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SV. Jahrgang. HL 8. Donnerstag. 8. Januar 1922. «r»dk»»>chrMi «achrtchl« De«»«». Weenlprecher - Sainmetnummrr 28 2.1 vur lür iNachlgelprilche: 2OQ11. in Dreeden und Dororlen d»i iiigl ch zwelmoiiger gulrogcing m-mailich I«,- M., ÄtzZUI5-(Äl?t)Ul)I' vlerlel^hrlich 42.—durch de Post dei täglich iwelmallgem Aersano monaUich ... Dl« elnstalllae 27 mm breite gelle m. Aus Famillenan,eigen, Anzelaen unier Bnzpil1pn-'1»rpllp Ekelten-u. WobmmgsmarlN, I Ipalil-ie Lin-u. Derichuie 2S°^. Vorzugspiäb- laut Auswärtige Aujiräg« gegen Vorausdezadlung. Lmrelnummcr 7» Pi- SchrMIrilun, und iz<>m>lqe>chäN»N»»»c Aterlentlrabe 2S/40. Druch u. Aerlog von rplch . Sirlchardl in Drei»«». Pvstichech-Aonto 10SS Drrebe». Aachdruch nur Mil deutlicher Lluellenongade «.Dresdner Aachr.'t zulässig. — Unverlangle Schrillslllch« werden nicht ousdewtchrl. Vorposkengefechke für Cannes. Die gemeinsamen Inkeressen der ?Miier?en Paris, Jan. Der „TcmpS" dringt in seinem Leit artikel ans die Erkenntnis der g c m c i n j a m e » I nt c r - essen der Alliierten bei den Verhandlungen in Cannes. Die sranzösischen Interessen mit denen r'eigiens in Gegensaft z» drinnen, wäre Wahnsinn. Italien und Frankreich hätten ebenso große Interessen im Miltctmeer, bah allein ihre Einigkeit die Unabhängigkeit ihrer Ent schließungen sichern könne. Die Bedingung sllr den dauernden Frieden Europas nnd die Wiedergewinnung dcS Handelsmarktes besteht nach dem „Temps" darin, das, Frankreich und England einer dem andern ver pflichtet seien, sich mit aller llrast zu nntcrstiit;c», wen» sich ein deutscher Angrifs oorbereite. Deutschland mtisse später unter gewissen Äicdlngungcn dieser gegenseitigen Ver pflichtung beitretcn. Die französisch-englische - llianz s.i tat sächlich das einzige Mittel, Deutschland ohne Er schütterung und ohne Gcsahr sllr irgend jemanden in die Familie der Nationen zuriickzuslihrcn. iW. T. V.s London, 7. Jan. - Die „Westminüer iöazetle" will von einer militärischen Allianz mit Frankreich n chts w'.ssen. Auf eine Allianz, ivie sie vor dem Kriege geschlossen wurde, könne sich England nicht fcstlegen. Dagegen wäre cS bereit eine 4?!», Fünf- oder Scchsmüchtcallianz cinzu- gehen, wobei Frankreich allerdings die Zusicherung gegeben werden mühte, dah es im Falle cincS Angrificö aus eng lische Hlfe rechnen könnte . Paris. 4. Jan. „Journal des DübatS" schreibt: Tic Konferenz von Cannes h.ibe nicht die Ausgabe, ein eng- kisch-französisches Bündnis anszuarbeiten. Der Abschluß eines BündnilleS n.'t England würde keinerlei Ord nung ickvafien. Es würde Frankreich nur eine illusorische Bürgschaft bieten, wenn diesem Abschluß nicht die Regelung wichtiger bedeutender Fragen vorangebe, die Frankreich nn'ü England beschäftigen. Unter diesen Fragen sei die drin gendst« die RcparaiionSirage. IW. T. V> Die Lösung des belgischen Priorilills- problems. tlngelsSchsische Konzessionen an Frankreich und Belgien Eigner Drahlbertib» der -Dle-dn. N a ch r i ch > e n".> Paris, 4. Jan. Die „Information" glaubt unter richtet zu sein, das, zur Lösnng des schwierigen Problems der belgischen Priorität cnglischcrseits der Plan bc- stehr, um Belgien zur Bcrnnnst zu bringen, aus die sofortige Rückzahlung eines Belgien unmittelbar nach der Unter zeichnung dcS Fricdensvcrlragcs gewährten Vorschusses von liill Millionen Goldmark zu verzichten. Außerdem würde sich England bei den Bereinigten Staaten dafür ein seben. dah diese die Zahlung eines Belgien gewährten Bor, schnsies von K5» Millionen Goldmark, deren Sicherheit in der belgischen