Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 03.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192403031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19240303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19240303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-03
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.03.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
AksnkM. Z. März 1S24 Dresdner Nachrichten — Nr. S3 »«Ne 8 Oerlliches und SLchsisches. Der Aelgner-Prvzeh beginnt am t4. März. Geaen de« srilhere« sächsischen MtntfterpräNdenten Dr. Aetaner tk nunmehr da« Hauptverfahren vor der S. Strafkammer de» Leipziger Landgerichts eröffnet worbe«, ««geklagt sind Dr. Zeigner und lein Gehilfe MS diu«, der vor fünf Wochen erneut In llnterluchungS- haft genommen ivurde. so bak nunmehr beide Angeklagte aus der UnterivchnnaShaft vorgcführt werden. Der Ober, staatsanwalt lmt au- der Ueberiülle de- ihm Im kaufe der Unteriuchunaen Taa für Tag zugrhenben Materials zunächst nur einen Teil herauSaearilsen. um nicht da- Verfahren in» Sndlose versinken zu lallen. ES >s, deshalb, wie die ..L. N. N." melden, das Vaupiversahren „nächst nur wegen fünf »er. schledener Fäll- eröffnet. Neben dem Strafverfahren lausen getrennt das Disziplinarverfahren und da» Verfahren vor dem Untersiichung-auSschuh drö Landtages. die beide einst weilen biS zur Erledigung des Strafverfahrens zurttckgestellt worden sind. Einzelne Mitalie-er diele» llntcrsiiiiniugSanS- schusse» werden in amtlicher Eigenschaft der Verhandlung deiwobnen. Ter Beginn der Verhandlung, die Landgericht sdlrektor von MiaSkowski leitet, ist nul den 14. März, vor mittags ü Uhr. festgesetzt. Voraussichtlich wird die Ver handlung nicht mehr als zwei Taae in Anspruch nehme». Bezeichnend ist, dah. nachdem schon früher Rechtsanwalt Dr. Will» Hvssmnnn seine Verteidiacri ollmacht nledcrgelegt halte, nun auch der persönliche freund Tr. Zeigncrs aus früheren Taacn. Rechtsanwalt Tr. Gras, al» Verteidiger au-arschlrden ist. Tic Vertcidigiing. ts> letzt in die Hände der Rechtsanwälte Dr. Alsberg lBcrliul und Tr. Marsch» er iLeipztgs gelegt. Dolksspeisung und Mittelftandskrüche. In der letzten Januar Woche begann erneut die seit Krlegozeitcn volkölüinltch gewordene Gulasch Kanor:c ihre Fahrten durch die Stras.cn ven Dresden. Tie Reichs wehr, dir sich durch ihre sächsischen Masmuhmen selbst bei der AuSlandSprcs!e beliebt gemacht hat. stellt wieder ihre tech nischen Hilfsmittel zu eine», Werke de» Friedens zur Ver fügung. Mancher, dem der Weg nach der Volksküche zu weit ist, findet hier eine leicht erreichbare Stelle, von der er warme Nahrungsmittel erhalten kann. Tns fortwährende Betteln in den Häusern, daö der ängstlichen HauSsrau stet» Sorge be reitet. besonders wenn sic den grössten Teil dcS Tages allein mit Lrn Kindern in der Wohnung verbringen musi. wird damit nach und nach zurttclgchcn. Auch wer durch üble An gewohnheiten der Bettler, besonders der Klingelsahrer, durch aus davon abgeknmmc» ist. ihnen irgendwelche direkte l'-.ter- stütznng angrdcihcn zu lasten, wird es im eigenen Interesse zweckmässtg finden, sein Heim dadurch zu sichern, dnst er die Arbeit dcS „Sächsischen Volks opferS" finan ziell fördert. Ein wesentlich anderes Gesicht als das Sirastennubliknm bei der Gulaschkanone zeigt uns der Kreis bei der Mittel st andSkücke. Mancher, der heute noch eine offene Hand hoben könnte, blickt säst verächtlich aus den jenigen, dem eS nicht gelungen ist. durch kaufmännische Um sicht und Geschicklichkeit die zunehmende Inflation und schließ lich das Platzen der Paviermark zu tiberstchcn Jene ver schämten Armen, die sich in ihrer traurigen Lage nicht zurechtlindcn, sind zu verbraucht oder zu alt, noch einmal den Kampf um die Existenz auszunchwcn. Bis vor kurzem ge hörten st« selbst noch den Kreilen an, die geben konnten, heute wird ihnen dav Nehmen unsagbar schwer. In liebevollem Verständnis und taktvoller Art wird dielen die Möglichkeit gegeben, ein nahrhaftes, lchmacklwstcs MiUacnsten zu erhalten Bielen von ihnen mangelt das Heizmaterial, so das, sic nicht imstande sind, sich ein warmes Zimmer zn schassen, geschweige denn ein warme» Mittagessen. Nun finden sic sich im befrag, lich durchwärmten Saal dcö F-gmilienbosvizes zusammen An wcisigcdecktcn, mit Tannengrün geschmückten Tischen sitzen sic zwanalos beieinander. Bald verliert sich die Zag haftigkeit und Scheu, mit der sic in den ersten Tagen kamen Neben der vereinsamten Tollster des hol-en Ossizicrs neben den Hinterbliebenen früher einslnsireicber Beamter die durch den Berlnst ihres Vermögens die Sicherheit ihrer Lebensstellung verloren, die PrivaUclircr in. die seit Jahren mit bitterster Not kämpft — körvcrlich und se lisch elend —, dir Künstlerin, deren Arbeit lange keinen Verdienst mehr bietet. PrivatangcstcNt«. alte entkräftete Männer und kinder reiche Familien, deren Ernährer nicht mehr die notwendigsten Lebensmittel zu beschaffen vermag, — alle nehmen an dem Segen der MitteU'and§küche teil. ES ist vielleicht bravem, zu denken, nun sa, die Sache laust, da brauche ich ja weiter nichts zu »uni Jedoch, wenn auch einige wenige vor dem Verhungern bewahrt sind, wie- Lee Hausbest- zur künftigen WohnuugspolitN. Di- Seit«- Stener. Rot^rordnnng i« wesentlich-« Punkte« ab-ulehne«. — Statt ««zulänglicher Kapitaloansm-rtnng »»>e Galbzinse«. — Sanier»«« der Sffentltche« Finanzen durch Wiederherstellung eine» freie«, ft-nersähige« HanSbesitzet. — Der Kamps der Organisation geht weiter. Der Verband der Sächsischen HauSbesitzcr- ve reine hielt am Sonnabend und Svnntaa in Ehcmnty einen au- allen Teilen de» Landes »«gewöhnlich stark be schickten Auhcrordentllcüen BerbandStag ab. Unter den Ehrengästen der SonntngSversannnlung befanden sich Vertreter der AmtShauptmannlchaft. de- Rates und ^er Stadtverordneten von Vhemnttz und der Handels- und G« n'erbekaninier. Der sächsische Landtag war durch die Ab geordneten N ö l l i g - Leipzig und N o g ck - Dresden ver treten; vom Reichstage weilte Abg. B i c n e r t - Ehemnih unter den Anwesenden. Der Verbandsvvrsitzendc. Rechts anwalt k o h l m a » n - Dresden eröllnete die Versammlung, begrüßte die Erschienenen und stellte lest, dgsi guch die Ministerien geladen worden seien, dast aber das Wirtschalts- und das Finanzministerium nicht einmal eine Antwort sllr nötig befunden hätten, wogegen das Justizministerium