Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 12.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192410122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19241012
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19241012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-12
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.10.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sonntag. 12. Oktober 1S24 — Dresdner Nachrichten — Nr. 418 Sette S 17. Sonntag nach Trinitatis. Säst scheint es, als ob dt« Well tn einen neuen vranb -eraten sollte. Krieg und Kriegsgeschret beunruhigen sie wieder. Nicht genug, daß die westliche Hälfte der Erdkugel tn die Zerstörung ihres reichen Lebens sank, droht der östlichen vielleicht ein ähnliches Schicksal. Und der Mensch gerät, wenn er das Ganze zu Überschauen versucht und „ach den Zu- sammenhängen forscht, leicht i» immer größere Ratlosigkeit und Verwirrung hinein. Ein Bild aus dem alten Testament. Der Prophet hatte ein Gesicht: »Der Nünber raubt und der Berstvrcr verstört" tJek. 21. 2j, und man ries zu ihm: „Hüter, ist die Nacht schier hin? Hüter, ist die Nacht schier hin?" Aber der Hüter ant wortete: »Wenn der Morgen kommt, so wird eö doch Nacht sein,- wen» ihr schon fragt, so werdet ihr doch wieder kommen und wieder sragc»!" Das ist heute unsere eiaene Lage. Doch der Prophet ließ sein Volk trotz allem nicht hilflos, sondern sagte es ihm zum Tröste, ein Wort kurz und ties: »Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein." lJes. M. 15.1 »Stille setn^ — damit ist keine lähmende Passivität ,«meint, kein verdrossenes oder müdes Zusehen. Der be- annte Spruch: „Hilf dir selber, so hilft dir Gott!" enthält eine Wahrheit. Nicht, als ob wir es wäre», die Los und Schicksal unseres Lebens zu bestimme» vermöchten. Aber wir 'ollen all unsere Kraft in den Willen Gottes verflechte», um o das Widerliche zu bezwinge» und dem Gute» zur Hcrr- chast zu Helsen. Und hierzu dient uns das Stillesein, das Nachsinnen über die Wege Gottes, das Lauschen aus seinen Gang, der freilich oft ei» ganz leiser, ein verborgener, ei» lange nicht übersehbarer ist. Im Stillesein verzichten wir nicht müde, aber vergeuden wir auch keine Kräfte, sondern sammeln wir sie. Es führt uns zur Selbstbesinnung und zu demütigem Stchbeugen unter Gottes unabänderlichen Willen, der immer ein guter und gnädiger ist. Und aus solchem Stillesein bricht dann die Hoffnung hervor. »Durch Hoffen und Harren", lautet die Weisheit der Gaste, „wird mancher zum Narren." Doch auch. „Durch arren und Hoffen hat'ü mancher getroffen." Nach der eilige» Schrift trägt die Hoffnung Als „Fremder" durch Dresden. Si«e Entdeck««,»fahrt sttr de« Si«heimische«. — Phystoguomische Stadien über Rundfahrcr. — Die Führcrsrage. — Dresden, eine ewige Residenz. — Der lebende Amerikaner. Die Schwerfälligkeit der Menschen ist geradezu lächerlich, »is überhaupt wie ein Kerker aus? Wild vor Liebe und Freude hält der brennende wilde Wein es ja umfangen. — Wir wen den am Münchener Platz, mir fahren ein Stück rückwärts und dann zu den Feldern hinaus, vorüber am Psychopathischen Institut. Das Schlachtfeld von Dresden. Vom 2». bis 27. August 1813 rang Napoleon auf diesen Höhenzügen die LlerbUndeten »och einmal