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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030308011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903030801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903030801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-08
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.03.1903
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Dvesdnev Nachernten. Vir. V7. Seite 2. »M Sonntag, 8. März Litt»» Köln. IPriv-Tel.s Einem Brüsseler Telegramm der „Köln, lstg." zufolge, wird in Giron nahcitehenden Streifen behauptet, es tei kein tvahreS Wort an den Meldungen von einem Abbruch der Beziehungen der Prinzessin zu Giro«. Letzterer werde noch vor Ende August sich den Schwiegersohn des Groß- berzogS von Toskana nennen, falsch seien auch die Nachrichten von Abmachungen zwischen der Prinzessin und ihre» Eltern, sowie dem sächsischen Hofe, wonach sie gegen das Bersprechen, das zu erwartende Kind dein Kronprinzen auszuliefern, die Erlaubnis erhallen habe, ihre Kinder im Sommer wieder zu sehen; im Gegenteil iverde die Prinzessin noch vor Ende des Monats Lindau verlassen, um de» „Nachstellungen des sächsischen Hofes zu ent gehen. Sie iverde sich nicht nach Schlactenwerlh in Oesterreich zurückzieken, sondern in das Ausland, rechte Schutz finde. wo sie für ihre ..Mutter- MühIheim a. Rh. lPriv.-Tel.j Hier war jüngst ein Post - beutel mit 1000 Fünfmarkslücken gestohlen worden. Auf Veranlassung der Oberpostdirekt'''n hat gestern bei einem der Tat verdächtigen Postunterbeainlen eine Haussuchung stattgesunden mit dem Ergebnis, daß 3000 Mark vvn dem gestohlenen Beide unter Briketts versteckt vorgesunden wurden. Als der ungetreue Be amte sich entlarvt sah. durchschnitr er sich im Beisein der Minimal» beamten die Kehle und war losort tot. BreSlan. sPriv.-Tel.s Gestern wurde hier ein Oberpack- nicisler des hiesigen Hanptpostamts wegen jahrelang verübter Unterschlagungen des Inhalts von Pakete» verhaftet. Bei der vorge»vimnenen HanSsnchnng wurden große Posten Zigarren, Kleiderstoffe und Lebensmittel vorgesunden. Ter Beamte hatte eine Ochährige einwandfreie Dienstzeit hinter sich. Bozen. fPriv.-Teft) In katholischen Kreisen dauert die Agitation, gegen die vom Gcmeinderate genehmigte Erbauung einer evangelischen Kirche an. Der Gemeiirdernl sagte gestern de» Beschluß, an dem bisherigen Standpunkte sestzuhalten. Ans der Galerie wurden bei Annahme dieses Beschlusses Pfuirufe ausge- stoßen. In der Stadt herrscht große Erregung. Rom. lPriv.-Tel.s Aus Vorstellungen, die Kardinal Kovp nn Rainen des Deutschen Kauers erhob, erklärte der Vatikan sich bereit. den Bischof Korum zur Zurücknahme oder Modi- nzierung seines Erlasses zu bestimmen. Madrid. sPriv.-Tel.) Gestern abend hat die Gendarmerie in Jerez 27 Feldarbeiter gefesselt eingebracht, die unter Irommgen von den Grundbesitzern eine Lohnerhöhung verlangt batten. "Als die Gendarmerie herbeigcrufen worden war, wurde sie angegriisen und mußte sich zurückziehen: sie konnte erst wiede» lommen, nachdem sie verstärkt worden war. Tann verhaftete sie 37 Arbei-er, bei denen anarchistische Flugschriften und Aufrufe gefunden worden waren. London. (Prio.