Volltext Seite (XML)
Mo»kag, S. Mär-1924 0rosc1sn-/k. Os Snin»«r, kok« rirklitttroko 21 km«pc,»k»r GUI ldvwwvtaamawr) lotvoe. äse.: pridmck estlii! KkLkliengegellsc Ssgr. 1908 »ls Ssnosssnsckatt NAPP 2v/«ignie6et-Iassung ttsiclöNLU. Nönigslmve 30d kaenapeaadae: M, G7, M Macdonald an Wncart. Ein neuer bedeutsamer Versuch zum Ausgleich mit Frankreich. Das Rheinland unter Dvlkerdun-sregime als Sicherheit jür Frankreich? — Phrasemeiche Antwort Pviuearss. Die englische und die französische „Sicherheit". Wexr Briefwechsel zwiscs^n Maedonald nnd Poinearä. Zwischen Pvincarö und Maedonald hat ein neuer Brief wechsel stattgesunden, der die schwebenden anstenpvlitlschcn fra gen dum Gegenstand hat. Di« Initiative dazu ist von Ramsay Maedonald ansgegangen, dessen Schreiben bereits am ver sonnenen Sonntag in Parts tibrrreicht worden ist. Die Ant wort Poincarss ist am Mittwoch abend in London übergebe» worden, lieber den Briefwechsel, der am Sonntag veröffent licht wurde, wird aus Paris gemeldet: Der Brief Macdonold». Porti», S. Mürz. Der engltichc Premierminister drückt in feinem Brief an den französischen Ministerpräsidenten vom 21. Februar den Wunsch aus, in der rtickhalt osen Unter suchung der zwischen beiden Ländern bestehenden Schwierig keiten fortzusahrcn, die nach seiner Ansicht nicht absolut un vermeidlich gewesen seien. In England sei dao Empsindcn weit verdreitet. das, Frankreich cntgegen de» Bestimmungen d«S Versailler Vertrages eine Lage z» schassen versncl»«, die ihm dringe, was e« während der FricdcnSvr, handlangen gegen iber den Alliierten nicht habe durchsetzen können. Eine solch« Politik verewige nach Ansicht vieler Engländer die Un'r>"i'heit nnd Gefahren einer Laac, die man nnr Kriegs zustand nennen könnte, und müsse schlief,sich alle non Frank- reiey vorübergehend dnrchgcsctzten Sicher heitSgara li tten vernichten. Tic europäischen Märkte befänden sich hauptsächlich durch die ständige ttngcwisihcit der sran'.ösisch- deutlchen Bezichnngcn in PersaU. Das wirtichaftlsche Ehavs tn Deutschland dauere a» und auch tu den Beziehungen zwi schen Frankreich und Eng and bestehe Ungewistheit. So sei in der BcvSlkcrnng Englands die sorgenvolle Nebcrzeugnng entstanden, das, Frankreich entschlossen sei. Deutschland zu grunde zu richten und ans dem Fcstlandc zu herrschen ohne Rücksicht aus Englands vcrnnnsigemäste Interessen. Nach MacdvnaldS Ansicht beeinträchtigt dieser Stand der öffent lichen Meinung i» den beiden Ländern die Beziehungen in der Bergangenhcit und dürfte die beide» Negierungen ver anlagt haben, sich zu Streitigkeiten über die Symptome der Krankheit htnreisten zu lassen, ohne sich bemüht zu Hauben, mit gesundem Menschenverstand nach den Ursachen zu forschen. Maedonald wünsche von Herzen, dast er und PoincarS «rlnchen, der üssenllichen Meinung Frankreichs nnd Eng. landS da» Bertranen zu schassen, das die vorhandenen Be fürchtungen »nd Empfindlichkeiten aus dem Wege seien, grundlaS »u werden. Da» srauzSsische Bol» wünsche Sicherheit, dad englische heg« ei» Gemisches Idea'. Während aber Frankreich nur an Schuft gegen Deutsch- lau» denke, lege das britiickie Reich dem Wort« Sicherheit eine viel zu weitgehende Nedentnng bei. ES wünsche Sicherheit vor Kriegen. DuS Sicherhcitsproblcm sei kein französische«, sondern ein enropäisches Problr«. Es sei sehr leicht möglich, das, in de» nächsten zehn Fahren die allgemeine Abrüstung und die AnS» hreftnng des schiedsrichterlichen BersahrcnS über die Welt komme. ES müsse iorgsältla erwogen werden, ob hierzu regio nale Entmilitarisierung oder Ncntraiisierungsmastnahmen oder d'e Schaffung neutralisierter Gebietsstreifen zwischen gewissen Staaten »nter gegenseitiger oder