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Dresdner Nachrichten : 09.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190303091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-09
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.03.1903
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Hemalig«, .Floragarten-" und späteren Sttatzendahndevot« stehende alt« Gaitwlrtkchasts-Gebäude nlederaeleat worden. No», mehr soll durch Verlegung und entsprechende- Clnrnck« der ^ bahn eullang de- tu, Besitz« der Deutschen Stratzendakn G schast befinduchen Baulande» die O >tra - A ll« e bei ihrer Mn» muudung in di« Brucken-Ausfahrt eine sehr wünichen-wert« Ler» dreiterunfl ersahren. Im Anschluß an diese Ardelten wtrd dann auch die noch «edlende Fortsetzung der Pvppelmonn- 'trotze, die da» Gelände in der Mitte durchschneidet. heraestellt werden. Hierbei werden, wie bei der Tevnentstratze. mächtige Stützmauern zur Aufführung kommen, die einesteils eine leichtere Ausschüttung de- StratzeiuugeS bet der großen Tieslage ermög lichen. andererseits den dort zu errichtenden Häusern zugleich aw Grundmauern dienen sollen. Für die Neubauten sind eia Erd» und vier Obergeschosse vorgesehen. Durch die Vornahme dieser Stratzenanlaae wird der Fährverkehr eine weitere Ablenkung erhalten und das Gelände der Bebauung aufgeschlossen. Gleich zeitig verschwindet damit der letzte Rest deS ehemaligen mit herr lichen Ltndendäumen bestandenen und als Erholungsstätte ae- schatzten .Kleinen Ostra - Gebeges ". Gegenwärtig sauen wieder eine Reihe dieser ein hohes Aller auswegenden Bäume der Axt zum Opfer. — Central-Theater. Da morgen, als am Vorabend deS Bußtages. Banats nicht gespielt werden darf, findet andieiem Tage eine Schauspiel-Vorstellung mit den Herren Leopold Tdurner und Hosichauipieler Gustav Starcke als Gäste» statt. Zur Aufführung gelange»: „Ehrenschulden". Trauerspiel in einem Akt von Paul Hehle: »Tie Bildschnitzer", eine Tragödie braver Leute in einem Akt von Karl Schönherr, und die Sensa tionskomödie .Am Telephon". Die Vorstellung beginnt halb 8 Uhr und findet bei gewöhnliche» Preisen statt. — Am 1. März ist in Leipzig von 32 Vertretern des Deut- s ch en Droaisten - Verbande 4 und weiterer l9 Vereine selbst ständiger und angestellter Drogisten unter dem Namen ,,Hilss- kasse für Dro sten Deutschlands" eine Vereinigung ge gründet worden. Sie soll im Anschluß an den Deutschen Drogisten- Verband unter Verwaltung von Prinzipalen uns anaeslellten Drogisten ihren Mitglieder» und deren Hinterbliebenen sWilwen und Waisen) im Jolle der Notlage Beihilfen gewähren, und zwar auS den Zirisenerlrägnissen des Eintrittsgeldes, der jährlichen Bei träge. sowie der Stiftungen und Geschenke, welche der Kasse zuge- weüdet werden. Am Tage der Gründung wurden bereits nam hafte Beträge gezeichnet. — Döbeln. 7. März. Der Tischlergehilse Tbiele auS Ostrau wurde vom hiesige» Schöffengericht zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er aus Rache mit einem großen Knochen eru Fenster der Wohnung des Gendarmen Zenker einschiug. wahrend in dem Zimmer Frau Zenker schwer krank darniederlag. — Beim letzten Rvßmarkt waren hier einige 80 Pferde zuin Verkauf gestellt, doch war die Kauflust eine flaue. Tie Preise für Arbeits pferde betrugen 300—12» M.. dierenige» sür Rassepferde 1000 bis 1500 Mark. — Die 24. ordentliche Generalversammlung der Döbelner Bank sinder am 27. März statt. — Adorf, 8. März. Gestern nachmittag verwendete die l 1jährige Tochter des Teppichwebers Ludwig zum Anfachen des OsenfeuerS Petroleum. Die dem Kinde cntgegenschlagenden Flammen verursachten an Kopf, Oberkörper und Händen gefähr liche Brandwunde n. — Klingenihal. 