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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.12.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271229027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927122902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927122902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-29
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
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»mim InMlm itorarische ImES.IIv.IM Drei Type« -es Romans. Eia GesellschaslSroman Mau weift: John Satsmorrtzu Hai ,u der »Forsoie Saga" uud >n den zu ihr gehörigen Romanen die Geschichte einer Fauiitte von Old England bis ln unjere Tage ansgervUl, um au ihr öle innere Äeschichle seiueo Landes >m Wandel der ietzlen Geueralwne» zu üemviiürlere». Er Val damit. — weun wir eiuen allgemein oerilaiiölichei, Bergieich ziehen dürfen —, m der besonderen Art seiner seinen, van humorvoller Skepsis gleicherweise wir non reiner Gesinnung de in minien Kunst der Menschen.Er- schauung etwas Aehnttches sur England geschassen, wie mehr als c>u Menschenaller vor ihm Zola mit seinem epischen Vcdenswerk sur Frankreich. Und offenbar isr atlcs. was GalSwvrihn außerdem schrieb. Vervollsiändigung seines HanpliverkeS. Sv auch sein jungst zu uns getoinmener lin der ausgezeichneten Gesamtausgabe des VertageS Paul Zsolna», Wien, rnlhaltcncrl Roman: »Daei Herren» bans". Das ist die mit liebevoller Brette gezeiämele Dar stelliing des en.ilnwe,i Landadels. ES ist eine erschöpfende Be gründung des englischen Hoch-Koiiiervalisnius, öargcian wiederum a„ einer Familie, die zu Beginn der neunziger Jahre in einen diesen Konslikt gerat. DaS Haupt dieser Familie ii! der ehrenwerte Herr Horace Pciiduee, Besitzer des Handichlosies WorsteS SkcyneS und grober Ländereien. Hier herrschen Friede. Ordnung. Sicherheit, und der Mensch ist ein Wesen, das sich solcher Umgebung cinsügl. daS keiile Existenz für sich beansprucht, das nicht individuell leben will. Der Herr über dieses Beiitziuni haßt jeden Individualismus: er be zeichnet sich leibst als »konftrvauven Kommunisten". — e>n- sacl>«r getagt: er ist starr in der Tradition und dabei herzens gut. Kein Wunder, dag tm Bezirk seiner Macht kein Ber- irändnkS und kein Platz z. B. für eine geschiedene Fra» ist Die geschiedene Iran ist etwas, was einfach nicht existieren darf, worüber man nicht spricht. Wie aber, wenn George, der künftige Erbe des Herrenhauses, die inlerei anke. im Grunde abenteuerlich veranlagte, jedenfalls unerhört mvdern ein gestellte MrS. Bellvw liebt, die im Begrifse ist, sich scheide» z» lassen'?! Da iü der grobe Konflikt gegeben. — seine Lösung, über alle Gegensätze und Fährnisie hinweg. z»m giilcii Ende, d. h. zur Treiinunp ».S Lohnes von dieser ansregcnöen Dame die daS Herrenhaus zu unterminieren droht, bildet den In halt des RomanS. Wenig Handlung, viele Gedanken, und wieder eine grobe Vielfalt der Menschengcitaltung. — hierin liegt, wie immer bet GalSwvrthii. der Reichtum des Buches, lind dann ist da eine Fraueiigestgft. die zum Besten gehori was Galsworthu bisher der Dichtung geschenkt Hai: oaS in Georges Mutier. Lie ist wohl die Frau des Herr» Pendncc, sie ist neben ihm die Herrin. — aber sie ist im entscheidenden Äugenblick die Mutter ihres Lohnes, den eS