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SS. Jtchrsan«. 4. Sonnabend» 4. Januar ISIS^ Bezügs-Gebühr I Anzeigen-Preise. """'"-'" ^ . .. - » »»r »U d-MItch»' Q>ullka«n^l>« ,,r>ie»>>»a NK»r "> L-NMSckk «r»»n mchi «a-ew-dn. !l»ftr. grgen V,rml»»kvh>. — Leie>bl. MeBerbandsnote gegen den deutschen Bolschewismus. Sszialdemolrattsche Nevoluttonrbttavz. Pt« sosinldewokratische Partei wendet sich in einem Ausruf« an die Wählerschaft, der in mancher Hinsicht von Hintereff« ist. Nahezu „sei Monate sind verflossen seit dem Beginn ' der Revolution. Seit dieser Zeit heer,cht die Sozlakdemokratie so unwmsihränkt. wie noch niemals eine Partei, eine Klaff« oder Gruppe in Deutschland bat Herr- Iche» rönnen. Da hält, «an also erwarten dürfen, daß sie, -l« vorn Lu-gaug de- Wahlkampfe-^och eine Leoalisierung i-xeS Restweut- erhofft, vor dem Volke Rechenschaft ab- Zagte wer da-, wa» bisher erreicht worden ist. ES ist lehr Pedauerlich, daß der Parteivorstand darauf i» wesentlichen «erzlchtet Hat. Der ganze Ausruf enthält nämlich nur zwei PluSposien: da- Wahlrecht der Zwanzigjährigen und der Krane» «nd die Einberufung der Nationalversammlung. Wenn dann noch auf die sozialdemokratische SriegSpolitik >»G Lkttvu« htngewiese» wird, so werden hierüber die Meinungen schon sehr stark auseinander gehen. Der eng lische General Maurice hat bekanntlich gesagt, die deutsche Armee fei »von hinten erdolcht* worden. Es dürfte der Sozialdemokratie schwer werben, den Nachweis zu erbringen, -aß sie alle» getan hat, «m diese Erdolchung zu verhindern. Somit blieben also die Erweiterung des Wahlrechte- und Äte Einberufung -er Nationalversammlung als einzige Krüchte der Revolution und der sozialistischen Herrschaft Adrig? An -er Tat ist das der Fall, denn was sonst noch /gesagt wird über die Arbeit der MehrheitSsozialisten: die Waihrung -er persönlichen Freiheit, die Durchkreuzung der Anschläge einer kleine» terroristischen Mehrheit — das Hätte die alte Regierung ebenso aut und noch bester fertig spracht. Alles andere aber ist Zukunftsmusik. Aber hat denn bi« sozialistisch« Regierung nicht über. Hm»pt «ehr geleistet, al» in dem «ufttrf, der vom Ge- Ziamtnorstanb anterschrieven ist, verzeichnet steht? Warum >ist hie Einführung de- Achtstundentage- nicht er» «tührtt, «atu« wird nicht von den Maßnahmen gesprochen, idt« zar Vorbereitung und Durchführung der Soziali- sie rang schon getroffen worden sind? Der A-- und S.- K»«gretz hat bekanntlich beschlossen, datz die Verstaatlichung der Bergwerke sofort in Angriff genommen werden soll. Luch da- ist, wenn man die Dinge nach dem Matzstabe des sozialdemokratischen Programms mißt, doch ein Fortschritt, «1« Erfolg, wie er unser dem alten Regime in so kurzer Zeit nun «ud nimmer möglich gewesen wäre. Weiter hat sich die Sozialdemokratie längst auf den Standpunkt ge- stellt. Latz „Religion Privatsache* sei. Es war deshalb »ur folgerichtig, wenu sie daran ging, die Trennung von Kirche an- Staat in die Kege zu leite», ebenso wie die Be seitigung de- Religionsunterrichts in den Schulen. Muh eS «n» aber nicht «erkmüebig berühren, datz dar Aufruf von allen diesen „Errungenschaften* der Revolution in siebe» Sprache« schweigt, Hatz sich der Parteivorstand beschränkt auf de« Hipwei- der Vahle» zur Nationalversammlung, bie uoch dazu von outzen her. nämlich durch die Haltung unserer Feind«, stark gefördert würben, und auf die Be tonung deS erweiterte« PahlrechtS? Das Rätsel findet rasch seine Lösung. Der preußische Fiuauzmisifter Simon, der der sozialdemokratischen Partei augchört, hat berechnet, datz der Eisenbahnhaushalt für das abgelanfene Rechnungsjahr einen Fehlbetrag von 1828 Millionen, für das Jahr l»1ü einen solchen von SM Millionen ergeben werde. Bisher haben die Eisen- bahnen dem preußischen Staate ungefähr 760 Millionen Mark jährliche Einnahmen gebracht. In -er