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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030226019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903022601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903022601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-26
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.02.1903
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HL r»« Volizei nahm 400 Verhaltungen vor. von Venen allerdings nur 17 aufrecht erhalten werden konnten. Die Gegner der Konfetti ichlacht benutzten den Vorfall, um ein Verbot gegen da- Konfekt werfen Herde,Zufuhren. Pari». tPriv.-Tel i Der bekannte katholische Schriftsteller Vouneso» schreibt im »Eclair" über den Brief Kaiser Wil helm» an den Admiral Hollmann: ,,Man mutz unumwunden lagen. Kaiser Wilhelm bat eines der schönsten Blätter geschrieben die je aus den Gedanken eines Menschen bervorgegangen sind. Dieser Brief leuchtet wie ein Edelstein rn allen Facetten, und was das Wunderbarste ist, der Philosoph hört nicht einen Augenblick aus, Christ zu sein, und der Christ vergib» nicht eine Sekunde lang die Sprache des Denkens." Nur an der Stelle über die Offen barungen durch die großen Männer der Menschheit übt Bonnefon 'kritik. indem er darauf hinweist, daß der Kaiser weder einen Papst, noch einen Franzosen genannt. Von den der Erscheinung Christi gewidmeten Abläßen sagt Bonnefon: „Die so erhabenen Worte gehen über ein Glaubensbekenntnis hinaus, hier sei Christentum von jenem Christentum, von dem die Menschheit seit last zwei Jahrtausenden lebte. Vigo. lPriv.-Tel.I Während des gestrigen Faschingstreibens kam es anläßlich der Verhaftung eiues Maskierten zu einem usammeustoß zwischen der Polizei und einem Vglkshausen, der für den Verhafteten Partei nahm. Da die Polizei in Be drängnis geriet, erschien eine Abteilung Jnsanterie auf dem Platze Sic gab angeblich auf Befehl des Leutnants Feuer auf die Menge Ein 13jähnger Kriabe wurde getötet, fünf andere Personen wurden verwundet, darunter eine tödlich. Haag. iPriv.-Tel.s Zweite Kainmer. Premierminister Knyper bringt drei mit dein letzten Ausstand der Cisenbahnange- slellten im Zusammenhänge stehende Gesetzentwürfe ein und be tont die Notwendigkeit, einem unvernünftigen Angriff auf die Gesellschaft, der die Wohlfahrt des Volkes dem Verlangen einer gewissen Klaffe nach Einfluß und der politischen Tyrannei opfern würde Widerstand entaegenzusetzen. Die Regierung schlage deshalb die Bildung einer Eisenbahnorigode vor, nm im Not fall den Eisenbakndienst des Landes zu sichern. Ferner sollen die berechtigten Forderungen des Eisenbahnpersonals befriedigt werden. Endlich soll eine königliche Kommission beauftragt wer den. die rechtliche Lage des Eisenbahnpersonals und die Diensb bedingnngen für dasselbe zu regeln und festzusetzen, welche Hand lungen des Personals strafrechtlich zu verfolgen sind. Der Premier- minister fügt hinzu, die Regierung verfolge keinerlei reaktionäre Zwecke, sondern wünsche soziale Reformen. Rotterdam. IPrio.-Tel.I Angesichts des drohenden nienera lstreikes hat die holländische Regierung die militärische Besetzung der Bahnhöfe in den großen Städten angeordnet. In mehreren großen Städten wurde auf Befehl der Regierung die Feuerwehr in Bereitschaft gehalten, um die öffentlichen Gebäude zu schützen. Petersburg. lPriv.