8. März. Einem räuberischen Uebenfalls erlag am Sonntag abend der bejahrte Hausbesitzer Earl Meine! aus. dem Ortsteile Döhlerivald. Auf dem Heim- weae vom Bockbieneste in Zwota ist er von dem Akkordeonaroeiter Schlosser aus Zwota^der sich dem Alten als Begleiter angeboten heute, durch heftige «chläge auf den Kopf betäubt und chm das Geldtäschchen mit l20 Mk. Inhalt geraubt worden. Schlosser wurde bald nach der Tat verhaftet, auch das Geld, im Abort ver steckt, wieder gefunden. — Mühlberg a. Elbe, 8. Mär>. An der diesigen großen .Kahnfähre wurde am 22. Oktober v. I. ein unbekannter weib licher Leichnam aus der Elbe gelandet. Die Leiche wurde damals auf dem benachbarten Staritzer ztzirchhofe beerdigt, ohne daß ihre Identität festgestellt wurde. Vor einigen Tagen wurde die Leiche mit Genehmigung des Iusrizministers wieder ausgegraben. Bei der darauf abgehaltenen Leichenschau konnte die Leiche auf Grund der Angaben des anwesenden Schuhmachers Franz Graf zu Dresden als die seiner am 6. Oktober v. I. verschwundenen geistes kranken Ehefrau festgeslellt werden. -Amtsgericht. Der 30jährige Handarbeiter Albert Bruno batte eine» furchtbaren Haß auf die städtische Arbelts- anstalt, i» die er im Herbst v. I. eingeliesert wurde. Aus ihr heraus zu komme», darauf war sein ganzes Streben gerichtet, wie er sich selbst geäußert hat, „möge das kosten, was eS wolle, und wenn er ins Zuchthaus müsse". In seiner blinden Wut zertrüm merte Bruno am IO. November v I. in seiner Zelle alles, was nicht niet- und nagelfest war. riß sogar die Heizkörver und deren Schutzgitter aus den Wänden heraus. Tieft Zerslörungsarbeil wiederholte er am 23. Dezember v. I.. obwohl ihm in der Zwischenzeit 15 Tage strenger Arrrst zudiktiert worden war. welche Disziplinarstrafe mit 30 Stockhiebe» beim zweiten Vorkommnis verscharrt wurde. Ter angericbtete Materialschaden beläuft sich aus insgesamt 73 Mk. Bruno will im Zustande der Unzurechnungs fähigkeit gehandelt haben: wie die Unierttichnng ergebe» bat. war er jedoch m seiner freien Willensbestimmung nicht beschränkt. El wird darauf wegen Sachbeschädigung zu 6 Monalen Gefängnis verurteilt. — Der ledige Metallichieiser Linus Emil Alberl Merker wohnte von Pfingsten bis Oktober v. I. bei einem hiesigen Schiffercbepaar, dem er anfangs pünktlich bezahlte und die Wobnnngsmiete von selbst aufbesscrte. Das brachte ihn in hohes Ansehen, setzte die Wirlsleute in den Glauben, daß er zahlungs fähig und -willig sei. Nach und nach wuchs aber eine Schuld von 112 Mk. an: nebenbei hatte er sich die Taschenuhr nebst Kette von seinem Wirt angeeignct und siir 35 Mk. verkauft ferner eine .Hausgenossin um zwei Darlehen von zusammen 30 Mk. unter nii- wahrcn Angabe» angebargk. Als er bei diesem Schnldkonto den Boden unter seinen Füßen brennen suhlte. vericdwanv Merker nach Berlin, von wo aus er zurückgcbolt und in Untersuchungsbast genommen wurde. Das Urteil lautet auf 3 Monate Gefängnis. - Die vorbestraften Angeklagien Schlosser Friedrich Otto Robert Olesch und Nohprodliktenhändler Ivbann Gvtklieb Jnrk gen. Schulze in Pieschen winden in der Nacht znm