Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 03.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189911033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-03
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.11.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
, « 'S- Prag. A«S Jaromrrz oei Königgrätz wird berichtet, das; es dort geiler» ;» crregie» Demonstrationen kam, zu deren Unter drückung Militär cimchritt. Es wurde eine Koiitrolversammlung der Reservisten des Bezirks abgchalten. Morgens fand man in der ganzen Stadl Plakate mit dem Worte „Zdc" in großen Lettern angeschlagen. Das war die Aufforderung a» die Reservisten, sich mit „Zde" statt „Hier" zu melden; in Folge dessen wurden in der Koiitrolversammlung sechs Reservemännec. die„Zde" riesen, sofort verlraftet und zu 5 Tagen Arrest verurtbeilt und in die Kaserne abgefülirt. 'Run sammelte sich die Bevölkerung auf dem Marktplätze. durchzog unter Prvtestrufcn gegen die Verhaft ungen die Straße und verlangte vor der Kaserne stürmisch und drohend die Freilassung der Verhaftete». Militär rückte mit auf- gevflanztcm Baivnett aus und zersprengte die Menge. Um Weiteres zu verhüten hielt der Bürgermeister eine Ansprache an die aufgeregte Breiige, worauf sich dieselbe zerstreute. Paris. Ter StaatSgerichtshof wird nicht am 8., sonder» am 9 November zusammen treten. Paris. Aus Konslantinopcl wird berichtet, der sultaii lei einer Verschwörung auf die Spur gekommen, deren Ziel die Ueber- tragung des Khalisats au eine von zwei fremde» Mächte» unter stützte. diesen Mächten durchaus ergebene Persönlichkeit sei. Eine Erhebung in Arabien sollte die Ausführung dieses Planes unter stützen, von welchem mehrere europäiiche.Höfe während der jüngsten Europareise des Khedive» Kunde erhielten, aber nicht durch ihre Botschafter in Konstantinopel, sondern durch ihre Vertreter in anderen Hauptstädten. Die Verschwörung richtet sich ausschließ lich gegen die Khalifengewalt des Sultans. Der künftige Khans sollte seinen Sitz in Afrika oder Asien haben. Der leitende Ge danke jener zwei Mächte sei eine Spaltung der islamitischen Welt. Paris. Ein mit drei Pferden bespannter Omnibus stieß heute Rachmittag mit eiucm andere» leichteren Omnibus zusammen, in welchem sich 25 Fahrgäste befanden. Der letztere Omnibus stürzte um; 12 Personen wurden leicht, 2 schwer verletzt. Madrid. Gestern brach ein furchtbarer Tumult aus. Auf rührer verbräunten die sämmtlichen Gebäude des ThorzollamteS. Gendarmerie und Polizei haben Mühe, neue Aufreizungen zu verhüten. B areelon a. Die Inhaber von Kaufläden schlossen heute ihre Geschäfte, um gegen die Verhaftung der Kauflcutc, welche sich kürzlich weigerten, Stenern zu bezahlen, zu prvtcstircn. Brüssel. In Folge der Siegesnachrichten von Ladnsmith ordnete die hiesige Transvaal-Gesandtschaft für kommenden Sonn tag in der holländischen Kirche zu Brüssel einen feierlichen Dank- und Bittgottesdienst an. Londo n. Die Abendblätter veröffentlichen folgende Depesche aus Ladhsmith vom 31. Oktober Abends : Die Buren rücken in südöstlicher Richtung vorwärts. Es soll ihre Absicht sein, sich der Eisenbahn bei Eolenso zu bemächtigen und den englischen Truppen die Verbindung mit Picteruiaribbura und Durban abzuschneidcn. London. Die Abendblätter melden, in Picternurritzburg seien Nachrichten eingctrosse», daß die Buren einen Theiß des Zululandes besetzt, sowie daß sie