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Dresdner Nachrichten : 06.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990606
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-06
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.06.1899
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schreiben sowohl von Tanu wie von Matoafo, unter Zusicherung fteien Geleits ausgcsordert, unter Zusicherung fteie Oberlichter Chambers scheidung in der Könic Der Letztere wurde ... zu erscheinen. Der „ notisizirte der Kommission, dich seine Ent scheidung in der KöntgSsraae endgiltig sei. und nicht der Revision unterliege. Der neue Präsident des Muuizivalraths. Solf. hat sein Amt nicht angetreten; er konnte es nicht von der Tanu- Regierung annehmen, und später entschied die Konimission, daß er ge genwärng als Präsident unnötbig sei Vo» seiner Verwendung ass Sekretär der Kommission wurde abgesehen: dieser Posten wird dem Privatsekretär Tripps'. Morgan, übertragen werden. Von Mataafa wird gesagt, das; er sich daraus vorbcreite, den Krieg weiter fortzusühren. und daß er nie Tanu anerkennen werde, auch wenn die Konimission einstimmig gegen ihn «Mataafa) entscheide. Der deutsche Kreuzer „Falke" verweigerte den Mataafa-Lcutcn Waffen und Munition, während die Tanu-Leutc ihre Stellung befestigten und durch englische Offiziere gedrillt wurden. Die weißen Bewohner richten an die Kommission das Begehren, alle Eingeborene» zu entwaffnen: auf andere Weise wurde cs nie Sicherheit geben. Ein Bericht der „Ncw-Pork Sun" vom 20. Mai besagt: Die Engländer hätten ei» neues Angriffsgefecht vorbereitet, als die Konnnission ani lt. Mai ciutraf und die Aussicht übemahm. Die Amerikaner und Engländer wurden in Verlegenheit gesetzt, als sie sahen, daß die Kommission Mataafa ehrenvoll behandelte. Sols handelt mit großer Besonnenheit und macht einen sehr guten Eindruck. Durch einen Thcil der Presse ging die Meldung, die russische Regierung habe den russischen Konsul Hofrath v. Hamm in Bremen abberufen, weil der bremische Senat sich geweigert habe, Schadenersatz für den von Polizeiorgancu „unwürdig behandelten" rüfsischen Geistlichen Botikoss zu leisten. Hierzu bemerkt die „Weser-Ztg.": Wie wir erfahren, ist es nicht richtig, daß Herr Hosrath v. Hamm abbernscn ist. Ferner ist mitzutheile», daß die Erzählung von der „unwürdigen Behandlung durch bremische Polizeiorgane" die Erfindung eines lügenhaften Popen ist. Wen» der «enat sich geweigert hat. den von diesem Popen verlangten ..Schadenersatz" zu leisten, so ist das aus Gründen geschehen, die icder Verständige nach Einsicht in den wirklichen Sachverhalt billigen niuß. Die in Berliner Blättern verbreitete Notiz ent stammt einer russischen Quelle, aus die wahrscheinich jener Pope Einfluß gehabt hat. Das Mitglied deS preußischen Herrenhauses Reichsgerichts- scnatspräsident a. D. Wirkl. Geh. Rath Henrici in Berlin ist am 3. dS. M. gestorben. Der „Dnriust. Ztg." zufolge ist Ministcrialrath Soldau aus sein Ansuchen mit Anerkennung für seine langjährige» Dienste in den Ruhestand versetzt worden. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge ist die Blättermeldnng. daß der Präsident des Reichs-G ci nndl, citsamt cS in den Ruhe stand versetzt werden solle, thatsächlich unbegründet Die „Hamb. Nachr." schreiben: „Unsere Notiz über die bereits erfolgte Eröffnung der Grnftkapclle in Fricdri ch S r n h beruht auf einer Mhstisication. Wie wir durch direkte Erkundigung fest- gestellt haben, hat Fürst Bismarck noch keinen Termin ffir die Zu lassung von Besucher» zur Kapelle in Aussicht genommen." Ein besonderes Vergleichs! chieße» soll, wie der Kaiser durch Kabinetsordrc vom Ä. v M. bestimmt hat. in diesem Jahre itattfinden, um einen Ucbeiblük über de» Stand des Schulschießens der Infanterie. Jäger, Schütze» und Unterossizicrschulen zu ge winnen. Bei diesem Vergleichsschießen, dos innerhalb 8 Tagen vom 5. Juni d. I. ab stattfindcn soll, schießen sämmtlichc Unter offiziere und Mannschaften je 5 Schuß auf W) Meter kniecnd gegen die Ringbrustscheibe. Die zu crsüllcndcn Bedingungen sind für die Gemeinen des zweiten Jahrganges und für die Unteroffiziere verschärft. Die grundunehrliche KamPscSwcise des Freisinns wird von der offiziösen „Berl. Korr." an einem drastischen Beispiel festgenagelt. Das genannte Blatt schreibt nämlich zu der Frage der Streik- vosten: „Die „Bossische Zeitung", der ihrem eigenen Eingeständ- niß zufolge jedes Verständnis; dafür abgeht, daß Arbeitswillige durch die bloße Ucbcrwachung sich cinichüchtern lassen tonnten, hat noch vor Kurzem eine durchaus entgegengesetzte Auffassung ver treten. Das Blatt ist seinerzeit (Aoendblatt vom in. Dezember 1808) mit anerkennenswcrthcr Energie für eine Verjchärsnng des gesetzlichen Schutzes Arbeitswilliger gegen den Terrorismus ihrer streikenden Kameraden eingetrcten. Damals schrieb das Blatt über daS Ausstellen von Posten: „Sobald der Vcrfchmtc seine Wohn ung verläßt, folgen ihm zwei „Posten", die sich an seine Ferien heften, ihm in die Pferdebahn, in's Theater, in's Eoneert. in die Restauration, ja selbst bis in die Kirche folgen, oder, wenn sich der Betreffende in ein Privathans begiebt, vor der Thüre stehen bleiben, bis er de» Heimweg antritt, ans dem sic seine unzertrenn lichen Begleiter sind. Sie vertreiben sich dabei die Zeit mit ge legentlichen Beleidigungen, ja selbst persönlichen, bis zur Miß handlung gehenden Angriffen. Manchmal wird diese Behelligung durch Posten auch aus Familienangehörige, mit Vorliebe dic- iciiigeii des weiblichen Geschlechts, aiisgedchnt. Der von einer derart vrganisirtcn Verfolgung Betroffene ist cinsach wehrlos, und wenn Postciibegieitiiiig am Hellen Tage erfolgt, sammelt sich alsbald das Heer der Straßeinchlendercr und andere derartige Personen, die dann von selbst und uiianfgcfordcrt für die Aufführ ung der bekannten Straßeiiseencn sorgen. Somit isi ein derart Verfchmtcr den gröbsten Beleidigungen und ,zchässigstcn Verfolg ungen geradezu wehrlos preisgegebeii. Der Etaat ist aber ver- Vslichtet. jedem Bürger de» gesetzlichen Schutz angedeihcn zu lassen, »nd cs wird sich nicht umgehen lassen, gesetzlich die erforderliche» Maßregeln zur Abstellung dieses Unfugs zu ergreifen, der »n Grunde genommen doch nichts Anderes als eine öffentliche Ver höhnung des Gesetzes ist." Allerdings sollen die von der „Voss. Ztg." befürworteten gesetzgeberischen Maßnahmen nur für Holland gelte». Der Nachweis, daß dieselben Ucbelstäiide auch in Deutsch land in steigendem Umfange hervortreten, müßte das Blatt ver anlassen, dem eigenen Staate das zuzngestehen, was cs für einen fremden Staat fordert " Die Meldung detr. des Stnpcllauss des vom Stettiner „Vulkan" erbauten neuen TamvserS „König Albert" wird dghstr berichtigt, daß der Dampfer nicht im