Volltext Seite (XML)
Don«ersla-, 29. Dezember 1927 Gegründet 18SS Drablanlidklll Macheltbte« Drr.d«, T«r,iwr»ck«> - ckammilniimmrr 2S241 Nur 'ür Nackiaoorück«' 20011 »lÄoliiikr ?»" >«- »», «>- Dr»«md«i >«. d«> nal. «wrimaime, .-iuneUmia we> ^au» >^> OeAUgs'WLVUYI tzoiibrluarvrri« >ur Mona> Oeirmber Mark oknc Po>l>uNell»na»a«büdr St»,elnai»«er I» <vi«»»»o «r»»n nack cktoidmark a»r«chne> oi» rinivalNae « mm vrroe au.wün» » v«a ckam>I,enan>eia«n und Ltellrnoe'uchr odnr ,g aiikerkalk <5 -Lta. die « mm dreitc 1kekiume;eile a« Pig. nickerNn»«P«a OäeNknaeKgzr >o-Ma »,,sa> »ntrrdac araen pnrauekriadia Die «n,eigen wrri Anzetgen-Pr-eise: SckirNtleltuna und <zauvtackckzn»8ell«, Maetenttrokr 3S -»2 Druck u. Berlaa von Vtsvia, L Re,«Yard» m Dresden Poktlckeck-Konw 10SS Dresden NackdriM« n„, m» denNiNiei riiiellenanaak, Dre«vne> NnM> -»izifta 'Inverlanair LcknNftNckr iverven nick- autbewakrl. k-ür Lparemlagen — «US, n^.ne vetrsge — gu'e Verrin»ung vresäner Nanäelsbanlr A.-6. 0«^r1t»ck»l >»13 «l» L»r»»r»I-Vi»t,»r,art«»»>,»-,^ 0. — .urnvankgesckäflen mckivisuelle unelgennürrige versrung Ostrs-^Uee 4/11 — 5tLckt. Vlek- un6 5ck!scktkol — eiia8plstr 3 — Kslserstrsüe I I — krager 5trake 26 — )skN8trs»e 8 2we1grAls<KsnIsssLLNgr vsutLsr», Urestsngssss S SroümsrktkaUe Die Verfolgung der Autonomsten. Angeblich ein Mobilisierungsplan und ein Waffenlager gefunden. Immer wieder Gel- aus dem „Ausland". Paris. 29. Dez. Dem „Ouotidten" wird a»S St rast- bürg über die HauSsnchungen i» Autonomistcnkrcisen ge- mcldct: Infolge der bei dem protestantische» Pastor Hirtzel vorgenommenen Haussnchnng ist der ^Verdacht ent stände», dost Pastor Hirtzel den Führern der Autononiisten- bcwcgung kiedentende. aus dem Ausland gckvnimcne Geld- snmmen übermittelt stabe Jedenfalls w> d sich Pastor Hirvel. der Beamter des sranzösilchci» Ttaates ist über die wirkliche Herkunft der Tainende von Franke» äugcrn müssen. die er bei der Autonvmistcnkasic cingezabll stat. Der irtistere Abgeordnete Brogl» erklä'te, als die Polizei bei istm zur Hausluchuna schritt, während des Krieges batten bentschc Beamte wegen seiner srav-vsens>cnndlichen Einstellniig bei istm Haussuchungen abgehalke,'.: cc stabe nie mals gedacht, dak französische Beamte gegen ist « i» derl ll> » Welse vorgcstcn würden. Gleichzeitig rist Nrogln das Band der Ehrenlegion. das e, trug av und erklärte, er werde cs nie wieder anlcgrn Schkicstlich wird dem Blatt noch berichtet, dast bei -cm Abbö Zcmo im Presbyter!,>m der von ihm ver waltete« Kirche Gewehre »nd Patronen, ein H"k!o-r>aoli »nd ei« Mobilisicrungsplan siir 11 Abteilungen von MO Mann, der von der Antonomistenttga im Einvernehmen mit den kommnnistischcn Jugendorganisationen ausgearbeitc« worden sei» entdeckt wo»de» seien. Das Wort eines Mutigen. Die Nhclnbcscitttna eine Tortur siir die NevSlkernng. Paris. SS. Dez. Auf dem Kongrest der sozialistischen Partei erklärte der Abgeordnete Longuet im Gcgematz zu Boncour, es sei eine Schande. dast es zehn Jahre nach der Beendigung der «Feindseligkeiten noch eine Rhein, und eine Saarbescvung gebe. ES sei eine Tortur kür die deutsche Bevölkerung, ihr Land von fremden Truopen besetzt zu sehen. Es werde io lange keine Versöhnung zwischen Deutschland «nd Frankreich geben solange «Frankreich das linke Nhcin- user nicht geräumt habe. Diele Ausführungen wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Die „Dolonkö" gegen das Äindenburg-Plakal. Poris. SS Dez Die „Volonls" komm« crncn« aus das Hindcnburg-Plaka, zu sprechen und meint, das, gegen über allen Angrisscu der französischen Nationalisten die