-Tel.I Das Ministerium des Innern hat an alle russischen Blätter ein geheimes Rundschreiben gerichtet, in welchem denselben empfohlen wird, in anbetracht, daß die russische Regierung die Absicht hegt, die Besserung der Zu stände in Makedonien auf friedlichem Wege herbeizuführen, sich aller überflüssigen Angriffe auf die türkische Negierung und insbesondere auf die Person des Sultans streng zu enthalten. Petersburg. (Prlv.-Tel.) Die 15jährige Tochter des Herrn Zaines Wallet, in Moskau war spurlos verschwunden. Der Vater setzte eine Prämie von IM Rubel zwecks Auffindung seines Kindes ans. Nun wurde das unglückliche Mädchen dieser Tage i:n Danvlowschen Männerkloster physisch und moralisch gebrochen ausgefunden Tie Verzweiflung der Eltern ist grenzen los. Eine andere Tochter Wallens ist ebenfalls unter ähnlichen Umständen verschwunden und nach ihrem Verbleib werden ener gische Nachforschungen in Moskau angestcllt. Konstantinopel. iPriv.-Tel.s Ein Irade ordnet die Errichtung von Filialen der Ottomanbank in Monastir und Uesküb an: in Salonichi besteht bereits eins Filiale. Dublin. sPriv.-Tel.s Der Präsident der Börsen- kämm er und ein Anirmlt wurden wegen bedeutender Unter schlagungen zum Nachteile einer Finanzgesellschast. welche unlängst eine Konzession m der Delagoabai erhielt, verhaftet. ssra»rfurt a. M. tL"Llu8.. Kredit 2l7,20. oiskonit. !9ü,90 «'-Sdner Bank —LraatSdahn —. Lombarden 15.30. vaurabütte —. Ungar Gold . Portugiesen —Ltill. OoriS. s8 Uhr N2chm? Rente 09,80. Italiener 102,50 Spanier 91.77»/,. Portugiesen 82.50. Türken 80,05. Türkenloose 127,75. Ottomanbank 601.—. Ztaatsbahn 716,- Lombarden —Fest. VariS. Produkrenniarki Lenen per Februar 24.35. ocr Mai-August 28 l5. matt Srirituo oer Februar 42 50, per Sept.-Lezbr. 37.25, fest. Stüdüi oer Februar 51,75. rer Levtember-Te,zeniber 55,25, ruhig. Amsterdam. Provukren . Dericdt Lenen per Mär» —ver Mai —. GeschüflSlos. Roggen oer Mari —. per Mai -GeschäftSloS. London. (ProduktenberiäitI Weizen matt. Tendenz ,u Gunsten der Käufer Mehl ruhig aber behauptet. Mai§ träge. Gerste fest aber ruhig. Hafer ruhig aber be hauptet. — Letter: Milde. Oertliches und Sächsisches. — Se. Majestät der König hat genehmigt, daß die Kausmanns- ichcsrau Hertel geb. Härtel m Eibenstock die Note Kreuz-Mkdaille 3. Klasse annebme und trage. — Dem Vorstande des Amtsgerichts Limbach, Amtsgerichtsrot 'taring. ist Titel und Rang eines Oberamtsrichters verliehen worden. — Dem Schnlkassenbuchhalter Müller in Leipzig ist das Zlbrechtslreuz unb dem Sekretär bei der Kanzlei der katholisch- geistlichen Behörden, Hofsmann, anläglich seines Uebertrilts in den Ruhestand das Berdienstkreuz verliehen worden. — Der Vorstand des nationalliberalen Landes- verein S für das Königreich Sachsen halte am Sonntag den Landesausschuß nach Dresden einbcrufen. um mit ihm über den Abschluß des Kartells für die diesjährigen Retchs- tagswahlen zu berate». Ter Ausschuß hat mit allen gegen eine Stimme der, mit den Konservativen, Reformern und dem Bund der Landwirte vereinbarten Vertragsentwurf angenommen. Ter Worllaut desselben wird voraussichtlich »och Ende dieser Woche von allen Parieren gleichzeitig veröffentlicht werden. Das Kartell läßt den einzelnen Parteien also bei den dieszährigen Landtagswahlcn freie Hand. — Für die nächste L a nd tn gsw ah l im städtischen Wahl kreise P l^ n en-P a n ia -M ü h l tro fs soll von national- liberalcr Seite Herr Stadtra! Paul Ftößner in Planen als Kandidat ausgestellt werden, nachdeni der bisherige