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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.06.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100619019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910061901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910061901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-19
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.06.1910
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2 »Dresdner Liack,richten" 2 Sonntag, ll>. Juni l'N<» L«r. 1<»7 Partei seine Zweifel darüber gelaffrn. daß eS patriotische Ehrcnpslicht für Irden »ationallibcrale» Wühler ist, das Setnige zur Berhinderung eines sozialdemokratischen Liege» beizutrage» und mit allem Eifer, mit ganzem Nachdruck aus die Wahl des konservativen Kandidaten hin. znwirte». Die ganze Art, wie in beiden Fällen -t« »ationalliberale Parole zugunsten der Konservativen auS- gegeben worden ist. zeigt deutltch, daß die verantwortlichen Stellen sich der Tragweite der Entscheidung voll bewubt gewesen find und dah eS ihneu nicht um eine bloße Form, sonder» um die ehrliche und nachhaltige Unterstüvnng der konservativen Sache im Interesse der höheren gemein samen Fordertingcn der össentlichen Wohlfahrt zu tun war. Diese tonale Handlungsweise der Nationalliberale» findet in der konservatlven Presse ei» dankbares Echo, n»d das ist dann wenigstens ein Lichtpunkt in dem sonst so trüben Bilde, das der radikale Unverstand vor den Blicken de» politischen Eürontslen entroll». Lvniit bleibt nur z» wünschen, dag die Nalioiialliberalen die in Usedom und riedberg befolgte Praxis dauernd zu ihrer grundsätz lichen :>>icinschnür machen und niemals mehr, unter keinem wie immer gearteten taktischen Borwande, mit der Partei deS Umsturzes z»sa»>i»e»gel>en, selbst dann nicht, wenn eS sich um einen ZentrnmSvcrlreter als (Gegner der Sozial demokratie handelt, Je konseauenter die »ationalliberale Partei aller Orlen die gerade jetzt wieder von ihrem rheini- icken Berireleriaae erhobene Forderung erfüllt, -ah die entschiedene Betampsnng der Sozialdemokratie keinen Angeiiblnk von dem gemäßigten Liberalisinns anher acht gelaiseii werde» dnrse, desto wirksamer wird sie mich den im allgemeinen vaterländische» Interesse unbedingt not- wendtgen Annäliernngsviszeh zwischen recht» und links fordern und iveilerbiide». Neueste vrahtmelllungen vvtn 18. Juni. Die Beichsverstcherungoordnung. Berlin. tPriv.-Tel.i Die R c i ct> s t a g o k v m in i s- sivn für die tiieichsversichernngsordiinng sagte heute der Bestimmung, dah drei Achtel des Gi'iindlvlineo am Orte der xlranleiikassen des versicherten als Ersatz der Kosten inr die Kraukenpilege gelten, aus Antrag der National- liberalen Innzii: „Svsern nicht höhere Anforderungen nach- geivieiei! werden". Die Kommission trat dann in Beratung des Abschnittes „Träger der Bersichernng" ein Sozial demokraten, Bolkspartei und Pvlen ivvllen nur noch Orto- kiankentasseii zulasten. Ländliche Betriebs und Iiniungs- kaisen, die die Bor läge auherdem anszählt, sollen also Weg fälle». Bon konservativer Seite wurde erklärt, ans prak tischen nnd politischen Eirunden muhte» die ländlichen Arbeiter besonders organisiert werde», andernfalls sei die .Krankenversicherung der ländlichen Arbeiter für die kon servative Iraktion nicht diskutabel. Der Staatssekretär deS Innern