beste Erwiderung die Tatsache sei. dast «ach de« Angabe« des so eben erst angenommene« sranzösischcu HauShaNs Frankreich Nüst»» Mann. Deutschland dagegen nur SlllINll Mann unter den Wallen halte. Parker Gilbcr« habe die eudpiiltlec «Festsetzung der dentlchen Reparationsschuld vorncschlagcn «nd der Völker bund werde bald selbst die Initiative crareUcn. um die Räumung des Nhclnlai des zn verlangen. So werde sich die Wahrheit den Weg brechen trotz aller Verleumdungen der französischen Reaktionäre. Der spanische Dolschasler bei Briand. Besprechung der Tangersrage. Paris, SS. Dez. Briand empfing im Laufe d«S gestrigen Nachmittags den spanischen Botschafter Out non es de Leon. Wie von gut unterrichteter Lette oerlautet bezog sich die Unterredung ans eine baldige offizielle WI deran«. nähme der französisch-spanischen Verhandlungen über ein »ciics internationales Ttatut in Tanger. Zwilchen Eng land und ,Frankreich besteht die Vereinbarung dast nach dem Zustandekommen einer Verständigung über diele .Vrage zwischen Zrankrcich und Lvanicn auch Italien z» den Verhandlungen herangezogcn werden soll. Washington -emenkierk. Unveränderte Einstellung znm Ncparationsproblcm. Ncuyork, SS. Dez. I« Washington wird die Nachricht von einer veränderten Haltung der amerikanischen Regierung in der Rcparations- und tlricgöschnideniragc als ein franzö sischer Versuchsballon bezeichnet. Es wird daraus hingcwicscn, dast die amerikanische Regierung schon im Hinblick aus die Wahlen keinesfalls ihre bisherige Politik ändern könne. Nach wie vor seien die zVraqcn der Krieasl^'uldcn und der Reparationen für Amerika voneinander unab hängige Probleme. Parker Gilbert, der bisher bei Verwandten welkte, dürste in den kommenden Tagen Besprechungen mit den höchsten Stellen in Washington führen. In den ersten Tagen der nächsten Woche wird Parker Gilbert mit den führenden Iinanzleuien NcuyorkS verhandeln. Am 8. Januar wird er direkt nach Berlin «Kreisen. Wann kommen die Reichstagswahlen? Das Zentrum will erst das Schulgesetz. - Berlin. SS. Dez. Nach Neujahr werden sich die RcichS- minister mit der Krage des Termin- für die kommenden Reichslogswahlen beschäftigen Es bestätig, sich dast Reichsanstevmitiiste, Dr. Strcsemann einen möglichst srühcn Wahltcrmi» wünicht Er haue sich darüber im Auswärtige» Auslchust dcS Reis siages ansgeiprochcn. Dabei in wie beivni kvird ober »>en>als davon d,c Rede gewesen dast die deniichcn Wah.en vor den tran,ösi'cben Wablc» liegen sollten wohl aber davon dast es wnnici'rsnwert lei. zur Regelung mancher anstcn- politischen Aiigeteaenheilen nicht im entscheidenden Moment noch vir de» Nenwahle' z» neben wodurch die AklivnSiühig- ke'l einer Regierung nakn-gemäst behindert werde Wie ver lautet wird bei Sc» Beratungen der Rcichsrcgicrung mit den Pcrtretern der L ä n d e r, e g i c r u » g e ,, am 16. und 17. Januar tnosslziell auch die Krage erörtert werden, wann die Wahlen zum Rcicl'Staa itattsinden »nd ob die Reichstags- wählen mit den Wahlen zum Landtag in Bauer», Württem- berg und Preusten verbunden werden sollen. In bezug ans die tnnerpolitikche Bcdcntnna der Krage de- WahltermlnS bemerk» die >T ä g l t ch c R u » d i ch a u". dast man auch hier lehr verschiedener Meinung darüber sein könne, ob man die Wahlen erst Ende >SW vornehmen oder früher ver anstalten soll. Die sachliche Arbeit deS RcichsxwcS betrelle hanvlsächlich die KerUgstekluna des Etats Was das Straf gesetzbuch anlanae io lalle sich durch ein NeberlcltiiiiaSae'etz verhindern, ball die bisher geleistete Arbeit unter den Tikck' salle. Km iibr1"i>n dürste es e>ne