einen Bericht über die Tagung erbeten habe. Bei dteier Mitteilung entstand ein Tnmnlt. Stürmische EntrüstungSrus e gegen die Ministerien wurden laut, und zwei Anträge, in denen das Verhallen der Regierung anss schärfste gennsibtlligt wurde, gelangten alsbald ans der Versamwlniia an den Vor sitzenden. Sic wurden einstimmia angenommen. Es sprachen nun die anwesenden Behördenvertretir. die der Tagung einen ersprießlichen Verlaus wünschten. Darauf hielt Baumeister G r o st m a n n - Dresden den ersten Vortrag über dle ZwangLtvirlfchask, Le Wohnungsnot und das Baugewerbe. Baumeister Grofmiann legte dar. daß die Lage im Wohn- mescn nach zwei Richtungen hin schwere Schäden answcisc: einmal verfielen die Altivohiiungcn unanshalisnin und dann fehle icglicher Neubau. Schuld an diesen Zuständen sei es. daß die Miete von heute keinen Anreiz mehr zum Banen gebe. Für Kapitalverzrusung seien früher H5, Prozent der Miete ausgebracht worden; licute erhalte der gesamte Drcsd- ncr HauSbcsitz ein Fünfzigstel Rcntenpfennig als Verzinsung. ! Die Folge derart verzerrter Zustände müsse es sein, daß zahlreiche Hausbesitzer, die nicht mehr erwerbsfähig seien, der Allgemeinheit zur Last fallen. Wenn noch dazu die n S'e»'rnolrerordniing dm Ansprüche der Hnpothelen- gläubiger ans l-i v. H. herabsctzc. so könne sich die» alles gar Milcht an.erö ansmirken. als indem jeder Kapitalbesitzer sich > vom HauSbcsitz und vom Bauen fernhalte. Baugcldcr seien j nicht zu haben; die Bauliefcranten erhielten keine Betriebs mittel; daö Volk gerate in eine fürchterliche Not hinein. Gänzlich auösichlslvs sei der jahrelang geübte Versuch, durch Stenern Baugcldcr flüssig zu machen. Nur die sr-stc Wirt schaft könne, und früher oder später, ob man wolle oder nicht, werde Ne auch die Rettung bringen. Folgende Leitsätze fanden zu dirlcm Vortrag Annahme: 1. Tie bestehende Wohnungsnot ist die Auswirkung der Zwangswirtschaft. Die freie Wirtschaft der Vorkriegszeit batte immer einen ausreichenden Verrat an Wo' -re zur Verfügung. 2. Die absichtliche Herabminderung der Mieten hat zum grasten Teil zu einer Herabmindcrung der Wohndichte geführt. Die Anwendung des Neichsmietengeseves und -es MieterschnogeseveK hat den derzeitigen Nvtzistestern ein Wohn - Vorrecht geschossen, das unsere Wohnvnasloscn und den Nach wuchs entrechtet und tnö Ausland treibt. 8. Dir Erstellung neuer Wohnungen ist durch die ZmangS- wirtsachit ebenso»» gestört. Die Finanzierung des Wohnungs baues durch die össentliche Hand hat sich als völlig unzulänaltch erwiesen. 4. Die Neubautätigkeit kann solang« nicht wieder auslebev. wie dir Miete sür die Allwohuungen nur gerade dt« Wirtichait deckt, ohne «ine Verzinsung de» angelegten Kapitals zu gewähren. Mangel» jeder Kapttaksiieubtlduug sallen auch alle Voraus- ietzunn«« für einen Ncubaukredit und damit die Vorbedingungen für den Neubau. b. Um die Voraussetzungen für eine gesund« Wirtschaft zu schassen, must die Miete bis >. Avril lst25 itaiielweis« auf Vor- krtcgohöl»« gebracht werden. Die Megsicuerung eines wesentlicheu lei es des t» der Miete cutlzgltenen Betrages für Verzinsung must unterbleiben, da sonst die unbedingt refvrderliche Kapitals neubttd»»g erschwert