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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.11.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271123023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927112302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927112302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-23
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
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Hr. 54S Seile r »«-/»TWIGUT »»» Mttwoch. 23. Xo«ember ISN Der Kampf der Linken gegen die «eichswehr. Zeigner fordert die Ablehnung -es Aeichswehreiais. ir> rahl Meldung unsrer Berlin»» G ch r t s«l r i« u « >.) Berlin. 23. '.ikov. Der RetchShauSbalt wird, wie bereiis geineldel. »ach Borlage im Reichskabinett in i-en nächsten Tagen dem RetchSrat 4>,r Beschlußsallung voriiegen Dabci verlautet gerüchtweise. daß neben zahlreichen anderen Abstrichen auch Abstrich« im Reichs w ehret at zu er- warten sind Leibst aus der Sette der Rechten glaubt inan um eine gewisse Beschnetdung diele» Etats nicht herum komme» zu lönnen. Demgegenüber ist eine sozialdemokratisch« ragung von Interesse, die kürzlich über da« Thema »Reichs wehr und Sozialdemokratie- in lkhemnift znsammentrat. Die Parteileitung war durch den Abg. Stücklen vertreten, der kategorisch erklärte, daß die ReichSivehr wenn sie nicht republilanisieri ,verden könne, abgeschaiit iverden müsse. Der ehemalige sächsische Ministerpräsident Zeigner, der offenbar in der Partei nieder sine gewisse Polle spielt, übertrumpfte Herrn Stückle» noch dadurch, das, er gleich endgültig scststellle, die Eriobruug habe bisher gelehrt, eine Republikanisierung der Reichswehr sei nicht zu erreichen, nnd deshalb müsse sie ganz abgejchasst werden. Man müsse sic dadurch zerschlagen, das, inan ihren Etat ablehne Am Schlus, dieser Tagung wurde eine Enischließ » ng angenommen, in der es beißt: „Die deutsche Reichswehr ist dos wichiiaste Instrument des deutscheu Imperialismus «od damit ein Träger der europäischen Nriegsgesadr. . . . inner, politisch da» Machtinstrument der Bourgeoisie zur Sse- kämpslinq des Proletariats. . . ein Instrument der Konier» revolviion und des ,Faschismus in Deutschland. Aus diesem Eirunde fordert die Parteiversamminng den sihärssicn Kampf gegen die llleichsivehr mit dem Ziele der völligen Abschaffung dieser Reichswehr." Es ist bezeichnend, das, diese Enischließuna gegen den Widerspruch des ReichoiagSabgeordncien Stücklen au, genommen wurde. Angesichts der hier osscnhgr werdenden Bestrebungen der Vinte». d>e sich »ermutlich dg»,, im ReichSingSplenum in er. höhle V Hs! in tuen »mieden wird, ist die Frage ausgeworse» worden, vH eine xOeschncidung des ReichSwehretais, die den 'töliiiich in der Lutten nur entgegenkäme, wirklich um Plaste ist oder ob nicht alles versucht werden soll, weiiigstens beim Reichswehrekal keine Abstriche z» machen. Das Drooramm des Rertbslages. ID r .> i> t m c l d u n g untrer Berliner S ch r i s i l e > i u n g.i 'Berlin, 23 :>!ov. Ans der Tagesordnung der heule nach mittag l llhr beginnenden R e i ch s t g g s s i st u » g stehen zu nächst die beiden Schlnstlesnngcn des deutich-sranzösischcn Handelsabkommens und des dennch-tschecho-slowakischen 'Vertrags über die Grenzregelung im Hullschiner Vändchen. ES folgen dann erste und zweite Beratung des deutsch- südslawischen Handels- und SchiüaiirtsverlragS. sowie deS deutschen AnslieseiungsgesesteS. Inzwischen ist beim Reichs tag von den Sozialdemokraten ein