Pomeroy, 50 Meilen von Grehtown, genommen haben. — Die „Times" veröffentlichen folgendes Tele gramm aus De-Aar vom 1. November: Bieldungen aus Bur- ghersdorp zufolge stehen seit Montag Abend 3000 Buren in Bethulie bei der Dcrff über den Öranjcfluß. Die Blätter stellen fest, daß die Engländer seit Beginn der Feindseligkeiten bis heute 2952 Todte, Verwundete und Gefangene zu verzeichnen hätten. Die Berliner Börse war heute wiederum fest. Stinru- lircud wirkten auch heute die Mittheilungen über neue große Be stellungen für die Eisenindustrie, so daß man weitere Preiserhöhung für Eisen- rvie für Kohlenwerthe erwartet. Gerüchte vom südafrikanischen Kriegsschauplätze, Kim beriet, sei ge nommen und R h c> d es in die Hände der Buren gefallen, übten keinen Einfluß auf die Ten denz. In der zweiten Stunde traten, ausgehend vom Montanaktienmarkte, merkliche Abschwächungcn ei». Aus Olcr- schlesicn sollen neue Nachrichten vorliegen, zu Folge deren ein allgemeiner Streik im dortigen Montangcbietc bald zu erwarten sei. Banken gut behauptet, namentlich Deutsche Bank. Haudclsantheile und Dresdner Bank anziehend. Eisenbahnen still. Transvaalbahn etwa 2 Proz. höher. Bergwerke Anfangs fest. In zweiter Stunde waren namentlich Laurnhuttc angcboten Fremde Renten still. Heimische Fonds behauptet. Privaldiskont 5V« Proz. — Am Splritus-Markt kamen einige Abschlüsse zu Stande zum Preise von 40.10 Mk für Loco 70cr. Termine bei stillem Geschäft leicht befestigt. Der Getreide-Markt war durch verstärktes Angebot bei gänzlich mangelnder Kauflust ungünstig bceinftnßt bei ziemlich velanglosci» Geschäft. Weizen Iris 1,50, Roggen um 1 Mk. billiger angebotcn: in Folge der allgemein matteren Tendenz gab auch Hafer 50 Pfg. nach. 'Nach Ermittelung der Centralnotirungsstelle der preußischen Laiidwitth- schaftSkammern wurden bezahlt in Berlin: Weizen 150, Roggen 149, Hafer 140 Mk.: Stettin-Stadt: Weizen 148. Roggen 144, Hafer 130 Mk. — Wetter: Schön. Südsüdwest- Wind. Nrorrkflirt a. SN. (Schluß.) Credit 231,90. DtSconto 192.70. Dresdner Ban 163,50. Staatsbahn 142,90. Lombarden 33,60. LaurahUtte 257,20. Ungar. Gold —. Portugiesen —. Fest. BartS. (3 Uhr Nachmittags.) Rente 100,40. Italiener 93,10. Svamer 64.80, Portugiesen 24,60. Türken 22.05. Türkenloose 114.79. Ottomanbank 555,00. Staatü bahn 720,00. Lombarden 174,00. Behauptet. Amsterdam. Produkten-Bcricht. Svenen ver November geschättüloS, per März Lihig. Roggen per November per Mär, 136,00, per Mm 139,00. hat bis 5'/s Uhr Morgens ohne Unterbrechung ruhig geschlafen, fühlt sich kräftiger, klagt noch über leichtes Dnickgcfühl in der Stirngegcnd. Das Gevächtniß bessert sich. Temperatur 36,8. Puls 58, Allgemeinbefinden andauernd zufriedenstellend." — Ihre Kaiser!, und Könrzl. Hoheit die Fra» Prinzessin Friedrich August hat gestern die prinzliche Villa in Wachwitz verlassen und das König!. Palais am Taschenberg. hier, bezogen. — Wie der „Hann. Conr." mittheilt, soll Prinz Max von Sachsen zuni Bischof von Metz auSerichc» sei». — Ihre Kaiserl. und König!. Hoheit Frau Großherzoai» von Toscana mit Ihrer Kaiserl. und König!. Hoheit Erzherzogin Gcrmana besuchte gestern das Geschästslokal des Hofpatfilmenrs Emil Süß. Pragerstraße 20. und bewirkte größere Einkäufe. — Se. Majestät der König hat die von de» Verwaltern der Forstreviere Laußnitz und Pausa, dem Forstmeister Leh m a n n in Laußnitz und dem Oberförster N itzsche in Mittelhöhe