Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030618016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903061801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903061801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-18
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
verugsgedüdr: Dreidk» und der »Lmttrn Umaebuoa. ,po d,c Zutrazu»« durch kiaene voini A«r Kvmimmvuark »ueloi. erkullr» da» Vlält an Wocheiilaaen. Ke nicht aut Sonn- oder miettao» loloea. In «wei Aeitauoaade» »de,,»» und S-achdr.7-''«M'ort..na,. M>,,et>u„«tu nur mit deutlicher O u e l l e n a n La b e l.Dre»d. Nach«.") «ulallia,, Nachtrdaliil^ L-u o r a r- anivruche bletbni iniderumichltat; unvkrlauLle Manulkrivte werden »lcht aulbewadu. «a kilearamm-Sldrelse: L".U7-' » LreSde». Segriin-el 1858. sellvrleiclit« 8llkM «mi 3 lielc -n 8elil»kl'«eli Hlv^vr, knsavastr. 7. Orü„t«» VorrUjjttckito l)u»II»iteo ru k»drllcprol»«o ln o6er rotk Qummi, »ucd in tt»af uoä tt»ns xummirt. EM ,/nck /kn-att. Trrklsuvks kreinksrcit l^eupolt. Ore86en ksrmLvvots LnsstsllovK VON ÜM-ku88!Mng8N li. rlmmsr-kinpleklungsn ^ i>» nllvn LlUtUtou uu't ?ro»8lst;on. — Lui iH «ödettsdM. -5um Hosuelio lad«»!, oin ^ * x I. Kntttlozx xiati« >i»I "MG A -auvt-GeschLftSstill«: Marie»«ftr. 38. Fsnreigen.carif. tliinalrme von AiikNndiaunaen br« nacht,,itlaa« 3 Mir Sou» und Keterlaa« nur Marienlttahc 3» von ll bis V,lUl>r. Die r lvalliae Ärimd »eile lca. » Silbent 2» Pia. An kündigunaen aut der Prwatlcil« Zcile rs Pla , die rlvaltiae Zeile al« „Ein- aclandl" oder ans Tertscile ca Pta, In Nuniincni nach Sonn und Zeier taaen I- de«, stvalliae Grnndjeile.i 3v, ea de«, vo und M Pta, nach de- tonderem Tarit, Audwürtiae Aus. lräae nur aeaen Boiausbc«aklnna, Beleabläster werden mit tvPta, berechnet, Kernlvrechanschlub! «m« l Nr. U und Nr. 2t)SS. Llleinixo dadn^onrau ketrol«! L liiIliNii j.-V. VKL8I)LX. <»lr«« Das iltvlier kilr ?I»otosrLpIü« L »slorei von » lim lisclifo! Uoll»liol«8> «l»I kciiksr Vlairsnksusstc. bvtincltzt kiek de- ! Ulli Uoxrünäet 1851. ävuteixl vc-raröksort 8*"' Dvlepbon Ae. 4585. uncl in güu^tixkten ^ t» Llvbrtaab prömiioit. Uiebtverliültniksen Untreust ViKt >l. 6, ffcökseie 1'ermate c-nl- ll , e u 8,wrj»,jM: Ueben^rokk.. l'uNr»," »UI I UI UlllUIIUStl. II ^tel, <>te. - Uiuppen unst stmstenml- rvikcben d'orstinaostplatr uust Unr^vrvcnose. valinieu IU besonsteik keeixnetsn Hte>ie:k. Rr. 167. Hst,,!: Tie ReicbStagswablen. Depeschen, Stistnngeu. Schutz des Note» Kreuzes. Preis- Mutiuastl. Witterung: ticrsa,au, Vacidt« Kvnigshvf, Oeslencichiichec Touristcuklub. TheoLor Reichina»». Kühler, wolkig. Tonne»stag, 18. Inni 1M2. ßiir die Bililt- i»ii> Kistzeit. Die geehrle» Leser der „Dresdner Nachrichten", welche unser Blatt durch die hiesige OleschgstAstelle I>e,',ielien und dessen Nachsendnng nach den 8«i»n-<!