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- 412 - Dann erst wurde Paul von dem Tode des Onkels verständigt. Rannt bracht« ihm das Telegramm. Er sah ihr s gleich »m Gesicht an, das, es etwas Schlimmes ent halten müsse „Was ist geschehen?" ries er und richtete sich jäh auf. — „Ein Brief aus Frankreich in gekommen," log sie. um ihn nicht gleich zu sehr zu erschrecken. ..Ein Brief - Mums? Ich sek' es Dir an. daß Du jetzt lügst. Gib die Depesche her. die Du i» den Falten Deines Nockes versteckst!" — „Ich wollt's nur nicht gleich jagen." murmelte sie - da sah er sie scharf an und sagte leise: ..Dann ist es etwas sehr Trauriges — dann ist Onkel Christian tot." sie nickte. Die Lolli hak mir s verraten. Die Frau Baronin hat schon wegen der Trauerkleider mir ihr geredet." Ern ironisches Lächeln zuckte über Pauls Gesicht. Aber als er die Depesche las. wurde er sehr ernst und sehr traurig. „So ist also wieder ei» edler Mensch weniger aus Erden." sagte er und sank wie »rüde in die .Eissen zurück. Nanni war an das Fenster getreten, wo sie an den Falten des Porhanges zupfte — sie hatte nämlich gesehen, wie es in ihres Lieblings (Besicht zuckle uird da wollte sie Um allein läge». Daun ging sie mieder m ihm und setzte sich an sein Bett. „Baron Paul." sagte sie, nachdem sie sich geiaht hatte, „haben Sie schon daran gedacht, daß Sie jetzt der einzige Heun sind?" Er lächelte — aber dieses Lächeln drückte nur Bitterteit aus. „Muht Du mich gerade jetzt daran erinnern, daß unser Geschlechr im Ausslerben ist?" sagte er säst zornig. Sie schaute ihn verwundert an. „Wenn Sie doch da sind?" stotterte sie. — Jetzt lachte er grimmig ..Du jetzsl Deine Hoffnung auf mich?" fragte er spöttisch. Nannr schwieg und zuckte di" Schulter». Ihr Baron war seit einigen Tagen so merkwürdig, so ganz anders als sonst. Ob das setn Kranksein machte? — Aber er war io fast schon wieder gesund! Und er hatte doch schon schlimmere Krankheiten gehabt, war aber nie so reizbar gewesen wie jetzt — und so veränderlich. Bald sanft und lieh und voller Wehmur, zu der doch auch gor keine Ursache Sa war. und im Handumdrehen wieder rauh und zornig. Die alte Nanni erhob sich. Sie suhlte »ch tief gekrairkt uird ihre Mienen drückten >07- deutlich c,us. Sie wollte gehen, ohne noch ein Wort zu reden. Ader es kam nicht dazu. Paul halte ihre Hand fassen wollen, bekam aber nur den Zipsel ihrer Schürze zwischen die Finger. Diesen hielt er fest und dazu sagte er sreundlich: „Nanni, sei dach uichr gleich dose! Kannst Du Dir denn nicht denken, dah ich jetzt — gerade jetzt " Er sprach nicht weiter. Nanni aber sprach: „Gerade jetzt kann ich mir denken, dah Sie traurig, nicht ober, dah Sie grob sein müssen!" sagte sie in deinselben Tone, in welchen! sie ihn srüher, als er noch ein Knabe war. einer Unart wegen gescholten hatte. — „Mach' Frieden, Nannst" bar er. „Neben wir nicht von mir. reden wir lieber von Onkel Christian, der nun sür immer heimkommt. Der Arme, der nur von fremden Freirden gelebt hat! Jetzt erst oerilehe ich, wie leer sein einsames Leben war —" „Der Herr Onkel hätte doch nicht einsam bleiben brauchen." — ...Hast Du ver gessen. was ich Dir srüher einmal erzählte, dah eine grohe Liebe zu einer, die er nicht erreichen tonnte, ihm jede andere Heirat verwehrte." „Ja. sa. das haben Sie mir erzählt, ich Hab s aber schon damals nicht begriffen. Das weih ich: ich hatte die Kraft gehabt, so eine nutzlose Leidenschaft zu überwinden. Nun. >eine Art stirbt ja Gott sei Dank nicht aus. Denn Sie sind ja noch da! Der liebe Herrgott wird mich s noch erleben lassen, dah ich Ihre Kinder sehe!" Da war es schon wieder — das ihr Unerklärliche: der Grimm, de» sie