kollektiver Garantie nnd llcbcr- wachiing oder ein anderes Mittel führen können. Tabes könne der Völkerbund eine wichtige Nolle spielen. Man müsste die Zustimmung und den guten Willen sämt'Icher Länder Euro pas im Sinne einer derartigen Politik feststcllen, wobei die vv herige Verständigung zwischen Frankreich und England dir Grundbedingung sei. Die gewünschten Reparationen stelle sich das französische Volk vor allem tn der konlreteu Form deutscher Zahlungen für die ans französischem Gebiet verursachten Schäden vor. Auch das englische Volk wünsche Wiedergutmachung der Bcrwtistnngcn des Kriege«. Nach seiner Auffassung erstreckten sich diese Verwüstungen weiter aus ruinierte Absatzmärkte, geschwundene Arbeitskraft, Niedergang des Schiffsraums und dcS Rustenbandeis. Ent wertung der Währungen und deren mangelnde Stabilität nnd auch Arbeitslosigkeit. Diese Verwüstungen lönntc man sich vielleicht schwerer augenfällig vorstetlcn. Ihr Wiederaufbau werde sich weniger mit Händen greise» lassen und mehr Zeit beanspruchen. Bor Erörterung dieses Problems müsse der Bericht der Sachverständigen abgewartet werden, von dem er hoffe, dast er die beiden Länder einander näher bringen werke. Wenn baS Problem aber io Verbindung mit dem verwandten der interalliierten Schulden gevrnst werde, io müsste »S doch sehr bald gelöst werden können und die eng lischen Hoffnungen ans wirtschaftliche Stabilität in Europa, sowie die kranzösisckcn aus Veiricdignng seiner gereckten Forderungen erfüllen. Bor die Ver.Inigten Staaten brauchten dann nicht streitende Schuldner zu treten, sondern «tn »reinigte» Europa. Auf dieser Grundlage wünscht er mit Potnears die schwebende» Probleme z» erörtern. Die zahlreichen sub sidiären Fragen würden zwctselloS nicht unlösbar sein. Wenn mau sich aber in die Masse der mit Problemen wie der Ruhr« frage, der rheinischen nnd der pfälzischen Frage -«sammen- hängeudcn Probleme verstricke, würden sich die leisten Ziele von neuem vcrdnukelu. Nach seiner Ueberzeugung gäbe cS eine Lösung der europäischen Fragen nur, wen» Frankreich nnd England voll gegenseitiger Sympathien auf ihre Bedürf nisse und »nter kluger Berücksichtigung der Interesse» der ganzen Welt gemeinsam vorglngen. Er sei hierzu bereit. PolncarHs Antror»^. In seinem Antwortschreiben versichert Poincarö, mit Mac- dvnatd vollkommen einig zu sein hinsichtlich seines Ernpvsöü über die zu regelcndcn Fragen. Er wolle aber nicht näher als seither in Details eingchen oder konkrete Vorschläge formu lieren. Er sei jedach bereit, mit Macdonald die Prüfung der grosicn Probleme im Geiste des Entgegenkommens «nd loyal anzuschneiden. Die Interessen Frankreichs, das die , Reparation seiner materiellen Schäden nnd dir endgültige Herstellung seiner Sicherheit wolle und Englands, das vor allem die Wiederherstellung der europäischen Märkte wünsche, seien nicht unverkennbar. PoinearS verwahrt sich dagegen, das, Frankreich bei der Vertretung seiner Interessen engherzig sei oder an die politische oder wirtschaftliche Rcrnichtung Deutsch lands denke. Als Gläubiger Deutschlands sei Frankreich stets daran interessiert, das, Deutschland produ zieren könne. Er weist ferner den Gedanken einer kon tinentalen Suprematie Frankreichs zurück und versichert Maedonald, das, kein oerntinstiger Franzose sc daran gedacht habe, auch nnr eine» Kubikzentimeter deutschen Bodens Frankreich „einzuverleiben". Abgesehen von Elast-Lothringen habe Frankreich nie mals den Rhein als Grenze verlangt, der aber eine Barriere gegen neue deutsche Angriffe bilde» müsse. Poincarö geht sodann auf die militärischen Rüstungen Frankreichs ein, die nicht gegen England gerichtet seien, son dern einschlicsilich der Luftrüstnngen Frankreich gegen die eventuelle deutsche Revanche verteidigen sollen s!