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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.05.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030524027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903052402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903052402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-24
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
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Dre»-ne* Nachrichten Sonntag. 24. Mai 1»«» Nr. 14» —* Zu Ehren der Anwcjenbeit Sr. Majestät de- Koma« in Zittau haben die städtischen Kollegien 1000 Mk. au« Mitteln der „Ziltauer Nachrichtcn-Stiftuna" für die Armen der Stadt de. willigt. Die Gaben werden am Dienstag in der städtischen Turn halle zur Verteilung gelangen —* Schwurgericht. Die heutige Verhandlung nimmt ossenbar das belondere Interesse der Bewohner der östlichen Vor orte in Anspruch, denn die Tribüne ist bis auf den letzten Platz in der Hauptsache von Landbewohnern besetzt. Angellaar wegen VeibrechenS im Amte. Gesangenendrfreinng und versuchter Er pressung ist der 1868 in Langenheiineisdott geborene vormalige (üemeindekassierer und Expedient von Klelnzschattiwitz Friedrich Gustav Mai. Der Angeschuldigte war als junger Mann bei meh reren Rechtsanwälten und sodann bei verichiedenen Verwaltungen tätig uird wurde im Jahre 1896 als Genietndekassierer für Klein zschachwitz in Pflicht genommen. Rach eigener Angabe bezog er ansangS 600. dann 750 Mk. Jahresgehalt. Seine Ehefrau Marie Ernestine verw. grw Kaubijch ging ihrem Veiufe als Hebamme nach und erzielte eine gute Einnahme. In de» letzte» Jahre» jedoch besagte sie sich vornehmlich mit Lohnabtreiberei. wurde des halb am 25. Dezember IM gefänglich einaezogen nnd am 17 Mai 1899 zu 3 Jahreii Zuchthaus verurteilt. An demselben Tage er- nehmuna de« Angeklagten, low versuch handelt und dre diesb unter Ausschluß der Oeffeatlb klagten einen ErpressungSversu aus der Tatsache, daß mau von Srpressungsbrlesen fand, erscheint, er wollte in Deut^ bestraften Jrau brandschatz« sie sich um den Erpressung»- ich« Zeugenvernehmung findet tt. Daß man dem Anae- such wohl zutrauen kann, ergibt sich in seinem Koffer eine große Anzahl > so da« die Annahme gerechtfertigt folgte auch ihre ilebersülimng nach Waldlieim. Von der Veihaf tuiig der Frau an will Mai den Plan gesagt haben. narh Aine>ika zu gehen und sich dort eine neue Existenz z» giünde». Dieier Plan brachte ihn dahin, amtliche Gelder an;»g>eifen. lieber dieses Verbrechen im Amte legte M. eiir unumwundenes Geständnis ab. In der Zeit von Anfang 1899 bis zum 5. Roveniber desselben Jahres hat er in t> Posten Gemeitideansagen. Straßenbaukantionen, Steuern. Vorschüsse und Velpflegungsbeiträge in Gemmthühe von 5000 Mk. unterschlagen und zur Verdeckung seines Verbrechens die amtlichen Bücher und Listen unrichtig geführt oder gefälscht. Bel dem offenen Geständnis des Angeklagten über diele» Punkt der Anklage werden die diesbezüglichen Zeugen nicht abgchort. Mai brauchte die unterschlagene Summe nicht bloß für die eigenen Bedürfnisse. Seit der Verurteilung der Frau ging er mit dem Plane um. sie zu befreien und mit chr gemeinsam ins Ausland zu flüchten. Diesen Plan hat er denn auch auf raffinierte Weise a»s- gefnhrt Die Mai wurde