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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030314015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903031401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903031401
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-14
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.03.1903
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W> wurs »» einer quadratischen Zimmerdecke »u liefern, bat 24 Ar beite» «la-rlandt. Da» künstle,Ilchr Ergebnis ist hier, wie da» in der Statur der Sache liegt, nicht so erbebiich ausgefallen wie in der Zeichrnlehrer-Abtetlung; doch läßt sich auch hier manche ge- iiilliae Arbeit konstatieren. wenn auch bisweilen die erforderliche Originalität, die bestimmte Physiognomie an den einzelnen Ent würfen noch u vermissen ist. Dafür haben die Schüler, gewiß in dem Bestrebe«, t »r Beste» ru gebe» und Ihr Können im ganzen Umfange zu zeigen. ich mebrsach dazu verleiten lassen, die Formen zu kouipltziert. dir Farben zuauidringltchzuwählen. Die relativ an lvrechenbsten Losungen rühren von Meyer «Kennworte: .Hund und.Kurd"), Börnig (Kennwort«: .JrühlmaSrose". .Blüte" und Pfuilch" und Nigsche «Kennwort: .Alv") her. Bemerkt sei noch bah Geldpreise bet dielen Konkurrenzen nicht zur Verteilung kommen, sondern daß die Beteiligung an ihnen lediglich Ehren sache ist, wa» den Weit der lebhattrn Teilnahme nicht unerheblich erhöbt. Die Ausstellung der Entwürfe, die für die Art. in der in unlerer Könlgl. Borschul« gearbeitet wird, ein lehr erfreuliches Zeugnis bedeutet, ist zu den üblichen Besuchsstunden des König!. Nuiiliaewerdemuseums bl» Sonntag, den 22. März, unentgeltlich für jedermann geöffnet. - Da» neue VolkSbad in DreSden-Jriedrichstadt wird Anfang Avril eröffnet. ES ist aus dem Hinterlande dcS städtischen Grundstückes Hohenthalplak 8 nach den Planungen und unter Leitung de» städtischen Hochbauamtes mit einem Kostenaufwande von gegen 90 «XX) Mark errichtet worden. Die Anlage ist derart erfolgt, daß noch Blaß für den regulativmäßlgen Bau eines VordergebäudeS vorgesehen ist. Im Bade sind 24 Wannenbäder und 20 Brausebäder eingerichtet, deren Benutzung mit 25 und 10 Pfg. in Anschlag gebracht worden ist. Bor dem Bade ist rechts und links Platz für gärtnerische Anlagen vorhanden I diesem Bade sind zum erstenmal mehr Wannenbäder als Brau.. Lader errichtet worden. Die Baderäume kür Männer und Frauen liegen getrennt im Erd- und Obergeschosse: nn zweiten Ober geschoffe sind Trockenräuwe für die Badewäsche eingebaut. — Dir gegenwärtig 430 Mitglieder zählende Ortsgruppe DreS den des .Alldeutschen Verbandes" halte für Donnerstag abend nach dem oberen Saale des „Hotel de France" zur ausier- ordcntllchen Hauptversammlung eingeladen, um einen Rückblick zu gewinnen über die Frage: »WaS hat der Alldeutsche Verband bisher erstrebt und erreicht?" In dicie Frage inbegriffen gilt schon, außer dem ganz günstigen Kasse» stände des Verbandes der Umstand, daß mit Abschluß des Rech rilingsialireS 1902 dem Buienhilss-Komrtce der Betrag von 180,3 Mk. aus Dresden zugewendet worden sei. Herr Dr med Bcuer führte in fesselnder Werse aus. daß der Verband am 9. Avril die Feier seines 13>ävrtgcn Bestehens begehen könne. Ter Mdeutrche Verband sei beule eine Macht, mit der aucb das Ausland rechnen müsse und rechne. Früher ln der großen Zeit sei der Verband nicht nötig gewesen, aber erst recht heute, zur San»»- lniig und Verelirigung aller derer, denen