-Tel.) Die Morgenblätter beschäftigen sich sämtlich mit dein Plane der Errichtung einer neuen Flvttenstation an der schottischen Küste und geben unumwun den zu, daß diese Maßregel sich gegen Deutschland richte. Die neue Overationsbasis ist vom nächsten deutschen KriegShasen Wil helmshaven 700 Kilometer entfernt. oariS. ,ü Uhr »ach»!. Ren!« wo.2?'/,. Italiener WZ W Spanier gl 72>/,. Portugiesen TUrken 30,05. Türtenloose 127.25. Ottomanbank 605.—, Ltaatüdahrr —Lombarden —. besser. Varl». Produkte,,n,„rlr. rv„ien rer 22.10. "cr Mai^August 72 40. fest SoirttuS v>r Marz 14 50, ver 2eprbr.-De;dr. 38.—, brh. '-tuool per Marz sl.25, per Leplember-Tezeillder öS,—, matt. Amsterdam. Produkten.«encht. tSeuen ver M.lrz —ver Mai —. GesHaMo-z. Noggen ver März —. ver Mar . VefchästloZ. Oertlicheö und Sächsisches. — Se. Majestät der König hat genehmigt, daß der Ober- Postschaffner Jacob in Jcell^rg das Preußische Atlgemeinc Ehrenzeichen anlegc. — Se. König!. Hoheit der Kronprinz hat Herrn Juwelier RocSner, hier, zu leinein Hofsuwelier und Heer» Schuhmacher- metiter Bock, hier, zi; seinem Hvfichuhmachcr ernannt. — Heute nachmittag 0 Uhr Ivird auf dein inneren Renstüdter Friedhose ein hochverdienter Offizier zur letzten Ruhe gebettet: der am 5. d. Ai. unerwartet am Herzschlage verschiedene Major a. D. Herr Julius v. Ronvron. Der Entschlafene war einer der wenigen noch lebenden sächsischen Offiziere, die aus dem fran zösischen Kriege mit dem Eisernen Kreuze 1. und 2. Klasse und mit dein Ritterkreuz des Militär St. ägeinrichsordens zurückge- kehN, sind. Neben Major v. Rouvroy schreiben Oberstleutnant O. Schucker, jetzt Generalmajor z. D.. und Dr. jur. F. A. Francke in der Geschichte der sächsischen Armee: „Wie mörderisch vor und in dem Torfe St. Privat, insbesondere am nördlichen und nord westlichen Torfende der Kampf tobte, möge man daraus entnehmen, daß z. B. mir der Fahne des 1. Bataillons des 107. Regiments in der Hand nach und nach drei -Offiziere lHauptmann Wichmann und Adiutant Leutnant o. Göy f. Leumam Hahn verwundet) und mehrere Mannschaften sUnterostlzier Thüiiimcl und Feldwebel Schumann st, Soldat Manig schwer verwundet) niedersanken, und erst ein 7. Mann. Gefreiter Hofmann. die Fahne in das Dorf tragen konnte. Mit der Fahne des 2. Bataillons Nr. 107 fielen Hauptmann v. Pape und ein Soldat, Feldwebel Thaßler und Sergeant Donner wurden verwundet, Soldat Götze brachte die Jahne in das Torf. Tie Fahne des 3. Bataillons 2. Grenadier- Regiments Nr. 101 hochhaltend, gab Hauplmann v. Rouvrotz das Signal zuni gluckenden Sturm ans den Lorseingang " — Nach dem soeben erschienenen 33. Jahresbericht des König!. Landes-Medizinal-Kolleginms über das Medizi na lwefen im Königreiche Sachsen im Jahre 1901 sind die Sterblich- ksitsverhältnisse dcS Berichtsjahres noch günstigere als die der Vorjahre gewesen. Während sich für das Jahr 1900 die schon niedrige Sterbiichkeitsziffer von 22,7 pro Mille ergab, beträgt die -terblichkcitSzistfcrIR»! nur 2!,2 pro Mille,bei einer absoluten Zahl der Todesfälle vvn 90081. Ten 90081 Verstorbenen stehen 156861 Lebendgeborene gegenüber und cs hat sonach durch den Uebcrschuß ie Beoölke der Gevorcneii über d:s Verstorbenen di -ea'hz von 66 78:! Seelen erhalten. Im G Ge Akernng einen Zn Vorjahre betrug der ebiirtenüberfchuß 63882. Dabei har jedoch der Rückgang der cburien an sich, der bereits im Vorjahre zu