Priorität lag, stundeten. Frankreich würde «au dadurch entgcgcnkommrn. dah die 8VU Millionen Gold mark, die ihm sür die Saargrubcn angercchnet werden sollen, einstweilen nicht vermindert würde«, sondern vor- läosig auf dem sranzösischen Schnldlonto ein osscncr Posten bleiben. Endlich würden die Bestimmungen, die am lS. Angust vcu der Konferenz der Finanzministcr in Paris ««rossen wurden nnd die sich aus den Preis der deutschen Sohlen beziehen, fallen gelassen werden. Mau würde sür die deutsche Kohle den Preis der französischen, oder falls sich die nach St. Quentin beförderte englische Kohle billiger stellen sollte, deren Preis berechnen. Endlich würde Frankreich von englischer Seite das Zugeständnis erhalten, bab England den, Wiesbadener Abkommen seine Zustimmung geben würde, jedoch mit der Abändernng, dah Deutschland im Jahre 1822 nur lfi Milli- rrd« und 1928 und 1924 sür je l!4 Milliarde an Natnral- liescrungen zu leisten hätte, statt der für die Zeit vom l. Ok tober 1921 bis 1. Mai 192k vorgesehenen 7 Milliarden. WaS den Pian eines lntcrnaiionalen FinanzkonsortinmS ««laugt, so behauptet die „Information", dah dieses Kon sortium auch berechtigt sein solle, Banknoten anS- »ugeben, deren Rückzahlung in der Währung jener Länder erfolgen solle, deren Finanziustitnte sich an den Operationen dcS Konsortiums beteiligten. Diese Noten würde» durch Geld oder Waren der genannten Länder in ihrem Werte garantiert werden. Paris, 4. Jan. AnS Berliner Cutentelreisea melden die Pariser Blätter, Llond George s i entschlossen, I» Ea»nes fest s?> sür die A n s h e b » » g der Sanktionen und siir die Unterdrückung aller Z w a » g S m a h r e g e l n gegen Deutschland einzntrcte», weil solche Maßnahmen nur daz» sichren könnten, Dentschiand noch mehr zn desorgani sieren. ES läge aber im I»i rcsic der Entenic, sür die wirt- schastllchc Erhebung Deutschlands zu,large». Gunarls in Cannes. «Eigner Drab«ber>chl Lei » L r c » i> „ Nachrichten" Paris. 4. Jan. Man hält es immer nach für möglich. Sah bi« Konferenz ber Außenmin'stcr nicht, cvie bisher be absichtigt. in Paris, wildern in Eannes abgebalten werbe» könn e. — Der griechische Auge»mini»er Gnnaris Hai beute Rom verlasie» und ist nach Cannes abgereist, wo er einige Ze'.t verweilen wird. Er wird dort mährend der ganzen Dauer der Konferenz AnfcntlnUt nehmen. D e Be sprechungen mit der italienisch!«» Negierung über die Inseln im Aegäischen Meere habe» bisher zu keinem Ergebnis gefühlt. GnnariS hofft aber, daß ein solches in Cannes zuitandckomme» könnte. Im Zeichen der Wiederherslelkunq brrrrpas London, 4. Jan. Der politisch»: Berichterstatter deS „Manchester Gimrdian" schreibt: Die in einigen Woche» hat.findenden Neuwahlen würden von der Arbeits losen frage beherrscht werden. Dah von der Regierung dafür vorgcschlagenc Heilmittel sei die Wiederher stellung des Handels und zn diesem Zwecke die Wiederherstellung Europas, insbesondere Deutschlands und Rußlands. Die Hindernisse läge» im Auslände, '.nsbesvli- dere in Fuankreich, Sowohl gegen Frankrech als auch gegen ganz Europa werde Llond George uns seine Negie rung viel starker daneben, wenn Reu mahlen sie bestätigt hätten. Wenn die Negierung e»c 'Niederlage erlc'den ioltte. io könnte nur ein« liberale oder eine Ae hei! er-Opposition folgen, die sich ganz zweifellos vereinigen würden, um noch entschlossener die WiedcrausbaupoNlik zu veclrcieu. d e die ietzige Negierung schon angenommen habe. lW. T. B.s Amerika und die euro-äische W,rischaflsrage. London, 4. Jan. Neuicr meidet aus Washington: Präsi dent Harbins und das