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Diese» Blatt wird den Lesen» von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während e» die Post. Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. ! SerugsgedUhr: »wrWtOdrll»tt» Ln»»«, b»t lltaliL twrimali,« üutta,u»a durch uniere Voten lodeich» und «»»«e»«. an vom,, und Moutaaen nur einmav »VN. »ovt. durch au»wLrltoeKom- n»tMo»Sr« » VNbe.» Mt»o vt. Bet eteemaliarr Kuftelluna durch die Vrck»M. (obnevettellaeldi. im ilus- Ia»d «tt «nttvrechendem Zulchlaae. » «ch dr»N aller «lrlttel u. Original- Dtttteiluuge» nur mit deutlicher Luellinaugabe („Dredd. Narbr.") urMNa. Nachträgliche Lonorar- antvrüch, bleiben unterückiichtigt; «verlangte Manulkrwte werde» nicht auidewabtt. Igligramm-rldreli«: «»chrtcht,» »r«»d«» Segröadet 1856. 1888 Uorlcrg von Kiepsch L Reiciiardt. Hauptgeichästsslelle: Marirnstr. 38/40. Anreizen-tanf. Nmialmie vo» Aukündigungen t»d nachnnilags s Uhr. La»»- mit» »eiertaga »uv Maricumabe Nt von II bis V.l Ul» Tie I waltiiicGrmid- reile icci. 8 Lüben! 2l> Lig.. Au- kündiiiunae» aui dev Pvivaiieüe Keile rs Pia : die Lwaitia« Keile als ..Sm- aeiandt' oder aui Tertieile so Pia. G> Nummern nach Loim. und üeier- lagc» l de«, rwalügc lÄrmidveüen so. to de», so und 80 Pia. „ach de. ionderem Tarif. Audwärlige 2i»s- träse nur gegen Borausbczabiung. BeiegblLUer werde» mit lü Pig. berechnet. Sernlvrechanichluz: Ami l SirU und Str. SOSO. llli „Imiliiit Hncdtielilsii" >« H^8l888ll Li ll ek rvei l Mal »WC ä re» ' DM" (Lurt Lnibbs). Aeissvu, LlbstrasLs bio. 12. Neueste Drahtberichte. Hosnachrichten. Wahlmännerwahlen, Banrat Dr. Mothes ff. Gesamtratssitzuiig, NahlUiigs- mittelkontrole, Geuchtsverhandlunge». „Ter Troubadour". Victor Böhmert. l Mittwoch, 7. Oktober 1903. Reuofte Drahtmeldungen vom 6. Oktober. Tadinen. Der Kaller traf heute Vormittag 6 Uhr nebst Gefolge hier ein. Zunächst fand eine eingehende Besichtigung der Ziegelei statt. Sodann besichtigte der Kaiser die Gutswirtjchasl und reiste schon 1l?/. Uhr vormittag« nach Martenburg weiter. Berlin. In Anwesenheit zahlreicher Fachleute und vielen Publikums wurde heute auf der Militärbahnstrecke Marienfelde— Zöllen bei der von der Studiengesellschast für elektrische Schnellfahrten veranstalteten Versuchsfahrt mit dem Sicmenswagen die H ö chst g e s ch w i n d i gk e i t von 201 Kilo- metern in der Stunde erreicht. Die Fahrt leitete Oberingenieur Dr. Ina. Reichel von der Firma Siemens u. Halske. Mit einer Äurchschnittsgeschwindigkeit von 175 Kilometern würde die Eisen- bahnfahrt von Berlin nach Köln etwa in Zs/g Stunden zurück- gelegt werden können. Erfurt. Herzog Karl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha traf heute vormittag von Reinhardsbrunn in Erfurt ein und besuchte die Kunsthistorische Ausstellung. Während des iWtündigen Aufenthalts gab der Konservator Professor Dr. Voß die kunstgeschichtlichen Erläuterungen. D.armjtadt. Heute vormittag fand die Ziviltrauung des Prinzen Andreas von Griechenland mit der Prinzessin von Battenberg statt. Der König von Griechenland und Prinz Lud wig von Battenberg waren Trauzeugen. Breslau. 