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Intel«,« lür »Ik wonl«,» Hu»»er »der n»ch einem «estt«»» die Zeile r N,r. «r. 3S8. Reanzehuter Jahrgang. Mltredaeteur: vr. ««,» Für da- Feuilleton: LwckwlU Dresden, Freitag, 4. Deeemver 1874. Politische». Alle Tage steht blitz-blankgeputzt und frischgeheizt die Riesen maschine des deutschen Reichstags da, um ein erkleckliches Stück Arbeit zu liefern. So unermüdlich die Kolbenstange hin und hergeht und die Räder sich drehen, trotzdem scheint das Quantum des täglich gelieferten parlamentarischen GespinnsteS und der hineinverwebten" gesetzgeberischen Beschlüsse nicht allen Ansprüchen zu genügen. Noch vor dem Weihnachtsfest sollen, so verstehen wir die ZaunSpfahlwinke der Prov.-Corresp,, die Bewegungen der parlamentarischen Maschine stillstehen, bis dahin mag der Umschwung der Näder noch beflügelt werden und der Reichstag unter dem Drucke verstärkter Atmosphären arbeiten — was er aber bis dahin nicht producirt hat, das bleibt einstweilen als ungefertigte Arbeit oder Rohstoff liegen. Erledigt also wir- da» Haushaltgesetz mit seinen verschiedenen Anleihen für Elsaß-Lothringen, für Marine und Telegraphie, mit seinem Militär- Etat und erhöhten Matricularbeiträgen; genehmigt wird das Land sturmgesetz und die Vorlage über die Controls der beurlaubten Mannschaft; abgethan werden noch einige weniger belangreiche Vorlagen, Zurück bleibt da« Bankgesetz in erster Linie. Zwar ist die Sprache der Prov.-Corresp. etwas orakelhaft; aber man erkennt doch, daß die Schwierigkeiten der Umwandlung der preußischen Bank in eine MichSbank so große sind, daß sie nicht mit dem beliebten großen Schwamme weggewischt werden können. Wenn aus der Ver tagung der gesetzgeberischen Erledigung der Bankfrage sich eine ge rechtere Berücksichtigung der Creditbedürfnisse der Einzclstaaten er geben sollte, so wird man die erhobenen Schwierigkeiten nur loben können. Unerledigt sott auch der Entwurf über die Controls der Rechnungüablegung bleiben. Dem Reichstage gebricht es bis jetzt noch an jedem Controlrecht über die finanzielle Verwaltung der Reichsgelder; der Bundesrath will ihm dieses angeborene Recht jeder Volksvertretung nicht ungeschmälert einräumen und da auch der jetzt unternommene Versuch der Schmälerung dieser Rechte nicht glücken will, so erhält der Reichstag gar kein Controlrecht. Mitunter tauchen in der Rechtspflege, wie sie besonders von dm Berliner Gerichten geübt wird, Erscheinungen auf, über die man nur den Kopf schütteln kann. Viel des Unbegreiflichen bietet der Prozeß Arnim; seltsam ist auch der Ausgang des Prozesses Hessels. Gegen diese Lehrerin hatte bekanntlich der ehemalige Civilgouverneur Sachsen«, der später abgedcmkte Polizeipräsident Berlins, jetzige Re gierungspräsident von Wurmb in Wiesbaden, einen VcrleumdungS- prozeß angestrengt, weil diese behauptet hatte, Herr v. Wurmb hätte sich ihr gegenüber Zärtlichkeiten erlaubt, die nun, cs ist nicht nöthig, diesen Relativsatz zu vollenden. Jetzt, da der Prozeß zur letztinstanz lichen Entscheidung kommen soll, ist Frl. Hessels auf einmal aus der Untersuchungshaft entlasten und da« Verfahren gegen sie für beendet erklärt worden, weil sie — unzurechnungsfähig sei. Nun sind aber vorher schon zwei Erkenntnisse gegen Frl. Hessels ergangen, das Obertribunal hat die Sache wieder an das Kammergericht zurückge- «iesen, und nun, nachdem die Angeschuldigte zehn Monate im Unter suchungs-Gefängnisse zugebracht, also fast die Hälfte der ihr von der Unterinstanz auftrlegten Strafe verbüßt hat, nun wird, ohne daß etwas Näheres bekannt gemacht wird, die Betreffende entlassen. Ein