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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.09.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260921015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926092101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926092101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-21
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.09.1926
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Vk«,«ag. 21. Lepiember 102« — »Drerdner Nachrlchlev" — Nr. 44Z Sette 8 100 Jahre Tiuke. A>« Ivo iährige» Jnbiläu« s-»nha»»isch«, Ttnte«s«»rik i« Losch«ttzgr«n». wer in alten Schriften blättert, findet oftmals solche, beren Schrtstzetchen verbltchen und kaum mehr lesbar sind. Dieser Uebelstanb liegt an brr Unzulänglichkeit beS Schreib- stosfe». mit bem sie einst geschrieben worben waren. Beringe Lichtbestänbigkeit, Neigung zur Trübung, vor allem aber mangelnde Fähigkeit de» Glosse» sich mit dem Papier zu ver binden. sind die Hauptursachen des AuSlüschenS der Schrift. Man kannte zwar im Altertum und im frühen Mittelalter sehr wohl Schreibflüssigkeiten. die diese Fehler nicht aufwiesen, doch scheint daS Rezept ihrer Herstellung, zum mindesten aber das Bindemittel, in Bergessenbeit geraten zu sein. Jedenfalls können die später gebräuchlichen GuSpensionStinten nicht mit dem früheren Material konkurriere». Hier Abhilfe geschaffen zu haben, tst da» Verdienst von Christian August Leonhardi. Er war rin Grtmmaer Kind. Sein Vater war Lehrer an der FUrstenschule St. Augustin. Nach beendetem Studium kam unser Christian August in die-alte Bergstabt Fretberg und gründete hier 182a eine Fabrik chemischer Produkte. Schon sehr srüh warb sein Interest« geweckt für die Herstellung einer allen Anforderungen genügenden Tinte. So widmete er denn von Anfang an jetzt diesem Zweig seiner Fabrikation di« größte Aufmerksamkeit. Trotz aller Mühen blieb der Erfolg lange au». E» bedurfte jahrzehntelanger Versuche, ehe das Ziel erreicht war. Aber mit zäher Energie arbeitete Leon- Hardt weiter. Er hatte inzwischen seine Fabrik nach Lotchwitz bet Dresden verlegt. In dem idyllischen Loschwitzgrund gab eS eine verfallene Glashütte und eine ehemalige Silber- schmelz«. Diese hatte er erworben und für seine Zwecke aus gebaut. Beide bildeten da» Haupthau», da» heute noch steht und bedeutend erweitert sowie umgestaltet den Grund der jetzigen großen Fabrik bildet. Bei seinen Versuchen batte der junge Fabrikherr vor allem im Auge, daß leine Tinte ltchtbeständig sei und so fest -aste, daß eher da» Papier verginge, al» die Schrift verlösche. Endlich im Jahre 185Ü fanden die heißen Bemühungen den verdienten Lohn. ES war Leonhardi gelungen, eine metallische Verbindung herzustellen, die er nach ihren Bestandteilen EisengallnStinte nannte. Diese Vermischung de» Gallapfelsaftes mit dem Eisen verlieh dem neuen Material alle die Eigenschaften, die der Erfinder von ihm forderte. AVer der Meister ruhte nicht. Er hatte sich al» Wahlspruch gesetzt: Leonhardtö Tinten sind die besten. Ihm getreu handelte er. Die Tinte sollte noch leichtflüssiger werden. Außerdem suchte er ihr eine Tönung in grün-blau zu geben, die dem Auge wohltat. So entstand neben der Gallapfeltinte die rein metallische