nieder lwie die Franzosen noch ins Nuhrgebiet marschiert sind». Aber ge» Leipzig quoll schon eine dämonische Schicksalswende auf: Der 26. bis 28. Oktober 1813. „Herrgott, stets uns wieder bei!" Jetzt fahren wir durch die Näcknitzer Künstlerhäuser der F-riedrich- Wilhelm-Straßc hindurch. Hier haben im Anfang Opernsänger, Maler, Bildhauer gewohnt, lleppig bekränzt das Grün alles. Ein großer Hund, den man nicht erst sehen kann, gibt dumpfen Laut Uber unser unziemliches Gepolter. Dann fahren wir ganz ins Freie, die Morcaustraße hinaus, wenden beim Zoll- häuSchen, und nun geht cs auf der Landstraße hinterm Bis marckturm in sausender Fahrt. . Wie ein Bühnenbild r»lil die LandfchaU Dresdens auf. Welche beneidenswerte Stadt lseit 700 Jahren übrigens, wie der Führer erklärt»! Als hätte sic ein Künstler geworfen, umfangen die Berge diese Residenz. Man sollte sie nicht um- -vle Gchwersaingkei« der Menschen ist geradezu lächerlich. Welcher Dresdner kennt sein Dresden wirklich. Erfahrungs gemäß setzt man sich nur, wenn Besuch von auswärts da ist, auf die Trambahn und gondelt nun vom Osten nach dem Westen durch Dresden. Aber warum sieht sich niemand etnnml selbst als „Zugereister" Dresden an? Mit Oswald Hofmanns Stadt rundfahrt natürlich. Ist eS nicht im höchsten Grade lächerlich, daß nur Fremde diese Nutzeinrichtung, Dresden kennen zu lernen, „auSwerten" solle»? Aber es stimmt schon so, alles mu„ eben erst einmal vorgemacht werden. Die Fahrkarte für 4,50 Mark in der Tasche, fragen wir uns nach dem Schloßplatz durch. Es ist höchst belustigend, tn einem Gemeinwesen, wo man so ziemlich schon jeden Stein betreten lmt, den Unkundigen zu mime». Man denkt an den Studenten, der einen Bürger nach der Universität fragte und auf die aus führliche Belehrung — »Ich danke, das mußte ich schon!" — davonetlte. An der Schloßnhr fehlen zehn Minuten an drei; hallo, da steht das gelbe Gefährt schon. An der Absahrtsftclle. Dem Tode und Automobilfahrten soll man gefaßt ent gegensetzen. Wir besteigen die umfangreiche Rumpelstube; von den 26 Led^sitz-u sind erst zwei vorbelastet. Ein merkwürdig jungenhafter Kavalier hält die Hand eines wenig älteren Mäd chens. Ein hoffnungsvolles Paar, bei dem alles eben erst lenzt. Unser Führer und Fahrer aber sind svnniger'LnunV, sic wi'ssc'm > -»"wnac^die ncrge diese Residenz. Man sollte sic nicht um daß junge Paare Glück bedeuten, und unterhalten sich darum am Residenz bleiben, weil die maic Fuße des Ausstieas mit zuversichtlich verstärkten Stimmen stnilsche Lchvnhcit in ihr ihren «itz nusgcichlagen hat. Wem Fuße des Aufstiegs mit zuversichtlich verstärkten Stimmen. Ein hinkender Man» bietet Albums an. Nichtig, dort kommen die übrigen Fahrgäste. Teils vielleicht von wohlberatenen Hotelportiers, teils vom eigenen Instinkt zurechtgewiesen, klimmen sie, während die Kiste wie ein müdes Walroß von rechts nach links schwankt, die Tritte herauf: ein paar heitere junge Mädchen, ein verheiratetes deutsches Paar aus geord neten Verhältnissen, ein paar Kauflcute, ein amerikanisches Ehepaar in graumelierten Jahre» und eine zinkennasige be drohliche Klemmcrschönheit, deren Bergtour man mit süß sauerem Micnenspiel entgegenlcuchtct. Jetzt steigt der Führer herauf. Dresden liegt 105 Meter über