konstatieren war, noch weirer angehalien. es wurden 1702 lebende Kinder weniger geboren als im Jahre 1900. Tie Abnahme der Geburtensrequenz hat sich mit Ausnahme des Regierungsbezirks Leipzig auf sämtliche Bezirke crsirecki und ist auch, wie im Vorjahre, bei der Landbevölkerung eine recht erhebliche gewesen, obwohl sich die auf diese entfallende Gcburlsziiser iimner noch wesentlich böher stellt, als die in den Städten, indes ist der Unterschied zwischen dicien Ziffern bei der städtischen und ländlichen Bevölkerung nicht mehr ein gleich großer w:e in früheren Jahren. Tie Zahl der Totgcborenen hat 5466 betragen. Sehr günsüge und namentlich auch noch bessere Ver hältnisse wie im voransgegangenen Jahre haben die Regierungs bezirke Dresden, Bantzen und Leipzig mit Sterbeziffern zwischen 19,1 und 20,1 pro Mille geboten. Auch ist die Sterblichkeit in fast allen Mckizinalbezirken der genannten drei Regierungsbezirke znrnckgcgangcu. Am geringsten war diese in den Medizinalbczir- kcn Oelsnitz. Dresden-Land und Meißen, wo die Todesfälle nur 16,6, 17,8 und 18,1 pro Mllle betrugen. Wie bisher^schon immer, stellte sich die Sterblichkeitsziffer in den die kleinen Städte und Dörfer umfassenden amtshauvtmanmchastlichen Bezirken höher als in den größeren Städten, für die sie sich nur auf durch schnittlich 19,6 proMille berechnet. Wie in derRegel,war der August der am stärksten belastete Monat, im November dagegen^sind die wenigsten Todesfälle cingctreten, und cs trafen aus das Sommer- Halbjahr 53,6 Proz., aut die Wintermonate 46.4 Proz. der Sterbe- stille. Im ersten Lebensjahre sind im Jahre 1901 4007 Kinder weniger als nu Vorjahre verloren worden. Dagegen ist die Mo» talität in sämtlichen Altersklassen der Erwachsenen, und zwar gleichfalls um 1,6 Proz. gestiegen, obgleich die absolute Sterbe ziffer derselben im Berichtsjahre um 534 abgenommen hat. Was die Ursachen der Todesfälle aulangt, so starben durch Vernn- .ahre und 4S8 »m Alter zwischen 1 und 6 Jahren standen, während - vat 6. Jahr überschritten Mitten. ES sinv dies 261 Todesfälle uiehr als im Bonahre. Eine ähnliche Vermehrung der TodeSsälle wie die Diphtherie zeigte der Scharlach. Die Zahl derselben - - 8H7 gestiegen. Die Todesfälle betrafen 44 Er- gen. ist vvn 301 auf wachsene und 333 Kin! , Mehrzahl der Altersklasse zwischen größten waren di, Verluste im Oktal Pen in den Monaten April und Juni. Masern eine Sieh 'erstorbenen um und von letzteren gehörte die überwiegende tvis" ^ - - tho _ „ 1 und 6 Jahren an. "Am ober und Dezember, am gering. Juni. Ebenso ist bezüglich der Steigerung einaetreten, da sich die Zahl ver hieran - 111 vermehrt yat. Wie immer betrafen die tödlich verlaufenen Malernfälle mit wenigen Ausnahmen Kinder im Alter bis zu 6 Jahren. Nach dem in. Vor,ahre erfolgten Abfall der Zahl der an Ttzphus Verstorbenen von 267 im Jahre 1899 auf 324 ist dieselbe mi Berichtsjahre wieder auf 268 gestiegen. In der Mortalität durch Lungentuberkulose ist »m Berichtsjahre eine ganz erheblich« Verminderung eingetreten. indem die Todesfälle von 7942 im Vorjahre auf 7160 sich verringert haben. Es ist dies die niedrigste Ziffer, die b:S jetzt erreicht worden ist. Von je 1000 Verstorbene» gingen an Lungentuberkulose zu Grunde Personen im Alter von 20 Jahren 21. im Alter von 20 bis zu 60 