nach ihrer Verurteilung des festeren nach Dresden transportiert, um in Verhandlungen vor dem Land oder Schwurgericht als Zeugin vernommen zu weiden. Aus dielen Umstand baute M. feinen Ptan. Aus irgend eine Weile, angeb lich durch die auf freiem Fuge belassenen Angeklagte» erfuhr er den Tag der erstmalige» Ueverführniig. begab sich »ach Waldheim, stellte sich dem Transporteur Ientzlch am Bahnhose vor und bat um die Erlaubnis, mit seiner Ehefrau und dem Transporteur ein Wagenabteil gemeinsam benage» zu dürfen. Die Erlaubnis wurde ihm erteilt, und io konnte M. von Anfang an niit feiner Frau näher verkehren. Auf Bitten des Angeklagten bewarb sichJ. auch um die ferneren Transporte und jedesmal flellke sich auch Mai ein. beiuchte. während die Frau im GeochtSgebände sich befand, mit dem Transporteur mehrere Schanklokale und zeigte sich lehr frei gebig, obgleich der Beamte sich ablehnend vettstell. Letzterer war vertrauensielia genug und traute dem M. nichts Arges zu So kam der 4. November 1899. Tie Mai war wieder als Zeugin vor das Schwurgericht geladen. Die Verhandlung dehnte sich bis in die Abendstunden aus; weshalb Mal reichlich Gelegenheit batte, sich dem Transporteur zu »ähein Nach Beendigung der Verhandlung sollte die Gefangene wieder nach Waldheim zurnckttans- portiert werden. Mai bal den TranSvorlcur. mit der Frau M- nach dem Hotel „Stadt Metz" am Ncnstädter Bahnhof zu kommen, er wolle der Gefangenen ein Abendbrot kaufen. Der Transporteur ahnte auch jetzt noch nichts Schlimmes und erfüllte die Bitte. Bald auch stellte sich Mai ein, in Begleitung einer „geheimnis vollen, schwarz gekleideten Frau" welche ein großes Packet, offen- bar Kleidungsstücke enthaltend, bei sich führte. Jrau Mai trug Ansraltskleidung. Die Gesellschaft zog sich in ein Hinterzimmer zurück, atz und trank und zog auch den Transporteur in die Unter haltung. In letzter Stunde bal Frau M.. austreten zu dürfen. ^entzjch gab die Erlaubnis, blieb aber leibst im Zimmer, beauf tragte nur den Angeklagten, aufznpassen. Mai traf im Vorsaale mit seiner Frau zusammen, händigte ihr, wie Zeugen beobachteten, Geld ein und kehrte wieder in das Gastzimmer zurück. Von da an ivar di« „geheimnisvolle Frau" verlchwunden, auch Frau Mai ließ sich nicht mehr sehen. Sie war in eine vor der Tür haltende Droschke gestiegen und davon gefahren. Der überlistete Transporteur war der Verzweiflung nahe und plante Selbstmord; später ist er dazu noch wegen fahrlässigen Eniweichenlafsens eines Gefangenen gerichtlich bestraft worden. Mai selbst zeigte sich natürlich sehr ruhig, war doch sein Plan bis hierber gegluckt. Wie er weiter berichtet, habe er noch in derselben Nacht un Großen Garten eine Zusammenkunft mit leiner Frau gehabt: die Einladung dazu hätte ihm eine unbekannte Frauensperson übermittelt. Vom Großen Garten aus fuhren die Eheleute in einer Equipage nach Böhmen; seitdem ist die Mai verschwunden. Rach Angabe des Mannes befindet sie sich in Amerika: eine nähere Ortsangabe verweigert der Mann. Einen Teil des unterschlagenen Geldes hat Mai offenbar seiner Frau gegeben. Er bestreitet allerdings mit Entschiedenheit, ihr zur Flucht verholfen zu haben. Er gibt nur zu, tmß er die Frau im Fortkommen nicht gehindert habe. .Im Herbst 1899 verschwand auch Mai von hier, ging nach