>. Er er wähnt die PoMik Frankreichs gegenüber der kleinen Entente, die England nicht schädigen könne. Wenn Frankreich diesen Staaten die Mittel zu ihrer Verteidigung gegeben habe, so sei es dadurch nicht verarmt und lönnrn dadurch a»ch nicht verhindert ivcrdrn, seine eigenen Schulden zu bezahlen. Das Rvhrgebiet. so erklärte dann Pvincarö, sei besetzt worden, «w Deutschland zn bestimmen, das, e« seine Schulden getzenüber Frankreich begleiche und um den lstirt- näckigen Widerstand der demichea Iudustriewagnaten ,« zu überwinden. Diese Drnckmittel werden anher Tätigkeit treten, sobald Deutschland sich seiner Verpflich tungen entledigt habe. Die Besetzung der Rheinland? werde ein Ende nehmen, wenn die vom Friedcnsvertrag ausgestellten Bedingungen er füllt seien nnd FrankrcichSSicherheit garan tiert werde. Nach Einbringung der Tachverständigengerichle und ihrer Prüfung durch die NeparalivnSkommiision und die alliierten Regierungen könne man. so hvssc er, rasch zu einer Gesamt regelung gelangen und durchsetzen, das, Deutschland sic zur Durchführung bringt. Poincarö dankt Maedonald in diesem Zusammenhang für die Erklärung, das, die Frage dcrintcr- alltiertenSchuldcen als mit der Reparaiionssragc zu sammenhängend z» betrachten «eien. Es sei. so fügt er hinzu, unendlich wünsclxnSwert, dast sie zu gleicher Zeit geregelt werde. Was de» Völkerbund anlangc, so trete auch die fran zösische Negierung für sei»« Stärkung ein. Sie lmbe immer gewollt, das, er über stärkere Aktivnsmittel verfüge. Poin- earö erklärte weiter, das, bei einer Stärkung des Prestiges des Völkerbundes eine üleschleunigiing der Wiedergutmachung der Kricgsschädcn und die Festigung des Weltfriedens um so rascher und günstiger erfolgen könne, je enger das Einncr- nelnncn zwischen England nnd Frankreich sei. Er dankt schliest- lich Maedonald dafür, dast er das selbst mit so großer Klar heit sestgestcllt habe. (W. T. B.i Ein Kabinett straneqni? Brüssel, 2. März. Der König bat gestern nachmittag den katholischen Abgeordneten Renkin und den liberalen Bür germeister von Brüssel, Max, empfangen. Nach der Inde pendance Beige soll ein Kabinett F r a n c a u i Aussicht haben, die Unterstützung der Sozialisten zu erhalten, selbst wenn diese nikt In das Ministerium eintreten ivllie». Das Mitlelmoer. die Schlagader England». London, 2. Mürz. „Manchester Guardian" schreibt in einem Leitartikel, das MitteImcer sei die Schlagader Grostbritannlcns, das diese Gewässer nicht überwache, »m die Italiener oder irgend sonst jemand zu verdrängen, sondern um seines täglichen Brotes sicher zu sei». Seit dem Kriege sei die britische Flotte nicht mehr im Kanal oder In der Nordsee gebraucht worden, »nd das Mittrlmeer iet ein natitr- tltchcr Mittelpunkt für einen Teil dieser Flott«, Die Pfalzkundgebung in Mannheim. Eine Rede -es Retchspräsidenlen. Mannheim, l. März. Bei der Mannheimer Presse- tagung hielt der Vorsitzende des Verbandes der südwest- deulschen Presse, Chefredakteur Alfred S ch e e l-Mannheim, die Bcgrüsmngsrcde. Reichspräsident Ebcrt dankte zunächst dem badischen Staatspräsidenten und dem Chefredakteur Scheel für die freundlichen Worte des Willkommens. Er fuhr dann fort: Die Augen Dcmschlands, ja — ich kann es mit Genugtniiiig sagen — die Augen der gesamten Kultur weit, soweit ihr Völkcrgewissen und Menschenrechte mehr stirb als Wortgebildc. ruhen seit Wochen aus den deutschen Landen am Rhein, insbesondere aus der Pfalz, die unter dem Druck fremder militärischer Besatzung zur Erreichung alter machtpolitischer Ziele einem bewaffneten und gedungenen Gesindel überlasten worden ist, von dessen Gemeinschaft