Jahren 291, im Alter von über 60 Jahren 33; die Zahl der an Krebs Ver storbenen ist auch im Berichtsjahre wieder gestiegen und zwar von 3899 auf 4127. Erkrankungen an Pocken wurden nur in zwei Orten beobachtet, und zwar insgesamt 7 Fälle. Die Influenza hat im Berichtsjahre annähernd dieselbe Ausbreitung und Mor talität gezeigt wie im Vorjahre. Von den genannten Todes- fällen betrafen nicht weniger als 26 Personen über 70 Jahre und nur 18 solche unter 50 Jahren. Der Einfluß der Jahreszeit war nickst zu verkennen, denn vom Juli bis Dezember waren nur 4 Todesfälle zu verzeichnen, während sie in den ersten 4 Monaten des Jahres 55 betrugen. In den Med'jinalbczirkcn Dresden- Stadt und Dresden.Land trat die Krankheit namentlich im Frühjahre in größerer Verbreitung auf und nö-igte zur Schließung einiger Klassen in den dortigen Schulen. zu erheben. — Recht erfreulich tvar eine Erklärung des Staatssekretärs Nieberding in der Donnerstagssitznna des Reichstags. Bekanntlich bestimmt F,559 des Bürgerlichen Gesetzbuches, daß der Ver mieter kein Pfandrecht an denjenigen Sachen des Mieters habe, die der Pfändung durch gesetzliche Vorschriften entzogen sind, also beispielsweise an den iiolwcndigsten Kleidern, Betten und Ge rätschaften. Sehr zahlreich waren die Klagen über die Handhabung des alten Rechts, nach dem der Mieter gegebenen Falles mit leeren Händen ans der Wohnung geben mußte, während der Verkauf der einbehaltcueu Sachen häufig kaum die Gcrichtskosten deckte. Die obcu angeführte Bestimmung des Bürgerlichen Gesetzbuches wurde daher allenthalben niit großer Genugtuung begrüßt. Allein juristischer Scharfsinn batte die wohltätige Wirkung des 8 559 schnell vereitelt: das Reichsgericht erkannte für recht, daß der Ver mieter das unbeschränkte Pfandrecht an dem Besitz des Mieters durch den Mietsvertrag erlangen könne, sobald in diesen eine zeßvrduung zu grrmde liegen, durch sie sehr erheblich beeinträchtigt werden können", und er teilte mir, daß er alles versuchen werde, eine Beseitigung dieses Richterspruches herbcizuführcn. — Wir meinen, bemerkt dazu die „Tägl. Rundsch.", daß der soziale Zweck auch dann noch in Frage gestellt ist, wenn Herr Nieberding zur Zeit seine Absicht erreichte, denn in Zukunft kann ein anderer Zivil senat des Reichsgerichts den beanstandeten RechtSgrn»dsatz wieder ansstcllcii. Biel sicherer wird daher das erstrebte Ziel erreicht, wenn man dem 8 559 einen Zusatz gibt, wie ihn für ähnliche Zwangc-lagen das neue Handelsgesetzbuch bereits erhalten hat, und der einfach lautet: „Vereinbarungen, welche dieser Vorschrift zn- widerlauseii, sind nichtig." — In diesen Tage» weilten der Luftschisser-Jngeniciir Louis Godard mit 'einem französische» »nd seinem deutschen Vertreter in Dresden, imi Anordnungen zur Errichtung des Fesselballons im Parle der deutsche» Städte a u s stell n 11 g zu treffen. Herr Godard hat bei vielen großen Ausstellungen ichon Fessel ballons eigener Konstruktion vvrgefiibrt. er persönlich hat schon 7lO freie Fahrten unternommen. Der im Ausstellungspark während der Ausstellung täglich wiederholt aussteigende, mit Wasserstoifgaü gefüllte Ballon wird sich gegen 500 m hoch erheben Ten Teil nehmer» an der Fahrt <die Gondel »aßt l5 Personen) wird sich bei solcher Höhe eine herrliche Rnndncht darbiete». die zu genießen uni so eiiipseklenswrrtcr ist, ats jede Gefahr bei diesen Fahrten ansgesthlossen ist. Ei» stackes Seil, das einen Widerstand von lOOOO lczr besitzt, hält den Ballon fest und keine Fahrt wird ohne einen ans dem Gebiete der Luftschifffahrt tüchtige» und erfahrenen Vertreter Godards l.Hcnen Eugene Godard und Ad. Mouchcrand! unternommen. Ter Ballon steigt ruhig und langsam ans, so dgß auch ängstliche Gemüter die Fahrt wagen können. 