordentliche wie außerordentliche, der Sitzung bei. Der Herr Präsident fühlte in seiner Begrüßungsrede ans, wie die beiden ans der Tagesordnung stehenden Anträge bereits in den Jahren 1877 bez. 188l das Kollegium beichäckigt hätten, ohne indeß zn einem grccsbaien Resultat zn sichren. Ter Antrag deü außerordent lichen Mitglieds Dr. .Hantel in Glauchau, dcn Erlaß eines Verbots der gewerbsmäßigen Be Handlung von Kranken seitens mcht approbirtcr Personen betreffend, ries eine mehrstündige Dis kussion hervor. Im Prinzip war das geiannnte Kolleg mit dem Erlaß eines Verbotes einverstanden, doch nicht in der Fassung des Referenten, welche folgenden, nur von einzelne» Mitgliedern be fürworteten Wortlaut trug: „DaS Kgl. LanoeS-Medizinal-Kolle- gimn wolle die Königliche SlaatSregiernng ersuche», Venn Bundcs- rathc dahin zn wirke», daß ans dem Wege der Reichsgesetzgebung die gewerbsmäßige Behandlung von Kranken seiiens nicht apprvbir- tcr Personen vcivoten werde, etwa in der Weise, daß 8 29 bez. 8 147 der Gewerbeordnung folgende Fassung erhalten: 8 29. Einer Apvrobation, welche aus Grund eines Nachweises der Besübignng ertiicilt wird, bedürfen Aerzte und Apotheker. 8 147. Mit Geld bußen bis ;n 300 Mk. und im Unverinögcnssalle mit verhälliiitz- mäßigcr Gesängiiißstrase bis z» 6 Woche» wird bestraft... 3. wer. ohne hierzu approbirt zn sein, sich gewerbsmäßig mit Behandlung von Kranken besaßt oder seine Dicnstc in dreier Richtung anbielek." Schließlich fand folgender Antrag des Herrn Medizinalrath Dr. Weder-l irna einstimmize Annahme: „An die Kgl. Stnatsregie- r»ng das Ersuchen zu richten, beim Bnndesrathe dahin zn wirken, daß 1) eine Abänderung der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich in dem Sinne herbeigcsührt werde, daß dieses Gesetz ani die Ausübung der Heilkunde hinfort überhaupt keine Anwendiinq er leide. 2) Daß eme Medicinal-Ordnnug sür das Deutsche Reich er lassen werde, durch welche die Pocbedingnng sür die Ausübung der Heiiknnde, die Rechte und Pflichten deS ärztlichen Personals durch Vertrekting deS ärztlichen Standes geregelt werde, und 3) daß über den in einem solchen Reichsgesetze zu gebenden Inhalt erst nach vorgängigem Gehör der ärztlichen SlandcSvertcelung Beschluß gefaßt werde" Ans de» Debatten ist kurz hervorzuhebcn, daß man mit den Anträgen an erster Stelle das Publikum vor dem geiähr- lichen Knrpsuscherthnm schützen wolle; ob der Arzt durch Psnicher aller Art eine finanzielle Schädigung erleide, darüber »ei man noch nicht im Klaren. Wohl aber leide das Aasehe» des Arztes durch das Psilscherkhuni, welches nur eme einzige Behandlung des Patienten kennt, die dem Zustande desselben in vielen Fällen recht wenig dienlich ist. Der Kampf gegen das Pfnscherthnm sei eine ärztliche nnd sittliche Pflicht. — Rach kurzer Panse trat man in die Berathnng des Antrages des außerordentlichen Mitgliedes Dr. Schildbach-Leipzig em, den Erlaß eines BerbotS des G e hei m- m i l l e l h a n d e l s bei reffend. Nach eingehender Darlegung der vielen nnd gewaliigen Schäden dieses Handels fand folgender An trag des .Herrn Geh. Medizinalrath Günther ebensalls einstimmige Annahme: „Die Kgl. Stnaisregicrung zu ersuchen, dahin zu wirke», daß das Ankündiacn und Anprcisen von Geheimmittcln zu Heil zwecken. die vor Allein zur Verhütung der Heilung krankhafter Zu stände der Menschen nnd Thiere dienenden Mittel, deren Bestand- theile, GcwichtSmengcn nnd Bereitnngsweis'e nicht allenthalben bekannt gegeben sind, durch das Reichsgeietz verboten werde, bis rinn Erlaß eines solchen aber den sächsischen Amtsblättern die Aufnahme derartiger Ankündigungen zu untersagen. '/r3 Uhr ward die Sitzung geschlossen. — Die ans Anlaß deS Namenstages Sr. Majestät des Königs gestern Mittag am dem Theaterplntze anbcfohlciic