in vielerlei Sinne zu reiten gilt: sie gehl ganz still, ganz vornehm und gülig ihren Weg, ja. sie geht sogar, da eö ihr nölig erscheint. auS dem Haute, in daS sie genau so zurückkehrt. nachdem sie ihre Mii siou am Lohne erfüllt hak. Eine wundervolle, echte, große Iran, von einem groben Dichter gesehen und verewigt. lieber- haupl: wir haben allen Grund, auch diesen GalSworlhh dank bar willkommen zu heißen! — Ein Beirroman. Auch GglSworthnS Altersgenosse. Herbert George WellS. gewinnt sebensalls durch eine Ausgabe seiner »Gesammelten Werke" im Zsolngn-Verlags i» Deulschland mehr und mehr an Boden. Ob dieses Vordringen freilich durch den neuesten, zweibändigen Roman «Die Welt des William Elisiold" Göü Lettens besonders schnell gefördert werden wird, erscheint zunächst zweiseitigst. Denn gar zu sehr verlier! sich Wells in weitschweifigen llnlersttchnn» ge» aller Art. die einzeln für sich — als höchst gescheite, charaktervolle Beiträge zur Kritik und Erkenntnis iinseres Zeitalters — sehr fesselnd, sehr bedeutsam, oft selir amuiani sind, im ganzen aber daS an sich schon oürsiigc Gerüst der Er zählung begraben. Ter Großtiidullriellc Elisiold versucht sein Heben zu erzählen: er versenkt sich in eine unbarmherzige Rück schau. er sicht d>e Hintergründe seines Hebens, er bellt denen Untergründe fest, er erkennt aus Vorbedingungen, llcbcrliefc- rungen, Auswirkungen von Vergangenem schicksalhafte Re sultate des EcbcnS uird der Arbeit llnd er prüft unablässig seine Perlon, sein Werden, sein Lcbicksal im Verhältnis zum Ganzen der Weit und der Menschheit. DaS tut Muter Elisiold mit überlegener Erfahrung und Klugheit, mit kräftig zieht ihn an sein Herzu «r weift, daft e» kein, Schuld ohne Mitschuld gibt. In dich«» letzten Kapitel» ftetg« SchaesferS Dichtung über dt« im «nnzelneir vieles zu sagen wäre, in die Bezirke Dostojewski» HEian. Han» Deftmer. Vergangenheit und Gegenwart. »Deutsche Menschen» die vor dem Jahre l87ll geboren und heule »och am Heben sind, formen mit ihrem eigenen Dasein, mii ihrer Jugend. Re/ise und dem Atter, ei» Abbild von Morgen, Mittag und hübend eine» Bottes uud Reiches und umgekehrt." Lo Hecht eS im Vorwort eines lesenswerten, im Verlag der I. G. Eoltawftcu Buchhandlung Nachs. Stuttgart er schicneneu Buche»: »Worgeu. Mittag und Abend. Schattenrisse zur Beit» und Bölkergeschtchle von einem dcut» scheu AuSlaiidsverlrcter". Es bleibt dem Heser überlasse», zu erraten, wer »Dr. Aquilin", der von seiner konsularischen Tätigkeit ui Nordamerika. Südafrika, aus dem Balten »nd au dem Indischen Archipel berichtet, ln Wirklichkeit ist. Wer Le», lattoiien und Enthütliiizgen von Geheimnissen erwarlcl. wird enttäuscht sein. Das sr>sirlnd. mit politischem Scharfsinn ge ichriebeue. keniiiuisrelch«: Buch gibt einen großzügigen lieber blick über die Jett von Deuiichlandö Aufstieg bi» zum steilen Absturz. Wer lange im AuSlanüe gelebt hat. dem weitet sich das Gesichtsfeld, und die Perspektive nach dem deutschen Baler land schult sich durch Vc-ralciche und durch Beobachtungen der remden Nationen. Salzivaller macht dt« Augen hell. DaS Buch ist weil entfernt, nu, eine Sammlung persönlicher Er. inucrungen zu sein. Es wirst vielmehr aus dem groben Hinter gruiid weltpolitischer Ereignisse manches interessante Streif licht aus alle jene Persönlichkeiten, die