der Schweiz, dann nach Amerika, kehrte wieder nach Deutschland zurück und wurde verhaftet. Vor seiner Flucht führte Mai noch einen Erpreffungsversuch aus. welcher jedenfalls auf die von der Mai verübten Verbrechen gegen das keimende Leben zurückzu führen ist. Amang November richtete er an die Eltern einer in Blasewitz wohnenden Dame einen Brief und versuchte unter Drohungen die ^ .... ^ Zahlung von 500 Mark zu erzwingen. Die persönliche Ver-> Bruder. Dr. Eugen Lucius in Frankfurt a. M., nachstehendes . ^ ... tschland die Opfer seiner nnt Zuchchau« brandschatz,». Unter der Wucht der Beweismittel legt der Angeklagte bezüglich der Gefanaenenbesreiuna und der quali fizierten Beamtenunterjchlaaung auf Zureden de« Vorsitzenden und de» Verteidigers Rechtsanwalt« Dr. Knoll ei» umfassendes Geständnis ab, bestreitet aber, mit dem Erpreffunasbrief in irgend einem Zusammenhang« zu stehen. Der größte Teil der geladenen Zeugen kommt unter diesen Umstände» nicht zur Abhörunk Staatsanwalt Gerhardt tritt für Bejahung jämtlicher Schuld fragen und Versagung mildernder Umstände ein, da der Ange klagte sich als berufsmäßiger Erpresser herausbilden wollte und einen ungemeinen Grad niedriger Gesinnung gezeigt habe. Der Angeklagte Mai wird unter Ausschluß mildernder Umstände zu 5 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. 4 Monate Zuchthaus gelten als verbüßt. —* Die für nächsten Montag angesetzt gewesene Hauptverhand lung vor dem Schwurgericht gegen den vormaligen Stadt bezirksaufseher Bruno Otto Kretzschmar aus Eotta wegen ver suchten Mordes muh aussallcn, da die Hauptzeugin Zuschke von einer schweren Auaenerkrankung besallcn und deshalb nicht vernehmungsfähig ist. Es handelt sich bei der Strafsache um eine Liebesaffäre, in deren Verlause ,Kr. leine Geliebte und sich selbst aus Pratzschwitzer Flur zu erschießen versuchte. — A >ntsgericd». Tie in den 40er Jahre» siebenden Ar belrer Wilhelm Otto Starke nnd Karl August Eduard Lehmann batten Anfang Mär; von einem Marklhrlfer den Gelegenheits- austrag erhalten, vier Zentner Abfallvavler zu verkaufen, den ErloS sollten sie natürlich an ihre» Auftraggeber abtiefern, wie auch die zehn zur Verpackung dienende» Säcke. Starte und Leh mann ließen sich aber nicht wieder sehen. Bet Beginn der Haupt verhandlung bittet der oft und erheblich vorbrstraste Angeklagte Starke, ihm doch nicht sein Tüudenrkaister vorzuhalten: demgegen über vecweist ihn der VcrhandlungSIeiter. Herr AmtSgerichtsrat Dr ÄinSberg. daraus, daß der Vortrag der Vorstrafen »ich« aus Willkür des Gerichts geschieht, sondern um der einlchlagrnden Gesetzesbestimmung Rechnung zu tragen. Zur Urteilsindung iit es von Wefenbeit. ob ein Angeklagter vorbestraft oder »och un bescholten ist: da nun im Urteil nrchtS verwertet werden darf, was nicht mündlich in der Hauptverhandlung vorgetragen wnrve. la ist der Verbandlungsleiter wähl oder übel gezwungen, aus das Vor leben des Angeklagten zurückzugreisen. Deshalb muß der kerbei- gezogene Strafregister-Auszug mündlich zum Vortrag gelangen. Auch der Angeklagte Lehman» ist schon einige Male mit dem Strafgesetz in Konflikt gekommen. Was die Sache selbst anbelangt, io werde» beide Angeklagte ichuldtg befunden, den ans dem Ver kauf des Absallpnpiers erzielten Erlös von 2.70 Mk. und die mit- erhalienen zehn Säcke gemeinschaftlich unterschlagen zu haben. Tie Fortführung der Verhandlung wird häufig gestört durch das Verhalten beider Angeklagten, die die Sache wiederholt ins Lächer liche zu ziehen versuchen. Das Urteil lautet auf je 2 Wochen Gefängnis wegen der gemeinschaftlichen Unterschlagung und ferner aus ie 1 Tag Haft wegen ihres ungebührlichen Benehmens vor Gericht Die Ordnungsstrafe wird sofort vollstreckt. — Der aus der UnlersuchnngShaft vorgeführte. 