Vertreter des Wahlkreises, Herr .Kommerzienrat Kellner-Schönberg. gestorben ist. — Als R c i chs ta g s ka n d i d a t für den 23. Rrichstagswahl- krers Planen re. soll der bisherige Vertreter des Wahlkreises. Herr Rittergutsbesitzer Zeidler auf Oberlosa, wieder ausgestellt werden. — Zu dem Zusammentritt der vom Herrn Jinanzminister in der Zweiten Ständekammcr in Aussicht gestellten Kommission zur Prüfung der staatsforstlichen Rcorganisationsfrage wird uns aus forstlichen Kreisen geschrieben: Ten Beratungen der Kommission sieht man mit begreiflicher Spannung entgegen: wird cs doch wesentlich von ihrem Ergebnis abhängcm ob die sächsische Forstverwaltung demnächst den von fast allen Forstverwaltungs beamten gewünschten Schritt nach vorwärts, den vorausgegange- nen anderen deutschen Staaten nachschreitend, tut, oder ob sie sich damit begnügt, Len vor 30 Jahren eingenommenen Standpunkt sestzuhalteii und vielleicht nur etwas weiter auszubauen. Wie verlautet, sollen die Mitglieder der Kommission bestimmt und die Gegenstände ihrer Beratung sestgestellt worden sein. Im Gegen satz zu früheren Vorgängen werden die Wortführer der Ober- söZter diesmal nicht zugezogen werden: sofern aber sonst Vor kehrung getroffen ist, daß die Ansichten der Mehrheit der Ober förster unverkürzt und unverfälscht zum Ausdruck gelangen, und daß die Vertretung der verschwindenden Minderheit nickt Per sonen anvertraut wird, die ein persönliches Interesse an der Er haltung der alten Zustände haben, wird man dagegen nichts ein zuwenden brauchen. Höchstens kann man bedauern, daß dem Mißtrauen neue Nahrung zugeführt wird. Dem Herrn Minister mar es durch seine freien und offenen Erklärungen in der Kammer gelungen, die Erregung zu beschwichtigen und die Hoffnung zu erwecken, daß da» neue Regime für eine unbefangene Prüfung der Abänderungsvorschläge sorgen und nach Befinden nicht zögern werde, altgewohnte, aber überlebte Einrichtungen fallen zu lassen. Diele» volle Vertrauen bringen die Forstleute dem Herrn Minister auch heute noch entgegen; ft« verkennen aber auch vie Schwierig keiten picht, die sich chm auf einem Gebiete «ntgeaenstellen, welche > chm zrither fremd gewesen »st und welches er deshalb neben seine« vielen sonstigen Ausgaben nur mit Hilfe von sachkundigen und aus leine Absichten eingehenden Mitarbeitern bebauen kann. Wie hoch man diele Schwierigkeiten einschätzt, zeigt der Schluß eine» Briefes, den man einer süddeutschen forstlichen Zeitschrift au» Sachsen schreibt: ,D>e Arbeit der Kommission wird »n der Haupt sache nur in Redmieruim der veralteten Instruktionen bestehen bestenfalls dürste den Oberförstern in nebensächlichen Dingen etioa» mehr Selbständigkeit eingeräumt werden. Da« System der Lokalinspektion wird aber, ebenso wie die Akademie in Tharandt als Ausbildungsstätte der Anwärter des Staatsforst- dienste», für deren Aufrechterhaltung von seiten de» derzeitigen Direktors alle Hebel in Bewegung gesetzt worden sind, nach der kategorischen Erklcnmna des Finanzministerium» Fernerhin er» halten bleiben. Mit der Zeit wird jedoch auch Sachsen, wenn auch als letzter Staat, dem Beispiel der übrigen Staaten folgen und mit dem System der Lokalinspektion brechen." Diese Aeuße- runa klingt pessimistisch, was aber an Gerückten über die der Kom mission gestellten Aufgaben umläuft, scheint ihr leider recht zu geben Von der dem Landkage zuyesichcrten Information über die ein schlägigen