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-ß. Jahrgang. Ag 442 Men--A«sgabe «ontag, 20. September lS2i Gegründet 18Sö teeMpmchee.Smnmckm»«»«, SSL»,, «ur «r «achtet»»»»., 2001t. Bejug-.L-biibr I» Plemit». Dt» ««i»ta»n «erb»n nach Goldmar» d»r»chn»>. dt» »tetpaltto« K) mm dr»ti, Anzeigenpreise: L°Ä"^tL". Lr..EN.'7KK°7 . ^Pta. Olt«r>»«a»dai,r 10 Ma. Au«w. Autträ«, a»q»n vorau»d«z-w> ScheMlitMnq l«i> üu>Wlg»tchüIl«st»tI» »«rtoltre i» 2S/.L «r»c- «. Dwtao von NtwU- . »««ch«r»> « Leww». PolNch^-Aonlo 10SS t>r»»d«l. <tachdn»t> nur mit d»ut»«b«r vu,U»nnnoad» ,Dr»»dn»r Ra-dr." »ulitMo. Unmrtannt» SrtrnNbttM» w»rd«n ni<d> ^ulvewndrt. MO Tote, 0000 Verletzte in Florida. Die Statt Miami von -er Sturmflut fast vollständig zerstört. — 40 W« Menschen ob-achlos. Bemühungen zum Ausgleich -es sranMlch-ilulieuischen Gegensatzes. — Die Untersuch«»- -es Briicheneinslnrzes in Gartz. Sin Bansehler »er O-erbriicke -ei Gartz? Warschnll Fach über Krieg un» A-riislnng. (Durch Vunkspruch.i " Die Slurmslulkalaslrophe in Florida. Renyork. A. September. Rach den letzte» Schätzungen haben infolge der Stnrmkataftroph« in Florida gegen 1200 Mensche« ihr Leben eingebiitzt, während etwa S 0 ü 0 ver» letzt wnrde». Der Sachschaden ist »ngehener. Die gesamte Ernte ist vernichtet. Präsident Loolidge beriet dem ganzen vormittag über Hilssmatznahme«. Bo» überall her treffen HilsSzüge ei«. Die Verzweiflung «nter de« Bvwohner« ist grenzenlos. Eine vorher eingegangene Meldung besagt folgendes: Renyork, 20. Sept. Die Folgen der Sturmkatastrophe in Florida sind viel größer, als ursprünglich angenommen werden konnte. Nach den bisher vorliegenden Meldungen sind mindestens lOOOPersonen getütet und mehrere tausend verletzt worden. Die »New Aork TimeS* zählt allein in Miami 5NO, in Hollywood 200 und in Fort Lauberdale 200 Tote. Mög licherweise wird sich die Zahl der Toten noch ganz erheblich er höhen. Im Hafen von Miami wurden 160 Schisse zer- stört, deren Bemannung (mehrere hundert Manns wahr- schcinlich ertrunken Ist. Der Stürm ist 'der schwerste, der jemals über Amerika htnweggegangey ist. Er riß ein« sechzig Meilen breite Bresche in die Küste Floridas und lieb überall Zerstörung und Elend zurück. Der Orkan brach, von Westinbien kommend, über die Bahama-Jnseln nach Florida ein. Das Barometer erreichte einen nie gekannten Tiefstand. Der Sturm dauerte neun Stunden. Miami wurde von zwei Flutwellen heimgcsucht. Die zweite Flutwelle vernichtete in der Stadt alles, was die erste verschont hatte. Die meisten Wolkenkratzer sind ein- gcstürzt. Sämtliche Häuser sind vernichtet oder wenigstens schwer beschädigt. In Miami sind 4 0 000 Menschen obdachlos, lieber die Stadt wurde der Belagerungszustand verhängt. In Baltimore wnrde sofort ein HMSzentrnm ein gerichtet, von nio ständig Züge mit Aerzten und HilfSmann- chasten nach dem Katastrovhengebiet abgehen. Mehrere Ort- chastcn in der Nähe von Miami sind gänzlich vom Erdboden verschwunden. ' Auch dl« GolfküNe ist vom Orkan bedroht. In News Orleans und tn Mobile (Alabama) ist daS Barometer stark gefallen, was darauf hindeutet, daß der Orkan, der in Florida gewütet hat. sich nach der Golfküste hi „bewegt. Nur eine Einleitung zur Verständigung mit Frankreich. Berlin. 