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Dresdner Nachrichten : 05.10.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187710050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-10
- Tag 1877-10-05
-
Monat
1877-10
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.10.1877
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Nr. S78 >1» »I« «««,,»» ei"»«» «-«dt« «,n^eei»t, Mit «Ich die »,»,«««, Mchl »erdi»»ttch. Ji,i»r»tn>-»ini«»»e «i», »IN» ch»»l«»«»i» »,,» «>>aIerl»Llmb>>r,,v«r- M.Tvie», «ei»»«,. B >re1l<>,.ch»»!I»rl«, —»»«d.M-It« i" ilirll». «eixti-. Wien, Hamdura. Urauksuei « «.. «e». — »««d« » «». tz, granlwr» ».!«.— »«. voia» In ilyemnil — ü»IIti«>, klnlll«» ch t.«. in Jreitag» den S. vetover. Hagekkatt für Politik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Nörsenöericht und Iremdenkiste. LruL und Sigenthum der Herausgeber: Litpslh Ntichnrdt t» Dresden. vrrantw. Redakteur: Ernst Likpsch in Dresden. XXL Jahrgang. —, I W«»NI «H«' kl«», u »>»«».» u« ,n,n»m«r», «»«nt»«» »t» MN»-,» 12 Uhr S» «ruilidt: ,e«tze »>4l>,r- ^Ife L di»Nachm.« Ud». — Der Raum einer et». «»-,»,en Peltl»eU» laile« >L ipfje. »mg,i«„dt »« Zeile 3u V«,e. One «ar»»ile «ür dal »achlila I>»e arlchr'We» der 2ui«>al» wird »Ich» ,e grdeu. ^uiwariire Nmiancei» dtuilrage von u»t unde- loimtengiuue» u»d Her» «o»e» »isenre» wir »uch ,r,en PrLnumcra»»»» Zadiniia durch illrül» Warle» oder Pollei»t»tz. >u»il eicht «iidcil l»iie» Ii> P!ae. Jnierale tat di« Mailing!. Nummer oder nun, eincnr gif»»,» di« itieliljkiie 2» Plae. Mitredactcur: Idr. Lin» »««re,. Für daö Feuilleton: XnOnitr ll»rtn»»nii. Dresden. 1877. PvttttschtS. Ueberwintern in Bulgarien «der Rückmarsch über die Donau? Da» ist die große Frage, die im russischen Hauptquartier zu Gornji- Studen erörtert wird. Der Cäsarewitsch verficht die Ansicht, daß es besser sei, ganz Bulgarien zu räumen und für den Winter nur bei Sistoivo und Rikopolis zwei befestigte Brückenköpfe zum Schutze der Donauübcrgänge zurückzulassen. Doch scheint der Großsürst-Thron folger mit dieser verständigen Meinung nicht durchgcdrungen zu sein. Vielmehr soll erst der große Ingenieur Todtlebcn seine Diagnose darüber abgeben, ob die Fortsetzung der Operationen gegen die Fcldfestung Pleivna räthlich oder ein Wahnsinn sei. Todtleben weiß cS von seiner genialen Verthcidigung SebastopoiS am besten, welche Ueberraschungen einem Belagerer geschickte Genieoffiziere be reiten können. Am 11. September hatte Os»,an 14 furchtbare Nedouten; wie viele wird er inzwischen angelegt haben? Soll man mit unendlichen Opfern die Redouten, eine nach der anderen, neh men? Di« möglichen Folgen eines vierten Fiaskos gegenüber dem verschanzten Lager Osman'S könnte sich der Zar dann von dem General Kotzebue schildern lassen» dem Sohne des Dichters des „Ausbruchs der Verzweiflung". Ist es denn nicht kläglich, daß cs den Russen nicht einmal möglich ist, die rückwärtige telegraphische Verbindung Oünian's zu unterbrechen? Mag der treuliche Muni tionstransport nach Plewna hinein nicht zu verhindern gewesen sein, aber einen Tclegraphcndrnht sollte man doch durchsäbeln kön nen! — Die russischen Depeschen überraschen die Welt durch die Schilderung der Ausdehnung, welche der Ausstand der Tschcrkcsscn im Kaukasus gefunden hat. Die Revolution hat ein Gebiet von öO deutschen Meilen Länge und l.'0 Meilen Breite ergriffen und wüthet bereits 6 Wochen. Wer soll es glauben, daß sie binnen wenigen Wochen mit einem Verlust von nur 180 Mann unterdrückt wurde ? Wenn die Ungarn den geplanten Einfall auf rumänisches Ge biet als ein lächerliches Unterfangen