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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.01.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260129015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926012901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926012901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-29
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.01.1926
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Nr.«» Seite « — .Dresdner Nachrichten" — Freitag. 2S. Januar 1SLS Oerlliches und Sächsisches. Odern Georg Lippe 1". Am 24. Januar ist. wir schon kurz gemeldet, Oberst Georg Lippe. ein pflichttreuer, überaus gewissenhafter Froniossizter, von längerem Leiden durch den Tod erlöst worden. Geboren am 4. Juli 1858 in Dresden trat er nach Erziehung im Kadettenkorps im April 1877 als Portepeesähnrich beim 8. Infanterie Regiment Nr. l02 ein und wurde hier >878 zum Setondeleutnant befördert. Bei der Errichtung deö 0. Infanterie- Regiments Nr. >8.8 trat er init der auSgelvsten Kompanie zu diesem Regln,eine über wurde l88v Premicrleninaut im 10. I»sa»lerie.Regime», :Kr 134. 18!>l Haiiplmann und Ebel der «>. Kompanie, mit der er sich die Königsbüste und den silbernen Schild, den Ehrenpreis für hervorragende Schieß- leistuiig seiner Kompanie erwarb. lOOO lebe» wir ihn als aggr. Major beim 3. Infanterie lllegt. ..Prinz Georg" Nr. NX! spä,er in gleicher Stellung und alS 4iataillonSkommandcur beim l 4. Insanieric-gtegiment Nr. 170 und 4. Infanterie- Regiment Rr. U>3. Bom Jahre I0l>5 ab war er beim Bezirks- kvmmando U Dresden tätig, wo er bis zum Frühjahr >014. zuletzt als Oberstleutnant und 2. Stabsoffizier, ersprießliche Dienste leistete. Im Weltkriege widmete er Kraft und praktische Erfahrung wieder dem aktiven Heeresdienst, Zuerst Kommandant einer mobilen Bahnhofskommandantur >m Westen, ging er im Dezember l!,l4 als BataillvnSkoiv.maudeur des Ncservc- Inürnterie!l.'egiments 'Nr. 244 nach Iländern muhte aber in folge neuer Erkrankung an rbeumati chen Leiden, die er noch im April 10! 1 in Wiesbaden zu bessern versucht hatte, in die -Heimat zurtickkehren. bis er nach Führung verschiedener Ersatzbataillone im Frühjalir 1015 znm Kommandeur eines sächsischen Bataillons des neuerrichteten preunische» Iusan- j terie-lllegiwentS 'Nr. 874 im Osten ernannt wurde. ^.Hicr. wie ^ vordem in Ilandern. hat er sich in zahlreichen Schlachten. , Gefechten und im Stellungskrieg als alter erprobter Front- j vf'izier glänzend beivährt und sein Bataillon in anerkannt. pcru'nlicher Tapferkeit zu Sieg und Ruhm geführt. Als im Frühjahr 1017 sein Bataillon, das ibn alS Führer ! und siir erglichen Ire und hoch verehrte, zum neu errichteten ^ Landwehr Infanterie Regiment '-Kr. 105 tibertrat, wurde er ^ zun, Siabe der stellvertretenden 47. Infanterie-Brigade ver- ^ setzt. Am 2l. LK'ai l!l>7 wurde er unter Berleibung deS ' EharalterS als Oberst von dieser KriegSüelle enthoben. ^ Körperlich und geistig rüstig und beweglich lebte er seitdem l im wohlverdienten Ruhestand: an se,nem LebenSmarke zelirte wohl der Kuinmer um Deutschlands Niedergang. Ein echt -e»t''chge'innter Mann, ein lauterer Eharakter. ein allseits be währter O'sjzier. nt zur großen 2! ,vee abberusen worden Ein „Habe Dank" werden vor allem seine Kriegskameraden ihm in die Einigkeit Nachrufen. über einen ähnlichen Gegenstand bereit» in Dresden bekannt, ging von dem Gedanken aus, dast des Weibe» höchstes Gut, zugleich aber auch seine beste Wasse im Kampfe umS Dasein und — um die Gunst deS ManneS ihre