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Nr. 442 Seile 4 — .Dresdner Nochrichkea* — Monlag. 20. September 1S2S Der Paradiesvogel. Roman von Friedrich Lange. <8op>> 'St by M. F«„chtwangrr. Halke/Gaokeck 'IS. Iarttetxn,.» Plötzlich »erhielt Berling den Schritt. Unwillkürlich zuckte die Hand nach der 'Mauserpistole, die er vorsichtigerweise ein steckte. Sin warnender Pfiff gellte durch die Nacht, als er in die Nähe des Mvntagcschnpprns kam, in dem der „Paradies vogel" seines Stapellaufes harrte. Berling sah nichts. Die Finsternis war undurchdringlich Doch — der Mond lugte soeben hinter einer grotesken Wolken mauer hervor — da floh eine lange Gestalt vom Schuppen weg in das schilpende Dunkel des ParkzauneS. Der Ingenieur ries den Flüchtling an. Tin Schuh zerriß mit scharfem Knall die Stille. Das Echo prallte zurück. Dann wieder Schweigen. Nur der Wind heulte in den Drahten der Ferniprechleitiing. Berling hielt die Waffe in der Hand, als er zähne knirschend den Schuppen betrat. Sr schaltete das Licht ein, konnte aber nichts Verdächtiges finden. Der andere war ent kommen. samt seinem Warner. CS hielt schwer, in der Dunkel heit zu treffen. Doch, nun ivar der Erfinder gewarnt. In Zukunft sollten die dunklen Ehrenmänner, die es auf seine Maschine abgesehen hatten, nicht wieder io leichtes Spiel haben. Wachen muhten ausgestellt werden. Jetzt erst sah Berling die Größe der Ge fahr. Der Fabrikwächter kam viel zu selten auf seinem weiten Kontrvllgang hier herüber zu dem isolierten Bau. Arnulf preßte die Kiefer auseinander, daß die Zähne knirschten. Nicht auSzndenke» die Kombination, -aß all sein Hoffen in letzter Minute durch verbrecherischen Anschlag zu nichte werden sollte! Wie eine Mutter ihr Kind mit zärtlichem Blick liebkost, so der Erfinder sein Flugboot. Noch fehlte daS Wichtigste: Der kleine Empsangsapparat mit dem Elektromotor, ans dessen Welle der Propeller verschraubt werden sollte. Das Aggregat ruhte fir und fertig im großen Stahltresor des Kommerzien rats. In wenigen Minuten konnte es an Bord deS „Paradies vogels" montiert werden. Der Ingenieur atmete aus. Nicht mehr mit Wochen, nein, nur noch mit Tagen brauchte er zu rechnen. Dann, du schmucker, winziger Bvgel, rühre die Schwingen! Auf. zum Ruhme deines Erbauers, zum Wähle deö deutschen Vater landes! Bis dahin aber hieß eS mit doppelter Aufmerksamkeit auf dem Posten sein. Da war ein ganz bestimmter Verdacht, der sich nicht verscheuchen ließ . . . In einer großen Berliner Tageszeitung suchte die be rühmte Schriftstellerin und letztjährige Literatur-Nobelpreis- trägerin Alice Freifrau von Wernegg-Rothenstein eine junge, feinsinnige Reisebegleiterin. DaS Angebot war glänzend. Allerdings wurden auch Bedingungen gestellt, die vor allem Wert auf Herzensgute und harmonischen Charakter der Be- werberinnen legten. Die Dichterin, die den größten Teil des Jahres auf Reisen war, hoffte a»f diesem Wege ein Mädchen zu finden, das ihr aus den Auslandsfahrten ein Stück Heimat ersetzte. Und durch wen kann mau in der Fremde mehr an das schöne, deutsche Vaterland erinnert werden, als durch ein liebes Mädel, das alle Vorzüge der deutschen Frau glückhaft in sich vereint?! Zu guter Stunde kam