solcher Fall sollte doch Material für die StrafprozeßordnungS-Com- misfion liefern. Es giebt noch Richter ... in China. England war die letzte Zeit von dem Kirchenstreite ebenso heftig heimgesucht worden, wie vor Kurze« Deutschland. Gladstone, der frühere Premierminister, hatte eine Broschüre veröffentlicht, die in wenig Tagen 16 Auflagen, a 1000 Exenrplare erlebte, m welcher er nachwie«, daß das UnfehlbarkeitS-Dogma dahin führen könnte, daß der Papst die englischen Katholiken ihres Unterthanrneides ent bände. Dies« Schrift hat nun eine Fluth von Entgegnungen, Zu stimmungen , Erläuterungen und Auseinandersetzungen aller Art hervorgerufen, sodaß man zu glauben versucht war, die trübseligen Tage der Glaubensstreitigkc'ten de» alten Byzanz kehrten zurück. Lord Acton beharrt bei seiner Ueberzeugung, daß die Decrete des vatikanischen Concils von 1870 nicht« geändert, da sie für den ge bildeten Katholiken keine Bedeutung haben könnten. Lord Camoyü erklärt, daß da« Dogma der Unfehlbarkeit leider viel geändert habe, daß er jedoch seine politische Ueberzeugung von ihm nicht beeinflussen lassen wolle. Mr. H. Petre steht zwischen Briden in der Mitte und hält sich um so weniger an die Loncilsbeschlüfse gebunden, da diese eine Neuerung seien. Die Freisinnigeren Englands folgen mit ihren Ansichten einem dieser drei Führer. Der Erzbischof Manning be streitet Gladstone's Behauptung, daß da« unfehlbare Papstthum je mit den Bürgerpflichten de» Gläubigen in Konflikt kommen könne, da der politische Gehorsam durch da« Gewissen des Gehorchenden be stimmt und begrenzt werde und die vaticanischcn Decrete an diesem Zustande der Dinge nicht» geändert hätten. Sir Bowyer behauptet dasselbe und ist stolz auf die Beschlüsse de» Coneilö und auf seine staatsbürgerliche Treue. Msgr. öaprl geht schon einen Schritt wei ter und behauptet geradezu, daß die kirchliche über der weltlichen Gewalt stehe, und daß diese» ein für jeden orthodoxen Katholiken selbstverständlicher Glaubenssatz sei. Dagegen protcstirt nun Sir Bowyer selbst, und andere ultramvntane Katholiken, wie Lord Arun- dell of Wardour, schließen sich diesem Protest an. Der Advocat Mr. Shee mahnt zum Frieden, da man sich um d«S Kaisers Bart streite, oder vielmehr uni Etwas, das gar keine Existenz habe. Das Letztere meinen wir auch. Wie tief sind wir noch in der GeisteS-Entivickclung zurück, daß sich Millionen gebildeter und geschedt.r tzLeute noch in einen erbitterten Streit darüber einlaffen, ob ein von einem Weibe geborener, gebrechlicher Mensch eine Eigen schaft habe, welche wir dem Gottesbegriffe zuschreiben! Am 8. Deccmber, dem Staatsstreichtage Napoleon«, konnte unmöglich Mac Mahon der französischen Nationalversammlung seine Botschaft zugehen lasten. Es wäre da» ein zu ominöse« Datum gewesen. Außerdem hat aber auch ein Brief des Einsiedlers von FrohsdoH des Grafen von Chambvrd, eine Umänderung des Textes der Botschaft nöthig gemacht. Graf Heinrich verbietet nämlich seinen Getreum, den Linenrittern, in der Nationalversamm lung jedem Beschlüsse zuzustimmen, der nur irgendwie der Errich tung der Monarchie hinderlich wäre. Ein Haupthinderniß ist aber die Organisirung der Gewalten Mac Mahons auf 6 Jahre; folglich darf Mac Mahon nicht mehr, wie er sich erst schmeichelte, darauf rechnen, daß die 40—45 lcgitimistischen Abgeordneten sich zu ihm freundlich stellen. Lokale» und Sächsische». — Se. Majestät der König und Se. königl. Hoheit der Prinz Georg trafen in der vorvergangenen Nacht 12 Uhr 10 Minuten von Wurzen kommend wieder hier ein. Se. Maj. der König und Se. königl. Hoh. Prinz Georg werden sich heute (Freitag) Vor mittag 