16 feste Verankernngsvunkte halten das Luftschiff. Auch wer den Fahrten zuschanen will, wird dies bei angenehmer Unter haltung !nn können. Mit Herrn Godard war auch Herr Willi. Waltor ans Wien in Dresden, der an der Ansfahrtsstelle ein vornehmes Easo-Restaurant ganz und gar im Wiener Stil er richten wird. In ihm wird speziell Wiener Musik dnrgeboten. — Zu den Erdbeben im Bogt lande schreibt der „Voztl. Anzeiger": Grund zur Besorgnis ist unseres Erachtens nicht vorhanden. Tie Gegend des südlichen VogNandcS ist be kanntlich die erdbebenreichste in Deutschland und wird seit etwa >20 Jahren in jedem Jahrzehnt ein oder mehrcie Mal von E>d- cischiitterungcn betroffen. Tie Uisachc der zaäufiglcit dieser Erscheinung, gerade tn der Gegend zwilchen Hof in Bayern und dem süclrsii'chcn Erzgebirge, glauben die Geologen ans den bis- lie'igcn Beobachtungen über den Verlaus der Erdstöße mit ziem licher Wahrscheinlichkeit erkannt zu habe». Achtet man nämltch auf die geologische Beschaffenheit der betroffenen bogtländischen Landstriche und ans die Richtung, welche die Bodenbewegmig zu »ebmen schien, so ergibt sich, datz die Erdbeben mit dem GesteinS- anfban des Vogtlandes in engem Zusammenhänge stehen. Dein Erzgebirge, das nach Professor ErcdnerS „Schmmpsungstheorie" noch in langiamcr Hebung begriffen ist, lausen kleinere Gcslcins- salten parallel. I» ihnen findet fortwährend noch ein seitliches Schieben und Drängen statt. Wo die Spannung in den starren Masse» zu gioß wird, bersten sie und an schon vorbandcnen Bruchstelle» berschiebe » sie si ch nm rin geringes. Wir ver nehmen diesen Vorgang als Erdbeben mit t a n 0 n en s ch u ß- artigem Getöse. Am häufigste» muß dies auf kleinerem Raume Vorkommen, wo ein Landstrich bcionders reich an Gesteins falten und Berweifaiigen ist. Nun stellt das 'Vogtland in der Tat ein wahies Netzwerk vvn Gcsteinssallen dar. wie die vom Staate veranlaßte Ausnahme der geologischen Karte von Sachse» ergeben hat, und cs läßt sich der Berlans der in den letzte» 20 Jahren im Bogtlande beobachteten Erdbeben mit dem Verlaufe dieser Gesteinssnlten überraschend leicht in ursächlichen Zusammen hang bringen, so daß man vulkanische Einwirkungen nicht anzunehmen nötig hat. Vulkanische Wirkungen wird man überhanvt nur noch in der Nähe der Meeresküsten antrefsen. Ausfallend ist die lange Tauer der Erschütterungen: es wird diele ank 15 bis 17 Sekunden angegeben. Tic Angaben über die Richtung tchwcmken. Es wird sich jedenfalls bald zeigen, ob sich neben Klingentbal und Bcambach ei» drittes Schütterzentrum in Plauen gebildet Kat. oder ob die in de» letzte» Tagen vier ver spürten Ertchüttcrungen nur Begleiterscheinungen bcrseiiigen rin nördlichen Vogtland«: sind. Vis letzt hat sich das ErichüktemngS- gebict ausgedehnt ans die Ortschaften Arnoldsgrü» bei Schöneck, lkniermchseiibera. Marknenkirchen, Erlbach, Karlsbad. Brambach. Rann