Antrag eingegangen, in dem die Negierung eriuchi wird, im 'RachtragshauShaltvlan des Ministeriums für die besetzten Gebiete zur F-ori- führung ber Unterst ützungFmatznLhmen und dir Bormelderück. erstaitunge,, an dir im deutschen Reichsgebiet wohnenden, aber im Saargebiet und in Elsaß-Lothringen arbeitenden «rbeiier 4500000 Mark «tnzusetzrn. Der »elteftenrat de» Reichstage« hat deute vormittag, wie angekündigt, getagt und beschlosien, aus die Tagesordnung am DounerStag und Freitag da« Gesetz über den Reichswtrtschaftdrat. rin neue« Telegraphen» gesetz. das Gesetz über die Krankenversicherung der Seeleute und da« Au«l»esrrungSgesetz zu setzen. Bo» Sannadend di« Mittwoch »lichfter Woche einschließlich wird da« Plenn« »ich« 'aacn. um l, de« Öaushaltautschnst die «»glichkeit «« aeßen. dt« Br>olduna«,rdun»a i» erster Lesnng zu ermdgliche«. Der WohnungdauSschuß must aletchzetttg da« Mieter- schntzgesetz bis dahin erledigt haben, da die Dauer de« allen Gesetzes am :tt. Dezember abläust. Am Donnerstag nächster Woche soll die WirtschaslS- iiilerpeilaiion der Sozialdemokraten, die sich a»ch mit der Rede deS ReichSdankpräsidrnten Dr. Schacht beschäftigen wird, zur Beratung kommen. Uebereinstimmuug besteht zwischen Reichsregieruna und Reichstag darüber, daß di« erste Lesung des Reichshaushalts bestimmt »och vor Weihnachten statt» sinden soll. In Reichstagskreisen vermutet man übrigens, das, die Plenarsitzungen bis 20. Dezember werden auS,zedeh»t werden. Während dieser Zeit sollen weder Sonnabend noch Montag sitzungssrei bleiben. Diszipltnaroer?ahren gegen Prvfefior o. Möller. Berlin, -2. 2ivv. Gegen den austerordenilichrn Professor an der juristischen Fakultät Berlin, Dr. v. Möller, ist vom preustischrn Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbil dung das svrmliche Disziplinarverfahren ringelettet worden. Leichter Unfall Dr Wlrih». IDurch K u n k s p r u ch.s Berlin. 2:1. Ron. In den Vormittagsstunden ist hier eine beträchtliche Steigerung der Temperatur und rin Zu sammenhang damit Siege» eingcireicn. Gestern abend hatte i» Berlin ein lelcktcS Schneetreiben eeingesetzi. durch das aus den Straßen ein« gefährliche Glätte entstand. Reichskanzler a D Dr. Wirih glitt am Potsdamer Platz anS und verrenkte sich den Arm. Man brachte ihn nach der Rettungsstelle In der Eichhornstraste. Dort stellte der diensttuende Arzt fest, daß der Ellenbogen auSgekngeli war. Der Arm wurde wieder ein- gercn't und Dr. 'Wirih wurde ein Schienenverband angelegt. Dann brachte man ihn im Auto »ach seiner Wohnung in der Lutherstraße. Dufour-FSronce ln Berlin. >Durch A u n k s p r u ch.) Berlin, 22. Rov. Wie wir aus parlamentarischen Kreisen erfahre», ist der deutsche Nniergeneralsekreiär deS Völker bundes Dnfonr in Berlin eingetrofscil. Seine 'Be sprechungen gelten wie üblich der Vorbereitung der kommen den Ratstagung. sWTB.) Tr Mulerls Erwiderung an Dr. Schacht. Berlin. 23. Rov. In der heutige» Ausgabe des „Städic- tages", den Mitteilungen des Dcuiichen Ltädiclagcs, oerötteinlichl der Präsident deS Deutschen Siädielagcs. Dr. Muieri, einen Aussatz, in dem er sich eingehend mit den 'Ausführungen deS Rcichsbankpräsidcnlen Dr. Schacht in Bochum über die Finanzpolitik der deutschen Städte aus- einandersetzt. Dr. Rkulert stellt fest, das, kein Dollar, kein Guide», kein Pfund de, Ausländsanleihen für sogenannte un produktive Zwecke ausgegeben worden ist. Die Auslands- gelder seien lediglich produktiven Zwecke» zugelettet. Die Er trägnisse der mit Anslandsgeldern