dem Meere, ivir be finden nns auf unseren Sitzen also schätzungsweise 108,50 Meter die Hoffnung das unverbrüchliche Siegel: „Sie läßt nicht zu Schanden werden": denn sie schasst der Seele Flügel, um sie immer!' wieder aus der Niederung zur Höhe zu trage» und ihr einen klare» und weiten Blick'über See zu ermöglichen. , Unser Führer Auch danii, wenn rnit der Hoffnung ein „Warten" ver-> überragt uns aber noch; er bleibt nämlich stehen, und vielleicht ist Ihnen dies typische Bild der Hofmnnnschen Rundfahrten Kunden ist. Zahllose Menschen können und wollen nicht warten. Sie sind unruhig, unstät, ungeduldig und möchten selbst Gott drängen, als ob sic alles besser wüßten. Der Prophet dagegen stand auf hoher Warte: und nach ihm be zeugte cS von einer gleichen aus im Rückblick ans den Ver laus der Zeiten die Gemeinde der Gläubigen, die als solche von Stürmen und Nöten reichlich erfahren mußte, was ihr immer wieder hals: „Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein!" und an der Seite des alttestainentlichcn Propheten beglaubigte es der christliche Sänger in seinem Liede: „Sollt ich meinem Gott nicht singen?" mit. dem wiedcrkchrenden Schlüsse in jedem seiner herrlichen Verse, die für die Gegen wart Helle, klare Trvstaucllc» bilden: „Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb' in Ewigkeit!" cb. Christrosen im Osilsher.*) Unsere Christrosenpslanze war bis vor zwei Jahren ein „richtiggehendes" botanisches Produkt. Etwi Ende Novem ber setzte sic Blüten an, die sich bis zum Christfest voll ent faltet hatten. Wie kristallisierte Sterne ruhte» sie aus dem Schnectcppich 1023 streikte das Pslän chcn zu unserem L id- wesen, das Fest verlief ohne Ehristrv'cn. Aber das Rös chen hatte sich nur verspätet, es wußte, dieses Jahr gib>'s bis in den März hinein Schnee, da komme ich noch zurecht. Im Garten schob sich bereits der schlanke Krokus durch die Erde, und das elfenhaste Schneeglöckchen wiegte sich im Frühlingswind — da ließ auch Christröslcin seine rosig an gehauchten weisicn Blüten leuchten. Es hatte halt im Früh ling einmal träumen wolle». Nun stehe» die Gärten im letzten Blühen. Das biedere Spicßcrvölkchen der Astern und Georginen dominiert, alS wollte es sagen: „Das Ende krönt das Werk." Da. eines Morgen», sah man sie die dicken Köpfe zusammeiistecken: „Fron Fcderaster, was ist da unten si'ir ein luftiqse Ding?" Diese rümpfte die Nase: „Hab' solch ein windiges Ball dämchen noch nie gesehen. Nehmen wir keine Notiz von ihr." Christröslcin aber, kein anderes war'S, über das man sprach, wandte seine weißen Blütcnstcrne der letzten Rose zu. die lachsfarben am Stengel schwankte, und flüsterte ihr zu: „Allmntter Sonne lockte so gewaltig, da dachte ich eben, der Lenz wär' da." Aber auch die Rose opponierte: „Mit Fortschrittlern, die aus der Reihe tanzen, spreche ich nicht!" *> Die Pflanze blühte im März und Oktober dieses JahrcS. Siichfischer Gewerbekommerkag. Tie sächsischen Gewerbcknmmcrn hielten in Dresden einen Kammcrtag ab. ans dem verschiedene Angelegenheiten von grundsätzlicher Bedeutung und eine Reibe von gemein samen Maßnahmen und Bestrebungen aus aewerbcrcchtlichcm Gebiete beraten wurden. Gegenüber dem von Fachschulen wiederholt vorgcbrachten Verlangen nach Gleichstellung