hinstelltcn, so wurden sic durch die Entwickelung der Dinge rasch eines Besseren belehrt. Noch ist cs zivar unaufgeklärt, ob der Putsch nicht von Polen oder russischen Nihilisten ausging. Ein Thcil der Waffenscndungcn soll an revo lutionaire Coniitäs nach Warschau und Petersburg bestimmt gewe sen sein; auch war ein Pole (wie so oft schon früher) auch hier der Verräther. Man spricht auch davon, daß Kvssuth in Ungarn eine Revolution Hervorrufen ,sollte. Aber das Wahrscheinlichste ist, daß die Sz<-kler (ein den Ungarn nahe verwandtes Volk in Sieben bürgen, ein Rest der Hunnen) einen Einfall ins Rumänische plan ten. Das war gar kein so übel ausgesonncner Handstreich. Die ein zige Eisenbahn, welche aus Rußland nach der Donau führt und die Transporte von Kriegern, Geschützen, Munition, Proviant und Kriegsbedürfnissen aller Art vermittelt, läuft nur 8 Meilen weit von der siebenbürgischen Grenze vorbei. Wie leicht war sic zu zer stören! Die Szl'tlcr wollen sich nicht gutwillig entwaffnen lassen. Ein Thcil ihrer Waffen kam aus dein k. k. Arsenal in Wien und war als ausrangirteS Material für die Montenegriner angckauft worden. Eine schlecht verpackte Waffenkiste, welche platzte, verrietst außer obigem Polen die Sache. Nun sind eine Anzahl Verhaf tungen erfolgt. Die bedeutsamste ist die des Abg. Helsy in Pest. Vor seiner Hausthür fanden sich auf einmal vier Panduren (Gen darmen) ein, als Dienstinänner (HordarS) verkleidet. Zwei bewachten sein Haus, als er eü in Begleitung der beiden anderen verließ, um seinen Sitz im Reichüralhe einzunchmen. Der Minister-Präsident Tisza wurde intcrpcllirt, wie er eine der artige Verhaftung eines Abgeordneten rechtfertigen könne, da sie eine crasse Verletzung der Unverletzlichkeit eines Volks-Vertreters dar stelle? Tisza erklärte. Nichts davon zu wissen, auch sei die Maß regel schwerlich vom Stadthauptmann (Polizei-Dircetor) veranlaßt worden. Persönlich beruhigte der Minister-Präsident Tisza noch den Abgeordneten. Die ganze Angelegenheit ist sehr räthsclhast und eS ist wohl möglich, daß sich Jemand den schlechten Spaß erlaubte, vier Dienstmänner als Panduren zu vermummen Jedenfalls haben wir zu wünschen, daß Oesterreich seine Pflichten als neutraler Staat ganz erfülle. Wie wir Deutsche von der Reichs-Regierung das Unterlassen jeder Parteinahme für Rußland erwarten, so verlangen wir, im Interesse des allgemeinen Friedens, daß auch die ungarische Regierung keine Maßregeln zu Gunsten der Türken gestatte. Strenge Neutralität nach beiden Seiten und von beiden Staaten! In Frankreich ist die ganze Verivaltung in eine ungeheuere Wahlmaschine verwandelt, die unter dem stärksten Drucke arbeitet, um eonservativc Wahlen herbcizuführen. Die Beamten jeder Art werden zum Wahlkampf hcrangezogen, die Schullehrer, die Steuer- Einnehmer so gut wie die Präfekten, die Bürgermeister und Feld hüter, sic alle müssen marschiren. Von gesetzlichen Bedenken läßt man sich längst nicht mehr irre machen; eü gilt um jeden Preis das Ziel zu erreichen, und je weiter dasselbe in die Ferne rückt, um so toller wird die Hetzjagd. Die Bonapartistcn betrachten sich als die Herren der Situation, so daß sie es wagen zu dürfen glauben, den Prinzen Napoleon in Person in Pari» austreten zu lassen. Glauben sie die Zeit zu einer Ausrufung LuluS als Kaiser gekommen ? Vcr- muthlich wird sich nun auch der Gtaf von Chambord aus der Schweiz nach Frankreich begeben, um bei der Hand zu sein, wenn man ihn als König ausrufen will I Die Nähe des preußischen Landtages kündigt sich an. Eine Anzahl schlesischer, posenscher und preußischer Abgeordneter will so fort bei