bei Brambach, Schönderg am Kavellcnberg, Adorf, Oelsnitz i. V.. Ellesclv. Asch. Eger. Kaiidclhof. Hof, Greiz. Reicheiibach. Zwickau. Annaberg. Graslitz. Klingciiiha!, Schöneck. Morgcnröthe- Rantenkranz, Falkenstein, «Lcknadcrbach. Bcuiwdvbra. Grünhcrtn. Schnccbcrg. Müllen S Niclas b Zwickau, Geher, Crimmit schau rc. Die letzten beiden Schütterperiode» des Vogtlandes. fallen in den Heibst 1897 und den Juli-August 1900. Erstrecktes sich der Wirkungskreis veS Erdbebens im Jahre 1897 vom Ljogt- ü, Erdbrbenschwürme leitete unterirdisches Donner« et», dann erkolglen während mehrerer Tage zunächst einig« wenige, später rahtreicherc. z. T. stärkere Stöße, bis diese tn einen oder zwei Hauptstößen ihre Höhe erreichten. NaH »tele» b^innt «tn» mrhr oder we^ngrc Zrittwtichenräume zwischen den aus. .'er «ine. und^ zwar der energischste der. ibenherg-Untkriachien e». liegt in der Gegend Graslitz Ewenberg-Unterlachtenberg, ander,, schwächere, in dem Landstrrch« Brambach-Schönberg- >. die sich beide schon längst als selbständige chronuche Schütter- rasche Abnahme der Erddebungen. ihnen werden mt» Donnerro wieder einstellt von zwei Herd selben, " der, Al» . ^ ... bewähren. - " von der gemeldet: . - . - . . sttt dem ,8. Februar auS dem Bogtlande berichtet wird, den Beginn einer Schültrrperivde bilden dürften, wird durch Berichte und ieismomelrische Auszeichnungen bestätigt. Die außerordentlich deut liche» und kräftigen Ausichläge. welche unser Seismometer am 4- Mär^ früh 9 Mtnuten vor 2 Mir gelieirrt bat. rühren von einem Stoge her. den webe» eintressende Berichte in berug aus Hefttakelt den stärksten der Schiutervertode vom Herbst 1897 gleich schätzen. So wurden i» Brambach viele Schlafende erweckt und tm Bett söcmlich aenhüttelt» Fenster und Oese» zitterte», leichte Gegenilände bewegreu sich, die Häuser erbebren m ihren Grund- veue». Außer dieiem iebr kräftigen Stoße wurden »1 der näm lichen Nacht »och mehrere leichte vrtjpürr und auch hier in Leipzig ausgezeichnet. Nach den Registrierungen unsere» Seismometers,st »nn aber die vergangene 'Nacht noch wesentlich unruhlger gewesen. Nachdem bereits gestern i» der 4.. 5. und 6 NachmrtlagSftunde sich >e ein Stoß deutlich bet uns ausgezeichnet halte, gelangten ngchtS gegen >',10. um 10 und heute früh 6 Uhr Erdbevenwelle» zu u»S. wie sie von gleicher Starke das Leipziger Seismvmeier vom Vogrlande her nvch nicht beetnslußt haben. Zwei etwas wenigrr kräftige Stöße machten sich ferner 5 bezw 6Btt»uten nach ll llyr bemerllich. und außerdem laste» sich leichte Ellchutterunge,, nvch in größerer Zahl aus unserem Papierstreifrn konstatieren. 'Nach der Art lbrcr Auszeichnung zu schließen, müßten die Stoße >/,tO. um 10 und früh 6 Uhr von geradezu besipietwirr Heftigkeit gewesen »ein. dvch braucht, nach den seitherigen Auszeichnungen vogliändischer Stoße z» schließen, die Art der Registrierung nicht der Intensität zu eistwtccve». mit der sich die Erschütterungen im Bogtlande selbst bemerllich machen. Jedenfalls gebe» dicse neuesten jeismomeiriscben Notierungen 'Anlaß, dre Bitte um Ein sendung lnniichst reichlicher und uinsastenver Berichte an die gevwgiiche LandeSanflalt sLeipzta, Talstrnße 85, 2.) zu erneuern. — Im einzelnen liegen noch folgende Meldungen vor: In Asch