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Dresdner Nachrichten : 03.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189911033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-03
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.11.1899
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vertlicheS und SiiilMchrS. ,, -Vietoria-Salon. Direktor Thieme überrascht in seinem Nvveinber-Proaroinm mit etwas ganz Außergewöhnlichem, mt einer Sensation, in der Borsübrung der 21jährigen zu- sammcngewachsenen Schwestern Rosa und Josefa, die, ein Seltenstück der s. Z. weltberühmten siamesischen Zwillinge, nicht nur unter de» Massen, die zuletzt i» Paris uiid London dieser seltensten aller Abnormitäten zuströmlen, sondern speziell auch in de» Kreisen, für die es kraft der Wissenschaft keine Wun der gicbt, in den Kreisen der Mediziner und Forscher, berechtigtes Anstichen erregte». Die Spannung, mit der iiia» vorgestern bas erste Auftreten des Schwesterpaares erwartete, war keine geringe; nicht weniger interessant, und man darf sagen, noch nicht dagcwesen. war aber auch die (Erscheinung der Zwillinge selbst, die sich schlicht »nd einfach, mit Vermeidniig^nller aufdringlichen Aeußcrlichkeiten produziren und »ach keiner Seite hi» etwas an sich tragen, was a» das gewöhnliche Austreten der zur Schau gestellten Abnormi täten erinnern konnte. Schneller als inan erwartet, stehen die iimgeil Mädchen plötzlich ans der Bühne, »in sich zunächst als Violin- lind Lhlophon-Spielcrinne» Vviznführen. Während dieser Produktionen hat man Zeit und Muße genug, das seltsame Nntur- spiel zu studireii, noch weitere Gelegenheit zu näherer Beobachtung geben die Schwestern aber später, indem sie von der Bühne herab schreite» »nd sich unter deni Publikum bewege». Hier trirt man dem „Wunder" näher in seiner zugleich erstaunlichen wie pshcholv- gisch seltsam berührenden Bedeutung: diele geistig durchaus nor malen Weien, die einzeln individuell empfinden, jedes selbstständig in seiner Art, auf vier gesunden Beinen und Fichen einherschrellcnd und wohlgeformt in den oberen Extremitäten, diele klugen und intelligenten Geschöpfe hat die Natur auf immer mit unlösbaren Klammern „neinandcr gefesselt, nichts scheidet sic mehr ans dieser Welt, kein Sterblicher vermag die Keilen zu sprengen, mit denen das Schicksal sie in der Thai ans Leben und Tod zusnmmen- geschmiedet — ein Spiel der Natiiimächtc. daL man nicht ohne Staunen und zugleich unter lenem Miiempfinden beobachten wird, wie es Erscheinungen hervorzurnfeu pflegen, bei denen das Schicksal tragisch waltet. Das medizinische Urtheil. das der Kaiseii. König!. Universitätsprosessor Dr. Hrcislh, Vorsteher der ghnälvlogischen Klinik zu Prag, über die Schwestern abgegeben, hat auch in den Dresdner medizinischen Kreisen so lebhaftes Interesse geweckt, das; zahl.cichc hiesige Aerzte zur nähere» Beobachtung der Zwillings- schwesiern sich gemeldet haben. — Ein kaum weniger seltenes Naturspicl, als diese Schwestern, vertreten die beiden indischcu Pygmäen Fntma und Smauu, die erster« 18 Jahre alt, 52 Ceiitimetcr hoch, ca. 6 Kilo schwer: der 17jährige Sinau» dagegen mir 50 Centimeier grvs; und 5 Kilo schwer. Diese winzig Keinen Menschen, das Reizvollste, was je am Fäustlingen oder Däumlingen in die Erscheinung getreten ist. enistaiumen einem birmcsischen Ehepaare, repräsentiren den reinen Tnvus der Jndv- Ehinesc» und erinnern in Allem an die althomerische Erzählung von einem fabelhaften Zmergvolke im Innern des noch wenig er forschten Hinker-Jndiens. Dem fei wie ihm wolle, auf alle Fälle sind nnd bleiben diese beiden