Dr. Delbrück führte aus, man solle das historisch Gewordene, svsern es sich bewährt hat. nicht vernichten. Das gelle sowohl von den 'Betriebs als auch von den Iniiiiiigs- krankentasien. Wolle man die Land- nnd Heimarbeiter in das «Seietz einbeziehen, so könne das nicht anders geschehen, als durch die Sclmssung von Landkrankenkasse». Die ver bündeten Negierungen würden schwerlich gewillt sein, die Bersichernng dieser »kreise in anderer Weise vvrznnehmen. Nachdem noch Redner des Zentrums, der Nativ»,illiberale» nnd der Wirtschaftlichen Bereinigung sich für die Bvrlgge ausgesprochen, ivnrde dieser gegen Sozialdemokraten, Bolksvarlei und Polen zngeslinnni. — Nächste Sitzung Montag. Eine Kundgebung der Fortschrittliche» Bolkspartei. , B erli n. iPriv. Tel.t Tie offiziöse „N o r d d. A l l g. Big." schreibt in ihren Rückblicken: „Aus dem st o m m e r s z » Ehre » 'A lbert T r ä gers hat der 'Abgeordnete W i e m e r eine Rede gehalten, die einige Be deutung dadurch gewinnt, dah sie am Schinne die Form einer Parteikundgehung annimmt. Herr Dr. Wiemer teilt dort nänilich mit, seine parlamciiiarischen Freunde von AleichS- nnd Landlag wollten einmütig zum Ausdruck brin gen. dah entschiedene und rücksichtslose Opposition h ente notige r s ei als i e. DaS ist ein klares Wort, und es ist, wie sich aus einer anderen Stelle der Wicmer- schen Rede ergibt, ans dem Bewnhtsein ausgesprochen, dah die Fortschrittliche Bolkspartei vor schweren Zeiten stehe. Die fortschrittlichen Führer wollen also versuchen, ihre Ehanccn durch eine möglichst kräftige Tonart der Agitation z» verbessern. Der Erfolg scheint uns ans diesem Wege zweifelhaft. Es ist die alte Lache: In der Brutalität der Agitation werden die Fortschrittler stets vvn den Sozialdemokraten übertrumpft werden. Durch starke Worte werden sie deshalb von dieser Leite nichts ge winnen, und gleichzeitig lause» sie Gefahr, bei dem ge- inähigtcn Bürgertum zu verlieren. Wenn übrigens die liberale Wahlagitation im Stile dieser Wiemerschen Kvmmersreöe geführt werden soll, >v würde das bedeuten, dah sic auch die Opposition zu objektiven Tatsachen nicht icheuen will. Eine Tatsache ist es B-, dah die prenhische Negierung die Wahlresorm, wie cs ihr von den Konser vativen und dem Zentrum »»geboten wurde, avgelehnt bat. Herr Dr. Wiemer aber erklärt frischweg: die Rat geber der Krone Hütten sich bei der Wahlreform dem Willen der Konservativen gebeugt. Herr Tr. Wiemer hat es auch für richtig gehalten, die Borroinäus Enzyklfta unter varteivolitischen Gesichtspunkten, gewistermahcn als Bruch des „schwarz-blauen Blockes" zu behandeln. Es ist zu wünschen, dah Herr Dr. Wiemer aus diesem Wege keine Nachfolger iindct. Die evangelischen Kundgebungen im Lande haben, wie wir init Genugtuung seststelltcn, bisher durchweg unter dem Zeichen des konsessivnellcn Friedens gestanden. Elch. Nat Kahl, der Leiter der Bersammlung im Zirkus Busch, hat mit besonderem Nachdruck seine Stimme erhoben, um in diesen! Sinne Zeugnis abzulegen. Der Konflikt ist in einer Weise bcigckegt, wie eS für daS einträchtige Beieinanderleben der Konfessionen n»r ge wünscht werden kann. Wer es mit seinem Baterlande gut meint, solle es damit bewenden lasten." Zur Borromciuo-Enzyklika. > L l e g n i tz. Gestern abend fand im Badehanse aus Beraiilastnng des Evangelischen Bundes eine Protest- Versammlung gegen die