-L,it»-n» wü„j,l>e,i, wallen der Unterzeichneten Gcschüslsstelle rechtzeitig darüder Milleiluiig zugeh,» lasse», damit die Uebcrwcisuiig bezw, Weile» seiiduilg durch die Kaiser!. Post pünktlich erfolgen kann. Dem IlebeiwcisungSanlr-igc ist dcntliche NlnnenS-, OrtS-und Wolnrungsmigabe beizusngcn, auch ist die im Deutschen Neichspaschcdictc — Oesterreich berechnet »ach besondere Gebühren — crsarderlichc NebcrweisungSgeblihr van 1 Mk. sür ein Kalender-Vierteljahr, 4t) Pf, für 1 Mvnat nebst etwa noch zu entrichtender BezugSgebiihr vor der Abreise an uns cinzn- schicken. Für llcbcrweisungen, welche inmitten eines Monats beginnen und im Lause des niichjlsalgcndcn Monats ablansen, sind die Ueber- lveisungSgebührcn sür 2 Monate — 80 Ps. zu entrichten. Die Ueber- wcisungen verstehen sich postlagernd, können in, Deutschen NcichSpost- gebiete aber auch mit Zustellung dcü Blattes bis in die WoÜNUNg beantragt werden; das Bestellgeld van je 14 Ps, sür den Monat würde dann gleichfalls vorher an uns mit zu zahlen sei». Für diejenigen, welche die „Dresdner Nachrichten" täglich aus Reisen zu lesen wünschen, aber ihren Aufenthaltsort häufig wechseln, sind besondere Rcise-Krcuzbandscndungcn eingerichtet und beträgt die Gebühr hierfür bet täglicher Versendung »ach jedem Orte im Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn (bis zu 100 Gramm) monatlich 2 Mk. 8V Ps.» nach den Ländern des Weltpostvereins monatlich 4 Mk. SO Pf. Die Leser, welche die „Dresdner Nachrichten" durch die Post empfange», wollen dagegen sich in gleicher Angelegenheit nur an das Postamt ihres Wohnortes wenden, bei welchem ihre lausende Bestellung erfolgt ist. Ucbcrweisungcn innerhalb des Deutschen Ncichspost- gebictcS werden seitens der Postämter gegen eine Gebühr von 50 Ps., nn Verkehr mit Oesterreich und fremden Ländern gegen eine solche von 1 Mk, ausgesührt. 8ksWWk Sn Ltkskn MMkil' Marienstraste 38. Die ReichötagStvahlen. (Die Erörterung der W a h l e rg e b n i s s c inSachien findet sich an der Spitze der gestrigen Abenvausgabe der vorliegenden Nummer.) Tos Gesamtergebnis der Wahlen iw Reiche liegt zur Stunde noch nicht vor. Eine allgemeine Betrachtung must sich daher auf den Versuch beschränken, die Eindrücke, die sich zunächst auf drängen, zu einer Skizze zusainmenzufasscn, deren Umrisse die charakteristischen Grundzüge darstellen, soweit sich solche vorläufig erkennen lassen. Ein vollkommen klares Bild über die künftige Zusammensetzung des Reichstags zu geben, ist nach dem ersten Wahlgange überhaupt nicht möglich, weil in sehr vielen Fällen die eigentliche Entscheidung des Wahlkampfes erst in den Stich wahlen fällt. Von dem Ausfälle des zweiten Mahlganges hängt die Physiognomie des Reichstags ab, und die Stichwahlen be anspruchen beinahe die nämliche Bedeutung wie die Hauptwahlen. Ein Effekt der Wahlbewegung läßt sich schon jetzt als greifbar und unumstöstlich herausheben, mögen auch im Einzelnen die Stichwahlen noch Verschiebungen in den Endresultaten bringen: Die Sozialdemokratie hat fast allenthalben einen mächtigen Stimmenzuwachs erfahren, nicht bloß in Sachsen, wie dies bereits an anderer Stelle des Näheren aus- gcführt worden ist. In unserem engeren Vaterlande beläuft sich die Zunahme auf etwa 160000 Stimmen, und allein in den sechs Wahlkreisen der Reichshauptstadt sind sür die Sozialdemokratie über 60000 Stimmen mehr als 1898 abgegeben worden. In den drei Hamburger Kreisen beträgt der Zuwachs nahezu 19000 Stimmen. Solchem Stimmenzuwachs hat es die Sozialdemokratie zu verdanken, dast sie mit der Zahl sowohl der wieder erlangten als auch der eroberten Mandate an erster Stelle steht. Nur zum Teil erklärt sich dies