Gesundheit, Jugend lichkeit und Schönheit sei. Diese drei Dinge sich beständig be». möglichst lange zu erhalte», muh jede Frau daher alS ihre vornehmste Ausgabe betrachten. Ganz wesentlich ist daS ge samte 'Wohlbefinden der Frau, wie auch ihr frisches tilgend- ltcheS Aussehen abhängig von der Gesundheit der Sexual- organc. Ihnen must daher ganz besondere Aufmerksamkeit und Pflege zugewendet werden. Tägliche kühle Waschungen des Unterleibes häufige kurze, kühle Sitzbäder, sachgemäß geübte Massage find einfache und in den meisten Fällen auch wirksame Mittel zur Gesunderhaltung dieser Organe. Bei jeder ernstere» Störung der normalen Funktion der tiuler- letboorgane. namentlich aiich in dem Falle, daß die mit den llebergangSiahren sich einstellendc» kleinen Beschwerden länger alS drei Jahre andaiiern. ist ohne Zögern der Frauen arzt zu Rate zu ziehen. Gegen die Unsitte der Hochzeitsreise mit ihren unvermeidlichen Unruhen und Nervenüberreizungen wurde energisch z» Felde gezogen: oftmals wird gerade durch sie der Grund gelegt zu dauernden Nervenerkrankungen. Bezüglich der Haarpflege warnte die Vortragende vor dein 'Waschen des Kopfhaares mit Seife: fleißiges Bearbeiten des Haares mit einer elastischen Bürste sei dagegen nur förder lich. Zur Entfernung von Haaren a» Stellen, wo sie un erwünscht sind, verwendet man am beste» ein Kalzium« Präparat. daS die Haut nicht angreist. Hautwarze» werden Keine Bereinslitzuug Ebne §Kiuuuluug für die ^eppelui-Lckeiier-E'poude! öende! de» Lrtrog der Sammlung an die Hauptgelchastrjlellc oei Dresdner 'Nachrichten, Lllarienftrahe 88 Lrdg.. «in aut Postscheckkonto itzsS Dresden auplae g.. oder laklt ihn Die S!aalskreüiie für öie notleidenden Lohn- itlrüinasch nenbesiher im VvZ'.Iande. Auf die von deutschvolkSparteilicher Seite gestellte Anfrage wegen der 'Verwendung deS LtaatSlrcditS für diese notleide» den Siriekmcischineuhcsitzcr fliehe DounerSlag-MorgcublaM Hai die Regierung in der DvnnerstagS-LandlcigSsitznng die fol gende 'Auskunft erteilt: lieber die Durchführung dieser Krediiaktion sind im Ein vernehmen mit den beteiligten WirEchgstSkreisen Richtlinie» aufgestellt worden, durch die für die Gewährung der staatlichen Kredite neben der Bedürftigkeit des Kreditnehmers der Ge sichtspunkt der Wirtschaftlichkeit, d. h der Hebung der wirt schaftlichen LclstuugSiahigkcit der Stickerei-Industrie, aiS maß geblich bezeichnet worden ist. Da aiiiänglich damit gerechnet werden konnte, daß die Inanspruchnahme de- TtciatSkredltcs sich in erträglichen Grenzen halten würde, ist die Höhe des ovn der Negierung zur Verfügung zu stellende» Gesamt kredites zunächst n i ch t s e st g c l e g t worden. Dies erschien tedoch angczcigi, als zu übersehen war, daß die 'Aktion einen Uber die ursprünglichen Erwartungen weit hinauSgchenden Umsang angenommen hatte. Das Gciamlministerinm hat da her in der Sitzung am 18. Dezember 1025 einerseits in Würdi gung der besonderen Notlage deS heimischen Lohiistickerei- newcrbes, anderseits im Hinblick aut den derzeitigen Stand der StuaiSniianze» und in Rücksichtnahme aus die sonstigen not- leidenden gcwcrbsichen VevökkernngSschichten beschlossen. die aus Grund deS LandtggSbescs'lusseS vom 7. Avril v. I. durch de» Staat bercitzustellende G e s a in t k r e d t t s u m m e ans den Betrag von 4 Million Reichsmark s e st - z u s c Y e n. Dieser Betrag wird dem beweglichen Slaats- vermögen entnommen. Apkilene dor ^rmi. Der H a u S f r a u c » v e r e l n Dresden und Um gegend ließ sich gestern nachmittag iin Saale Wiiickelinann- straße 4 eine» Bortraa von