I» allen Staaten alel^mistta anktretende Erlchclnnna lettt dast von einem Parlament, das vor der A»sls>nna steht sachliche Arbeit nur schwer geleistet werden kann, dast dagegen die Demagogie die Dahle» eigen- tümkich Ist. ihre Lchalten lange voranswirst. Die .Germania" fordert die Erfüllung einer Reihe weitere» Ansgade» durch das jetzige Reichsvarlamcnt. Von der Regierung und den Regierungsparteien könne man nicht ver langen. dos- sie die «roste Ausgabe der Schassun« eines neuen Ktralgeletzbucheü »„beendet lassen. Einmal bestehe die Getahr. dast wenn setzt nichts zustande kommt, die Neurege lung der Strafrechtspflege aus den Si Nimmerleinstag oer- schoben werde, zum anderen dränge die Rücksicht aus Oester reich zur baldigen Verabschiedung. Kerner wird dem Wunsche nach Erledigung des LiquidationsichädengeietzeS Ausdruck gegeben. Woraus aber, io fährt das ZentrumSorgan fort, die vereinigten Krallionen des Zentrums und der Ban- :ische» VokkSgartei und mit ihnen hoffentlich alle übrigen KoalitioiiSparlelcii den gröstlen Wert legen, das ist die Ver al'schicduna deS R e i ch S i ch u I ge s e tz e n t w u r s c s. Ei wäre eine falsche Annahme z« alanben. dast das Zentrum etwa bereit sein könnte eine Zustimmung zu einer Auslösung des Reichstages zn geben, ohne dast der Neichsschnlgescstcntwnrs erledigt ist. Unsere Parole lautet: „N u h i g B l u t !" Stimmen zur Wahlrechtsreform. Berlin. Al. Dez. Uebcr die Wahlrechtsreform niistcrt sich das Mitglied des linken Zentrums KooS. tm .B. T". der sich entschieden gegen die Listen mahl wendet, die auf die Tauer die lebendige Kühlung zwischen Wählern und Gewählten schwäche und crsahrungsgcmüst auch daS Verantwortungsgefühl der Gewählten abstumpke. Die wartet sei eben nicht der höchste Sinn bei der Ausübung des Wahlrechts. Sie sei ein Mittel. Die Verhältniswahl will indes KooS nicht preiSgeben. Die Reform müsse bezwecken: Dlr Schassnna von kleinen Stlmmkrcisen. in denen lebe Partei nur einen Bewerber benennt und die nach kreier» Ermellen zu mehreren, geographisch znk,immenhängenden, miteinander verbunden werben können Ein bestimmter Mro,entiav der w wählenden AdaeordnZrn könnte ntchtsd-stoweniges «iE einer Reichs! iste aus Grund von Reststimmen gewählt werden. A»l dieser Liste könnte ein Ausgleich von wertvollen Kräften -er Parteien dir In den Stimmkrcisen keine Berück- sichtigung gesunden haben. Nattsinden. Der frühere prcusttiche Kiineumtnlster Scvertng hält eine Acnderung deS bestehenden RcichStagSwahlgeseves dagegen im Augenblick weder für erforderlich, »och für -weckmähig. Wenn man im neuen Osten reist... lBoo unserem Koirespondenten.i Warschau. Ende Dezember. Knapp hundert Kilometer trennen Wilna und Qowno voneinander, die beiden litauischen „Hauptstädte", aus die sich noch immer, trotz aller Genfer „Verständigung" und trotz des Händedrucks, de» Wvldemaraö und Pilsndiki im Refor mationssaale vor den Augen der ganzen Welt als Symbol der Versühnung wechselten, die Aufmerksamkeit der Politiker richten must. Denn vorerst ist die litauisch-polnische Verstän digung nur eine theoretische, mehr ein Wunschgebilde, als eine reale Tatsache. DaS zeig« nichts so sinn fällig, als der Versuch, jene hundert Kilometer zu überwin den. von der „historischen" Hauptstadt Litauens. Wilna, nach sekner „provisorischen", K o w n o, zu gelängen. Gleich hinter dem kleinen Landstäbtcheu Laiidivvrvwo, eine halbe Stunde Bahnfahrt hinter Wilna, türmt sich die schon seit sieben Jahren bestehende „chinesische Mauer", die Polen und Litauen schärfer trennt, als cs heule ein Ozean zwischen zwei