bei Pausa, nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand genehmigt. — Ter König!. Baher. Gesandte. Herr Freiherr v. Niet hammer, hier, erhielt vom Prinzregenten Luitpold von Bayern das Großkreuz des Verdienstordens vom heiligen Michael. — Dem in den Ruhestand getretenen Hausmeister und Oekonomen am Seminar zu Nossen Johann Carl Schneider in Meißen ist das Albrechtskreuz verliehen wurden. — Vorgestern besuchte Sc. Excellenz Kultusminister Dr. v. Seydewitz in Begleitung des Herrn Geheimen Schulrath Professor Dr. Vogel die l. Realschule ui Leipzig, um den Uiiler- richt und die pädagogischen Einrichtungen der Anstalt zu inspizicen. — In dem Befinden des Prorektors der Universität, Herrn Geh. Kirchenrath Professor v. Hauck in Leipzig, rst eine Wendung zum Besseren eingetreten, doch muß der Patient noch für einige Zeit das Bett hüten. — An Stelle des verstorbene» Bezirksschulinspektors Eichen- berg ist Herr Stadtichulraib Dr. Prietzel, wie bereits an- aedeutet wurde, zum Nöiiigl. Schnlrath eruannt worden. Das Stadtschulwesen Dresdens verliert an Dr. Prietzel einen aus gezeichneten Schulmann. Wie man hört, tritt Dr. Prietzel sein neues Amt bcicits zu Neujahr an. — Das „Tr. Journal" veröffentlicht die Wahlordnung, die Wahlen von Vertretern der Arbeitgeber und der Versicherten für die Invalidenversicherung betreffend, vom 27. Okto ber 1899. — Vorgestern starb »ns seinem Nittcrgute Wicsa bei Anna berg im Erzgebirge Herr Rittergutsbesitzer Ernst Wecke aus Wiesa und Schönfcld. Der Verstorbene wurde am 14. März 1831 geboren. Rach Beendigung eingehender wissenschaftlicher Studien widmete er sich der praktischen Lnndwirthschaft, welche er ans dem Rittergutc Lichtcmvalve bei Ehcmnitz erlernte. 'Nachdem er dann längere Zeit das Rittergut Wiesa als Administrator im Erbe bc- wirrhschastet hatte, übernahm er das Rittergut 1860 als eigene» Besitz. 18M kaufte er das Rittergut Schönfeld und daS sogenannte KeÜergut hinzu, so daß er uilnmehr einen Besitz von ungefähr 1000 sächsischen Ackern zu bcwirthschaste» hatte. Herr Wecke suchte mit außerordentlichem Verständniß und Geschick seinen Besitz in ante Kultur zu bringen und wurde dadurch für das obere Erzgebirge das Vorbild eines tüchtigen Landwirthes, dem man allenthalben nachzustreben versuchte. Viele junge Landwirlhe haben unter seiner Leitung während der langen Zeit seines erfolgreiche» Wirkens reiche Erfahrungen aus de» Rittergütern Wiesa und Scbönield geinmmclt und werden dem Verstorbenen ein dankbares Andenken bewahren. Aber nicht nur i» seiner Wirthschaft zeigte sich Herr Wecke hervorragend thätig, sondern auch für das Allgemeinwohl bat ec sich ernstlich aufgevpsert. Sv war er eine lange Reihe von Jahren Vorsitzender des Landwirthschastlichcii Vereins zu Annabcrg, Mitglied des engeren 'Ausschusses und des Direktoriums des Land- wirthichastlicheu Krcisvereins »u Erzgebirge, des Kuratoriums der Laudwirthjchastlichen Schule zu Aniraberg, des Eisciibahnrathes. des König!. Sächsische» LaiidcSknltunathes und seit 1889 Mitglied der Ersten Kammer des Sächsischen Landtages. Ferner gehörte er dem Tentichcn LandwirthichaslS.alh und der Teulsche» Laiidwilth- schafls-Gescllschast an, war im Ausschuß der 'Norddeutschen Hagcl- versicherungs-Gesellschnst, des Landwirthschaftlichen Kreditverems im Königreich Sachsen, der Land- und forslwitthschasilichen Vcrufs- acnossenschast im Königreich