wurden nach eurer 4lägigen Pause in der Nacht zum Donnerstag neuerliche Erdstöße verspürt, von denen der, welcher um 1 Uhr 52 Minuten nachts erfolgte, von geradezu erschreckender Heftigkeit war. Tie ruckartige Eychütterung war so stark, daß die ganze Bevölkerung aus dem Schlafe geweckt wurde. Dem Erd stöße ging ein deutlich wahrnehmbares unterirdisches Rollen in der Richtung 'Nordost-Südwest voraus und dann war es, als ob eine ungeheure Erdlawine in einen Hohlraum im Innern der Erde abstürzen würde. Tem heftigen Stoße folgte ein etwa 10 Ec- künden lang andauerndes Erzittern des Erdbodens, welches das Gefühl der Unsicherheit noch erhöhte. Im Laufe der Nacht wurden noch mehrere, jedoch schwächere Erschütterungen verspürt. Der um 1 Uhr 52 Minuten crsvlgte Stoß war nicht nur der stärkste der mung bei der Bewohucrschcifl eingclehrt ist. In der darausfolgen, den Nacht erfolgten neun Stoße von großer Gewalt Die Be völkerung befand sich infolgedessen in großer Aufregung. — In Preßnitz wurden am Donnerstag abend um 10 Uhr mehrere Erdstöße verspürt und zwar zuerst ecu schwächerer, der sich wellen förmig in der Richtung von 1V271V. nach 080. fortbcwegle: diesem folgte nach zehn Minuten ein zweiter und gleich darauf ein dritter Stoß, welch letzterer von jo außerordentlicher Heftigkeit war, daß in den Wohnungen Möbel, eiserne Oefm und Lampen ins Schwanken gerieten und Gläser in den Schränken aneinanüerschlugcn. Dian hatte das Gefühl, als ob ein Eisen- bahnzug stark gebremst würde und dann mit einem plötzlichen Ruck zum Stehen kommt. Am Freitag um 6 Uhr morgens folgte ein vierter Stoß, der aber bereits von minderer Heftigkeit war. Biele Leute flüchteten in der Nacht auf die Straße, in der Be fürchtung, cs könnten noch weitere und stärkere Stühe Nachfolgen. Als im iFahre 1897 im westlichen Erzgebirge und im sächsischen Bogtlande zahlreiche und mitunter äußerst heftige Erderschiiticr- ungcu wahrgenommen wurden, hatte man in Preßnitz nur einen einzigen ganz schwachen Erdstoß verspürt. — Auch in Karlsbad nahm man am Donnerstag abend um 9 Uhr 38 Minuten, um 10 Uhr und 11 Uhr, ferner oin Freitag früh 36g Uhr, um 6 Uhr besonders starke und 12 Minuten später ganz leise Erschütterungen des Bodens wahr. Während abends die Beben scheinbar die Richtung von Süden nach Norden zeigten, wichen diese am Morgen etwas mehr nach -Osten ab. Der Stärke nach steht das Beben vom Freitag früh 6 Uhr obenan. 'Daran reihen sich jene um 11 Uhr und dann nm 9 Uhr 38 Minuten vom Donnerstag abend. Die Wirkung dcä um 6 Uhr früh erfolgten Bebens äußerte sich in der bekannten Weise, nur daß diesmal auch schwere Gegenstände, wie Kleiderschränke u. a. gerüttelt und ins Schwanken gebracht wurden. Bei den Uhren mit Schlagfedern begannen letztere leise zu erklirre». 'Vielfach fiele» Gläser von den Geschirrschränken herab. Selbstverständlich wurde die Bevölkerung aus dem Schlaft aufgeschreckt. ES war ein eigentümliches Gefühl, wenn man in dem schwankenden Bette erwachte. Besonders wurden die Beben auf dem Hochplateau von Espen tor sehr stark empfunden: in den dort gelegenen Ortschaften rst bei vielen Häusern der Verputz vvn den Wänden licrabgefallen. — Die Königl. Geologische Land esa n sta lt zu Leipzig. Thajstraße 85, veröffentlicht folgenden E rd b e b c 11 a u fr u f: Die