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— Hauptgewinne V. Kl. 50 K. S. Landeslotterie. Ziehung am 10. Oct. 1856: svvov Thlr. auf Nr 31353. »««0 Thlr. auf Nr. 6071, 47,043. »«««» Thlr. auf Nr. 1101, 9481, 18439, 23774, 23853, 31898, 33958, 34899, 35903, 36497, 37210, 38557, 47046, 47393. Tagesgeschichte. Mainz. Zu den englischen Fräuleins, den barmherzigen Schwestern, Frauen vom guten Hirten und Franziskanessen hat Mainz eine neue geistliche Genossenschaft erhalten, näm lich die „Damen von der ewigen Anbetung des allerheiligsten Sa kramentes". Diese Damen, durchgängig Töchter dieser Stadt und dem wohlhabenderen Bürgerstande angehörend, haben, wie man liest, vorläufig ein Privathaus bezogen, in welchem sie ihren frommen Hebungen ungestört obliegen können, bis sich ein passendes Gebäude für ein wirkliches Kloster gefunden haben wird. Frankreich. Eine Deputation von Arbeitern hat sich am 7. Oct. nach St. Cloud zum Kaiser begeben. Sie beklagte sich bitter über den hohen Preis der Miethe und die Theuerung der Lebensmittel. Der Kaiser hat die Abgeordneten sehr wohl em pfangen. Die Aufregung in den vom Volke bewohnten Stadt- theilen ist noch immer sehr groß. Es werden fortwährend auf rührerische Mauer-Anschläge prvducirt, und diese zeigen sich nun in einem bisher verschont gebliebenen Stadttheile in der Umgegend der Halle. England. Ein Londoner Blatt theilt 6 Briefe aus Cayenne, wo sich die politischen Verbannten befinden, imAus- zuge mit. Die Dinge sind schaudererregend. Das gelbe Fieber wüthet dort so bösartig, daß auch die Kerkermeister wcggerafft werden. Von 26 Gensdarmen sollen 19 in einem Monat ge storben sein. Am meisten leiden die neuen Ankömmlinge aus Angers, so daß man aufgehört hat, die Sterbeglocke zu läuten. Die „Times" sagt hierzu u, A.: So wenig politische Sympathie wir für die Mehrzahl französischer Flüchtlinge oder Gefangenen empfinden, können wir doch nicht umhin, L. Napoleon zu erin nern, daß er, bei der Rolle, die er in Sachen Neapels spielt, die Klagctöne aus Cayenne nicht überhören darf. Er muß darauf gefaßt sein, sich sagen zu lassen, daß, wer in einem Glashaus wohnt, keine Steine werfen sollte, und wenn seine Regierung aus drücklich der Unmenschlichkeit gegen politische Verbrecher angeklagt wird, so muß er es nicht übel nehmen, daß man von ihm eine Abläugnung der Thatsache oder eine Systemänderung erwartet. Es ist möglich, daß die Dinge in Cayenne nicht so arg sind, als man sie schildert; daß die Schuld mehr an den Werkzeugen, als an dem Willen der Negierung liegt. Oertliches. — Leider giebt es unter Kindern und Erwachsenen noch rohe Gemüther, die sich z. B. auch durch das Beschmieren der Wände, Thüren und Fensterläden documentiren. Insofern dieses Be schmieren (mit Kreide, Röthel oder Bleistift) aber sich auf unsitt liche und obscöne Gegenstände bezieht, ist es allen Gebildeten nicht nur ein Aergerniß, sondern für gesittete Kinder und junge Leute doppelt nachtheilig. Man findet an Thorwegen und Mauern oft wochenlang und noch länger dergleichen Figuren. Es ist manchmal unbegreiflich, warum Besitzer oder Nachbarn nicht alsbald solche Unziemlichkeiten entfernen. Im Interesse der Ju gend insbesondere würden sich die Diener der Wohlfahrtspolizei «in Verdienst erwerben, wenn sie die Hauswirthe veranlaßten, dergleichen Darstellungen zu beseitigen. Vermischtes. * Dem von dem Geheimen Regierungs-Rath vr. Reuning redigirten „Amts- und Anzeige-Blatt für die landwirthschaftlichen Vereine des Königreichs Sachsen" entnehmen wir folgenden Ar tikel: „Eine Schafvieh-Versteigerung. Auf einem Gute in Sachsen waren gegen 100 Stück