26jährige Schiffer August Starke hatte im vergangenen Winter zwei hiesige Schneibermeiiter um je einen Urberzieber geprellt, die er dann alsbald versilberte. Er erhält 8 Wochen Gefängnis, von denen mit Rücksicht aus das abgelegte Geständnis zwei Wochen als verbüßt gelten. — Der Lagerist Friedrich Alwin Naumann fand Anfang Dezember v. I. am Spätabend in einer Schankwirtichast ein Portemonnaie mit nicht unbeträchtlichem Inhalte, das ein fremder Gast verloren hatte. Naumann glaubte, daß das Geldtäschchen einem seiner Bekannten nehöre, die mit ihm gezecht, sich aber schon verabschiedet hatte». Als er am anderen Tage auf seine Nachforschungen das Gegenteil erfuhr, wollte er den Fund zur Polizei schassen, nnter- lietz cs aber, weil es Sonntag war. Am anderen Morgen kam inbeß schon ein Kriminalbeamter und bolle das Gclvtä'chchen ab. N. wurde daraus der Prozeß wegen Fundunterschlagung gemacht; dieier endet mit der Freisprechung des Angeklagten, der wohl etwas lässig gehandelt hat. Der Nachweis einer bösen Absicht war gegen ihn jedoch nicht zu führen. —' Wetterbericht der Hamburger «««war«« vom 2». Mat. Der Luftdruck ill gleichmätzig verteilt und überall poch. Deutschland bat ruhiges. leneres, trockenes und warmes Wetter, dessen Fortdauer wahr- scheintich ist. earamm: „Ich spreä !.lch de« Hem ärmste» Vetleld au«, tzessen verdie» Mein « HL „ "«.MK K aterlande» sichern." i«««« Hauptgewinne der 14». Kgl. Sacks. Landeeilotterte. Fünf!« Klaffe Ziehung am 23. Mai 1903. Mime Gewähr.» IS.Nttv M. aui Nr. «0278 iKoll. : C. Niemenlchneiver-Meeranes. SUtw M. aus Nr. 5653 Moll. : R. M. Eras-Dresven». 22007 <Koll.: W. MatlbeiS-Bauben und Franz Hossmann-Dresven». 51978 lkoll.: F. H. Nolenbaum-Zwickaco. 3«U« M. aut Nr. US« 2l2SS 28222 31113 11651 18351 19318 51568 65962 77«OS 82262 86125 88886 89952 93520 93919 97302 98160. rouo M. aus Nr. l»9b 5929 I37ll 13831 11992 31289 33911 38i97 10293 53211 51U6 60360 617t« 80558 86536 89180 89188 8990S 97613. »VN« M auf Nr. 166 1150 3178 3S5l 6213 770l 9017 9181 11079 U308 N7I9 II823 11650 15578 18012 23576 21131 29991 30197 3l5«l 31983 36011 36286 37108 37818 38171 39578 13785 18605 .50021 50135 «1981 52256 55712 55796 56896 60051 61281 61633 61805 05169 65961 71551 77816 82520 85576 87976 89 U8 96118 97618 98110. Tagesgefchichte. X Deutsches Reich. Der Kaiser richtete an den Staats minister Lucius v. Ballhausen anläßlich des Todes von dessen Tele, läßlich de« Heimgang«» em dankbar«« Gedenken in X 3um Rücktritt de» Srbprtnse» bon Mein wird der ..Neuen Freien Presse" au« Breslau noch b, ... . „Tatsächlich ist der Erlaß über die Soldalenmihhandlungrn her einzige Anlaß kür den Rücktritt gewesen. Dieter Erlaß hatte »äm> lich eine kaiserlich« Kabinetisord« zur Foue. die End« April er ging und in der dem Erbprinzen die schärfste» Vorwürfe