'Der Kaufmann Alexander Stein von der falliten Holzfirma Steins Wwe. in Glciwitz wurde mit einer «Lchutzwunde im Kopfe als Leiche in der Älodnitz -ungesunden. In den Kleidern fand man über 300 Mark Bargeld und 2 Schecks. Schwerin i. M. Der Obcrhofmarschall am großhcrzog- lichen Hofe v. Hirschfeld ist heute morgen nach langem Leiden gestorben. München. Die Kammer der Abgeordneten fetzte die Besprechung der Interpellationen über die Verstaatlichung der pfälzischen Bahnen fort. Ministerpräsident v. Pode- wils betonte nochmals, daß das vorläufige Hinausschieben der Verstaatlichung Nur dadurch bedingt wurde, daß kein wirtschaft licher Grund die sofortige Verstaatlichung als notwendig er scheinen lasse, daß mit dem Hinausschieben keine Schädigung zu befürchten sei und daß durch die sofortige Ue bernahme das bayrische Budget starr belastet und die Staatsschuld noch mehr erhöht würde. Andere Gründe gebe es nicht. Der Minister präsident gibt sodann genaue Ziffern über die Erträge, die die pfälzischen Bahnen unter der staatlichen Verwaltung haben wür- den, sowie über die Belastung des bayrisch« BadgrlS und weist die Behauptung. daß hochgestellte Aktionäre der pfälzischen Bahnen auf die Frage der Verstaatlichung Einfluß hätten, als völlig un- begründet »«rück. Den Aktionären war mir dem tzinausschieben nicht gedient, denn bei dem Bekanntwerden des Beschlusses seien die Aktien gefallen. Hinsichtlich der Befürchtung, daß die Nach- borstaaten eine Ablenkung des Verkehrs versuchen würden, be- merkte der Ministerpräsident, er habe von seiten der preußischen Negierung in Eisenbahnangeleoenheiten stet« ein LundeSfrcund- s-hostliches Entgegenkommen gesunden und halte sich zu der Er- Wartung berechtigt, daß auch in Zukunft ein solches Entgegen- kommen gewahrt werden wird. „Wenn es unsere Reservatrechte gilt, werden wir es an der nötigen Schneidigkeit nicht fehlen lallen, wenn eS not tut: aber wir glauben, die hier in Betracht kämmenden Angelegenheiten aus dem Wege gegenseitigen freundschastlickien Entgegenkommens besser fördern und denselben Weg weiter gehen zu können, den wir bisher erfolg reich beschritten haben." Eisen. In Rotthausen durchscdnitt ein Bergmann mit dem Rasiermesser seiner Frau den Hals und verletzte sich selbst tödlich Spandau. Zn Spandau wurde das Dienstmädchen TavI- dow wegen dringenden Verdachts des Kindesmordes verhaftet. Budapest. Das „Ung. TelcgrxKorr.-Bnr." meldet aus Wien: Kaiser Franz Joseph empfing heute vormittag 9 Ubr den Grasen Khuen, der die Geschäfte des Minister- Präsidenten biS zur formellen Enthebung von seinem Posten weiter- führt, und berief den ehemaligen Ministerpräsidenten v. Szell nach Wien, um dessen Anschauungen über die Lage zu hören, ehe die Kabinettsbildung in Angriff genommen wird. Der Kaiser wird sich in den nächsten Tagen nicht nach Budapest begeben. Graf Khuen kehrt nachmittags dahin zurück. Paris. Der Ausstand der Textilarbeiter in Armentieres und in Hallonicr greift bedenklich um sich. Es streiken bereits 25000 Arbeiter. Man befürchtet, daß die Ar beiter in Lille und anderen Industriezentren sich dem Ausstande anschließcn werden, wodurch die Zahl der Ausständigen aus mehr als 50000 anwachsen dürfte. Tie Arbeiter wollen durch den Streik die Fabrikanten zwingen, ab April nächsten Jahres nach vollständiger Durchführung des Millerandschen Gesetzes über den zehnstündigen Arbeitstag die bisher gezahlten Löhne aufrecht zu erhalten. In Hallonicr versuchten die Ausständigen, in mehrere Fabriken einzudringen und zertrümmerten die Fensterscheiben. Bei einem Zusammenstoß mit Gendarmen wurden zwei der letzteren durch Stcinwürfe verwundet. London. Wie die Morgenblätter aus Liverpool melden, haben der Norddeutsche Lloyd, die Hamburg-Amerika-Linie, die Red Star Line und die Compagnie Gönörale transatlantique das Abkommen gekündigt, das aus dev Konferenz der den Ozean befahrenden Linien über die Besörbernngspreise der Passagiere getroffen wurde. London. Dem .Standard" wird aus Durban gemeldet: In ciner Versammlung von Buren am letzte» Sonnabend sprach General Botha von den in Europa gesammelten