I I Februar bei einem in Gemeinschaft auf dem vfsciistehenden 2lraße»0ahnhof in Blaiewitz geplanten Diebstahl abgesagt. Beide standen im Begriff, tu »litgebrachte Säcke 80 PfundKnpfcrdraht im Werle bon lttMl. verschwinde» z» lassen. Die Folge ist für jeden der Angeklagien eine »iwöchige Gefängnisstrafe. — Ter Fleischermeister Friedrich Hermann Müller in Lockwitz mengte im Dezember v. I. einem Quantum Hackfleisch von 8 bis IO Pfund eine Messeiivitzc voll Pläserveial; hinzu, um dem Fleiicbe die friicbe rote Farbe mög lichst lange z» erhalten. Müller wird zu 20 Mk. Geldstrafe oder 4 Tagen Gefängnis verurteilt — Gegen den in Kleffig bei Nossen wohnhaften Koloiiialwairnhändler Ernst Richard Nürnberger wird wegen Körperverletzung, verübt an einer Kontiollierken. verhandelt: die Beweisausnahme erfolgt in geheimer Sitzung. N.. der bereits vorbestraft ist. erhält 3 Wochen Gefängnis. — Der 28 Jahre alte Klempnergeselle Bruno Beinah geriet vor Jahresfrist i» einer Schankwirlschaft auf der Kanalgasse mit eiucin Gast in Streit, bei dem er mit einem Stuhlbein bewaffnet auf feinen Widersacher losging. Die Verzögerung der Verhandlung lag an der Abwesen heit B s, der e»st vor kurzen, von Wien wieder hierher zmückkehrte. Es wird aus 2 Wochen Gefängnis erkannt. — Wetterbericht der Hamburger 2erwarl« vom 8. Marz Marima über 770 Millimeter befinden sich über Sadwefi- und Osteuropa, Minima unter aber 780 Millimeter über oem Skagerrak und Koroskandinavien. In Deutschland in es ruhig, vielfach heiter, trocken und, außer im Nord- westen, etwas kälter. — Wahrscheinlich ist veränderliches Weiter mit Neigender Temperalur. Amtliche BekamttmachttNsteii. Zum Schutze der städtischen öffentlichen Anlagcn und Verkehrsräume verbietet der Stadtrat: Das Betreten der Rasenplätze, Beete, Strauch- und Bauinanlagcn, Wcgeeinfassungen und Ruhebänke, jede Beschädigung oder 'Verunzierung der Anlagen und Wege oder der in diesen, sowie an den städtischen öffentlichen Plätzen und Straßen befindlichen Bäume und Sträucher, Bänke, Warnungstafeln, Plakate, Einfriedigungen und dergleichen, das Aegwerfen oder Liegenlassen von Papier, das Werfen mit Steinen, Bällen, Stöcken oder anderen Gegenständen in die Anlagen oder Bäume, das Befestigen von Plakaten oderandcren Gegenständen, das Einschlagen von Nägeln an Bäumen. Mauern, Bänken und der gleichen, das Pflücken oder Einsammeln von Zweigen, Blüten, Früchten oder Laub, da- Füttern der Vögel außerhalb der Futter- plätze, besonders mit Knochen oder Fleischteilen. IN Der Stadtrat veröffeallicht «ine Bekanntmachung, die Ein- rang von Lohnbücher« für di« -leider, und Waschekon- ektion betreffend. Di« darin enthalten« Vorjchristen treten am 1. April 1903 in -rast. Formulare «u Lohnbüchern, die den aesedtichen Bestimmungen «»sprechen, sind in den Druckereien von Arthur Schönfeld, Zinzendorfstratz, 23. und F. Lommatzsch sÄ. SchrSerl. Zahnsgasse St, käuflich zu haben. Bo» heute an wird weaen Umbaue- der am Osttore de» Süniglichen Großen Garten- befindlichen Wegeanlaa« der «wischen der Hauvtallee und der Südallee gelegene, vor der dortigen Wirtschaft sPtkardies vorüberführend« Fahrweg, ferner die Pfotenhauer st ratze, »wischen der Neubert- und Schubert- Straße, wegen Wiederaufnahme der Pflasterimg-arbeiten »n den Straßenbahngleisen auf die Dauer der Arbeiten für de» Fahr» und Reiwerkehr gesperrt. Tag*»geschtch1«. Deutsche» Reiche Ueber die Huldigung-fahr» der Automo- bilisten vor dem Kaiser berichtet die ,Nat.