Beginn des Landtages eine Interpellation an die Regierung richten, ob diese nicht ernste Schritte zu thun gedenkt, einen günstigen Handels-Vertrag mit Rußland anzubahncn? Wenn es dem Reichskanzler gelänge, die gerechten Beschwerden des deutschen Volles über die ihm von seinem „Erbfreund" bisher zugefügten Mißhandlungen zu beseitigen, so würde nicht blos der bei lebendigem Leibe geadelte Verseschmied und Hofrath von Goitlchall Anlaß zu einem begeisterten Poem haben, sondern die ganze Nation dankbar i sein. Diese Frage scheint mindestens ebenso wichtig, wie ein Antrag der Normal-AichungS-Commission, welche beabsichtigt, die deutschen Größcnbezeichnungen, als Kette, Stab, Neuzoll, Strich, Faß, Scheffel, Kanne, Schoppen, Centner, Pfund, Neuloth und ebenso auch das Dekagramm und Dekameter zu beseitigen und die öffentliche An wendung dieser Bezeichnungen unter Strafe zu stellen. Es soll ge prüft werden, ob dieselben im Verkehr und Sprachgebrauch eine solche Verbreitung gefunden, bcz. — hinsichtlich des Eentners und Pfundes — behalten haben, daß ihre Unterdrückung bedenklich scheint. Ferner wird beabsichtigt» folgende, mit dem Decimalmaß- undMünz-System nicht übereinstimmenden Maß- undGcwichtsgrößcn von der Aichung und folglich demnächst auch von der Anwendung im öffentlichen Verkehr auszuschließen: bei den Flüssigkeitsmaßen die V»-, Vs'» V,x-, Voller, bei den Hohlmaßen für trockene Gegen stände die V§ Hectolitcr und Vi'- Vs'» Via Liter und bei den Ge wichten die halben Centner, die halben Pfunde und die älteren, wiederum gesichten Fünfpfundstücke. Auch beabsichtigt man eine amtliche Verifikation oder auch förmliche Nachaichung aller geaichtcn Maßgegenstände zu bewirken und zu diesem Behufs „wandernde Aichbeamte" anzustellen. Alles was darauf hinauSläust, dem Volke richtiges Maß und Gewicht zu beschaffen, darf der Sympathie gewiß sein. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Konstantinopel, 3. Oktober. Neouf Pascha, der neue Ober befehlshaber der Balkanarmee, ist in Schipka und der neu ernannte Oberbefehlshaber der Donauarmce, Sulennan Pascha, in Rasgrad cingctroffcn. Mchcmed Ali Pascha kehrt demnächst zurück. Madrid, 3. Oktober. Die beiden Führer der Aufständischen auf Kuba haben sich unterworfen. W ien, 4. Oktober. Telegramm teS „N. M. Tageblatt". Auö Belgrad: Oberst Bcnltzkt) bat das Kommando über die serbischen 2 nippen bet Iankova-Kllssura erhalten. Die Türken senden Ihre vcrsügbaren Truppen p»n Travntk und Scrajcwo gegen Slenttza. Eine größere Anzahl von Geschützen ist nach Klakowa gebracht worden. Der Krlegömtnlster schließt Verträge über Lieferungen von Proviant für die Armee ab. Zwischen dem serbische» und dem griechischen Kabinct findet ein lebhafter De- peschcnwcchscl statt. Locale» and SSchfische». Die Rückkehr Sr. Maj. des Königs von den Gemüjagden in Steiermark hat sich etwas verzögert. Erft morgen erwartet man Se. Majestät in Pillnitz zurück. — Der königliche Gesandte in Berlin, Geh. Rath v. Nostitz- Wallwitz, ist von seinem Urlaub auf seinem Posten wieder ein- getroffcn. — Geh. Rath Held von hier wird nächste Woche nach Berlin zur Vertretung Sachsens im BundcSrathe reisen. - Gestern wurde der Senior der Schulttrcctoren an den diesigen öffentliche» Volksschulen, Herr Direetor Dreß <6. Bc- zirköschulc und 4. Fortbildungsschule), zu seinem 70. Geburtstage durch eine Deputation der Directorcncontcrcnz beglückwünscht. Möge dem in scincinBcruse seit länger als 50 Zähren uncrmütct thättgen Päda.zogcn noch ein heiterer Lebensabend erblühen! — Infolge-teö Eiseudahn - U » gtüekö bet Langen- berg ist die königliche