bas Denlstbtnm am Herren liegt. Die Aufgaben des Verbandes lägen nicht sowohl iirinrttkil. als vielmehr an den Grenzen und außerhalb des De»t- schen Reiches, aber er müsse sich gegen den Vorwurf der Oppo sition nach oben verwahren. Er wolle nur de» deulschnativnalen Willen offenbaren, der einen Einblick in die Volksseele gewährt. Redner gab Darstellungen aus Brojchüre» über die Poienrrage, über de» Kampf des Deutschtums in der Nvrdmark und t» Eisaß- Lolhriiraen. Im Elsaß gerade habe der Verband viel für die Nrileistiitzung der deutschen Schule getan. Die stärkste Arbeit sei seit 1895 in den Ostmarken gegen Ungarn und Tschechen geleistet, «sine» Blick aus das Deutschtum im AuSlande menend, wies Red ner daraus hi», daß eS unter den jetzigen Grseven für einen Deut sche» schwer sei, im Auslände leine Reichsaiigehörigkett zu bc- hauvlen. weil eben jeder seine Heinratsberechtigung einbüßt, wenn er sich bis zu einem best nrintei- Termr» nicht meldet. Viel besser wäre es, wenn der Austritt au« der Nationalität von einer bc» ilimmlen Erklärung hierüber abhängig gemacht würde. Viel habe der Verband in der Floltenbewegnng getan und zum allermeisten zur Verkiesung des nationalen Gednnlenö. Ans dleler Bahn zu einer großen Zukunft werde der Verband trotz aller Anfeindungen weiterschrciten. Tie Presse, ganz besonders die .Dresdner Nach richten", hätten dem Verbände die Wege geebnet, und io dürste denn allgemach in ledem, der etwa noch dem alldeutschen Gedanken lau gegenüber stehe, der Weckiuf des Großen Kiirliicsten Friedrich Wilhelm Beachtung finde», das Mahnwvrl: „Bedenke, büß Du ein Deutichrr bist I" — Der Verein Gcwerbtreibender Dresdens Lalle bei seinem letzten Vortragsabend die Freude, sein Ehren Mitglied, Herrn Psurrcr emer. Dr. Sülze, zu hören, der i» fesselnder Weile über .Ursprung und Wirkungen des 30>äbeigen Krieges" sprach. In stillen Stunden, führte er aus, denke man an die Vergangenheit zurück und erwäge, wie Gott uns geführt und bannt sich uns offenbart habe. Uebenährn wir die Geschichte eines Volkes, des unseren vor allem, dann erwarteten wlr, daß Gott in Ihr noch klarer uns entgcgenlrele Wer die Jahre von 1664 bis 1871 erlebt habe, der werde wissen, daß in den Ereignissen jener Zeit Gott zu finden fei. Blickte» wir aber in der Geschichte weiter zurück, dann breiteten sich dunkle Schatten auf dieieS belle Licht. Insbesondere die dreißig Jahre von 1618 bis 1648 hätten über unser Vaterland die grauen- vvllsic Verwüstung gebracht. Man könne sich da fragen, wo war Galt? Er, Redner, wolle versuchen, dieses schwerste Rätsel zu löse», indem er den Ursprung, den Verlauf und den Ausgang des Krieges beschreiben wolle. Hierbel beleuchtete der Vortragende eingehender das Auftreten des Jesuitenordens. In ihm Hobe der Papst ein Kriegsherr gewonnen, dem nte ein anderes an Schulung, Umsicht. Gehorsam und Rücksichtslosigkeit gleich gekommen sei. Das Ziel der Jesuiten war die Vernichtung des Protestantismus. Sie hofften, damit zu erreichen, daß der Kaiser unumschränkter Herr in Deutschland werde, so, wie etwa die katho lischen Könige von Spanien und Frankreich in ihren Ländern. Tie Macht der Kirche »ollre dadurch wieder hrrgestellt werden, daß die von den Protestanten Ungezogenen Kirchengüler ihr zurück- cwbert würden. Tollkühn drangen die Jrsrutrn »ach Erreichung dieier Ziele, doch waren sie, wie sich zeigte, ln Deutschland un erreichbar : Europa trat für die Erhaltung der deutschen Fürste» ein. Nachdem Herr Pastor