20.Gept Ueber die Besprechungen deS deutschen Außenministers mit dem französischen Außenminister Brtanb sind sowohl in der französischen wie in der deutschen Presse allerlei Mitteilungsen verbreitet, die zunächst nur al» Kom- binationen angrsprochen werden können. Dr. Stresemann. der Ende dieser Woche nach Berlin zurückkehren dürfte, wird erst, nachdem er der RcichSrcgterung Beicht über seine Unter- rcdung mit Brtanb erstattet hat. darüber weiteres verlauten lasten. Bis dah-in wird man sich gedulden müssen. Ganz falsch wäre übrigens die Auffassung, bah mit der stattgcsundenen Besprechung der beiden Staatsmänner nun die Probleme be- reits gelöst wären. ES handelt sich zunächst nur um eine Einleitung. Ueber die Unterredung werden zunächst erst die beiden Regierungen zu befinden haben. Es werden Sach verständige gehört werben müssen, und so hat man damit zu rechnen, daß eS noch viel Zeit kostet, und bah noch manche Schwierigkeiten zu überwinden sein werden, bevor die Ver ständigung perfekt werden kann. Vermutungen. Paris, 20. September. Der Vertreter des »Exzelsior* in Mens will au« autorisierter Quelle erfahren haben, dah Stresemann tm Falle einer Billigung der Abmachungen BrtandS—Strcsemanns durch das französische Kabinett schon Anfang Oktober nach Paris kommen werde. Auherbem bestehe die Möglichkeit, bah die nächste Tagung de« Völkerbunds, ratcs tm Dezember tn Berlin stattfinde, wodurch Br fand Gelegenheit haben würde. NchnachBerlinzu begeben. Metnuugnoerschtedenheiten «m sranzösttche« Habtnett. Paris, 20. September. Der „Ouottdten* behauptet heute erneut, innerhalb de» Kabinetts werde über da» Programm der deutsch-französischen Annäherung eine Spaltung zwischen den Mitgliedern de» Kartells und den Mitgliedern des nationalen Blocks etntreten. Bet dem Ministerrat am DtenStag werde sich der Präsident der Republik sicherlich weigern, den Streit von Tannes gegen Briand zu erneuern. Alle» hänge todoch von einer einzigen Persönlichkeit ab. und »war von PotnearS, den zweifellos seine Bergangenhett gefangen halte. Berlin, 20 September. Die Ursache des Einsturzes der Odcrbrücke bei Gartz erblickt man in einem AussührnngS- fehler beim Bau des Pfeilers. Man war gerade damit be schäftigt. die letzten der schweren, langen, eisernen Stütz bohl e n an der Stromabseite mtt Hilfe eines Kranes heraus zuziehen. Diese Stützbohlen waren etngerammt worden, um ein glattes und einwandfreies Gießen des Eisenguhbetons zu ermöglichen. Vielleicht durch Versagen der Betonmaschine schien sich ein Beton kieslager gebildet zu haben, das nicht ord- nungsgemäh ausgegosien. und so durch die Flut, besonders vielleicht durch das Sommerhochivasser. hinweggespült worden ist. Als nun die letzten fünf Stützbohlen hcrausgezogen wurden, und etwa zwei Meter über die Wasseroberfläche hcrausragten, stürzte plötzlich der steinerne Pfeiler in sich zusammen und rih die aus ihm lastende Brücke mit. Die Brücke ist eine Konstruktion der Allgemeinen Bau-Aktien gesellschaft in Berlin. Sie ist mit einem Kostenaufwand von etwa 850 000 Mark gebaut. Mit der Ausführung des Baues war im Frühjahr 1025 begonnen worden. Nach einer längere« Unterbrechung, die durch einen Streit wegen ber Bezahlung entstanden war, wurde später die Arbeit weitergeführt. Die Arbeiter waren aus Stettin herangezogene Arbeitsl ose, fast durchweg keine Facharbeiter. Fünf Minuten vor dem Unglück passierte ein grober Berguügungsdampfcr den mitt leren Brückenbogen. Wie die „B. Z.* berichtet, ist der bei der Einsturzkata strophe schwer verletzte Arbeiter Hefter heute früh seinen Verletzungen erlegen. Die im Wasser liegenden drei Leichen konnten noch nicht geborgen werden. In Anwesenheit der Oberstaatsamvaltschaft Stettin fand heute vormittag ein Lokaltermin an der Unglücksstclle statt, zu dem vier Sachverständige und fünf Direktoren der bauausführenden Firma hinzugezogen waren. I« einer auherordentliche« Stadtvcrordnetenfitzung in Gartz wurde beschlösse«, bis zur Klärung der Schnldfrage daS Vermögen der Allgemeine« Ra«,A.-G. beschlagnahmen zu lasten und ferner bas Ber» mögen «nd die Liegenschaften des Bauführers Reichert eben» falls z« beschlagnahmen. 1670 Typhuskrauke in Hannover. Hannover, 20. September. Am Montagvormittag war die Zahl der an Typhus Erkrankten aus 16 70 gestiegen. Die Todesfälle haben sich auf 7 0 erhöht. (W. T. B.) London vollkommen «nlerrichler. London, 20. September. Zu den französisch-deutschen Be sprechungen vom vergangenen Freitag berichtet dte „Times", daß mau in amtlichen Kreisen ber Entwicklung der Be sprechungen zwischen Paris und Berlin mit Aufmerksamkeit folge. Man sei sich in London natürlich darüber im klaren, daß die Besprechung tn Thotry vorher durch eine Reihe delikater diplomatischer Schritte durch den französischen Botschafter in Berlin einerseits und den deutschen Botschafter in Parts anderseits vorbereitet worden sei. Die britische Regierung sei von jeder neuen Phase der Be» sprcchuugen unterrichtet morden. Bevor Briand nach Gens abgcreist sei, um an -er VölkerbuudSversammluug teilzu- nehmen, habe er auherdem die französisch-deutschen Be- ziehungen mit Potncarö besprochen, und die Entscheidungen, zu denen man damals gekommen sei. wären den anderen Mitgliedern des französischen Kabinetts mitgeieilt worden. Rücktritt Aameks bevorstehend? Wie«. 20. Sept. In hiesigen parlamentarischen Kreisen herrscht allgemein dt« Auffassung, daß die Tage de» Mini steriums Ramek trotz des Erfolges, den der Bundeskanzler in Genf erzielt hat, gezählt seien. ES wird allerdings an. genommen, bah die Neubildung des Ministerium» erst im No vember erfolgen werbe. Nach dem Rücktritt Dr. MamekS werde Dr. Seipel wieder zum Bundeskanzler gewählt wer den, der eS vor allem versuchen werde, seine Partei auf ein ge meinsame» Arbeitsprogramm zu einigen. Sollte sich da» Parka» ment trotz des Regierungswechsel» auch weiterhin als arbeit». unfähig erweisen, dann würde die Neuwahl, di« erst tm Herbst 1027 stattfinden sollte, bereit» tm kommenden Frühjahr durchgeführt werden. (T. U.) Venlzeto» nn» Höntg Georg von Griechenland. Athen, 20. Sept. Dte Gerüchte über «ine Zusammenkunft BenizeloS mit König Georg von Griechenland wollen nicht verstummen. Tharakteristtsch Ist dte Tatsache, daß ein eifriger Depeschcnivechsel zwischen Athen und Parts In dieser Angelegenheit stattsindct »nd vor allem die ansscüenerregende Bemerkung ventzelistischcr Politiker, BenizeloS sei nicht gegen die Wiederherstellung deS KSnigStnmS. (T. U.) Eine für uns Deutsche immerhin recht interessante, wenn auch keineswegs dem Inhalte nach überraschende Unterredung mit Marschall Fvch veröffentlichte vor kurzem der amerika nische Journalist FitzhughLeeMtnntgerade tn der „New Nork Times*. Während man sich über dte Ansichten und Anschguungcn des Marschalls in Deutschland wohl ziem- lich Im klaren ist, dürste der amerikanischen Öffentlichkeit, die mit ihrem Schuldner Frankreich, ohnehin , auf nicht allzu freundschaftlichem Fuß« steht, durch die offen und zynisch von Fvch zum Ausdruck gebrachten Acuherungen tn etwas un sanfter Weise die Augen geöffnet werden. Aber auch all« diejenigen, denen immer noch die Zukunft als ein pazifistischer Völkerbret am politischen Horizont vorstrahlt, sollten sich die Worte des Marschalls zu Herzen nehmen. Minnigerode beginnt seinen Artikel mit ber folgenden, wohlverstanden von Foch selbst geäußerten Ansicht: „Mar schall Foch hält nichts von allgemeiner Abrüstung in einer Welt, in der Neid und Eifersucht. Gier und Imperialismus vorherrschen. Krieg kan« «ach des Marschavs Ansicht in jedem Ans««. blick «nd an jeder beliebig«« Stell« d«r Welt ausbrechen.