Schafe gemästet und hiervon die Hälfte nach und nach im Einzelnen und kleinen Parthien ver kauft worden. Bei der Abschätzung der meist ausgezeichnet fetten schweren Schöpse wurde das lebende Gewicht sowie der Fettgrad zu Grunde gelegt und die Verkaufs-Abschlüsse fanden hiernach keine Schwierigkeit. Allein dieser Einzelverkauf raubte dem In haber doch zu viel Zeit und er kündigte deshalb, weil ein Käufer für die sämmtlichen Mastschafe sich nicht fand, eine Auctivn an. Es hatten sich, weil fette Schöpse zur Zeit sehr gesucht waren, eine große Zahl Fleischer eingefunden und die Auction begann. Allein hierbei schien die Taxation und Berechnung des WertheS der Schafe nach der Viehwaage an der Taxe der bietenden Flei scher ganz zu scheitern. Es ward zwar geboten, aber der Zu schlag mußte bei weitem unter dem vorher berechneten Werthe er folgen. Nur Ein Mann bot lebhaft und erstand fast den drit ten Theil der Heerde, aber dieser hielt sich ganz isolirt, oder wurde vielmehr von den Uebrigen durch anzügliche Reden aller Art so übel behandelt, daß er zuletzt sich zurückzog. Hammel, für welche von anwesenden Fleischern einige Tage zuvor pro Stück 15 Thlr. offerirt und nur der bereits verkündigten Auction wegen nicht dafür abgelassen worden waren, kamen kaum aus 12 Thlr. Der Schafbesitzer hielt sich indeß den zum Theil aus weiter Ferne her- beigckommenen Männern gegenüber für verpflichtet, die Auction, wenn auch niit Verlust, fortzusetzen. Nach Beendigung derselben machte ihn weniger das schlechte Geschäft verdrüßlich, als die, wie es schien, sich selbst bereitete Täuschung. Auch hatte er un zählige Male von den Fleischern hören müssen, nach der Vieh waage könne sich Niemand richten und dergleichen Dinge mehr. Allein die Lösung des Räthsels erfolgte bald. Die Fleischer aus vier verschiedenen Städten und Ortschaften, auch aus der Resi denz , hatten Gelegenheit gesunden, sich vorher dahin zu vereint-' gen, daß keiner von ihnen weiter bieten dürfe, als nach Kom mando. Zur Sicherheit hatte Jeder fünf Thaler Kaution vorher baar deponirt, die Einer der Fleischer an sich genommen. Eine Stunde nach der aus dem Gute abgehaltenen Auction wurde nun eine zweite im nahen Wirthshause unter den Fleischern selbst abgehaltcn, die allerdings ganz andere Resultate ergab und die Abschätzung nach der Viehwaage mehr als glänzend rechtfertigte. Der Schafvich-Befitzer hatte selbst zufällig noch Gelegenheit, dem Schlüsse derselben beizuwohnen. So wurde beispielsweise ein Hammel, welchen er beim freien Handverkauf auf 18 Thlr. ab geschätzt hatte, mit 22 Thlr. 6Ngr., die übrigen aber fast durch gängig zu der „Viehwaagentaxe" erstanden?) So viel zur Rechtfertigung der Viehwaagen und zur War nung bei vorkommenden Fällen. Im Uebrigen wird diese Mittheilung noch durch Folgendes ergänzt. Die Fleischer, im Triumphe über die sehr klug berech- nete That, erquickten sich durch einen herzhaften Labetrunk. Dies mochte Ursache sein, daß sie weniger vorsichtig verfuhren. So fand man ein Stündchen später in der Gartenlaube des Wirths- hauses die sämmtlichen Papiere, auf welchen die Ersteher und Erstehungspreise der zweiten Auctivn, der Betrag der für jeden Theilnehmer ausgeworfenm Dividende, ja selbst die Namen der Fleischermeister, an der Zahl 17, worunter städtische Obermeister, ') SS Stück, nach der Biehwaage zusammen aus 270 Thlr. geschätzt, wurden bei der ersten Auction mit 22Ü Thlr. 3 Rgr. (49 Thlr. 27 Ngr. unter der Schätzung), bei. der Nachauction unter den Fleischern mit 2S8 Thlr. 19 Ngr. (11 Thlr. 11 Ngr. unter der Schätzung und 38 Thlr. 16 Ngr. über den Erlös der ersten Auction) bezahlt.