und Gesellschaft sich jeder anständige Pfälzer fcrnhielt. Tie Hoffnung, das; cs gelingen werde, durch eine Hgndvvll übclbeleumdeter. zum erheblichen Teile landfremder, ja ausländischer Elemente, die bis aufs Blut gcguälte Bevölkerung zur Absage von Heimat und Reich, zur Lösung tausendjähriger Bande der Geschichte und Kultur zu znstngen, ist an der bemundernngSwerten Wider standskraft der Bevölkerung nnd an ihrem unerschütterlichen dcntschen Fühle» «nd Denken gescheitert. Die Pfalz ist deutsch, kerndeutsch, nnd will cS bleibe».' Mit besonders herz lichem Mitgefühl gedenken wir in dieser Stunde unserer Brüder und Schwestern, die fremder Gewalt und Niedertracht entarteter Bolko- gcnostcn zum Opfer gefallen sind. Zahlreiche Deutsche sind ums Leben gekommen. Hunderte sind der Freiheit beraubt worden und noch jetzt im Kerker, und viele Tausende sind unter der Separatisleuheerschast aus der pfälzischen Heimat verjagt worden. Ich kann auch hier nur von neuem bekräftigen, das, die Neichsregiernng, wie bisher, auch serucr alles, was in ihren Kräften liegt, tun wird, vm das Los dieser Ovier der Gewalt zu lindern, um den Gefangenen Freiheit und Heimat wirder- zugcbcn» um z« lwlscu, wo geholfen werden kann. Die Reiche rcgierung wird auch olles daran setzen, um der Be völkerung der Pfalz Lebcnsbcdingungen wieder za erringen, wie sie Menschrurechte uud Meuscheusitte gebieten. Die dcutiche Regierung wird alles tun, um der Welt de« Beweis zn er bringen, dast eS sich nicht um eine Loslös»ngs- bcwegnng der Bevölkerung der Pfalz handelt, son dern um den Versuch, mit nnlantcren nnd znm grösften Teil gekauften Subjekten einen deutsckn'n Bolksstamn, gegen seinen Willen in Gegensatz zn seiner Heimat und dem Äolköganzc« z» bringen. Ohne fremde Hilfe «nd bewaffnete Unterstützung gibt es keinen Separatismus «nd keine Separatisten. Hätte man den Rheinländern nnd den Psälzcr» ihr Selbstbestimmniigdrechl gelassen, dann wäre der ganze Lepa- ratistenlpuk über Nacht verflogen. Diese Tatsache liegt so klar zutage und ist so zwingend, dast die öffentliche Meinung der Welt sich ihr nicht verschließen kann. Gibt cs ein Welt- gcwijse«, dann müssen unsere Bemiidnnge« »m Erlangung mcnscktz'nwfirdiger Verhältnisse in der Pfalz nnd der Wieder herstellung der Rechte der pfälzischen Bevölkerung znm Er folge führen. Sv weit die deutsche Geschichte reicht, ist der Rhein »mkämpft, obgleich kein Zweifel bestehen kann, das, das Stromgebiet des Rheines und seine Bevölkerung nach lHeschichtc und Wesensart nrdeutsch und nur deutsch sind. Hier am Rhein wurzelt fest unser Nationalbewusstsein: so lange das dentsilw Volk lebt nnd atmet, wird es ansharrcn im Kampfe nm den dcntschen Rlein! Bestelle» weiden wir diesen Kampf aber nur, men» wir in Opfermut nnd Opscr- willeii in allen grostcn Fragen unseres Volkes in Gemein schaft und Treue zusammcnstehcn. So soll der heutige Abend inneren Mitbürgern g»s der Pfalz nnd vom Rhein die Gewißheit geben, dast, ungeachtet verschiedener politischer Meinungen, das ganze deutickc Volk mft ihnen fühlt, zu ihnen steht »nd entschlossen ist, ihnen zu helle», so. wie sie drüben alles Trennentc zurncktrcten liehen hinter dem großen Gedanke» der deutsche» Sache und der Freiheit. Möge dieser Geist der Schtcksalsgemeinschast nnd des Zusammcnstehcns Beispiel und Mahnung für alle Dcntschen «nd für aste Tage sein, möge er für unsere Zukunft das Zeichen sein, in dem Recht und Frcthctt siegen! Nach dem Reichspräsidenten ergriff -er bayerische Ministerprüst-eni o. KniMng das Wort Er erinnerte einleitend daran, welche schrcckcn»- vollcn nnd gräulichen Szenen schon früher die Pfalz unter französischer Herrschaft ertragen mutzte und fuhr bann fvrU