Staatsanwaltschaft solorl cingcschrttten. um die Schuldige» zu ermitteln. Neuere Feitstelluiigen sotten ergeben habe», daß der mit der Oeffnmig und dem Verschluß der betreffenden Welche betraute Vorarbeiter durch einen Bahnbosö- bcamlcn von Lanacnbcrg abberwc» und mir einer anderen Arbeit betraut, seine Licllc aber durch einen uiikundtgc» Mann besetzt wurde. Großes Glück hatte der Oberschaffncr Engelmann. der in sclnem Packinclstcrwagcn In de» Gröditzcr Kanal gestürzt war und aus demselben hcrausgcfischt werte» mußte. Er war zum Glück unverletzt. — Vom .ngl. Ministerium deö Innern wird jetzt, nachdem die R inderpcst »eiicrtingö in der Bukowina, sowie In der un mittelbaren Umgebung von Wie» und I» zwei Gemeinden in Brünn ausgebrochen ist, das unbedingte Ein- und Durchfuhr verbot auch aus die auö der Bukowina, Ntcteröstcrrclch und Mäbrcn kommenden Rinder ohne Unterschied der Raee. Schate, Ziegen und thierische Thcile in irischem Zustande von allen dielen Wiederkäuern erstreckt. — »Alls der Tagesordnung der vorgestrigen öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten, welcher die Herren Stattrathe Kunze, Lcuchcr und L 0 hrman » beiwohnten, stand zilnächst et» Antrag des Vorstandes und der Rechts-, Fi nanz- und VerwaltiingSailSschüsic in Bezug aus die aus dem Er gebnis, der Uutcrluchungösache gegen den vormaligen Anstatts- Inspcctor Htntelinan » hcrzulcitcndcn Bedenken betreffs ge nügender Eontrolc der städtischen Anstalten. in welchem unter dem Ausdruck dcS Bedauerns über die zur Sprache gekommenen Vorgänge der Stadttato um Auskunst darüber ersucht wirb, ob bei der städtische» Arbeitsanstalt den zur Durchführung tcrEon- trole etwa crthclltcn Instructionen allenthalben Rechnung ge tragen, auch Revisionen ln a»üleichender Weise und mit der nöthtgc» Umsicht vorgcnomme» worden sind (allerdings eine Frage, die durch die Thatsachcn traurig genug mit einem durch aus uläst inißzuvcrslchenben Nein bereits beantwortet ist), oder aber, ob und wem in der einen oder ankeren Hinsicht Unterlas sungen zur Last fallen. Der Prozeß gegen Hlnkclmann findet sich ausführlich i» letzter Sonnabend- und Sonntag-Nnnnncr in die sem Blatte rclcrtrt und wird unseren Lesern sicherlich bekannt sein, wie grenzenlos liederlich da draußen gcwirthschastet worden ist. Gegen den in der That mehr als zaghaften Antrag der Ausschüsse zieht Lt.-V. Schöne kühn zu Felde. I» seinen Worte» spricht sich die gerechte Entrüstung auö, die ganz Dresden erfüllt und cö klingt mindestens sehr glaublich, wenn er daraus, daß die Ge schworenen daö „Nichtschuldig" über Hlnkelmaim ausgesprochen haben, schließt, baß die Oderaussicht über die ArbcitSanstatt eine so „lare" gewesen sein müsse, daß sie gleichsam Entlasttingö- nioment sür den Mann geworden, der. wie man nach den Ge schehnissen allgemein hätte annchinen müssen, 5, <i Jahre Zucht haus bekommen mußte. Wie auch die Sache betrachtet würde, der Stabtrath habe in seiner Eigenschaft alö oberste Verwaltimgo- vchörte die „Blamage" weg und eine „moralische Niederlage" erlitten. Die Sorglosigkeit, der Ällangei an gehörigen Revisionen lasse die Sache so erscheinen. daß sich die Stadt eigentlich bet Htnkclmaiui noch zu bedanken habe batür — daß er sie nicht,,um 10- oder LOmal mehr geschädigt habe". Er, Schöne, beantrage daher die sofortige Einleitung der DlScipltnanmtcrsuehung gegen' die Beamten beziehentlich die Nathömitgliedcr und Heranziehung der Schuldigen zur Entschädigungövcrpfllchtung. — Der Vor sitzende, Herr Hokrath Ackermann, bezeichnet den Ausdruck „Blamage" alS unparlaincntarisch. Er bedauert auch, daß dem EoUegliun, trotz mehrfachen Ersuchens, vom Stadtrath noch keine actrnmässtge Darstellung der leidigen Angelegenheit vorgclcgt worden und daö Eoltegiuin daher I» seine» Urthcilcn nur aui tie in den Zeitungen enthaltenen Berichte über die bekannten öffent lichen Gerichtssitzungen gewiesen sei: er hält es daher noch zu verfrüht, mit einem Anträge aus Diöciplinaruistersuchung vorzu- gchcn. St.