Jutta Förster das Inserat der Freiin zu Gesicht. Mit dem Impuls der ersten Begeisterung setzte sie sich hin »ud schrieb ihre Bewerbung. Ohne Wissen -es Vaters natürlich. Hoffnung und Sehnsucht verliehen ihren escilen eine charakteristische Note. Sic fügte ihr Bild bei und versandte den Brief noch am selben Tage. Ihre Wünsche begleiteten ihn, kindlich fromm. Tenn Jutta Förster sehnte sich heißen Herren» heran» au« grauer AlltagSmifere. Jugend läht sich nicht ans bie Dauer zu« Entsag« gewaltigen. Einmal, früher oder später, b, ' n»4 «Etz ^richt »och da» ver langen nach Sonne und »unten, Leben durch. XVIII. Ein unwahrscheinlich blauer Himmel wölbte sich über Gun-JSland. Die ParadteSinkl macht« ihrem Namen alle Ehre. Und eine Schar fröhlicher, auSgewäbltev Menschen verlebte hier in köstlicher Harmonie herrliche Gommerwochen. Trotz der internationalen Mischung trübt« kein Mthton die seligen Stunden. Da waren dt« Grüßen von Kunst und Wissenschaft aus aller Welt versammelt, gaben sich ein Stell dichein. bildeten einen glänzenden KretS um die Herrin von Arkadien. Und Miß Lilian residierte al» ungekrönte Königin, als Favoritin all der Herren und Damen. Sie bildete die Sonne, um die das Gternfvstem kreiste. Nur Mister Big und Genossen verwünschten die ganze so glänzend in Szene gesetzte Aktion. Für sie. bie Befehls haber der Domestiken, sprang wirklich nicht« als Arbeit heraus. ES war keine Kleinigkeit, all die mehr oder weniger anspruchsvollen Wünsche der erlauchten Gäste zu befriedigen. Den einzigen Trost in dieser Fron bildete für de» HauS- marschall, den Kücken- und den Herrn GicherbeitSchef ein guter Tropfen aus dem unergründlichen Keller b«S Dvencer- schen Scklosses. Diese drei ivaren sehr gute Patrioten und schworen auf die Striveü und StarS, aber die Prohibition fand nie ihren Beifall. Kateridee, einem ehrlichen Ehrtsten- menschen die Gaben Bacckus zu verbieten! Glücklicherweise mied die Kontrollkommission die ParadteSinsel. Oh. Sir James W. Spencer mar nickt umsonst der beste Steuerzahler zwischen Pazifik und Atlantik! Und da traf er eine« Tages glücklich selbst ein. Ganz überraschend legte der „Delphin", die Motoriacht de» Mill lionärs. unten in der zu einem kleinen Hafen ausgebauten Bucht an. . . , Miß Lilian saß mit dem Löwen der Gesellschaft, dem bri tischen Professor Evans von der Universität Tokio, auf der breiten Terrasse beim Tee. als Dir Spencer auf der B'tld- fläche erschien. Das scingliedrige, fröhliche Geschöpf eilte dem Vater entgegen, umhalste ihn stürmisch Es ivar dies nicht nur Geste. Lilian ivar in der Tat der Liebling des Flugzeugkönigs. „Und hier stelle ich dir den Herrn Präsidenten der Fsistio Society ok ckapan vor!" Die Herren reichten sich die Hände. Der Gegensatz war merkwürdig: Ein Mann der Wissenschaft und ein Vertreter der Technik und Hochfinanz zn- gleich. In den Angen des Gelehrten war ein begehrliche» Funkeln. Sir Evans war ein Mann in den besten Jahren und besaß alle Vorzüge die sich eine Frau vom Geliebten er träumt: Groß, repräscntabel, geistreich, liebenswürdig. Viel leicht war er nur um eine Kleinigkeit zu blasiert. Man kannte den Präsidenten der javanischen Gelebrten-Vereinigung nicht nur als Leuchte der