10 Uhr 20 Minuten nach Berlin begeben. — Dem emeritirten Lehrer Krumbiegel zu Plaue ist die goldene Medaille vom Albrechtsorden verliehen worden. — Der Schul-Cassirer und Kirchen-Casien-Verwalter Lindner in Großzschepa hat die silberne Medaille vom Albrechtsorden erhalten. — Dem Gutsbesitzer Berger zu Gückelsberg ist die silberne Medaille vom Verdienstorden, dem Revierförster Götze zu Gelenau die goldene Medaille vom Albrechtsorden und dem Gärtner des Klostcrstifts St. Marienstern, Rentsch, die Werne Medaille des AbrechtSordens verliehen worden. — Bei der Discussion de» Reichstages über das Reichs- Justizamt erlaubte sich die Boshttt des Abgeordneten Windthorst- Meppen eine kleine Anzüglichkeit auf den sächsischen Justizrninister Abeken. Windthorst meinte, eS wäre so schön gewesen, neben dem preußischen Justizminister, auch den bairischen, ivürtembergischen und badischen zu hören — den sächsischen Justizminister habe er leider nicht gehört. Im Reichtag erregte diese Bemerkung ziemliche Heiter keit, Lasier nannte sie „einen Anklagebrief, den Windthorst in witziger Form nach Dresden richte." — Das General-Postamt macht das Programm für die Aus gaben der neuen auf Reichswährung lautenden Postwerthzeichen bekannt. Darnach können die alten Marken gegen neue umqetauscht werden, so daß eine Entschädigung in Geld ausgeschlossen bleibt Im Uebrigrn können die jetzigen, auf Groschen ausgefertigten Marken und Couvert» bis auf Weiteres »och verwandt weide». — In Belgien hat man beschlossen, Eisenbahnsahrkartm ohne Datum und auf unbestimmte Zeit gittig einzuführm. Als Probestücke ist hierfür die Linie zwischen Antwerpen und Brüssel bestimmt. Vom 1. Januar d. I. werden Coupons L 20 Stück für alle drei Wagenklaffen verkauft (auch Tour- und Retourbilletö) und der Be sitzer eines solchen hat nichts anderes zu thun, als sich vor der je weiligen Reis« densüben vom Saalwärter mit dem Datumstempel versehen zu kaffen. Bewährt sich diese Maßregel, wird sie hoffentlich nicht nur von ganz Belgien, sondern auch vom Ausland« ange nommen. — Wie wir gestern berichteten, hat man in dem ehemaligen sächsischen Staatsanwalt, «achmali-en Professor des Strafrechts in Leipzig, vr. Heinz«, derzeit in Heidelberg, den Autor de» bcpusenen „Sachsen-Artikels" in de» Treitschke'schen Jahrbücher« entdeckt Dies ist den Derrm Nationalliberalen sehr unangenehm, da Herr Heinz« gerade letzt wegen eine« Artikels, den er zur Aertheidigung Arnim s in die „Augsburger Allgem. Ztg." geschrieben, in Berlin in Mißcredit gekommen und als »vkaot torridl« betrachtet wird. — DaS Ex-Amtblatt de« Leipziger StadtratheS, der Moniteur unseres Freundes Hüttner, sucht deshalb dem verehrten Publikum Sand in die Augen zu streuen und es von der richtigen Fährte abzubringen. Er schreibt nämlich, es sei in Leipzig die Ansicht verbreitet, daß der betreffende Aussatz aus hinterlasscnen Papieren des kürzlich verstor benen ehemaligen sächsischen Ministers Albert von Carlowitz bear beitet worden. Da» nennt man schlechte Waare mit guter Flagge decken, das nennt man einen edlen Todten im Grabe beschimpfen. Doch was kümmert das jene Herren - Deminciren und Verdäch tigen ist ja die Atmosphäre in der sie leben. — Am 16. Der. d I. wird in Mülsen S. Jacob in Sachsen eine Telegraphen-Stativn mit beschränktem Tagesdienste eröffnet. — Am 1. Deccmber 1840 trat der frühere sächsische Appella tionsrach von Seebach als Staatsminister in den Dienst des H«zogS Ernst 11. von Sachsen-Coburg-Gotha; seit jenem Tage hat er ununterbrochen die Geschäfte jenes Staates geleitet und feierte also am 1. d. M. sein sünfundzwanzig- jähriges