naturgemäst daraus, dast zuerst die Wahlergebnisse aus den grohen Städten, die feste Hochburgen der Umstürzler bilden, einlaufen, während die abschliestenden Zahlen aus den kleineren Städten und den ländlichen Bezirken erst allmählich und zuletzt eintreffen. Ter erste Eindruck der Wahlnachrichten spricht deshalb von lange her zu gunsten der Sozialdemokratie. Aber selbst wenn man von vornherein erwägt, dast die gewaltigen Ziffern, die die Sozialdemokratie in den Grohstädten auf ihre Vertreter vereinigt, so in dir Augen springen, dast man leicht geblendet wird und Gefahr läuft, den wirklichen Gesamterfolg der radikalsten Partei zu überschätzen, so kann das doch nicht das unbefangene Urteil in der überaus schmerzlichen Erkenntnis beeinträchtigen, daß es die Sozialdemokratie ist, die aus den Wahlen als der Hauptsieger hc-vorgeht. Bisher hat diese Partei bei den Stich- ivahlen zumeist nicht günstig abgeschnitten, weil in der Regel der -weite Mahlgang ihre Ehancen infolge des Zusammengehens ihrer Gegner verschlechtert. Diesmal jedoch ist die Stichwahl situation für sic eine bessere dadurch geworden, dast sie im Ver gleiche mit früher ihre Anhängerschaft schon beim ersten Wahl gange verstärken konnte, während die Kandidaten der ihr gegen über stehenden Parteien allem Anscheine nach nirgends be trächtliche Fortschritte, nicht selten sogar einen Stillstand in der Stärke de' ihr zugehörigen Wähler aufweisen. Schon heute must damit gerechnet werden, dast die Sozialdemokraten bei den Stich wahlen, an denen sie in weit über hundert Wahlkreisen beteiligt sind, ungleich größere faktische Erfolge einhcimsen werden, als dies vor fünf oder zehn Jahren der Fall gewesen ist. Noch niemals aber, so lange das Teutsche Reich besteht, ist die Sozial demokratie im stände gewesen, gleich im ersten Anstürme über ein halbes Hundert Mandate an sich zu nehmen. Schon der 16, Juni hat ihr beinahe die Mitgliederzahl wicderverschasft, die die Fraktion nn letzten Reichstage besäst. Das allein schon ist ein Zeugnis, dast die Partei der Singer und Bebel an Kräften gewonnen hat. Nimmt man nun den sür diese Partei ungünstigsten, aber diesmal unwahrscheinlichen Fall an. dast sic beim zweiten Wahlgange mir etwa ein Drittel der Mandate, um die sie noch zu ringen hat, erobert, so wird die Sozialdemokratie in einer nie erreichten Stärke in den neuen Reichstag einziehcn, einer Stärke, die vielleicht nur um ein sehr Geringes hinter der des Zentrums znrücksteht, das vor her die größte Partei gewesen ist und voraussichtlich auch bleiben wird. Dast der Zcntrumsturm nicht zu erschüttern ist. kann nicht als ein charakteristisches Merkmal der diesjährigen Wahlen er achtet werden. Das ist länger als ein Menschenalter so gewesen. Nur wird dieser feste Zentrumsturm, infolge der erheblichen Verstärkung der Sozialdemokratie und der damit zusammenhängen- den Schwächung der rechtsstehenden Parteien, besonders der Kon servativen und Nationalliberalen, in dem neuen Reichstage in ungleich höhere mMastenochalsseitherdieStützedcr Negier u ngspolitik werden müssen. Eine Uebereinstimmung mit den Wahljahren 1893 und 1898 zeigt sich in der Tatsache, dast bis zur Stunde nicht ein einziger Freisinniger, weder weiblicher noch männlicher Linie, als