Alizarintinte. Daneben traten dann bald auch die farbigen Tinten und später die stark konzentrierte Kopiertinte. Da die Erzeugnist« der Loschwitzer Fabrik wirklich gut waren, wurden sehr bald die Behörden, dt« ja damals aus schließlich unergründliche Tintenfässer besaßen, auf da» junge Unternehmen aufmerksam. AuS der bescheidenen Anlage er wuchs da» WeltbauS. besten Produkte seit Jahrzehnten in alle Länder gehen und den Qualitätsruf deutscher Arbeit schassen halsen. Diese Entwicklung bat der Gründer freilich nicht mehr erlebt. Aber eS tst für die Firma von ausschlaggeben der Bedeutung geworben, baß ihre Leitung nun schon bet der vierten Generation der Familie liegt: ja. eS darf sogar vcr- raten werde», daß die fünfte im Loschwitzer Kinderparadies heranwächst, um dermaleinst echte Pfleger und Träger der überlieferten Tradition zu werben. Und diese Tradition tst eben daS Motto des Stammvaters: „LeonhardiS Tinten Nnd die besten." In aller Welt ist e» bekannt und anerkannt, wie e» ja auch da» Wahrzeichen der Firma tst: Der Schulbub mit der erhobenen Tintcnflasche. Mit bem Wachsen des Deutschen Reiche» wuchs der Wirkungskreis de» Hauses Leonhardi. AIS dann d«S Reiche» Herrlichkeit in Trümmer sank und der jähe Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft alle Hoffnungen zunichte mochte, traf auch die Weltfirma diese Umwälzung schwer. Riesige Absatz gebiete gingen verloren. Die Produktionskosten stiegen ins Unermestene. Da verlieh da» Leitprinzip b«" (fräst und Widerstandsfähigkeit zum Durchhalten. Mit Genugtuung kann die Firma feststrllen, baß der QualitätSruf dem Aufbau verschütteter Verbindungen fördernd zur Seite steht. Briefe an? aller Welt zeigen, daß ein gewaltiger Kreis treuer Ab nehmer daS altgewohnte Erzeugnis wieder zu verwenden wünscht, und baß des Gründer» Auffassung heute mehr als je gilt, baß Qualität über alles geht, baß der Geschäftsfreund nicht überredet, sondern durch die Güte der War« überzeugt werden müsse. Go möge denn Leonhardi» HauS und Werk weiterschaffen unter seinem Wahlspruch: »LeonhardiS Tinte« sind die beste».* ! Das sächsische San-werk un- Gewerbe. Der Berban-SächsischerGewerbe-undHand- werkerverrin« hielt vom Freitag bi» Sonntag, wie bereit» kurz berichtet, seine 81. Jahreshauptversammlung in G r o ß r ö h r S b o r f ab. Vertreten waren gegen dO Vereine au» allen Teilen Sachsen». Der Hauptversammlung am Sonn abend wohnten zahlreiche Vertreter der Behörden bei, u. a. der KretShauptmannschast Bautzen, der Amtshauptmannschaft Kamen-, der Stadt GroßrührSdorf, der Handels- und Gcwerbe- kammern. de» Sächsischen Gubmissionsamtes u. a. Sir wurden vom Landesverbandsvorsitzenden Schäfer (Leipzigs be grüßt. Das erste Referat hielt der Lehrbeauftragte an der Handelshochschul« Leipzig, Dr. Karl Thalheim. über Deutschlands Wirtschaftslage nnd seine wirtschaftliche« ZnkunstSmöglichkeiten. ' Die beiden für die Zukunft wichtigsten EntwicklungS- tendenzen sind die außerordentlich gesteigerte Bedeutung Nord- amertkaS als Exportland für Jndustrieerzeugntste und die In- dustrlallsterungStendcnz der Agrarländer. Ebenso entscheidend für die Zukunft tst die Reparation, dt« Deutschland auserlegt tst. Notwendig tst die Nationaltsterung tu der Wirtschaft. Das ArbettSprogramm der Regierung