geschaffenen Werte haben nicht zu einer Belastung, sondern zu einer Entlast»n g der Stenerzahier gcsührt. Ilebcrdies, so betont Dr. Mnleri, machen die von den ge- samien deutschen Kommuucn ausgenommenen 'Ausländs anleihen nur Ist Prozent der deutschen lanflsristtgen Auslands verschuldung aus. Die gesamte langfristige Verschuldung sIn- und Auslauösaiilcibe») der Gemeinden und Gcmeindcvcr- bäude. die seit 102t bis heute nur r u » d 2>> Milliarden M ark beträgt, blieb i» den letzte» vier Jahren im Durch schnitt mit lim bis 2stst Pttllivncn Mark jährlich gegenüber dem gleichen Zeitraum der 'Borkriegszeit zurück. Die Belastung der ordentliche» Etats durch die, infolge der sogenannten nicht dringlichen Renanlagen verursachten lausenden Ausgaben der Gemeinde» beträgt nicht mehr als 0,5 Prozent. Für die Neu anlagen selbst ist von den «2 Großstädten Deutschlands in den Jahren IÜ25 bis 1027 insgesamt ein Betrag von Ist«,05 Mill. Reichsmark ausgewendei worden. Im zweiten Teile seiner Ausführungen wendet sich Dr. Mulen gegen die Auffassung des Reichsbankprüsideitteu von den „überflüssigen Luxusausgabe »", die iu Wirk lichkeit der Befriedigung der Bedürfnisse der Allgemeinheit dienten. Es galt, Beschäftigung für die ungeheuren be schäftigungslosen Masse» durch NoistaildSarbciten zu finde». Hierfür wurden seilens der Ncichstiistaiiz große Mittel zur Verfügung gestellt. Seitens der Städte ist in jener Zeit wiederholt und dringend angeregt worden, diese Mittel für W o h n u ngsb a u t e n srciziigebcn. Ihre Vorschläge wurden abgelehnt. Zum Schluß wendet sich Dr. Mulert gegen die Fordc- rung Dr. Schachts nach einer zentralen Kontrolle über die lokalen Finanzen der Gemeinden. KirlhNeser Dr. h. e. Berlin, 22. 'Rov. Der preußische WvhlsahrtSmintster Hirthstefer ist heute von der medizinischen Fakultät der Universität Bonn zu», Ehrendoktor ernannt worden. Seitliches m»d Sächsisches. MitteU««gen au» -er ivesamlrat»-Sttz»ß «« SS. Ronemder. Der Rat stimmt der von den Gtadtverordnetea be- schlossenen Rraeluiift der Aiisteilungsbedingungen für vitr-er- metster Dr. Bübrer zu. Zum Bebauungsplan Trachenberge wird ein »euer Teilpian sür da« Gebiet zwischen Hammerweg und Nadeburgrr Straße genehmigt, der für letztere eine verändern Iührung zur Berbellerung der Stetgung«verhällntsle Vorsicht. Einem Ersuchen der Stadtverordneten um Einstellung eine« ». ft ä d t i s ck, e n B a u a u f s e b e r s svll sür das nächste Hau«haltinhr entsprochen werden. Die Stadtverordneten hatten den Rat ersucht, die seht lährltch erhobenen Bezetgungögebübren für die Genehmigung von Handwerküzeiche». Reklamelaternen. I t r m e » s ch i l d e r n usw. nur einmal zu erheben. Ter Rat beschließt, im Interesse der Gewerbetreibenden ein 'Bezcigungsgeld überhaupt nicht mehr zu erheben sur a) beleuchtete svwie unbeleuchtete Gewerbezeichen im Lin»« der Bekanntmachung betr. die Benutzung des Luft raumes vvr den Grnndstücksslnchte» von, lö. Mai IM7, l>) Einzellampen, die den Gcschästsciiigang und die Schau fenster beleuchten, c) AilSliüngekästen, dle nur Mitteilungen und Bekannt machungen gemetnittitztgcr Bereinigungen enthalte», ck) BchelsSreklame bis zu etwa 2 Quadrattneler flache a» den Gcwcrberäumen. Elnsleilunq -er Perionenschlsfahrl. Die Sächsisch, Böhmische Dampsschtssahri - A. »G hat i«, folge de« etngetretencn Winterwetters ihren gesaniien Betrie» auf der Strecke Leiimerist-Riesa einstcllen müssen. Der Berkehr zwischen Riesa und Mühlberg ruhte bereits. —* Banernhochschule Berggießhübel. Die