Minister-Jubiläum. LVas nicht alle seine Kollegen von sich sagen können, er kann es sagen, den freisinnigen Bestrebungen ist er stet» freundlich entgegengekommen. — Auf Grund eines BundeSrachSbeschlusieS weist das Ge- samnitministerium sämmtliche königlich sächsische Behörden, öffent liche Beamten und Kasienstellen an, sich im amtlichen Verkehre bei Abkürzung des Wortes „Mark" des Zeichens,M" zu be dienen. - Auf Großenhainer Fluren findet die Jagd diesmal eine reiche Ernte. Gestern Nachmittag sahen wir wieder an Stadt Co burg eine Fuhr« von netto 100 Hasen aus dortiger Gegend ab laden. Hoffentlich werden sie billiger werden, denn auch auf an deren Revieren war die diesjährige Jagd hinsichtlich der Hasen eine glücklich«. — Am l.b. Nachmittags ist auf der Amalienstraße ein Sicher- heitSbcamter, welcher vorn auf den mit einem Gitter verschlossenen Pserdebnhnwagen aufspringen wollt«, indem er das Gitter während der Fahrt zu beseitigen trachtete, zu Fall gekommen und wäre um ein Haar überfahre« worden, wenn der Kutscher nicht rechtzeitig bremste. Ein abermaliger Beweis, daß man da« Vornaufspringen unterlassen soll. — Vorgestern in der zehnten Abendstunde rückte eines jener ominösen Lastfuhrwerke, dem» Inhalt schon manche» nächtlichen Wanderers Nase erschreckt hat, vor ein Haus auf die Pulsnitzer Straße, um dessen milde Beiträge für Verbesserung des Feld baues zu entfernen. Die Leute legte» sofort Hand ans Wert; schon wurde flott gepumpt, schon füllte sich quackernd der erste Schlauch, als plötzlich wegen des Salairs zwischen dem Haus herrn und den Bediensteten der Nacht ein arger Streit sich ent spann, in dessen Verlauf eine Unmasse Redensarten fielen, von denen nicht eine einzige in Alberti's Complimentirbüchlein steht DaS Ende vom Liede war ein unerwartetes, völlig unabhängiger von Ldvocat und Gericht. Gleich jenem Berliner Kellerwirthe, der seine in den Eßnaps bereits ausgespritzte Bouillon wieder in die Spritze einzieht, falls der Suppenempsänger nicht über zwei preußische Dreier zu dispomren vermag, schraubten die erbosten Grubenmänner die Schläuche los und forderten ihren Kutscher, der mit der Pritsche geschmückt philosophisch lächelnd an der Wand lehnte, energisch auf, mit den, leeren Jauchenwagen davon zu fahren. Am meisten verwundert schienen die beiden Gäule, deneu man so ganz unerwartet die Futtersäcke vom Maule zog. L. — Zwei hoffnungsvolle Früchtchen, Schulknaben im Alter von 9 und 14 Jahren, machten gestern auf Veranlassung der Eltern des einen von ihnen, wegen fortgesetzter Diebereien die Velanntschaft mit der Polizei. Sie waren drei Tage lang hinter die Schule gelaufen und auch nicht nach Hause gekommen und wurden gestern in einem Schweinestall versteckt ausgefunden. Die beiden Bürschchen hatten nur baares Geld gestohlen und zwar in Restaurationen und Geschäften aus den Behältnissen, worin die Tageskasse aufbewahrt wird. Das Geld haben Beide verpraßt. Wie man uns mitthcilt, sind es grade ein Dutzend dergleichen Diebstähle, deren sie überführt sind. — Erntebericht. Es ist bereits früher darüber berichtet worden, daß im heurigen Jahre in den «leisten Theilen des Landes die Ernte der Winterhalmfrüchte und besonders des Weizens eine befriedigende gewesen ist, daß dagegen die Napsernte vielfach als eine sehr geringe und mißrathene bezeichnet wird. Ebenso wenig günstig ist die Ernte an Sommerhalmsrüchten und an Futtermitteln für di« Thiere ausgefallen. Nach einem nassen Frühjahr, das eine gute Heuernte ergab, trat Mitte Juni Trockenheit und Dürre ein, die fast ununterbrochen fünf Monate anhielt, und nur diejenigen Land striche, welch« in dieser Periode