Verhältnisse i» Ländern mit anderer Organisation ver lautet ebenfalls nichts mehr. Sie hätte auch nur Zweck, wenn sie von geeigneten Männern beider Richtungen ohne jede Vor eingenommenheit erfolgte. Sollte aber auch die Kommission sich nicht mit der Organisation zu befassen habe», so würde der ganze Apparat umsonst ln Bewegung gefetzt: denn nicht mit Gewährung einiger kleiner Wünsche, auch nicht allein mit der endlichen Be friedigung der berechtigten Ansprüche der Oberförster aus ein am gemessenes Dieiisteinkoinuien kann dem gegen die Wellen augeheu den Boote der Wind aus den Segeln genommen werden. Nur die gründliche Umgestaltung der forstlichen Organisation »m Sinne der Schaffung eines forstlichen Direkt»»- kollegiums mit forsttechnischer Spitze, welches Leitung und Inspektion mit kollegialer Beschlußfassung vereinigt, an Stelle der aus Mitoerwaltuug und Kontrolle zusammengesetzten Inspektion durch einzelne, isolierte Obersorstmeister und an Stelle der Leitung durch einen einzelnen forstlichen Ministerial- referenten, dem ein juristischer Abteilungsdireftor die Verant wortung abnimmt, sowie endlich die Gewährung akademi scher Freizügigkeit an den m>t forstlichen Lehr- l ühlen ausgestatteten deutschen Universitäten für die Ausbildung der Forstbeamten — nur durch eine Umgestaltung in ungefähr diesem Sinne läßt sich der Abstand einholen, um den die sächsische Forstdienfteinrichtung hinter derjenigen der anderen deutschen Staaten zurückgeblieben ist. Kein Widerstand aber, er komme, woher er wolle, ist stark genug, um die Strömung aufzu- halten, die die Berechtigung in sich trägt. — Eine größere Winterfelddien st Übung fand gestern und vorgestern in der Umgegend von Wurzen statt. Daran be teiligten sich die Leipziger Infanterie-Regimenter 106, 107 und 134, das Döbelner Infanterie-Regiment 139, sowie das Leisniger Infanterie-Regiment 179. Nach beendeter Uebung wurden die Truppen gestern abend von Wurzen aus mit drei Sonderzügen nach ihren Garnisonorten zurückbesördert, — Bezüglich der Angabe des Ortes und der Zeit beim eigenhändigen Testament verlangt das Reichsgericht nicht nur, daß die Angabe des OrtcS und der Zeit der Errichtung de» Wahrheit entspricht, es verlangt auch, daß die richtige Orts- und Zeitangabe den gesamten Inhalt des Testaments decke. Ein Erb- lasser hatte unter Angabe des richtigen Ortes und der richtigen Zeit ein eigenhändiges Testament errichtet und es auch, den ge- schlichen Bestimmungen entsprechend, ganz selbst geschrieben und unterschrieben. In dem Testament war ein Vermächtnis von 5000 Mark ausgesctzi, der Name des Vermächtnisnehmers aber offen gelassen worden Den Namen des Vermächtnisnehmers batte der Erblasser an einem späteren Tage und an einem andere» Orte dem Testamente eingefügt. Nach dem Tode des Erb lassers klagte der Vermächtnisnebmer gegen die Erben auf Aus zahlung des Vermächtnisses. Das Gericht wies die Klage ab und führte zur Begründung an, das im Testament angeordnete Ver- mächtms sei unwirksam, da der Name des Vermächtnisnehmers später eingeschaltet worden sei nnd deshalb durch die Ort- und Zeitangabe nicht gedeckt werde. Diese Ausführungen wurden vom Reichsgericht für zutreffend erachtet, Ter Erblasser sei zu einer wahrheitsgetreuen Angabe des Ortes und der Zeit der Er richtung bezüglich des Gesamtinhalts des Testaments verpflichtet und diejenigen Anordnungen des Testaments, welche nicht zu der im Testamente