Dr. Sülze auch am die Folgen des unheil vollen Krieges für Deutschlands Wohlstand yingewiesen hatte, führte er aus, daß Gott in dem Kriege doch das letzte Wort ge- Ivrochen habe, indem ein Helles Licht ausgegangen sei in dem Dunkel, in dem wir uns damals befunden hätten: ganz Europa sei cs gewesem das am Ende unseres großen Krieges den Frieden schloß: ganz Europa bekannte sich in ihm zu dem Grundsätze der religiösen Duldung. Dies köstliche Gut der Welt zu erringen, dafür habe unser Volk geblutet. Für. den Beginn einer ganz neuen Zeit habe es das größte Opfer gebracht. Ein Jahrhundert nach dem großen Kriege, nachdem Deutschland sich erbost hatte, begann die Arbeit der gewaltigsten Männer in ihm; Lessing. Kant, Fichte, Lchlciermacher, unsere großen Dichter hätten den Quell der wahren Religion wieder aufgegraben; sre vollendeten Luthers Werk. Diese Arbeit schreite unaufhaltsam fort. Auch daS Ent- stehen eines ganz neuen Staatslebens habe schon wahrend de- Mjährigen Krieges begonnen: 1640 habe der Mann den Thron bestiegen, der den ersten wahren Staat in Deutschland gründen sollte, der Grobe Kurfürst von Brandenburg-Preußen. In der Lchlacht von Waterloo habe dieser Staat seine Feuerprobe be standen, in den Schlachten von Königgrätz und Sedan die Wieder geburt Deutschlands vollendet. So seien aus den Ruinen des Mjährigen Krieges die beiden größten Güter unserer Nation her- vorgeganaen: das neue Reich und der geläuterte christliche Glaube. Aber noch eins trete auS dem entsetzlichen Kriege hervor: wodurch Hobe sich doch ein Rest in dem allgemeinen Untergange behauptet? Durch Gottvertrauen, BerufStreue und Heilighaltung der Familie, die Luther seinem Volke aufS tiefste eingeprägt habe. Diese Tugenden habe selbst der Krieg nicht zu vernichten gemocht. Er, Redner, glaube kaum, daß sie bei uns noch jo mächtig seien, wie in jener verhängnisvollen Zeit. Hier liege eme unermeßliche Ge fahr. Die Familien seien die Bausteine, die zum Bau des Reiches sich einten; aus morschen Bausteinen aber sei kein fester Bau zu errichten. — Herr Pfarrer Dr. Sülze erntete für seine über- zeugungstreuen. gehaltvollen Ausführungen den lebhaftesten Bel- fall der gut besuchten Versammlung. — Anläßlich vrr vorletzten diesjährigen gesellschaftlichen Vereinigung, welche die Ressource derDreSdner Kauf mannschaft vorgestern Im Saale deS Könlgl. Belvede»« ver anstaltete. war einer talentvollen Schülerin des hiesigen Gesang- lehrerS Herrn Th. Kölle Gelegenheit gegeben, sich einem ge wählten Publikum vorzustellen. Fräulein Elia Hache, im Besitze einer ,ugendfitschen. künstlerisch geschulten Sopranstiiiimr, er beute durch den Vortrag einer Arie auS dem .Nachtlager zu Granada" und mehrerer Lieder Reicher Beifall lohnte die Dar bietungen der jungen Sängerin. Einige Rezitationen, ernsten und heiteren Inhalt-, von Herrn Hosschaulpleler <S. Gtarcke mit bekannter Meisterichaft vorgctragen. fanden wohlverdiente Anerkennung. — AuS dem soeben erschienenen 30. Rechenschaftsbericht de» un'er dem Protektorat Sr. Majestät de» Königs stehenden Vereins „Jnvalidendank für Sachsen" geht hervor, daß der Verein über ein Vermögen von 161 538,28 Mark verfügt. Die ^ensionskasse erhöht sich um 2132,24 Mark und beträgt 69664,59 — Die neue Lesehalle (Waisenhausstraße 9, gegenübei dem Central-Theaterj ist offenbar einem starken Bedürfnis ent gegengekommen. Seit dem Tage der Eröffnung <28. Dezember v. J.