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HmrifUt Mge llchAMtkil 'rksMi,>n Z-Witiid. Nr. SED (zu Nr. lij4). Männe. lieber lveit. Schöiibeit nndDaseiiisberechtianiig .Vs rehfarbenen Dackels der verivitivete» Frau .forstmeister Seiffert giiigen di. Meinungen der Zeitaenoffei, lehr auseinander. Mährend fast alleFernerfteheiiden — außer den Slraßenjttiigeii. mit >>e»eii er sich iu seine» vicleii unbewachten dingenblicken bernttlbalgte — ihm em beängstigend geringes lvoblivollen entgegen- brachten, schätzte ihii die Banssrau wegen seiner Mutter, die in vergangene» fahren ein wackerer lvaidgeiiosse des Forstmeisters gewesen, und be- urteilte Mannes oft nicht einwandfreies Benehmen all in milde als die urwüchsige Derbheit eines lvaldbewobiiers. der sich nicht rectit aii die ge- lecktere städtift'e Knltnr zu gewöhnen vermag iiiid der obeiidreiu für sei» Abirren vom f?>fad der Tugend und seine Numaniereu nicht verant wortlich geiiiarl't werden kann, da er nur ein be- i klaaenswertes Beispiel darür war. daß zu viel l Süßes den Magen und allzuviel Liede den Cbarak- I ter verdirdt. dlls spezieller liöriger der beiden jüngsten raistnieisterlichen Tochter ivard er nämlich von ! diesen in einer Meise verhätschelt und verwöbut, j die der biedersten Bnndcseele allgeniacl' znm ver- j derberi gereiche» mußte, besonders Nellp, die jüngste, verzog ibren Liebling nach allen Regel» j der Kunst »nd, erfinderisch in Kosenamen, wie ! nnr Däiiichen zwischen >5 und >8 Lenzen sei» fön- ne», überschüttete sie de» göunerbast Dankwedelndcn l i„i« de» zärtlichsten Benciiiinngen. unter denen j süße Rudel" und ..goldiger Schneck" die gc- ! iiiäßigtsten waren. Bis vor kurzem teilte ibrc drei Jahre ältere Sä-wester Eva diese Vorliebe. Aber seit neuerer Seit waren die fast kamerads I-aftlichen Beziehungen ii> die Binsen gegaiigeii, Männe war in die Acht gekommen. Mas ibn, besonders fühlbar wurde dadurch, daß jetzt wenigstens einer da war, bei dein die IM er ost berechtigten Anklagen der Mileb , Brot- »iidFle chliescranten über heimliche Ai,griffe ans dem Binterbalte ein williges Mbr -anden und mit streiigen Strafen und verstärkter Mcbtbeachtnng gealmdet wurde». Meniger schmerzlich als diese verscherzte Zu neigung seiner schönen jniiaen Berlin war für Männe der abgrundtiefe Abscheu, den die Be Mahnerin des Erdgeschosses vor ibm batte. Zwischen l'iii und der Frau Bankdirektor Gebegern bestand ine hartnäckige Febde, die von beiden Seiten mit großer Erbitterung gcsübrt wurde und ihren Böbc- , »»kt erreicbte, seildem der raäisüäitige Mäiinc für .me ihm nact'gezischte Injurie ein Attentat ans eine» gänzlich unparteiischen verwandten der Frau Bankdirektor ansübte. Die sonst recht friedliche und verständige Dame mar iinn geradezu weißglükend vor Baß bebanp- lete alle» Ernstes, der Bund habe den ..bösen Blick", a n» so oft er sie mit seinen boshaft schielenden Augen angeseke», sei ihr etwas Unangenehmes i- dersakren, und sie versiä'crtc jedem, er sei nr- pniiiglich als Skorpion geplant gewesen und »nr ms versehe» in eine Dackelhant bineingeratcn. And sie nannte ihn nur, ohne jedes mildernde Beiwort, glatt das ..krumme Scheusal". Kein Einsichtsvoller wird es Männe daher coß verdenken, daß auch er die Dame wenig schätzte md sich ihr gegenüber allerlei Scherze leistete, die Sonnabend, den 15. Mai von ebensoviel Menschenkenntnis wie Sittenver- wildernng Zeugnis ablegten. So viel Beobaä tnngsgabr besaß der im all gemeine» recht intelligente B»ndejüngling aber nicht, daß ihm eine Vermutung ansgedämniert wäre, zwischen der Feindschaft mit Frau Gebeger» und der neuerlichen Abnahme des Mohlwollens von Fräulein Eva könne irgend ein Zusammenhang bestehen I Es war aber wirklich so. Neie geharnischte Sonetten in meglichster Gemietlichkeet grdicktri vom icyigcn Honn-ier Meisgen in Dräsen. 