Borrvmäns-Enziiklika statt, der etwa 1000 Personen beiwohnten. Mehrere Nedncr sprachen im Saale und im «Marien. Lchltchlich wurde eine Nesvlntion angenommen, in der im Einverständnis mit dem Zweigverein Goldberg die Schmähungen der Enzyklika zurückgeivteien werden und der Ansicht Ausdruck verliehen wird, dah der Papst bis jetzt noch kein Wort dieser Schmähungen znrückgenommcn habe. Die Resolu tion soll dem Reichskanzler zugcsandt werden. Weiter wurde beschlossen, an den König von Sachsen ein H » l d i g u n g s t e l e g r a in in abzusendcn. Die Jubelfeier der Gocthr-Gescllschast. W e i in a r. iPriv.-Tcl.j Heute vormittag wurde die ist c n e r a l v e r s a in m l ii n g znm 2 jährigcn Ju biläum d e r. G o c t h e - G c s e l l s ch a s t durch Professor Erich Schmidt eröffnet, der die Hnuptredc hielt. Professor Bernhard Luphan sprach für das Gocthe-Schiller-Archtv, Tr. Wolfg. v. Octtingcn für das Goethe Nationalinuscum, Pros. Fiedler-Oxford üdergab eine Glückwunschabrrsse der engltsche» Goethe-Gesellschaft. Zu Ehrenmttgltedern der Goethe-Gesellschaft wurde» ernannt: Marie von Ebner- Eschenbach. Alexander von Gletchen-Rußwurm. Friedrich Lptelhagen, Angust Donndorf. Die neugeschasfene Goethe- Medaille erhielten Professor Dr. Iultu« Wale-Weimar und Max Morris-Berlin. Im Namen der englische» Goethe- Gesrllschas» legte Professor Fiedler-Oxford am Otto Les. ling-Sbakespeare-Denkmal etnen Kranz nleder, ebenso am Gvetlie-Schiller-Moniiment vor dem Hostheater. Die deutschen Industriellen auf der «rlljseler WeltanttfteNnn«. Brüssel. Die Berbände sächsischer, thürlugl- scher und württrmbergtscher Industrieller gaben gestern abend im Deutschen Hause den städtischen und staatlichen Behörden, toivte der AuSstellung-leltung ein Bankett. Der Stsenbahnmftiister Hellepntte brachte tn deutscher Sprache ein Hoch aus den Deutschen Kaiser aus, während der Relchskvmmissar Geh. Regtcrungsrat Albert ei» Hoch aus König Albert aiisbrnchte. Der Reichstag-, abgevrünete Dr. St re sein an» feierte die glückliche Ber- bindiing tn Ser Zusaminrnarbett von Industrie und Re- gierung, dle ans der Brüsseler Weltausstellung den deut schen Erfolg herbeigesührt habe, ein Erfolg, der auch de», wegen erzielt worben sei. mell der Individnallsmnö sich einem leitenden Etnzelgedanlen untergeordnet habe. Aut» Frankreich Paris. DaS Seegerichl vo» Toulon verurteilte dr» M a r i n e l i e f e r a ii t e n B a l o y wegen Betrugs und Beamtenbeslcchiing zu 5, Jahren Gefängnis und de» Arse- nalcnbetter Rebnfsct. der bereits tn einem anderen ähn lichen Prozesse zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, zu li Monate» Gesännnls. Ein zweiter Arsenal- arbeitrr erhielt :l Monate Gefängnis unter Zubilligung des bedingten LliasauftchnbS. Paris. Aus Eherboura wird gemeldet: Der wegen Diebstahls vvn Geschützbcstandteilen verhaftete Soldat Pan erklärte dem Untersuchungsrichter, dah der angebliche italienische Anarchist Bvchtn >, den die Be hörde als Mitschuldigen versolge, gar nicht existiere. Den mit Bochini Unterzeichneten Brief habe er selbst ge schrieben, um eingesperrt zu werden, da ihm das Kascrnen- leben unerträglich geworden sei. Parts. Aus Nizza wird gemeldet, das, die Ver handlungen zwischen den Vertretern der ausständigen S ü d b a h n b e d i c ii st e t c n und der Gesellschaft sich zer schlagen habe», da letztere mehrere Forderungen