> bis beute ist sie von über 10000 Personen besucht worden. Natürlich sind unter diesen Besuchern auch manche, die nur die Lesehalle einmal sehen wollen, aber sie kommen durchaus aus ihre Rechnung, denn in der Tat ist die Lesehalle vermöge ihrer künstlerischen Einrichtung eine Sehenswürdigkeit, die jeder Dresdner gesehen haben muß, und ebenso sollte ieder die fremden Besucher, die er empfängt, einmal in die Lesehalle führen. Zwischen 5 »nd 6 Uhr abends ist die Lesehalle stets stark besucht. Die Einrichtungen zur Bequemlichkeit ihrer Besucher sind mustergülti ein Briefkasten ist da, Postwertzeichen werden verkauft, Briese und Telegramme lverden befördert, der Fernsprecher und die Schreibmaschine können benutzt werden, im Rauchzimmer wer den auf Verlangen Erfrischungen verabreicht. Die Ausstellung von verkäuflichen Kunstwerken, die als Zimmerschmuck verwendet sind, hat sich auch schon als nützliche Einrichtung bewährt, denn sie bat schon zu verschiedenen Verkäusen in den betreffenden Läden geführt. So entwickelt sich die Lesehalle m erfreulicher Weise. — Im Viktoria-Salon finden morgen, Sonntag, w'e gewöhnlich, 2 Vorstellungen statt: und ^8 Uhr In beiden Vorstellungen wird der erste Humorist deS deutschen Banötc's Otto Reutter auftreten; ferner treten auf: d>e Negerinnen in dem Eakc-Walktanz lKuchcntanzj. der Kunstschütze Monücur Vvrdeverry r.i:t knall, und rauchlosem Pulver, der mimische Asse Marcells, die dressierten Hunde und Ponies von Nochcz und sämtliche Spezialitäten des interessanlen März-Programms - Das Ecntral-Theater gibt morgen, Sonntag, zwei Vorstellungen: nachmittags lU/» Uhr bei kleinen Preisen, abends 71/2 Uhr bei gewöhnliche» Preisen. In beiden Vorstellungen ge langt das große März-Programm zur Vorführung. Morgen finden die letzten beiden Sonntags-Aufführungen der Sensationskomödie .Am Telephon" statt. — In Arndts Kurhaus, Klotzsche-Königswald wird Montag, den 16. d. M., das letzte Abonnements- Konzert der vollständigen Trenklerschen Gewerbehaus, ka peile abachalten. Zur Ausführung gelangen. Ouvertüre zu „Zampa"' „Dolorosa", Melodie für Violoncello von Ambrosia: 2. Satz lAndantcj aus der Sinfonie mit dem Paukenschlag von Haydn: Elegie für Harfe von Ovcrthiir; Selcction aus der Oper „Tannhäuser" von Wagner; Ouvertüre zu „Oberon" von Weber; Ungarisch« Rhapsodie für Violine von Hauser, „Cornelias in PariS", Episode von Svendjen; Abendlied für Streichquartett von Schumann: Etüde für großes Orchester von Nubinstein. Nach dem Konzert folgt e-n feiner Ball — In diesem Jahre sind bis mit 10. d. M. insgesamt 972 befrachtete Schiffe und 22 Floßholztransportc von Böhmen nach Deutschland eingefahren. Die bis nach Karlsbad sich eistreckenden Erd er k ck> ü t t c r u n g e n haben dort schwere Besorgnis um die heißen Quelle» bcrvoraerufe», deren Versiegen den wutschastlicben Ruin der weltberühmten Tbermenstadt hcrbeiiiivren würde Der be kannte Wiener Geologe Professor Dr. Süß hat indessen el» wissenschastllches Gutachten abgegeben, in weichem es heißt, es sei keinerlei Gefahr für die Quellen vorhanden, da die heißen Wässer in ungeheurer Tiefe erst geboren und dabei gleichzeitig auch mit allen mineralischen Salzen und festen Bestandteile» gesättigt würden, die im Jahre nicht weniger als sechsMillionen Kilogramm betrügen. Diese» Herd, der ein kolossaler lein »lüsse. vermöchten die Erdbeben ans keinen Fall zu zerltören, um so weniger, als sie selbst wahrscheinlich nichts anderes als die Krafterscheinunaen des selben Herdes seien. — Professor Süß neigt atio nicht der Crednerichen