angegebenen Zeit und nicht an dem darin angegebenen Orte getroffen wären, seien ungültig. Aus der Ent scheidung des Reichsgerichts ergibt sich für das Publikum, das ja besonders in der Rheinprooinz von dem eigenhändigen Testament einen sehr häufigen Gebrauch macht, eine wichtige Lehre. Wer ein eigenhändiges Testament machen will, soll sich die einzelnen An- ordiiungen, die er zu treffen beabsichtigt, vorher überlegen und dann in einem Testamente niederlegcn. Will er später neue oder ergänzende Anordnungen treffen, so müssen diese durch ein neues eigenhändiges Testament vollzogen werden. Die Anfertigung eines neuen eigenhändigen Testamentes macht auch kaum mehr Arbeit, wie die Ergänzung des früheren, denn es genügt ja zum eigenbändigen Testament eine vom Erblasser unter Angabe des Ortes und Tages eigenhändig geschriebene und unterschriebene Er klärung. Läßt der Erblasser diese einfache Vorschrift außer acht und schaltet er später die ergänzende Verfügung in das frühere Testament ein, so läuft er Gefahr, daß die Gültigkeit der Er gänzung bestritten und seinem letzten Willen insoweit dieWirksamkeit entzogen wird. — Einberufen durch den Verein Dresdner Gastwirte und den I, Verein Dresdner Gast- unk Schankwirte, and gestern nachmittag im „Tivoli" eine große Brote st - Versammlung statt, die nicht nur von einheimischen Standes- genossen äußerst zahlreich besucht war, sondern zu der auch die yastwirtsverbände von 26 sächsischen Städten, darunter Leipzig, Ehemnitz, Zwickau, Freiberg, Döbeln. Glauchau, Meißen usw. ihre Delegierten entsandt hatten. Dagegen war von den Herren Direktoren der Brauereien keiner erschienen. Nachdem der erste Vorsitzende des Vereins Dresdner Gastwirte, Herr Hotelier Herold, die Anwesenden, u. a. den Vorsitzenden dcS Säch lichen Gastwirts-Verbandes, Herrn Treuster, und des Deutschen Gastwirts-Verbandes. Herrn Ringel-Berlin, herzlich begrüßt, und odann eine kurze Erläuterung über den Zweck der Protest-Ver- ammlung gegeben hatte, erteilte er Herrn Mur Schulz- Berlin das Wort zu seinem Referate über „Die Anträge des Grafen Douglas und die Abstincnzbewcaung". Urheber der ganzen Bewegung gegen den Alkobolaenuß seien, so führte Redner aus, die Temperenzler, der deutsche Verein für Gastwirtsresorm, einige Fanatiker gegen den Mißbrauch geistiger Getränke und jene Gc'chästsspekulalsteil, welche glauben, ihren alkoholfreien Fabrikaten auf die Beine zu helfen. Gegen diese Bestrebungen elbst sti am Ende nichts cinzuwcndcn, denn eS müsse jedem über- assen bleiben, was er mit seinem Körper machen wolle, aber es verbünden sich damit die Strömlingen der Synoden gegen das Gastwcrtsgewerbe, bei denen cs Mode geworden sei. die sittlichen Zustände im Volke von heute als heruntergekommen zu bezeich nen. und so dürfe man sich nicht wundern, wenn, durch die- elbcn veranlaßt, die Regierung neue Gesetze in Vorbereitung halte, sie das Gastwirtsgcwcrbe in seinen Grundfesten erschüttern, wenn es nicht Front macht gegen alle derartigen synodalen und reak tionären Gelüste. Die Losung der Gastwirte müsse sein: Gleich berechtigung mit allen Gewerbetreibenden! Mit Gewalt und polizeilichen Maßnahmen bringe man dem Volke keine Sittlichkeit bei, hier könne nur das gute Äeispiel von oben her wirken, wohl aber laufe man bei den in Aussicht stehenden Maßnahmen, die Polizeigewalt auf die VcMügunoen des Bolkes zu übertragen, nur zu sehr Gefahr, der Ehikane Tor und Tür zu