1245. Das Mietjinsgroschen-Geschöenk. Me länge? sul cie« Mell rincl, wirre»'; »Ile, Me cinrt cler Mietrinrgrorchen unr betriebt ilnä wie er immer schrecklich unbeliebt, vir encllich er nach ssabren kam r» kalle, Me armen Miecler rchrie'n voll gilt unä stalle, Darr er gleich stierer keene Zchsteier giebt. Die reicher Unrecht an ster Menrchkeei lebt Unst lorstersten ihr knste mit Krawalle! ilnst nn ull eemal rchstelu rie grinrenst wiester. wie en sterchbenrt, vor unsren klugen aut Unst Itinstigt an rich lier ster Lukunlt saul. war ragt ihr stenn staru ihr armen Miester? vielMelrinrrchsteierstrokluiistSchstembelrchsteier, jsa ja. star siecht ru raklen bleibt rchstetr eier! Die Rache, die Männe an dem Reffen der Frau Bankdirektor genommen, hatte auch des jungen Mädchens Herz getroffen. Lva war näinlich verliebt. Bis über beide rosige Mbrchen verliebt in besagten Reffen, den Chemiker Hanl Saarbrink. Aber aus sie und den heimliä' beliebten paßte wieder mal der alte Vers: „Sie konnten zusammen nicht kommen . . .1" Doch was sic trennte, war weder ein tiefes Massel , noch sonst irgendwelche Fährnisse, sondern einzig ir>E>». und allein Fräulein Epas spröder Trotz und Mädcbenberbbeit »nd Bei,» Saarbrinks beleidigter und gekränkter Mannesstolz. Forstmeisters Eva war nämlich, ehe das ..Lenzerwache»" in ihrem Berzen ihren Sinn sänrtigte, ei» sehr, sehr lebhaftes, allezeit zu Schabernack und lustigen Streichen aufgelegtes Menschenkind gewesen, voller llebermnt. Spott nnd Reeklnst, nnd mit einem flinken, spitzen Zünglein, das oft ei» wenig allzugerade bcransgejprudelt hatte, was sich an Schalksgedanken hinter der von braunem Kraushaar nmrahmten Stirn getummelt. lind vor allem war's immer der stille, stets ei» wenig schenbesangene Freund ihres ältesten Bruders, Hanl Saarbrink gewesen, an dem sie ihre heitere Spottlnst auslassen mußte. Es hatte sie schier gezwungen, ihn z» hänseln, eine» Innigen Streit vom Zaun z» breche», gerade als freue es sie. immer anss neue z» beobachten, wie der sonst so Meltgewandte, Sichere bei ihren Angriffen stets de» Kürzeren zog nnd. seinen Aerger und Kummer allzu schlecht verhehlend, beleidigt, gekränkt flüchtete. Nnd sie abnte ebensowenig, daß all seine Bilflosigkeit »nd Befangenheit ibr gegenüber einer tiefen, bescheiden verborgenen Reignng des ernsteil jungen Mannes entsprang, wie auch, daß ihr Scherzen »nd Recken halb ein Hingezogcnsühlen zn einem aeliebte» Menuben war. halb ei» herb trotziger Miderstand gegen die rätselhafte Macht, die ihre erwachende Seele z» unterjochen begann. Das neckische Spiel, das Anziehen »nd Abstößen, dauerte saß ein ganzes, langes Jahr. Da starb Forstmeister Seiffert ganz plötzlich nnd die Mitwe zog mit ihren beiden „och bei ihr lebenden Töchter» in die nabe Großstadt. lind hier merkte Eva bald, daß noch etwas anderes als die Trauer »m den Verlust des ge liebten Vaters nnd die Ungewohntheit der ver änderten Umgebung ihr Beiz oft in einem gnälen. den. brennenden Meh erzittern ließ, scheinbar grund los ihre heißesten Tränen zum Fließen brachte, ein Suche» und Scknen nach etwas Entschwundenem ihre Seele verwirrte nnd beunruhigte . . . Daß sie den Jugendfreund vermißte, sagte ihr eines Tages, halb zu schmerzlichem Meh und halb zu süßer Freude, ihr hochklopfendes Beiz. Daß draußen im Maldschatten, linier den himmel- anstrebenden Buchen, die das trauliche Forsthaus schirmend nmstanden, still die blaue Mnnderblnme des Glücks für sie aufgebläht sei, an der sie aber in kindischer Blindheit und trotziger Mädcbcnwehr achtlos vorbeigegangen ... bis cs nun zu spät, die Blume verwelkt, verdorrt, verschwunden mar. Paul Saarbrink weilte i» weiter Ferne, im Auslande seine Kenntnisse z» erweitern, nnd auch ibr ältester Binder, dessen Freundschaft ihm früher ein unbefangen freies Geleit ins Bans geschaffen, war fort von dabcim, tat als Feldjägerle»tnanl Kurierdienst zwischen de» Gelandtschaslc». Jede Beziehung zwischen ihr und dem heimlich Geliebten war gelöst. Ui» so erregter nnd erstaunter war darum Lva, als eines Tages ihre neu zugezogene Hausgenossi», Frau Gcbeger». erzählte, daß in Kürze einer ihrer Reffen, der Chemiker sKiul Saarbrink, sich hier in der Stadt ansiedcln werde. Der frohe Schreck des jungen Mädchens schlug aber bald ins Gegenteil um und ihre zu schwin-