der Aus ständigen cibgelehnt hat, insbesondere die Forderung, dah de» Süöbahnbediensieten der Lohn für die Zeit des Aus- standes bezahlt werden müsse. Zur Krctafrage. Paris. Im heutigen Ministerrat sprach Pschon über die kretischen Angelegenheiten. Die von Frankreich ergriffene Initiative habe das Ergebnis gehabt, einen Meinungsaustausch der Lchutzmächte und Vorschläge zu veranlassen, in betreff deren sich eine völlige Ueberein- stimmnng ergeben habe. Sie habe auch zur Folge gehabt, die Bcniiriihignng zu mildern, die in der Türkei entstanden sei. Um sich die Achtung vor ihrer Entscheidung zn sichern und um für alle Fälle gerüstet zu sein, würden die vier Mächte ihre Streitkräste zur See in der Sildaday verstärken. Roosevclts Empfang in Ncwyork. N e w y v r k. Unter stürmischen Ovationen einer grvhrn Menschenmenge, die nns allen Staaten Amerikas herbci- geströmt war, traf Theodore Rovsevelt heute früh 8Uhr an Bvrd der „Kaiserin Auguste Viktoria" an der O.ilgrgiitüncstgtivn am Hudsvn ein. Als Rovsevelt sich dort an Bvrd des ZvlllntterS begab, begrühten ihn die Signale der Sirenen sämtlicher im Hasen liegender Schisse, wäh rend ein Schlachtschiss und ."> .Kanonenbovte Salut schossen. Darauf setzte sich der Kutter tn Bewegung. Ihm folgte eine grvhc Anzahl von Fahrzeugen, die von den ver schiedenen Organisationen gechartert wurden. Im Batterv- vark, wv Rovsevelt nach der Fahrt den Hudson aufwärts an Land ging, war eine Tribüne errichtet, an» der 2500 ge ladene Gäste, Mitglieder des Kabinetts, Bnndessenatvren, .Kvmmissioiismitglieder, Mitglieder des diplomatischen Kvrpü in Washington, Gouverneure verschiedener Staaten. Bürgermeister vieler Städte und andere im öffentlichen Leben bekannte Persönlichkeiten sich befanden. Bürger meister Gaynor hielt hier seine offizielle Begrüßungs ansprache, ans die Nvoscvelt erwiderte. Im Namen des Präsidenten Taft wurde Nvoscvelt vvn dessen amerikani schen Adjutanten .Kapitän Butt, von dem Marinesekretär Mener und dem Sekretär des Ackerbaiidepartements Will- son willkommen geheihen. Tann fuhr er, begleitet vvn einer 300 Mann starken Abteilung seiner alten Nauhreiter, in einem Zweispänner über den festlich geschmückten Broadwan nach dem Zentralpark, wv er von zahlreichen Organisationen und der Bereinigung der Veteranen des spanisch-amerikanischen Krieges, sowie von einer unabseh baren Volksmenge stürmisch begrüßt wurde. Hierauf be gab sich Rovsevelt nach Onstcrbay, wo seine Nachbarn gleich falls eine herzliche Kundgebung veranstalteten. Mordprozcß Schocncbcck. tvergl. Vermischtes.> A l l e n st e i n. sPriv.-Tel.) Erster Staatsanwalt: llm Mißdeutungen vorzubcugen, möchte ich noch sestsiellen, dah wir sofort nach der Mordtat von der Militärbehörde dauernd über die Untersuchung in Kenntnis gesetzt wor den sind. Bors.: Ich möchte auch daran! Hinweisen. Krimi nalkommissar Wannowski hat gestern eine Bemerkung herauSgeichlcudert, die ich sofort abschnitt, über die evcnt. Nichtbeobachtung der Frau v. Lchocnebeck. Ich stelle den Be richterstattern gern die Akten zur Verfügung, aus denen sofort zu ersehen ist, daß unsere Akten damit anfangen, daß wir alsbald von der Verhaftung des Herrn v. Gvcbcn Kenntnis erhielten. Erster Staatsanwalt: Wir betonen nochmals, daß unsere Untersuchung sofort Hand in Hand mit der der Militärbehörde geführt wurde. Bors.: Ja, cs war eine