von einem mäßigen Strichregen be glückt worden find, wögen wohl einen ergiebigeren Ertrag zu ver zeichnen haben, zumal wenn der Boden dieser Landstriche ein milder Lehmboden gewesen ist. In den meisten Theilen des Landes bleibt jedoch die Ernte an Hafer, Klee, Gruinmet, Flachs, Rüben eine durchaus schlechte und es besteht eine landwirthschaftliche Kalamität, wie sie glücklicherweise lange Jahre nicht dagewescn ist. Der hohe Preis der Futtermittel (Kleie 3 Thlr., früher 1^ Thlr., Raps kuchen 2^/z, früher 1^/g Thlr., Heu 2, früher 1 Thlr.) macht die Ernährung der HauSthiere äußerst schmierig und kostspielig und werden sich die Folgen dieses futterarmen Jahres noch im nächsten Jahre in hohem Maße fühlbar machen. Diese thatsächliche» Ver hältnisse kaffen eS wohl vollständig gerechtfertigt erscheinen, daß der Preis der Butter, der Milch u. s. w. ein erhöhter sein muß und daß das Verlangen, gutes Fleisch billig zu verkaufen, gegenwärtig ein vollständig ungerechtfertigtes und unausführbares ist ; denn so lange als fettes Vieh schwer zu erlangen, oder noch nicht eingesührt, oder billigere Futtermittel ans anderen Ländern zu erlangen sind, müssen sich Diejenigen, welche billigeres Fleisch essen wollen, mit geringeren Qualitäten genügen. — Was schließlich die Kartoffelernte anbe langt, so hat selbige trotz der großen Trockenheit in etwas feuchtem Boden oder bei spater Aussaat eine mäßige Mittcleente ergeben und da, wo einzelne Feldlagen sich eines großen Ertrages erfreut.», ist dies nur als eine locale Erscheinung zu bezeichnen. — Auf der Amalienstraße erlebte man in den späten Abend stunden des Mittwoch ein klägliches Schauspiel. Mühselig schleppte sich eine armselige Mähre aus dem Stalle des Pferdebahnhofcs dahin; ein Pferdeknecht führte das Thier, das an heiliger Kolik litt und nun in abscheulichem Wetter zu dem Thicrarzte der Gesell schaft in Dresden getrieben wurde. Bis auf die Amalicnstraße hatte sich das arme Geschöpf geschleppt, dort wurden aber die Lebens gcister alle, das Thier brach zusammen und verendete. Nach vieler Mühe wurde ein Wagen aufgetricben, auf den man den Cadare* auflud. — In Leipzig brennt'ü den Leuten imnicr in der Oesie; in der Nacht zum Mittwoch gab'ö dort nicht weniger denn zwei ; aus der Bairischenstraßc und auf der „Kater" Straße. Große Gefahr war bei beiden Bränden nicht. — Im Zuchthaus zu Waldhcim ist das bisher dort stationirle Militär-Detachement abgclöst worden; cs bestand aus 2 Offieiereu und 260 Unterofficieren und Soldaten. — In dem Geschäftslocale einer Putzmacherin in der Pill- nitzerstraße stieß vorgestern Abend deren 13 jährige Tochter mit dem Kopf an eine in dem Locale hängende Petroleumlampe so heftig an, daß dieselbe zerbrach und das herablauscndc Petroleum sich entzündete. Zum Unglück für das Kind war das Petroleum zum Theil auf dessen Rücken gelaufen und dort ebenfalls in Brand gerathcn. Durch von der Straße auf das Geschrei des Kindes und dessen Mutter sogleich herbcieilende Hilfe gelang es, die Flammen zu dämpfen, aber nicht ohne daß die unschuldige Ursache des Brandes, das Mädchen mehrere Brandwunde» bavon- getragen hatte. Ein grade vorbcigchendcr pensionirter alter Oberst war bei der Hülfelcistung am erfolgreichsten thätig, indem er seinen Ueberziehrock sofort auf die Flammen warf und diesel ben damit erstickte. — Bei Gelegenheit eines Karpfenschmauscs, der vorgestern Abend in einem Restaurant der inneren Altstadt abgehalten wurde, gab eS so großen Hader und Streit unter den Anwesen- dett, baß der Metb, um seine gefährdete Autorität ausrecht zu «hatten, feinen großen Hund zu Hülfe rufen mußte. Bei dem