bezweckt Jnnensiedelung und Belebung deS Baumarktes. Es darf sich Deutschland nicht einseitig auf Weltwirtschaft oder auf den Jnnenmarkt ein stellen, sondern beides berücksichtigen. Ein breiter Bauern wall wäre Schutz gegen das Polentum und gleichzeitig Absatz markt für Industrie, Handel und Gewerbe. Die Wirtschafts politik darf nicht einseitig Industrie-, insbesondere Groß- industrlepolittk sein, sondern ein breiter Mittelstand ist der sicherste Träger sozialen Friedens und die beste Gewähr für eine organische gesunde Metterentwickelung sind nicht Trusts und Kartelle, sondern eben der Mittelstand. Notwendig ist freilich eine BerufSnmstellung. Die deutsche Arbeit macht kein Volk uns nach, auch Amerika nicht, nur muß jeder wieder Achtung bekommen vor der ehrlichen Arbeit. Wenn jeder an seinem Teile leine Pflicht tut. dann werden wir die jetzt noch so düstere Zukunft zwingen. An »weiter Stelle sprach Syndikus Johannes Bern dt (Gerai über Der Wieberanfbau des gewerblichen Mittelstandes und die soziale Fürsorge. Die Aufgabe der Gewerbe, und Handwerkervcreine ist, wuS den Trümmern der Wirtslhaftskatastrophe ein Neues zu bauen. Viererlei ist dazu nötig: persönliche Arbeit,, Steuererleichte rungen, Zusammenschluß und soziale Fürsorge. Der alte BerufSstolz. unter dem das Handwerk goldenen Boden hatte, muß wieder großgezogcn werden, auch die noch Außenstehen den müssen ln die Nethen treten. Nachdem die staatliche Für sorge schon 1881 inS Leben gerufen worden mar, griff das Handwerk und Gewerbe den Gedanken, eigene berufsständtsche soziale Fürsorge zu treiben, auf den Handwerks-und Gewerbe- kammertagen in Nürnberg und Hannover auf. Der dort ergangene Appell hat Früchte getragen: Handwerk und Ge werbe verfügen heut« in Deutschland über 15 große Fürsorge- anstalten. Ein 'jusammengchen mit der staatlichen Fürsorge ist abznlehne«, weil bei Handwerk unb Gewerbe andere Vor aussetzungen bestehen, wie bet der Arbeiterschaft. Es werden erfreulicherweise immer neue Jnnuugskrankenknssen inö Leben gerufen, um den gewerblichen Nachwuchs aus der staat lichen Fürsorge herauSzuziehen. Der soziale Gedanke muß immer mehr htneingetragc» werben in den Mittelstand, denn in ihm tst lebendig, was Deutschlands Zukunft sichert: der denkende Geist, die schassende Hand unb die sittliche »rast. An die mit lautem Beifall ausgenommen«»! Vorträge schloß sich eine eingehende Aussprache, in der immer wieder die Not wendigkeit des Ausbaus der sozialen F-üriorge betont wurde. Gleichzeitig wurde versichert, daß der Mittelstand auch weiter hin am Wiederaufbau Deutschlands Mitarbeiten will, nur darf n»an seine Existenz nicht untergraben. Ter Mittelstand hat eine Macht tn den Berufsorganisationen und wird sich durchzusetzen wissen. Nach der Mittagspause sprach Dr. Hans Zimmer (Dresden) über „Das Problem des handwerklichen Zeitnngs- wesenS". Er beleuchtete mit reichem statistischen Material die Vielgliedrigkeit des Aeitungswesens und betonte, daß die Fach zeitung eine unbedingte Notwendigkeit für Handwerk nnd Ge werbe ist, daß ihr aber zugcscllt werden soll die allgemeine Handwerker- und Gewerbezeitung. Nach dem vom Vorsitzenden erstatteten Jahresbericht umfaßt der Verband »2 Vereine mit 14 616 Mitglieder». Dem Vorstand wurde Entlastung