Entgleisung, die ich sofort redressiert habe. Ein Ge schworener: Auch ich habe gestern aus dem Bericht heraus gelesen. dah etwas vertuscht werden sollte: eS wäre von Wert, wenn die Berichterstatter noch einmal daraus zurück kämen. Bors.: Ganz richtig. Es soll hier nichts vertuscht werden, denn ausdrücklich fangen die Akten an mtt der Mitteilung der Division, dah der Berdacht vorlicge und daß weiteres anheimgegeben werde. Erster Staatsanwalt: Ich lege Wert darauf, dah der verfängliche Brief, den Herr v. Gveben noch an die Angeklagte geschrieben hat, sofort vo» Exzellenz v. Scvtti persönlich übergeben wnrdc. Die erste Mitteilung von der Division ist bereits am 27. De zember erfolgt und die Angeklagte ist am 31. Dezember ver haftet worden, nachdem wir dauernd von der Militär behörde auf dem Lausenden erhalten wurden. Bon irgend welchen Vertuschungen ist also nicht die Rede. R.-A. Bahn: ES scheint da auch dem Oberstleutnant Tnpschewski ein Irrtum unterlaufen zn sein. Bors.: Ganz sicher. Auf wei teres Befragen erklärt der Zeuge: Herr v. Gveben hat mir einmal gesagt: Die einzige Frau, die ich heiraten möchte, ist die Frcni eines Freundes, und Sie verstehen wohl, dah die Sache damit für mich erledigt ist. Zeuge Hanptmann L b e r d I c ck kannte Herrn v. Gveben seit t80>. Bis lü00 war er mit ihm im selben Regiment, er sei also sozusagen mit ihm militärisch aufgcwgchsen. Er war auch mit ihm zn- sgmmen im Generalstabc und dünn auch eine Zcttlang in Allenstctn. Bors.: Dann müssen Sie ihn also genau gekannt habe»? Zeuge: Ja. Bors.: Wie war der Eharakter Goc- bcns, seine Auffassung und sein Benehmen gegen Frgncn. Zeuge: Ich war mit ihm viel zusammen und habe auch in Berlin viel mit ihm Verkehrt. Ich habe ihn stets sür einen durchaus anständigen Eharakter gehalten und war baßer ganz konsterniert, als ich hörte, dah er der Tat beschuldigt wurde, «l- sch das erste Mal davon ßvrte. sagte ich t» der Reitbahn: Ausgeschlossen, ich würde es jedem anderen zu- trauen, nur nicht Gveben. Als ich dann weiter hörte, daß er gestanden habe, bat mir da» bitter weh getan, und ich konnte bas nicht fassen, wie er in diese Lage gekommen war. Bors.: War er schwankend tn seinem Wesen. Zeuger Nein. Ich habe gelesen, daß er in manchen Punkten ein Dickkopf gewesen sei, ich kann aber nur sagen, er war aus der anderen Sette seinen Freunden durchaus zugänglich. Auch ich habe ihm verschiedene Male zugeredet und er bat mir stets gefolgt. Gveben war ein Mann, den eS drängte, sich zu betätigen, und der deshalb nicht in Deutschland bleiben wollte» well e» für ihn da nichts zu erleben gab. Bors.: Sie meinen also, dah er nur aus diesem Grunde nach Südasrika und Albanien gegangen ist, oder war noch etwa» anderes vorhanden. Zeuge: Bielleicht, daß er ans dem Regiment tn Hannover nach Berden verseht wurde. Das hatte er wohl nicht erwartet und darüber war er sehr tranrlg. Es hat «hm das angchangen und wohl auch mitgeivtrkt, dah er svrtglng. ES kam hinzu, daß seine näheren Freunde überallhin versetzt wurden, nur nicht nach Berden. Bors.: Es soll da auch etne stille Liebe im Spiel gewesen sein. Zeuge: Davon weiß ich nichts, ich mühte es aber wissen, da ich viel mit ihm zusammen war. Er war in der Beziehung zurückhaltend. Ich muß es ganz entschieden bestreiten, dah er Mädchenbekanntschaften hatte oder ihnen nachlies. Bors.: Von einer anormalen