öffnen. Die breiteste Oefsentlichkeit sei die beste Kontrolle der Sittlichkeit. Das Hineingreifen der Gesetzgebung mit rauher Hand in das Gast- wirtsgewerbe sei deshalb umso bedauerlicher, als dem Gastwirte die Möglichkeit fehle, sich auf andere Weise zu entschädigen Milden Douglasscken Anträgen sei nicht nur dieses, sondern auch alle damit verbundenen Industrien und Geschäftszweige geschädigt. Redner kam sodann auf die Anträge Douglas' selbst, und dabei zu dem Resultat, daß durch dieselben nicht nur nichts erreicht werde, sondern daß dadurch nur «ine Verschiebung des ganzen Geschäfts zu Gunsten der chcoßen Destillateure ftattsinde. Auch wo di« Kirche über ihre Best " ' ' ' sugnis . . e, müsse sie in ihre Schranken zurückoewiesen werden. Das Fazit seiner Ausführungen war. «S möge sich be» der künftigen ReichStagSwahl jeder Gast wirt vergewissern, wie sich der Kandidat zu den synodalen, DouglaSschen und den Anträgen de» Deutschen Verein» der Gast- bausrefor», stelle. — Al« zweiter Redner trat Herr Redakteur Oswald Zimmermann auf. Er sprach über „Die.Währung der hauptstädtischen Jntaxessen argen die volksfeindlichen Be- strebungen der Äeaenwar-". und sthrte dabei «ich. daß man mit den Douglatschen Anträgen da» Kind mit dem Lade auSschutie. n wende sich gegen di, frohsict)« Geselligkeit de» d und untergrab« damit viele hundertlausend Ers Es sei einmal «ine Kampfe ums Dasein Redner erinnerte dabei e Tatsache, daß man im heutigen, schwer a die geistige Anregung nicht entbehren köiu »bei an den Fürsten B>»marck. der bei seine e« »ne. seinem «ttz sehr eroii- Gastwirt« befinden sich also im Stand« derNotwchr, wenn sie die ihnen d,ödende Veladr Front machten. Redner führte schwierigen Amt und bei seiner eminent ge trinkfester Herr war. und der an keine groß« getreten sei^ ohne vorher «ixen gut^n Trunk getgn zu weiter au«, w»e die Wirtshäuser im modernen KultnrlüenLtätten geworden leien, wo Mann zu Monn sich sind«, um seine Meinung lm politischen Leben ouSzutauschen, wo Familie», di« tn ihrem Heim beschränkt leien, sich gegemeisig treffen könne», und wo sich dem Einsamen Geselligkeit und Gelegenheit zu anregender Lektürc biete, sie seien Stätten geworden, die man eben nicht entbehren könne. Und wa» wolle man an deren Stelle letzen? Den eng- liscken Sonntag mit seinem Puritanitzmu»? Dt« englische Ein- Achtung sei kein Vorbild für den deutschen Mann, denn was sei der englische Sonntag? Eine spanische Wand, hinter der die Völlercl ihre wüsten Orgien treibe. Hinsichtlich ver Sittlichkeit erreiche sie gerade das Gegenteil von dein, wa» von gewissen Kreisen erstrebt werde. Es sei der Polizei gar nicht erwünscht, wenn immer neue Einrichtungen geschaffen würden, die sie zwingen, weiter hineinzudringei» in das gesellschaftliche Leben, man züchte mit diesem Vorgehen nur eine weitgehende Unzukriedcnheii DaS Volk leide schon viel zu viel unter Polizeibestimmungcn. man schädig« damit die freie Bestimmung des Publikums nnd im wesentlichen den GastwirtSstand. Wen» man nur den Miß brauch des Alkohols beschränken wolle, dann ließe sich über diese Bestrebungen reden. Aber das Vorgehen mit Polizeigevalt gegen den Alkohol selbst halte er für bedentl'.ch. Wo käme man besonders in Dresden hin, wenn Sonntags alle Wirtschaften von S--12Uhrgc. schlossen werden sollten: in Dresden. daS eine ausgesprochene Zremdenstadt sei. Derartigen Anträgen stehe man einfach iprach- os gegenüber. Bismarck war nicht gegen die Sonntagsheiligung, aber er war gegen den Sonntagszwana. 