-Ztg.": Ein- der eigenartigsten, imposantesten und farbenprächligsten Schauspiele, welche Berlin je gesehen, war die Huldigungsfahrt der Auto- mobllisten Sonnabend abend Uhr vor dem Kaiser. Die Scharen der Neugierigen, welche sich namentlich Unter den Linden angesanimelt, gingen in die Zehntausend«: in undurchdringlich dichter Kette stand das P die Probe gestellt; denn Hrildignngssahrt lvurde r kam das insofern zu gute, als, da die Dunkelheit sich hernieder- gesenkt hatte, die Lrchtcsfekte in ihrer wunderbaren Mannigfaltig- lest und ausgesuchten Pracht voll zur Geltung komiuen konnten. Ter Kaiser war um 7 Uhr aus Bremen in Berlin wieder einge- trosfcn: die Kaiserin hatte ihren Gemahl vom Bahnhose abgcholt: der Kaiser trug „och die Marineuniform, im Schlosse legte er die des Regiments der Gardes du Corps an. Als das kaiserliche Schimmelgcspann in die Linden einbog, erhoben sich minutenlang stürmische, fortwährend sich erneuernde Hochs, für die das Kaiser- paar freundlich nach allen Seiten hin dankte. Im großen Salon des ersten Stockes hatte sich die kaiserliche Familie versammelt: die kleine Prinzessin, ganz in Weiß gekleidet, trat unausgesetzt an das Fenster: die Kaiserin erschien mit dem Prinzen Joachim Humbert, Prinz Heinrich in der Marineuniform wandte den Blick nach den Linden zu, aber noch waren die Automobilisten nicht in Sicht. Eine einfache, rot drapierte Rednertribüne wurde schnell vor dem Hauptportale aufgeschlagen: die Kapelle der Garde- Kürassiere und das Musikkorvs des 3. Garde-Regiments nahmen vor dem Hauptportal des Schlosses Ausstellung. Da leuchteten von dem Brandenburger Tor her die Magnesiumsackeln auf, ungezählte kleine Lichlcrchen kamen langsam heran, sie wuchsen, rot, weiß, grün und blau: in buntschillernder Zusammenstellung, so flammte es von allen Seiten her; ein eigenartig wogendes Lichtermeer, das jede Minute sich veränderte, gewaltiger, großartiger, packender wurde. Tausendstimmige Rufe der Bewunderung erhoben sich: der Kaiser trat auf den Balkon, mit ihm die ganze kaiserliche Familie: die Musik intonierte die Nationalhymne. Die Automo bile hielten Plötzlich in malerischer Reihe: kein „Töff-Töss" wurde vernommen: wie Soldaten auf dem Kasernenhof, so waren sie still und vorzüglich cingerückt. Bengalisches Licht übergoß das Ganze. Wo sind die schwerfälligen Gefährte früherer Zeit hin: welche unendlichen Fortschritte hat die deutsche Automobilindustrie in den letzten Jahren gemacht: um ein elegantes, zierliches Automobil mit geschmackvollen Formen zu kaufen, braucht man beute nicht mehr nach England oder Frankreich zu gehen: die deutsche Auto mobilindustrie marschiert jetzt an der Spitze. Wie prächtig waren die Automobile ausgepuht: in erster Linie hatte man natürlich die Elektrizität zu Hilfe genommen: ganz allerliebst nahmen sich die Tausende von bunten Lämpchen aus, die sich um die sitze, die Ge stelle schwangen und mit ihren kleinen Augen so ftagend und so verwundert in die Weit hinausfchauten: gelbe Roftn und weißer Flieder legten sich schüchtern um die großen Laternen und aus den Blütenkclchen guckten verstohlen, wie Glühwürmchen, ganz Keine Lichterchen hervor. Prächtige Bogen spannten sich um die Auto mobile und darüber leuchteten in blendender Pracht der Reichsadler und die deutsche Flagge. Der Kaiser stand lange