nicht ver band — der .Hohn, der sie schon früher verletzt Halle: „Hör' doch bloh aus mit dein ienrimentalen Unsinn!" schrie er sie an. aber dann sah er sie sofort wieder traurig an und sprach: „Neve nicht wieder davon. Nanni. Du siehst doch, ich kann es nicht leiden. Denn — dah Du es nur weiht — ich mache es, wie Onkel Christian — ich bleibe ledig." Sie schaute ihn eine Weile groß an. „Sie wollen auch nicht heiraten?" fragt« sie Sann mit einem ganz seinen Lächeln. Venn sie wollte ihn nicht reizen. Und nach einer Weile setzte sie rrocken hinzu: „Das begreift so ein dummes Weib, wie ich eins Gn. nun einmal nicht!" Daraufhin redete lange Zeit keins von ihnen. Oder es redeten doch nur die Augen der alten Fra», die. ängstlich fragend, in das seit den letzten Lagen entfallend schmaler gewordene Gesicht ihres Lieblings sahen. „So bin ich blind." murmelte die Alte in die tiefe Stille hinein. „Wer lann es denn nur sein'? Wer sollte Sie nicht »lögen?" — ,.Nale nicht. Nanni!" wehrte er ob. Die Alte war jedoch nicht mehr davon abzubringen. „Komtesse Fisi doch nicht?" subr sie ungeniert fort. „Sie ist zwar schon seit ! : Tagen nicht hier gewesen, aber — nun. ich schweige ja schon — und mit sonst seman vom kommen Sie schon seil Monaten nicht zusammen!" — „Freilich! freilich! Mit sonst ,emandem komme ich nicht zusammen!" wiederholte Heun. „Nanni. gehe jetzt, ich bin müde." fügte er dann rasch hinzu. „Sage Mama — oder lasse ihr jagen —, dah ich - 113 - die traurige Nachricht gefaht aufgenommen habe und daß ich selber für alles Nötig« sorgen werde." Nanni ging. Drei Tage später geleitete der Baron seine Schwester und seinen toten Oheim tn das Schloß Lena berichtete ihm während der Fahrt vom Bahnhof zum Schlosse nur. daß Ludwig Brauner unterwegs von einer wichtigen Angelegenheit zurückgehalten morden sei. Ihr Bruder zeigte keine Neugier, zu crjahie». welcher Art diese Angelegen, heit sei. Ziemlich schweigsam legten sie diese trübselige Fahrt zurück. Im Schlöffe angelangt, hatten weder dir Baronin »och Paul etwas dagegen, daß sich Lena sogleich in ihr Zimmer zurückzog Beide fanden es nur uatürlich. daß sie nach all dem Erlebten und nach der langen Reise der Ruhe bedürfe. Als sie jedoch allein war, dachte Lena weder an Umkleiden noch an Auspacken, sondern sie setzte sich auf den nächsten Stuhl und starrte trostlos vor sich hin. „Das also war meine erste große Vergnügungsreise." dachte sic. „Zwei Menschen habe ich aus ihr verloren -- den einen sür immer uird den anderen mindestens für eine lange Zeit Und »un bin ich daheim —" sie lächelt« schmerzlich — „daheim, wo ich das, was mein Herz begehrt, sorgsam verbergen muß, wo inick von neuem ein Mensch verfolgen wird, den Mama selber aus mich hetzt und vor dem Paul mich nicht beschützt, Ja — jetzt bin ich wieder — daheim!" Ein bitterliches Weinen schloß diese trübseligen Erwägungen. Der Lag des Begräbnisses war da. Am Vorabend schon war Gräfin Plan mit ihrer Tochter, beide in Trauer gekleidet, im Schlosse angekommen. Sie taten sckzon fetzt, als gehörten sie zur Verwandtschaft. Beim Abendessen faß Komtesse Fisi neben Paul, redete nur im Flüsterton und ließ ihre schone weiße Hand oft „zufällig" neben der sinnigen liegen, was so aussah, als ob diese beiden Hände zueinander gehörten. Aber Fisi war innerlich wütend. Sie ärgerte sich darüber, daß Heun gerade: nur so viel mit ihr sprach als ununmänglich nötig war, wenn er sie nicht geradezu beleidigen wollte. Außer diesen beiden Damen waren nur noch eine Cousine Aurelians und Gras Lorm da. Der Graf war mit den beiden Plans angekommen — er aus Klagensurt, uw or eine bescheidene Stellung in einem kaiserlichen Amte