in de» letzten Jahr» zehnten für die Geschicke ipreS HandeS vcrantworlllch waren Viellcichl wird man manches Urteil zn scharf empfinden und niaiiche Behanplungcu mit einem Fragezeichen versehen dürfen. Aber immer ist die Kriiik welimänntsch gewandt und vornehm. Auch Sarkasmus und srcundlichcr Humor kommen gelegentlich ur Geltung. Wir werde» zunächst in das Auswärtig« Amt ln Berlin geführt. Es tü jene Bett, wo „ach BlSmarckS Entlassung vieft sich von dem Druck der starken Jaust dieses Titanen be freit fühlte». Nach dem «Morgen", der VorberettuiigSzell. 'olgt der „Mittag", der Dien/t tm AuSlande. In Amerika sieht der Iftrfai'ftr zur Beit des Kampfes zwischen Amerika und Spanien »wie Kriege gemacht werde»", wie die Anbenpotttik von der inneren Politik bcrinsluftt wird und wie der Präsi dent. ivcnn er wiedergewählt werden will, aus die Stimme des Volkes zu achten bat. Besonders fesselnd schildert der Ver» asser seuien Berkehr mit dein damals führenden Persönlich keiten sowie die eigenartige Stellung der Deulschamerikaner. An Bord des Schiffes. daS ihn nach Kapstadt bringt, befinden sich Eecil RhodeS und Iameson. Die Erinnerung wird wieder lebendig an de» Burenkrieg. Nach kurzer Tätigkeit im porlu- 'ftesischen Hourenco MarqueS und im rumänischen Galav wird der Versasse.r zum Generalkonsul für Nicdcrländisch-Iiidien er nannt. Er erkennt in Batavia die kluge Äolonlalpolittk der Holländer, die sich ihrer wahren Kräfte stets bcwubt waren und sind. Während des Krieges Ist »Dr. Aqulltn" tm Auswärtigen Amt in Berlin beschäftigt und kann nun von dieser ereignis reichen Zeit, von den Versuchen, einen .Krieg mit Amerika zu vermeiden, berichten, bi- zur Erklärung dcö Unterseeboot- Krieges. — Die Schatten des ,,AbendS" waren aesallrn. Der Zusammenbruch kam. Noch einmal kehrte der Verfasser »ach Vatavia zurück, wo cbenftill» der »nsclige Flaagcnstreit die deutsche Kolonie zersplitterte. Schließlich kan, auch für »Dr. Agniii»" daS Scheiden ans dem Staatsdienste. Das von heißer Hiebe zu Deutschland diirchglühte Buch klingt ans in dem Glauben an de» Wiederanfttieg Deutschlands und ln dem Wunsche, dab die giftiae Gottheit, die die Geschicke der Völker lenkt, dem deutschen Volk als erste Morgengabe für die neue Zukunft eine Fähigkeit bescheren möge, nämlich die Fähigkeit, Glück zu ertragen. — In eine weiter zirriftkliegende Zeit, in sene Tage der d«m köstlichen Buch kocht nnd brodelt eS wt« i» einem Hexen» kessel Ader da und dort auch pvetlsch« Klänge »vu grober Schönheit. — Der einftweilra in den Ruhestand versetzte Hane Zapf schlägt rtnstweilig die Zelt tot In Retsebüchern studiert er. Besonders das schöne Spanien locki ihn. Aber da» Vr> mögen ist in der Inflationszeit als Staatsanleihe feliae» Angedenkens verrauscht. Und bei der schönen Sugenie oe> reichen Rumpuo ist Zaps auch abaeblttzt. Bevor aber de» knorrige Rumpu» seinem zukünftigen Schwiegersohn, D> Brenner, den väterlichen Legen nebst einigen Zinshäusern gibt, läßt er ihn auf einer angeblichen Studienreise nach Spante» überwachen. Ausgerechnet HanS Zaps. der den ve> bähten Nebenbuhler nur einmal flüchtig gesehen bat. wird von einem Deleltivbüro zur Ucberwachung bestimmt. Di« toll Fahrt beginnt. In köstlichen Berichten an da« heimisch Wochenblatt berichtet Zapf von den Schandtaten deS