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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.06.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060622025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906062202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906062202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-06
- Tag 1906-06-22
-
Monat
1906-06
-
Jahr
1906
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Dresdner Nachrichten. Freitag. S2. Juni IVO«! »» Str. L«v Len S-d«»dbat Ge E«»«llent Herr GtaatSministrr Grgf Hohen- rhal die Mitglieder Le» LandwirtichastSrais tu einem Bier abend r« Söntgl. Belvedere eingeladen. Die Berhandlnngea iverden sich n. a. auf folgende Gegenstände erstrecken: 1. richtung von Üandivirllchastskammern in den n^" " Bundesstaaten; 2. Einführung eine» Minimaltar suchungen von Düngemitteln, Futt«rmitleln und den lnndtnirtschastliche» Versuchsstationen: 3. Stand der Mit Hilfe v«« Reechsmttteln «usgeführte» wissenschaftlichen und prakiuchen Versuche; 4. Reue Probleuie aus dem Gebiete de» landwirtschaftlichen Kreditwesen»; 5. Di« Deimsttittengesetz. gebung in Frankreich; 6. Entwurf einer neuen Eisendahnoer- kehrSordn »ng 7. Rachrichtendienst und Preisnotierung für Obst in Deutschland; 8. Einführung einer staffefförmigen Umsatz- »teuer für Getreidemühlen; S. Das agrarische Hackkultur- Programm. —* Der automatische Verkauf von Fahr karten ist jetzt als Reuervng aus dem Geraer Haupt- bahnhos einaeführt worden. Bahnstrigkarten-Automaten gibt es ra schon langst überall; Fabrkarten-Äutomaten, aus denen inan Karten nach beliebigen Stationen entnehmen kann, oe- liören indes iroch zu den Seltenheiten. Der neu ausgestellte Automat soll dazu berufen sein, das beionders an Sonntagen an den Fahrkartenschaltern herrschende, mitunter ganz ringe- heuerliche Gedränge etwas abzuschwächen. Der Automat gibt Fahrkarten nach mehreren in der nächiten Umgebung gelegenen Stationen ab, aber nur Karten vierter Klasse. Will man eine Fahrkarte haben, die 15 Mennige kostet, dann wirft man zwei Zehnpsenmgstücke hinein, und man erhält die zu viel gezahlten 5 Pfennige in bar wieder zurück. —* Besinn des Schuljahres «un t. April. Auf der TageS- ordlurng der heutigen Stadtverordnetensitzuag steht u. a. «in Schreiben des Rates, in dem er dem früher gestellten Anträge der Stadtverordneten zustimmt, künftig den Beginn des Schuljahres ohne Rücksicht auf die Lage des Ost er fettes au» den 1. April festzulegen. Die Rats- entjchlietzuna wurde besonders bestimmt durch ein Gutachten des Stadtschulrats Professors Dr. Lyon, nach dem der Schul au s s ch u h beschlossen hat, dem Rate und den Stadtverordneten zu cmptehlen, das Kultusministerium um Genehmigung dazu zu bitten, daß für Dresden versuchsweise das Schuljahr nn- avhängig von den Oskerserien und den sonstigen Osterveranstal- ttingen (Konfirmations usw. am 1. April jedes Jahres beginne und am 31. März jedes Jahres schliche. Der Ausschuh für das höhere Unterrichts-Wesen ist in seiner Sitzung vom 2. Februar 1906 diesem Beschlüsse b e i g e t r e t e n. Diesem Beschlüsse liegt die Erwägung zu gründe, dah eine ein heitliche Regelung im Wege der Reichs- oder Landesgesetzgebung, letzteres insbesondere auch