Frau Helene Wegand aus Essen halten über das Thema: „H n g i e n e der Fra u". Die Rednerin, von einem früheren Vorträge im Künstlerhause unschädlich beseiligt durch häufiges Betupfen mit Arnika- linklur und nachfolgendem Bestreuen mit seinem Marinor- staub. Schöne Büsieiiforinen gewinnt die Fra» nicht durch die vielfach augeprieseuen Balsame, Essenzen und ErdmcS, son dern viel eher durch fleißiges Lelbstmassicrc» der Brust muskeln. Iugeudliches Aussehen wird wesentlich bedingt durch die Frische, rosige Farbe und Zartheit der Hanl, in sonderheit der Gesicütshaut. Um eine solche zu erzielen, empfahl die Rednern, daS von den wegen ihrer geschmeidigen Haut berühmten Orienialiiine» augewaiidte 'Verfahren. Diese benutze» zur Hgiitreinigung zunächst nur seines Leidenpapier und sodau» kalte Waschungen ohne Seife tdiese letztere enthält stets Aetzualron und sch>rdet dem Teiuti, nicht aber stark fettige Erömc oder Puder, die nur die Hautporeii verstopfen, die Ausdünstung verhindern und dadurch die Nieren zu ge steigerter Tätigkeit, ja zur Ueherauslreiiguiig zwingen, waS nicht seilen ernstliche Nierc»erkra»k»»geu zur Folge hat. — In einem zweite» VvrtragStetlc verbreitete sich die Redueri» alSdann über die Verhütung und Behandlung von Krank heiten aller 'Art. wobei sie viel Beherzigenswertes wen» auch nicht gerade Neues de» zahlreich versammelten Damen auS Herz legte. Der 'Bvrtrag fand beifällige Beachtung. — Zuvor balle Herr Kaufmann Roland Schlitze lMarienstraße 32l einen recht praktischen, einfach zu behandelnden und billigen Z i m m e r r c t n ! g » ii g s a p p a r a t „M a g t c" vorgeführt, der vor allem den 'Vorteil besitzt, daß man sich beim Reine machen nicht die Hände beschmutzt und auch nicht zu dem lästige» Lichhücke» und Verdehncn genötigt wird. Au» der Wetherede de» Vorsitzenden de» Vereins Sinder- Helm, der sich zur Errichtung und zum künltigrn Betrieb« de» Helm» gebildel bat. de» Pfarrer» Alex, erfuhr man welche großen und zahlreichen Schwierigkeiten zu überwinden waren. Zwar iehlle eS von vornherein am Intrrelie des Stadtratr» iIugendamtl nicht aber schon die Platzsrage verursachte erbeb- liche Lchwterigketten Das Grundstück aus das man nach an fänglich anderen Plänen zukam ist vom Giaatltchen Grund- stttckSamt ans lange Jahre von der Transport- und Lager- hauS-A.-G. gepachtet: dteie Kal eS vorläufta aut fünf Jahre dem Verein überlassen. ES tst für ein Kinderheim außer- gewöhnlich uinsangrelch . . eS toll den so Kindern, die hier tagsüber versorgt und gepflegt werden sollen lvon zwei Jahre» bis zur Schnlosltchtl. Gelegenheit geben ein kleine» Beet z» bearbeiten Spielplätze und eine Planschwiese sind vorgesehen, ja. es fehl» selbst etn kleiner Berg nicht, aut dem die Kleinen auch einmal ihre Eltern durch «ine kleine Schaustellung erfreuen können BeionderS arbeitete am Ge lingen des Ganzen mit die Kirchgemeinde. der LandeSveretn kiir Innere Mtisivn. der Landesverband kür Kinderheime, sowie üü bis 70 Heiser der Gemeinde dir eine große Anzahl oon Bausteinen absetzten die in hübschen Modellierbogen be stehen. so daß setzt schon I» vielen Familien deS SvrengelS Modelle des neuen Kinderheims stehen Wie groß die Woh nungsnot besonders in Friedrichstadt ist. ging aus etn paar Beispielen hervor: lo lebt ein Kunstmaler ml, Frau und Kind in einer Stulw . . wie soll er darin malen? Sv wird die Ausnahme der Kinder in diese- Heim auch ihr Teil dazu beitragen, die Wohnungsnot zu lindern Bet der Aufnahme wird nicht nach Partei oder Konfession gekragt wer den: es kost hier Kinder» aus allen