reizenden Geschwister in ihren rühren den Produktionen am Miniatur-Neck. in ihren außerordentlich komisch wirkenden akrobatischen Darbieinngen nnd bei ihren, Spaziergänge unter dem Publikum die merkwürdigsten anthropolo gischen Erscheinungen der Jetztzeit. Tiesen^in jeder Hinsicht ganz anszergewöhnlichcn Menschenkindern, den Lchwestern Rosa Joicfa und den indischen Pygmäen, stellt das überaus reichhaltige neue Programm in der amerikanischen Sängerin Mis; Trul» Shattnk eine exotische Schönheit gegenüber, eine Variete- Spezialität, die sich im Vortrage anmuthiger Rationnlgciänge zu nächst als tadellose Ladt, umstellt und später in dem überaus klcid samen spanischen Kostüm ir In Ton Carlos das Interesse an ihren Darbietungen vortressiich zu steigern versteht. Das wirksamste Gegenstück zu dieser ..Dame dcS Chantant" stellt der „Istoilv tr:ii>>;:u«M, die ezcentrijche, sagen wir über das Genre anslchsveifendc Verwandlnngs'ängcrin M > le. Camille Ober von der Pariser Skala, die, unter verblüffend schnellem Kostnmwechiel. verschiedene Nativnalthpen in drastisch komischer Darstellung vorführt. Sie ist die echte Vertreterin des (llnmson cio zw-tto. der ilrthpuS des 6vnro fllmlois, der durch Mimik und Gestik das gesungene und gesprochene Wort sozusagen plastisch darstcllt. Als Hauptanziehung sind ferner die überraschenden Kunststücke zu bezeichnen, die Pros. Antonio Wallcnda mit seine» prachtvollen R ie> crr-Dvgg en und un heimlich gelehrten Katzen ansführt. Er bietet mit diesen, an Komik nnd Humor reichen Vorführungen entschieden das Vollendetste, was die Kunst der Dressur erreichen kann. Das November- Programm, das anßerdcm noch mehr als ein halbes Dutzend an ziehender und fesselnder Nummer» enthält, auf die heute einzn- gchen der Raum mangelt, ist jedenfalls so interessant und ab- ivcchsclungsreich, daß der Bclnch ans das Wärmste empfohlen zu werden verdient. — Zu dem vom Verein für Sächsische Volkskunde auf Montag den 27. ds. M. angcsclrtcn Volksthü m liche n Abend im Vereinshausc ist daS Programm bereits ausführlich zusammengcslellt. Der Abend wird durch einen von Herrn O- Seyffert verfaßten Prolog cingelcitet werden, dem, unter Mit wirkung von lOO Schulkindern, eine Reihe von sächsischen Vvlks- und Kmdcrliedern, Volksmusiken (Orchester), Dialektvorträgcn nnd Volstänzen folgen wird. Ans der Bortragsordnung sind besonders Hervvrzuheben: Wendischer Tanz aus der Lberlansitz, nach einer Volksmusikanten-Melvdie vrcheslrirt von Dr. G. Pilk, Vogt- ländische. Erzgebirgischc und Obertansitzer Dialektvorträgc; Volks lieder (deutsch, wendisch, schleswig-holsteinischs, gesungen vom Dresdner Orpheus unter Leitung von Herrn Albert Kluge; Zwci- tritt aus der deutschen Lausitz und andere charakteristische Orchester- stücke. ausgeführt von der Schützenkapelle (Dirigent Herr Stabs- hautboist Keil) re. Um das Zustandekommen des interessanten Abends haben die Herren Maler O. Sehsfert, Herr Dr. Pilk und Herr Kluge sich besonders verdient gemacht. — Der Fainilienabend des A lpcn - Vcreins im Vereins- Hause am I. November bot Herrn Dr. Cnrt Boeck zum ersten Male Gelegenheit, in Dresden über seine letzte (fünftes Asicnrcise zu sprechen. Er hatte als Thema „Erlebnisse im verschlossensten Bergland der Erde" gewählt nnd verstand es meisterhaft, ein an schauliches Bild der Hauvieigenthümlichkeiten des so wenig be kannte» Himalayalandes Nepal zu entwerfen. Herr Tr Bvcck wird auch durch einen öffentlichen Vortrag mit Lichtbildern zu einem wohlthätigen Zweck dem größeren Publikum seine reichen Erlebnisse und Eindrücke zugänglich inachen. Die feurige Bcredt- samkeit