Minuten am Fenster und schaute auf das eigenartige Bild hernieder. Die kleine Prinzessin eilte hin und her und machte ihre Brüder bald auf dieses, bald aus jenes Automobil aufmerksam. Feuerwehrleute wandelten durch die Reihen, alles ordnete sich in wenigen Minuten: man wußte nicht, was man mehr beivundern sollte, die vorzüglichen Chauffeure oder die Gelenkigkeit der Automobile. In wenigen Minuten ordneten sich nun die Gcsäbrte in langen Reihen; in der ersten befand sich auch Prinz Friedrich Heinrich, der ältcsteSohn des Prinzen Albrecht; die Fackel erhoben, grüßte er zum Balkon des Kaisers empor. Ter Aufmarsch der Automobile war beendet, er bot, wie schon gesagt, ein entzückendes Bild; die 'Musik schwieg und Rotfeuer flammte auf. General Becker betrat das Podium und sprach: „Se. Majestät unser allergnädigstsr Kaiser und das ganze kaiserliche Haus Hurra! Hurra! Hurra!" Jubelnd stimmten die Aulomobiiisten in den Ruf ein, während die Musik mit schmettern dem Tusch und mit der Nationalhymne einfiel, deren erster Vers von der freudig erregten Menge gesungen wurde. Das Rotfeuer erlosch wieder, die Musik intouierte den „Automobil-Gakopp", ein originelles Musikstück, bei dem auch Signale mit verwendet wurden. Während dem hatte aufleuchtendcs Grünfeuer das Zeichen gegeben, daß die Betriebsmaschinen wieder in Gong gesetzt werden sollten. Ein kleines Unglück, bei dem ein Automobil durch Fackeln etwas beschädigt wurde, war bald beseitigt, beherzt waren Feuerwehrleute hinzugesyrungen. Die Fahrt ging nun über die Kaiser Wilhelm- Brücke^ durch die Burgstraße über dft Kursürstenbrücke, den Lchloßplatz nach der L-chlohsreibeit, woselbst inzwischen die Kapelle des Kürassier-Regiments Ausstellung genommen hatte, und von dort am Nationaldenkinal vorbei über die Schloßbrücke wieder nach den Linden zurück. Während der Vorbeifahrt des Automobilzuges war das Denkmal durch gewaltige elektrische Scheinwerfer vom Schlosse aus erleuchtet. Der Huldigungszug nahm dann seine Fahrt durch das Brandenburger Tor uno die Charlottenburger Chaussee bis zum Bahnhof Tiergarten, wo die Magncsinmsackeln von bercitstehenden Feuerwehrleuten abaenom- mcn und gelöscht wurden. Die Abfahrt des Zuges von Äestcnd lTrabrennbahns hatte sich in einer ebenfalls geradezu musterhaften Weift vollzogen, sie sollte, io versicherten »ns Automobilisten, den vollgültigsten Beweis erbracht baden, daß der Kraftwagen das Ge fährt der Znkunst sei, ein lenksameres, gehorsameres und znver- lässigeres Fahrzeug als ihn solle es nicht geben. Ganz herrlich soll sich der Zug durch den dunklen Tiergarten ausgenommen haben, einer glänzenden Schlange vergleichbar, deren funkelnde Augen die vorcmcilendcn Schwärme fahrender Zwei- und Dreiradmotorwagen gebildet hoben. Die Abg. v. Nvrnigiin lkonß), v, Kacdorff lRcichSp.) und Büsiiig snl.I beantrage» mit Unterstützung ihrer Frnktivnen zur zweite» Beralung deS MilitärctatS im Reichstage, die von der Budgetkviniiiission abgclehnte Erhöhung des Gehaltes für die O> b crstle»tn ants noch der Vorlage wieder herzustellc» Der Staatsanwalt in Hannover leitete das Verfahren gegen den Äsrikarciienden Dr. Earl PeterS wegen dessen Bclchnldi- guug gegen Leutnant a. D. Bronsort v. Scyelleiidorf ein. Der Prozeß findet im April in Hannover, dem Wohnsitz von Peters, statt. In den, Münchener Prozesse gegen die StiflSoberi» von Henßler stellte der Präsident als