wurden. Der Erbprinz, al« zukünftiger deutsch«, konnte nunmehr kaum etwas anderes tun, al« seine " reichen." Daß diesem Llbjchicd fast unmittelbar die Erbprinzen zum Genrralinspckieur solgic, schwächt stehenden Gegensatz wesentlich ab. Der Kaiser gib! kennen, daß er in der humanen Tendenz mit dem Erbprinz«, von Meiningen übereinstimmt und gleichzeitig seine organisato rischen und taktischen Fähigkeiten wohl zu schätzen weiß. Auch in der öffentlichen Meinung wirb die Bejürderung dr» Erbprinzen von Meiningen sympathisch ausgenommen werden, da er al« rin aufgeklärter, kür da« Wohl seiner Untergebenen mit Aufopferung eintrelender Mann gilt. Man darf hoffen, meint da« „Verl. Tagcbl", daß die Losung de« Konflikt« zwischen dem Kaiser und dem Erbprinzen von Meiningen die Befürchtungen zerstreut, die besonders in einzelnen Bundesstaaten an die scharf« Kabinetts ordre des Kaisers geknüpft worden waren. X Ueber die Beziehungen zwischen Berlin und München schreibt die Münchner „Mg. Zta. aus Anlaß der jüngste» Kerl- kalen Hetze svergleich« Leitartikel von heute) offenbar inspiriert: „Um die Beziehungen zwischen Berlin und München zu kenn zeichnen, wie sie sind, greifen wir auf eine Red« zurück, die Reichskanzler Graf Bülow im Januar im O ' ' er sagt«: «Mit allen seinen Mitsürsten ist Se 'dr INV »nuncyen zu renn te Red« zurück, die de, Reichstag gehalten hat; e. Majestät der Dartsche . . nnd fürsten eine glückliche Zukunft de» Reiches beruht. Die lorgwme Pflege der föderativen Grundlagen des Reiches ist eine oonckitw «ine qua non für eine gedeihliche deutsch« Entwicklung — da« wird an keiner Stelle vergessen." DaS ist, wie jeder Unterrichtete weiß, auch gegenwärtig die ^Stimmung zwischrn^Berlin und in der auch die Herrn v. Allgem. mung" zwo, . . X Die Maurer und Zimmerleute in Bremen weigert, die ausständigen Klempnergesellen zur Äüfgab. Forderungen zu veranlassen, infolgedessen ist leiten« der ewerksmeister die Aussperrung der sämtlich«, M« ge Zimmerleute und anderer Bauarbeiter dieser Maßregel sind zunächst etwa 4500 troffen. X Die Versuche, die ausgeschlossenen Akkordmaure« i» Hamburg für den sc ' ^^ — wieder zu gewinnen, lang des Zentralverbändes. hatte eine Resolution angenommen, die gemeinsames Handeln bei einer Lohnbewegung forderte. Eine Versammlung der Akkord- maurer aber hat beschlossen, dieser Resolution nicht zuziUtimmen. Zur Begründung dieses Beschlusses wurde angeführt: Erkennen wir iAkkordmaurerj die Resolution an, dann müssen wir un« füge», wie die Führer des Zentralverbandes cs anordnen, wir hätten dann mit zu streiken und uns nach ihren Bausperren zu richten. Ein solcher Schritt scheine denn doch etwas zu gewagt zu sein. X Frankreich. Die Pariser Deputierten haben beschlossen, nächsten Dienstag in der Kammer einen Antrag einzubringen aus Herabsetzung des EingangszolleS fpr Getreide um Francs für den Zentner. X Italien. Das „Echo de Paris" will von einer amtlichen :r>önlichkeit erfahren haben, baß König Victor EmanuA auf ner Reise nach London nach Paris kommen und der Truppen- au am 14. Juli beiwohnen werde. Von Pari« werbe der König sich nach Cherbourg begeben, wo ihn da« italienische Ge schwader erwarten werde, um ihn nach Portsmouth zu begleiten, lieber den Gegenbesuch des Präsidenten Loubet sei noch