erteilt, der Hauöhaltplan für das Jahr 1926'27 wurde genehmigt. Vom Kassenbericht nahm man Kenntnis, ebenso vom Bericht über die Prcußker- und Wettin-Stiftung. Schars kritisiert wurde die Haltung Prof. Dr. Kästners tn Fragen der Besteuerung der Konsumvereine im Sächsischen Landtag. Eine längere Aussprache entspann sich über die L a d e n s ch l u ß z e t t e n an Wochentagen und die Sonntagsruhe, speziell tin Friseurgeivcrbc: die Meinun gen waren geteilt. Einerseits wünschte man längeres Ossen- halten der Läden, namentlich die Vertreter von Bcrustadt i. S-. anderseits gab man seiner Freude über die endlich erkämpfte Sonntagsruhe Ausdruck. Der Verband als solcher lehnte ent sprechende Anträge ab und empfahl, die Angelegenheit örtlich zu regeln. Auch gegen das Pfusch crtum nahm man Stellung und regte an, diesem noch mehr als bisher zu Leibe zu gehen, doch die Errichtung einer Zentralstelle, die Be schwerdenmatertal hierüber verarbeitet, wie es von Königs- brllck angeregt worden war, lehnte man ab. desgleichen einen Antrag Obercunnersdorf betr. eine höhere Auf- bzw. Um wertung sämtlicher Guthaben. Endlich wurde über bessere Ver tretung von Handwerk, Handel und Gewerbe in den Steuer ausschüssen beraten. Der Vorstand wurde wiedcrgewählt. Der Verbandstag 1927 soll in Coswig bei Dresden, der 1928 in Marienberg stattfinden. Im Anschluß an die Tagung fand ein Unterhaltungsabend im Hotel Hauffe statt, der einen recht stimmungsvollen Ver lauf nahm. Der Sonntagoormittag wurde ausgcfüllt von Be sichtigungen der Stadt und einiger industrieller Betriebe, wäh rend der Nachmittag die Teilnehmer zu einer Fahrt nach Stolpe» znsammenführte. Neues vom gSrlnerischen vehrlingswefert. Die Fachkammer für Gartenbau weist darauf hin, daß zu den Gehilsenprüsungcn der Fachkammer nur Lehrlinge aus anerkannten Lehrgärtnereien zugelassen werden. Auch an den Lehrltngsfahrten, die die Fachkammer in jedem Sommer veranstaltet, können nur Lehrlinge auS anerkannten Betrieben teilnehinen. Es sollten sich deshalb Eltern und sonstige Er ziehungsberechtigte. Bormundschastsbehördcn und andere Stellen, denen an der Ausbildung von Gärtnerlchrlingen ge- legen ist, vergewissern, ob die betreffende Gärtnerei anerkannt ist oder nicht. Die Fachkainmer hat zu diesem Zweck ein neues BerzetchnisderanerkanntenLehrgärtnereten im Freistaat Sachsen herausgegeben, das zum Preise von 50 Pfg. von ihrer Geschäftsstelle, Dresden, Sidonicnstraße 14, bezogen werden kann. DaS Verzeichnis enthält auch eine Zu sammenstellung der Rechte der anerkannten Lehrgärtnereien und der Vorteile, die die Lehrlinge solcher genießen. Weiter hin wird darauf ausmerksain gemacht, daß allen gärtnerischen Lehrverträgen in Sachsen das Lehrvertragsmuster der Fachkammer zugrunde zu legen ist. von dem jetzt ebenfalls eine Neuauflage erschienen ist. Ein Satz Lehrverträge ldrei Stück) kostet 80 Pfg. Jeder Lehrvertrag muß mit dem Genehmi gungsvermerk der Fachkainmer versehen sein. Lehrverhält, nisse in ntchtanerkannten Lehrgärtncreien oder ohne Benutzung deS genannten LchrvertragsinusterS kann die Dachkammer nicht mehr als gültig anschen. — Außerdem hat die Fachkammer Fragebogen herausgegeben, die in solchen Fällen, tn denen eine ärztliche Untersuchung des zukünftigen Lehrlings erforderlich