Erdteilen vermag. So kommt es, dast man für eine Reise von Wilna nach Koivnv nicht weniger als z w<j Tage und zwei Nächle braucht dast man statt jener >66 Kilometer eine Eiicnbahnsahrt von gut 766 Kilometer znrücklege» must, dast man vier Post- und Zollkontrollen über sich ergehen lassen must. Wie gesagt: nur »m von Wilna nach dem 166 Kilometer entfernten Kowno zu gelangen. Mit dem stolzen Vewusttscin. eine kleine W.ltrcise an- zutreten, besteige ich in Wilna den aus ganze» drcl Wagen bestehenden Zug, der mich an die lettische Grenze bringen soll. Auster zwei Eisenbahnfunktivnären. die im Vollgefühl des Besitzes ihrer Krcisahrkarten die Polster der l. Klasse drücken, und einigen Soldaten, die mit ihren Offizieren zur nächsten Grenzwache fahren, zähle ich noch fünf Reisende im Zuge. Auch eine Illustration zum Thema: Wirtschaft und Verkehr im Wilnagebicte. Noch einmal grübt aus dem Tal im Glanz der Wiiitcrsvnne daS fast hnnderttürmige Wilna mit seine» leuchtend-goldenen Kuppeln und Türmen. Dan« nimmt uns schweigende Einöde aus. So erdrückend stumm und still, so tot und kahl, dast man die Landschaft Puschkins, Tolstois und Dostojewskis in ihrer mystische» Düsternis zu sehen meint. Fünf Stunden lang keucht der Zug durch den Witna-„Korridor". tknb nirgends, so weit in dieser endlosen Ebene das Auge reicht, auch nur die leiseste Spur wirtschaftlichen Lebens. Aus den zwanzig und mehr Kilometer voneinander entfernten Bahnstationen drängt sich eine Schar zerlumpter, schmutziger, in dicke Pelze gehüllter russischer Bauern, die mit stumpfen Gesichtern daS Wunder des Schnellzuges bestaunen. Endlich die polnische Grenzstation Turmont. Noch eine Viertelstunde langsame Fahrt und der Zug hält, unwiderruflich zum letzten Male- Diesmal auf lettischem Boden, in Zcmgale. Es dürfte wenige Grcnzübcrgänge in Europa geben, die die Gegensätzlichkeit des Hüben und Drüben io scharf und deutlich empfinden lassen, wie hier der polnisch-lettische. Es ist aus einmal alles anders. DaS äustcre Bild der Gebäude, ja selbst die Spurweite der Eisenbahn und damit der Vau der Wagen, die nicht mehr westeuropäisch, sondern schon russisch sind. Vor allem aber die Menschen. Da hör« man in dem Gewimmel nur russische „nd lettische Laute. Nicht et» einziges Wort polnisch mehr. Mit einem Schlage versinkt alles das, was einen noch vor zehn Minuten umgeben hatte und was heute Polen ist: Volk, Sprache. Kultur, hinter einem crinnernngslos. Es ist be zeichnend: überschreitet man von Deutschland kommend irgend eine Grenze, so spürt man noch lange nachher an hundert kleinen Snmptomen die Ausstrahlungen des deutschen Kul turzentrums. die Ausläufer eines willkürlich eingeengten Volkes, daS aber hinreichend Kraft besitz«, auch über solche künstliche Grenzen hinaus leine völkische und kulturelle Eigen- art sich auSwtrken zu lassen. Wie anders hier, jenseits der polnischen Grenze. Wie abgeschnilten ist mit dem Verlassen deS polnische» Eisenbahnwagens le-e innere und änstere Bin dung mit dem eben nur wenige hundert Meter zurückliegen- den Land und keinem Ttaatsvolk. Nim^nüs eine AuS» trahlung eines Krastzcntrums, Eher spiM man das Gegen, teil, nämlich da» E l n strdmen fremder Kräfte, k-em-er Kul turen und ihrer SInkliislr. Hier - schon von Wilna an russische, drüben im Westen deutsche. ES gibt leider noch immer keine andere Möglichkeit, nm von -er polnlsch-lettlkchen Grenze nach Riga zu gefangen LlS -en g»s jeder guch noch io kümmerliche,, Station sich ver schnaufenden Bummelzug. Nur aus wenige Minuten brlNgl die prachtvolle Silhouette von DanvgapilS, dem alten Dü«q»