ihrer Abgangsprüsungen oder Reifezeug nisse mit der Nie i st e r Prüfung oder Teilen derselben, verhielten sich die Gcwerbckammcrn weiterhin ablehnend. Sic sind der Meinung, daß die Schulprüsuna vor Lehrern, die den Prüfling selbst unterrichtet haben, etwas anderes ist, alS die Gesellen- oder Meisterprüfung im Handnrcrk. die von im praktischen Leben stehenden Haudwcrkern abaenommcn wird. Ebenso lehnten die Gewerbekammcrn die Gleich stellung der Ausbildung an einer Fachschule mit der H a n d iv e r k s l e h r e ab, da der schulische Fach unterricht, der als Vorbereitung oder Ergänzung der Lehr zeit wohl zu schützen ist, nicht allenthalben als Ersatz der prak tischen Lehre, der Meisterletzrc, mit ihren Wechselsällen des auszuübenden praktische» Berufs angesehen werden kann. In weiteren Beratungen setzte der Kammcrtaa in einem noch zu erlassenden Nachträge zu den Vorschriften zur Regelung de» Lchrlingswcsens die H ö ch st z n h l der in den Be trieb e n des Herren- und Damenschneider- Handwerks zu haltenden Lehrlinge fest. Auf einen Antrag auf Aushebung einschränkender Bestimmungen über das Lehrlingöhaltcn im Konditorenbandiverk wurde beschlossen, die einheitliche Regelung der Lchrlinashöchstzahl im Bäcker- und Konditorcnhandwcrk durch den Deutschen Handwerks- und Gerverbekammerlag abzuwarte». Dem An trag des Landesverbandes der Sattler entsprechend wurde die Lehrzeit im S a t t l e r h a n d w c r k ans vier Jahre festgesetzt. Zur Beseitigung von Mißstündcn im Schleiserge iv erbe wurde iu Verfolg von Beschwerden aus dem Messerschmiede- und Schleiscrliandivcrk beschlossen, dahin vorstellig zu werden, daß die Erteilung des Wander- gewcrbescheincs an Karreuschleiscr von dem Nachweis sach gemäßer Ausbildung lGescNcnprttsnngszengnis» abhängig gemacht wird. Nach Besprechung eines von Vertretungen des Großhandels und der Industrie auSgearbeitctcn Entwurfes von Bestimmungen über die Erhebung einer Klein- Han d c l S st c » c r beschlossen die Kammern, gegen die Ver wirklichung eines solchen Planes mit aller Entschiedenheit Einspruch zu erheben, lieber die Einrichtung und de» Be trieb der bei der Gcwcrbckammcr Zittau errichteten Be ratungsstelle für Buchführung»- und Steuer- a n g e l c g e n h c i t c n wurde ein Bericht cntgcgcngcnom- men. Endlich beschlossen die Gewerbckammcrn nach näheren Erörterungen über die Kreditnot im Handwerk. Kleinhandel und Gewerbe, sich an der Sachse »lasse zu beteiligen, in dem die Gewcrbckammer Dresden als Beauftragte des Sächsischen GewerbekammertageS ihr bcitritt. auch im Gedächtnis: eine Fracht lustiger Leute in Hellen Sommeranzügen, die immerzu erstaunt den Hals nach einer neue» Seite drehen, rasselt vorüber. Inmitten erhebt sich, wie ein Mast, die Gestalt des Erklärer». Er trägt einen ins Khaki farbene spielenden dünnen Svmmcrüberzieher, sein rechter Arm ist wie der des Rathausmanncs beständig wagerecht aus- gestreckt, sein Mund im bartlosen Schauspiclergesicht arbeitet. Das Ganze flieht wie der Spuk des fliegenden Holländers oilig vorüber.