in diesem Winter statlfindeiidei, Lehrgänge können nicht i» Bcrggieh. Hübel statisinden, da das Lchulheim durch die Hcccknvasierkaia- strophe vollkommen verwüstet und zerstört worden ist. Sie werden im BundeSheim des Evangelischen Iiiiiginännci. bnndeS in Sachsen. daS im ehemaligen Königlichen gd. schloß Grille » burg uiitergebracht und in dankens werter Weile sür diese Zwecke zur Beringung gestellt worden ist. abgehallon. Leiter dieser Lehrgänge ist wieder der von de» voriährigen Lehrgängen bestens bekannte und bewährte Volk», wtrt Dr. Keßler, rin hervorragender Kenner unserer land. und volkswirtschaftlichen Berhälintsse. Die Erfolge dieser Lehrgänge werden sich dank der immer mehr a»ivgch>cnden Teilnehmerzahl bald bemerkbar machen. Zn dem am 23.d!o- vcmber d. I. auf Schloß Grillenburg iLtation Klingciiberg- Eolmiiitz) beginnende» achten Lehrgang für junge Männer können noch einige Teilnehmer ausgenommen werden: jedoch ist baldige Anmeldnng beim Bvrsitzcnden des Laiidesvercinä Sächs. Baiiernhochschnle. Rittergutsbesitzer Melde lTdrich. nltz bei Lommatzsch) erforderlich, der auch zu jeder Auskunft gern bereit ist. Droht Kündigung? Die recdtzrittsr Anmeldung bei« ArbeitsnaL» wei», Maternistrahe l7, stchert baldig« tv«r» «iltlung in neue Arbeit. Anruf: 25881 «. 248Z1. tzcksins larigj-ihirigs Lpsrialitüt: In silsrgrülZtsr' /Xuswstti urict jecker s-rsisisg« vor, kKI. SO.— an ^rauarirteav« 1k, riatt« IKsurriarkt. Ssgr. iSSS. Kunst und Wissenschaft. Oeslerreichische Komödien in der Komödie „O l l a p o t r i d a" — das ist so imgesähr: Kuddelmuddel, spanische bunte Schüssel, Leipziger 'Allerlei snach österreichi scher Küchel, allgemein .sächsisch Mcugkeugke söhne Gewähr für Rechtschreibung), hochdeutsch ein wildes Durcheinander von pikanten Gerichten. Warum nicht einmal, wenn das Ge- mciigikl gut gekocht ist und in hübschen Schüsseln serviert wird. Tie österreichischen Komödien, die in der „Komödie" jetzt ans- gcirogen werden, sind der denkbar verschiedensten Art. Da ist erst eine Groteske „Goethe", an der cs schon grotesk ist. daß zwei starke Männer, Egon Iriedell und Alfred Polgar, nöttg waren, um dieses literarische Borgericht zu erfinden und zu wiir,en. Ich denke, Iriedcll wird die Luvpe gerührt nnd gelocht, und Polgar Salz und Pfeifer daran ge tan haben. Oder umgekehrt. Wer ivird's je erforschen? Ten» kaum wird sich um Friede!! und Polgar eine Bibliothek tür men, wie um Goethe und Schiller Uebrigens Goethe! Goethe ist ein Heiügliim. sagt der Professor der deutschen Literatur geschichte. und wer nicht weiß, in welchem Monat er von Straßbnrg abgercist ist. fallt durchs Examen. Goethe selbst besteht die Prüfung über sich nicht. Wie er da so an eines Prüflings Stelle vvr Schulrat und Professor steht und ihre indiskreten I-ragen über sein Außen- und Innenleben mit immer größerem Erstaunen über die Geistlosigkeit dieser Literatnnveisheit beantwortet, wie er sich schließlich verbittet, daß sic in seinen ..Wciberiache»" mit Friederike und der Frau v. Stein herumilvchern. und wie er schließlich sich auf Gütz von Berlichiiigeu besinnt und zum altdeutschen Zitat auSholt. — ist er ein famoser alter Herr, und AlsredHaase steht geradezu vlumpisch echt aus ivie der alte Goethe und redet io ein wundcrvoUcs Aepvelwein-Franktti'terikch. daß man de» billigen Witz dieser Literatnrsatire auf die schon oft vernichteie Goethe-Philologie mit Behagen aiifnimmt nnd mit zustimmcnde». Schmunzeln als treffend anerkennl. Fried rich E a r l ni a y