Parole- ÄiiSgabe wurde, vermnthlich wegen des anhaltenden Regen- wettcrS, wieder contremandirt. — Man schreibt uns: Mehrfach wird vom Auslande her ver sucht , in de» großen Städten, überhaupt in übervölkerten Paro- chicii, „Christliche Geinemschacken" zn gründen. Es wird hieibei eingesetzt in dem nittcr den großstädtischen kirchlichen Verhältnissen bei Vielen belvortretenden Bedürfnisse nach kiigcrein Zusammen schlüsse zn gemeinsamer Erbauung, gemeinsamer Licbesarbeit, ge meinsamem Zeugnisse für die evangelische Wahrheit. Daß solche Gememschnslshilöiliig ohne anslündiiche Emslüise, aus Grund des guten Bekenntnisses imscrer Landeskirche und innerhalb derselbe» geschehe, dazu hat der hiesige „Bcrein ev. - lulh Glaubens genossen, dessen Vorsitzender zur Zeit Herr Ober-Regierungsrath Fcaicke ist, seit ungeiähr anderthalb Jahren, »nd zwar nicht ohne Enolg. beizutragcn gesticht. (In der heutigen Nummer dieses Blattes findet sich eine Einladung des Vereins.) — Heute vor 50 Jahren wurde unter entsprechender Feierlich keit der Grundstein zum Gebäude des hiesigen Königl. Taub st u >» m c n r n st i t u t s gelegt. Herr Hofrath Iencke. der da malige Leiter des seitlichen ActuS, wirkt heute noch in voller Rüstigkeit in der ihm liebgcwordenen Stätte echt christlicherHuma- nitttl. Möchte cs dem trenverdienten Diener des Staates beschieden sein, noch recht lange ans die Segnungen seines Schaffens in dauernder Gesundheit zurückblicken und zum Wöhle unserer gehör losen Mitmenschen wirken zu können. — Trotz der politischen Zerrissenheit ihres inneren Vaterlandes hängen die Thüringer mit Liebe an ihrem Heimaihlnnde. Verschiedensack war schon der Gedanke ousgetmicht, die in Dresden verstreut lebenden Thüringer zu einem Verein zuiamlnenzuschlicßcn, allein niemals nahm derselbe greifbare Gestalt an. Den Bemühun gen mehrerer Herren ist e- gelungen, auf eine öffentliche Einladung hm einen Ansichuß niederznsetzen, der sich mit den Vorarbeiten zur Gründung eines Vereins „Thüringer" zu beschäftigen hatte. Die selben sind jetzt soweit vorgeschritten, daß man m die weitere Be« rathung über den Ausbau des Vereins eintreten kann. Nächste» Freitag veS Beil , „ Abend wird in Helbig'S Rotbein Saal die Gründung _eS Verein» zur That werden. Alle Thüringer, die einem der acht Staaten Thüringen» augedörrn, oder die durch Familienband« mit Thüringer Landsleuten verbunden such, können an dieser Versamm lung theilnehmen. — Nach dem Vorgänge einer anderen Innung wird in der Fachschule der GcistwirlhS-Jnnuiig tn Berlin nunmchr auch ein Kursus im Anstande eröffnet. Einen etwas erheiternden Eindruck macht ein solcher Unterricht. Meister T. stellt den zu bedienenden Kunden und den AnstandSlehrer tn einer Person vor. Der Lehrling eilt ans ihn zu. „Schlenkere doch nicht ko mit dem Ärin. Du banst ja den Knnoen in's Gesicht I" — Lehrling: -Bitte, nehmen Sie Platz!" — Meister: „Rutsche doch nicht so mit dem Stuhl, daS macht ja die Kunden nervös!* Die Bedienung beginnt, und unter verschiedenen Zurrchtweisungen ist das Geschäft endlich beendet. So. nun hilff mlr de» lieber,iehrr a»iikhen!" E» ge ichlebt. „Schatskvpf, saß' doch nicht mit de» Fingern auf den Snnunctiragcn. daS gicbt Flecke!" In dieser Weise wird den Fachschülern der Anstand beigebracbt. — Herr O Lainborg, der bekannte Clavier- und GesangS- Humorist, veranstaltet hier am 26. Novbr. im Saale von Braun's Hotel einen seiner beliebten Vortragsabende. — Die Erbincnschrn ans der Kalahariwüste, die vor von Afrika nach Europa brachte, erfährt, bis aus einen einzigen ihre Europa-Reise mit dem Lebe» bezahlen müsse». Sic sind mehr oder weniger dem rauben Klima zum Ovier geiallen. — P o l ize > ver > ch t. Der Führer der Droschke Nr. 60, Job. Michalk, hat, wie von ihm am Sonnabend angezeigt