einzige Frage die aus Körperverletzung durch Beibringung vo» Gift, Der Staatsanwalt faßte in seinem Plaidoyer nochmals alle Gründe ziisammeii. welche sür die Schuld der Angeklagten sprechen. Das Urteil lautete aus 6 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust. Der Staatsanwalt hatte 7 Zuchthaus beantragt. Asien. Rach Washingtoner 'Nachrichten sind auch der dortigen Regierung sehr alarmierende Nachrichten über die Lage in China zugegangcn. Die Washingtoner Regierung erwartet den AnSbrnch ernster Unruhe» innerhalb weniger Monate, nivglicker- wciie Woche». Es heißt, sie erstrebe ein Uebereiukomme» mit Rußland zur Erhaltung Chinas u»d zur Erlangung der Erlaubnis, die Indemnität in Silber zu zahle». Asrika. Der neuerdings gemeldete Sieg der SultanStruppen in M arokka bestätigt sich nicht. Bu Hamara wurde, als er seine» Sieg voni 26. Februar feierte, von der Avantgarde des Sultans überrascht, dre ohne einen Kamps zu wagen sich aber zurückzog. Der Kriegsminister Menebhi verbot den Soldaten bei Todesstrafe dem Sultan ungünstige Nachrichten »ach Fez zu sende». Der Sultan lieh in Fez die von Menebhi gemeldete Gefangen nahme Bn Hamara» Mitteilen. ohne jedoch Glauben zu finden. Die eingesandten Köpfe waren die friedlicher Dorfbewohner Mmft und Wiffeuschaft. ft Im Sgl. Hofopernhaule gelangt heute „Amelia, oder D er Maskenball" zur Ausführung: im Kal. Schausptelhause der Tc^wank^.Lo» vomManne . Die Vorstellungen Hegionen ft Felix Schwetghoser tritt heut« im Residenztbeatec in den. Schwante „Der Detektiv" auf. Morgen. Dten-lag. ge langt mit Schwetghoser da- interessante, hier noch nicht gegebene Bott-stück „Alte Wiener" von Anzengruber zur Aussüdrung Da- Stück, da- einen fesselnden Vorgang an- dem asten Wiener Leben behandelt, kann nur einmal gegeben werden. ft Heute abend »48 Uhr findet in, Neustädter Kasino da- von den Herr« Bachmaun—Krattna-Sten» veranftaltelk Wohltätigkrtt-tonzert statt. ft Sönial. Hosoper. Herr v. Vary sang vorgestern «um ersten Male den Lannhäuler, «ine der schwierigsten Aus- gaben, in denen er sich bisher versucht. WaS Wagner selbst von dieser hält und beansprucht, erklärt er rn seiner Analyse der Charak- tere und in dem Ausspruch«: „Datz es keinem, selbst nicht dem be deutendsten Schauspieler unserer und der vergangenen Zeiten, die Ausgabe einer vollkommenen Darstellung, wie ich sie nach kann, und anl- ein Opernsänger .... .. , ... usik der Entwurf olch' einer Aufgabe geboten werden durfte, und nur. eben durch rie Musik, ein dramatischer Sänger sie zu 'ösen im Stande sei» kann. In diesen paar Worten liegen die Bedingungen des EHolgcs und seiner ungeheuren Schwierigkeiten. Denn nur em Sänger, der a ' AufgebenS und ist. wird sich ir . „ , . will, Hineinsinden. Ein erster Versuch, auch von einem ver Begabte sten unternommen, wird daher zunächst nur ein Versuch bleiben müssen. Auch Herrn v. BaryS Tannväuser war ein solcher, aber ein sehr glücklicher und sür die Zukunft viel versprechender. In erster Linie hat er seinen Tannbäuser musikalisch höchst intelligent und gediegen ersaßt u»d vor allem bewiesen, datz er die sür die Partie erforderlichen Mittel besitzt. Diesen Beweis lieferte er namentlich im Sängerkriege und im zweiten Finale, wo er echte, große Akzente fand und stimmlich siegreich aus dem Ensemble her- vorragte. Man erkannte hier unschwer das Heldenhafte der ge sunden. frischen Mittel, die