ist, dem Arzte Anhaltspunkte geben sollen. Auf diesen Fragebogen, die von der Fachkammer kostenlos ab gegeben werden, sind auch die körperlichen, geistigen und sitt- lichen Anforderungen aufgezählt, die heute vom gärtnerischen Nachwuchs verlangt werden. In diesem Jahre haben aus Anlaß der Jubtläums- Gartcnbau-Ausstellung zwei je zweitägige Lehrlings fahr te n nach Dresden, veranstaltet von der Dachkammer, stattgefunden. An der ersten, vom 20. bis 21. August, nahinen 102, an der zweiten, vom 27. bis 23. August, 104 Lehrlinge auS allen Gauen Sachsens auf Kosten der Fachkammer teil. In kleineren Gruppen unter sachkundiger Führung wurden außer der Ausstellung einige Mustergärtnereicn in Dresdcn-Laube- gast, der Große Garten und die Altstadt besichtigt. — Die dies jährige Herb st Prüfung der Gärtnerlehrlinge (Gehilfen- prüfung) findet am 27. September in Dresden statt, und zwar die mündliche Prüfung vormittag» 10 Uhr im Nrtushof, Fürsienstrabe, und die praktische im Anschluß daran in der Gärtneret des Herrn Paul Hofmann, Geissngstraße. — Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Fachkammer alle Berufs beratung» st eilen im Lande durch dag LandeSamt für Arbeitsvermittlung gebeten hat, nur anerkannte Lehr- gärtneretcn zu berücksichtigen, bei dem zuständigen Mini sterium beantragte, zu veranlassen, daß die Vormundschafts behörden nur Lehrverhältnissen mit anerkannten Lehrgärt- nercien ihre Zustimmung geben und den Fach- und Berufs- schulen empfohlen hat. bet der Aufnahme neuer Schüler in erster Linie Lehrlinge aus anerkannten Lehrgärtnereien zu be rücksichtigen, eins glllv vebksliefslimg ist o», Wgan sin tscligsscMfl ssit öslicrsdnlsn M ösn ssul gsnisöt, scssscisssige -cdsit ru lscligsn. ! llsnksn 8i» ösrsn, «snn 8is sin /iugsngiss ds- 1' nötig»», uns Knuten 8i» dsi >, IWWW prngar Stral» re de» ermüdenden „Giovinezza".LtedeS überdrüssig wurden, veranstaltete Mussolini ein Preisausschreiben für eine neue Nationalkmmne: aber dieser Wettbewerb batte einen kläg- lichcn Mißerfolg. Auch Rußland tsi auf der Suche nach einer neuen Nationalbnmne. s Internationaler KSnstleranStanfch. Zwischen der be- rühmten französischen Porzellanmanusaktur in S-vrcs und der dänischen Porzellanfabrik von Bing L Groendal ist ein Abkommen zustande gekommen, die an den beiden Manufak turen tätigen Künstler kür gewisse Zeiträume anSzutanschen Die Kopenhagenrr Firma beabsichtigt, zunächst den Bildhauer Jean Gauguin, einen Abkömmling der berühmten französischen Künstlersamilie. nach SsvrcS zu schicken. Ueber den fran zösischen AuStauschkünstler ist noch keine Bestimmung getroffen. Münchener Dtlderboaen. Die Kammerspiele — 48 neue Kinos — QktoberfeP — Jung bleibe«! — Der Dur-Sakko. Am 1. September sind die Münchner Kammer, sptele geschlossen worden: München ist damit um ein Theater - vielleicht um das beste — ärmer geworben. Jetzt haben wir. abgesehen vom StaatSschauspiel. nur noch da» Schau- spielhaus al» einzige» Prlvatlheater: man sollte meinen. daS sei für die größte Stadt Süddeutschland» etwa» wenig, unb wo sechshunderttausend Menschen zusammenwohnen, müßte eine zweite Bühne lebensfähig gewesen sein. Aber e» ging eben nicht. Die Entwicklung der Dinge tst lehrreich. Anno Jbkcn war da» Schauspielhaus tonangebend unb hochmodern: dann wurde, lm Jahre 1611 ln der Aiiaiistensiraßc da» „Lust- svIelDauö" aufgemacht: der Erfolg war nicht groß, und ein versuch, e» unter dem Titel ..Der große Wurstel" (nach dem Muster des Pariser Grand Muignol) auf festere Beine zu stellen, mißlang völlig. Da taufte man da» Theatcrchcn tm Jahre 1618 unter der Leitung Ziegel« in .