bzw. unterbunden wird. Fnsolardeiirn ist eine Mir» st euer tm Sinne der 8. Steuernotvcr- o r d » u n n entschieden obznlehnen. Nun erhielt der Svttdiliis des Verbandes. Dr. Dum jahn, das Wort; sein Gegenstand war die Kypoihekenausmerlung. In schärfster Form kcnnzcichncte er die Zwgngsivir'schaft. die auf eine Art organisierten Diebstahls hinauslause. Der Sieg des Auswcrtiiiigsgedankeno sei zu begriffen: er bedeute anch einen Sieg des Rechtes, aber erst einen unvoll kommenen. Von höchstem praktischem Werte sei die volle Wiederherstellung von Treu uud Glauben auch im Wohn- weke» Wenn keine volle Kapitalsauswcrtuug zugelassen werde, so sei -In- volle Zinsanswcrtnng das Richtige. Zwangohvpisthckcn, die eine Enteignung darstellten, verwerfe der Hausbcsitz grundsätzlich. — In den Leitsätzen zu diesem Vortrag lnstsst es: Die Ermöglich»«« der Kapitalsbildnng ist die Frage der deutschen Zukunft. Zur Erichiicstung bcr Kapitaisguellcu im eigene» Laude be- darf es der Wiederherstellung des 'Vertrauens. Der Hanäbestic fordert die alvbatdigc Wiedernusnnhme einer st a s s e I w e i s e zu erhöhenden G o i d v e r z i n i u n g. Die behördliche Micizinöicstsctziiiiq hat eine K.rpita!- und Zinszahlnug z» crm g lichc», die jeweils der ivirtschaftlichen vage des HauSbesincs ent spricht. Werde» Baugewerbe. Oandwcrt und Hausbesitz wieder ecitsommeiisteuersäbtg, so ist auch die Finanznot des üteichcö, üed Länder »ud Gemeinden cnlscheidcnd geliiiüeri. Als letzter Redner sprach Direlior Ackermann- Leipzig über die Mictprcisbiidung. Er bczeichnete besonders die Tatsache, dah Sachsen bisher die miserabelste Mietprcisbildnng gehabt habe und nannte es unter diesem Gesichte -e«; be denklich. wenn die dritte Steuer-Notverordnung dv v r l -- fall des Reichsmietcngesctzes gerade von der Landesregierung abhängig mache. Der Hausbcsitz fordere sein freies Versiigunasrecht znriick: bei diesem seien aber auch die Interessen der loyalen Mieter am besten gewahrt. — Ans den Leitsätzen zu diesem Pvrtrag sei sachlich hcrvvrgchuben: Die Miete Ist in der Höhe feslzuseven — und lediglich im Ge- samtimiidertsatz bekanntzugebcn —, dast sie unbedingt olle Lasten dccki und dem Eigen ümcr ein angemessene» Entgelt gewährt. Der ' Vermieter hat die freie Verfügung über die Miete. 8 17 R. M. G. bctr. ÄbrechnungSpflicht und sonstige Befugnisse der Micicrverireier entfällt. Nur io kan» der Friede in die Häuser zurückkchren. Bei einer zukünftigen Besteuerung des Grund- besipcs gemäß ?! 2t! der 8. Tteiicrnoivcrordnuna sind zwei Fünftel der Steuer der Grundmiete zuznnilircn und Mietverlulre voll zu berücksichtigen. Sofortige Aufhebung des Reichs- ru i e l e n g e s c tz e s ist dringend geböte». Nachdem Landtagsabgeorünetcr Röllig noch einige er gänzende Bemerkungen zu den Borträgen hinzugefügt hatte, schlob Rechtsanwalt Kohl m ann die Tagung mit dem Hin weis. daß die rettenden Beschlüsse im Wohnwcsen von den Negierungen erst noch zu fassen seien. Der Kampf gehe darum noch weiter. viele sind vom Hunger nicht verschont! ES dreht sich nicht allein um eine flüchtige Maßnahme, cö dreht sich darum, den sür den Wiederaufstieg Deutschlands so wichtigen Mittel stand zu schütz e n. Je breiter