Merkmale, die auf den berufenen dramatischen Sänger Hinweisen. Gelang cs ihm dagegen nicht, in vielem anderen kaum mehr als die Konturen der Figur zu zeichnen, so traf er in diesen doch sehr glücklich die hauptsächlichsten und un- entbehrlichsten, sozusagen die Silhouette, oft den Gegenstand des Vorwurfs bereits deutlich erkennen und abschätzen läßt. Nach dem immerhin sehr schönen Erfolg im ersten Versuche darf man eine weitere Vervollkommnung mit Sicherheit Voraussage». Die Vor stellung leitete v. Schuch mit hinreißendem Schwünge. Die Ueber- legenheit seiner Führerschaft zeigte sich bereits in der OuverlKe, die in ihren packenden Wirkungen mit rauschendem Beifall ausge- „oinmeii wurde. Frau Witt ich, die Herren Perron und Wächter waren wieder vorzügliche Vertreter ihrer gcwolnttcn Rollen. TI. 8t. ft Fan Kubelik, der gleichsam über Nacht zur Weltberühmt heit gelangte böhmische Äeigcnküiistler, hatte mit dem Lockrufe seines bezaubernden Spiels das Wunder fertig gebracht, kurz vor Schluß der in de» letzten Züge» liegenden Winterkatlo», deren all gemeine Signatur obendrein Konzertmüvigkeil war, noch eilimal den großen Gewerbrhausianl bis an die äußersten Grenzen seiner Aiistiahmcsähigkeit mit begeisterten Hörer» zu stillen. Das am Sonnabend veranstaltete zlwe > te und letzteKonzert Kubeiiks bestätigte in vollem Umfange die unlängst an dieser Stelle ge- lchildeiten Eindrücke, die nian anläßlich seines Auftretens im Hns- opernhauie und im Vereinshaussaale gewinnen mußte. Es genügt daher, sür diesmal eine kurze Rekapitulierung des Gesagten unter besonderer Bezugnahme auf Kubeiiks jüngstes Programm. Wie bei de» fcühe»e» Gelegenheiten. zeigte sich das eigentlichi Exzeptio nelle, das wahrhaft Große und Ueberragende in Kubeiiks Kiinstler- ichnit im Vorträge derjenigen Programmnnmmern, die weniger durch musikalische Tiefe, als vielmehr durch blendende Virtuvsen- Effekte, durch geradezu nnalaubliche violinistiiche Teuselskünste zu fesseln berufen sind. Damit soll durchaus nicht gesagt sein, dnß Herr Kubelik nicht auch als subtil empsindender Künstler, als warmblütiger und geschmackvoller Musiker in hohem Grade zu fesseln vermöchte. Wen» ihm aber in dicker letzteren Hinsicht noch Dutzende vo» anderen beveiltendeu Geigern gleicdkommen. so steht er i» bezug ans seine fulminante Virtuosität, die sozusagen kalt lächelnd jedes Hindernis nimmt, an den, sich säst alle anderen Geiger den Hals brechen würden, aus ganz einsamer Höhe. TaS »va plug nltr» einer derartig verblüffenden Virtuosität leistete Kubelik am Sonnabend mit den Pagcminischen Variationen übn „Den König segne Gott". Wenn man es nicht mit eigenen Ohren gehört und mtt wachenden Augen gesehen Hütte, man würde es einfach für unausführbar halten, was Kubelik in diesem verteufelt schwieligen Stücke an Kombinationen von Trtllerketten mit mehr stimmige» Akkordsolge», von Flageolett-Doppelgriffen mit gewöhn lichen Tonreihe». vo» wohllautgeiättigtcn Kanrtlenen mit Picci- cako-Trillern und hundert anveren kniffligen Kttnststückchen vor- fübrte. Nicht viel weinger effektvoll als diese Glanznumer ge staltete sich unter Kubeiiks Fingern die vorwiegend auS Dovvel- anfffolgen zusammengesetzte Paganini-Etüde in -.