Haupt sache haben, wie der Minister Simon betonte, die Mehr lohnforderungen die mißliche Lage verursacht. Allein der achtstündige Arbeitstag erfordert bei der vreutzischen Eisen bahnverwaltung in fünf Monaten eine Mehrausgabe von 78 Millionen Mark. Ferner hat die Berliner Handels kammer den Regierungsbehörden den zahlenmäßigen Nach weis erbracht, daß die Einführung -es Achtstundentages in der Bergbqnindustrie zu einer Belastung der deutschen Volkswirtschaft um nicht weniger als drei Milliarden führt. Deckung für diese Gelder ist nicht vorhanden, wenigstens haben wir noch nichts davon vernommen und finden auch in dem Aufruf des sozialdemokratischen Parteivorstan-cs keinen Hlnwek- auf die Art und Weise, wie sie beschafft wtrden soll. Da» alles macht es aber durchaus verständlich, wen« die Herren Ebert und Schetbemann de« Achtstundcn- tas totschweige«, wenn sie von dieser Frucht ihres Sieges in de« Aufruf nicht sprechen und diese» Erzeugnis ihrer Regierung-knnst verleugne«. Die Ereignisse im Rwhrrevier «ab t» Qbepkchlesie« reden denn doch eine zu deutliche Sprache. St« haben zu einer Koblennot geführt, die in Bayern schon geradezu katastrophale Wirkungen gezeitigt hat. die nicht dentNcher gekennzeichnet werben können, als durch den Um- stau-, -atz sich -er baqrtsche DempbtlmachungSkommissar gezwungen sah. für alle gewerblichen Betrieb« mit mehr al- zehn Arbeitern eine zehntägige ArbeitSrnhe anzuorb- neu. Die Arbeiter erhalten eine SOprozentige Entschädi gung ans Staat-- und ReiLSkofte«. d. b„ auf Koste» des ge. samten Volle», da- aas diese Weise den Streik der Berg, ardeiter, der t» mrmtttelbare« Zusammenhang mit dem Svzialisierungsgedanken entstanden ist, bezahlen mütz. ^vrneuttuus -er Vch-sfeu-kraft u»L Le- Arbeitswillens* verlangte -er sozialdemokratische Aufruf. Man kann sich des Eindrucks wahrlich nicht erwehren, daß die bisherige Wirksamkeit der Sozialdemokratie als allein regierende Partei Arbeitswillen und Schaffenskraft vielfach geradezu ertötet hat. Auf diesem Wege soll aber, trotzdem e» der Partei vorstand auS Gründe», di« man nun begreifen kan», vor- zog von Sozialisierung nicht ausdrücklich zu sprechen, weiter geschritten werden. Auf dem und G.-Nat-Kon- greß betonte der MehrheitSsozialist Hilferding, die Bäcke reien könnten ganz gut von den Kommunen übernommen werden — vieles andere natürlich ebenso gut. Daß im Falle der Herrschaft der Sozialdemokratie auch die Tren nung von Staat und Kirche in der rücksichtslosesten Weise durchgeführt werden würde, liegt «ach allem, was bisher auf diesem Gebiete geschehen ist. auf der Hand. Da bei wartet das Volk immer noch darauf, daß ihm nun endlich die Kostenrechnung der sozialdemokratischen Regie-" rung vorgelegt werde. Vorläufig weiß man bloß, daß es den unterschiedlichen Räten in Berlin bis auf den heutigen Tag nicht gelungen ist, einen Etat vorzulegen, j ,^rus dem man klug werden kann*, ja, daß „die unwirt-> schaftliche Ausgabe von Geldern nicht in Abrede gestellt werden kann". Weit über eine M illiarde ist in die Lus) geronnen» bas Nationaleigentum ist vergeudet, geplündert, zerstreut worden, sagte der Relchsschatzsekretär Schisser, und weder Dr. Lanbsberg noch Richard Müller konnten diese Behauptungen widerlegen. Als Scheidemann am S. November vom Balkon des Reichstags herab die deutsche Republik verkündete, rief eie der Menge zu: „Arbeiter und Soldaten! Da» deutsche Volk hat auf der ganzen Linie ge siegt!