die Schicht des Mittelstandes, desto geringer wird die Spannung zwischen den Extremen. Es ist ein ganz nüchternes Rcchcncrcmpcl, daß dcmMittelstand ge holfen werden must, wenn Ruhe und Ordnung stabil werden soll Nt. Ansätze und Grundlagen, nuf denen wir stillen können, sind da: die Mittelstandsküche, deren Organisation weiter anSgcbaut werden mnst, ist ein Anfang. Schon wird vielen, die hocbbetagt. oder zu schwach sind, sclber zn kommen, das > Esten täglich von Freunden oder dem Ti'chtcrchen des Leiters des Hvsvizes ins Hans gebracht. Sv ist die Mittcistands- küche nicht nur eine erste Hisse gegen körperliche Not und Verelendung, st'ndcrn auch ein Beweis, daß es noch selbstlos helfende Menschen gibt. Und diese Gewißheit soll den Mut zur Fortsetzung des Daseins nnedergrbrn, den Glauben an die Möalichkeit des Tnrchlmltcns wieder festigen! Stärscn wir stm H„i-rh unsere persönliche Mitwirkung am „Sächsischen Vvlksopser"! Unksrbrlnqunq der abgok<mlen Beamkerr. Der Bcamtciiabbau ist in vollem Gange. Durch ihn i werden im Reich, in den Ländern und Gemeinden insgesamt lsttztzlDtz bis 4N0ütztz Beamte betroffen. Unter diesen, dem harten Zwang staatsmirtschastlicl'er Verhältnisse zum Opfer gefallenen ! Stciatobcdiciislcteii befindet sich neben solchen, die Ruhegehalt ! bzw. Wartcaeld beziehen, eine ganze Reihe von Beamten, die mit einer Abfindungssumme von einem bis sechs Mouats- -»P'IQ»,-. „Das Nürnbergisch Ei." Schauspiel von Walter Harlan Erstausführung im Neuen Theater, l. März > U 2 4. Man konnte die Taschenuhren licken hören, so andächtig versolgtc die Zuschauerschar die rührende Geschichte von Peter Heniein, der die Taschenuhren erfand. Bekainstlich hatten sie dir lstindliche Form dcS EieS, nnd cS empfahl sich, zwei bei sich zu führen, eine im rechten, die andere >», linken Hosrnsack, denn gewöhnlich ging eine soviel vor. wie die andere nachging. Man brauch:? dann bloß daö arithmetische Mittet zn berechnen und hatte jo ungefähr die mitteleuro päische Zeit, wenn auch nicht immer die nächste Turmuhr so freundlich war, daö durch Glvckenschlag zu bestätigen, wie bas stn »irrten Akte bei Harlan ersrenUcherweiie geschieht. Das ist aber auch so ziemlich der einzige heitere Augenblick i»> ganzen Schauspiel, das mit biederem Ernst Peter HcnlcinS Geschick behandelt. Zwar weis; man schon im ersten Akt: Heniein wird sich das Klüsilcin im Halse, den „kleinen krebs", wie der Dr. Srhedel das so zierlich benamst, nicht schneiden lasten, sondern wird aus alle Fälle eine Uhr er finden. die ohne Pendel und Gewichte geht und nicht „see krank" wird. Erst erfinden, dann sterben. TaS ist ent- schieden Heldenbast. Und wahrscheinlich historisch Ich n»eist A "'ml. Nur gerade dramatisch ist e» nicht Ein lnlinr- hlftorischer Roman outz dem Nürnberg der Resurmations- tktt mit viel altdeutschen Möbeln hätte sich bequem daraus zimmern lassen. Mit Behagen und Rührung könnte man dann eines Erfinders Glück und Ende lesen, wenn man viel Zeit hat. Behagen und Rührung sind aber für vier Akte nicht genügend trlrbkräsiig, um einem die Weile nicht lang er>chcinen zu lasten. Harlan malt Haus und Werkstatt und den Nürnberger Hintergrund recht behaglich und versteht