'Derartige Anträge könnten nur vom grünen Tische aus gemacht werden, von Leuten herrührend, die gar keine Fühlung mit der Volksseele haben Nickis wäre verkehrter, als dem deutschen Volke das Recht zur Gesellig keit zu rauben. Gerade vom kirchlichen Standpunkte aus erreiche man mit Maßnahmen, die auf das Hineintreiben in die Kirchen Hinzielen, nichts, und Frömmigkeit, die nicht au» dem eigenen Be dürfnisse herauswachse, sei keine Frömmigkeit. Gerade die Gast- wirte bedürften des Schutzes, denn sie trügen zu den Forderungen und Lasten des Staates ihr gutes Teil bei. Die gesamten Gast- wirte Deutschlands brächten 50 Millionen Steuern, und vereint mit der Gährunasindustrie, 500 Millionen Steuern auf. Man habe also keine Ursache, die Henne zu schlachten, die diese golde- nen Eier lege, und deshalb sei es verwunderlich, wenn die Re gierung gegen das Gewerbe gebenden Strömungen einzelner Phantasten Gehör schenke. Der deutsche GastwirtSstand sei ei» wichtiger Teil des steuerzahlenden Mittelstandes, und gerade die oberen Schichten seien nicht berechtigt, ihm über kleinliche Miß- tände, die sich in jedem Berufe zeigten, Vorwürfe zu machen. Deshalb fordere er den GastwirtSstand auf, zu schreien, bis er ge hört werde, sich nicht irre machen zu lassen in leinen Bestrebungen. Es gelte, an der bürgerlichen Freiheit nickt rütteln zu lassen, es gelte, sich zu rühren, damit man merke, der deutsche Michel sei aufgewacht. sMinutenlang anhaltender Beifall). — Hieraus kam eine lange Reche von Zuschriften aus der Provinz zur Verlesung, die sämtlich ihre Zustimmung zu dem Vorgehen der Dresdner (Gastwirte ausdrückten. Sodann wurde folgende, unter großem Beifall vorgelesene Resolution gegen vier Stimmen angenommen: ,,Wlr erheben einmütig Protest gegen die bekannten Bestrebungen der Synoden, die darauf abzielen, nicht nur den Betrieb der Gastwirtschaften in jeder Beziehung und nach jeder Richtung hin einzuschränke», sondern auch die bürgerliche Freiheit der Be völkerung in Fesseln zu schlagen. Das Streben ver Synoden, durch Vermittelung der Staatsgewalt den Schluß der Lchank- tätten während der Kirchzeit in Stadt und Land durchzusühre», >ie öffentlichen und privaten Lustbarkeiten an den Sonnabenden und Sonntagen immer mehr einznschränken, überhaupt jede freie Betätigung volkstümlichen Lebens an den Sonntagen möglichst zu unterdrücken, jedenfalls aber der polizeilichen Kontrolle immer mehr zu unterwerfen, zeugt von einer Unduldsamkeit und einem Mangel an sozialpolitischer Einsicht, die nicht scharf genug zurück- »cwiesen werden können. Wir erwarten mit Zuversicht, daß die Regierung diesen Bestrebungen mit Festigkeit entgegentreten und dadurch zur Beruhigung der westesten Bevölkernngsschichten bei tragen wird. — Die von den Anhängeni der Mäßigkeit-- und Enthciltsamkeitsbewegung ausgestellten Forderungen, die u. a. auch durch den Abgeordneten Grafen Douglas im preußischen Abgeord- nelenbause unterstützt worden sind, gipfeln in der Unterdrückung des Wirtschaftsbetriebes in der gegenwärtig bestehenden Art und in der Verminderung und Umgestaltung desselben in einer das Gewerbe völlig ruinierenden Form. Tausende und Abertausende von Existenzen des zum Mittelstände zählenden Dirtgewerbcs würden dadurch ins Elend gestürzt werden, lediglich um der Phantastereien einer kleinen Gruppe unduldsamer Personen willen. Mr