nichts X Spanien. Die Offiziere des in Vigo lirgenden deutschen Geschwaders gingen an Land, um den deutschen Konsul und die panischen Behörden zu besuchen. Das Linienschiff „WittekSbach" at ein Dampfboot, das ausgelaufen war, wieder flott gemacht. X England. Ter „Cacholic Herald" veröffentlicht den Text einer Adresse an den Deutsch«! Kaiser, welche den Dank der britischen Katholiken für die Haltung de« Kaisers gegen 'eine katholischen Untertanen und für seine höflich« Behandlung des Lapsles ausdrückt, sowie die Hoffnung ausspricht, di« deutsche Regierung werde mit dem Schutze der katholischen Interessen ioi Orient betraut werden. x Afrika. Die letzten Nachrichten au« Fez Marokko) besagen, daß der KriegSwinister Menebdi mit einer starken Truppe nach Taz,a ausgebrochen ist und daß die Zemmur-Kabylen wenige Mellen von Fez von snltansreundlichcn Kabylen angegriffen worden »eien nnd ungefähr 250 Tote gehabt hätten. ES werden ferner noch folgende Einzelheiten über den Abfall des Zemmurslammeö gemeldet: Am 10. Mai siel eine Abtrllung de- ZemmurstammcS vom Sultan ab und griff an. Die Truppen drS Sultan« machten einen Ausfall und warfen die Kabylen auf Meklnez zurück. Aus dem Wege dorthin wurde den ZcmmurS der Rückweg avgeschnltten. Diese gerieten zwischen zwei Feuer und verloren gegen 100 Tote und zahlreiche Verwundete. den Münchener Brauereien bevorzugten Friedrichstraße. Ganz gewaltig sind die Mieten, die von Behörden gezahlt werden So hätte das Reichsmarineamt, wenn der Reichstag ihm den so heiß- begehrten Neubau in der Belleouestraße bewilligt hätte, für die wettere Benutzung seines bisherigen Tienstgebäudes am Leipziger Platz bis zur Fertigstellung des Neubaues eine jährliche Miete von 180000 Mark zu entrichten gehabt. Es hätte dafür aller dings auch von der Hoch- und Untergrundbahn für sein jetziges, nicht sehr großes Dienstgebäude die ansehnliche Summe von 4'^ Millionen Mark erhalten während für zwei Grundstücke in der Belleouestraße gegen 0 Millionen gezahlt werden sollten. Dabei handelt es sich lediglich in beiden Fällen um Baustellen. Immer wieder heißt es. daß nun wohl die Berliner Grundstücks- und Mielsprcife auf längere Zeit ihren Höhepunst erreicht hätten, und immer wieder wird dleie Voraussage durch die Tatsache zu Schanden gemacht. So viel auch gebaut wird, so weit sich auch Groß-Berlin ständig ausdehnt, die Preise verfolgen, von kleinen vorübergehenden Rückschlägen und Pausen abgesehen, noch immer eine steigende Tendenz. Ein Haus in Berlin, gleichviel in welcher Gegend, ist stets eine gute Kapitalsanlage, und wer die Sache verlieht, kann bei mehrfachem Kausen und Verkaufen von Grund stücken schnell ein reicher Mann werden. Gewinne von einer halben Million innerhalb eines Zeitraumes von zwei, drei Zesitzsr ... . . . Bellevuestraße dafür vor sünf oder sechs Jahren eine halbe Million gezahlt, nach 1s ^ Jahren bereits 900000 Mark ge fordert Hatte und jetzt zwe, Millionen bekomme» sollte. Das ist doch wirklich ein recht annehmbares und einträgliches Geschäft. Grundbesitzer in Berlin zu sein, gehört, wie man sieht, zu den besonderen Annehmlichkeiten des Lebens, und die Stadt Berlin selbst weiß diesen Vorzug am meisten zu schätzen. Sie verfügt über den weitaus grüßten Grundbesitz, der an sich einen Wert von