Auftrag der Kaiser liehen Marine, sondern für Rechnung des Norddeutschen Lloyd in Bremen gebaut wird und sür dessen ostasiatifchc Reichsvostdampscr- linic bestimmt ist. Die „Hamb. Börienhalle" meldet: Wie aus verschiedenen bei der Hamburg Amerika-Linie cingelausenen Aimagen dcrvorgeht scheint von unbekannter Seite die Nachricht verbreitet wordc» zu sesn, daß einer der Dampfer „Patria" oder ..Patricia" gesunken und von den Passagieren und der Mannschaft verlassen worden sei. Es handelt sich offenbar um eine böswillige Erfindung. Ter Dampfer „Patria" liegt im Hasen, und das Eintreffen der „Patricia", welche am 27. Mai von Ncw-Pork nach Plnmvnih. Cherbourg und Hamburg abgegaugeii ist, wird z. Z. in dem erst genannten Hafen erwartet. Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Kaiserin Maria Theresia" ist wegen zu großen Tiefganges im Bett auf Grund ge- rathc». Er muß Kohlen löschen, »m flott zu werden. Oesterreich. An den dieSjädrigcn Kaiser »l a IIövc r a in der Gegend von Leipa werden sämmtliche in Böhmen disloeirte Truppe», zusammen 57 Linien- und 20 Landwchrdatnilloue, 128 Geschütze, dann außer den vier in Böhmen dislocirten Kovallcrie Rcgimcnteni (drei Dragoner-, ein Landwehr-Ulanen-Regiment) noch auswärtige Kavallerietruppcii, ferner Telephon-, Telegraphen- und Luftschiffer- Abtheilungen thciliieliiiicn. zu welchem Zwecke die für dieie Abtheil- il»ge» bestimmten Reservisten aus 18 Tage eiiiberufcn werden. Es opttirt das 8. «Prager) gegen das 9. (Joscsstädtcr) Korps: das elftere wird Feldzellameistcr Fabini, das letztere der nciicriianntc Korpskommandant Feldmarschall-Lelitilaiit v. Klobus führen. Erz- dem Kaiser zu den noro- zeitwcilig ei» größeres Herzog Franz Ferdinand, welcher mit böhmischen Manövern abgcht, dürfte auch .. Kommando übernehme». Erzherzog Rainer wohnt als Landwehr- Oberkonimandant den Manövern bei. An den Kaiscrmaiiöpern im Pusterthalc zwischen dem dritte» (Grazer) und dem >1. iJnnS- brncker) Korps nehmen alle in Steiermark, Kärnthen, Krai», dem Küslenlande, Oberöstcrreich. Salzburg. Tirol und Vorarlberg stätionirten Truppen. Kavallerie und Artillerie in geringerer Zahl alS in Böhmen Theil. Der Führer des verfassungstreuen Großgrundbesitzes, Neffe und Majoratserbe des einstigen liberalen Ministerpräsidenten und Verwandter des Dichters Anastasius Grün (Graf Anton Auers perg), der junge Fürst Karl Auersperg, der seit einiger Zeit als einer der ersten Anwärter auf die Ministerpräsidcntschaft nach kein relnlichcs Handwerk. Wenn die Presse auch versichert, daß sie dazu da ist., das freie Wort zu wahren und eine freie Ucber- zeuguug nuszusprcchen, so thut sie doch nichts Anderes, als ihr Handwerk betreiben und daraus einen Gewinn ziehen. Wenn sie uns Nutzen bringen sollte, so müßte sie jenen moralischen Werth haben, den sie zu haben behauptet, sie müßte aus einem ganz anderen Standpunkt stehen, sie müßte nach jener Moral Vorgehen, welche wir im gewöhnliche» Leben haben. Lüge, anonyme Angriffe. Unwahrheiten vertrete», etwas, was sic nicht sicher weiß, als sicher hinslellen, uni die Wahrheit zu erfahren, das sind Dinge, welche zum tägliche» Hcmdwerk der Presse gehören. Darum »olle man sich nicht in eine Polemik mit Zeitungen und Journale» ein- lasscu. Diese Auswüchse der Picssc, unter denen wir leiden, müssen wir ebenso als eine Schmach unseres Jahrhunderis himichincn wie viele andere. Redner bittet daher, die Sache ganz gehen zu lassen. Von de» aus Anlaß der Arbeiterkn » dgebnn g e n in Wien verhafteten Personen wurden 8 dem Landesgericht cingcliescrt. 