-ciar, über deren Vortrag aber noch besonders rühmend zu berichten ist, daß des Geigers musikaliiches Emvsinden gerade hier aus einem technischen Uebungssiück eine Vo>tmgspiece von entzückender Anmut und köst lichstem Reiz zu schassen wußte. Ein musikalischer Hochgenuß ohne die leiseste Trübung war ferner Knbeliks temperamentvolle Wiedei- gabe des Wieiiiawslischen 0-moII-Koi,zerts tmtt Orchester), bei dessen Mitielsatz «Andante) die vo» süßettem Schmelz und leidcn- schastlichei Glut durchwehte Kantilcne des Geigers wohl die voll kommenste» Triumphe feierte. In hohem Grade interessant, wen« auch vielleicht nicht immer nach dein Geschmack derjenige«, denen beim Vortrage der Klassiker die Wahrung des traditionellen Stils über alles geht, war auch die Knbelikiche Interpretation deS be rühmten Beckboveiischen Violinkonzerts in v-äur. Der erste Satz erklang allerdings in einem durch zahlreiche NnbatiS »nd sonstige moderne VortragSzutaten modisizirtcir Gewände; das Andante wurde etwas kräftiger angesaßl »nd mit größerer Tonentsaltiing wiedcrgegeben, als wir es von unsere» sonstigen zeitgenössischen Geigenmeiitern (Joachim. Wilhelms, A>aye. Thomson rc.) gewöhnt sind, während der dritte Satz von Kubelik gemäßigter im Temvo als sonst üblich genommen wurde. Allein, wer möchte mit einem Künstler von so ausgesprochen bedeutsamer Persönlichkeit, dem obendrein alles, was er unternimmt, trefflich zu Gesicht steht, ernstlich über solchen Subjektivismus rechten ? Das Publikum war dermaßen enthusiasmiert, daß des Beifalls und Jubels kein Ende war. und znm Schlüsse der programmmäßigen Vorträae steigerten sich dieKundgebnngen zu Ehre» Kubeiiks wiederum bis ins Ungeheuer liche. Soweit wir den stürmisch verlangten Zugaben zu folge» ver mochten. registrieren wir dieselben: Kubelik spielte nvch das (nach ll-ilur transponierte) ve8-<i»r-Noctnr»o vo» Chopin, ferner: Canzonrtta von v'Ambrosio und Schumanns „Träumerei" ans den „Kinderscencn", womit aber die Reihe der Programm-Erweite rungen nicht ericköpft war. Erschöpft war aber die Nervenkrast des Rezensenten, weshalb er über das. was nach halb 10 Uhr — da- Konzert hatte um 7 Uhr begonnen — im GewerbebanSsaalc paisiert ist, nichts mehr z» berichte» weiß. Als Begleiter am Klavier bewährte sich Herr Ludwig Schwab, als begleitendes Orchester die Trentlersche GewcrbehauSkapelle und als „Mitwirkung" der Pianist Herr Rudolf Friml, der weniger mit «einen eigentlichen VortragSnummcur (Prslude von Rachmaninoss und „Am Meeresnser" von Smetana). als vielmehr mit einer Zu gabe iKonzcrtwnlzer von Wientawski?) die musikalischen Hörer sür sich einzunrhmcn wußte. Neben Jan Kubelik nicht gänzlich ob- gefallen zn icin, ist jedenfalls schon an sich ein aller Ächtung wer tes Verdienst des Pianisten. —<ls. ft Für den Frankfurter Gesangwettstreit um den Kaiser-Wanderpreis sind von Sr. Maiestät dein Kaiser folgende Preisrichter ernannt worden: Dr. Franz Beier in Cassel, Hos- mnsikdirektor Mar ClaruSin Braunschweig, Professor Iörstler in Stuttgart, Professor Siegfried Ochs in Berlin. General- Intendant Freiherr von Perfall in München. Professor Dr Bernhard « cholz in Frankfurt a. M. General - Musikdirektor von Schuch in Dresden. Professor Dr. Bolbach in Mainz, Universitäts-Musikdirektor H. Zöllner iw Leipzig. ft In der vorgestrigen Ausführung des „Lohenarin" im Münchener Hoftheater sind vier Pferde in eine Nersenkimg gestürzt, so daß sie auf der Stelle tot blieben. Ein Säuger, der oaü eine Tier ntt, hat bei dem Sturz leichte Brrle-ungen erlitte«.
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