— Vielleicht sind Sie auch schon auf den Gedanken gekommen, daß das eigentlich ein ganz annehmbarer Beruf sein müßte, den Erklärer in Hofmanns Rundfahrten zu machen. Annehmbar wohl, aber darum nicht leicht. Die Rundfahrten, ju; ^ Beim GüntZbnd und den Svvrtwicse» > haben am 1. Mai d.J.25 Jahre gewährt: unser Führer ist seit Aussig 1008 im Dienste. In dieser Zeit hat er mit Russen und Frau- r°ßc Büra r ^ ale ß zosen, mit Engländern. Japanern, Amerikanern, Italienern, Egcr,vie,c. -!» ,rl,cycm Goio. gteiyci Spaniern u. a. m. zu tun gehabt. Die Russen und Franzosen waren vorm Kriege zahlreich, neben den Engländern und Amerikanern natürlich: die beiden letzten sind'» heute wieder, wenn auch Heuer nicht gerade sehr. Auch ein bolschewistischer „Volksbeauftragter" ist mal dabei lhat übrigens tadellose Ma- "!'d wr> 77, °fac m e r k t I ^ - w und er voll d e»t, ciZ: e > n Goethe zu Ehren vcnettanisch gebaut worden sind. paar Japse sind kürzlich durch Dresden gcrundclt: der Oberst — es waren Militärs — studierte die Fahrt als Stratege aus seiner Karte mit. Aber alle die verschiedene» Völkerschaften wollen an den Erläuterungen teil haben, und so hilfl's nichts, der Führer muß sprachenkundig sein: so spricht der eine sechs, der andere sogar sieben Sprachen. Einer ist übrigens ein höher gebildeter Mann und Akademiker. Genug — auf ein gegebenes Zeichen singt der den Wagen erschütternde Motor auf, in aushvlcnder Kurve geht cs um den Fußsteig und durchs Gcorgentor in die Schloßstraße. Nun lernt man sich doch schon als „Fremder" fühlen. Die luftige Equipage wirkt, wo sic auftrifft: Mädchen, die aus der Straße gehen, halten sich plötzlich an und weisen stumm zu uns herüber: eine Familie staunt am Rande des Bürgersteigs Bauklötzer: später, im Grünen, begincn barfüßige Rangen einen Wettlauf. Einfach erstaunlich ist, was man lernl. Wußten Sic beispielsweise, daß rund sechzig Figuren auf die katholische Hofkirchc verteilt sind? Wußten Sie, daß Fürst Repnin, ein Russe, als Gouverneur von Dresden die Frei treppe zur Terrasse hat bauen lassen? Das ist zur Zeit der Be freiungskriege gewesen. Eine Kleinigkeit ist, daß der Führer über das Verkehrs Häuschen am Altma rkt kein Wort verliert. Dieses Bauwerk spricht eben für sich selber . .. Am Hauptbahnhos fahren wir am „Kaiscrcasö" eine lebens volle Kurve. Rrumms! Wir halten. Es gibt auf dieser Stadtrundfahrt nur zwei Halte punkte. Der eine ist am „Kaisercafe", der zweite am Kur haus „Weißer Hirsch". Tie Verzögerung, die dadurch cintritt, ist unwesentlich. Mehr als zwei Stunden sind wir doch nicht unterwegs. Immerhin ist solcher Aufenthalt anrcgsam. Ein mal, weil man den Leuten im „Kaisercase" beim Kaffectrinken zuschen kann — eben stolzieren ein paar blaubuntc Schuhe durch die schmale Pforte ldic Trägerin ist unwesentlich!»: dann, weil hier neue Gäste zusteigcn — der Wagen wird jetzt „gc- rappclt" voll: zuletzt, weil wir gelichtbildet werden. Bei diefem Stichwortc müssen alle, die es wollen, die Köpfe rechtsum drehen. Alle „wollen". Also. Dann geht es auf die lange Reise. Wir fahren in rasselndem Trott die Ncichsstraßc hinauf. ES ist wirklich augenfällig, daß Dresden eine Villcnstadt ist: überall stehen die Häuschen in grünen Vorgärten. Wir erreichen die .Helmholtzstraßc und wettern in die Gartenland- schaft beim Meteorologischen Institut der Technischen Hochschule hinein. Hier sind neue Flügel im Entstehen. Gott gebe, daß die deutsche Wissenschaft gedeiht. Studenten und