10 wurden polizeilich bestraft und 18 der Staatsanwaltschaft übergeben. Ungarn. Der Präsident des Abgeordnetenhauses, der ge wesene Minister Perezel, forderte den Chefredakteur deS „Magyar Hirlap" Fcnvö Wege» der Reproduktion des Schmäh artikels der Wiener „Arbeiterzeitung", in welchem Perezel der Bestechlichkeit geziehen wurde, zum Duell. Frankreich, lieber die Kundgebung der Nationalisten gegen Loubct berichtet das „Berl. Tagebl." noch: Präsident Lviibct tras um M8 Uhr Nachmittags im offenen Landauer aus dem Rcnnvlak ein UukerwegS wurde sei» Wagen von der längs deS Weges stehenden Menge »»»pathisch begrüßt. Kaum aber will Loubct die offizielle Tribüne besteigen, als aus de» dort warten den Gruppe» die Rufe: „Hoch die Armee! Nieder mit Loubet! Panama !" loinmcn. Sofort thcilt sich daS ganze vieltouscudköpsige Publikum des Reiinvlntzes in zwei Heerlager. Hier schreit man: „Hoch!" dort: „Nieder mit Loubct!" Die Polizciagcntcn stürzen herbei und werden mit den Mauiscilcnsten bandgemcin. Ein liii- acheurcr Tumult entsteht. Ter ganze Sattclplatz ist ei» Schlacht- seld. In diesem Augenblick erstürmt ein «u»ger Mann mit dem Stock in der Hand die Tribüne des Präsidenten und i'ckiiägt mit der Rechten »ach dem Präsidenten der Republik, während er mit der Linke» seinen Enlinder sesthält. Die Minister, welche mit Loubct sich aus der Tribüne befinden, umringen ihn »nb halten den Angreifer fest. Rund mn die Tribüne heult und ichreit die Menge. Das Individuum, von dem Lonbet geichlagen worden, heißt de Eliristiani. ist 88 Jahre alt und der Sohn eines Generals auS den Tagen des Kaiserreichs. In dem Gedränge aus der die Vorkommnisse in Äutcuil intervclliren werde. Die Minister sind Sonntag Abend unter Dnpuy's Vorsitz zu eineni KabinctSrath zusamnienaetreten, der sich mit den Maß nahmen beschäftigte, über die in emeni ini Elysse stattsindenden Mliiiiterrath Beschluß gefaßt werden soll Ueber die gefaßten Be schlüsse wird strengstes Stillschweigen beobachtet. Die Regierung ist entschlossen, »nt der größten Energie vorzngehcn. um Jedermann Achtung vor den Behörden einzuflöben. In politischen Kreisen meint man. die Zwischenfälle von Aureuil würden im Parlamente Interpellationen zur Folge haben: man glaubt, daß hierbei die Kabinetssragc gestellt werden wird. Wie den Blätter» zufolge verlautet, hat der Kassationshos sich für das Prinzip der Revision einstimmig ausgc sprochcii. Die lange Beratlmiig sei daraus zurückzusuhre», daß mehrere Rätlie für eine Fassung des UrthciiS eingctretcn seien, welche dem neuen Kriegsgericht freie Hand gelassen hätte, aber schließlich habe sich die Mehrheit für die uo» Ballot-Bcauprä vor- aeschlagcnc Fassung ausgetyrochcn, durch welche die dem neuen Kriegsgericht vorzulcgeude Frage genau festgestellt wird. Für die Revision ohne Verweisung vor ein neues Kriegsgericht hätten nur fünf Räche gestimmt. „Rappe!" Iheitt mit. der MinIsterrath habe auch über die gegen die Generale Mcrcicr und Gonse zu ergreifenden Maß- nahmen bereichen. DuPat» de Elai» wird noch immer in Geheimhast ge halten ; dem „TcmvS" zufolge wird du Paty vor das zweite Variier Kriegsgericht gestellt werden. Eine Note der „Agenee HavnS" besagt, die Eröffnung deS Verfahrens gegen d » Pat» de Ela