-V. Schöne zielst denn auch später seinen Antrag als einen selbstständigen zurück und erklärt sich damit einverstan den, baß dem oben mitgetbeiltcn AllSschußantrag angesligt werte: wenn sich herausstellt, daß dem Einen oder Sinteren tRathSmlt- giicde) Unterlassungen zur Last tallen, tan» der Weg der Dlö- ciplinariintersuchnng deschritten werden möge. Mit diesem Zu sätze wird der oben genannte Ausschusjaiitrag vom Kollegium angenommen. Ktnc ichlimine Stellung nehme» die Statträthe am Ratl Kitsche ei». Auö jctcS Redners Munde klang mehr oder »studcrcE»trüstu»a über die Lache selbst und Verwunderung über die Führung einer Verwaltung, untcr der so bodenlose Licdcliichkcit lo lange Jahre getrieben werde» konnte und während man mehr fach Hrn. Skadkrath Kunze taiür tankie, daß er wcnigslcuö Derjenige gewesen, der durch seine erste Revision, die er kurz nach Ucbcrnahme der Verwaltung der Arbctlöaustalt, am Ente September 1874, vornabm, dem Unwesen Einhalt gelhan und die Sack'e später auch vor die Staatsanwaltschaft gebracht habe, kehrte sich vielfach zwar verhaltener und doch nicht mißzuvcr- stehciider Unnuitb gegen Hrn. Stadtrath Teuchcr, der vor dein Erstgenannten tcrlVcrwältung'bcr Arbeiten,,siait Vorstand. St.-V. Schöne verlangte zu wisse», wie die Rcvlsioiisvelhäii- nisie früher, ehe St.-R. Kunze ciinrat, gewesen seien, da sich doch ergeben, daß damals 10 Jahre lang eine richtige Revision gar nicht vorgenommcn worden!, worauf St.-Raih Teucher erklärt, er habe zwei Mal in der mehrjährigen Periode seiner Verivaltung die Kasse rcvidirl und sich statutarisch zu nickst mehr Revisionen verpflichtet gehalten; überhaupt sei er zu Revisionen der Naturalien u. s. w. nie zugczogen worden, die hätten nach dem Statut der Vrrwaltung tcrStadt-Hauptkasse obgciege». St.-V. Richter spricht unverhohlen sein Staunen über eine solche Auf fassung von Verwaltungspfllchten auö; er sicht keine Bürgschaft baiür, daß dieselbe Auffassung seiner Pflicht, dem ehemaligen Vorstand der Arbcltöanstalt, auch jetzt noch, als Vorstand der Ltadtsleuer-Elnnabine eigen sei und die Möglichkeit von Unord nungen scheint ihm da nicht anögcschlos'cn. St.-Rath Teucher meint bei einer späteren Gelegenheit, er müsse sich jetzt freilich Alles gefallen lassen. St.-V.-Vlce-Vorst. Lehmann hebt unlcr Anderem hervor, baß es wohl richtiger und praktischer gewesen wäre, wenn Stadtrath Kunze, als er Ende September 1874 de» Defekt von über 2<lOO T»lr. in der Hlnckclmann'schen Kasse entdeckt, diesem Letzteren nickst erst noch Frist ertheilt, iondcui ihn sofort anat,zeigt und der Staatsanwaltschaft übergeben hätte; dock, will er ihm daraus keinen Vorwurf mache». Eine der crs!cn Pflichte» ttr Gcnicindc-Vcrtrctung ist die fortwährende kontroie der Cominlincverwaitmig und jetzt ist ei» Fall so eklatanter Art da. daß eine Vernachlässigung dieser Pflicht oder ein allzu zahmes Behandeln der Sache von der Bürgerschaft nur mit gerechtem Mißmuts, autgenommen werden würde. Zunächst hat das Col legium die erbetene Darstellung dcü LtadtrathS darüber abzu warten, wie eine so bodenlose Wirthschait getrieben werten konnte und danach erst wird fick, erkenne» lassen, durch wessen Unwach- samkcit es HInkellnaiin möglich geworden Ist, so zu wirihschastcn, wie er es getha». Der Stattrath wird l» diesem elgcnthümiichcn Falle wohl uicht mit der Antwort zögern. — Schließlich lehnt das Kollegium die beantragte Abpflastcrung der Humbeldtsiraße ab, vollzieht eint Tauschurkunte und tragt bei», Stabtrath aut Antrag St.