gewählt gemeldet wird. Damit ist freilich auch diesmal nicht gesagt, dast der Freisinn Nichtcrschcr und Barthschcr Eoulcur unvcrtretcn im Reichstage bleiben oder in wesentlich verminderter Zahl zurückkehren wird. Die Stichwahlen erst sind es, die den Freisinnigen Mandate einbringen, nicht aus eigener Kraft, sondern vermöge der Unterstützung anderer Par teien. Diesmal wird ein Unterschied gegen früher vielleicht nur darin bestehen, dast meistens diese Unterstützung um des Kampfes gegen die sozialdemokratischen Kandidaten willen die Ordnungs- Parteien gewähren werden, während ehedem die freisinnigen Abge- ordneten im zweiten Mahlgangs auf sozialdemokratischen Krücken in den Reichstag humpelten. Das entscheidende Merkmal in der Wahlbewegung war das Fehlen jeder Wahlparole seitens der Regierung. Obwohl die wichtigsten Aufgaben im nächsten Reichstage, die bereits in der ersten Tagung zu erwartende Militärvorlage und die neuen Handelsverträge, schon bei den Wahlkämpfen ein einheitliches Zu- sammenfasscn aller derjenigen Parteien dringend geboten hätten, die auf dem Boden der Erhaltung undSicherung unserer nationalenWehr- kraft und der Schutzzollpolitik stehen, hat cs der Reichskanzler mit einer fast grundsätzlichen Geflissenheit vermieden, den Standpunkt der Reichspolitik für die Wahlbewcgung festzulcgen. Einen Ein fluß auf diese hat Graf Biilow nur insofern ausgeübt, als er dem Zentrum das Versprechen der Aufhebung des 8 2 des Jesuiten- gcsetzes gegeben und dem Wahlgeheimnis einen verstärkten Schutz gewährt hat. Der staatscrhaltendc und nationale Gedanke hat daraus schwerlich einen Vorteil gezogen. DaS Wachstum der Sozialdemokratie im Reiche und die sich hiermit ergebende Ver stärkung der Zahl der „Genossen" im Reichsparlament kommen auf das Konto der regierenden He-rcn in Berlin; sie stellen gleichsam das Fazit eines langen Sündenregisters dar. Schwer gesündigt worden ist im Verlauf der letzten Jahre auf dem Gebiete der inneren wie der äußeren Politik: hier das zuweilen bis fast zur Ver leugnung unserer Grobmachtstellung und nationalen Ehre getrie bene Nachlaufen bald hinter England, bald hinter Nordamerika und das beinahe demonstrative Werben um die Gunst von Mächten, denen nur der harte, rücksichtslose nationale Egoismus imponiert — dort, in der inneren Politik, eine zum Teil brüske Behandlung von streng monarchisch und Vater- ländisch gesinnten Parteigruppen, deren Mitwirkung eine staa-tscrhaltende Politik vor allem und mit Vorliebe bean spruchen sollte. Hier wie dort ein bis zur direkten Mißachtung getriebenes Ignorieren deS nationalen Empfindens und des Volks willens, der auf die Wahrung und die Fortführung der gesunden BiSmarckschcn National- und Realpolitik gerichtet ist. DaS Hot sich bitter in dem jetzigen Reichsiagswahlkampfe gerächt: als starke negative Impulse haben Unzufriedenheit und Verbitterung gerade in denjenigen Volksschichten gewirkt, mit denen der große eiserne Kanzler einst gelvaltige Wahlschlachten zu deS Vaterlandes Wohl und Segen geschlagen hat. Wie viele von Haus aus reichstreuc Wähler sind bei den Wahlen abseits geblieben: wie viel mehr noch sind in das staatsfeindliche Heerlager übcrgegangen, weil sie der rnisörs des „neuen Kurses" allzu überdrüssig