„Kammerspirlc" um. machte sich den modernen Stil zu eigen, spielte Strtndberg tn blendenden MuNeraiisführungen — nnd schon waren der Ruk und Ruhm da: unter FnlckenbergS Führung blieb daS müh. lam Errungene bis in die Gegenwart bewahrt, trotz der Unannst der Zelt. Dagegen wurde da» Schauspielhaus in der Marimillanstraße schwächer und schwächer — und jetzt tst es ,'o weit, daß die Kammerspiele ihr kleine» HauS verlassen und In da» bet weitem größere in der Maximilianstraße um ziehen. Etngeggiigc» ist also eigentlich daS Schauspielhaus: niemand wird ihm «ine Träne nachwcinen. dagegen hofft man. baß da» Falckenbergsche Ensemble sich noch weiter au», dehnen und verbessern wird. Natürlich kommt tn da» alte Haus an der Augustenstraße ein Kino! Im Jahre 1626 wurden bisher nicht weniger alS dretunbvierzig neue Lichtspieltheater für München genehmigt: zum großen Teil sind das Ricsenunter- nehmungen mit tausend und mehr Sitzplätzen (unterdessen muß die eine der Privatbühncn die Bube -»machen). Schwa- bing, das bisher von der Kinoseuche ziemlich verschont ge blieben war. scheint die Flimmerkrankheit endemisch zu be- kommen: in ein paar Monaten werden sie aufeinanderklebcn wie die Wespennester. Wer soll eigentlich hineingchen? Ich schätze, daß es sehr bald einige Pleiten geben wird. Nun — vielleicht bekommen wir dann ein abgelegtes Kino und können daraus wieder eine Svrechbühne machen. Der unverständige Bürger meint, es wäre am Ende besser gewesen, statt drei- undvierzia nur vterunddrcißlg KtnoS zu bauen, und für den Rest Wohnungen zu beschaffen. Denn eS gibt immer noch sechSköpftge Familien, die in zwei sogenannten Zimmern Hausen müssen, und wenn Ich mir für meine Sammlung origineller Inserate das folgende auSschneidcn kann: „AcltereS Brautpaar, kinderlos, sucht möbliertes Zimmer mit Koch gelegenheit ..." — dann beleuchtet dteser naive kleine Satz die Wirtschaftslage wahrscheinlich zuverlässiger als die Laternen der drelnnbvterzig Kinos. Aber lieber Himmel, was sind das für Sorgen! Die Hauptsache ist. daß daS Oktoberfest nicht verregnet. ES beginnt am kommenden Sonnabend, und well eS — unglaub- lich. aber wahr — schon seit ganzen vier Wochen nicht mehr geregnet hat, hegt man bange Befürchtungen. Auf der Theresienlvlese ist bereits eine Stadt sllr sich entstanden. Die Großbrauereien haben ihre Rtesenpaläste aufgebaut, unb schon richten die Bierführer die Prunkgeschirre für ihre Rösser her. damit sie die Fässer peitschenknallend und mit dem nötigen Pomp auf die „WIes'n" fahren können. In anderen Städten, wo ständige Rummelplätze sind, würde daS Okto-berfest viel leicht Im üblichen Trubel verschwinden: München aber hat nur dieses eine und feiert eS mit wahrer Hingebung. Aller dings müßte ich nicht, wo in der Welt eS bessere Steckerlfische und Brathendln gäbe als hier, und e» gehört zur geheiligten Neberlieserung, daß selbst -te ernstesten Familienväter zur Wiese