Studentinnen spielen eine Freistunde Tennis. Heil! ZukunftStüchtigcs junges Geschlecht. DaS Landgericht taucht auf. Man muß erst „Frem der" geworden sein, um zu erkennen, wj^ deutsche Freundlich keit selbst um GcsängniSmaucrn leuchtet. Lieht dies Gefäng- Wenn man sie so wieder einmal, lang hingcstrcckt wie ein lässiges, zaubervolles Weib, vor sich anfgchen sieht — wer begreift nicht die Sehnsucht, die draußen in der Fremde das heimwehkranke Herz entzündet? Man sollte sie auch nicht Florenz nennen! Dresden, das ist etwas für sich und ist in diesem Betrachte mehr als Florenz. Aber „abwärts gleitet der Pfad". So daß man schaudern könnte uird der Besonnene ruhig am Außenrande des Wagens hinabblickt, ob eine Ncttuugsmöglichkeit im schlimmsten Falle übrig bleibe, rüttelt und springt der Wagen. Es geht nach Strehlen hinunter: schon wieder jagen wir an umbuschten Landhäusern vorbei. Bei der Villa Leonhardt biegen wir in die Tiergartcnstraße ein. Im Carolasce haben sie wieder einmal das Wasser ab- gelasscn: Karpfen und Schleien haben böse Tage gehabt. Schwindsüchtig bebt das Laub an den Bäumen des Parkes, den einst Johann Georg II. geschaffen hat. 2 Millionen Onadratmetcr Großer Garten das bedeutet eine der größten Anlagen dieser Art in Deutsch land. Das wnnücrschöne Palais war ein Licbesschloß für die Gräfin Cosel: Karcher hat cs gebaut. Wir fliehen, die Ticrgartenstraßc hinunter. Immer wieder: ist Dresden nicht eine Stadt der Villen und Gärten? Wie lauschig muß hier das Altern sein, wie verwoben in Sommer und Herbst, in Abendröten und lang verweilende, aufgezogene, weithin blickende Septembertage. Und wieder »fühlt man das Heimweh. Ja, wenn man Fremder geworden und Stadion vor- sche- Zinzcndorf- gleißend wie vom Bade seiner jungen Schöpferphantasie erstanden, führen Mozarts Genien ihren Reigen. Sahen Sie das erneuerte Werk svon Hoseus» schon? Die Kreuzschule, die Wagner besuchte. Davor Julius Otto. Er fand die Weise zum „Treuen deutschen Herz". Wir umfahren das Rathaus, gelangen den Elbberg hinab und lernen, daß die beiden Eckgebäudc am Tcrrasscnufer 1849 Auf der Hindenburgstraße, noch viel schöner aber dann auf der Hochuferstraße sehen wir Dresden znm zweitel, Male. Wie der Strom cs ästhetisch scheidet, wie künstlerische Be sonnenheit Distanz und Durchblick verwendet hat. Und was vordem in großer Linie bewundernswert schien, ist nun plastisch schön in seiner nahen Einzelheit. Und herrlich tragen die Höhen die drei Burgen vorüber: Herzog Albrccht, der zwei davon baute, ist ein Bruder Kaiser Wilhelms des Getreuen gewesen lwie Chambcrlain ihn genannt hat». Ei» scherzhaftes Wort fällt über die Eingemeindung von Blasewitz: am Nathans von Blasewitz liebäugeln wir mit der blitzsauberen Gustcl: dann geht cs die Schillerstraßc in Loschwitz hinaus. An dem Halbrelief gegenüber dem Schillerhäuschcn überkommt uns, wie ergreifend der Bildner in Körners Schwester die deutsche Frau gebildet hat. „Sic wähnen, cs müsse etwas Heiliges und Ahnung in der Seele der Frauen wohnen." sagt Tacitus von den Germanen. Aber der Amerikaner zerstört alle Empfindung durch das banale Anliegen, wieviel hier der Quadratmeter Landes kosten möge. So sind diese Neuwclt- ler einmal. Selbst die jungen Mädchen aus Amerika Haben s