Kreisen die sich sonst nicht berühre». Freude gegeben werden, damit sic auch ausgche in die Häiiicr der Gemeinde. Prokurist Stern berichtete über den Bau des Holzblock. Hauses auf Sictiigriind den die Firma Ehristoph L Nnmacht, NieSkn. ausgeführt hat Einen ileberbltck über die kinan- Hellen Grundlagen des Werke- gab Direktor Hart lieb. Im ganze» belaufen sich die Kosten aus 35 000 Mark. 8000 bis 10WO Mark lelc» in der Gemeliide niisziibringen gewesen, i 15000 Mark habe die Iiigendbilse gegeben. lOtiON Mark die ! Sächsische WolilsahrtöhUle alS Darlehen beigetragen. Nach Idem HanShaltplaii wird eS möglich sein, die Kinder etn^'Neß- , lick Beköstigung für einen Sah von 00 Pfennig für den Tag ! aufziliiehiilc». 'Als Leiterin wurde die Wohlsabrtspslcgcrin Fräulein Donath cingewieien: ihr stehen Fräulein Seidler und Fräulein Gärtner zur Seit«. Zahlreiclie Freunde n»d Gönner der Sache bereicherten die schlichte Feier, die der Mannergesangverein Friedrtrhstadt mit gut ansgewählien Gesänge» umrahmte durch kurze An sprachen: Stadtrat Dr Richter der die Freude be» Rate» und der Stadtverordneten znm Ausdruck brachte daß hier ein »euer Weg zur Errichtung solcher Kinderheime mit Erfolg beichritien worden sei. Gras 'Vitzthum von der Inneren Mission, der die Tatkraft des VcretnSvvrstandcS Pfarrer 'Alex. alS vorbildlich anerkannte. Kommerzienrat Keller für die TranSvvrt- und LagerhaiiS-Geielllchait. Pfarrer Schulz, der kür den Verband für christliche Kindervkleg« auch weitere Hilfe für das Werk zusagtr Oberlehrer Wachs siir den Berel» der Kinderheime. Lehrer Schreiber, der kür die Friedrichstädter Schulen für die hier zu leistende Vor arbeit für die 'Volksschulen dankte und andere mehr. Im Schlußwort teilte Pfarrer LIz. Tr. Bönhoff mit daß der Kirch>'ii"vrsta"d zwei kalbe Freist«'^» aestistet habe. — Aussetzer deS städtischen Tiesbanamtcs nnd der städ tischen Straßenbahn. Die Banarbeitcn beim städtischen Tick- bailainte und bei der städtischen Straßenbahn sollen Montag, den l. Februar, wieder ausgenommen werden. Die vom Auö- setzen belrossenc» Saisonarbeiter dieser Betriebe werden aus- gcfordert, sich a» diesem Tage frühmorgens zur Wiedcraiis- nahmc der Arbeit a» ihrer letzten Bansteklc zu melden. — Tarisstrcit im Rankgcwcrbe. Die Einig» »gSver- Handlungen im RcichsarbeitSministeriiim sind wiederum gescheitert. Der ReichSarbettSminister ist gebeten worden, die Arbeitnehmer-Gewerkschaften zur Darlegung der Gründe, die für eine VcrbindlickkeitScrklärung sprechen, persönlich zu empfangen. - Ausschaltung von Kabeln am kommenden Sonntag. Auf die Bekanntmachung deS BctriebSamteö im gmtlicben Teile wird besonders hingewiesen. — Ncichsanßcnministcr Dr. Stresemann spricht am Sonn tagabend in Dresden. Dieser Vortrag ist aber ausschließ lich für die Stube nie » schaft und geladene Gäste. Wethe eines Kinderheims in Dresden- ffrie-richsktidl. Am Donnerstagmittag wurde Friedrichstraße 00 ein neu errichtetes Kinderheim geweiht. d,is in der 'Art seiner Ent stehung, in seiner Zielsetzung, in der Ausführung des Baues und In seinen Ncbcnanlage» als ein Markstein und als ein Wegweiser bezeichnet werden kann Fragt mich: „Haben Sie am Strand einen Inder mit braunem Prachtkörpcr gescheit? ES soll ein Berliner Archi tekt sein. Ich würde ihm, an Ihrer Stelle. 15 oo,, Mark geben, damit er Ihnen immer als Modell zur Verfügung stehen kann." „Ich kann ihm allerdings die 15 000 Mark nicht geben." .