rund 331 Millionen Mark darstellt, und einschließlich des auf 155 Millionen abgeschätzten Inventars das stattliche Ver- mögen von 486 Millionen Mark bedeutet. Selbstverständlich sind dabei die dem öffentlichen Verkehr dienenden Straßen und Brücken, die der Stadt ebenfalls gehören, nicht mit einbegriffen. Ein großer Teil dieses Grundbesitzes befindet sich außerhalb der Wecchbilogrenzen der eigentlichen Stadt und besteht u. a. aus Wäldern, Wiesen. Aeckcrn und Baugründen mit einem Flächen- rnhalt von weit über, 8000 Morgen. Innerhalb der Stadt selbst stb Teil sind die städtischen Krankenhäuser und Siechenanstalten wert. Die städtischen M " " " — lkarkihallen kosteten die Kleinigkeit von 23 Millionen, der Zentral-Viehhof, der ein Areal von 200 Morgen bedeckt und eine kleine Stadt für sich bildet, ist über 40 Millionen Mark wert. Mehr als den doppelten Betrag, nämlich rund 86 Millionen Mark, hat die Berliner Kanalisation nebst den dazu gehörigen 36500 Morgen unifasienden Rieselgütern gekostet. Dazu kommen dann noch die im Besitz der Stadt Berlin befindlichen, an die 1200 Morgen umfassenden Parkgrundstücke, die, mäßig bewertet, gegen 30 Millionen Mark bringen würden, wenn die Stadt dem bösen Beispiel des preußischen Fiskus (siehe Bota nischen Garten!) je folgen und daran denken wollte, diese „Lungen der Stadt" als Bauland auszuschlachten. Natürlich wäre es für diese mangelhafte Welt unerträglich schön, wenn die Stadt Berlin sich dieses üppigen Grundbesitzes, dessen Wert von Jahrzehnt zu Jahrzehnt steigt, schuldenfrei er freuen würde. An städtischen Schulden hat sich im Laufe der Zeit das artige Sümmchen von rund 300 Millionen Mark angesammelt. Trotzdem besitzt die Stadtgemeinde ein Aktiv vermögen ungefähr in derselben Höhe von 300 Millionen, da zu dem erwähnten Grundbesitz noch etliche andere Werte kommen, wie ausstehende Kapitalien 20 Millionen, Betriebsbestände und Vor räte 110 Millionen usw. Man sieht, die Finanzen der deutschen Reich-Hauptstadt befinden sich, trotzdem auch hier bei den fort während anwachjenden Ansprüchen die Schulden zunehmen, noch immer in einem wahrhaft beneidenswerten Zustande. Zudem sind die Schulden durchweg für Unternehmungen ausgenommen worden, die sich entweder reichlich rentieren und mehr als die Zinsen auf bringen, oder die für die Allgemeinheit die höchsten Vorteile bringen, wie namentlich die Kanalisationswcrke. Für diele nebst den dazu gehörigen Rieselfeldern beläuft sich die Gesamtschuld aus 96 Mil- Iionc». Die eigenen Einnahmen dieser Verwaltung haben bisher zur Deckung der Betriebsausgaben nicht ausgereicht. Hierzu war vielmehr ein Zuschuß aus städtischen Mitteln von 1-^ Mil lionen erforderlich. Aber wie winzig erscheint diese Aiffwendung, wenn man berücksichtigt, welche gewaltigen Vorteile die Millionen stadt in gesundheitlicher und ästhetischer Beziehung von der Ent wässerung des gesamten Stadtgebiets und zugleich von der damit eng zusammenhängenden, musterhaften Straßenreiniguna hat! Die anfangs so scharf angegriffene Rieselfelderwirtschaft hat sich anßer- oroentlich gut bewährt, befindet sich «n trefflicher Kultur und wirft ansehnliche Erträge ab. Namentlich sind dre Obsternten der letzten Jahre sehr günstig ausgefallen. Die Qualität des hier erzielten Obstes war so gut. daß