nur mit den plumpen Rechtsfragen des täglichen Lebens. „Wem gehört die Wäsche ans den Elbwiesen?" „Wer bezahlt das?" „Wie teuer sind hier die Wohnungen?" — Schon ?)ankcckindcr tragen diese hausbackene „Großmutter aller Praktik" mit sich herum. Für Bauten und dergleichen erwärmt sich der Amerika ner nicht. Ta sind sogar Franzosen viel anfgeschlosscncr. Japaner pflegen unheimlich still zu verharren: sie öffnen den Mund nur mit Widerwillen. Bemerkenswert und — erstaun lich für uns ist das Lob, das die Ausländer der Reinlich keit Dresdens zollen. Daß auch billige Milleidswortc über Deutschlands politischen Jammer fallen, hört man nur mit Verdruß. Nach kurzer Pause auf dem Weißen Hirsch fahren wir durch die Dresdner Heide »7000 Hektar» und anschließend die Schillerstraßc stadtwärts. Daß das Linckcschc Bad früher die Italienische Oper beherbergte und Spvntini hier den Taktstock schwang, wissen Sic vermutlich »nicht». Wir besehen uns den Albertplatz, das Japanische Palais ldas August der Starke nur » m baute» und steuern über die AngustuSbrücke gen Altstadt. Zum dritten Male sehen wir Dresden, dies mal nicht das von der Natur geschaffene, sondern das von künstlerischen Menschen in die Natur gedichtete. Der Türmc- zng der Altstadt vorm blauen Hcrbstbimmel. Die Helle Kuppel der Kunstakademie, die Frauenkirche ldie 4000 Nie »scheu im ganzen Bau bergen kann», das Rathaus, das Schloß, den Schloßturm, die Katholische Hoslirche, das Opernhaus. Am Zwinger vorbei geht » durch die Wilsdruffer und Schloßstraße: wir sind am Ende. 5!4 Uhr. Dresden lernt man erst kennen, wenn Besuch kommt. Oder mit Hofmanns Rundfahrt, als Zweck-Fremder. Wir lassen uns wieder in Dresden nieder. — Plaßmustk a»f dem Altmarkt am Sonntag. TrompeterkorpS des 4. lSächsischeni Artillerie-Regiments, Leitung: Obecmnsikmcister Ende. Vorspiel zur Oper „Das goldene Kreuz" von Brtill: Gruß an Ha»S Sach» und Auszug der Ziinste and der Oper „Die Meistersinger" von Wagner: Fautasie aus der Oper „Margarethe" »Faust» von Gonnod: Unsere Grenadiere, Marsch von Blankenburg: Paraphrase Uber LortzingS Lied „Es war eine köstliche Zeit" von Wicdeckch „Der Zigcuncrbaron". Opcrettcn-Melodieii von Strauß. — Altmeister Otto Frißsche, der Mitbegründer des chcnialigen berühmten Ernst von Wolzogcnschcn Ucberbrcttls in Berlin, und bekannte Bohemedtchlcr und Sängcr-Hnmorisi, feierte in München sein ütyahriges Künstlerinbilänm. Seine Erlebnigc und Erinne rungen erschiene» broschiert tn einem Ständchen „Ans der Rutschbahn des Eebens". Otto Frißsche absolviert zurzeit ein Gastspiel in den C a f s - A l t in a r k t - K ü n st l e r s p 1 e l e n. — Betheltage. Sonntag vormittag a llbr Predlgtgottcsdienst In DreSden-Gorbitz. mittags !41L Kindcrgottcsdienst in der DrcikönigS. kirche, abdS. ti Uhr AbendgotteSdienst in der Fricdendlirchc in Dres- den-Eöbtau, abends u Uhr Rücknttzstranc 7 t'2andeSkirchliche Gcniein- schast»: „Bethel im Hilfsdienst an, Java". Alle Predigten und Bor- trage von Mißionar Gleiß lBcthel». — Arbeitsgemeinschaft Dresdner I » g - » d - M i s s t o n 8 . S t u d t e n - K r « i s e. Sonntag 2 Uhr Dressen Artesischer Brunnen Albertplatz zum gemtit- llchcn Bummel mit Mtßtonar Gleiß. " LI
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)