worden ist, am Bußtag gegen Avend von einem unbekannten Fahraast ein Gvldstück an Stelle einer minderwerthigen Münze, ohne Zweifel irrthiiiiilich. in Zahlung erhalte». De, deck. Fahrgast toll daS Gefährt vom BiSniarckplak aus »ach Neustadt benutzt haben. — I» einer ciacnlliüinlichcn Lage brsindet sich gegenwärtig die Kirchengemcinde in Kreinitz bei Strehla an der Eibe. Ende 18«i8 kaucke dieselbe unter.Hinzunahme eines TanschcS einen Platz, auf dem nun im Laufe dieses SoinmerS das Psarrgeöände errichtet worden ist. Die Kauf- nnv Taiischabichlnsse wurden aber nicht gerichtlich vollzogen: viese Unterlassung hat sich nun bitter gerächt, denn die Grniivstücke jenes E>ge»thiii»crs werden jetzt durch Zwangs versteigerung verkauft, dniunter auch der Grund und Bode», aus dem daS neue Piarrhaus steht, weit eine gerichtliche Sevarirung vorher nickt statlgeckindrn hat. Das Piarrhaus steht demnach aus fremdem Boden und inan ist allgemein gespannt, wie sich dieS außergewöhnliche Verhällnch lösen wird. Fortsetzung de» lokalen TlreileS Seite 0- TageSgeschichte. Deutsche» Reich. Die „Franks. Ztg." schreibt auS Berlin: Das. was zuerst noch eine „böswillige Erfindung", dann ein reiner Höflichkeitsbesuch ohne jede Möglichkeit einer polnische» Bedeutung war. ist jetzt plötzlich ein politi'chcr Akt von großer Tragweite ge worden. Sämmttiche Berliner Blätter geben un Tone der Befrie digung mehr oder weniger deutlich der Ansicht Ausdruck, daß der Besuch des Zaren ein politischer Akt gewesen ist. Es wäre auch ichwer. sich vieler Ueberzeuguna noch zu verschließen, nachdem die äußeren Vorgänge, a»S denen der politische Charakter des Freitags erhellt, allgemein bekannt sind. Fürst Biöinarck, der widerwillig und nur aus Befehl des Kaisers Wilhelm hierhergekonnnc» war, hat die Genuglhuung gehabt, daß der Zar ihn dmch seinen Generaladjutanten zu einer Unterredung hat aufsordem lassen und diese Unterredung hat anderthalb Stunden gedauert. Daß ihr Verlaus ein beide Tbcile befriedigender gewesen sein muß, läßt sich daraus schließe», daß der ruisiiche Botschafter Schnwaloff, verm'ckhlich, weil er diese Unter redung vorbereitet nnd vermittelt hat, unmittelbar nach derselben aus Antrag des Reichskanzlers beim Kaffee durch den höchsten preußischen Orden ausgezeichnet worden ist. Ferner ist bemerkens- wcrth. daß der Kaiser von Rußcand, der sonst nicht für besonders liebenswürdig gilt, dem Reichskanzler beim Diner in demonstrativer Weise zugetrnnken hat und daß der russische Thronfolger den Fürsten Bismarck besucht hat. Der Reichskanzler wird jetzt wieder nach FricdrichSruhe adretten unv das beleuchtet den Zweck seines Her kommens ziemlich denliich. Die Forderung einer beträchtlichen Erhöhung der Civilliste tür den Regenten des Herjogthnins Braunichweig, Punze» Albrecht von Preußen, wird folgendermaßen begründet: Ter verstorbene Herzog hatte einen großen Theil des ihm vom Lande gewährten Ein» komnienö aus das herzogliche Hv'theater zn verwenden, das etwa '/« Millionen Mark mehr kostete, als cs einbrachte. Diese verhält- nißmäßig großen Op>cr gaben auch in »euerer Zeit Anlaß, daß der Landtag das Einkonunen des Herzogs erhöhte. Abgesehen von den jährlichen Answendungcn für das Hoithenler hatte des Herzogs Schatulle auch die Pensionen der ehemaligen Mitglieder der .Hvf- capeüc zu traczc». Ter vom Lande geivählte Regent trat nach dieser Richtung hin eine Erbschaft an. welche nicht gerade den Neid erwecken konnte. Diese Verhältnisse haben zn der Erwägung ge führt, ob nicht das Landesciiitvniinen des Herrschers zu erhöben sei? Scho» der nächste Landtag dürste sich mit dieser Frage be fassen. welche wohl auch die Hvithcaterirage im Allgemeinen be rühren dürste. Mit einigen Lanscnd Mark kann selbstredend die Lücke nicht nnsgesttllt werden: man