Dr. Bveck's, der in den deutschen Vereinen des In- und Auslandes zu den beliebtesten Vortragsmeistern zählt, ist bekannt nnd auch sein köstlicher Humor trägt dazu bei, seine Vorträge zu den gesuchtesten zu inachen. — Auch während der Tafel wurden die zahlreichen Festlhcilnehmer durch künstlerische Gaben mannig facher Art erfreut — Eine ziemlich gut besuchte öffentliche Schncider- nnd S ch n e id crin n c n - V ers a m in l n n g fand am Mittwoch 'Abend im Saale der „Güld'ncn Aue" auf der Blumenstraße statt, in welcher der Schneioer Käming aus Stuttgart einen längeren Vortrag über „Der Einfluß der Organisation auf die Lasse der Schneider und Schneiderinnen" hielt. An der Hand verschiedener Statistiken suchte der Redner ngchzuweiien, daß in allen größeren Industriestaaten, wie England, Frankreich, Amerika, in Folge der größeren Koalitionsfreiheiten auch die Organisationen der Arbeiter bessere, die Arbeitszeit eine kürzere und die Arbeitslöhne aus nahmslos höhere seien als in Deutschland. Deshalb seien die Organisationen für die Arbeiter außerordentlich wichtig, und wenn das die Schneider nicht bald erkennen und sich zu festen Ver einigungen zusainnienschließen würden, dann würden sie sehr bald auf das Niveau der schlesischen Weber herabsinken und sich wohl nicht gleich wieder anfraffen können. Als nachahmenswerthe Bei spiele stellte der Redner die Organisationen der Arbeitgeber, ins besondere den Bund der Landwirthe und die Hausbesitzerverciue dar. Genau wie wne Vereinigungen für ihre Interessen kämpften, müßte» es die Arbeiter auch thnn. und dann würden auch sie sehr bald bessere wirthschaftliche Zustände erringen. Nachdem eine Resolution im Sinne des Vortrags Annahme gefunden hatte »nd auf die Bedeutung der Gewerbegcrichtswahlen aufmerksam gemacht worden war. wurde in Folge der vorgerückten Zeit beschlossen, die Diskussion über die Forderungen der Betriebswerkstätten auf eine anderweit einzuberufende Versammlung zu vertagen. — Die Gartenbau-GeleNschast „Flora" versendet soeben ihren Jahresbericht. Er ist in hervorragender Weise mit Abbildungen au-aestattet, welche die berühmtesten Gehklziammtungen anS Dresdens Umgebung zun« Gegenstände haben. Die Bildersammlung wurde hergestellt. um die Fest- schrist für die Dendroloaen-Versammlung im August, welche nur ein Sevaratabdruck au» dem Jabrelbcricht der Flora darstell«, zweckentsprechend ausstatten ,u kbnnen, und hat in den weitesten Kreisen der deutschen Dendro- logen große Freude erregt. Die Bilder sichren besonders schöne Koniferen aus dem Pillnider König!. Hosgarten und dem König!. Forstgarten zu Tba- randt, kerne» Rbododendrvngruppe» au» Tharandt und dem berühmten Nborobcnbwiioam der ymna L. I. Seidel. Laubegast. vor. Die dazu ge hörigen Artikel, so besonder« derjenige auS der Feder des Herrn Ober- gartendireltor Bouchö über Pillnitz, behandeln das geschichtlich nnd dendro- logisch Merkwürdige in dielen Anlagen zum ersten Male in dieser Ausführ lichkeit. Einen besonderen wissenschastlichen Werth erhült der Jahresbericht durch ein« Arbeit de« Herrn Gebeimrath Pros. Dr. Trude über die in Deutschland verwendeten fremden Gehölz« und ihre Herkunit. Diese Arbeit ist von einer die Klimaproviirzen dcS deutschen Gartenbaues abarenzenden Karte begleitet. Von anderen Abhandlungen sei eine höchst wcrthvolle Ab handlung von Dr. Hiltner in Tharandt dcrvorgcboben über ein neues Verfahren, die Keimung gärtnerischer Sämereien zu beschleunigen. Die praktische Seite des gärtnerische» Berufes beleuchtet vom vbviiologischen Standpunkte aus eine Abhandlung dcS Herrn Pros. Dr. Sorauer aus Ber lin über .Die Kunst