erklären, daß der Alkoholmißbrauch nicht durch die konzessionierten öffentlichen Wirtschaften hervorgerufen oder aar gefördert wird, sondern durch die erschreckend große Anzahl aller möglichen Arten von Winkelschankstättcn, welche dem reellen kon zessionierten Gewerbe unlautere und unkontrollierte Konkurrenz machen. An den Behörden ist es, dieser Art von ^wilden" Schonk- tätten ein Ende zu machen, nicht aber fortwährend dem mit riesigen Abgaben und Sondersteuern aller Art. wwie mft einer Fülle von polizeilichen Scherereien geplagten Wirtestand daS Leben noch mehr zu erschweren und eine gefährlich« Beun ruhigung in weite Kreise des gewerbtreibenden Mittel- tandes zu tragen. Mr protestieren einmütig gegen den Erlaß irgendwelcher Vorschriften, die dem Verkehr und dem Wirte-Gc- wcrbe neue Erschwerungen und Einschränkungen bringen könnten." — Als erster Redner »ur Debatte sprach der Redakteur des hiesige» sozialdemokratischen Blattes, Herr R i e m, und erging sich in längeren A»ssiibr»ngen. Da er aber nicht sachlich blieb, sondern ür seine Parte! Reklame zu machen versuchte, machte sich in der Versammlung große Unruhe bemerkbar, worauf ibm der Vor- ihende das Wort entzog. Nach einer persönlichen Entgegnung des Herrn Zimmermann gegen Riem winde Schluß der Debatte beantragt. Io daß die vier Redner, welche sich noch »um Wort zemeldet hatten, nicht mehr sprechen konnten. — Damit erfolgte >er Schluß der Versammlung gegen 7'/« Uhr. — Nach dem Bericht über das kirchliche Leben in der Johanncs-P arochie in den Jahren 1901 und 1902 wur den getauft 620 und 554 >1900: 6121 Kinder, getraut 264 und 264 l283I Paare, konfirmiert 461 und 480 l422) Katechumenen, kirchlich beerdigt 421 und 404 s433> Verstorbene. Abendinahlsgäste waren 6025 und 6038 <5891). Auf ganz ungewöhnliche Weise sind die Geistlichen in Anspruch genommen worden durch die lebhafte Be wegung, die schon feit dem Jahre 1900 in der ganzen Stadt be merkbar istz und sich einerseits in einem starken Einfluß vcr- chiedener Sekten, andererseffs in auffallend vielen Uebertrittc» von Katholiken -ur evangelischen Kirche darstellt. Während in jenem Jahre nur 3 Personen ans der Landeskirche autztrateu, waren es 1901 und 1902 schon je 10. Die Zahl der zu uns übergetretenen Katholiken steigerte sich von 11 im Jahre 1900 auf 15 im folgenden und auf 20 im Jahre 1902. DaS Vermögen der Kirche erhielt einen Zuwachs von 3000 Mark durch eine Stiftung der Frau Emma verw. Leupold hier; außerdem stellte ihr ein Gemeindeglied zu weiterer künstlerischer Ausschmückung der Kirche im Hinblick aus ihr bevorstehende» Jubiläum 1000 Man zur Verfügung. Die für die äußere Mission gesammelten Kollekten ergaben 1901/02 98 Mark, und eine Haussammlung betrug 1901 869 Mark und 1902 910 Mark. Außerdem brachten noch für verschiedene andere Zwecke gesammelte Kollekten 1901 eine Summe von 1705 Mark und 1902 1885 Mark «in. Eine Art Mittelglied zwischen der eigentlich kirchlichen Arbeit und der LiebeStätigkeit in der Gemeinde bildet der Gottrskasten. dem die meisten besonderen Geschenke aus Anlaß einer kirchlichen Handlung dargereicht werden. Sie betrugen im Jahre 1901 2580.40 Mark und 190? 2329.75 Mark. Auch stoffen chm zwei größere Kaste von 5000 Mark und 1000 Mark »u. I« der Lemelndedchkom« befanden sich »u Beginn des JahreS 1901 56 Kvank " ^ in der Pflege d»* Schwestern. Zu ihnen such i»
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