hinauöpilgern und sich — neben einem in sehr bürger- lichen Grenzen gehaltenen Räuschchen — einen ordentlichen Schnupfen holen: denn mag der Tag auch noch so schön sein, die Abende sin- tn dieser Jahreszeit schon heimtückisch kalt. Meine Tante Pauliiichen. eine der reizendsten alten Frauen, die man sich denken konnte, hat eS an sich erfahren müssen: mit ihren Bicdermcier-Ringellöckcheii laus jeder Seite drei) und ihrem Kapotthtttchc» mußte sie durchaus ausS Oktober- fest. obwohl sie schon sechSunbachtztg Jahre auf -em Rücken hatte, und da bekam sie thren letzten Husten und sagte: „Hab' ich es denn nicht gewußt, Kinder: ich werde nicht alt!" Man steht daraus, daß die Welt sich eigentlich weniger ändert, als man denken sollte„und daß es ungerecht ist, nur den heutigen Frauen nachzusagen, sie wollten nicht alt werden. Allerdings äußerte sich damals das Bedürfnis, jung zu bleiben, tn stilvolleren Formen: aber -ie stille Tragödie ist immer die gleiche. Wil-e hat sie einmal auf die Formel gebracht: „Das Tragische ist nicht, daß mir alt werden, sondern daß wir jung bleiben!" Jene Dame im weißen Hut und jener Herr, der am Marienplatz einstieg, finden sich- (falls ehrbare Annäherung gestattet) heute noch genau so wie zu Groß mutter» Zelten, nur auf weniger gewundenen Umwegen. lin der Mond unb die dunklen Wege Im Englischen Garten leisten allezeit die stummen Dienste. Freilich findet man hier und da ganz besondere Gewächse. Ich gäb' was drum, wenn ich nur wttßt', wer jener Herr gewesen Ist, der vor einigen Tagen auf der „EselSwiese" einer großen Münchner Zeitung folgen den Schrei der Leidenschaft aussticß sich setze ihn — nicht den Herrn, sondern -en Schrei — wörtlich hierher): „Moll- Akkord tn Ombre, auS d. Mozartstraße kommend, in Linie 17 bis Augustenstraße mitschwebend. Hast Du den Gleich klang b. braunen Dur-SakkoS gespürt? Wenn verwandte Saiten schwangen, erbitte Zuschrift unter Kontrapunkt." Man muß unsere Münchner Straßenbahn kennen, um die ganze Komik des Wortes „mitschwcbend" ermessen zu können. Und ein Dur-Sakko? Fabelhaft. Nun. die Augustenstraße führt nicht umsonst nach dem äußersten Schwabing. Mich wundert nicht» mehr. Kauz. Bücher un- geikschriflen. ^ Die Kunst, sein Glück z» «ache«. Nach dem Englischen. lBerlag: Eduard F-ocke. llhemnltz.) Diese Schrift enthält Ratschlage zu einer weisen Ordnung und Berechnung de» wirtschaftlichen, kaufmännischen und häuslichen Lebend und Betriebes mit niichtener Scheidung be» Nötigen und Unnötigen und schlagendem Nachweis angewöhnter Fehler und Torheiten, vor denen eindringlich gewarnt wirb. Dt« Schrift stammt au» der Feder eine» amerikanischen Staatsmannes, der sie verfaßte, um sein Volk, da» siib in gleicher Notlage befand, wie gegenwärtig Deutschland, vom wlrlichastlichcn Untergang zu retten. V DaS steuerbar« Sink»«««« dev bvchsühreuden Landwirt», von K. Sch l 0 r , ObrrreglerungSrat bei der ZeniralbuchvriisungS» stelle der Slelchsslnanzverwaltung. und A. K r I n n e r, Diplom- Landwtrt, ReglerungSrat bei v. F. A., BreSIau. lJnduslrieverlag Spaetb L Linde, Berlin W. 16. Wien I.i X Jener nnd Blnt. Ein kleiner Ausschnitt an» einer großen Schlacht, von Ernst Jünger. lJrun-Sberg-verlag, G. üi. b. Magdeburg.)
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