des Gießens". Für den Buchhandel ist der Bericht, der den König!. Gartcninsvcktor am Botanischen Garten zu Dresden. Herrn Lebten, zum Verfasser Hai, in kommitssonsweiscn Verlag der Losbuchhand lung von H. Burdach gegeben und zum Preise von 3.50 M. zu haben. — Die Dresdner Gesellschaft zur K ö r d e r » n g d c r Amateur- Photographic hielt ihre 40. ordentliche Sitzung am 30. Oktober im VereinSbause unter dem Vorsitze des Herr» Nedaktcur Schnauß ab, der über photographische Spezialausnabme» sprach Er crklüric die Perlahr«», nt» kleine, undurchsichtige Gegenstände, wie Wanzen, Muscheln und der gleichen zu photographirc», ferner die bewährte» Methoden zur Ausnahme von Mctallgesäßen, welche ihres Spiegelglanzes wegen Schwierigkeiten be reiten, gab daun einige Winke bezüglich der Ausnahme von Wintcrland- schaftc», EiSblnmcn und Wasserfällen und zeigte an der Hand von Bilder», wie man zu verfahren bat. uni des Nachts bei Mondschein und beim Lichte elektrischer Bogenlampen im Freien zu pbvtograpbiren. Den Schluß seines Vortrages bildete ein Strciszug in das Gebiet der Scher,pkotogravhie. in dem er mehrere Methoden cmgab, um „Geisterphvtographien" an,«fertige». Die zahlreich besuchte Versammlung folgte dein Vortrage mit ersichtlichem Interesse und spendete lebhaften Beifall. — Der „Deutsche Radsahrer - B u n d" ist henke einer der größten Radicchrerverbände der Welt geworden. 'Allerorten mehrten sich die Anmeldiingen ansollen, selbst hohen lind höchsten Kreisen derart, daß die anderen Verbände weit hinler ihm zurück- öliclien und er zur Zeit etwa 50.000 Mitglieder zählt. Der Galt 2l, Sachsen, stieg im vergangenen Jahre ans einen Bestand von 3502 Mitgliedern und batte lI>52Neilciiimeldnngeii und damit ei» reines Pins von 882 Mitgliedern zu verzeichnen. Immer ist die Ganlestnug bemüht, de» Mitgliedern neue Boclheilc und An nehmlichkeiten zu dielen. So kann jedes derselben heute die Grenzen aller Länder Europas ohne besondere Zvllbüttcrlegnng überschreite». Tie neueste Errnngenschaft aber ist eine m >edcr Beziehung tadellose Gaukarte, die jedes Mitglied ans Leinwand gezogen nnd in Etui portofrei zugesandt erhielt. — In Angelegenheit der Schule des Vercinp zu m F r n u c n s ch » tz schreibt man uns : Der Ausschuß und das Direktorium des Vereins mm Fraucnschutz sind nicht besagt, die Auslösung der Schule au»,»sprechen, da eins solche eine Statutenänderung involvirt. die der Genehmigung des Ministeriums des Innern bedarf. Bisher ist weder beim König. Ministe rium des Innern, noch bei dem des Kultus und öffentlichen Unterricht» ein GenelmngniigSgesuch eingereicht worden. Daraus folgt, daß die Organe des Vereins zum Frauenschutz eigcnmächiig und lediglich aus ihre Verantwortung bandelte», wenn sie ohne Genehmigung der Behörde ohne jede» Vorbehalt den Eltern und Lehrern die Auslösung der Schule nolisizirien und die Schnlrciume anderweit vermietheten. Eine Ancabl Eltern und Freunde des Vereins zum Frauenschutz sind beim König!. Minbterium des Innern vor stellig geworden, dem Auslösungsb-schlusse die ersoroerliche Genehmigung zu versagen. — Das schmucke E cn tr >i l - L h ea l e - E a s« wird morgen eröffnet. ES besindet sich in der die Prager- und Waisenhausstrciße verbindende» Passage. — T b e a t e r , n g. Die Slaatsbahnocrmnttung wird am Mittwoch de» 15. November im Anschluß an den vom biesigca Haüvtbahnbose Abends 10 Uhr 50 Min. abgehenden Pirnaer Lokalzng einen Sonder,ng aus der M ü g l i tz t h a l b a h n zur Abwrtigung bringen, der den Bewohnern der an gedachter Linie gelegenen Ortschaften Gelegenheit min Besuche hiesiger Theater. Eoncerle