anch. besonders a-ge>, Aktschtuk. das veldenhaste und da« Schmerzliche von HcnleinS Entschlus,. sich Srhcdelö schädlichem Messer niwl ... ...er..a>.en. «ehr rührend fühlbar zu machen. Mi» deutscher Gründlichkeit wird der gegebene Stofs aus gearbeitet, nichts ausgelassen, die Nebenbehandlung gewissen hast erledigt und Hcnleins letztes Stündlein mit dem Schlag ans bcn Stürkschinsi verlegt. DaS Uhrwerk dieses Schauspiels läuft verlas,lich nnd genau ab. Es ist alles deutsch ehrlich, treuherzig und bürgerlich darin, die Menschen, die Gekllhlr. die Zeltstimmnna: nur gegen die Sprache liehe sich mancher, lei einwenden, wenn man das echte Dentsche Luthers und Hans Sachsens kennt. Da der epische Vorgang dcS Stücke« »ine dramatische Zuspitzung nicht zuläsit. ist es immerhin rkhrenLwert. wie Harlan allerlei erfindet, um de« Schein dramatischen LcbenS hervorzuruien. So sarbenrciches Bild der ^)eit geUnigcn, die Ei" »nd den Grund zu einer Wc-tindusti ie gelegt hat. DaS Nene Theater Hai gerade nichts Neues damit ge bracht. das; eö Harlans schon aus vielen Bühnen heimisches Schauspiel aussührte. EL wollte uns aber offenbar auch ein mal altdeutsch kommen, nachdem allerlei Fremdländisches dran war. Und es blieb dabei nicht ganz im Kostüm stecken. Tenn Richard Eivenack verstand, den geschworenen Meister des Schlvsserhandwerks Peter Heniein so sym pathisch zu gestalten, dah er weder renommistisch. noch weh leidig erschien, sondern trotz dein Klöhiein im Haise ldaS seine gesunde, klare Stimme nicht beeinträchtigtes sehr ge sund und männlich. Seine aufrechte Haltung und gesühlS- reinr Darstellung gab dem ganzen Schauspiel den festen Kern. Trude Spalke als seine Hausfrau stand ihm mit starkem GesülilSausdriick nnd traulich dentschcm Wesen tüchtig zur Seite. Ans nonncnhastem „Gebende" der Schwester EhariiaS schaute sugcndsrisch das Gesicht Eleo- nore Trvcschcrö. die denn auch nach sehr treuherziger Uebcrwlnd-ung ihres sentimental verstiegenen Gelübdes den Josef Apfelbaum zum irdischen Bräutigam gewann, als welcher in Franz Kullma n n s Verkörperung ein biederer Gesell gewest. Tic beiden Scharszcichner der Künst- ierschar. Bressart und Nochvil, hatten ein paar gute Rosien isir ihre Talen,«, der ein« den alten galligen und grilligen „W-salzenkischrr" Gllldenbeck. den er zu einer sehr eindringlichen Figur machte, der andere den geld- und rühm- gierigen Bade? Braivogei. der mit satanischen Grimassen Unheil ftisien möchte. Walter Strom als Arzt und A u t Leu mann als Seefahrer Behaim haben sich in anderen Ge wändern schon mohlcr gesuhlt, als in ihren RcformaiionS- anzügcn. So ganz frei vom Trnck des Ungewohnten war dir Darstellung nberlmnvt nicht, obwohl Leo Walther Stein als Spielleiter sorgfältig für Zusammcnstimmnng von SviA nnd Ran»; gesorgt Harle. Stücke ohne starken dramatischen Impuls lassen zuviel Z^U sür Musterung des einzelnen und notwendigerweise Unvollkommenen. Der Ernst aber, mit dem man das ernsthafte und wackere Schauspiel dnrchsührte, fand Anerkennung und Beifall, der auch den anwesenden Dichter, dem wir den lustigen „Jahrmarkt zn Pulsnitz" verdanken, an die Rampe rief. Tr. Felix Z i m m e r m a n n. -et-exs« ist ihm doch ein ITheatcr : „Mädi" daS „Nnrnbergisch! schlösse«« Vorstellung. Theater Kunst un- Wissenschaft. P Dresdner Theaterspielplan siir h-nt«. Opernhaus: „Tiefland" Schauspielhaus: „Der Kaufmann nun Venedig" 17). N c u st ä d l e r Schauspielhaus: Ein- akterabend der .Bayrischen Lau-esbtchne IkSj. Residenz. -tz Veranstaltungen. Heute Uhr. Logernual: Lieder- und Balladen-Aöend IL u r i S ch e t d b a » c r lau» Rönisch: Karl Pem- bour,: Schubert, Arnold Mendelssohn. Loewc. Karten bei Rönisch. -st Literar'ischer Verein. Nächsten Dienstag, nachmittags 5, Uhr, in „Onkel Toms Hü.ic" im Oslra-Ächege: Literarische F a st - n a ch t s s e i e r '. Dr. Felix. Z i m m erma n n: Lustige Literatur geschichte: Heitere literarische und musikalische Vorträge. 's- Dresdner Konservatorium- Gesangsmeister Pros. August Ifsrrt wird im Koniervnlorinm eine Reihe von Vorträgen hatten, welche auch Gasthörer» zuaangiich sind. Zunächst werden aus die Praxis der GcsangSlunst >>ch beziehende Kapitel: die Atmung, der Tonansatz, die Register der Tiimme, die Resonanz, die Gesangä- sprache auf breilerer sachiitcrarischcr Untcriage behandelt und an- schlicbend über die hauvtsächUrbsten Erscheinungen der aesangd» pädagogischen und ftesangs-phynoivgischen Li.eraiur gesprochen. P Opernhaus. Stets kann man wieder reine Freude haben an der Ausführung deL „Falstaff", weil die Fein- arbeit, die Busch und Mora k>ci der Verlebendigung des Werkes geleistet haben, sich frisch und sauber gehalten trat, wie am ersten Abend. Das; die Oper inzwischen förmlich zum Zug- tück geworden ist, bedeutet ein kleines Ereignis in der Theatcrgeschlchtc T-eutschlands. da solches dem Werk trotz seiner vielbclobten Qualitäten bis jetzt »och nie gelungen war Erneut in seinen Reizen zu schwelgen, gab diesmal die iimbesetzung der Ouickly Veranlassung. Nächst BurgL in jeder Hinsicht klassischen Verkörperung der Titeirvsie, war bisher die Figur, die Irma Tcrvant als kölnische Alte schuf, der Stern jedes „Falstass"-AbendS. Schwer darum für die Innge Elfriede Haber körn, die Sache nun nachzu singen. Iedeiisalls tat sic ling, das berühmte Vorbild nicht etwa zn kopieren. Schon die änsicre Erscheinung ;var weniger tm Groteskstil, mehr idealisiert sozusagen, und demgemäs; er schien auch die ganze Art der Wiedergabe aus sanfteren Ton gestimmt. Wie eine lustige ältere Schwester der schönen Mcg stand diese Ouickly im Quartett der lustigen Weiber von Windsor. An sich, gesanglich wie darstellerisch, mackste dis höchst anerkennenswerte Leistung der sympathischen Künstlerin um so mehr Ehre, als sic sich natürlich nur aus relativ de- schränkte Probenarbeit stützen konnte- L. 8. P Die erste Morgenfeier im SchanspielHanse war ein stimmungsstarkcr. verhcisiungSvoller Auftakt zur Neu- belebung dieser Veranstaltungen durch die Leitung unserer StaatSthcater. Wenn cs gelingt, die folgenden ans gleicher Höhe, die Zugkrast von Sachen und Pcrlönltchkeiteu tnr Gleichgewicht zu halten und den Reiz des Ungewöhnlichen und Neuen gelegentlich zu steigern, wird eS leichtlich auch in Zukunft rin io volles Haus geben, wie das erste Mal. und eine Bereicherung L«L Mustierische» Lrden» unterer: Statt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)