Schruinpfungs-, sondern der vulkanischen Theorie zu — Oberverwaltungsgerlcht. Die Gemeinde Schede witz bei Zwickau besitzt auf EunerSdvlfer Flur ein Wasser werk. Die Gemeinde EunerSdorf will nun die Gemeinde Schedewitz, soweit die aus Cnnersdorier Flur gelegene Quelle in Frage kommt, zu den Gemeindeanlagen heranziehen. In dem daraufhin anhängig gemachten Streitverkahren hat das Qberver- waltniigsgericht bindend ausgesprochen, daß etwa erzielter Gewinn aus dem Wasserwerk als Einkommen aus Grundbesitz zu beurteilen und nach dem Cunersdorfer Anlageregulativ onlagepsttchlig ist. — OberlandeSgericht. Der Geheime Regierunasrat Kostrzewski in Dresden hatte wegen Nichtbefolgung der Bor- schriften betr. dieBlutlaus eine Strafverfügung erhalten. Sein Antrag aus gerichtliche Entscheidung war von Erfolg, das Schöffen, gericht erkannte artt Freisprechung. Auf die Berufung der Staats anwaltschaft hin erkannte das Landgericht aber auf 10 Mark Geldstrafe oder 1 Tag Hast. Wie das Gericht zweiter Instanz festgestellt bat, wurde am 26. Juli v. I. bei einer vom Bezwksauf- seher im Beisein eines Sachverständigen im Grundstücke des An- cklagten vorgenommenen Revision auf einigen Aepselbäumen das orhandensem der Blutlaus konstatiert. Es wurde der Besitzer auf die Ratsbekanntmachung vom 7. Juli 1902 bingewiesen und ihm aufaegeben, Schritte zur Entfernung der Blutlaus zu tun. K. hat denn auch einen Arbeiter beauftragt, die betreffenden Bäume zu fällen; dieser mußte jedoch unerwartet verreisen, so daß als nach etwa 10 Tagen der Garten abermals --evidiert wurde noch nichts geschehen war. Die vom Angeklagten eingelegte Ne. Vision macht geltend, die RatSbekanntmachung sei ungültig, weil sie einen Eingriff in das Privateigentum bedeute. Die Blut- auS bleibe auch auf einzelnen Bäumen und bilde keine Gefahr ür die Nachbargrundstücke. Des weiteren wird darauf hin- zewiesen, daß der in der Bekanntmachung gebrauchte Ausdruck. )ie Entfernung der Schädlinge müsse „alsbald" erfolgen, viel zu allgemein gehalten sei. Der Oberstaatsanwalt hält es ebenfalls nr fraglich, ob in einer Frist von 10 Tagen eine Ueberschreitung >es Spielraumes zu erblicken sei. ferner, ob es genüge, wenn der Bezirksaufseher im Beisein eines Sachverständigen die Anord nung treffe, und stellt die Entscheidung ins Ermessen des Gerichts. Das Urteil des Strafsenats lautet unter Aufhebung des an- eariffenen Erkenntnisses auf Freisprechung und Uebernayme sämt- chci Kosten auf die Staatskasse. In der Urteilsbegründung wird ausgeführt, daß das Gericht dem Revisionspunkte wegen Ungültig keit der Ratsbekanntmachung, weil die Entschädiaungsfraae nicht darin geregelt sei, nicht ohne weiteres beitreten rönne. Für be achtlich sei dagegen die Rüoe gefunden worden, daß der Begriff „alsbald ein sehr unbestimmter sei. TafteSgefchichte. Deutsches Reich. Heber die Audienz, die der Ka lser Herrn David R. FranciS. dem Präsidenten des Komitees für die Welt- ausstelluila in St. Louis, erteilt bat, verbreitet eine Korrespondenz olgende Einzelheiten: „Die Audienz dauerte eine volle Stunde und trug einen sehr herzlichen Charakter. Präsident Frcinris über brachte dem Kaiser eme Einladung zum Bestich der Ausstellung. Der Kaiser lehnte sie zwar für leine Perlon ab. versprach dafür aber, einen Prinzen keines Hauses nach St. Louis zu entsenden. Im Laufe der Unterhaltung betonte Kaiser Wilhelm, er we»de dafür sorgen, daß Deutschland namentlich in der wichtigsten Abteilung der Welkausstellung, dem