ec. blelet. Dieser Sondern'.,, geht von Mügeln hei Pirna Abends II Ubr tt, Mi», ab. hält an allen Untecmegsstationcn »nd trifft Nachts l Uhr 2t Min. in Geiimg-Altenderg ein. Von Schandnn-Piraa her ist ebenfalls günstiger Anschluß an den Sondermg geboten. Ter nächste Theateriondcrmg ist sür Mittwoch den 13. Dezember in Aussich! genommen und wird es von der Benutzung beider Züge abüänge». ob die Staats- bakmverwaltung während der Winiermonate weitere Thcalerzüge aus der Müglitztkalbahn nblassen wird. — Von de» Feldern des Rittergutes Zuschendorf weg sind kürzlich gegen 15 Eentner Kartoffeln gestohlen worden. Als Diebe hat man jetzt mehrere Einwohner von Pirna und Zehista ermittelt. — Frei b erg, 2. November. Bvr den Mitgliedern der städtischen Kollegien, den städtische» Beamten und Bediensteten nnd einer Anzahl geladener Ehrengäste vollzog heute Mittag im Stadtvcrordnekensaale Herr Konisch Kreishailvkiiicttui Schmiedel aus Dresden die feierliche Bcrvflichtnng und Einweisung des neuen Bürgermeisters unserer Stadt, Rechtsanwalt und Slndt- vcrordnele» Kurt Bernhard Ottvmar Blücher von hier. Dem Vcrvflichtnngsakte schloß sich ein Festmahl im städriichen Kauf hause an. — Bvr Kurzem vollendeten sich 25 Jahre, seitdem die mit der Universität Leipzig eng verbundene akademische Lesehalle besteht. Das Institut hat seinen Zweck vollauf erfüllt. und ist nnkenlbehrlich geworden. Von Prowssoren und Dozenten wird die Lesehalle rege besucht. Von Stndirenden gebörte» ihr im ersten Semester ihres Bestehens (Wintersemester 1874) -150 als außer ordentliche Mitglieder an, in den letzten Jahren zählte sic in den Sommericmeslem im Durchschnitt crwa MO, in den Winter semestern im Durchschnitt 000 stndeittiiche Mitglieder. — 'Am Montag Abend brannte in Zschorna bei Löbcm eine Scheune des Rittergutes mit fämmtticheir Erittcvvriäthen nieder. Durch Flugseucr wurde auch das Wohnhaus des blinden Grün- zeughärwlers Nätze eingeäschert. Als der Brandstiftung verdächtig wnrde ein 'Arbeiter des Rittergutes in Haft genommen. — Am ReformationSfeste ist die Ehefrau des Milchhändlers Vogt in Lößnitz kurz nach einem Lanze hingesrmken und eine halbe Stunde darauf gestorben. — Vorgestern wurde die neue Gülerhaltestclle Lößnitz eröffnet. — In Eaßlau bei Neschwitz hatte sich ein junger Mensch durch eine herabgcstnrzte und expfodirte Lamvc gefährlich verbrannt, so daß sich seine Unterbringung im Krankenhairs nothwendig machte, wo er am 3t). Oktober verstorben ist. — In Neschwitz feierte nur 30. Otlober der Schlvßgärtner Johann Friedrich Schmidt >en. das goldene Ehejubiläum. — Zwilchen den Stationen R »r k h a rd tsd o r s nnd Ditters dorf der Ehcmiiitz-Ane-Adorfer Eisenbahntinic entgleiste am Mittwoch von dem Mittags '/rl Uhr von Arie abgegangenen Güterzuge ein Güterwagen auS noch unbekannter Ursache. Außer einer etwa emslündigen Betriebsstörung hatte der Unfall keine weiteren Folgen. — Anerbach. 2. Nov. Eine ans der Irrenanstalt iiittcr- gvltzsch entwichene Iran wurde am Mittwoch früh entseelt in, Göltzschflnß liegend aufgefimdcn. Hände, Gesicht und Augen wiesen Vcrslümmelilngcn ans. — Treuen. 