heimlich tteberwachlen. Er gerät in die komischsten Situationen u» wirkt sogar unfreiwillig mit bet einer Kinoansnahme: »Di -Hochzeit der Toten". — Na fa. die Well ist schließlich kein Trappistenkloster. Bis dann der vrrflirte feurige -spanisch» Süßwein die Katastrophe hcrbetsiihrt und die »spanische" Reis mit der Ausnahme unseres unglücklichen Zapf im Irrend«»- endet. Nun stellt sich heraus dab Zaps in seiner Etsersuchi einem Falschen nacbgeretst und dabei nur zwischen Stuttgart und dem Bodcnsee bi», und hergepcndelt ist. Als Erfolg feiner »spanticben" Reise bucht Zavs nur. daß inzwischen seine Heirat-- lustige Wirtschafterin ans LturmeSschwingen in» Elternhaus beimgekehrt ist. Aber schließlich kommt es doch noch zur Reise nach dem echten, wirklichen Spanien Was dt« drei sidelen Ttammtischbrü-cr. die biederen Philister dabei erleben, wie sie gewissenhaft all« Stätten aussuchen, ble Bädecker mit einem Stern versehe» bat. — das alles maa man selbst in dem Humor- vollen Buch lesen. — ES ist kein Buch znin Kranklachen, aber zum Gcsiindschmunzcln. — Dr. CurtLreitschke. Aus Schnee und Eis. Im Bewußtsein seiner Kraft liegt deS Menschen höchste Lust. Dieser Gedanke ist das Hcittuotiv des bei Beunu Lüiivave u. Eo. in Bakel erschienene», vorzüglich auögestattcten Buches Der Heidensang vom Mount Everest" von Sir franciS v » n g h u S b a n ü. dem ersten Obmann des Moulil-Evercst-Audschusses der englischen löuiglichcn geographi. scheu Gesellschaft und des alpine» KiubS. DaS Buch ist vv» Ruinier RictmerS ins Deutsche übersetzt. In kurzen, klaren und packenden Berichten gibt der Bersasier von der hohen Warle absoluter Sachkenntnis ein zusammcnsasieiiöes. an- chanlichcs Bild der drei Mvunl-Evercst-Expeöittoneli von lWl. UL2 und llllU. das dein Heser die ungeheuren Schwierigkeiten vor Anne» stellt, mit denen die kühnen Bergsteiger zu kämpft» gehabt habe». Ialnhunderie lang haben ungezählte Millionen von Indern rhrsurchtSvoll zn den Throne» der Götter des Himatschal cmpvrgcschaut, ohne daß cS einem von ihnen ein gefallen wäre, auch nur den geringste» der scheinbar jm Acther chivebendcii Gipfel zu besteigen. Europäischem Wagemut und Jvrschcrstrcbcn war eö Vorbehalten, »ach Ucberwindung der pvliiischen Hemmnisse den bis heule nicht geglückten Versuch zu mache», auch den höchsten Gipfel der Erde zu erklimmen. Niwt die Lchrossheii deS Gebirges, nicht die Steilheit und Glätte der Eishänge, nicht die grimmige Kälte boten den Unter nehmen die schwersten Hindernisie, sonder» der Mangel a» Sauerstoff i» diesen Hufischichtrn von 88M Meter Höhe. Der Mensch versuche die Götter nicht! Nahe am Ziele nach un endliche» Strapaze» mußte die Expedition uinkchren. nachdem zwei ihrer Mitglieder. Mallorn und Ironie. Ihren Mut hatte» mi, dem Tode bezahlen müssen. Wie dies geschah, bleibt daS große Rätsel. Wenige hundert Meter unter dem Gipfel wur den sie noch von ihrem zurückgclassencn Begleiter gesehen, dann schoben sich Wolken zwischen sie und ihn. darüber hinaus ist alles Schweigen und Geheimnis Die fesselnden Erzählnn- gen werden durch eine grobe Zahl hervorragender Photo- W,cdercr'vb«ung"'de. °",uNil'ch'cn""Fcstuna Oftn" durch em '» wirksamster Weise innerst.itzt. Der Mensch wird sind wir natürlich fest überzeugt, dah dieser Elisiold, so sehr er eine erdichtete Erscheinung