„Ich würde es tun", sagt er großartig. Tic Kunst scheint ihm noch Natur plus Temperament zu sein, nicht wie uns ein neuer beseelter Rbnihmus, der zu einer neuen Natur geworden ist. Nochmal» sehe ich den Kops durch, bilte ihn. den Kragen abznnehmcn. drücke den Hals noch zurecht und verabschiede mich. Er dankt mir in herzlicher 'Art. Die Büste hat mir al» Grundlage nir die Marmor im Leipziger Schauspielhause gedient. Ii. Bei Oswald Spengler. Ein Schild vor der Tür: „Bur nicht zu sprechen. An meldung nur schriftlich." Ich habe cs guk, da ich bestellt bin. Allerdings klingle ich seit einer Viertelstunde vergebens. Endlich knarren die Stufen des Schwabingcr Zinsbanses inner behäbigem Schritt. Ein mittelgroßer, kräftiger Mann konimt heraus — Spengler. Er begrüßt mich verbindlich und heißt mich eintretcn. — Zuerst sehe ich mich in den zwei kleinen Räumen ein wenig um. Bibliothek. An der Wand ein paar Münchner Landschaften von 18.50, Masken vom Alten Fritz, Napoleon, mein Nietzsche-Kopf, Bilder von Cäsar und Bismarck. Zwei Hanleln liegen am Boden. „Sie wollen meine Büste machen? Wohin soll ich mich setzen?" fragt er. „Aus diesen Stuhl. Bitte mich nnzusehen." Ich sehe lange, schwarze Wimpern, hinter denen sich tiefliegende Augen verbergen. Auf dem endlosen Turmschädel blaut es un bestimmt in der Ferne. Diese Wallenstein-Stirn verrät eine» ganz ans das Positive gerichteten Geist, die vertikalen, scharfe» Züge einen Kapitän der Technik, der rechtwinklig an Leib und Seele ist. Die Spcrbcrnase springt aus der Stirn ivie bei dem Bewcgungsmemchen Moltke, dem 'Alten Fritz. Die lange Oberlippe zeigt starke Sclbstbehanpiung. Nur das Kinn ist zu kurz geraten. Er ist ein Anreger kür Herrscher- Naturen. nicht Cäsar selbst. Er beginnt von der modernen Kunst zu sprechen. Er schätzt die ohnmächtigen Versuche der Erprcisionisten nicht Verachtet die unehrlichen Nachahmungen der meisten. „Cszannc durfte in der klaren Lust an der Loire scharf konturiercn, wer es aber an der Spree ml. der ist etn -Hoch stapler." Wir sprechen von Leipzig. „Ich war bei einer Klinger- Feier dort", sagt er. „und habe den Beethoven gesehen." „Welchen Eindruck hat er auf Sie gemacht?" „Ich habe furchtbar — gelacht." „Wieso?" frage ich. „Der Kops ist doch gut." „Genau wie iin alten 'Alexandrien! Mit äußerem Pomp sollte die innere Leere verdeckt werden." «Ist Ihnen der Balzac von Rodln lieber?" „Kitsch", antwortet er. „Wollte er nicht den Vulkan, der 80 Romane ausspie. aus Quadern auseinandertiirmen?" frage ich. Er nickt veriieiucild. schiebt den Kops zurück und sieht gespannt geradeaus — wie vom höhere,, Standpunkt der Jahrhunderte hinweg. Ich entsage jedem Kunststreit. rücke seinen Kopf zurück und notiere schnell den Blick. Das Doppel kinn ergänzt gut die nicht allzu kräftige Unterpartie des Ge sichtes und harmonisiert io das ganze Oval des Kopses. „Die große Kunstperiode unserer Kultur ist vorbei. Wir haben höchstens noch, wie im alten Rom, ein gutes Porträt zu erivartcn. — Kennen Sie die Blutenburger Madonna oder die deutschen Pietä-Griippen?" Er steht auf »nd holt sie. „Das mar unsere große Kunst, das hat nicht mal Michelangelo feriiggebracht." „Mir scheint der Körper Christi auf dem Schoß der Maria nicht von allen Seiten so gut eiiigcordnct wie bei Michel angelo. Auch tst die linke Hand keiner Madonna in ihrer verhaltenen Geste erschütternder als der titrierte 'Ausdruck dieser Pietä-Gruppcn". bemerke ich. Seine Lippe» werden schmal „Unsere Zeit wird keinen Dürer, keinen Bach mehr hcrvorbringcn. höchstens noch einen Cäsar. Möchten Sic nicht einen solchen Kops modellieren'?" „Unseren Cäsaren kehlt die große Ausladung deS Schädel» „ach jeder Richtung hin" sage