spricht davon, daß etwa '/r Million gefordert werden wird. Der Slaatsiecretär des Innern, Staatsminister v. Bötticher, macht bekannt, daß die Eröffnung des Reichstags am 24. Novbr. um 12 Uhr Mittags im weißen Saal» deö königl. Schlosses statt finden wird. Zuvor wird ein Gottesdienst, und zwar sür die Mit glieder der evangclischen Kirche im Dom, für die Mitglieder der katholischen Kirche in der St HedwigSkirche abaehalten werden. Die weiteren Mittbeilungen über die Eröffnungssitzung erfolgen in dem Bureau des Reichstags. Immer noch bildet das sabelhaste Aufgebot von Polizeimann- schnsten am Tage des Besuchs der kaiserlichen Familie von Ruß land das Tagesgeipräch in Berlin. Man glaubte sich i» eine russische Stadt vettetzt, sobald nian in die Gehend der Linden kam. Bewnndclnngswnrdig arbeitete der gewaltige Apparat, der da zum eisten Male in dieser Weise in Bewegung gesetzt worden war. Was wir über S'cherheiiSvorkehrungen »> PeteiSburg gelesen, hier hatte man eine schwache Probe davon. Man mochte sich mit ein wenig Phantasie »ach Rußland selbst versetzt glauben. Hatten die deutschen Polizisten doch noch sich tür dcn einen Tag eine russische Dienstgewohnheit zu eigen gemacht, die an der Newa spitzfindig ausgeklügelt, dort wohl nvthwendig sein mochte, hier aber durchaus komisch wirkte. Sobald derZar »ch irgendwo blicken ließ, machte» die Polizisten Kehrt und den Rücken ibm zngcwendet, behielten sic die Menge im Auge. Daß unsere PoliMtc» diese Mode »litmachcn mußten, hat ihnen wenig behagt. Sie hatten volles Geruht dafür, daß der Anblick ein erheiternder war und ließen die Scherze über sich ergehen, die ganz unvermeidlich waren. Aber selbst diese Boisicht konnte nicht verhüten, daß durch die dichten Kelten hindurch zwei Personen mit Bittschriften bis an dcn Wagen des Zaren drangen und daß einer dieser Briefe — es handelte sich uni die Bitte der Intervention gegen eine drohende Ausweisung — in de» Wagen selbst flog. Die Frage ist gar nicht von der Hand zu wetten: Wenn der Petent statt der Bittschritt etwas Gefährlicheres geworfen hätte? Die Wahrheit zwingt zn lagen, daß Berlin wie von einem Bann erlöst war^ als der Zar es verlassen und daß man in der Thal länger als 24 stunden eine solche Verkehrserschwerung kaum ertragen könnte, wie sie am Freitag Berlin cuisgcbürdel war. Wie die Polizei benahm sich das Publi kum bkwiiiidcruiigswerth. Man hatte gegenteilig Mitleid mitein ander, und man suchte sich das Unvermeidliche nicht zn erschweren. Aber gerade weil bei dieser besonderen Veranlassung allseitig Rück sicht genommen ward, wird der dringende Wunich berechtigt lein, daß fortan solche Verkehrsstörungen nicht mehr Vorkommen mögen. Der Bankier C»rt Tbienrinann wurde dieser Tage in Naum burg eingeliesert und ist in daS Gerichtsqesängniß ausgenommen worden, wodurch die angebliche Geistesgestörtheit sich von selbst widerlegt. Der Verhastcte hat durch seine Manipulationen (Ver pfändung und Verkauf der ihm anvertraute» Depot-Werlhpapiere) viele Familien unglücklich gemacht; ein Rentner, der ihm sein ganzes Vermögen übergeben, svll beim Eintreffen der Nachricht vom Schlage getroffen woidcn sein und schwer krank darniederiiegen. In Bayern waren von ullramontaner Seite Anstrengungen gemacht worden, daS Kloster Kieuzbcrg bei Schivandors dcn Re demptoristen wieder ^uznlnglich zu machen. Allein der KultilS- minister von Lutz der,es sich ans daS Jeiuitengesetz, daS der Rück- berntttna der Redemptoristen entgegenstehe. Iniolgedesse» wird er in der Kammrr niterpellirt werden. Der freisinnige Rcichstagsabgeordnete Halberstadt stand am Sonnabend vor der Slraskannner zu Qirichberg unter der Anklage der MajestätSbeleidlgung. wurde aber sreiaelvrochen. indem der Ge-
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