* Der verkäster läßt sodann Foch wörtlich weitersprechen: „ES kann natürlich keinen ernstlichen Gedanken an Abrüstung geben, solange Deutschland nicht den ehrlichen Willen zur Ab- rüstung hat. (!) Im Augenblick hat aber Deutschland ganz bestimmt nicht diesen ehrlichen Willen. Trotzdem Deutschland heute durch die Uederwachnngstätigkeit der Interalliierte« Kontrollkommission die Hände gebunden sind, rüstet eS geistig. Erst wenn die Kommission Deutschland verlassen hat. werden wir genau sehen, was tn Deutschland vorgeht: aber das kann ich Ihnen setzt schon sagen: ans keinen Fall Adrüftnng! Der einzige Grund, weswegen Deutschland augenblicklich ent- waffnet ist, ist Zwang, nicht etwa freier Wille* Foch kommt sodann auf Mussolini zu sprechen, den er für gänzlich ungefährlich hält. „WaS er sagt, gilt nur für die Ohren seiner Landsleute, sozusagen nur für d«n tnneritalienischen Gebrauch. Mussolini ist viel zu klug, mn sich mit einer fremden Macht zu Überwerfen. Sein Säbel- raffeln erfreut sein« Anhänger und stört nicht sein« Nachbarn, die den Wunsch haben, tu Frieden zu lebe«.* Nach dieser Verbeugung an Mussolinis Adresse kommt Kot aus die -«künftige Art der Kriegführung , , zu sprechen. Befragt, ob er glaube, daß man in ttnem z«. künftigen Krieg« auf Grund internationaler Vereinbarungen aufdieBerwendungvon giftigen Gasen verzichten werde, gibt er dte deutlich« Antwort: „Bestimmt mir» ««« — trotz Gens und aller schöne« Rede« — selbstverständlich nicht ans das GaS »erzicht««. Könnte man nämlich durch Verein barungen Ga» in einem zukünftigen Kriege verbann«», so wäre es eine Kleinigkeit, überhaupt all« Kriege zu verbannen. Abgesehen von -er Gaskrtegfahrung in großem Stil werben die einzelnen Waffengattungen in einem zukünftigen Kriege ein wesentlich anderes Gepräge als bisher haben. Die Infanterie, so wie wir sie kennen, der Mann mtt dem Gewehr in der Hand, hat aufgehört z« existieren. Jeder Infanterist wird wenigstens mit einem leichten Handmaschinengewehr ausgerüstet sein, das ihm aller dings nur noch als Defensivwaffe — wie bisher etwa di« Pistole — dienen wird. Im Gegensatz zu der Meinung be- deutender Sachverständiger stehe ich auf dem Standpunkte, daß ber Kavallerie als einer schnell beweglichen Truppe auch tn Zukunft ein« gewisse Bedeutung zukommen wird. Tanks werden meines Erachtens eine sehr wichtig« Nolle im Kriege -er Zukunft spielen. Nach wie vor werden sie eine durchgreifende moralische WIrkuna auf -«» Gegner auSüben. Ich gehöre allerdings nicht zu demsenigen. die daS alleinig« Hell vom Großtank erwarten, der auf einem zer schossenen Gelände seine Beweglichkeit allzu leicht einbützl.* Der Artillerie mißt Foch nicht ein« allzu große, ge schweige denn entscheidende Bedeutung zu. Seiner Mcinnng nach arbeitet die modern« schwere Artillerie viel zu weit von ihrem Ziele entfernt, um wirklich durchgreifende und ent- scheidend« Arbeit zu leisten. „Sie wird Schaden anrichte«, ungeheuren Schaben sogar, sie wird unter Umständen buchstäblich ganz« Städte vernichte«. Aber Siege werden nicht durch die Vernichtung ganzer Städte, sondern durch dt« Vernichtung feindlicher Armeen erreicht* sEtn Standpunkt, den die modernen englischen Kriegswissen schaftler durchaus nicht teilen: ihrer Ansicht nach kommt eS aus die Vernichtung deS nationalen Willen» znm Siege, erst tn -weiter Linie aus die Vernichtung der feindlichen Armee an.) »Biele Menschen glauben,* fährt Foch dann fort, ^daß ein zukünftiger Krieg durch die Vernichtung -er großen Städte bereit» in ganz kurzer Zeit entschieden sein müsse. Wenn nun zum Beispiel französische Luftstreitkräft« Berlin und deutsche Flieger Part» mit GiftgaSVomben belegen würden, würben beide Völker sofort ans Grund gegenseitiger Vereinbarungen mit dieser Art ber Kriegführung anfhörkn. Bisher ist «och kein geeignetes und wirklich wirksames Ver, teidigungSmittcl gegen feindliche LnftftrettkrSste gefunden worben. Lnftstreitkrästc können nur mtt Luftstreitkräften be- kämpft werden. Alle Nationen sind fieberhaft an der A^eA, «1» solche» BerteidigungSmittel zu finden; vielleicht wirb eS Das Rölsel -er Konferenz von Thoiry.