amerikanische Kabinett verbrachten zwei Stunden mit der Erörterung der europäischen Wirtschaftslage. Amtlich wird mitgclcilt. das, keinerlei Beschluß bezüglich der amerikanischen Politik in der Frage der Teilnahme a» der europäischen Konferenz gesahi wurde. Das Kompromiß in der Un!erseebog!srage. Unerwartete Nachgiebigkeit Frankreichs. Paris, 4. Jan. Havas meldet aus Washington: Frank reich hat grundsätzlich de» nnicritauischen Borschlag an genommen, der eine Verwendung von Unterseebooten zegcn Handelsschiffe verbietet. Die Delegierten haben sich aber die endgültige Znsttniinnng Vorbehalten, bis der genaue Wortlaut der Erllärnug erörtert ist. Eng land hat bereits zugcjtimint. Obwohl die italienischen Delegierten keine endgültigen Anweisungen erhielten, haben die gestern abend vorliegenden Anzeichen die Annahme zn- gelassen, daß weder Italien noch Japan ernstliche Ein wendungen erheben würden, wenn der Vorschlag die volle Zustimmung Frankreichs erhalte. sW. T. B.j Washington. 4. Jan. biestern abend gab Sarraut im Verlause der D-cl'-atte über die Beschränkung dcS Unter- sccbookSkricgeS folgende Erklärung ab: Frankreich nimmt ohn« Vorbehalt nickst nur de Entschließung Noots, sondern auch den Zuiatzantrag Balfour an. Was die zwck.rc Enttchlicßung anlangt. io nehmen wir den Inhalt vvllsiänü!,, an. Tic Flottensachverständigen werde» dieser Eniichließung die endgültige Form geben, damit ihr« Bedeutung durchaus klar ist. iW. T. B.» Die seslgefahrene Schantunofroge. London, 4. Jan. Es verlautet, das, die chinesische Dele gation Balfour und Hughes ersucht habe, i» der ans einen toten Punkt gelangten S är a n g t n n g f r a g e zu ver mitteln. iW.T. B.s Wiederaufbau von Westen nach Osten. London, 4. Jan. Der diplomatische Mitarbeiter dcS -Daily Telegraph" behauptet, daß sich das internationale Finanzkonsvrtium in der Hauptsache mit dem Wicder- «usbau der österreichischen Nachfolgestaaten beschäftigen wolle. Man sei dahin übcreingekvinme», daß ler wirtsckmftliche Wiederaufbau Eurooas schrittwc'.sc von Westen nach Osten durchgeführl norden solle. Das sei eine »rakt schc Nceibvde, da das wirtickxistlichc Elmos in Enrova von Westen nach Osten anwachse. Das Kapital dieses Kon sortiums von 20 Millionen Pfund Sterl'.ng müsse aber »crvielsachl werden, wenn man am wirtschaftlichen Wicdcr- »ufbau Rußlands arbeiten wolle. Ausrottung des ganzen Reparaltonoprodlems? Berlin, 4. Jan. Wie der Sozialdemokratische Parla- tnentsdicnst erfährt, habe sich die Neparativnskvmililssion mit den Auskünften des Staatssekretärs Fischer auf die Rückfragen oer Entente zusriedcngegcbcn, so daß eine schriftliche Beantwortung der Rückfragen nicht mehr nötig sei. Dagegen hätten die Verhandlungen Fischers mit der Kommission »och nicht z» einem endgültigen Ergeb nis geführt, und somit werde in Cannes über die Angelegen st der Januar- und Februar-Zahlungen hinaus bestimmt S ganze Reparativnsproblcm ansgerolll werden. vriands Ankunft in Cannes. Cannes, 4. Jan. ?N'nisterv'.äsidcnr, Vrland ist heut« »vrmittaa mit Begleitung hier cingctrosfen. iW. T. B.s Cannes, 4. Jan. Briand wird nachmittags eine erste Zusammenkunft mit Lloyd George haben, an »er auch Louckieur und Sir Robert Hvrne tcilnelnne» T. B.) Die Parteiführer beim Reichskanzler. Dr. Wirths Bemiih»nge>, „„> ei» Stenerkoinpromiß. Berlin, 4. Jan. Heule vor.uittag um I» Uhr hielt die Ncichorcgicrung eine Kabiuc.tositrnng ab, in der sie sich hauptsächlich mit der N e p a r a t i o n S s r a g c und mlt dem Finauzproblem beschäftigte. Die Titiuug dauerte bis um >-l2 tthr. llm 12 Uhr empfing der Reichskanzler Tr. Wirth die Partcifiihre r. Der llteichökanzler nnterrichtetc die Parteiführer über die oktncllcn Fragen der auswärtigen Politik, in der Hauptsache aber galt die Besprechung einer Erörterung der L > r u c r r e s o r m . dcrc» Erledigung un mittelbar nach dcm Wicderzniannncntritt deS stleichstageS in Angriff genommen werde» soll. Die Bemühungen sind daraus gerichtet, ein Kompromiß betreffs dcS Stcucr- problcmS zu erreiche». Der Zusammentritt des Auswärtigen Ausschusses. Berlin. 