Departement für ErziehungS- welen, hervorragend vertretenTcin werde, und gab wiederholt seiner trotzen Sympathie für den Präsidenten Roolevelt sowie für die mpolante Entwicklung und Arbeitskraft dcS amerikanischen Volkes Ausdruck. Präsident FranciS nabm seinerseits Geleg^iheit zu er- wäbnen, eS sei der lebhafte Wunsch der Deutschen Noidamerlkas, daß das Deutsche Reich auS offiziellen unv privaten Kreisen die Ausstellung würdig beschicken möge: einen bewnderen Auftrag habe er zu dieser Versicherung von der „Westlichen Post", der rößten ln St. Louis erscheinenden deutschen Zeitung." Präsident (ooscvelt scheint für seine Person unsere fteundichastlicbe Gesinnung auch wirklich zu erwidern: Zur Förderung der Freund- chast mit Denlschland, so wird gemeldet, soll demnächst der amerikanische Admiral EoanS mit einem größeren Geschwader. daS ans Asien kommt, die deutsche Kutte besuchen. Präsident Noosevclt selbst hatte diesen Bcmch angeregt. Prinz Eitel Friedrich von Preußen ist in Kairo sehr leidend und bat starkes Fieber. Er begleitet den Kronprinzen nicht nach Ober-Aegypten. Im Reichstage ist neuerdings mehrfach die Einführung neuer Reich» steuern angeregt worden. Daß di« Reichsverwaltung der Einführung einer Wehrsteuer nicht besonder» geneigt ist, nach dem ihr dahin zielender Vorschlag vom Jahre 1881 vom Reichstage einstimmig abgelehnt worden ist, hat der Reichsschatzsekretär selbst unzweideutig zu erkennen gegeben. Ter konservative Abgeordnete Gras von Roon yat dann die Einführung einer erhöhten Biersteuer empfohlen und eme bedingte Zustimmung von seiten des Reichs- parteuers Abgeordneten von Kardorff gefunden. Ob über die Kreise der konservativen Parteien hinaus eine stärkere steuerliche Heranziehung des Bieres Anklang findet, erscheint zweifelhaft Insbesondere würde ihr, wie man anzunehmen berechtigt ist, von seiten eines großen Teiles des Zentrums widerstrebt werden. Jiu Schatze der verbündeten Negierungen haben, soweit die,,National liberale Korrespondenz" unterrichtet ist, in neuerer Zeit Erörter ungen über neue Reichssteuerpläne nicht stattgesunden. Man werde aut tun, damit zu rechnen daß die leitenden Kreise ihr ganzes Augenmerk zunächst auf den Abschluß neuer Handelsverträge richten und iin übrigen den Ausgang der nächsten Reichstags wahlen abwarten werden, bevor sie sich in die mcht angenehme Lage dringen, zwei Hasen auf einmal zu jage». So viel stehe allerdings auch letzt schon fest: die verbündeten Regierungen werden auch in Zukunft für eine Reichseinkommensteuer nicht zu haben sein. Die hessische Regierung hat dem Bundesrate «inen Gesetz entwurf betr. Entschädigung unschuldig Verhafteter eingcreicht. Derselbe unterliegt zur Zeit der Beratung im Aus- Freiherr v. Heereman. der Vizepräsident des preußischen Abgeordnetenhauses, ist nicht einem Schlagansall unterworfen ge wesen, sondern an Influenza erkrankt. Schon am Mittwoch klagte er über Schüttelfrost, ließ sich aber dadurch nicht aohalten, auch Donnerstag mittag noch die Abgeordnetenversammlung auszu suchen Kurz nach seiner Ankunft fühlte er sich aber derart be ängstigt, daß er >n einer Drosch!