Sachsen, sowie in vielen anderen Ehrenämtern thätig, so daß er einen großen Theil seiner Lebens zeit dem Wohle der Landwirthschast und der öffentlichen Thälig- leit gewidmet hat — Für die Herstellung der neuen deutsche» Freimarken, deren Einführuna am l. Januar l90o i» Aussicht genommen ist, lwt man als Markcnbild das hier in Ab- § bildung beigcgebenc Brustbild einer ) Germania »»»mehr cndgiltig gewählt Das Haupt des idealen Fraucnlnldnisscs trägt die Kaiserkrone, unter der das .Haar bis auf die Schultern hcrvorwallt. Tic Brust ist gepanzert, die rechte .Hand hält Schwettknauf und Oelzweig. Bei den Erwägungen über die Wahl des neuen Bildes war man sich darüber klar, daß sich die Wiedergabe eines Kopfes am beste» eignen würde. Ein Kops läßt eine künstlerische Darstellung zu und bringt eine schöne Wirkung im Markenbilde her- ßig schwer nachzuahmen, und in Nach- aeringsügige Abweichungen leicht erkannt. Verändcrnng des Gcsichtsausdrnckes, bc- lIMlcN8?08Isl OerllttsteS und Sächsisches. — Auf Befehl Sr. Majestät des Königs wird die feierliche Eröffnung des einberufenen Landtags Donnerstag den 9. No vember, Nachmittags 1 Uhr, in dem Thronsaal des König! Schlosses stattfinden. Die Herren Staatsminister, die Herren des Königl. großen Dienstes, sowie die Herren der ersten und zweiten Klasse der Hofrangordnung, ingleichen die nicht im Dienste befind lichcn Königl. Kammerherren versammeln sich -V-il Uhr im Stncksaal der zweiten Etage des Königl. Schlosses, um Sr. Majestät dem König vorzutreten bez. zu folgen, wenn er sich znm Throne begicbt und von da zurückkehrt. Die Herren der dritten, vierten und fünften Klasse der Hofrangordnung, sowie die am Königl. Hofe vorgestellten, in der Hosranaordnung nicht mit inbegriffenen ein heimischen Herren, welche dieser Feierlichkeit beiwohnen wollen, versammeln sich >/sl Uhr in den Paradcsälen der zweiten Etage des Königl. Schlosses und begehen sich dann in den Thronsaal. wo ihnen Plätze angewiesen weiden. — Se. Maieslät der König cmvsing am Sonntag in Audienz! Herrn Oberbürgermeister Justizralh Dl Tröndlin, der sich Sr. Maieslät in seiner Eigenschaft als Oberbürgermeister von Leipzig vorstellte. — lieber das Befinden Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Aug u st wurde gestern früh folgendes aus Kalkreuth datirtcs, von Herrn Oberstabsarzt Dr. Sclle unterzcichnetcs Bulletin ausgcgcben: „Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich August vor: ec ist verhältnißn ahniungen werden selbst weil das 'Auge auf eine sonders bet einem Portrait mit den charakteristische» Gcsichtszügen, viel empfindlicher reaairt, als auf die Verschiedenheit i» dieser oder icner ornamentalen Linie. Es läge ja nun nahe, das Bild des deutschen Kaisers uls Markeubiid zu verwenden. Hiergegen walten indeß ähnliche Bedeuten ob. wie solche seiner Zeit bei Er laß des Gesetzes über die Ausprägung von Reichs-Goldmünzen und bei Erlaß des Rcichs-Münzgesetzcs maßgebend waren, daß die Ncichsmünzcn nicht einheitlich das Bild des Kaisers, sondern Re Bildnisse der Landesherren und die Hoheitszeichen der Freien Städte tragen. Die Marten sind 25>/s Millimeter hoch und 21 Vü Millimeter breit; sic haben in der Breite 15, in der Höhe 18 Zähne. — A» höheren Werthen sind Marke» z» l. 2. 