4. Jan. Abg. Dr. Stresemaiin Hot, wie schon kurz berichtet, als Vorsitzender deö Auswärtigen Aus schusses des Reichstages die Absicht, de» Ausschuß nach der Konferenz von Cannes zu einer Sitzung einznlade», damit die Führer der politischen Parteien und a»ch die Regierung Gelegenheit haben, ihre Stellungnahme zu den i» Cannes gefaßten Beschlüsse» darlcgcn zu könne». Die Einberufung des Auswärtigen Ausschusses wird auch deshalb sür zweck mäßig erachtet, weil der Zusammentritt des Nctch 8 tagcs erst °str den Ist. Januar vvrgcsebcn ist und man der Negierung noch vor diesem Dermin Gelcgenhctt gebe» will, den Vertretern der NeichStagöpartctc» Mit teilung il b c r ihre Politik zu machen Ei» be stimmter Tag für die Einberufung deS Ausschusses ist noch, nicht festgesetzt. j Rußland als europäischer Mrlschasls- faklor. Vier Jahre mehr oder weniger vollständigen Abschlusses Rußlands von der Weltwirtschaft habe» sich bitter gerächt, sowohl sür die Außenstehenden wie sür Rußland selbst. Und die Erkenntnis dieser Tatsache hat ihren Ausfluß tn den beiden großen Strömungen gesunde», die einerseits vom Westen nach MoSkau und anderseits hilfesuchend von der Sowjettnocht zuiit ausländischen Kapitalismus führen, Be strebungen, die wegen ihrer elementaren 'Notwendigkeit zu immer engerer Annäherung drängen und die gesamte eurw väischc Wirtschaftspolitik beherrschen. Zwei deutlich sichtbare Etappen sind erreicht, einmal in dem neuartigen Plan des internationalen Wirlschaftskonsortinms zum Wiederaufbau Rußlands, sodann in der bedeutungsvollen Billigung des neuen Leninschen Kurses durch den eben zn Ende gegangenen 9. Nätekvngrcß in Moskau. WnS die Entente aus den Wc» der wirtschaftlichen Verständigung gedrängt hat. ist bekannt Militärisch mit Hilfe Denikins, Koltschaks, Wrangels und Polens war Rußland nicht beizukommen, das System der Handelsverträge hat infolge der ungleichen Nechtsverhält niste und des fehlende» Austauschgnies in Rußland nur küm merliche Anfänge gebracht. Zudem ist durch die Zerrüttung der mitteleuropäischen Währungsverhältnissc Deutschland mit seiner gegenüber Rußland bereits im Frieden um mein als dreifach höheren Aufnahme ausländischer Waren als Käufer nuSgcschicden. Andere Absatzmärkte sind durch dtt eigene industriell^ Entwicklung der britischen Dominions und Ausbreitung des amerikanischen Handels nicht vorbanden, und so ist der einzige Ausweg Rußland wir seinem Waren Hunger und seinen ungenützten Rohstoffen. Aber, dieser Weg kann nicht beschritten werden, wenn Rußlond nicht eben falls die Hgzrd ansstreckt, wenn cs nickt durch sichere Garan tien die Bahn sür irgendwelche ausländische Betätigungen in Rußland ebnet. Der Verlauf des RätekvngreffeS ist viel leicht ein erster Schritt auf diesem Wege. Alle Versuche. Rußland als Absatzgebiet für den eurv vättchen Markt wicderzugewinnen. sind bisher gescheitert nnö mußten sck>citcrn an der Zerrüttung der russischen Währung, die den Handelsverkehr gegen Barzahlung nur °n ganz bcs<l»eidenem Maße zuläßt, nnd vor allen Dingen am bolsch-ewinkscheu System Nur schwer