m sei in erster Reihe herbei- acsiihrt worden durch das Beweismaterial, das vor de» Kassations Hof gebracht wordc» sei. um du Paty mehrerer Fälschungen und des Gebrauchs von Fälschungen zu beschuldigen. Estcrhazn erklärte dem Londoner Korrcivondeistc» des „Matin" gegenüber, du Paty de Ela», babe bei seiner Schwiege, - mutier, der Gräfin d'Ursel in Brüssel Schriftstücke hinterlccst. durch welche er gedeckt sei. Unter diesen Schriftstücken befinde sich ein Bericht deS Generals Gonse. in dem alle Machenschaften vor- gczcichuet seien, durch welche Esterhazy in Betreff des Bordercaus geschützt werden solle. Emile Zola ist in Paris wieder eingetroffen und hat dem Gencralvrvknrator mitgetheilt, er könne ihm das Urtheil des Ver sailler Gerichtshofes in seiner Wohnung zustcllen. Zola veröffentlicht in der „Anrvre" einen langen Artikel mit Pläfidcntcntribüue. das sich zum förmliche» Handgemenge aus-! der Ücbmchrist „Gerechtigkeitin dem cs heißt:' Seit nahezu wächst, wird Ehriitinni verletzt. Graf Voni de Easlcllane lind sein! II Monate» »atze er Frankreich verlassen und im verborgensten Bruder Jean, welche sich unter dem schreiende» Gesindel besonders ! Ezil im tieffic» Schweigen eine» freiwilligen Tod gelebt, in der Hervorst»»,, werden verhaftet, bald daran» aber wieder freigelassen. Ter Eomtc de Dion, der bekannte Spießgeselle Bonlangcr's. wird zwei Mal verhaftet. Er vcrtheidigt sich und zerschlägt dabei seinen Stock. Die Agenten überwältigen ihn schließlich und entwinden ihm den Stack. Gras Dion brüllt und weint sich. Miuisterpräsi- dent Dupny giebt von der Tribüne bcrab de» Polizeikommissarcn ein Zeichen, Dion abznfübrcn und alle Manifestanten zu verhaften. Unter den Verhafteten befinden sich ferner Herr de Rochcchouart und andere bekannte Royalisten. 80 Gardisten rücken an und ver stärken die Wache der Präsidententribünc. Tie Minister Lockroy und Leygues. die sich aus der Präsidententribüne befinden, ver suchen eine Gegemnanisestation hcrvorznruscn. Um Lonbet schnarcn sich außer ihnen und Dupuy die Generale Znrlinden und Baillvud sowie Madame Lonbet und die Gästinen der Minister. Loubct ist der Ruhigste von Allen. Er bedauert an dem Vorfall hauptsächlich den schlechten Eindruck, den er ans die vielen anwesenden Fremden machen muß. Inzwischen kommt das Publikum noch immer nicht zur Ruhe. Die Manifestationen und die Tmmilie dauern an. Man tclcphonstt nach militärischer Verstärkung, und alsbald rücken zwei Schwadronen Kavallerie an. Die Gräfin de Easlellane, die Tochter des amerikanischen Milliardärs Gonld. die sich sür ihre Milliarden ihren Namen und ihren Gatten gekauft, durcheilt a» der Spitze der Mitglieder des royalistischen Jugcndbnndcs de» Rennplatz, „Hoch die Armee!" rasend. Ter Ehcs der Munizipal polizei, Tonn», wird von den Manifestanten mißhandelt. Tnvny leider leitet setzt die Operationen der Polizei Um -t'/s Uhr vcr- iäßt Lonbet den Rennplatz. NcRen ihm sitzt im offenen Landauer Dilpiiy, gegenüber sitzen die Generale Znrli»den und Bailloud in Civil. Der Wagen isi dicht von berittener rcvublikanischer Garbe umgeben, zur großen Verwunderung der schaulustigen Sonntags- menge. welche im Bois und in de» Ehamps Elysecs ans die Rück kehr des Präsidenten wartet. Lonbet und »'eine Begleiter sehe» sehr ernst ans und sind schweigsam. Beim Verlassen des Platzes hat sich noch ans dem Gebiete desselben eine neue tinmiltnöie