3 und 5 Art. in Anssicht genommen. Die Anfertigung ist im Gange, wird jedoch noch einige Zeit in Anibrnch nehme», da die Marte» in Knvferslichmanict hergestellt werden müssen. Für die höheren Wcrthe sind Darstellungen ans der neueren Geschichte All-DentschlandS vorgesehen. Sv wird die Füiismark-Marke das belniinte große Papchchc Bild zeigen, das den historischen Moment verewigt, in dem der Monarch, die Reichssahne in der Hand, die berühmten Worte ansiprach: „Ein Reich, ein Volk, ein Gott." TaS Papchcbe Bild weist mehr als 30 Köpfe aus. Ans den Trci- mark-Malkcn ist die Enthüllung des Dcntmals Kaiser Wilhelms des Groben zurTarsleltung gebracht, und zwar ist die Vervielfältigung glcich'alls nach einem bekannten Bilde erfolgt. Die^Zweiinnrk- Mattc zeigt das berühmte Wcrner'sche Gemälde „Seid einig, einig, einig", während ans der Ei»mark-Marte das Rcichspvst- gebä-ide zur Darstellung gelangt. Ter Entwurf der neuen Post- wcrthzeichen ist Pros. Rocsncr zu danlen. — Dem Ministerium des Innern ist bekannt geworden, daß, seiner wiederholten hierauf bezüglichen Bcrordnnngc» ungeachtet, noch immer von viele« O rts k ra n ke » k a > s e n ans Kosten des Kasseirvermögens Abgeordnete zu den Versammlungen der freien Bereinigung von Ortskrankenkasscn im Königreiche Sachse» ent sandt werden. Das Ministerin» des Innern weist deshalb noch mals, und zwir nirter Androhung von OrdimrigSstraien, daraiis hiu, daß jene Bereinigung den Kassenvcrhänden im Sinne von 8 46 des ReichSktiinkenvcrsrchcru»gsgesetzcs nicht beiznzählcn ist und daß daher die Verwendung von Kassenmitteln behuts Bc- ichickmig der Vereiiiigungsveliammlungen nach 8 29, Abs. 2 desselben Gesetzes unzulässig erscheint. — Bei dem Königl' Finanzministerium ist eine Petition »in Bewilligung von W o h n un gs g eld - Zus ch üsscn für Staats beamte eingelausen. wie solche bei den Reichsbehöide» schon seit Jahren zur Einführung gelangten. Die Genehmigung des An trages durch die maßgebenden Faktoren wird sich aber schwerlich so leicht erreichen lassen, als dic Gcnichsteller aiiziinchmen scheinen. Uiocic^ Finanzlage ist nämlich durchaus nicht io glänzend, daß dem Staatshaushalt eine so beträchtliche Belastung ohne Weiteres zugemiilhct werden könnte, wie sie die Berwilliguiig von Wohn- nngsgeld-Zuichüssen au inninitliche Staatsbeamte mit sich bringen müßte. Aus diesem Gninde wird also die Regierung einen diesbezügliche» Gcietzculwurs dem Landtag nicht Vvilegcn. Das letzterer dazu die Initiative ergreifen werde, ist aus dem Grunde nicht auzuuchnien, weil zur Herstellung des Gleichgewichts im Etat schon di ingliche 'A iisvrderuugcii zurückgesiellt werden mußten und die erforderlichen Gelder für die Wohiiiingsgeld-Zuichüffe nur durch Steuerzuschtaac aufgebracht werden konnten. Zur Anwendung dieses 'Anshilssiiiittcls werden aber, bei allem Wohl wollen für die Beamte», weder die Abgeordneten noch die Steuer zahler geneigt sein. — Zweifel waren darüber entstanden, ob die Kontor- arbeiten des H a nd c ls g ew e r b es, die dem „öffentlichen Handel" im Sinne von 8 3 des Gesetzes vom 10. September 1870 nicht bci'zilzählcn sind, in Sachsen an Feiertagen gänzlich zu ruhen habe», oder ob sie in der Regel sünf Slnnden lang verrichtet werden dürren, wenn nicht durch slatutariichc Bestimmung eine weitere Beschränkung eingeführt wird. Das Königl. Ministerium des Innern hat min den Standpunkt für gerechtfertigt erachtet, daß die Kontorarbeit in reine» Handelsbetrieden zur Zeit an Feiertagen dem Geschäftsinhaber gänzlich fieistche, für denen Ge hilfen aber