« nach dem Monopol-Hotel, wo er Wohnung genommen hat, gebracht werden mul-te. Da eine Besserung nicht eintrat. holte man einen Krankenwagen, der den Kranken »ach dem Hcdw gs-Krankenhause übersührte. Graf Gaten begleitete ihn dorthin. Ter Oberarzt konstatierte einen Influenza- ansall mit Schüttelfrost. Vorläufig besteht keine Gefahr für das Leben des 73jährigen Greiies. Der bisherige Regierungspräsident von Hannover, v. Branden st ein, der in gleicher Eigenschaft nach Magdeburg versetzt worden ist, hat leinen Abschied eingereicht. . Die geplante Einrichtung der Kaufmannsae richte hat eine ganze Flut von gutachtlichen Aeußerungen, Aussätzen und Zeitungsartikeln hervorgerusen. Hierbei hat sich diesen neuen Sondergerichten gegenüber eine gewisse Skepsis geltend gemacht, die sich besonders auf zwei Punkte bezog; einmal war es die beabsichtigte Angliedcrung der Kaufmannsgerichte an die Gcwerbc- gerichtc, welche zu Bedenken Anlaß gab, und zweitens befürchtete man, daß die neue Einrichtung bas Eindringen sozialdemo kratischer Strömungen in die Kreise der kaufmännischen Ange stellten befördern werde. Die Negierung kann sich jedoch, wie die „Arbeitgeber-Zeitung" zu berichten weih, diesen Bedenken und Befürchtungen nicht entschließen. Man ist dort der Anschauung, daß die Angliederung an die Gewerbegerichte ein Moment rein formaler Natur sei, dessen Bedeutung man nicht so hocy ein- schätzen dürfe. Ohne diese Maßregel würde die Schaffung eines größeren und komplizierten Apparates in vielen Fällen unver meidlich sein Würden z. B. die Kaufmannsgerichte den Amts- gerickten angegliedert, so wäre eine durchgreifende Reform, welche die Angelegenheit verzögert hätte, notwendig gewesen. Die Re gierung glaubt ferner nicht, daß bet den Wahlen zu Beisitzern der Kausmannsgerichte politische Agitation getrieben würde, son- der» vertraut dem bisher bewährten loyalen Verhalten der kauf männischen Angestellten. Ter einzige bestehende sozialdemokratische Verein von jungen Kaufleuten in Hamburg käme kaum in Be tracht, und die übrigen kaufmännischen Vereine verfolgten wohl gewisse politische Tendenzen, seien aber keineswegs sozialdemo kratischer Natur. 'Die Reichsreaierung hofft, daß der Bundes- rat noch diesem Reichstage den Gesetzentwurf vorleoen kann, und wünscht trotz aller Einwendungen, daß das Gesetz sobald als mög lich zu stände kommt. Wie das „Westfälische Volksblatt" nachttäglich erfährt, hatte Kultusminister Studt unter dem 26. Februar ein Rundschreiben an die Provinzial-Schulkolleaien und die Regierungen erlassen, welches lautet' „Wenn anläßlich des bevorstehenden Papst- jubiläums Papst Leos Xl.1I. behufs Teilnahme an kirchlichen Feiern für katholische Schulen der Ausfall des Unterrichts bezw. in anderen Schulen die Befreiung der katholischen Schüler vom Unterrichte beantragt werden sollte, ermächtige ich die königlichen Negierungen, den bezüglichen Anträgen stattzugeben." Der Eid des Erzbischofs Fischer, den dieser in die Hände des Kaisers ablegte, hatte folgenden Wortlaut: „Ich, Anton Fischer, erwählter und bestätigter Erzbischof von Köln, schwöre einen Eid zu Gott dem Allmächtigen und Allwissenden auf das heilige Evangelium, daß, nachdem ich aus den erzbischöflichen Stuhl von Köln erhoben worden bin, ich Sr. Könial. Majestät von Preußen Wilhelm und Allerhöchstdessen rechtmäßigem Nachfolger in der Regierung als meinem AÜeranädigsten Könige und Landes herrn untertänig, treu, gehorsam und ergeben sein, Allerhöchstdcro Bestes nach meinem Vermögen befördern, Schaden und Nachteil aber verhüten und besonders dahin streben will, daß in den Ge- mütern der meiner bischöflichen Leitung anvertrauten Geistlichen und Gemeinden die Gesinnungen der Ehrfurcht und Treue gegen den König, die Liebe zum Vaterlande, der Gehorsam gegen vie Gesetze und alle jene Tugenden, die in dem Christen den guten