* Wir fürchten, wenn das deutsche Volk so weiter siegt, wenn eS auch am IS. Januar einen solchen Sieg erfechten wird dann wird es sich bald zu Tode gesiegt haben und die leichte Beute aller derer werden, die heute sprungbereit an den Grenzen-eS Reiches stehen. Ihnen wird fchließlich auch das Berstaatlichungsbestreben nicht unange- nehm sein, denn je mehr im Deutschen Reiche zum Staats eigentum gemacht wirb, desto mehr können sie als Pfand für ihre maßlosen Entschädigungsforderungen in Beschlag neh men. Je mehr die wirtschaftliche Kraft des deutschen Volkes ausgehöhlt wird» desto leichter wird es den Eng. ländern und ihren Freunde« werde«, auch Deutschland unter ihre Fittiche zu nehmen und es z« verwalten, wie jetzt dle Türkei, „nach dem Muster Aegyptens*. Sie werden sich daran auch durch de« Aufruf -es sozialdemokratischen ParteivorstanbeS, in dem wieder vom „gerechten Frieden* die Rede ist. nicht hindern lassen — so wenig wie sich die Polen durch den „Sieg* de- deutsche» Volke» vom S. No vember haben hindern lallen, auf Erobern»»«» ausroziehcn. -im stite der Serbin»» gegen de» dents»ea Srliaewlrmnr. Haag, 8. Ja«. Mg. Drahtmelb.s Hollands Rienwe Büro meldet ans London: Nach einer Mitteilung an „Po litiken* habe« die Alliierte» i» Hinblick auf die Ent wicklung der Lage in Deutschland der deutsche« Regierung eine waruendcNote gesandt. Der Vertreter des Marschalls Fach hat der Wafseuftillstandskommissio« erklärt, datz. falls die bolschewistische« Elemente in Deutsch land die Macht in die Hand bekäme», die Alliierte« sofort alle Unterhandlungen abbrecheu und den vorlänfige» Frie den rückgängig mache» würde«. Eine andere Meldung besagt, die dentschen Politiker sollten sich vergegenwärtigen, daß Berlin besetzt würde, falls die drohende bolsche wistische Gefahr nicht ein Ende habe. Die deutsch« Regie rung wird daher kehr energische Maßnahmen gegen den Bolschewismus treffen müsse«. Dadurch werden die wiederholten, von uns wieder- gegebrnen Aeutzerungen der feindlichen Presse zur inner- politischen Lage Deutschlands vollinhaltlich bestätigt. Ein neuer Uedergriff eines A - und T.Mate». Berlin» 8. Jan. Der „Vorwärts* meldet aus Geilen kirchen: Der Oberbürgermeister von Gelseukirchen Machenz ist durch den Arbeiter- und Soldatenrat ab gesetzt worhen, weil seine Anschauungen mit der neuesten Zeit nicht ü b e r e i n st i m m t e n. wegen Nichterfüllung gewisser Forderungen und weil er auch nicht verstay-en Hab«. Autorität und Ansehen des Solhatenrats seit dem S. November zu heben. Der „Vorwärts* bemerkt dazu: Bor einige» Tagen meldeten wir aus Gelsenkirchen, daß ein dortiges bürgerliches Blatt von de» Spartakisten kurzerhand verboten worden ist. Dieses Vorgehen fordert schärfsten Widerspruch heraus und ist auf die Dauer nur geeignet, da- Ansehen der Revolution zu schädigen. Bolschewistischer Aufruhr in Aiga. Berlin, 8. Jan. tEig. Draiitmeld.j Der „Lok.-Anz." bringt folgendes Telegramm: An Bord des Dampfers „Lucy Woermann". 8. Jan.: In Riga herrscht bolsche wistischer Aufruhr. Das Deutsche Theater brennt. ES finden Straßenkämpfe statt. Die „Lucy Woermnnn* suhr am Freitag früh mit Flüchtlingen und Truppen ab. Die deutlch-hollSndlM Grenze offen. Berlin» S. Jan. Die deutsche Wasscnstillstandskom« Mission teilt mit: Nach einer Mitteilung des Oberkom mandos der Alliierten ist der Handelsverkehr zwischen Holland und den besetzten Rheinland«» unter Bor behalt der Anwendung des Zolltarifs frei. Die deutsch- holländische Grenze ist osse«. Dis belgischen Be hörde« werden jedoch eine Aussicht über diesen Berkehr ansitbe», um sich dadurch di« genaueste KeuutuiS der «ach beide» Richtungen hin erfolgenden Seudunge« zu ver schaffen und um später alle zweckmützigcu Maßnahme« vorzuschlage». Neue Kämpfe mit den Polen. Hoheusalza. 