in beschränkter Weise gemäß 8 l05b der Rcichsgcwerbe- ordnung, also für sünf Stunden, zulässig sei. — Die zunehmende Entsittlichung und Verrohung unter unserer männlichen Jugend macht sich leider bisweilen neuerdings auch in unseren Fortbild ungssch ulen geltend, ja hin und wieder vernichten es besonders Böswillige, sich gegen die Ordnung der Schule und gegen ihre Lehrer aujzutehnen und durch böses Beispiel aus ihre Mitichüler nachtl,eilig einzuwirken. In der Regel betraf dies Fälle, denen durch energiiche Anwendung der geordneten Strafe» (Arreststrafen bis zu l2 Stunde») ohne Weiteres und zumeist dauernd erfolgreich begegnet werden konnte. Dagegen haben in der ncnesten Zeit drei Schüler einer hiesigen städtiichen Fortbildungsschule derartige Ausschreitungen begangen, daß zur Wahrung des Ansehens der Schule und ihrer Lehrer, sowie zur 'Aufrechterhnltiuig von Zucht und Ordnung es nöthig war, mit den äußersten Maßnahmen vorzmzehen. Diese Schüler haben zunächst durch lautes Lachen und sprechen fortgesetzt den Unterricht gestört, sowie während des Unterrichtes ihre Mitichüler und sogar ihre Lehrer mit Thätlichkeiten bedroht. Der Eine hat Klassenzimmer Hiaarette» angcbrannr. .c» ihn in diesem Falle gezeugt hatten. » Gegenwart des Lehrers unter be worben, den ein- , mit der Fault gegen die Brust geschlagen und mit de» Fußen in den Unterleib gestoßen, wobei er versuchte, von seinem Taschenmesser Gebrauch zu machen. Bei diesen Vorkommnissen haben zwei i dieser Schüler geschrieen und gelärmt, den wiederholten Aufforder ungen. das Schulhaus zu verlassen, nicht entsprochen, sondern mit Gewalt den Wiedereintritt in daS Niiterrichtszimmer erzwungen, sodaß sie sich auch des Halissriedeiishruchs ichiildig gemacht haben. Hier wan deshalb enipsindliches und schnellstes behördliches Ein schreiten geboten. Der SchuiauSichuß hat daher auf Grund von Punkt l3 der Berhaltorvnuiig für die Schüler der städtischen Forlbildungsichulen zu Dresden vom 3l. August 1892 beschlossen, bei dem Armcnnmte die Eiiiliefcruiig jener drei Fortbilduiigsschüler in die städtische Arbeitsanstalt zu beantragen. Die von der Bezirksschulinspektion erlassene Bcrhaltordnuiig, die dem Zensnrbuchc . . . . . ^ >AS . welche wegen ihrer Entsittlichung, Verrohung. Verwahrlosung oder Arbeitsscheu fortgesetzt Aergerniß geben oder moralisch unterzu- achen und ein Schaden für die 'Allgemeinheit zu werden drohen, können auf Antrag des Schulausschnsses in die städtische Arbeits anstalt eingeliescrt werden." Das Arnienanit hat die Einlieferniig der drei Schüler thatsächlich verfügt, und sie ist demzufolge am 28. Oktober erfolgt. Rach 8 60 der Berwaltungsordiinng für die städtische 'Arbeitsanstalt beträgt die Bcrhn»»»asdaner für diese «chiilcr, gute Führung vorausgesetzt, »iliidesleiis l Monat. Diese Strafe ist empfindlich. sie war aber der außerordentlichen oben geschilderten Verhältnisse halber durchaus geboten. Hoffentlich hat ihre prompte Anwendung auch den niitbeahsichtigtcn Erfolg, andere gleichgecirtcte Elemente von dergleichen Ausschreitungen abznhalten. — In den 12 städtischen B o l k 6 b i li I i o t h ck c » . deren Vcnutznng uiientgelttich ist. wurden im vergangenen Betricbs- sahre, das mit Anfang Oktober endete, 172.032 Bände aus- gegeben, In das Lescrverzeichniß ließen sich lO,97l Peisoncn cin- tragc». Die Anslcihiingeil — 156,577 an Zahl — erfolgten zu meist an Handels- und