Maniscstation ereignet. Der Wagen des Präsidenten wurde mit frischen Eiern beworfen. Mehrere Begleiter Lonbct's wurden von diesen Projektilen getroffen und beschmutzt. Um Erwartung, daß Wahrheit und Gerechtigkeit siege» werden. Nach dem die Wahrheit gesiegt und die Gerechtigkeit endlich wieder geboren sei. sei auch er. Zola, wiedergeboren und kehre nach Frankreich zurück, um seinen Platz auf französischer Erde wieder cinziinehmen. Zola erinnerte an den 18. Julr 1898, wo er. der taktischen Notiiweiidigkeit nachgebeud, in die Verbannung gegangen sei. Dies sei nicht geschehen, um ans Frankreich zu fliehen, son dern um Zeit zu gewinnen, damit nicht das schwache Lickt crlöscke. welches sich von Tag zu Tag vergrößerte. Der Artikel schließt: Wir haben nur für den Sieg des Rechtes gekämpft und sind bereit, es mit unserer Freibeit und dem Leben zu bezablcn. Wir wollten in Versailles nicht cinsach erdrosselt werden! Es war nöthig, das Ergcbniß der gegen Esterhazy und Picguart eingeleiteten Unter suchung abzuwarten. Hatten wir nicht Recht zu warten, gleich viel. um welchen Preis? Er war nöthig, denn es handelte sich einzig um die Rettung eines Unschuldigen. Darum mußte ver hütet werden, daß das Vaterland denr schrecklichen Mißgeschick an- licimsallc! Ticie Gründe hatte» solche Krait. daß ich mich ihnen füge» mußte mit der Gewißheit, auch aus diese Weise zur Erring ung des Sieges beizutrageu. Tie „Liberia" will wissen, Marchand habe den Befehl er halten, nach seinem Heimathsorte abzureisen. Spanien. Der ehemalige Minister des Aeußeren CarvajaI ist gestorben Ter Gcneralvrokurator erklärte, es sei Anlaß vorhanden, die gerichtliche Untersuchung cinzulciten bezüglich der schlechten Be find Mi eiozulassen.' In seinen Augen sei die 1 «U Handwerk, und in dem Zustand, in iress« nichts Anderes als >em sie sich heute befindet. Uhr trifft Lonbet wieder im Elniee ein. Bis 0 Uhr Autcnil 185 Berhastnngcn vorgeiiommen und aufrecht worden. Die große Mehrzahl der Verhafteten ^gehört qcnaimten „Mondaine»"- und aristokratische» ^vieler teurer- und Kokottcnwelt an. Der Hieb Ehristianis hat Enlinder Lonbet's gestreift. Ebristiani wurde von der Umgebung Loubct'S so geprügelt, daß er blutete. Aus der Tribüne des Präsidenten befanden sich außer den oben Genannten noch die Herren Minister Delcassb, der Präsident der Tepiltirtcnkmnmer DcSchancl, Eroisicr und viele Damen. Das Benehmen des Grafen Ehristiani. welcher Mitglied der Gesellfchast für Hiiidernißrennen ist. bat lebhafte Erlegung und großen Unwillen liervorgeruscn. Ministerpräsident Dupny sagte zu den Mitgliedern des Komitees der Gesellschaft ftir Hindernißrennen: „Wenn ich meinen grimmigste» Gegner cinladcn würde, ich würde ihn anders empfangen." Unter den Personen, welche sich dem Grasen Christian, cniacgcngcworsen, waren General Brngvre, Erosficr und! der türkische Botschafter die ersten. Alle Festgeiwmmeiien werden vorlänsig in Haft behalten. Es ist schwer, die Art des Vergehens fcslzustcUen, du Alle porgcbcn, einzig und allein den Ruf: „Es, lebe die Armee!" ausgestoßcn zu habe» und keinerlei ausrührerischc Ruse. Allgemein verlautet, die K und gedungen in Anten ii seien sorgfältig vorbereitet gewesen. Junge Royalisten hätten Tags zuvor eine Versammlung abgehallcn und beschlossen, Lonbet bei iciiienr Erscheinen in Autciii! zu verhöhne». Rochesort habe hiervon bereits vorgestern Kcnntniß gehabt