Geldsumme» »nd teilte mit, cs handle sich im ganzen um 130000 Lstr. Das Geld würde von einer Kommission in Transvaal verwaltet. Diele habe die Summe zwilchen der Kapkolonie, der Oranjekolonie und Trans vaal geteilt. Die aus Transvaal entfallene Summe sei sehr gering: sie belaufe sich ans 40 bis 50 Lstr. für die Witwen, 30000 Lstr. seien für die Erziehung der Kinder bestimmt. Die ihm selbst und dem General Telarcv zngrwaiidtcn Summen seien in der obigen Summe nicht einbegriffen und bildeten einen Reserve fonds von 15000 Lstr. Er forderte die Versammlung auf. die Un abhängigkeit zu wahren, die jetzt darin bestehe, die Muttersprache nicht preiszugeben. London, Wie dem „Standard" aus Tientsin gemeldet wird, hat die Russisch - ChinesIsche Bank in aller Stille eine Filiale in Schall errichtet und beabsichtigt ferner, noch 5 oder 6 Filialen im Innern des Landes zu gründe», was eine direkte Verletzung der Verträge bedeuten würde. Es scheine, daß Ruß land auf diese Weise eine Kontrolle über die Ausfuhr chinesischer Erzeugnisse in seine Hand bekommen wolle, denn die Filialen würden alle Haupt-Handelsstraßen beherrschen. London. Die „Times" melden aus Tokio: Die russisch- japani scheu Verhandlungen werden von jetzt ab hier geführt werden- Der russische Gesandte Baron v. Rose« hat weit gehende Vollmacht erhallen. London. „Daily Telegraph" meldet aus Washington, daß seit der Rückkehr des Präsidenten nicht weniger al« 6 Geistcsgestörte im Weißen Hause verhaftet worden feie». Es leien die größten Vorsichtsmaßregeln zum Schutze des Präsi denten getroffen worden. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 6. Oktober. —* Ans Cunnersdorser Revier fand heute eine königliche Hochwildjagd statt. Se. Majestät der König beM sich hierzu in BeglertMtg einiger Herren mit Zug 7 Ubr 5 Minuten früh von Pirna aus nach Krippen und von hier zu Wagen nach dem Sammelplätze. Der König gedenkt heute abend gegen halb 8 Uhr nach Pillnitz zurückzukehren. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe bat dem Bürger meister Oueck zu Falkenstein i. B. für die Brandkalamitosen des 29. September 500 Mark übersenden kaffen. —* Landtagswahlcn. Bon den vorläufigen Ergebnissen der Wahlmännerwablen der 3 Abteilung am Montag leien folgende aus den städtische» Wahlkreisen verzeichnet: Leipzig l: Gewählt wurden 50 Wahlmänner. und zwar 16 stir den sozial demokratischen und 4 für den Mittelstandskandidaten. In 6 Be zirken müssen Nachwahlen stattfinden. — Chemnitz I: In 20 Bezirken wurde» die von den Sozialdemokraten aufgestellten Wahlmänner mit Stimmenmehrheit gewählt. In einem Wahl bezirke hat Nachwahl zwischen den sozialdemokratischen und den »ationalliberalen Wahlmänner» stattzusinden. — 2. Kreis (Bautzen, Elstra, Kamenz. KbnigSbmck usw). In der Stadt Bautzen wurden 2 natlonattiberale Wahlmänner (im 1. Bezirk) gewählt. In 7 Bezirken ist Nachwahl erforderlich, darunter 4 Be zirke Mehrheit nationalliberal, 1 Bezirk konservativ und 2 Bezirke sozialdemokratisch. In Königsbrück wurden 2 Sozialdemokraten gewählt mit 96 Stimmen, 2 Wahlmänner für Holtmann (nat-.lib.) erhielten 60 Stimmen. 