Gewerbsgehilfen, an Fabrik- und Haiid- acbeilcr, Frauen und Schulkindei, Die Bibliothelen sind Ticns tags und freitags von i/r6—8 Uhr geöffnet. Bei der erstmalige» Entnahme von Büchern ist der Eiiiwohncrichein vorziilegen. Schüler habe» außerdem noch die Gcuchmigniig ihres Klassenlehrers beiznbriiigen — Lei p z i g. Bekanntlich hat am 27. März 1896 die Zweite Kammer des Landtags ans konservative Anregung hin den Antrag an die Negierung gestellt, sich darüber Kenntnis; zu verschaffen, inwieweit die Gemeinden von dem ihnen zustehcnde» Recht, eine gewerbliche Sonderbesteueriing von Konsumvereinen, Großbazare» und ähnlichen Betrieben eintretcn zu lassen, Gebrauch mache», und im Falle eines sich zeigenden Bedürfnisses einem der nächste» Landtage einen Gesetzentwurf vorzulcae». der diese Geschäfte und ihre Filialen mit einer den Gemeinden zufließenden und von diesen zu erhebenden gewerblichen Steuer belegt. Die Stadt Leipzig hat bis jetzt von dieser Sondcrbcsteueruna einen Gebrauch nicht gemacht, obschon gerade hier den kleinen Gewerbetreibenden durch das Anwachsen der Konsumvereine und das Ueberhandnehmc» großer Waarenhäuscr der Kampf um's Dasein immer mehr erschwert wird. Wenn man bedenkt, daß in dem gemeinsamen Wirthschasts- bezirk der Stadt- und Amtsbanptmannscyaft Leipzig in dem kurzen Zeitraum von 1896 bis 1899 die Konsumvereine die Zahl ihrer Berkaussstellcn von 5l auf 80 vermehrt haben, ihre Mitglicdcrzahl von 22,200 ans 33,800 angcwachscn und der Gcsammtlimsatz von rnnd 6,6 Milt Btt. aus 11,15 Mill. Mk. gestiegen ist. so begreift sich, daß hier vo» behördlicher Seite zum Schutze der Mittel- und Kleinbetriebe endlich etwas geschehen muß, und daß in den Kreisen dieser Erwerlisstäudc eine tiefe Mißstimmung herrscht, weil der Stadtrath allen Vorstellungen und Klage» gegenüber taub blieb. Diese Gleichgiltigkeit erklärt sich aber aus der Zusammensetzung des Stadtrnths, in dem nur liberale Parteimänner sitzen, die a» dem Prinzip der Gcwerbcsreihcit „unentwegt" sesthnlten. obschou ihnen die traurigen Folgen des freien Spiels der Kräfte niimvgilch entgangen sein können. Ta nnii seitens der Stadtgemeinde »iitcr de» obwaltende» Umständen Cchutzmaßrcacln gegen die wirth- ichnfliche Erdrosselung der kleinen Leute durch großkapitalistische Unteriielinioiigen nicht zu eiwartcu sind, habe» mehrere wirth schattliche und politische Bereinigungen, u. A. der Schutzperband für Handel nnä Gewerbe, der Allgemeine HauSbcsitzcrvereiii. der JiiiiuiigSvelband, Hniidwerterbcrein an den Landtag eine Petition gerichtet, in der sie die Kammer ersuchen, bei der Negierung aus die Vorlegung noch in dieser Tagung eines Gesetze»twurss zu dringen, durch den die Besteuerung der Konsumvereine und ver wandter Geschäfte landesgesetzlich geregelt wird. Sie gehe» dabei von dem Gesichtspunkt anS, das; die Regierung im Berlause der letzten 3>/r Jahre sich die nöthigcii Unterlagen verschafft habe und die 'Nothwciidigkcit nicht verkenne, daß man mit gesetzlichen Maß nahme» einem Stande zu Hilfe kommen müsse, der von jeher sich als eine Hauptstütze iiiisercs Staatswesens bewährt habe. Ob diese Erwartungen sich erfüllen werden, steht dahin. Jcdcnsalls verdient aber die Bewegung, die gegenwärtig durch den Leipziger Mittelstand gebt, die ernsteste Beachtung der Stacitsregicruiig wie der politischen Parteien. Die Stadt Leipzig galt bisher für eine iiativnnltiherale Hochburg. Das