Veran lagung haben Sie nichts gewußt'? Zeuge: Nein, davon habe ich nlr etwas bemerkt, wohl aber weih ich. daß er gern mtt Kindern spielte und der Freund aller Kinder in den Familien war. lieber den Feldzug und seine Erlebnisse hat man alles ans ihm herauSziehen müssen. Vors.: Was wissen Sie davon, dah er ftn Burenkrteg etnen Unteroffizier vor der Front niederschichcn muhte, weil er nicht seine Befehle anssührte? Zeuge: Diese Episode hat er mir nicht erzählt. Zeuge Hanptmann a. D. Strahl iEharlvttcnburgs kannte Herrn v. Gveben aus frühester Zelt. Er hat mit ihm auch in Hannover zusammen gestanden. Herr v. Gveben war ein vornehmer, anständt- aer Eliarakier, der allgemeines Vertrauen genoß. In allen Familie» war er ein Freund der Kinder, .Um sich gute Pferde halten zu können, habe er gehungert. In Liebessachcn war er sehr still und unerfahren. Er habe auch erklärt, er sei durch etne Jugendliebe enttäuscht wor den und wolle keine andere mehr haben. Vors.: Was wissen Sie von dem Duell in Hannover? Zeuge: Ich habe aus seinem Auftreten den Eindruck gehabt, dah er in etwas z» ritterlicher Weise für eine Frau sich prctsgab und da her in Konflikt kam. Vors.: Sie meinen also, dah das Duell wirklich siattsand. Zeuge: Ja. Bors.: Herr von Gveben hat aber bei seiner Vernehmung angegeben, dah davon keine Rede sein könne. Zeuge: Nach seinen eigenen Angaben muh ich annehmen, daß doch wohl etwas vor- gekoininen ist. Er hat sogar erzählt, er hätte den betreffen den Herrn in den Kopf geschossen. Instizrat Gcllo: Es ist sehr bezeichnend, dah der Herr Zeuge nur aus Er zählungen hiervon Kenntnis hat und daß Herr v. Gveben diese Angaben später bestritten bat. Der Zeuge erklärt »och, das, Herr v. Gveben über den Burcnkrleg nur ganz allgemein gehaltene Erzählungen wtcdergab und sich nie mals in blutrünstigen Erzählungen erging. Er hielt die Buren sür ein feiges Volk und bedauerte, daß man sich sür sic aufgevpfert habe. Wiederholt habe er die Leute hinreihen müssen, um überhaupt etwas zu erzielen. Bors.: Wissen Sie etwas davon, dah er einen Unteroffizier er schießen lassen muhte, weil der Mann die Leute gegen ihn viishetzlc? Der Zeuge bekundet weiter: Von großer Phan tasieret Goebens ist mir nichts bekannt. Instizrat Sello: Wenn bewiesen werden sollte, dah Herr v. Gveben gerade aus dem Bnrcnkriege Berichte erstattet hätte, die auf Er findung beruhen, würde das in das Gesamtbild Goebens hincinpassen? Zeuge: Gar nicht. Ich war immer über zeugt vvn seiner Wahrheitsliebe. Instizrat Sello: Sie würden also außerordentlich überrascht sein? Zeuge: Ja. Rechtsanw. Bahn: Wann war Gveben in Afrika? Zeuge: Meines Wissens ist er etwa im Frühjahr 1000 hingereist. Vors.: Am 8. April ist ihm der Abschied mit der gesetz lichen Pension bewilligt worden. - Am 18. Oktober ist er als Oberleutnant wietzer eingestellt morden. Zeuge: Ich glaube, er war etwa ^ Jahre in Afrika. Rechtsanw. Bahn: Er soll behauptet haben, er sei bei der Schlacht am Spionskop dabei gewesen, diese Schlacht war aber im Januar, und er ist etwa im April erst abgereist. Vors.: Er kann la schon vorher abgereist sein, che ihm der Ab schied bewilligt war. Rechtsanw. Bahn: Wir können ia beim Lloyd anfragen. Dah Gveben im Januar an der Schlacht teilgenommen hätte, halte ich sür ausgeschlossen, da mühte er mindestens schon Anfang Dezember 1890 ab gereist sein oder gar schon