2 Wahlmänner für Prcibjch (koni.) 34 Stimmen. In Kamenz wurden 4 Sozialdemokraten gewählt, 2 Nachwahlen haben stattzufinde». — Im 11. Kreis >C o ld itz , Geringswnlde, Grimma. Hartha niw.) wurden 16 nalionalliberalc Wahlmänner und 6 sozialdcmokraiische gewählt. — Im 15. Kreis (Ca 11 nbera. Glauchau usw.) siegle die sozialdemokratische Liste. Die Wahlbeteiligung war sehr schwach: sie schwankte zwischen 25 und 30 Prozent. — Im 19 Kreis (Annaberg. Bnchholz usw.) liegen bisher nur Teilrciuliaie vor. In Stadt Annaberg wurden mir Wahlmänner sür Gräfe twild-lib ) gewählt. — Im 23. Kreis <Mühltross. Paula, Plane») wurden in Pausa und Mühltross Wahlmänner sür Kaden (sozialdemokra tisch» gewählt. In Planen ergab sich in 2 Wahlbezirke» eine Mölme Slimmenmehrhcit sür Kaden, während in II Wahl bezirken Nachwahl zu ersolgen hat. — Ans den Wahlkreisen des Vlatten Landes liegen bisher nnr Tetlresnltate ans einzelnen Wahlbezirken vor. —* Vorgestern ist hier Herr Banrat Dr. phil. Oskar Mothes gestorben. Cr wurde am 27. Dezember 1828 zu Leipzig geboren, studierte in Dresden unter Temper, baute 1848 sie Kirche zu Rüdigsdorf bei Frohburg, wurde darauf Soldat, nach dcu Dresdner Maitagen Artilleneleutnant, »ahm jedoch 1850 >ciueu Abschied, bereiste Italien und Spanien und ließ sich 1853 in Leipzig als Architekt nieder. Er schrieb u. a.: „Geschichte der Bau kunst und Bildhauerei Venedigs": „Allgemeines Deutsches Bau- wörtcrbuch", das in seiner vierten Austage als „Illustriertes Baulerikon" erschien: „Die Baukunst des Mittelalters in Italien". Außerdem entwickelte Mochcs eine ausgebreitete Wirksamkeit als Naukünstler, indem er neben der Errichtung von Wohnhäusern, Villen, Schulen und Schlössern, Burgen und Kirchen restaurierte oder umbaute (z. B. die Rvdclsburg, die Wicsenburg, die Matthäi kirche in Leipzig 1873—79, die Kirche zu Annaberg 1881 bis 1833. die Marienkirche zu Posen). Zur Restaurierung der Marien kirche zu Zwickau 1884—91 sicoclte Tr. Moches dorthin über, wo er bis vor kurzem Stadtbaurat war. Zahlreiche Kirchen wurden von ihm zumeist im Vogtlande und im Erzgebirge er richtet. Die Beerdigung des Verstorbenen erfolgt morgen in seiner Vaterstadt Leipzig. —* Am 2. Oktober feierte der frühere Rektor des Zwickancr Gymnasiums, der jetzt hier lebende Ob erfch ulrat Professor Dr. Erl er, mit seiner Gemahlin die goldene Hochzeit. Die Ein segnung des Jubelpaares fand in der Äreuznrche durch Herrn Pastor Tr. Neubert statt, wobei den Jubtld«:: eine Ehrenbibel vom Landeskonsistorium übergeben wurde. —* Mitteilungen aus der Gesamtratssitzung. Ter Rat beschloß gemäß dem Vorschläge des Preisgerichts für den RatbauSbau Wettbewerb den Entwurf des Architekten Kuhn in Heidelberg nnzukaufen und bewilligt hierfür 1000 Marl aus den für das Preisgericht ausgeworfenen 6000 Mark. — Für die erledigte Stelle des zweiten Arztes am Stadt-Irre n- und Siechenhanie ist Tr. Siefert in Pforte gewählt worden. — Die Stadtverordneten hatten beantragt, dem Aus schüsse für das höhere Unterrichts wesen »eben den bereits dazu gehörigen Vertretern der Lehrerschaft zwei Lehrer ohne Stimmrecht znzurweiscn. Der Rat beschloß, von ciner ständigen Zuteilung abzusehcn, die Frage der Zuziehung jedoch »ach dem einzelnen Falle dem Ermessen des Schulamlsvorstandes aiiheim- zustellen. — Anläßlich der Feier des 25,ährigen Bestellen« des Wettiner Gymnasiums soll an Stelle der wissenschaft lichen Beilage zum Osterschulproaramme eine Festschrift in etwas erweitertem Umfange herausgegcoen werden. Nach dem Anträge des Rektors bewilligte der Rat hierzu neben den im Haushalt- vlane einznsetzenden Mitteln 300 Mark. — Die Neustädtcr Realschule wird im kommende» Jahre durch Aussetzen einer 1. Klasse vollständig werden und außerdem in das sür sie errichtete neue Schulgebäude Ecke Craushaar- und Düppelstraßc übersicdeln. Der R<ik beschließt, aus diesen Anlässen nunmehr die Direktorstelle für diese Lehranstalt zu begründen und als Anfangstermin den 1. Januar 1904 festzusetze». — In den Schulzimmern der Drci- königsschulc ist bisher eive Gasbeleuchtunasanlage älteren Systems noch in Benutzung. Im