ist sie lange nicht mehr, wenn auch unter deni Einflüsse des kürzlich ans dem Amte getretenen Ober bürgermeisters Dr. Georgi im Stadlrath der liberale Geist seine Herrschaft bis jetzt unbeschränkt behauptete. Im weitaus größeren Tkeile der Bürgerschaft herricht, nachdem sie den Segen der „liberalen Errungenschaften" am eigenen Leibe verspürte, ein wahrer Ingrimm über den Liberalismus und die nationalliberale Partei. Es ist daher höchst fraglich, ob bei den nächsten Reichs tagswahle» wieder ein liberaler Kandidat durchkommt. Die 8000 Männer, welche die obengenannten Vereinigungen bilden, werden ent weder einen eigenen und zwar konservativen Kandidaten aufftellcn oder sich von vornherein der Wahl enthalten, was mit deni Siege der Sozialdemokraten gleichbedeutend wäre. Man wird diese Hait- n»g von Männern, die ihrer ganzen Natur nach nur als ge schworene Feinde der Sozialdemokratie gelten können, mit Recht bedauerlich finden, sie läßt sich auch nicht rechtfertigen, wohl aber ans der Haltung des Stadtraths und der sogenanätcn „Raths- partci" im Stadtvcrordiietcnkvllegium erkläre», die den Bestreb ungen der Handwerker und Gewerbetreibenden von jeher alle mög lichcn Hindernisse in den Weg zu legen versucht haben. Noch bei der Bürgermeisteiwahl wurde von der Koteric im Magistrat die Wabl des eigenen Parteigenossen Dr. Schill hintcrtrieben, ans Besorgnis;, daß dieser streng rechtliche, energische und charaktervolle Mann dem liberalen Parteiregimciil und der „B Na Bctternwirthschaft" ei» Ende zu machen und im Nachhause endlich Musterung halten werde. Wird die koiiieivative Partei sich die jetzige parteipolitische Lage in der größten Stadt Sachsens wohl zu Nutze machen und die Führung der Massen endlich in die Hand zu bekommen suchen, oder, inner Verzicht auf einen ihr fast sichere» Erfolg, auch ferner zu ihrem eigenen großen Nachlhcil den Liberalen das Feld un bestritten üverlasscn? — Am 3l. Oktober beging der Konservative Verein zu Herlasgrü n (Verein für den Reichstagswnhlkreis Reichenbach- Treue») in Reicheiibcich die Feier seines 25iährigcn Bestehens durch eine Hauptversammlung, m der u A. die Herren Geh. Hof- rnth Dr. Mehnert-Dresden, Landtagsabgrordnetcr General-Konsul Dr. Schober-Leipzig als Vertreter des Konservativeii Landes vereins, Geh. Regiemngsrath Amtshauptmaim v. Pole»z-Plc»ien, Amlshauvtinann Beeger-Auerbach, Rittergutsbesitzer Domherr v. Trützschler aus Dorfitadt re. theilnahmen. Nach Eröffnung der Jubelversainmlung Nachmittags 4 Uhr im Hotel zum Lamm durch Herrn Justizrath Opik-Trenen als Vorsitzenden gab Herr Amts- hauptmann v. Polenz-Plauen in längerem gediegenem Vorträge einen Bericht über die Gründung und die Thätigkeit des Äcrcms seit dessen Bestehen. Im Weiteren hielt dann Herr Justurath Opitz einen höchst interessanten Vortrag über das Thema: „Deutschland an der Wende des Jahrhunderts", in dem er das Kulturleben der verschiedenen Volker und das sichtbare, hocherfreulichc Aufstreben der deutschen Ration einer fesselnden Betrachtung unterwarf. Ein Festmahl, durch zahlreiche patriotische Trinksprüche gewürzt, bildete den Schluß der Iubiläums-Vecsammlung. TasieSgesckichte. Deutsches Reich. Der Kaiser hat m Licbcnberg die Staatssekretäre Tirpitz und Gras Bülow zu langem Äortrage empfangen, aber nicht gemeinsam: die Herren waren nicht gleich zeitig in Liebenberg.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)