sein soll und ist, nur ein anderer Name für Wells ist. der hinter der schlecht konzipierten und erfüllten Form deS Romans freudig die Gelegenheit ergreif!, sich einmal gehörig aiiSzusprechcn. Und obgleich er in einem sehr wltzigen Vorwort den Heftr bittet, den Bersasier nicht mit seinem Helden zu identifizieren, so gibt er doch selbst zu, daß möglicherweise Elisiold oft das sagen werde, was Wells sagen wolle. Wells aber bat sich an seinem sechzigsten Geburtstag öffentlich dagegen verwahrt, als Dichter zu gellen. — er sei Journalist. Das ist zwciftlloS ein Akt übertriebener Be scheidenheit: indessen, eine gute Wahrheit steckt darin: das meiste. waS in diesem .Elisiold" aktuell ist. entsprang sicherlich dem Trieb, Siellung zu den wichtigsten Fragen der Gegenwart zu nehmen. Also daß der Held z. B. so lange um den Sozialis mus herum redet, bis eö ihm einsällt. ei» ausführliches Kapitel über Marx und die Entartung deK Marxismus zu schreiben. Dies aber gehört gar nicht in de» »Roman", den Wells vergeblich über Elisiold z» schreiben versucht, sondern eS ist. sagen wir. eine nicht gehaltene Rede deö privaten Poli tikers WellS. Eines höchst umiasicnden. kraftvolle» Geistes, der in diesem Buche kaum als Dichter die Wett erobern wird, dock als sachverständiger Kritiker der GegcnwarlSgclchichte nicht überhört werden darf. Wer sich zu einem gesunde», nüch tern optimistischen, unzüntttgen Liberalismus bekenne» kann, wer aus dieser verdatterten Zeit heraus wieder am »Wachs tum des Geistes" mit der »Aussicht aus eine Zukunft, In der ein gesündere- und größeres Menschengeschlecht die Erde be- herrsclien wird", Mitarbeiten, endlich: wer das England von heute gründlich kennen lernen will, der wird In Wells einen guten Führer ftnden. iES sollte z. B. keinen öffentlich tätige» Politiker geben, der diesen Wells nicht genau kenntft Der Roman ctneS Verbrechens. ES handelt sich nickt um Kolportage, nicht nm eine Kriminalaftäre. sondern immerhin um Al brecht T cha e sse r. Dieser Dichter hat einem französischen Lriginalbericki die „Geschickte der Brüder Eham ade" nachgedicktct tim Insel» gemeinsam mit dem Horen-Vcrlagi. Wir können nickt nackvrüftn, was er dem Original hinzugefügt hat. Sicher scheint daß er tenes Buch lauS den sechziger Iaßrens völlig »mgelorml. daß er es mit keiner inbrünstigen Kunst erst zu dem erschütternden Bilde menschlicher Abgründigkeft und Verkettung in ewig ttnbearei?» ksches vertieft und erweitert hat. alS daS wir cS nun mit sich steigernder Anteilnahme leien Unmöglich: hier nur an nähernd die viel verschlungenen Faden nackniziesien. ans denen die traaitche Geschichte gewoben ist. die Geschichte von vier Todesfällen, die eng zusammenaehören ohne daß eine Auf klärung gelingt. Bis ein Menlch. einer der Brüder Eßamade, der Priester ist. sich dazu bekenn», diese furchtbare Tragödie herau>befchwoi'rn zn haben. Indem er non Gott absiel und Ehristenheer unter Kurfürst Max Emanuel von Bayern führt uns ein fesselnd geschriebenes Buch: »Tie Kreuzbezetch - ii c I e n". Roman einer deutschen Vergangenheit von MathcS N i l I ch. sVerlag von Adolf Bonz u Eo.. Ttuttgart.j Ter Verftisier ist ein bekannter Führer deö DeulschiumS in Ungarn. In einer Reche von Romanen beabsichtigt er. die Entwicklung des Dcutschtilws in Ungar» darzulegen. Der