-B. Richters an, ob vor dem Rathhausc wirklich Holzpflaster gelegt werben solle. Schluß ^>10 Uhr. — Die „Siordd. AUg. Ztg." bespricht den Ausfall der s ä ch- sischen Wahlen, der mit einem Fiasko der Liberalen geendet habe. „So lange der Liberalismus in Blüthe stand, hat er selber am wenigsten den Getauten zurückgcwlcsc», baß die wirthlchast- liche Entwickelung mit der poiitiichcii Führung Hand in Hand gehe; er kann sich daher nicht wundern, daß der Ab all in dem Grate zuuimmt, als tie Unzuiricbenheit mit bei, wirtbschaiilicheu Zuständen an Breite wie an Intensität gewinnt. Die Wahlen beweisen, baß man tie Hille In der Rotl, bei bcn kvmerbativcn sucht. Die Wahl Liebknechts beweist, baß eine »Art von Pessimis mus um sich gegriffen hat. welcher einer leidenschaftliche» Er regung statt brr besonnenen Erwägung folgt. Man hat in Lachse» das Vertrauen zu der liberale» Fülirling verloren und bekümmert sich nickst mehr um die beiden Gruppen, welche sich bisher die selbe bestritten, die nationaillberalc und die fortschrittliche. Die Bewegung der öffentlichen Meinung und der Drang der Interes sen gehen über sie hinweg, mn zwischen cntichicbcncn Gegensätzen zu wählen: konservativ oder socialdcmokratisch." — In dem bevorstehenden Winterhalbjahre werden wiederum, wie schon seit mehlcren Jahren, lo» dein hiesigen Gemein nützigen Verein öffentliche, poplilär-wisscmchaftlicl'c V 0 r - träge brransialtet, durch welche auch bei» größeren Publikum Gelegenheit geboten werten soll, an der Hand iacistunblgcr Führer Einblicke in tie vcrschictcncn Gebiete des Wissens zu thun und Belehrung und geistige Anregung daraus zu gewinnen. In danscnvwcrthcster Welse haben fick, auch diesmal hervorragende Vertreter der Wissenschaft in Dresden bereit finde» lancn. diesem gemclnnütztgen Unternehme» ihre Kräfte zu leihen. ES sind dies die Herren Professoren »nd Doetorc» Rüge. Schultz. Töpler, Dicstcl, Klein, Götze, RIch. Richter, Kämmet, Roglerimgörath Böhmcrt. Hoirath Gelnttz, Baurath Hcvn. Regier,,ngsralhHarttg. Mcdicinalrath Ur. Blrch-Hirschfcld. Direktor Kunath. Ur. Rnkolf Genöe, Apoth. Blev, Ul Blochwttz. 1)r. Häbicr. Eonsisiortalratl) I'r. Franz. Assessor Ue. Geißler. Der Inhalt der Vorträge wird fick, aus Geschichte, Literatur. Kunstgeschichte. Äkaturwissenschaitcn, VoliSwirthschaitSlchrc. Pädagogik »nd Medizi» erstrecken. Daü nähere Programm, sowie genauere Bestimmungen über den Tag dcS Beginnes und das Lokal werten später veröffentlicht werden, sür setzt verlautet nur so viel, daß tie Vorträge gegen Ende dieses MonatS ihren Anfang ncbmen und von da an allwöchentlich am Donnerstag gehalten werben. — Die in der Jetztzeit immer mehr in Aufnahme gelangende Stenographie ,GabcISbcrger) ist alö die höchste Scvriit- ökonomte anzniei'en und sollte auch daö Interesse der Damenwelt wecken. Die Beschäftigung mit der Stenographie ist nickst nur eine edle Verwendung der Zelt und ircifll.lc Geistesbildung, soitbern kann auch dieselbe tie nack, rem Berufe) von eminentem Nutzen sein. Die Erlernung tciscibcn ist böchst interessant und kostctSnur wenig Müde; dazu bietet sich tctzt tie günstigste Ge legenheit durch den im Octobcr beginnenden kuriuv ber schon seit einigen Jahren bewährten Lehrer!» Louise Gcißicr, Wcttinrr- stiaße L5 (s. Inserat).
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