die Verwaltung mit Früchten aus den besten Lagen der Provinz auf der Potsdamer Provinzial-Obst- ausftellung in erfolgreichen Wettbewerb treten und zahlreiche Preise erringen konnte. Dieses günstige Ergebnis des Obstbaues auf den ehedem so arg geschmähten Rieselfeldern tröstet uns vollkom men darüber, da» wiederholte Versuche mit dem — Tabakbau elendiglich sehlgcschlagen sind. Schlimmer wäre es gewesen, wenn sie geglückt wären und man uns echte Osdorser Stinkabores auf den "so häufig im Berliner Rathause gereicht hätte. Schrecklicher Gedanke! veranstalteten Festlichkeiten Um noch einmal auf das Kapitel der Berliner Grundstücks spekulationen zurückznkommer^ so bietet der Kurfürstendamm, jene vornehme, boulevardartige Straße, die den Westen vom Zoologischen Garten an bis nach der Villenkolonie Grunewald verbindet, ein klassisches Beispiel dafür, wie hier die Bodenvrrise in die Höhe getrieben werden. Der eigentlich« ^Vater" dieser Straße, die heute fast ganz ' ' besetzt ist, ist kein Geringerer, an Kämpfen und Aufregungen er es, weite Spazierritte in der Umgebung Berlins zu wachem und dabei bevorzugte er die damalige einsame Landstraße, die nach dem Grunewald führte. Mit seinem Scharfblick erkannte er, daß sich Berlin einmal nach dieser Seite hin besonders günstig ent wickeln würde, und er erwirkte eine königlich« Kabinettsordre, durch die der boulevardartige Charakter dieser Straße gewährleistet wurde. Das war vor nunmehr 40 Jahren. Damals belief sich der Gesamtwert von Grund und Boden am Kurfürstendamm quf etwa durch eine Steigerung des Bodenwerts um ungefähr das Sechzig fache des reinen Ackerwertes private Vermögen von nahezu 60 Millionen Mark entstanden. Das ist nur «in Beispiel unter zahlreichen ähnlichen. Der Kurfürstendamm wird von vielen, ebenso stattlichen Straßen durchschnitten, die der Berliner in ihrer Gesamtheit als Berlin VVFV. bezeichnet und die weit vornehmer und stattlicher sind, als die Straßcnzüge im alten Westen. Hier sind die Wohnungen, für die Mietspreise im Durchschnitt von 5000 Mk. gezahlt werden, wirklich „mit allem Komfort der Neuzeit" ausgcstattet. Elektrisches Licht ist hier ebenso selbstverständlich, wif Zentralheizung, alle Zimmer-sind hell und luftig, die Treppen- äuser^brelt und üppig ausgestattet. Sogar für die Dienstboten. Icichmäßig und einförmig zu bauen. Man verwertet in der Ge staltung der Fassaden, in der architektonischen Behandlung der Dächer die verschiedensten Motive und Stilarten. Im soaenannten bayerischen Viertel, dessen Mittelpunkt die Luitpoldstraße bildet, stoßen wir plötzlich auf ein Stück neues Nürnberg, merkwürdig anzuschauen: alle Häuser sind im altdeutschen Stile gebaut und doch modern: mit breiten, lichten Fenstern, mit Vorgärten und be-c quemen, Hellen Treppen, eine wunderliche, aber nicht üble Ver-s einiaung von mittelalterlichem Patrizierhausc mit modernem. Z'nshanse. Ein Stück Mt-Nürnberg mitten im allerneuesten Berlin! Kein Wunder, daß sich hier mit Vorliebe Künstler aller Art, Gelehrte, Hobe Beamte heimisch gemacht haben, zumal derl belaubende Lärm der Millionenstadt in diese Außenviertel nur ge dämpft hcreintönt. Hier ist der Westen der Intelligenz im Gegen sätze zu dem Tiergartenwesten des Geldbeutels.
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