ich „Es fehlt ihnen an Hintcr- kops. An der Liebe zu ihrem Lande und ihren Mitmenschen. Wenn ich den Cäsar vom Britische» Museum ansehe. Io kreuc ich mich, daß Brutus von Dante in die tiefste Hölle ver dammt worden ist. War er denn ganz blind für die mcnsch liche Größe Cäsar»?" „Das müssen Sie so verstehen", antwortet er. „BriituS ivar nämlich sehr reich. Da kam Cäsar eines TagcS mit der Forderung einer Vermögensabgabe. Er. den die anderen Patrizier nur als Urimiik, iniar pnrss ansahe». er forderte eine große Steuer von ihnen. Hätte er gesagt: Tut es freiwillig fürs Vaterland sic hätten cs getan 'Aber fordern! Tann kam noch, daß er Alexandrien zur Haupk- stadt erheben und Rom lallen lassen wollte. Das konnte ihm ein „Römer" wie Brutus nicht verzeihen." Die lebensnahe Schilderung historischer Vorgänge be wunderte ich und nahm sie mit aus den Weg. Am nächsten Tage setzte ich die Arbeit fort. „Cs gibt Köpfe", sagt er beim Betrachten des BiSmarck- Bildes, „die ganz im Profil orienlicrt sind, andere, wie Nietzsche sind malerisch »nd — lebensfremd" Tiefer grabe ich den linken Mundwinkel der sich gelenkt hat und eine Gcgenbeweanng zur gehobenen linken Braue bildet. Ei» zweifaches Rubato in diesem verhalten zuckenden Gesicht. Dann noch dir großen Obren eine Andeutung de» Sockels und den Kops etwas geneigt Noch einige zeichnerische Skizzen und — die Sitzung wird geschlossen Er betrachtet eingehend die Büste Empfiehlt mich dann einem guten Freunde kür eine andere Arbeit und drückt mir zum Abschied verbindlich die Hand. Kunir und AMenlklmst. ß Dresdner Theaterspielplan siir heute. Opernhaus: Sinsoiiiekvnzcrt N, 4 t?-8>: Schauspielhaus: «Die Her mannsschlacht" ts-68» Albert-Tbcatcr: ..Madame SanS- Gö»e" l!48>- Residenz-Theater: „Der Orloiv" <h8t: Ne »cs Theater: „Wer seine» Vater lieb Hai" l!48j; C c » t r a l - T h c a I c r : „Uschi" l8I. 4 Der Aene Leipziger Mannergesangverein ikelter: Max Lud- wigl wi,t> morgen. Sonnabend, nachmittags 2.4!! llbr liier eintretten und non leine» Dresdner Tangesbrlidcr» begrllln werden. Dat abends 448 llbr im arok-en Vereinokianslaalc slatiOndendc Konzert der Leipziaer bringt u. a. die neue Mönne-chor-Slallade vom iol von Dr. Knri Mcne> Frcnncr. Wien, der dem Konzert teibki bet- wohnen wird Ein andere» Intereliante» Merk ist da» Aiiicrstekiiinä»- licd i,t!„ss«immla mit Orael. Posaunen »nd Pauken» von Ma< Egger. P'icn, da» durch >wn Neuen Lelpziaer Mannerarlangveretn seine erioigreichc Erstani'ührnna i» Denilchiand eihaiien hat. Dem Konzert folgt ein Kommers, z» dem die geiamie Dresdner Sänacr- schast etngcladen ist »Leitung: Dresdner DrvlienS». Sonntag, vor mittags II Uhr, et» Irlihtriink Iin Naisweinteller und nachmittags !Hg Uhr ein Ausflug nach dem Weißen Hirtch. 4» Die Gesellschas« siir Liicratnr und Kunst hatte sich lür ihren süngsten Vortragsabend «Mittwoch» die Dichterin Maria Kahle, die bekanntlich aus einer Tropcncctsc vom Kriegsausbruch überrasch», ieinerzett zu mebrsähriaem unkrel- willigem Aufenthalt in Südhrasilien verurteilt wurde zu Gaste geladen Was dieic im fremde» Lande erschaut erkühlt nnd erlebt Hai. ist ihr Boriviir» nnd Slos» ,» zahlreichen Dich tungen geworden, die ste in einem Buche: „U r Wald blumen" nicdcrgclcgi Hai Zwei Gedanke» beßerr'che» all ihr Dichten: die vvetüchc Schilderung der üvniaen Nracht. aber auch des mörderischen Grauens im Urwald »nd die dichterOche Ausstrahlung ihres TchnenS "ach der deutschen Heimat Für beides hat die Dichterin tiefe, farbenreiche, klingende und
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