wegen der Verschiedenheit von Stadl und Land, wohl kaum zu erreichen sein werde. Dah eine be- Preuhen für die Gelamtheit zurzeit die gleichen Bestimmungen gelten wie bei uns und der Beginn des Schuljahres im all gemeinen an den Ostertermin gebunden ist, haben die Stadt Berlin und die Regierungsbezirke Breslau und Potsdam den Beginn und das Ende des Schuljahres un abhängig vom Ostertermin« festgesetzt. So beginnt in Berlin das Schuljahr für die Gemeindeschulen am 2. April und endigt am 31. März. Durch Befreiung des 1. April vom Schulunter richt soll eine Scheidegrenze zwisck>en den beiden Schuljahren gezogen und den Rektoren und Lehrern Zeit sür die amsassenden Vorbereitungen für den Beginn des neuen Schuljahres ge schaffen iverden. Durch Verordnung vom 31. Dezember 1904 hat die Königliche Regierung in Breslau festgesetzt, dah im Re gierungsbezirke Breslau das Schuljahr für die Volksschulen am 1. April beginne und am 31. März schliche. Die gleiche Einrichtung ist für alle Volksschulen des Regierungsbezirkes Potsdam, »oweit diese nicht einen rein ländlichen Charakter tragen, getroffen worden. Es würde eine solche Regelung auch »Sr die Stadt Dresden möglich sein. Nach dem Beschlüsse des Schulausschusses soll das Schuljahr am 31. März M letzen und ohne zwischenliegende Ferien am 1. April mit der Schüleraufnahme beginnen. Die Osterferien sollen dadurch, da sie durch Landesgeseh bestimmt sind, in keiner Weise ver ändert werden. Wenn demnach O-stern Milte oder Ende April fällt, so werden 8 bis 14 Tage des neuen Schuljahres vor den Osterferien liegen. Schultechnisch ist dies unbedenklich, weil die ersten 8 bis 10 Tage des Schuljahres auch heute schon mit der Einrichtung der Klassen und der Eingewöhnung der Schüler in die neuen Klassenverhältnisf«, Beschaffung der Schulbücher und ähnliche Vorarbeit ausgesüllt werden, sodah Verlust von Bedeutung durch zu rasch eintretende Ferien kaum zu befurchten ist. Aus dem gleichen Grunde ist auch der Uebertritt von Schülern anderer sächsischer Schulen in Dresdner Schulen, der erst nach Oster» stattsinden würde, unbedenklich. Für die Einziehung und Berechnung des Schulgeldes würde die Festlegung des Schuljahres auf die Zeit vom 1. April bis 31. März besonders günstig sein. Bei den höheren Schulen müssen beute die Eltern den Monat April mitbezahlen, auch wenn die Schule erst am 1. Mai beginn». Das ruft viel Mißstimmung bervor. Bei den Bolks'chnle» müssen jetzt, wenn nur noch einige Tage im April Unterricht ist, regelmäßig durch Beschlüsse der städtischen Kollegien die Schulgeldzaklungen für alle zu Oster» abgehenden Schüler auf die rote Hälfte des April erlassen wer den, wodurch der Schnllasse gewöhnlich ein Einnahmeallsfall von 3500 Mk. erwächst »1000 Konfirmanden bei den Bürgerschulen, 5O>0 bei den Bezirksschnlen). Diese rechnerischen Uebelstände fallen bei Festlegung des Schuljahres weg. — Weiter erwähnt ein Bericht des Ratsassessors Dr. Hoffner, daß einige Gründe aus den, bürgerlichen Leben für die Neueinrichtung sprechen: Hierher gehört der Eintritt der Schüler in das Er werbsleben. Einen solchen stets für den 1. Avril zu ermög lichen. liegt mit Rücksicht auf die einschlagenden Verhältnisse des praktischen Lebens im Interesse sowohl der Schüler