und zu Bekannten ge äußert. es werde ist Anteuil beiß zugehcii. AIS Prinz Arenbcrg den« Qbmann des Rennkoinitces sein Bcdaner» über die Vorgänge ansspracb, wurde er vo» Tnpiin miterbrochc» mit den Worten: „Es ist abscheulich, den Präsidenten der Republik jo zu empfange». Er war ihr Gast." Prinz Arenbcrg erwiderte: „Sie waren ja davon verständigt worden, was hier geschehen sollte, haben es aber nicht zu verhindern gewußt. Wir haben leine Polizei, aber Eie!" Allgemein wird die Ruhe anerkannt, die Lonbet an den Tag legte. Er erklärte dem Remikvmilcc. er werde trotz der bedauer liche» Secuen am nächsten Sonntag dem Grand Prst beiwohnen. Ans der Rückfahrt zmn Elysoe sagte Lonbet zu seinem Begleiter, er sei nur wider Willen Präsident der Republik geworden. Seine Familie sei gegen die Kandidatur gewesen. Jetzt aber, wo cs mit Gefahr verbunden sei, Staatschef zu sein, sei ihm seine Pflicht vorgezeichnet: er werde sein Mandat bis zu Ende erfüllen. — Unter den Personen, die bei der Kmidgebung in Aiitenil verbaftet wurden, befinde» sich der Solm des Depntirteii Grafen de Mn», der Bruder des Deputaten Balsa», der Bruder des Deputaten Dnusette und de Jerry, der schon bei der Ankunft Marchand's der- , . „ . .. hastet worden war, weil er „Nieder mit Lonbet!" gerufen hatte, de» bisherigen Bestimmungen sollte Graf d'Autigny d'Ai's», der beschuldigt wird, den Polizcivffizicr Miliicr'S Dienstag erfolge». GrilliäreS und den Ehes der Munizipal-Pvlizei Fonny verwundet zu habe», ferner de Elermont-Tomieric, deRemufct. dcBeanmoiit, du Billiörcs. de Neusvillc, de Panissc-Bass», de Banlug. de Monstiers und Merüwille. — Die meisten Mitglieder des diplomatische» Korps gaben aus Aniaß des Zwischenfalls in Autenil ihre Karten im Elnsve ab. — ES verlautet, die Polizei wolle den Ecrclc de la Ruc Royale und den Cercle de l Epaland, denen die meisten der Urheber der gestrige» Skaiidalseeneii an- haildlung, deren die anarchistischen Gefangenen inMontjuich ausgeietzt waren. Schweiz. Bei dem Eisenbahnunglück in Vlissiilycii ani 2. d. M. ist die jüngere Tochter des schwcizcriichen Geiandtcii in Berlin und Delegaten zur Friedenskonferenz Dr. Roth getödtet worden. Dr. Roth erhielt erst setzt Kcnntniß von dem Tode seiner Renn- l Tochter und reiste sofort nach Vlissingen. In Folge Versagens der Westinghousebremse fuhr der Nacht- !» chncllzng Zürich-Aarau auf zwei zum Vorspann bcreitftehende j Lokomotiven aus. Ein Gepäckwaaen und der darauffolgende ! internationale Lyoner Wagen I. Klaffe wurden theilweise zer trümmert. Zwei Personen wurden getödtet. drei leicht n»d eine erhalten j schwer verletzt. Die Gciödtelcn sind Schweizer, der so-! Holland. Der Redaktions-Ausschuß der Friedens- Aben-, K o » seren ; für die Fragen der guten Dienste und der Ver um den! Mittelung hielt eine wichtige Sitzung ab. Die Artikel 7 bis 12 des ruffischcn Vorichlaas wurde» berathen und säst ohne Abänder ungen ledigst!. Dieie Artikel Handel» vom internationalen Schieds gericht. Tic anierikaniicheu Delegaten wollen den Artikel 10 nicht annehmc», welcher besagt, daß Geldfragen und Fragen mtcr oecaniichcr Kanäle vbligaiorisch vor ein Schiedsgericht zu bringen sind Am Mittwoch wird der Ausschuß mit der Berathung des Artikels 88 beginnen, welcher die Einrichtung eines Sckncds gerichtshofeS in s Auge saßt. Ter rmsifche. der englische und der amerikanische Vorschlag werden in einen zusammcngefaßt