vorliegende großzügig angelegte Roma» soll den Anfang bilden. Maihcs R.lfth ist ein Erzähler von Rang. Er versteht aus historischem, jarbegluheudem Hintergründe zu erfinden und zu spanne». Ei» ieii sin, igcr Dichter. Sr schildert Menschen und Dinge »> der derbe» Sprache ftner Zeit der Türken- und Hciducken- kämvft des 17 Jahrhunderts. Ost schreibt er mit überlegenem Humor, gelegentlich säst zngcspitzt zur Groteske. August 1GM. Aul der Festung Lien, über der 145 Jahre lang der Halbmond wehte, pslanzcn zwei tapfere Fähnriche, die Brüder Günter und Walter Pundilack alö erste di« ÄreuzeSsahne aus. Sie dürfen da sie im Zeichen deS Kreuzes höchsten ManneSruhm e'ivorbcn haben, das Kreuz an der Burst tragen als die Knechte des Heilands, So wurden die Brüder .Kreuzbezeichncte". Während Walter i» die Heimat zurückkehrte und Bader wird, will Günter in Ösen dem Dcuilchium gegen Osten ein Boll werk errichte» Er wird Stadtleittnant. später »Fürsprecher" der Liadt der das Wort sür alle bedrückten Bürger zu führe» hat. Günters Ziel ist. daß Ofen wieder eine deutsche Stad! im Ungarnlande wird. Er will »alle lauwarmen Dämmer- und Döscldeutschen zu pechhcißen Tat, und Tummeldeutschen ninschasseii". Acußcrst fesselnd wird geschildert, wie Ösen a»S den Trümmern neu ersteht, wie daS Handwerk wieder de» al cv goldenen Boden zurückerwirbt und wie durch Wort und Schrift die Bürgerschaft beim guten deutschen Geist erhalten wird. Beim Sturm aus die Festung war ihr tapferer Ver teidiger Abdi Pascha gesallen. Aber die damals zwöksfährtgc Tochter Tilla wurde gerettet und dem christlichen Glauben z»> gesührt. In seiner blinden, verhängnisvollen Hiebe zur Pascha- iochter merkt Günier nicht, wie Tilla ihn wie eine giftige Spinne in ihr Netz verstrickt und die Festung Ofen dem Türken- hcer, das in der ungarischen Ebene liegt, durch Verrat öffne» will. Zn spät erkennt Günter, daß eS »m daS Höchste gina: »m die Entscheidung eines örtlichen Kampfes zwischen dem Dciitschtum und leinen Gegnern. Im reizvoll bunten Reigen »teilen die weiteren Lchicktale der auiblühenden Stadt und ihrer Bürger vorüber. Der feindliche Nebersall wird abgewieftn Die Verräter tinden die verdiente Strafe. AlS Kommandant lallt Günter am Abend seines Steges. Genau durch das Krcnzlein ans der linken Vrnst ist die feindliche Knack gefahren — Eine Zeiilana. da pflegte man noch die Gräber der tm Kamps für daS Dcnischtum im ttnaarnlande Gefallenen. Dann lftc-annen die Grabmälcr zu zeriallen. Also erfüllt sich das Schicksal der »deutschen" Stadt Ofen. — Zum Schluß ein aar lustiges Büchketn: »Die spanische Reis e". ein neuer Schelmenroman und ein halber von Wil helm Zckuslen. tVerlag von Adolf Bonz u Eo.. Stiitt- aart > Humor lst ein cmter Füßrer durch das Leven »nd heil sam wie der beste Sprudel. Für Augenblicke erhebt ein io reckst herzhaftes Lachen über die Sorge» deS Alltages. Humor bewußt dem Böten sich verschrieb. Und der endlich in keinem s »olle Bücher, so ganz vnli Sonne, sind fetten. Da» vorliegende vollkommenen Bekenntnis den Weg über die Abgründe Satan-. Buck ist eine Sonnenirucht vom Baum« d«S Humor«. Hier zn Gott findet. — denn sein Bruder der ihn nach diesem Be- schildert ein wirklicher Humorist «ln Echter »mit der lachenden kenntniS in die Hände de» irdischen Richters überliesero