Hinblick auf die verschiedenen über deren Unzulänglichkeit ansgebrachten Beschwerden und mit Bezug auf eine frühere Vorlage des Rates, die sich mit deren Be seitigung und zeitgemäßen Ersetzung beschäftigte, bewilligt der Rat 1890 Mark auö Position 50 des vaushaltpmnes zur Einrichtung von Gasglühlichtbeleuchtung. — Für Herstellung der Tüppel- Kurrst,md Wissenschaft. ff* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof thegter. Wie schon angekündigt, hat sich Frl. Therese Malten. Ehrenmitglied des Königl. Hoslheaters, bereit erklärt, im Laufe des Oktober einige ihrer Partien in Vorstellungen der Könjgl. Hofoper zu singen. Frl. Mallen wird zunächst Montag, den 12. Oktober, als Königin von Saba in Goldmarks gleich namiger großer Oper auftretcn. ff* Kimgl. Hosoper. Frau Schumann-Heink, die vor 25 Jahretz. «in Oktober 1878, ihre künstlerische Laufbahn als Frl. Rößler am Dresdner Königl. Hofcheater begann, feierte dieses Jubiläum mit einem Akte der Wohltätigkeit, in dem sie gestern rn derselben Rolle, in der sie vor 25 Jahren ihren ersten theatralischen Versuch machte, als Azucena des „Tronbadou r", zu Gunsten des Pensionsfonds des Königl. Opernchores als Gast auftrat. Der großen künstlerischen Erfolge, die Frau Schumann im Verlause des Dierteljahrhundcrts an deutschen und ausländi schen Bühnen, sowie in ersten Konzertsälen erzielte, ist an dieser Stelle ebenso oft und ausführlich gedacht worden, wie wir Ge- legcnheit hatten, die gefeierte Künstlerin hier in ihren besten Rollen, zu denen auch di« Azucena zählt, z» sehen und zu hören. Man kan» daher 'oft Gesagtes nur bestätigen und wiederholen, daß Frau Schumann, auf der Höhe künstlerischer Reife, aus schließlich vollendete Leistungen darbietet, und insbesondere ihrer Azucena eine Sorgfalt der musikalischen und darstellerischen Aus gestaltung widmet, die diesem Urbildc aller Opernzigciincrinnen einen sonderlich aparten Reiz verleiht, der die Figur genießbarer macht, als sie eS sonst zu sein pflegt. Namentlich zu festem der- steht Frau Schumann, in solchen bereits stark verblühten und ver- gilvlen Opcrntypen durch die Vollendung des Vortrags, der ihre sarbensatten, prächtigen Mittel doppelt wirkungsvoll erscheinen läßt. Selbstverständlich würde Frau Schumann oft und herzlich mu lebhaftem und stürmischem Beifall ausgezeichnet und nach Verdienst geehrt. In den übrigen Rollen boten Frau Abend» roth. die Herren Vetter und Kicß lobenswerte Leistungen, ohne aber in diesen sonderlich hcrvortrcten zu können. Die Lau- hnt der Anteilnahme de» Publikums mag zum Teil mit in den stark vmtbkabten Acnherlichkeiten. der verbrauchten, den An- sprächen der Neuzeit nicht mehr entsprechenden dekorativen -Aus acstaltung und der schaolonenmäßigen Jnfzene zu suchen sein, sie scheinbar ebenso alt und altersschwach sind, wie es der „Trou badour" selbst geworden ist. ll Kt. 's* Die Wiener Philharmoniker entschieden sich gestern mit Majorität für die Wahl eines jeweiligen Gastdirigen ten zur Leitung ihrer Konzerte, nachdem Hofkapcllmcister Schalk die Wahl zum ständigen Dirigenten abgelebnt hatte. Schalk er klärte sich jedoch bereit, iw Bedarfsfälle die Leitung zu über nehmen. auch Nikisch-Leipzig und Schuch»Dresden sagten bereits die Leitung je eines Konzertes zu. 5 Fumangalli, der einst hochberühmte italienische Bari ton, ist nuiimehr ganz zum deutschen Schauipicl überae- gangcn, nachdem er in dieser neuen Eigenschaft glänzende Erfolge erzielt hat, und wird kommenden Winter aus einer Tournee durch ganz Deutschland sich in seinen Glanzrollen an allen großen Bühnen zeigen. 