Untertan bezeichnen, mit Sorgfalt gepflegt werden, und daß ich nicht dulden will, datz von der mir unterstellten Geistlichkeit ln entgegengesetztem Sinne gelehrt und gehandelt werde. Insbesondere gelobe ich, daß ich keine Gemeinschaft oder Verbindung, sei cs inner halb oder außerhalb Landes, unteryalten will, welche der öffent- lichen Sicherheit gefährlich sein könnten, und will, wenn ich erfahren sollte, daß m meiner Diözese oder anderswo Anschläge gemacht werden, die zum Nachteil des Staates gereichen könnten, hiervon Sr. König!. Majestät Anzeige machen. Ich verspreche, dieses alles um jo unoerbrüchucher zu halten, als ich gewiß bin, daß ich mich vurch den Eid, welchen ich Sr. Päpstlichen Heiligkeit und der Kirche geleistet habe, zu nichts verpflichte, was dem «Ade der Treue und Untertänigkeit gegen Se Könlgl. Mcnestät entgegen sein könnte. Alles dieses schwöre ich, jo wahr mir Gott helfe und sein heiliges Evangelium. Amen!" Unter dem Titel „Ein Streiflicht auf den religiösen Katho lizismus" macht ein Zentrumspolrtiker im „Basler Bolksblatt" Enthüllungen über den un vorigen Jahre zu Freiburg verstorbenen Univcrsitätsprofessor und Hosra» Kraus. Dieser katholische Kirchcnpolitiker widerstrebte der badischen Zcntrumspartei unter Wackers Führung und trat unter dem Schlagwort „religiöser Katholizismus" in einen Gegensatz zur parteipolitischen Agitation des katholischen KleruS. Durch die Veröffentlichung der „Spcktator- Briefe in der „Allgemeinen Zeitung" erregte Professor Kraus eine persönliche Differenz mit seinen Glaubcnsbrüdern von der streitbaren Kirche, die schließlich beim Tode ihres Widersachers in dl« weite Welt triumphierten, daß der Abtrünnige sich mit seiner heiligen Kirche noch in letzter Zeit wieder ausaesöhnt habe. Jetzt aber vernichten die Zentrumsblätter den katholischen Hofrat und Pro fessor Kraus durch eine öffentliche Besprechung, die ihnen damals „mit Rücksicht auf das frische Grab" nicht angezeigt erschien. KrauS, dessen Jahreseinkommen von seinen Richtern auf mindestens 20 000 Marl geschätzt wird, habe als „kuriojer Oekonom" schlecht gewirtschaftet und sich „zeitweise in höchster Geldverlegenheit be funden". Da seien ihm staatliche Subventionen zugeflossen. Es heißt in dem Artikel: „Einmal füllte der Großherzog den Abgrund aus. Ein andermal wurden die „Spektator-Briefe der Titulus, auf den bin ihm 12 000 Mark ausbezahlt wurden." Auf diese durch daS Reichskanzleramt angewiesene Summe würbe nachträglich ein Rechnungsdeamter im ReichSkanzleramte aufmerk- sam uno „ohne Sinn für politische Delikatesten forderte er die Rückzahlung vom Krausschen Nachlaß, der im wesentlichen der Universität Freibura zufiel. Diese verweigerte die Zahlung und die „Politiker des Reichskanzleramtes hätten nun nichts Angelegent licheres zu tun gehabt, als die verräterische Spur im Sande zu verwischen und die Rückzahlung nachzulasten". Da die Sache jeden falls noch weitere Erörterungen veranlassen wird, muß oavon Notiz genommen werden. Der Senat in Hamburg hatte bei der Bürgerschaft beantragt, den Bauinspektoren den Titel „Baurath" zu verleihen. Gelegent lich der Beratung dieses Antrages in der Bürgerschaft kam es zu einer lebhaften Debatte über das Titel- und Ordenswesen. Vor elf Jahren ist es wegen anderer Titelverleihuugen, die be absichtigt waren, -wischen Senat und Bürgerschaft zu einem ernste« Dv-s-nev Nachrichten. 73. Seite 3. Sonnabend. 14. MSrr 1V03
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