r hat einen io berückende» Ran'chebart nnd eine solche prvsesiorale Redekunst, daß man sein Entzücken über die blitzschnelle» Antworten des klugen, kleinen Kohn «Martin Eostai mitgenießt nnd in Goethes befreiendes Lachen über diele» Ulk mit cinstimmt. Aus der Schulstubc ins „Eliambre isparec" bei Sacker, ein Sprung zurück ins alle Wien der neunziger Jahre. O Anaivl. ivas warst du sür ein holder Geck' Melancholiker der Liebe aus ttebersättigung Hosmannsikml'cher Tor. Genießer mit Nachtiickekel. LuriiSsüngltng in Gelee, seidige Seele im Smoking! Aber seich dabei und reiner Künstler der Erviik. Dein Tnp. wie Arthur Schnitzler Ihn geschaffen, ist ver flüchtigt ivie das 'Wiener „süße Mädl" das dein Gegenspieler war Ihr habt im Leben »nierer Gesellschaft euer „A b- schiedSiouper" schon längst gefeiert und wenn es Schau spieler von heute noch einmal begehen wollen, so finden sie weder die vornehme Müdigkeit noch die holde Romantik »nd die untadelige gute Haltung mehr, die du. Anatol. und dein lustiger Freund Mar in allen Lebenslagen zu wahren wußtet. Der Dust, der Dust ist verflogen. Geblieben ist das Ver gnügen an der witzige» Pointe, daß Anatol und Annie sich am gleiche» Abend den 'Abschied z» geben beschlossen haben und daß die gegenseitige Eifersucht noch einmal emporlodert a» dem ebenso gegenseitigen Geständnis, wie sic längst ein ander betrogen habe». Ihr seid noch immer lebensfähig iür eine» österreichischen 'Abend, der die besondere „Wiener Note" nicht verminen lassen will, auch wenn sie in einem Lied aus verlorenen, sorgloseren Tagen erkling». Trude Wessely ha, allerlei Reize sür eine Dame vom Ballett, und mancherlei 'Wiener Farbe», nur nickt mehr das Katzerlhaste und die zuckrige Sentimentalität »nd den Wollcrschrci der Entrüstung im kleinen Format und die lässige Liebelei und die Waichermadlgrazie und io allerlei verduftete, seine Dinge. Dafür hat sie schon zuviel klaren Verstand und „neue Sachlichkeit" in der Liebe, aus die sie alle so stolz sind. Aber das 'Netteste am „Abschiedswuper" ist sie doch, da die Herren Wols K c r st e n und Martin Costa noch ein biß chen weniger Wiener Farbe nnd Anatol-Atmosphäre an sich habe». „O l l a p o l r i ü a". wie gesagt. Kuddelmuddel. Alexan der L c r u e t - H o l e n i a , als Kleist-PreiSIräger genannt, hat daS Gcmciigicl angerichtet. Drei Frauen beim Iniig- gesellrn. zwei eifersüchtige Ehemänner und ein dito Bräuti gam, e>» Nebenzimmcr als Tressraum und schützende Truhe der Fraiicnzimmcr. ans der bald die. bald sene. immer aber die jeweilig Falsche hcrvorgeholt wird, um dem diesbezüg lichen Eisersüchtling als Beweismittel seines Irrtums vvr- gesllhrt z» werden. Wildes Durcheinander von Wahrheit und Lüge. Weibergckreisch und Männertoben Gcnttsch von Tauer und Süß. Pikantcm »nd Hausbackenem. Eine grobe Kost für seine Mögen Kein Körnlei» attischen Salzes daran, nirgends Geschmack nach scincrem Gewürz, beim dritte» Lössel bereits etwas brechrcizend. Beim Boccaccio lesen sich solche LiebcS- posscn angenehmer. Nnd bedeittend kürzer. Lernet Holenia streiche», er ist kein Kleist, dessen Worte schon Gedichte sind. „LRapvtrida" ist nur eine GroteSkposie ohne literarischen Gehalt. Ob sic ganz lo herinttergctobt werden muß, wie am erste» Abend weiß ich nicht. Jedenfalls ermüdet dauerndes Fortissimo schnell. Merkwürdigerweise ist der Spaß für Dame» nnd Herren so heiliger Wiitter-Tnnttan, das konntest du auch, ohne je sür den Kleist-Prels !» Betracht zu komme»!) in die Urzeit zurückverlcat. wo