können wir uns .'n B'!d davon machen, wie man in einem Staate leben kann, der weder Zivil- noch Strafgesetze, der lediglich Recht« des Staates an die Volksgenossen aber keine der Volks aenossen untereinander kennt. Sogenannte Bolksgcrichte sind vorhanden, aber sic urteilen nach freiem Ermessen. Sie sind kommunistisckie Parteiausschüsse, deren Entscheidungen sür sedeZ ausländische kapitalistische Unternehmen ver hängnisvoll werden müssen. W'.e soll sich ein nennend werter Handelsverkehr entwickeln, der sich bei der ver nichteten russischen Währung zunächst ans Kredit stützen muß. wenn der Gläubiger keine rechtliche Handhabe besitzt, seine Forderungen einzutrciben. wie sollen ausländische Unternehmungen. n?e sie zum Wiederaufbau unvermeidlich sind, sich in Rußland niederiasscn können, wenn sie keinerlei Rechtsschutz genießen? Es kann gar kein Zwene! bestehen daß jede wirischastliche Ordnung nur unter den entsprechen den politisch-rechtlichen Verhältnissen denkbar «ist. Und selbst wenn es gelänge, durch Verträge mit der Zentralgeivatt irgendwelche Schutzgarantien sür ein ersprießliches Arbeiten mit dem Anstande zn ickmifen, so bliebe cs 'immerhin frag lich. ob die sowsetistischen Lokalbehördcn, die die alleinig« ausübende Macht in den Händen haben, den Moskauer Nichttin'cn folgen und nicht durch selbstherrliches Eingreisen mit Hilfe der beliebten Kontributionen jede wirtschaftliche Grundlage fremder Unternehmungen zerstören. Ein lehr reiches Beispiel dafür sind dkc .außerordentlichen Kontri butionen" von einmal lstst, dann löst Milliarden Rubel aui den ausblühendcn Handel der Stadt Balmm. der dadurch rasch wieder vernichtet wurde. Genau abgcarenztc und kon trollierbare Garantien gegen jeden Eingriff irgendwelcher iowjctistischcr Lokalgewaltiger wären miihin neben der Sckmsfuna gcicvUchcr Schutz- und EinspriichSbcstimmuygcil die grundlegendsten Voraussetzungen sür jede fremde Be- täikgiing in Rußland. Das gefährlichste Hemmnis für aus ländisch« Wirksamkeit in Rußland aber btldei die berüchtigt« „Tschcka", die außerordentliche Kommission zur Be kämpfung der Gegenrevolution, die schrankenlose Befugnis über Leben und Tod, über Besitz und C'gentum nicht nur. der Russen, sondern auch der Ausländer lml. Sie lmt. wie der englische Großindustrielle LcSlie Urnnhart. der auf Grund des englisch-russischen Handelsvertrages ein früheres Unternehmen in Rußland wieder ausrichten wollte, dielen Versuch aber ausgcbcn mußte, 'cn einem Brief an Krassiv aussührt, „durch hvckientwickclte Methoden der Verleumdung, der Bestechung und des Mordes aus die gewissenloseste Weise dem russischen Volke eine widerliche Unterwerfung auf- gezwungen. Cs würde daher jede Phase persönlicher Tätig« keil deS Unternehmens, seiner Beamten und Arbeiter leibst '.nnerhalb ihrer vier Wände von dieser terroristischen Organiialion bedroht sein." Deutlicher als diewr britiscist Industriellc ans Grund genauester Kenntnis der russischen Verhältnisse den unglaublichen Zustand der Rechtlosigkeit und dke Wühlarbeit der spionierenden Geheimpolizei schil dert, kann man die Schwierigkeiten kaum dartun. die jedem ausländischen Versuch zum Wiederaufbau in Rußland und zur Anbahnung geordneter Wirtschaftsbeziehungen en-t- gegcnstehcn. Und wenn heute die Wiederanknüpfnng der Beziehun gen mit Rußland und die Erschließung dcS russischen Marktes tin Vordergründe der europäischen Politik steht, so muß vorher die grundlegende Frage geklärt werden, ob cs überhaupt möglich ist, einen Ausgleich zu finden zwischen den beiden so grundverschiedenen Snftcmen. wie Ne der uur