Eiderichnttcriinge», welche lest dem 13. Februar im 'Vogtland beobachtet werde», haben in den letzten Tage» zum Teil eine so beträchtliche Starke eruicht. daß sic wahrscheinlich in einem sehr großen Teil Sachsens. Böhmens und der thüringischen Staaten fühlbar gewesen sind. Von den seitherigen Stößen dürsten die vom 4. März nachts 1 Uhr 50Min., vom 5. Mär; abends >/<>10 und um lO Uhr, sowie vom 6. März morgens 6 Uhr nm allgemeinsten bemerkt worden lein. Dieselben sind ebeiüv wie solche in der vergangenen Nacht <bom 6. znm 7> durch das Seismometer der Erdbebcnstation Leipzig in deutlichster Weise ausgezeichnet worden. Im Jisteressc der Wissenschaft ergebt an alle dieienigen. welche die seitherigen Stöße geiühlt haben nnd etwa noch eintretende zn beobachten in der Lage sind, die Bitte, über ihre Wahrnehmungen an die oben angegebene Adresse be richte» zn wollen. Erwünscht ist namentlich die Beantwortung folgender Fragen: Ort^ Datum dcS Erdbebens 7 Zeit des Ein tritts imöglichst nach Stunde und Minute, vormittags oder nach mittags!? Ort der Beobachtung (im Freien, zu Hans, in welchem Stockwerk! ? Zahl und Toner der Stöße? Richtung derselben? Welche Wirkung hatte das Beben auf Menickieii? Tiere? evcnt. auf Gebäude? Quelle» ? Brunnen u. s. w.? War Rollen oder Donner wahrnehmbar? lande weit binans bis ins Egerlnnd. den Kaiserwald, das Tepler Hochland, das Fichtelgebirge und das Erzgebirge, so tönten die Wellen des Erdbebens von 1900 bereits nn Umkreise des Vogt« landrs ans und machten sich nur in einem Falle bis nach Anna« berg bemerllich. Die 52tägme SchÜtterprriode des Sommer» 1900 setzte sich au- zwei, durch ein« Unterbrechung von sieben Tagen Erddebenfchwärmen zusammen. Jeden dieser beiden getrennten — Die Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen veranstaltete Freitag nachmittag in den „Drei Raben" ihre letzte Gesellschafts-Versammlung in vielem Winterhalbjahre, welch« wie alle früheren wiederum sehr zahlreich besucht war. Unter anderem waren erschienen die Herren Geh. Rat Dr. Roscher. Geb. Regicrnngsrat Münzner, Geh. Hofrat Professor Dr. Nobbc, Geh. Oekonomierat Professur v. Langsdorfs, Geh. Oekonomic- rat Käferstein. Nach Begrüßung der Versammlung durch den Vorsitzenden Herr Wolde, Verlesung und GenchmigunadeS letzten Sitzungsprotokolls und Ausnahme von vier neuen Mitgliedern, hielt Herr Geb. Hofrat Professor Dr. Kcllner-Möckern «inen Vor- trag über „Die Nährwirkung einzelner' Fulterbestandteile und ganzer Futtermittel". Redner skizzierte zunächst in wenigen Worten den bisherigen Entwicklungsgang der Jüttcrungslehre überhaupt und besprach dann in rem fachwissenschastlichen Ausführungen auf Grund eigener Versuche eingehend den Nährwert der einzelnen, in reiner isolierter Form gereichten Fntterbestandteile. wie Stärke mehl, Rohfaser, Strohston, Rohzuckernachprodukte, Melasse, Erd- nußbl, Protein usw., erläuterte auch genauestens die von ihm beobachtete Wirkung der konzentrierten Futtermittel, sowie der Rauhfutterstoffe. Zum Schluß erörterte Redner noch di« prak tischen Maßnahmen, welche sich auf die neuerworbenen Kennt nisse gründen. An den mit vielem Beifall ausgenommenen Vortrag schloß sich «ine strrze Aussprache deS Herrn Oekonomie rat» Andra-BraunSdorf.
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