geworden waren! Wie oft mag die Haltung der ReichSrcgierung den Ruf entlockt haben: Die Wahlen können nicht miserabel genug aus- fallen, um den Machthabern in der Ncichshauplstadt darzu- tu n, wie es eigentlich im Volke aussicht. wie die wahre Volksstimmung beschaffen ist, die im schne dcndcn Kontrast steht zu allem offiziellen und ofsiziö'.ei! Hurragcschrei und zu der fest- und dcnknialsrohen Taiim- begcislcrung unserer Tage. Men» m der Reichshauptsiadt auch die Sprache der diesjährigen Reichslagswablen nicht ver standen wird, dann herrscht dort unheilbare Taubheit. Neueste Dralitmeldnngen vom 17. Juni Tic Reichstagswahl. Berlin. Bis 5 Uhr nachmittags warm 351 Wahl- resultate bekannt. Gewählt lind 25 Konservative, 4 Reichs- Partei, 11 Polen, 5 Nationalliberale, 72 Zentrum, 1 Däne, 4 Wilde, 6 Elsässer, 1 Reformpartei, 3 Bauernbund, 51 Sozialdemokraten, 168 Slichwcchlen sind nötig, an denen beteiligt sind: 36 Konser vative, 110 Sozialdemokraten, 24 Freisinnige Volksparlei, 10 Frei sinnige Vereinigung, 61 Nationalliberale, 6 Polen, 4 Elsässer, 12 Ncichspartci, 35 Zentrum, 8 Wilde, 9 Antisemiten, ,4 Bauern bund, 8 Welfen, 1 Bund der Landwirte und 6 Teutsche Volks partei. Die Sozialdemokrat e n gewannen bisher 12 Sitze, nämlich Berlin 5, Rcichenbach, Ascherslebcn, Kiel, Solingen, Löbau, Meißen, Pirna, Mittweida, Annabcrg, Plauen, Schwarz- bnrg-Londershauscn, und verloren Äcrnburg und Sorau. Die Konservativen gewannen Züllichau und Bütow und ver loren Erfurt, Löbau und Plauen. Die Nationalliberalen gewannen Sorau und Bernburg und verloren Aschersleben, Her ford, Mittwcida, Annabera und Sondcrshausen, Das Zentrum verlor Neichenbach, Straubing und Fraustadt. Die Freisinnige Bolkspartei verlor Berlin 5, Lüben, Ouerfurth, Eismach, Koburg, Schaumburg und Wiesbaden. Die Freisinnige Vereinigung verlor Landsberg, Züllichau, Bütow, Tarnikau, Schleswig, Kiek und Bremen. Die deutsche Volksparlei verlor Anspach, Böblingen und Backnang. Die Rckormpartei verlor Meißen, Pirna und Gießen. Der Bund der Landwirte verlor Kaiserslautern, Breiten und Geestemünde. Die Welfen verloren zwei Sitze, Ncichspartci, Wilde und Antisemiten je einen Sitz. . Berlin. lPriv.-Tel.) Die Abendblätter sind so ziemlich darüber einig, dast die Zusammensetzung des neuen Reichs tages sich im allgenieinen nicht zu sehr von der des früheren unterscheiden werde, da die Gewinne der Sozialdemokratie größten- teils durch die Verluste des Freisinns wieder ausgeglichen werden. Die „Post" schreibt: Angesichts der Wahlzifsern können wir nur wiederholen, daß es zur Zeit keinen gefährlicheren Feind für das deutsche Volk gibt, als die Sozialdemokratie. Die ernst liche Bekämpfung dieser Gefahr darf nun nicht etwa fünf Jahre ruhen, bis die neuen Wahlen vor der Tür stehen, sondern es muß mit der Aufklärungsarbeit ununterbrochen fortgefahrcn werden wenn cs noch einmal besser im deutschen Volke werden soll. — Die „Nord d. All ge in. Ztg." schreibt: Nach der unten wiedcr- gegebenen Zusammenstellung sind schon 117 Wahlkreise bekannt, in denen Sozialdemokrate» zur Stichwahl stehen. Die Berech tigung unserer seit Monaten wiederholt ausgesprochenen Mah nung an die bürgerlichen Parteien, die Sozialdemokratie als ge meinsamen Gegner zu betrachten »nd bei der Wabltattik danach zu verfahren, wird durch diese Tatsache miss neue bekräftigt.. Bei der gegenwärtigen Sachlage erscheint es uns als Pflicht aller Parteien, bei den Stichwahlen jede andere Rücksicht beiseite zu lassen und, wo irgend sozialdemokratisckw Kandidaturen in Frag, kommen, geschlossen gegen diese zu stimmen. — Die „Nat.