2. Nov. Der Geschirrführer Gerber wurde von einein Steiiifuhrwerk tödtlicb überfahren. — SchwurFerichk. Der Fä l s ch n n g einer öffentlichen Urkunde aus Gewinnsucht und des Betrugs beschuldigt, erschien gestern zunächst der 32 Jahre alte Markthelser Friedrich Emst Günther aus Dittersbach bei Frankenbcrg vor den Geschworene». G. wohnt in Weinböhla und benutzte zur fast alltägliche» Hin und Rückfahrt von Neusörnewitz nach Meißen eine Monatskarte im Preise von 3Mk. 80Pfg. Um 4 Wochen lang gratis zu fahren, fälschte er die aus de» Monat März ausgestellte, nach Ablauf der Frist noch in seinem Besitz befindliche Fahrkarte durch eine Rasur nnd Abänderung der aus den Monat bezüglichen Ziffer 3 in 1. Die Fälschung wurde am .5. April von dem Bahnsleig- schasfner Schmidt bemerkt, als Günther im Begriff war. von Neusörnewitz nach Meißen zu fahren nnd es konnte dem Ange klagten auch nichts nützen, daß er die u»giltige Fahrlegitimation mit der» Bemerken, er habe ans Versehen eine falsche Karte ge nommen, zerriß. Vor Gericht gab Ä. das Fälschuiigserperinient zu nnd behanvtetc, er habe sich damit fürdieseinerZeit angeblich verlorene Januar-Fahrkarte schadlos halten wollen. Das Urtheil lautete auf die geringste gesetzlich zulässige Strafe von 3 Monaten Gefängniß. Anklage und Veriheidigung führten die Herren Staatsanwalt Pein und Rechtsanwalt Dr. Langhernecken. — Eine» ähnlichen Strafsall beiras die Anklage gegen den 21jähriacn Geflügelschlächter Emil Bruno Petters aus Prossen und den 33 Jahre alten Arbeiter Otto Emil Grüllich ans Postclwlp. Beide in Wendifchfäbre wohnhaft und noch unbestraft. Pctters war leitEnde 1607 auf dem Bahnhof Mügeln als Wagenrücker und aushilfsweise auch als Bnhnsteigschaffner wütig. In dieser Eigenschaft jedoch nicht verpflichtet. Am 16. April AbendS traf der Mitangeklagte Grüllich, ein Freund P.'s. aus der Station Mügeln ein und man feierte die Freude des Wiedersehens bei einem Glas Bier. Im Laufe der unlcrhaltuna erfuhr Peilers, daß G- auf der Heimfahrt nach Schandau begriffen sei. aber noch keine Fahrkarte gelöst habe. Dies bewiw den leichtsinnigen Mann ohne Weiteres, eine kurz zuvor bet Ausübung der Bahnstelalvrne erlangte Rückfahrkarte mit dein Bleististpecmerk „Jrrihltinlich eouptrt". sowie einer nicht zu entziffernden Naniensunlerschrist zu versehen, mit welcher Grüllich Gefängniß. Tie Staaisanwaltichast vertrat Herr Slantsanwall Easpari, während als Aertheidrger die Herren Rechtsanwälte Müller v. Bemerk und Tr. Andreas sungirten. — Weiler ver handelte das Schwurgericht gegen den Käfereibesitzer Gustav Emil Weise aus Neu-Sömzig, dem ebenfalls die Fals ch u n g einer Eisenbahnfahrkarle zur Last gelegt war. Ter Angeklagte wohnt in Borsdorf bei Lcivzifl und löste dort ani 12 April d. I. eine Rückfahrkarte nach Meißen-Cölln, die zur Hin- bez. Rückfahrt über LeiSnig-Döbelu-Nvsse» oder über Riesa-Eoswig berechtigte. 'Nach der üöer Leisnig in Meißen erfolgten Ankunft erledigte Weife Geschäfte, fuhr dann von der Station Triehischtbal nach Coswig weiter und ließ sich dort die Jahrtti»lerhrcch>»!c> bescheinigen Nach Lage der Sache war der Angetiagie nun zur Rückfahrt über Riesa verpflichtet; während er mich der Abwickelung von Geschäften in E- mit dem Zng nach Meißen in der Absicht zumcksnhr. die Heimsahrt über Leisnig sorlznictzen. Inzwischen halte Weise de» auf der Rückseite der Fahrkarte besindlichen Fahrtnitterbrechnngs stempcl gefälscht resp. mit den Fingernägeln das Wort „Coswig" weggekratzt und von dieser Fälschung erlangte der Hilfsdahnsteig- schastner Hälsig Kcnntniß, als Ä. die Karte in Meißen vvrzeigte Von den Geschworenen wurde die Frage, ob die Fälschung ui der Absicht bewirkt worden ici. den Eöcnbahnsiskns um den Fahrpreis von 3 Mk 30 Psg. zu schädigen, verneint, »nd es erfolgte oahec nur Vernrlheilnilg wegen einfacher Urlundensäi'chnng zu 3 Tagen Gefängnis;. Anklage und Bcttheidigung sübtten die Herren Staatsanwalt Dr. Weicherk nnd Rechtsanwalt Dr. Thieme — Landgericht. In der Nacht zum lo. September ver- kebrlc der 27 Jahre alle, ans Rendsburg gebürtige Korbmacher Wolbemar Heinrich Emil Selbmann in der Grvße'ghen Gastwirt!, schalt zu Kötzichenbrvda. Während seines vorübergehenden Ausem Haltes ini Hofe remvelte der rohe, schon wegen Körpervccletzunq mit 0 Monaten Gefängnis; bestrafte Memch vcu Zimmermaa» Mehlig an. und als dieser darüber seinen linmnlh äußerte, erhiel: er voll Selbmann drei Messerstiche in die Schüller bez. in die rechte Schläfegegend, io daß er bewußtlos nnd blutüberströmt zu- sammenbrach. Die 0. Strafkammer vemclbcille den MesscrheldE z» l Jahr 0 Monaten Gefängnis;. — 'Ans dem Zuchthaus rn Saga» vvrgesnhrt. betrat in der Person der 38jährigen Näherin Martha venv. Sterzing eine rouliiürte Hochstaplerin von dnnücn Herkunft die Anklagebank. Die Angeklagte lernte im Dezember 1808 aus der Fahrt von Amsterdam nach Berlin den Zngsnhrec Rahaus in Mühlheim an der 'Ruhr kennen und erlangte dabei ei» gehende Kenntnisse von den Familieiweihältnisfen R.'s. Wenig: Tage später, am 12. Dezember, stellte sich die Sterzing, welch' damals den Namen „Elm Biller" sührke. dem Schwager R. . Pcodnktenhändlec Mielh in Meißen, vor. und bewog denselben unter dem Vorwand, die Schwester M.'s bei:: de sich in den mißlichste.' Vcrmögensverhältnissen :e. zur Heignde eines Geldgeschenkes von 50 Pik. Am 1-5. Dezember erhielt Mielh von der Schwindlerin ein Telegramm ans Dortmund. daS die Bitte um weitere telegraphische Zusendung von 00'Mk. enthielt nnd die Unterschritt der ^chwcsler M.'s, Emma vecehel. Nahans trug. Der Zeuge ließ sich auch dies mal täuschen nnd zahlte umgehend 30 Mk. ans die singirke Adresse ein. Aus ähnliche Manier beutete die Angeklagte seiner Zeit die Kenntnisse über Fainilicnverbälttrisse mehrerer Eiscirbahiipassagiere ans. mit denen sie von Berlin nach Minden gefahren war. Ter Gerichtshof erkannte eimchicßlich einer noch zu verbüßenden, von der Stiaftammer bei dem 'Amtsgericht Grab, der Sterzing ans- erlegten Strafe von 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus ans t Jahre Zuchthaus und 5 Jahre EhrcnrcchlSverlnsi. — Ter Baugciverkc Emil Hermann Läntzsch in Evita wurde von der Anklage, durch erlogene Angaben den Tachdeckermeistcr Fröhlich zur Ausführung von Arbeiten bewogen nnd damit um ooo Mt. betrogen zu Haben, freige'lprochen. — Amtsgericht. Am 27. Oktober bettelte der vielfach vorbestrafte Handarbeiter Friedrich Angnst Graf, 180t zu Wachwitz geboren, in Blaiewitz in mehreren Häuser» der Bergstraße in ans- oringlichster nnd frecher Weife. Dem Lchntzmann, der ihn arrc- tirle, leistete er Widerstand, wofür er zu 0 Wochen Gefängnis; und 2 Wochen Haft vernrthcilt und an die Landesvolizcibehördc überwiesen wnrde. — Dem Fnhrwerlsbcsitzcr Harig wurde wegen Prandverstricktnig 1 Woche Gefängniß auferlcgi. — Durch lantes Singen und Schreien verübte der Handarbeiter Gustav Adolph Kirchner. 1818 geboren, auf der Straße von Cotta nach Löbtau groben Unfug und beleidigte in gröblichster Weite den Schutzmann, welcher ihn zur Ruhe verwies Ans dem Wege nach dem Orks gcwnhrsam widettetzte er sich nnd wnrde nun zu einer Gefängnis;- straie von 3 Wochen vernrtheilt. — Tein Baugewerlen Wilhelm Oehinichcn isl zur Last gelegt, sich in Bezug ans die Vermögens- Verhältnisse und Kreditfähigkeit des Bangewerken Riemer zu Gehör dritter Pestonen in einer Restauration äußerst abfällig geäußert zu haben Diese Kritik muß Oehmichen mit einer Geldstrafe von 30 Nit. sühnen. — Der Droschkenkutscher Oswald Heinrich Licning entwendete am 18. Angnst einem Kollegen eine Wagcndeckc, deren Werth ans 4 Mk. geschätzt öl. Für diesen Diebstahl cckannte das Tchössengcricht aus 1 Tag Gesängniß. — Wegen Diebstahls meh rerer Kislchen Cigarren nnd eines Geldbetrags von l Mk. hat der 18jährige Handarbeiter Gustav Adolf Findeilen 1 Woche Gcsäng nis; zu verbüßen. — Ter ledigen Elothilde Cohn wnrde wegen rüctsichtslvicn und übermäßig schnellen Fahrens ans einem Zmeirad eine Geidslrase von 2 Bit. anscrlegt. — Ter 'Brothändler Ernst Fröhlich verwirkte eine Geldstrafe von 20 Mk, weil er einem Sleneranöehcc in gröblicher Weise die Revision seines mit Brot gefüllten WagenS verwehren wollte. — Tie FabritarbcilerSchesran Marie Tonaih geb. 'Mvhrmcinn anS Oberschlesien machte sich ans dem Hanptbahnhof der 'Beleidigung eines Eisenbahnbeamtcn schul dig. der sie nach ihrer Annahme nicht genau unterrichtet hatte, in welchen Eisenbahnzng sic steigen solle. Für diese Mißachtung des Beamten wnrde die Angeklagte zu einer Geldstrafe von 2>> Nit. vernrlheilt — Der frühere Schuhmacher und spätere Handelsmann Hermann Wilhelm Lorenz. 1835 geboren, bekam von einein Kauf mann in Weinböhla mehrere 'Artikel znm Verkauf. Die verein nahmle Summe verbrauchte der bejahrte, bisher unbescholtene Mann in eigenem Nutzen. Wegen Unterschlagnn^in zwei Fällen erkannte das Tchölfengericht ans 2Monate und 5 Tage Gcsä»g»iß. Ncbersicht iilicr vc» Jinerattutlicil. S-,t- Familicniicichrichten .... 5 Privatbesprechnngen. . . . 0 Untenichts-Airkündignngen 15 Vergnügungsaiizeigen 5. 6, 7. 8 Angebotene Stellen . . 13. I I Pensionen 14 Grundstücks- nnd Gcschästs- An- rr. Verkäufe 14, 15, 22. 23 Miekhgcsrrche u. Angebote 11. 22 j Berstcigernngcn .... 10 Stclleir-Gesuchc . . . 14, 22! Behördl. Bekanntmachungen 10 Geldverkchr 14. 22' Im Nebligen Gelchästsanzeigen verschiedener Art. Börse, Volks- unk» HailSwirtlifchaft, Technisches. Dresdner Börse vom 2. November. Die Londoner Berichte, aus welche heute mit Spannung gewartet wurde, lauteten fest und Zuversicht- lich. Diese Nachrichten vermehrten »och die von gestern übernommene seile Haltung der Berliner Börse, so das; die aufwärts gerichtete Bewegung einen bauffirendcn Ebaratter g»nal»n. Von K'anawcrlbe» waren SchiffsahriSaltie» besonders belebt. Man »otirlc Kredit 232,25. Diskonto 102,75. Staats bahn 113,25. Lombarden 33. !0. Deutsche Bank 200. Dresdner Bank 103.40. Handelsgesellschast l67,50. Laurabütte 257,50. Bochmncr 258.40. Dort »Nttlver 126.90. Vom Wiener PI ab wurde gleichfalls feste Tendenz gemel det. Die VuiwärtSbcwcgzung der Kurse mallste auch am hiesigen Platze wei tere Fortschritte. Die Effetlen sind i» kräftigere Hände übcrgegange» und ährradwerthcn Seidel L Naumann 1. Corona und Herkules 0,50. Von ttauereien handelte man Fürther 0,25. Schöfferbof 0.50 höher. Fcldschlök- chcn unv., Lagcrkcller mit 145. Diverse wurden heute bedeutend mehr be achtet wie in den vergangenen Woche» und mußte» durchgängig höher bc ^ zahlt werden, da zu den bisherigen Geldkursen kein Material erhältlich war . Infolgedessen stiegen Kahla 8. Preschcr 1.50 bei guter Nachtrags. Schlesische Holzindustrie 1.25, Deutsch-Ocstercetchisches Bergwerk und Carl Teichen >0,50. Laa» erzielten 40. Hänichener 55 "Z. Rcstdcnzbaubank wurden mit ! 183 gehandelt. Sächsische Bank mit 138.60. Sächsische Bodcnkrcdit gaben 2. Leipziger Kredit 0,50 '!(, nach. Straßenbahnen behaupteten die gestrigen Kurse. Vereinigte Schiffer und Kette besserten sich 0,25 °/>. Dapicrfabnken lagen ungleichmäßig. Sebnitzer gewannen 2. Dresdner und Strohsioff ich!»- aen je l ab. §ondS setzte man bei wenig veränderten Kursen etwas icb- kaster um. 30,-pro». Dächs. Anleihen konnten 0,15 7» »rofiitre». Oester». Banknoten 100.S0. Dvss-ner Nachrichten. . -lO.';. Leite i>. Ml» Frcitna, 3. Novbr.
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