4°* In Nr. 266 unseres Blattes brachten wir unter der lieber» schrist „Berliner Leben" einen Ärmel, worin als „klässische Stilprobe" eine Berliner Blätternotiz über die Verpflichtung der Frau Agnes Sormo für das Neue Theater in Berlin wieder- asaeben war. Da derartige Mitteilungen fast immer aus den oeireffenden Theatcröureaus stammen, so glaubte unser Berliner Mitarbeiter auch jene allerdings in entern kompromittierenden Deutsch abgefaßte Kundgebung als einen „direktorialen Wasch- zettest' bezeichnen zu können. Diese Annahme erweist sich indessen als unzutreffend. Wie uns die Direktion des Neuen Theaters zu Berlin mittcilt, stammte jene Stilblüte nicht aus ihrem Bureau, sondern aus der Frau Sorma vertretenden Theaters gentnr. Wir würden selbstverständlich diesen sehr verzeihlichen Irrtum unseres Berichterstatters auch dann gern richtiggestcllt haben, wenn sich die Direktion des Neuen Theaters nicht überflnssigerweise erst auf § 11 des Paßgesetzes berufen hätte. Victor Böhmert. Zum Nachfolger des am 1. Oftober in den Ruhestand getrete nen Professors Dr. Böbmert an der Königl. Technischen Hochschule ist Professor Dr. Wuttke ernannt worden. Die Nachricht gibt will» kvmmene Gelegenheit, noch einmal kurz des Lebens und des Wirkens des zurückgelrctenen Gelehrten zu gedenken, der Jahr zehnte lang in treuer Hingabe an der freiheitlichen Entwicklung und der sittlichen Veredelung unseres Volkslebens gearbeitet hat, uns dem vornehmlich Dresden so manches verdankt. Am 23. August 1829 in Quesitz (bei Leipzigs geboren, trat er 1842 in die Fürstenschule in Meißen ein, Ostern 1848 bezog er die Universität Leipzig. Den nachhaltigsten Eindruck auf den jungen Studenten haben die Vorträge Roschers gemacht. Noch als Gerichtsoktuar in Meißen gründete er 1853 den ersten Vor schußverein in Sachsen. 1856 finden wir Dr. Böhmert als Herausgeber der von ihm mitbegriiudeten volkswirtschaftlichen Wochenschrift „Germania" in Heidelberg, in der er unter damals sehr schwierigen Verhältnissen in Süddeutschland für den Frei handel und die Gewerbcsreiheit eintrat. 1856 siedelte er nach Bremen als Leiter des „Bremer Handclsblattes" über und wurde 1861 Syndikus der dortigen Handelskammer. Um den Be strebungen, die auf Einführung der Gewerbefreihcit, Freizügig keit. der Maß- und Münzeinheit, Abschaffung der Durchgangs- zölle, lLrmäßigung der Flußschiffahrtsabgaben, Aufhebung der Ehebeschränkungen und auf Aenderungen m der äußeren Handels politik abzielten, größeren Rückhalt im Publikum zu verleihen, gab Dr. Böhmert durch einen Aufruf vom 23. Mai 1857 die erste Anregung zur Gründung des „Volkswirtschaftlichen Kongresses". Zwei Jahre später betätigte sich Tr. Böhmert in erfolgreicher Weise an der Gründung des Natioiialvcreins. Ein Ruf des eid- geiiössijchcn Polytechiiikiliiis und der kantonalen Universität Zürich eröffncte Professor Dr. Böhmert 1866 die Lehrtätigkeit als Dozent der Volkswiriichaft. Um die lincriiiüdliche -Arbeitskraft: Dr. Böhmerts seinem Vaterlandc nutzbar zu machen, übertrug die sächsische Regierung ihm 1875 die Leitung des Statistischen Wirtes gleichzeitig mit einer Professur der Nationalökonomie an der Tech» nischen Hochschule zu Dresden. Seit 1877 gibt Professor Böhmert die gemeinnützige Zcitunaskorrc'v>'„dc»z „Sozialkorrespondetiz" heraus. Bald war er neben Pr '!or Rudolf v. Gneist das tätigste Mitglied des Vorstandes des Zcntralvcrcins für das Wohl der arbeitenden Klassen. Ganz besonders ist er bedacht, die segensreichen Folgen der Gewinnbeteiligung der Arbeiter, der Arbciterausichüsse, der Einigungsämter, der Arbeitsvermittlung, der beruflichen Ausbildung und des Handfcrtigkeitsuntrrricht» u»