3. Jan. Der Bromüerger Vollzugsrat teilt mit: Vertreter aus den Städten Posen, Bromberg, Hoheusalza und Gncsen haben sich dahin verständigt, datz alle Feindseligkeiten sofort einzuftellcu sind. Nach Mitteilung des Bromberger Vollzugörates sind jedoch die i« Hohcnsalza gctrosseueu Vereinbarungen vondenPolennichtge halten worden. Alsbald nach Schluß der Verhandlungen, als die Vertreter die Züge be stiegen hatten, find Unruhe» in Hohcnsalza aus- gebrochen. Post. Magistrat und Polizei wurde« durch Polen besetzt, stad aber inzwischen von deutschen Truppe» wieder freigemacht worden. I» Strelna wird ge kämpft. Sr »fchwltz ist von den Pole» erobert und be setzt worden. Pose», 3. Jan. Heute nacht kam es wieder zu Schießereien am Bahnbose. über deren Ursache und Umsang genauere Meldungen »och nicht vorliege«. Nach Mitteilung des hiesige» Soldatevrats fanden gestern /. tnStreln» heftige Straßenkämpfe zwische« polnische« Trnppeu und Heimatschntztruppen Katt. Auch in Güefen sollen Sämvse mit den Seimatschntz- truppe« begonnen habe». Der Zugverkehr nach Gnesen »st seit gestern eingestellt. Verschiedene kleine Städte, «ie Srvtoschia »nd Losten, sind in polnische» Besitz ge kommen. Verhängung des TtandrerhteS über Lchneidemühl- Schncidemühl. 8. Jan. tEig. Drahtmcld.s Seit heute ist über Schneid cm ühl das St an dr echt verhäng! worden. Der Garnikonülteste und der Arbeiter- und Dol- batenrat riefen zur Bildung einer Bürgerwehr auf. Die Fabriken sind angewiesen, beim Herannahen der Polen durch Sirenen die Einwohnerschaft aufmerksam zi» machen. Diese hat dann sofort die Straße zu verlassen. Der Vormarsch der Polen. tSigu« Drahtberichte der „Drcsb. Nach r.".) Schneidemühl. 3. Jan. Die polnischen Streitkräfte schieben sich immer weiter in nordwestlicher Richtung parallel zu der Eisenbahnlinie Kreuz —Schneide mühl—Danzig vor. Sie sind bereits weit über die gestern früh erreichte Linie Rogasen—Exin—Golantsch— Nake! vorgedrungen und haben die von Schneidemühl und Nakel nach Bromberg führende Bahnlinie bis wenige Kilometer östlich von Schneidemühl in Besitz. Züge nach dem Osten werden seit gestern nicht mehr abgelassen, nach dem ein ausgelaufener Personenzug von de» Polen zur Umkehr gezwungen worden war. Der für die vergangene Nach: erwartete Einmarsch der Polen ist noch nicht erfolgt. Die Besetzung der Stadt wird aber stündlich erwartet. Die Garnison befand sich während der ganzen Nacht in Alarm. Infanterie, Luslichisfer und Flieger schossen in kurzen Zwischenräumen Leuihitugeln ab, üm sich gegen einen plötzlichen Neberfall zu sichern. Gestern nachmittag fand eine gemeinsame Sitzung non Offizieren des Garnisonkommandvs, Vertretern deo Ar beiter- und Soldatenrates und den städtischen Behörden statt, in der die Bildung einer Volkswehr besprochen wurde. Die deutschen Elemente haben beschlossen, sich zu einer großen deutschen Vereinigung zusammen- zuschlietzcn, die auch nach der Einnahme der Lcadr den großpolnischen Bestrebungen ein Gegengewicht bieten so!!. Glogau, 8. Jan. Der Verkehr mit Lissa. der noch bis gestern sunktionierte, ist seit heute morgen unter brochen. Telephonische Verbindungen werden nicht mehr hergestellt. Die Rückziehung des Heimatschutzes der Brovinz Pose». Berlin. 8. Jan. tEig. Dralmneld.s Aus Beut scheu läßt sich ein Berliner Blau folgendes melden: Während ganz Ost posen mit der Hauptstadt der Provinz, wie 'chon gemeldet, den Polen in die Hände gefallen ist. befand iich der westliche Teil der Provinz, in dem das deutsche Element überwiegt, noch in deutscher Hand. In der entscheidenden Konferenz, die der Minister E r n st und der Bevollmächtigte deS Kricgsministeriums Gvehre mit den polnischen Ab ordnungen in Posen hafte und in der die beiden Berliner Herren sich von der vollkommenen Machlverschieüung :n Ostpose» überzeugten, wurde, wie von eingcwcihier pol nischer und deutscher Seite des Bentschener Soldatcnrats er klärt wird, auch vereinbart, daß dieTruppen desHet wa t s ch u tz c s ans der gesamten Provinz Posen zurückgezogen werden sollten. Das S. Armeekorps und die in der Provinz Posen stehenden Teile des 2. Armeekorps sollen nach dkeier Nachricht aufjwlost werden. An ihrer Stelle soll der gesamten Provinz Posen ein paritativer mili tärischer Sicherheitsdienst aus polnischen und deutschen Sol daten, die in der Provinz Posen beheimatet sind, gebildet