Wissenschaft, sondern auch als Don Juan. Die Frauen spielten in seinem Leben eine große Rolle. In Tokio war er der Liebling aller Geishas »nd OiranS „Ich sehe, du amüsierst dich glänzend auf Gun-JSland, Darling!" Sir James W. Spencer war in dielen Minuten nicht der gefürchtete Befehlshaber über Tausende von Arbeitern und Angestellten. Nein. In seinen Augen spiegelte sich daS höchste Glück. Mensch zu sein — die Freude de» Vater» an seinem vergötterten Liebling. „Man muß sein Leben tapfer in beide Hände nehmen »nd cs aus dem grauen Alltag herauöreißen. DaS ist mein Geheimnis!" Lilian lachte mit der ganzen, goldenen Sorg- losigkeit ihrer behüteten Jugend. Sie warf den Kopf mit übermütiger Geste in den Nacken, um eine zu tief in die Stirn gefallene Locke zu bändigen. Plötzlich — der Ucbergang war hart und unvermittelt — verfinsterte sich das Gesicht des Mädchens. Die brennend roten Lippen schlossen sich wie «in Siegel vor den prachtvollen, im Lache» gezeigten Zähnen. Und während Lilian dem Vater dt« Schale mit den Bis kuit» reichte, fragt« sie mit seltsam vibrierender Stimme: „»te gebt es Wtlbur?" Der als« Spencer trank seinen Tee und entzündete sich mit einer gewissen Umständlichkeit eine Papnros. Es war. al» wolle er Zeit zur Antwort gewinnen. Oder al» wag« er nicht mit Rücksicht aus den Gast Aufklärung zu geben. Lilian wiederholte ungeduldia ihre Frag«. ,Fsst Wilbur ln Neunork?" Zwischen die fein nach, gezogenen Brauen der Dollarprtnzesstn stahl sich eine schmale Falt« „No. Darling, dein Bruder weilt zurzeit in Europa." Wunderbar, dies« karg« Antwort genügt«, um Miß Lilian wieder froh zu machen. Sir Evans sah sinnend, das alles nicht begreifend oder doch wenigsten» kein« Notiz davon nehmend, den Rauchschwaden seiner Zigarette nach. DaS würztge Aroma der Aegnpter mischte sich mit dem Duft der Rosen, die in breitem Gürtel das Schloß umfäumtrn. Der Aben) kam auf leisen Sohlen. Vom Strande heraus tönte Gesang. Da unten rüsteten die Gäste der Amerikanerin »um Heimweg. DaS lustige Völkchen hatte sich dort am Nach, mittag einem süßen Doloo k»r niantv in die Arm« geworfen. Man sonderte sich seit einigen Tagen ab. E» schien »n- geschriebene» Gesetz zu werden, Miß Lilian und Dir Evans zu isolieren, um ihnen da» Näherkommen zu erleichtern ... Es war unschwer zu erkennen, daß sich zwischen den beiden etwas anspawn . . . Und so ungern die männlichen Gäste die Gesell- schaft der Inselherrin entbehrten — st« erkannten doch den schönen Casanova au» Tokio als Doyen an. Es war schließlich von vornherein zwecklos, eine Rivalität auch nur zu versuchen,- denn Lilian begünstigte den Präsidenten anssallend. Schon nach wenigen Minuten zog sich Spencer zurück. Er sah ein, daß er hier höchst überflüssig ivar. Eine Unterhaltung konnte nnr schwer in Gang gebracht werden. Was sollte er, der erfolgreichste Praktiker des Jahrhunderts, auch mit diesem Manne der Theorie besprechen? Al» die hohe, noch immer elastische Gestalt im weißen Iachtüreß hinter der Tür verschwunden war. raffte sich der Gesellschafter Miß Lilian» zur längst geplanten Offensive auf. „Mein sehr verehrtes, gnädiges Fräulein — ich setze, selbst aus die Skfahr hin, verwesten zu erscheinen, alles ans eine