einnahm, die beiden Dämon aus der kleinen kärntnerischcn Stadt Friesach, in der sie wohnten. Sie besaßen dort, am Fuße des Petersberges, ein kleines Anwesen, das sie ihr „Gatt" nannten, das jedoch nur aus einem einfachen Hause und einem allerdings sehr schönen und großen Garten be stand. Baron Paul hatte natürlich nichts dagegen, daß Gräfin Plan uird ihre Tochter da waren, cs berührte ihn jedoch sehr »«angenehm, dah sie gerade heute so familiär taten. Deshalb ,prg er sich sehr bald zurück. Darin konnte »iemand etwas Bsfremdendes sehen, denn er hatte ja erst nor zwei Tagen das Bett verlasse» und sah zudem noch sehr leidend aus. Dennoch niachle die Gräfin ein langes Gesicht, als er sich nach kurzer Ent. schuldigung entfernte, und Komtesse Fisi warf ihm einen wütenden Blick »ach, um sich dann dem Grasen Lorin zu widmen. Aber sie hatte nicht gleich Glück damit, denn Lorm schien letzt nur Augen und Ohre» sür Lena zu haben, die er interessiert nach ihren Reife- eindrücken fragte und ihr schlau jede Möglichkeit nahm, ihm zu entschlüpfen. Verlassen wandte sich Fisi der Cousine der Baronin zu, denn da Aurelie sich mit de: Gräfin Plan unterhielt, blieb für die Komtesse nur diese alte, ziemlich schwerhörige Dame übrig, mit der eine Konversation ebenso schwierig als unerfreulich war. Aus diesem und noch aus anderen Gründen war Fisi schlechtester Laune. Und sie war froh, als man sich zurückzieben tonnte. Als sie allein war, ärgerte sie sich immer noch weiter. Vor allem war sie wütend darüber, daß Lori» dieser faden Lena den Hof inachte und daß er schau in sie verliebt war. noch che sie das reiche Erbteil besaß, daß ihr jetzt in den Schoß gefallen war. Und sie — Fisi — mußte sich um Paul bemühen, der keinen anderen Reiz für sie hatte, als daß er der Herr eines jetzt wieder recht wertvollen Gutes und seit einigen Tagen ein noch viel reicherer Man» geworden war. Als sie sich aus- zuklciöen begann, kam ihre Mutter, deren Zimmer neben dein ihrigen lag. zu ihr herein. Ob es Fisi je gelingen werde, Paul Heu» an sich zu fesseln, daran zweifelte feit heute die Gräfin. Ja — seit heute — seit einem ganz bestimmten Augenblick .zweifelte sie daran. Diesen Augenblick durchlebt sie jetzt noch einmal in der Erinnerung. Sic fitzt im Erker des Salons, in dem es ziemlich dunkel ist. und wartet mit einiger Un- geduld auf das Zeichen, das der Gong geben wird. Dieser Gong hat für sie, die einst verwohnte Frau, die seht ja viel entbehren muß, eine sehr augeiuchmc Stimme, denn dieser weithin hallende Tan ruft sie zu einer reich besetzten Tafel — etwas, das sie sich zu Hause schon längst nicht mehr leisten tan». Sie schämt sich ja ein bißchen, daß sie so etwas wi-> eine Schmarotzer!» geworden ist: aber sie verzeiht es sich iiuch wieder, denn sie weiß jetzt, daß das Leben eines Schniaratzcrs sehr miihevvll ist; ein Dasein null heimlickien Grimmes und 'Neides, denen sich auch Enttäuschungen und Demütigungen zugeseUen — und sie weiß, daß inon dabei nicht immer auf seine Kosten kommt. ZLortscpung solgt.I I Eräug. danebendes. wirklich ! billigstes Angebot. ; I»«> von.'1,."»<»./tau j Lauserstoffe .. —, ltt Tiscndccken Sofabezüge Bctrvorlag Felle Gardinen Jenik Stores Pitragcn >.2«> , t.ü<» 1. - .. I.- . .»<> van I.Ett.. ,tk» . Zen«. Fries : Fil .tucht.kitt Steppdecken r kt,."»« Schlafdecken ., ,t><» Karnclbaardeck v 8.—., ., Tiwandcckcn v k», — „ „ mit kleinen Fehlern, Lester und »cklMtzlt NM bis zu äs- ''o büilgr'l'. 12 Plüfch-Tofas von kt.».— an. 2 (5liarje§üugues von 22,— an. Talon-Garnitur von 88»— .an. Ltarerg t> Irdrin* nii'ck n Wilsdruffer Str. Akt, I. und 2. Etage. 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