die Dame» noch lange Röcke trugen, und der Regisseur deS Abends. R e n a t o M o r d o. hat eS noch für besonders wirksam erachtet, diese Tracht ldie nicht komischer war. als die beutige in zehn Iabren sein wird) noch zu kari- kiere». Am wilden Spiel waren mli Lust »nd Temperament die Dame» Weiseln. Hol m und ErdoeS »nd die Herren Kersteii. Eosta. Rocholl Glathc. Earlmayr be- teiligt und hatten viel Spaß daran. Das Publikum wohl auch. 2. GesangsabenS Knore —Rode Zwei Sterne des Münchener Opernhimmels erstrahlten gestern im Bvrübergchen auch in Dresden — leider nicht dito am Opcrnhimmel, sondern nur im Konzcrtsaal. 'Aber immer hin. große Sängcrpersönlichkcitc» setzen sich überall durch: auch abseits vv» ihrem eigentlichen Wirkungskreis. Außerdem kennt man beide ja auch hier von dramatischen Leistungen her: den Tenor als Tannbäiiscr. den Bariton als Holländer und Sachs. Sv ergänzte sich das lyrische Bild des Abends durch entsprechende Theatcrerinnerungen. -Heinrich K n o t c s Tenorstiinme ist und bleibt ei» unerklärliches Wunder. Wenn man den musikalischen Nach schlagewerken glauben soll, so feiert der Sänger in den nächsten Tagen seinen 57. Geburtstag. Und dabei dieser strah lende Glanz und diele jugendliche Kraft im Organ! Man hatte gestern den Eindruck, als habe die Stimme, sei! man sie zuletzt hörte, sich womöglich noch verschönert und noch ver jüngt. Ein wahrhaft begnadetes Material eint sich hier mit überlegenem mcisterhaslen Können. Deutsche Natur, deutsche Kultur und italienische Schulung reichen sich die Hand z» gemeinsamer Wirkung. Es hat wohl kaum je einen schweren großen Heldenienor gegeben, der im Ausdruck so grund- dculsch. in der Technik aber so mit alle» Hilfe», die die italie nische Schöngesangskiinst gibt, gesungen bat. Darum Hai sich diese Stimme so entwickelt und so gehalten. Und wenn man sich die Fortsetzung der Stimme Kiwteö nach der Tiefe zu denkt, so ergibt sich daS Organ Wilhelm RodcS, das ans ganz gleichem Stoffe sich erzeugt. Die Art- vcrwandtschaft der beiden Stiminen zu beobachten, war an diesem Abend ein besonderer Reiz. Rode ist ja »och viel süngcr als sein Tcnorkollcge. Aber trotzdem hat auch er bereits die Stufe jener Meisterschaft erklommen, auf der sich Stimmbcsitz und Können die Wage halten. Auch hier kost bares Material: der echte, kernige, sonore Hcldenbariion: und auch hier klug »nd seinempfindend beherrschte Gciaiigskuliiir. die alle Mittel der Technik bewußt verwendet. Darum vor allem auch hier sener Ausgleich der Register, der von der Höhe zur Tiefe eine ganz ebenmäßige, tm Klangcharaktcr ein heitliche Linie zu ziehen weiß. Die Künstler fange» Lieder und Opcrnbruchstücke. Tie Lieder bedeuten sür sie ein feriierllcgendcs Gebiet, das sic aber mit Ehrgeiz stilistisch z» erfassen streben. Sehr klug hatte Knvie solche Stücke von Strauß nnd Hugo Wolf gewählt, bei bene» »nr allem frische urwüchsige Ton- und Sangesfreude sich ausleben konnte. Auf difscreuzieriereS Bvriragsgebiei be- gab sich Rode mii Schubert und BrahmS. Hier wurde der Eindruck am stärksten immer, wenn irgendwie dramatische Mo mente hereinspielten: so gestaltete sich der „Doppelgänger" zum Beispiel z» einer richtigen siliialioiismaleiideii Szene. Was die beiden Künstler eigentlich sind oder bedeuten, zeigten dann freilich voll und ganz doch erst die Opernstücke. Mag man gegen Gralserzähluna und Wotans Abschied im Frack sagen was man will: — so außergewöhnlich gesungen, wie
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