müßte.! Trän« al» Wappen". Welche Fülle -roteSter Einfälle! In einst auch den Monn» Everest besiegen, aber der Bezwinger wird auch bekennen, was er den Bahnbrecher» verdankt, deren bewunderungswürdige Leistungen Bounghusbaud als Helden- sang der Nachwelt überliefert. In Schnee »nd EiS aber nicht tn dl« Welt unnahbarer Bergrtesen. sonder» in die nordpolarcn Gegenden führt uns Ester Blenda N o r d st r ö m in ihrem bei Scherl, Berlin, erschienene» Bucke »Das Volk der Zelte". Di« Ver» sasftrin ist eine schwedische Lehrerin ans Stockholm. Sie batte die unsagbar schwierige, aber doch auch äußerst anregende Aus gabe. während der Sommerzeit tn einem Lager der Wandcr» lavvcn die Kinder zu unterrichten. In leuchtenden Farben schildert sie die anstrengende Wanderung durch Sturm und EiS. -aS Leben im Zelte und tn ihrer Schuft: in lebendige» Skizzen zeichnet sie ein charakteristisches Bild von dem eigen- artigen, unzivilisierten, aber geistig geweckten Volke der Lappen mit seinem raschen Wechsel von Trauer und Freude, mit seinem Aberglauben und seiner Vorliebe für endloses Plaudern. Im Leben deö Volkes der Zelte spielt das Nenniier naturgemäß eine aroße Nolle: scbwtcria ist eS. diele empfind lichen und nervösen Tiere abzurickten, schwer ist aber auch die Arbeit, die sie z» leisten haben. DaS in anregendem Plauder- ion geschriebene, recht interessante V»ch enibält vorzügliche Natiirschtldcrnnacn: eine Reifte von der Verfalftrin selbst a»t- gcnommcne Abbildungen sind dem inhaltsreichen Buch« bci- gegcben, das von Ortruö Frcye ins Deutsche überseht ist. WaltherSchteck. Dou DUchern und ihren Schöpfern, °sZ- Rilkes Briefe gn Rodin. Tie in französischer Sprache geschriebenen Briese von Rainer Maria Rilke an Anguste Rvdin werden in einer einmaligen kleinen Licbhaberauslage vom Inftl-Vcrlag bcraiiSgcgeben. ss Unbekannte Werke von de Eostcr. Die von dem belgi schen NnterrichtSmiiiister HnnSmanS vor kurzem ausgcftnidrncn unbekannten Handschriften von Eharlcs de Eoster. darunter auch eine Anzahl neuer »Briese an Elisa", werde» demnächst gleichzeitig französisch und flämisch in Brüssel erscheinen. Hs Fran Hamsun als Autorin. Marte Hamsun, die Gattin des Dichters, läßt demnächst eine Erzählung: »Die Langerudlinder" erscheinen. sf Ter Dichter des »Mattrc Pathclin". Tie frairzösische Farce vom „Meister Patlielin", die zwilchen 1484 und 1480 Hileraiur und eine der lustigsten Komödien -er Weltliteratur dar. Man wußte aus der Sprache und verschiedenen An deutungen. daß das Werk in der Normandie entstanden ist. kannte aber bisher nicht de» Bersasier. Ein amerikanischer Professor. Louis Co»S. will ihn nun In dein Bibliothekar der Abtei von Lnrr. Guillaume AI ec iS. entdeckt haben. Man findet tn dem Text der Farce die Zeichen eines Manuskripts auS dem 14. Jahrhundert. daS zu -er Bibliothek >on Lnre gehörte und aus dem der Pater Bibliothekar Verse einer eigenen Dichtung, sein Exlibris und seine Unterschrift hinterlasftn hat. Dieser Guillaume AleciS. der um 142S ge- boren wurde, hat verschiedene andere Werke hinftrlassen, und in einem von diesen findet sich unter anderer Form der In halt der Komödie verzeichnet. EonS glaubt, au» biZen Schriften Nachweisen zu können, daß ihr Verfasser auch der Dichter de» „Meister Patheltn" Ist.
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