als der Dienst- nnd Lebrherren, Ferner ist die Versetzung von Eltern, die sich in Beamtenstrllungen befinden, fast regelmäßig mit nlen der höheren Lehranstalten in das.» iß für diese den Abschluß de» SchntsahrrS . . Mäq erwünscht erscheinen lasse«. AlS Grund qegen die Auf- 1. April muh vor Ende die ' kommt nach dl/snv Berichte auf eine Festlegung Hebung der jetzigen Einrichtui Konfirmation in Betracht. Da auf eine Jestleanna de» Osterfestes durch die Kirchenbrhorden kaum zu rechnen sein dürfte, so würde bet einer Beendigung de» Schuljahre» detspielSweise mit dem 31. Mär, in den Jahren, in denen die HauptkonfirmattonS- »en April fallen, und der Eintritt lrd« bet einer Beendigung de» ' «m 31. Mäe» in den Jahren, in denen die tage Palmsonntag und Gründonnerstag erst die Konfirmation erst nach der Schulentlassung der Schüler in da» Erwerbsleben erst nach der Konfirmation stattsinden können. Damit würde die Möglichkeit de« Eintritt» in da- Erwerbsleben am 1. April vereitelt werden, auch die Lage der Osterferien könnte dagegen sprechen. Da die Osterferien naturgemäß nicht von den, Osterfeste losgelöst werde» könnte», so würde bei Festlegung deS Schullahrbegtnnes aus den l. April häufig die Erscheinung eintreten, daß im neuen Schuljahre der Unterricht noch vor den Osterferien ausgenommen und nach einer Anzahl Tage wieder abgebrochen werden mühte, da dann dt, Osterferien beginnen würden. Diese Bedenken zerstreut jedoch der oben erwähnte Bericht de» Stadtschulrates. In Betracht käme weiter die Verschiedenheit in der Lage de» Schul jahres mit anderen Schulen des Deutschen Reiche» und anderer Länder. — Der RechtSauSschuh, der über diese Angelegenheit im Stadtverordneten-Kolleaium referiert, schlägt diesem vor. dem Beschlüsse des Rates beirutrete» mit der Maß gabe, daß das Schuljahr am 2. oder 3. April jeden Jahres be ginnt »nd am 3l. März jeden Jahres schlicht, und den Rat zu ersuchen, dahin zu wirken, daß das Osterfest gesetzlich festgelegt werde, trotzdem aber seine Bemühungen um Iest- 1 e g u n a de» Schuljahr-Schlusses für den Herb st gemäß dem Anträge des Herrn Oberbürgermeisters Beutler vom 1. Dezember 1900 fortzusetzen. —* Nach ihrem Bericht über da» Jahr 1905 hat das Krankenhaus der Diakonijsen-Anstait in diesem Jahre 1595 Kranke verpflegt, nämlich' 410 medizinische Kranke, 696 chirurgische Kranke, 257 gynäkologische Kranke, 189 Angen- und 41 Ohrenkranke. Davon entfallen auf die medizinischen Kranken 12510 Pflegetaae, aus die chirurgischen Kranke» 17 750 Pflegetage, die gynäkologischen Kranken 4709 Pflegetage, die Augenkranken 5278 Pflegetaae, die Ohrenkranke» 72l Pflegetage, das sind zusammen 40 968 Pflegetage. Nach Geschlecht und Alter teilen sich diese Kranken ein m 515 Männer. 754 Frauen und 326 Kinder. Gestorben sind 91 Kranke: 42 Männer, 37 Frauen und 12 Kinder. Der Krankenbestand am 3l. Dezember war 94 Kranke. Aus den Freibetten des Krankenhauses sind vom 1. Januar bis 31. Dezember verpflegt worden 293 Kranke mit 5334 Pflegetagen: au» den StaatSfreibetten 106 Kranke mit 3952 Pflegetaacn, zu deren Verpflegung von den Gemeinden pro Tag 50 Pfg. zugeschossen werde»; aus den Freistellen des alterblündischen Meißner Kreises 20 Kranke mit 887 Pslegetagen, auf Kosten des Angenkraiikeiiheilvereius 89 Kranke mit 2741 Tagen verpflegt. Auf Kosten des Mutterhauses erhielten Verpflegung 58 Schwestern und 4 Dienstmädchen in 2034 Tage». Die übrigen Kranken wurden auf ihre eigne Rechnung, aui Kosten von Kranken kassen oder Privatpersonen verpflegt. Von Privatzimmern machten 274 Personen mit 5614 Pflegetagen Gebrauch. Die Zahl der Röiichen-Untersuchungen und -Behandlungen ist im Jahre 1905 wiederum beträchtlich gestiegen, sie betrug 30t. Darunter befan den sich 8 Kranke, die der Röntgenabteilung zur Behandlung überwielen wurden, und zwar 7 Krebsleidence, 1 Kranke mit Leukämie. Die Krebserkrankungeu waren sämtlich schwere Fälle, 4 baden inzwischen zum Tode geführt, 1 Kranke ist wegaeblieben, 2 sieben noch in Behandlung, zur Zeit gebessert. Die Kranke mit Leukämie verlieh das Krankenhaus vor Beendigung der Behand lung. Die Zahl der im Jahre 1905 ausgefuhrten Sektionen betrug 67, die der bakteriologischen Untersuchungen 211. Gegen über denr Vorjahre (273) zeigen die letzteren einen Rückgang, der aus die geringe Ausnahme Tiphtheriekranker zurückznführen ist. —* Das Dresdner Crispi-Denkmal ist. wie ge meldet. in Dresden eingetrorfen und vom städtischen Hochbau- amte übernommen worden. Es besteht aus einer 3. Meter hohen, etwa 36 Zeniner schweren Bronzesigur des italienischen Staats mannes. Der Schöpfer des Denkmals ist der bekannte italienische Bildhauer Rutelli. —* Zwischen den Grenzbehörden Sachsens und Böhmens werden im Aufträge ihrer Regierungen Verhandlungen toegen Regulierung der s ä chf i s ch - b öh m i s ch e n Landes grenze in der Gegend von Annabera gepflogen. Die Grenze bildet im Erzgebirge das unregelmäßige Bett des sogenannten Grcnzbaches, den man gerade zu legen beabsichtigt, was anher einer Steigerung der Wasserkraft auch mancherlei andere Vorteile für die Anrainer im Gefolge haben dürste. —* Die Kgl.Erziehungsanstaltfiirsittlich-ge- »ährdete Kinder in Dräunsdorf b. Freiberg beabsich tigt Sonntag, 8. Juli, zum 1. Male einen Anstaltstag zu feiern, zu dem ihre entlassenen und beurlaubten Zöglinge über 14 Jahre, von den letzteren auch die Dienstherrschaften oder Lehrmeister, eingeladen werden. Die Fcstordnuna ist folgende: V2IO Uhr vormittags Gottesdienst in der Anstaltsrirche; 12 Uhr gemeinsames Mittagessen mit den Erziehern. Von 3 bis 6 Uhr Feier in der Turnhalle sBericht über das Anstaltsleben, deklama« z» lingen und ihren Erziehern zu erneuern, aber auch alle die jenigen, die Zöglinge in Erziehung und in der Lehre haben, sür die Arbeit der Anstalt zu interessieren. Leider ist noch immer die Meinung im Lande verbreitet, die Anstalt sei ein Korrek- lionshaus oder ein Gefängnis für Jugendliche, eine Meinung, die namentlich den dort erzogenen Kindern deshalb schädlich ist, weil man sie sür entehrt ansiebt. Gewiß haben einzelne Eigentumsvergehen begangen: aber die Schuld ist oft der man- und ihren yraurrgen Familien- . , , n .. mmen sie ,n der Anstalt in sactigemahe, fest«. aber keineswegs übersttenoe Behandlung, so bessern sich dr« allermeisten >70 v. H.j und können der Gesell- schon al» brauchbare Glieder wieder zuruckgegeben werden. Di Anstalt ist eme Erziehung--Anstalt. und »m dies vo finden Aufsicht und _ rhältnissen zuzuschreiden stste. aber dem ganzen Lande - , . - «». werden. Alle ehemaligen nd«n. soll dieser Anstal»»ta, gefriert , Zögling«, die gesonnen sind, der Ein ladung zu folgen, weichen gebet««, di» zum 8. Juli ihr« An- Meldung an die Direktion mit der Angabe der Ankunftszeit gelange» »u lassen. —* Die diesjährige VerbandStagung de» Verbandet der Sächsischen Gewerbe- und Handwerker-Vereine findet im September in Sebnitz statt. Dem VerdandSausschuß dieses Verbandes gehören an dir Vereine ln Aue. Bautzen, Chem nitz (HandwerterveretiO. sowie Dresden (Allgemeiner Handivrrbn- verein). Fretbera «Handwerker-Verein). Großenhain, Leipzig «Polytechnische Gesellschaft und Gewerbeverein). Meißen. Mm- weida, Planen t. V.. Sebnitz, Werdau und Zittau. —* Zahnärztliche Operationen in der Nar kose konnten bisher von nicht approbierten Aerzten «Zahn technikern. Dentisten und Zahntünstleini nur unter Hinzuziehung eines Arztes voigenommen werden. Nach einer jetzt erfolgten Entscheidung des ärztlichen EhrrngerichtShoseS wird e» in Zukunft den Zahntechnikern unmöglich gemacht, überhaupt noch derartige Operationen auSzuführen. Aus Grund des 8 7 der ärztlichen StandeSordnung vom 15. August 1904 wird nämlich dt« Unter stützung einer von Nichtärzten vorgenommenen KrnnkenbeyaNVlung als ein strafbarer Verstoß gegen die ärztliche StandeSordnung bezeichnet. m Jrerherrn Heinrich vo» ' s nachdem es einige dreißig Io neuen Herrn und Bewohner Friesen, zweitem Sohne de» Major» z. D. und Aammer- yerrn H. von Friese« aus Rötha, finden, der «», nachdem «» wohnlich cingerichlei sein wird, im Oktober dieses Jahre» z» beziehen gedenkt. Ter neue Schlohherr ist ein Nesse de» letzte» Besitzers des Rittergutes Schleinitz, Dietrich v 0». Z »hürrst . der seit dreihig Jahren in London wohnte und in diesem Früh jahre dort verstorben ist. Da» prächtige Rittergut mit dem Schlosse und dem dazu gehörigen Dörfchen ist einer dpr ältesten sächsischen Adclsbesitze, Anscheinend waren «» Soeben, die es begründet. Der Name des Schlosse» iaht sich bi» 709 zurück- verfolgen unter seinen früheren Benennungen: Sluntz, Slinitz, Slynitz, Sleynitz, Schlinitzky oder auch Schlünitzky. Da» Gut ist bisher der Edelsttz von vier in Sachsen sehr angesehenen und bekannten Familien gewesen. Al» ehemaliger Stammsitz der weitverzweigten Familien von Schleinitz hat es viel Bemerkenswertes mit erlebt. ES wird zunächst Drephold von Schleinitz im Jahre 709 genannt. Er war sehr tapfer und edel und genoß großes Ansehen: 996 finden wir im Bvaunschweiger Turnier Siegcbold von und aus Schleinitz, «inen mannhafte» und glücklichen Kämpfer; 1290 wird Ritter Hugold von Schleinitz, ein treuer Anhänger der Markgrafen Diezmann Und Friedrich, genannt. Er ist der Stammvater aller Schleiniye. Bi» zu dessen Großvater Wichnand von Schleinitz lassen sich alle Besitzer des Gutes Schleinitz urkundlich Nachweisen, während sich zwischen den vorangegangenen öfter einige Lücken ergeben. Hier noch einige Namen ouS der langen Reihe der Geschlechter, die Sclüoß Schleinitz besaßen und bewohnten: Laubold von Schleinitz, der 1429 nach der Schlacht bei Colm das unglück liche Opfer hussitischer Grausamkeit wurde; Ritter Johann von Smleinitz, Bischof von Meißen (1518), war zweimal al» Ge sandter seines Herrn beim hofmarschall am Hofe des er außer Schleinitz noch , . . . „ seine Besitzung des „Schleinitzer Ländchen" genannt. Heinrich starb 1518 als reichster Edelmann im Lande. Der Letzte von Schleinitz au» Schleinitz war Abrabam von Schleinitz: «r starb 1598 ohne Söhne. Die Besitzung siel deshalb an seine Tochter Däaria resp. deren Gatten, den Geheimen Rat und Reichs- vfennigmeister Christoph von Looß. «Er war Hofmarschall des Kurfürsten August. Von dessen Erben kaufte 1867 Joachim Christian von Box das Rittergut Schleinitz mit allem Zu behör. Dessen Sohn Dietrich legte 1716 den vormals weit- berühmten Schloßgarlen in französischem Stile an; auch ver mehrte und ordnete er die gute, stets zu Studienzwecken ge öffnete, reichhaltige Bjbliochek. Carl Gottlob von Box (f 29. Mai 1773) war der letzte Bose auf Schleinitz, da» nun an seinen Neffen Friedrich von Zeh men, Geh. Hof- und Justitien-Rat, fiel. Er hatte vorher von seinem Vater andere Güter geerbt: man nannte ihn den „Reichen Dompropst". MS 1790 die Banernunruhen im Lande ausbrachen und die Bauern vor das Schloß zogen, um sich Rechte zu ertrotzen, floh der Schloßherr mit seiner Familie über Stauchitz nach Leipzig. Dieser starb 1874 zu Gastein. In demselben Jahre fi« Schleinitz an Hanns Hugold Dietrich von Zehmen, der aus persönlichen Gründen die Besitzung nicht bewohnte, sondern da» alte schöne Schloß baufällig werden ließ. Nur der Flügel, in dem sich die herrschaftliche Kapelle befindet, konnte durch «in früher hierzu gestiftetes Kapital in stand gehalten werden. Hier nahm Kaiser Wilhelm II. während des Manöver» 1891 Quar tier. Der Moment, in dem er die Schloßbrücke überschreitet, ist bildlich festgehalten worden. —* P 0 l i z e i b e r i ch t. 2l. Juni. Wie bereits früher bekanntgegeben, ist vor kurzem ein 88 Jahre alter Former aus Neichenverg bei Dresden sestgenommen worden, weil er in den Jahren 1900 bis 1906 in den Vorstädten Pieschen, Mickten. Nebigau, Trachenberge und Kaditz in zahlreichen Fällen eine große Menge Betten. Wäsche, Decken, Herren- und Damen- Kleidungsstücke, Haus- und Gartengerätschaften gestohlen hat. Ein Teil der wiedererlangten Gegenstände hat bisher im Gemcindeamle zu Radebeul zur Ansicht ausgelegen. Neuer dings ist wiederum ein großer Posten der gestohlenen Gegen- stände, der bisher noch nicht ausgclegen hat, herbeigeschafst und in den Geschäftsräumen der Staatsanwaltschaft — Gerichts- straße 2. Zimmer 98 - zur Besichtigung ausgestellt worden. weisen, eine gewaltige Zahl, wenn man bedenkt, daß an den ersten Tagen dos Eintrittsgeld 3 und 2 Mk betrug, und daß außerdem zahlreiche Freikarten ausgegeben werden mußten. Am letzten Tage, an dem die Ausstellung bereits um 6 Uhr -nachmittags geichlojsen wurde, fanden sich noch 40 000 zahlende Personen ein. Allerdings hatten sich auch sehr viele Ausländer von weither zu Studienzwecken nach Berlin begeben, nicht minder viele Deutsch« aus allen Teilen des Reiches. Aber das Gros der Ansstellungsbesucher bestand doch aus Berlinern, die mit rührendem Eifer alles, auch das ihnen noch so fremd und seltsam Erscheinende, betrachteten und bemüht waren, ihre land- wirtschaftlichen Kenntnisse einigermaßen zu erweitern. Sie haben damit den Agrariern gezeigt, daß auch sie weil besser sind als ihr Ruf und ihr Ans,'he» bei jenen. Mit Kind und Kegel zogen sie hinaus und vertieften sich in die Geheimnisse der Vieh- rd Geflügelzucht, suchten in die schwierigen Unterschiede einzu- um dringen, die zwischen dem veredelten Landschwein und dem gewöhnlichen Schwein, zwischen dem Merinoschaf und den schropshrres bestehen. Freilich mutz wahrheitsgemäß berichtet werden, daß diese schwierigeren Fragen der Viehzucht nicht ent fernt so hohes Interesse erregten, wie die vertchiedencn glück- tichen Familien-Jdyllen, die namentlich in der Abteilung der -Schweine zu beobachten waren, wo etliche Mutterschweine je 14 allerliebste, rosig angehauchte Ferkelchen zur Welt gebracht hatten. „Süß! Entzückend! Reizend!" Das waren noch die maßvollsten Ausrufe, die man hier von den Lippen Berliner Backfische vernehmen ksnnte. Nicht geringeren Beifalls er freuten sich die verschiedenen Brutapparate, bei denen man >ehen konnte, wie die winzigen Hühnchen aus den Eierschalen krochen und die ersten ungeschickten Gellversuche machten. Neben diesen moralischen Erfolgen fehlte cs auch an »ic leriellen nicht. An zahlreichen Ständern sah man Zettel mit der Aufschrift „10 oder 100 Mal verkauft." Auch in den Tiergruppen »ehlten sie nicht. Ganz kolossal war auch der Zuspruch, den die großen Milch- und Traubenn>ein<Kosthallen seitens der Ausstellungs- b^uchrr gefunden Hallen. Nicht weniger als 40000 Gläser, gleich 9000 Liter Milch wurden in der Molkereihalle allein a« Somrtag ausgekühlt. Damit die Antialkoholistcii aber aus dieser Tatsache nicht falsche Schlüsse zielten, muß hinzugesügt werden, daß der Absatz in der Weinkosthalle nicht minder groß war. und daß dort sogar un demselben Sonntag die ganzen reichen Vorrat« bi» auf einige wenig« Marken auSgetrunken wurden. Man sieht, die Berliner sind in jeder Richtung gründ lich vorgegangen und vor keinen Anstrengungen zurückgeschreckt. Unter den vielfachen praktischen Neuerungen, die au» der Ausstellung vorgesührt wurden, fand besondere Beachtung ein sogenannter /F r e i ba h n z u g", den die Seeaeielder Frei- babngesellscha»! nach einem eigenen System gebaut hat. Er be ruh! daraus, dah durch die Verwendung zweirädriger Karren und den dann möglichen Ausschluß aller niedrigen Räder die Widerstände der Straße verringert werden, während gleichzeitig die Nutzlast erheblich gesteigert wird. 'T«r Freibahmzua ist im stände, in der Ebene und aus guten Straßen 18 bis 20 Tonnen, also etwa 400 Zentner, zu ziehen. Auch gerinae Steigungen, 20 : 1 Meter, werden mit etwa 16 Tonnen Nutzlast noch über wunden. Dagegen muh man bei stärkeren Steigungen den Zug teilen. Au» guter Straße legt der Frcibahnzua vollbeladen, mit Einschluß geringer Steigungen und Aufenthalte, in der Stunde durchschnittlich 6 lcrn zurück. Die automatischeOelfeuerung verhindert die Rauchentwicklung und demnach auch die Gefähr dung der Ladungen wie der Umgegend durch Funken. Die Be dienung eines solchen Freibahnzugcs ist einfach und erfordert nur drei Mann. Dieses neue Bepkehrsmittel, das »ür landwirt schaftliche Großbetriebe von offen'sichtlichem Vorteil werden kann, icheint auch für militärische Zwecke verwendet werden zu sollen, wofür die Tatsache spricht, daß das preußische Ariegsministerium bereits mehrere Züge bestellt hat. Auch das Eisenbabn- ministerium intereisiert sich sür diese Neuerung, die geeignet er scheint, Kleinbahnen zu ersetzen, wo diese sich nicht hinreichend rentieren. Tie 20. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts- Gefellschast hat eigentlich nur einen großen Fehler gehabt: sie hat nicht lange genug gedauert. Um diese Fülle des Gebotenen auch nur oberflächlich in Augenschein zu nehmen, hätte man mindestens 6 Wochen, nicht 6 Tage, gebraucht. Sehr zufrieden mit der kurzen Dauer der Ausstellung sind, so sonderbar das klingen mag. die Berliner Hotelbesitzer. Ihre Häuser waren übertüllt und sie selbst waren genötigt, ständig Reisende, darunter alte, gute Kunden, die Obdach suchten, abzuweisen, weil selbst alle Nebenräume längst besetzt waren. Sogar in Billard- zimmern und Badestuben muhten Fremde schlafen. Ungefähr gleichzeitig mit der Ausstellung hatte hier der Deutsche In- genieur^Verein getagt. Infolge dieser beiden Ereignisse war der um diese Jahreszeit ohnehin sehr starke Fremdenstrom un heimlich a»gewachsen. Es machte einen fast komischen Eindruck, als sich die Berliner Hotelbesitzer in einer Art öffentlicher An sprache an die Veranstalter von Tagungen. Versammlungen. Ausstellungen und dergleichen wandten und sie förmlich be schworen, sich doch fortan untereinander zu verständigen, damit eine derartige Duplizität der Ereignisse vermieden werde, ebenso wie sich die Berliner Theaterdirektorcn längst untereinander verständigt hätten, um das Zusammenfällen verschiedener Erst aufführungen möglichst zu vermeiden. Um diesen Notschrei zu verstechen, muß man berücksichtigen, daß in Berlin duvch- wo mehr, da infolge der traurigen Vorgänge ir ständig ein Zufluß stattsindet, der an sich sw eine ansehnliche Kleinstadt zu bevölkern. Zeiten gibt cs aber schon seit vielen Monaten nicht in Rußland von dort säst ausreichen würde, . . Kommen nun noch außergewöhnliche Ereignisse dazu, die auf einmal viele Tau sende nach Berlin führen, dann ist es natürlich, daß alle Hotels und Fremdenpcnsinnen vollständig überfüllt sind und man schließ lich, wie es tatsächlich vorgckommen ist. obdachlosen Gästen keinen besseren Rat zu geben weiß, als — nach Potsdam, Span dau, ja lelbst nach Brandenburg weiterzureisen, um dort zu übernachten. Was für ausgezeichnete Geschäfte bei diesem unheimlichen Fremdenandrang alle Berliner Vergnügungs lokale und zahlreiche Ladenbcsiher gemacht haben, kann man sich leicht denken. Sie alle werden sich noch lange mit Dank dieser land wirtschaftlichen Woche erinnern, wie hoffentlich auch die Land wirte mit Vergnügen an ihren Berliner Aufenthalt zurückdxnken werden, der ihnen einen wesentlich veränderten Begriff von der deutschenNeichshauptstadt und deren Bewohnern beigebracht haben wird. Ein Schauspiel sür sich war in dieser Zeit das nächtliche Leben und Treiben aus der Friedrichstraße mit ihrer tagbellen elektrischen Beleuchtung. Die Landwirte hatten gewiß davon gehört und hielten sieb für verpflichtet, es näher zu studieren. Die Folge «davon war, daß sie zu vielen Tausenden, teilweise mit ihren Frauen, Söhnen und Töchtern, auftraten und die eigent lichen Heerschau glich!
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