-Ztg" ist offenbar nicht dieser Meinung, denn sie sagt u. a.: Dr. Oertel steht in wenig aussichtsvoller Stichwahl gegen den Sozial demokraten. Wir glauben nicht, daß seine liberalen Gegner ge neigt sein werden, chm die Rückkehr in den Reichstag zu er leichtern, »nd würden es als einen Lichtblick in dem wenig sonnigen Wahlbilde begrüßen, wenn die Obcragrarier möglichst restlos aus dem Reichstage verschwinden würden. Im übrigen wendet sich dasselbe Matt noch gegen den „Vorwärts" und wirst diesem maßlose Selbstüberschätzung vor, wenn er verkündet: „Wenn die Nacht vollendet, was bis Mitternacht begonnen, dann bereiter sich eine Weltwende der deutschen Politik vor. Deutschland wird zum Lande des Sozialismus, den, unüberwindlichen Vorwörts- oränger, dem Befreier, dem Erlöser, Unser das Reich! Unser die Welt!" Dazu bemerkt die „Nat.-Ztg,": Die deutsche Politik wird durch die Wahlen von 1903 in keine Weltweitste gesträngt tversten; sic wird mit ziemlich der gleichen Stärke der Mittel Parteien zu rechnen haben wie bisher, sie wird von einigen extremen agrarischen Parlamentariern glücklich befreit sei», und braucht selbst vor etwa siebzig oder auch achtzig Sozialstcino- kraten noch lange nicht in ein Mauseloch zu kriechen. — Tie „Berliner Neuesten Nachrichten" wenden sich gleich falls gegen den Trilimphacsang des sozialdemokratischen Zentral organs. Das Blatt schreibt: Der „Vorwärts" ruft, Sachsen sei das „rote Königreich" geworden, und doch bietet gerade Sachsen ein Beispiel, das die Genossen nachdenklich machen könnte. AI-:- sie im sächsischen Landtage sich erst 15 Sitze errungen hatten, forderten sie vor sieben Jahren in ihrem Ucbcrmiitc, daß das schon recht liberale sächsische Wahlrecht noch mehr demokralisierl wurde. Die Landtagsmchrheit, sogar der Kammersreisiun. ging darauf ein, aber in umgekehrter Richtung. Man revisticrte das sächsische Wahlrecht nach dem Neuster des preußischen derart, dast bei den nächsten Neuwahlen alle Sozialdemokraten aus der säch- fischen Zweiten Kammer wieder beseitigt wurden. Es ist sicherlich auch nicht das Ideal einer Volksvertretung, wenn die breitesten Volkskrerse in ihr nicht repräsentiert sind. Daß aber am Ende selbst Freisinn und Zentrum, bevor der Triumphruf des „Vor- wärts": „Unser das Reich! Unser die Welt!" wahr und bevor die Umsturzpartci im Reichstage völlig ausschlaggebend wird, eine entsprechende A c n d c r u n g d e s Reichstags Wahlrechts vor nehmen, ist sicher, mag man heute noch so sehr sich dagegen verwcch- ren und des lieben populären Scheines wegen Jeden als schändlichen Reaktionär und Verräter behandeln, der nicht auf die Weisheit und Unantastbarkeit des allgemeinen gleichen Reichstagswahlrechts schwört. — Die „Deutsche Tageszeitung" erklärt resigniert: Das Wahlergebnis ist für unS nicht günstig ausgefallen," und will IS13MK 19Us>89.1ss
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite