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wonach di« 1. Gmeralintendanz de« Hofthrater» in Rücksicht ans die Anwesenheit d«r Herren Juristen am nächst«« Donnerstag .Richard III." von GbakeSpear« zur Aufführung bringt. E< ist möglich geworden, Herrn Davison in seiner vorzüglichen Dar stellung der Titelrolle auftreten zu sehen. Ferner hat d«r Stadt rath zu Tharand di« Güte gehabt, bei der auf Mittwoch ang«. setzten Partie dahin verschiedene Festlichkeiten zu arrangiren. Möchte nur dieser Ausflug, wie die sonst projeetirten, von freundlichrnn Weiter begünstigt werden, al» e« den Beginn de« Feste» begleitete. — Gestern Vormittag halb 9 Uhr wurde dir erste Plenarver sammlung de« zweiten deutschen Juristentag«» durch den stellver tretenden Präsidenten der ständigen Deputation, Graf Warten», leben von Berlin, im Saale de» Lincke'schen Bade» eröffnet. Nach einem kurzen Berichte über die Thätigkeit der ständigen Deputa tion theilte derselbe mit, daß diese einstimmig beschlossen gehabt habe, den Gmeralstaat-anwalt v. Schwarze von Dresden zum Präsidenten des zweiten deutschen Juristentage» vorzuschlagen, der selbe ablr den Vorschlag abgelehnt habe, und nunmehr in deffen Folg« der Prof. v. Bluntschli von München in Vorschlag gebracht werde, welchen denn auch die Versammlung durch Akklamation er wählte. Hierauf begann die Berathung und allgemein« längere Debatte bez. Erledigung mehrerer gestellter Anträge, zu deren Wie dergabe un« der Raum mangelt. Mittag» folgte «in gemeinschaft- licht» Diner im Festloeole und dann eine Exkursion nach Meißen, wo die Damen bereit» Uhr sich nach dem geschmückten und mit einem Musikchor besetzten Dampfschiff verfügten. An Helbig« Restauration unweit der Brück« wehten bunte Flaggen in aroßer Zahl. Nicht minder schön gestaltete sich der von unser« Stadt- ratbe dem Juristentaqe zur Verfügung gestellte Extrazug, welcher nach halb 5 Uhr vom Leipziger Bahnhöfe nach Meißen sbging. Derselbe war durchweg mit Fahnen der Stadt und de» Lande« decorirt, bestand au« 47 Achsen und 21 Wagen, zu deren Gar- nirung man 1700 Ellen Guirlanden, zur Lokomotive allein 200 verwendet hatte. Vor dem Bahnhofsgebäude war «ine hohe Eh renpforte errichtet, ebenfall« mit Fahnen in den sächsischen und städtischen Farbm. Die Fahrt war leider nicht durchweg von gutem W'tter begleitet, doch dürften die geehrten Gäste dafür ei nige Entschädigung gesunden haben durch die veranstaltete Musik- ausfübrung im Dome und die immerhin sehenSwerthen historisch merkwürdigen Punkt« Meißen», sowie durch einen Besuch der groß artig angelegten neuen Porzellanfabrik. Die Rückkehr erfolgte ge gen 8 Uhr Abend«. — Di« Gastronomie hat für die deutschen Juristen bei der Bewirthung aus dem Lincke'schen Bad» den Spieß wacker gedreht, obgleich nur kalte« Büffet zu finden war. Da gab e» «inen Ochsenrücken von dreihundert Pfund, garnirt mit allen nur möglichen Gemüsen, ein Ochsenrücken würdig seiner Ahnen zur t'iewaligen deutschen Kaiserkrönung. Zur Seite prangten wer Lachs«, wovon jeder drei Ellen maß, mährend noch sech« Hirschrückrn, dreißig große Schinken, Rostbeaf», Rinderfilet«, Hamburger Rauchfleisch, div. Braten, Majonnaisen, Gelantine« und Creme« al» Hilfstrupp«» aufmarschirt waren. Da« Essen währt« von Abend» 6 bi» 11 Uhr. Zum Braten de» Och- senrücken» mußte ein eigener Backofen hergestellt werden. — In der vorgestrigen jährlichen Versammlung de» Ad- vocatenv.rein- de« Dresdner AppellationSgertchttbezirk« wurde, nach Erledigung der aefchäftlichea Angelegenhriten, der Antrag de» niedergesetzten Ausschuss«» (veschorner, Lottschalck, Schreck, O. Gchaffeaih, Pöschmann, Ad. Schmidt und Börner): dir Ueberziugung auszuspnchm, daß die Erlassung und Einführung «ine« besonderen Civilgesetzbuch« für Sachsen so lang« nicht wün- schenswrrlh sei, al» gegründet« Aussicht auf da» baldig« Zu standekommen eine« deutschen Civilgesetzbuch« vorhanden sei, auf d-r warme Befürwortung der Rechtranwält«: Gottschalck, v. Schafft alh und Schreck, mit überwiegender Mehrheit gegen die Rede» Hkydenreich'» und Leovhardl's, angenommen. (C. Z.) — Da» anatomische und ethnologische Museum von I. W. Reimer» im Gewandhaus« erwirbt sich fortdauernd eine sehr große Lheilvahmr de» gebildelen Publikum». E« ist die» erfreulich, indem diese« Kabinet durchweg wirklich au«gezrichuele Präparate enthält und ein« Vollständigkeit und Reichhaltigkeit der Num- mnn, di« in Erstaunen setzt. Urder SOV Präparat« belehren «»» über tle GntwickelungSgeschicht« de» Menschen, über dt« Ge- schaffenheit unserer Organ«: der Ginne, de« Hirn», der Mus keln, de» Nervensystem» re., über den Untrrschi'd der Rare», über di« Krankheiten und Mißgeburten und endlich über un sere eigene gegerbt» Haut. Wahrlich, man kann hier an d«r Hand de» gut gearbeiteten Katalog» in wenigen Stunden sich «ine Wissenschaft zu eigen macht», die jedem denkenden Men schen al« di« wichtigste erscheine« muß: die Belehrung über seine eigene Körpermaschinr. Wir empfehlen demnach jedem «iß- begierigen Menschen die- Museum. »» ist da- bedeutendst», da» bisher in unserer Stadt war. Freitag« Nachmittag« ist der Zutritt lediglich nur Damen gestattet, und wird al«dann di« zerlegbare anatomische Venu« — «!n Pariser Kunstwerk — von einer Dam« explicirt. — Wie die k Kreisdireciion zu Leipzig bekannt macht, ist vom Gericht,'amt tm BezirKgericht Leipzig «chtekläftig auf Confiscation und Vernichtung der Druckschrift: .Di« Reforwa- tionSpflicht de» 19. Jahrhundert«. Eine in Leipzig den 31. Oktober zum Reformationsfest der deutsch-katholischen Gemeinde zu halten beabsichtigt«, aber wegen Verbot» nicht gehaltene Pre digt von v. ttiool. Carl Schräder in Holzhaus««, im Selbst verläge de» Verfasser»", erkannt worden. — Die deutschen Dorschußverein« find bekanntlich in un« aufhörlichem Wachsen begriffen; sie machen großartige Geldgr- schäfte und helfen sich nicht blo« unter «inandrr durch Ver- Mittelung de» Eentralbureau» mit Capitalien au», sondern ha ben im verflossen « Jahr« bei der allgemeinen deutschen Credit- gelellschaft in Leipzig einen Credit bi» zur Höhe von 750,000 Thalern benutzt. Von Dresden au» ist nun di» Gründung von ländlichen Vorschußverrinrn angelegt worden, da der länd liche Grundbesitz Sachsen» noch bei Weitem nicht einen so aus gedehnten Credit besitze, wie er wohl beanspruchen könnte. Di« Angelegenheit ist noch in ihren ersten Anfängen, wird aber hoffentlich weiter geführt werden. — Bor etwa 14 Tagen erhielt ein Leipziger Handlung«- hau» einen Wechsel über mehr al- 400 Thaler in Zahlung, der bei einer bekannten Berliner Firma domicillrt war. We nige Tage vor der Lerfallzeit sandte der Inhaber de» Wech sel« denselben einem dasigen Geschäftsfreunde zum Jneaffo, der Wechsel wurde jedoch nicht «ingelöst, vielmehr von dem Berli ner Präsentanten ermittelt, daß der Aussteller inzwischen nach Amerika gegangen, der Aceeptant dagegen «in in einer Vorstadt zu Berlin wohnhafter, ganz unbemittelter Arbeiter sei. Aas erhaltene Nachricht von dieser Sachlage eilte der Leipziger Kauf mann dorthin, um da» Jneaffo oder wenigsten» eine Reguli- rung dieser Angelegenheit persönlich zu betreiben. Er begab sich daher in .Begleitung seine» Geschäftsfreunde» zu dem Arcep- tanten, in welchem er einen in höchst dürftigen Umständen leben den Lagrarbciter antraf, und ersucht« ihn um Zahlung. Die ser war die» weder im Stande, noch auch dazu geneigt, son dern erklärte in sehr ruhiger und lakonischer Welse, daß er dergleichen Dinger, wie «r sich au«drück>e, bereit» mehrere für 10 Silbergroschen pro Glück unterschrieben habe und um die sen Prei« auch den fremden Herren zu Diensten stehe Aus die Bemerkung te» Wechselinhaber», daß er dm Acceptanten gerichtlich verfolgen und zum Schuldarrest werde bringen lassen, antwortete dieser, indem er sich nach seiner Frau umwandtr: .Hanne, gieb mir 'mal meinen alten Rock, ick werd« lieber gleich mitgehm — da Hab' ick'» ja besser, wie jetzt/ Unter solchen Umständen werden dir auf di« oben beschrieben« Weise sabricirten Wechsel wohl nimmermehr «ingelöst werden. — Die Herren Gasch in Ostrau und Roßberg in Zunsch- Witz veröffentlichen folgende beachtenSwerth« Anerkennung: „In Folge de« am 4. d. M. erlittenen Brandunglück» geschah 5 Tag« nachher die Schadenregulirung bezüglich de« Mobiliar« von Sei ten der.Dresdner Fm«r-Verficherung«-Gesellschaft'. In 2 Stun den war da« Geschäft bet liberaler, coulanter Führung, auf die humanste Weise, zu vollkommener Zufriedenheit geordnet und dir nicht unbeträchtliche Entschädigung-summ« in unseren Händen. — Mit gleicher Generosität wurde später ein vienstbotr, welch er beim Rettung-Werk sich vorzüglich bethriligt und dr«hatb seine eigenen Effecten verloren, auf die nobelste Weis« honorirt, ungeachtet ein.