werden. Es wurde daS eimnüthigc Verlangen konstatirt, einem ständigen Schiedsspruchsystei» znznstrcbcn. Amerika. Die New-Pvrker Blätter besprechen die Abtretung der Karolinen im Allgemeinen günstig und srenndlich. Tie ..Ncwy. TimeS" stellen mit Befriedigung fest, daß die Inseln in die Hände des mächtigen, lcislnngssühigen. durch handelspolitische Entwickelung und moderne Kultur ausgezeichneten Deutsche» Reiches übergehe». Tics werde die Vereinigten Staaten darin ilntcrstützcn, die Philippinen zu erschließen. Die Frage deS Londoner „Chronicle". wie die Vereinigten Staaten cS gern sehen könnten, daß Deutschland ans der Hochstraße zwischen San Francisco und den Philippinen sich fcstsetzc, beantworten die „New». TimeS" dahin, daß dieie Hochstraße weit genng sei sür alle. Deutschland sei als Reisegefährte in keiner Weise zu be anstanden. und ebenso als Wirst! am Wege. Die „Tribüne" sagt, die Abtretung sei benierkenSwertb durch den völligen Gleickmiutb. dem sic begegnete. Tic Vereinigten Staaten hegten die Absicht nicht, dieie Jnieln zu erwerben: deshalb blickten sie mit Befriedig ung ans ihre Bentznahmc durch eine Macht, mit welcher Amerika in freundschaftlichen Beziehungen steht und welche die Inseln im Interesse der Civilisation verwerthen werde. Wie de» „Times" ans Lima gemeldet wird, ordnete die Re gierung an. daß der Hafen Jauiios wegen einer revolu tionären Bewegung, an deren Spitze Oberst Viziarra steht, geschlossen wird. Die Bewegung erstreckt sich nicht auf das übrige Gebiet der Republik. Obwohl -roch weitere Berichte fehlen, so tan» doch schon gesagt werde», daß Rvuancr fast einstimmig zum Präsidenten gewählt ist. Afrika. Präsident Krüger und Gencral-Gomiernciir Miluer hielte» Sonntag Vormittag die sechste Konferenz ab, kamen jedoch am Nachmittag nicht zusammen. Dieser Ansichnb gab zu ver schiedenen, indessen qanz unbestätigten Gerüchten Anlaß. Nach die Abrcffc Krngcr's und scheu und mviiarchistifchcn Treibereien, die nachgerade eine ernste Gefahr sür die Republik bildeten. Die nationalistische» Blätter erklären, die Scenen seien die Folgen des Urtheils des Kassations- hoses. Die Bevölkerung habe kundgcthan, daß sic sich vor dieser Entscheidnng nicht beuge. Rochesort erklärt, die Regierung könne sich nach dem Empfange, der Loubet in Autenil zu Thcil gewoiden sei.-eine Vorstellung macken, wie cs Dreyfus noch lemer Rückkehr ergehen werde. — Dem „Matin" zufolge befinden sich unler den Kunst und Wissenschaft. st König!. Hosschauspiel. I» der Rolle, mit der sich im vorigen Jahre Herr T l> imig in geradezu alänzcnder Weite an unserer Hosbühnc einsührtc. als Junker Bleichenwang in Shakcspeare's phantastisch-capriciösclil Lustspiel „Was ihr Neues sagen. Die meiste Bewunderung verdient an dicier Leist ling jedenfalls immer wieder das bedeutende künstlerische Vermögen, krast dessen der Gast cs versteht, den Antipoden des trinkfesten Tobias nicht als Karnkatiir mit allerhand forcirten Pointe», sondern als fein komische Lustspielfiaur zu spielen, die ihr reales Dasein ans Kosten einer gewissen Liebenswürdigkeit zu führen wohl im Stande ist. Neben dieser verblüffenden Lcbenswahrheit der Charakteristik, die nie zu viel tbut und bet ollem Reichtyum der Emzelhcitcir, wie ihn nur der schöpferische Humor aus- Dresdner Nachrichten« 15S. Seile S. M» Ticnstag, «. Juni 18SN
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