im November. Zeuge: Ich kann mich nicht entsinnen, in welchem Monat es war. Erster Staatsanwalt: Herr KrtininalkLMMissar Wannowskt bittet, noch eine Erklärung abgeben zu dürfen. Zeuge Wan- n 0 w s k i erklärt: In einer Zeitung finde ich eine Wieder gabe meiner gestrigen Aussage, die irrtümlich aufgefaht werden kann. Ich habe bei der Unterredung mit Exzellenz Scotti, bei der auch Oberstleutnant Tupschcwski zu gegen war, Exzellenz Bericht erstattet. Es ist nie mals, wie ich unter Meinem Eide ausdrücklich betonen mochte, mit einem Worte, weder damals noch bei einer anderen Rücksprache davon die Rede gewesen, dah eine Festnahme der Frau v. Schoenebeck zu unterbleiben hätte, vm Skandal zu vermeiden. Das ist absolut ausgeschlossen. Wir gingen zu Exzellenz, und wir hatten damals als Material vor der ersten schriftlichen protokollarischen Er klärung Goebens gegen Frau v. Schoenebeck nichts weiter als die mißglückten Versuche, von ihr ein Schuldbekenntnis zu erhalten, und die feierliche Erklärung Goebens, daß die Frau vollständig unschuldig sei und daß man sic aus dem Spiel lassen solle. Außerdem hatte tch allerdings bei den Recherchen eine große Menge von dem erfahren, was ge eignet war, wenn cs tn die Oesfentlichkcit kam, eine Menge von Skandal hrrvorznrufen und vielleicht auch Existenzen zu gefährden, die mit der Tat nichts zu tun hatten. Aus diesem Grunde habe ich nach Besprechung mit Oberstleut nant Tnpschewski und KrleaSgerichtsrat Conradt mich für berechtiat aehnltcn, in der Weise Exzellenz Bericht zu er- statten, dah ich nur die strasrechtlichen Momente zusammen- saßtc. und ich habe dabei vielleicht auch gesagt» daß wir straf rechtlich gegen die Frau nicht Vorgehen könnten und wir bekämen nur nnnützerweise eine Menge Skandal. Darauf sagte Exzellenz v. Scotti: Das ist auch meine An sicht, auch ich will nicht Existenzen vernichten: im übrige» habe ich ja mit der Verhaftung der Frau v. Schoenebeck nichts zu tun. Ich bin Gcrichtsherr für das Militär, daS andere ist Sache der Staatsanwaltschaft. Exzellenz beanf- tragte mich, in diesem Sinne dem Krtcgsmtnistcr v. Einem Vortrag zn halten. Ich habe das getan und habe der Ucber- -ciianiig Ausdruck aegeben. daß die moralische Seite der Sache nicht in die Untersuchung hinclngehvrte, nnd daß ich v. Gocben für geisteskrank hielte. Exzellenz v. Einem sraate mich noch und appellierte dabei an mich als Offizier: Haben Sie Gveben wirklich für geisteskrank gehalten? Ich sagte: Exzellenz, Ich bin überzeugt, er war in einem Zustand der Geisteskrankheit. Als tch znrückkam, war Frau von Schoenebeck verhaftet. Exzellenz v. Scotti sagte: Meine per sönliche Auffassung hat mtt der Inhaftnahme der Frau von Schoenebeck überhaupt nichts zu tun. Ich bin Gerichtshcrr der Division und ich habe in keiner Weise auch nur die leiseste Einwirkung ans die Staatsanwaltschaft vorgenom men. Ich habe ihr nur dir Protokolle mitgetcilt. und sie hat daraufhin die Verhaftung ungeordnet. R.-A. Bahn sziim Zengcnt: Haben Sic damals sich nicht bemüht, die Sache nicht in die Presse gelangen zu lassen, insbesondere nicht das Geständnis GoebcnS? Zeuge: Ja. Well ich Skandal vermeiden wollte, habe ich mich für berechtigt gehalten, ber Presse einfach die unwahre Mitteilung zu machen, baß ich auf einer anderen Spur wäre, obgleich Gveben damals
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