Karte. Ich denk« mir'» so wundervoll, Lilian Spencer, da» Ideal meine» Herzens, zur Frau Evans zu machen . . ." Schweigen. Banges Schweige,«. Für die Dauer einiger recht nnrhythmischer Herzschläge. Der Galant-Homme konnte sich nicht entsinnen, sich je in ähnlicher Situation befunden zu hacken. Stets war es Flirt. Schmettcrlingsnaschen nur. Aber heute ging es nmS Ganz«. Allen Ernstes. Mit Lilian Spencer wagt man kein loses Spiel! Da brach der Bann. In des Mädchens Angen sprühten tausend Tcufelchen. EvanS verwünschte seine Voreiligkeit. Er trat den Rückzug an. Nun gehörte er zu -er Legion, die vor ihm die mehr ober minder zierlichen Körbe erhielt. ^Eine unpassendere Stund« konnten Die nicht wähle»! Sie hörten, daß mein Bruder in Europa weilt. Und da wurde ich an einen mir noch heute schmerzlich im Gedächtnis haftenden Tag erinnert." Der Mann schöpfte neuen Mut. Liliaus Worte enthielten keine direkte Ablehnung. Er haschte nach ihrer Hand, umschloß sie zärtlich (Fortsetzung folgt.. lärdl »Ile» Die (Zsrsntisrtrumvk-Preise: s-llr Oam8n: 1 kckoriLt Sai-snlie l 4.28 -- „ « ii, ,,,,,,, ,4,^1 4» « 3.28 „ „ 14 Dsgs » III 1 » M 2.80 s-Isri-sr,:^ l'ags », Soc:k8N 4faes, , ...1 « » 2.SO Bsrm. ßiüklbsra * iVvllstrvlls » A/«bvrav»« - Lcftvkkslrtevll« an /V/r»aie c/i/v/ct /n c/eb S S Qrcten- unci Wisek- lüeker gut Iroetznsnds chuslltlltsn in groüsm Sortimsnt Stllls»,« S»r«I«» Ligon» Wovor«! XVäscke ttösLer Geilerwaren Watch>»in»n, Ialaxsl«- xn» vxrhaxgschxxrix, Bindsaden «»ge, NSngrmallex, Txrxst»rSt«. Gurte "VN Kaxt- «nd DradN«»«, stt,tlerl»tl», alle Seilmonlagen. Seilersacharbeilea wdren a»« 0«vr. ttouaixgor. gegr. l«I7 / s«»»,x>ar«xladrlt>xtt»x Tel. «t7>» gl»x>x>i»aUraft» ti»d«xz»ll»»xl>r«g» «1 «roh. und gl-inoerdaut. Unlsrriekl ^ iiivm, 2 Ikvi. lüodenauptatz 4, 1. ^ Kunstgewerblerin erteilt Unterricht IVelü- und LletderuLken n n-riv I unck IS. Oktober Io letzter 2eit werden Angebote über billige Sckub-kepsrsturen besonder, 8okl»n und Absätze in, New» gekrackt. Ls bann den ^n«chein erwecken, all wäre dar reelle 8ckukm»cker ru teuer. OLs» isl «Sr» Ir^lurr»! seder backmann, jeder dioistsr xibt ,ick beute alle Stütze, sein« Kundschaft vbrlick ru bedienen und recknet »ui, Wiederirommen. seder 8ckutnnacker ist in der i^ge, bei geringem Material billige preiee ru stellen. Fber damit ist lknen sckieckt gedient. Deshalb lassen 8i» »ick nickt delrren und bleiben bei lkrsm erprobten bland werßer. ver Vorteil i8t auk Ikr'Sr' Sstls! kuü- »ekwsrro» «»«t SloUune» otin« Mntxgen Ebilibr mV eintxgxn inkolge Senk-, Knick- und Llattkuk beseitigen meine von ball ru ball gewissenbatt angekertlgten Einlagen l-lekerung nuck tür Kransienüaesenmltglieder vandaglet »Julius Qegr. iss« Dreeden/z. Mngetrva« «« Dettsedern-Damps-Aeinigung ud-rxtmmt uxt»r GarxxN» tür >axd»rl>» «nd Ichx,lll>4 Vtgening Dampf-Wasch-Anslall War Schütz« S«ml»r4ch«r '«»7« a» «ddolx», Imsilüvl II,Uni Unn« oacrokü ».. 8,ek,«n»iis, 2,1. «npNelltt,t«d rxr »Vehveeele^W, „ «»«eeveeetan» ««»»»»aeatevwi» Mr uao »t«»ee-rw«oN«, ou-antvnme, ven „ VemiiigeneeerweNv»», ,. ttUpemeNDchvermIttelen,. kost» Notot»»»«». — Scnxello, UiN«, dinlg« v««tlea»x, »«^»lelier«. 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