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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.12.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261213023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926121302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926121302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-13
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
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irr. 5« Seite r — »Dresdner Nachrichten" — Montag. 1Z. Dezember 1S26 Strejemanns Bericht über Gens im Kabinett vnb Reichst««. «fine Niederlage der Retchsreaiernng? Berlin. iS. Dez. Rcichöaußenminister Dr. Gtr«se in a n >» berichtet am Mittivvch im ReichSkabtuett Uber den verlaus und die Ergebnisse der Genfer Konferenz. Dl« große politische Debatte, die am Donnerstag lm Reichstag ihre» Anfang nimmt, wird vom Reichskanzler Dr. Marx eingeleitet. der sich Uber die allgemeinen Gesichtspunkte äußern wird, nwrant Außenminister Dr. Strescmann auf dt« Genser Verhandlungen und ihre Ergebniffe im einzelnen cingehcn wird. Genf hat nur ein Teilergebnis Mebrscht, lnsofer», al» «nr die Frage der Miiitärkonirolle «rlebigt. die der Rä««»n« der Rheiulande aber varläusig beiseite «claffen »»rde. Dt« Zu» ruckziehung der Milttärkontrollkommisston ift an keine Bin» düng geknüpft, was zweifellos ein Erfolg ift. denn die Kvm- nnssio» verlaßt Deutschland am 31. Januar, auch dann, wenn nber die beiden »och ihrer Lösung harrenden Fragen, die Ost- fcsiungen und das Kriegsmaterial, bis dahin keine Einigung erzielt sein sollte. In Regierungskreisen wird angenommen, daß man Uber die Ostsragc» alSbald zu einer Verständigung gelangen wird. Dagegen dürste die Frage der Ausfuhr von angeblichem Kriegsmaterial noch längere Verhandlungen er forderlich machen. Der LchiedSgerichtsgedanke ist zurUckge- ftellk An Stelle eines Schiedsgerichts wird nunmehr der Völkerbund in Aktion zu trete» haben. Die am Sonnabend in Genf beschlossenen neue» Bestiin- mnngcn über die Investigationen trete» am Tage der Zurück ziehung der Kontrollkommission in Krast. lieber Sie noch offenen Differenzpunkte werden diplo matische Verhandlungen stattkinden. Wenn diese z» keiner Verständigung fuhren und der Völkerbund zu keiner Einigung gelangt, dann wird daS Haager Schieds gericht in Anspruch genommen werden. DaS Haager Schiedsgericht imt allerdings keine Entscheidung zn treffen, ,ander» nur ein «Gutachten abzugcben. Die Entscheidung liegt beim Völkerbondsrat. ES gilt jedoch alt» ausgeschlossen, das, der Völkerbundsrat sich über daS evtl. Gutachten deS Haager SchicdSaerichts hinweaseken sollte. Tie Unparteilichkeit des Haager Schiedsgerichts Hais ist ia allgemein anerkannt. In ReichStagSkrcisen wird damit gerechnet, »ah die arofte politische Debatte, bei der Vcsprechung des RachtragsetatS. zu ei- Niederlage der Rcichsrrgicrunq führen wird, die deren Rücktritt zur Holge häite. Die Anklagerede im Mordprozeß Donner. Für beide Angeklagte die Todesttra«e beantragt. Danderoelde über das Resultat von Gens. Seine dentschcn Verteidigungsanlagen im Osten zugeftandea. Brüssel, l3. Dezember. Vandervelde, der von einem Vertreter der Belgischen Tclegraphenagentur Uber das Genser Abkommen befragt wurde, erklärte u. a.: Es ist unser Bestreben, bet denen Vertrauen zu schassen, die aus der an deren Seite der Grenze tm Kamps mit denselben Schwierig keiten wie wir in gleicher Weise für den Frieden und für die geistige Abrüstung wirken, die die Vorbedingung der mate riellen Abrüstung ist. Und wenn ich von Abrüstung spreche. ,o meine ich damit jene allgemeine Abrüstung, di« tm übrigen schon im Vertrage von Versailles selbst vorgesehen ist In dem in Gens geschlossenen Ucbereinkomm«» gibt eS keinen anderen Weg alS den deS Ekelstes von Locarno und deS Völkerbundes. In der Frage der Bcsestignnqeu im Osten erklärte Van- derveldc: Veharrt Deutschland darauf, zur Ausführung solcher für die Vericidignng bestimmten Anlagen berechtigt zu sein, so bestreiten wir ihm dieses Recht in aller Form. Man wird also die diplomatischen Verhandlungen svrtietzen, es sei denn, daß. falls die AnschauungSgegensätze sich als dauernd erweisen sollten, der VölkerbundSrat angegangen werden wird, der seinerseits ohne Zweifel dann den Hanger Ge richtshof um seine Meinungsäußerung ersuchen würde, jvtk.) Das Zentrum zum Finanzausgleich. Berlin, 13. Dez. Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Marx fand in Berlin eine eingehende Aussprache zwischen Vertretern der einzelstaatlichen Landtagsfraktionen, der Zen- trilmSparkei ni»d dom Vorstand der ReichütagSfraklion tm Verein mit dem RetrdSparteivvrstand über die mit dem Finanzausgleich zusammenhängenden Fragen statt. Es herrschte Einmütigkeit darüber, daß Ländern und Gemeinden die finanziellen Ekarantien zur Erfüllung ihrer Verfassung», mäßigen cigenstaatlichen Ausgaben zu schaffen sind. Durch bc, sondere Maßnahme« sollen leistungsschwache Länder »nb Ge meinden schon im vorläufigen Finanzausgleich gestärkt wer de». Für den endgültigen Finanzausgleich wurde eine planvolle Verwaltungsresorm alö dringlich bezeichnet, um den gewaltigen Steuerdruck hcrabzumindern. iV. d. Z.I s. Dertzan-Iunq»lAE Am heutigen fünsten VerhandlnngStage wurde nochmals in di« Beweisaufnahme eingetrete» und zwei Lenmnubszeugen deS KrSnert gehört, dir beide mit ihm im Felde gewesen sind. Lrvnert wurde am 2l. Oktober 1vlk> beim 1. Ersatzbataillon de- l Kgl. Sächs. Jägcr-VatatllonS 12 etngezogen, dort ansgebildet und dann einer Maschinengewehr-Kompagnie zuaeteilt, später »um Gefreite» befördert, aber wegen eines Vorkommnisse» wieder degradiert. Beide Zeugen, Rade, Inhaber einer Galvani- sieranstalt in Ehemnitz, und Kellner Lötzsch bezrichneten ihn als einen guten Kameraden, der niemanden im Stiche gelassen, die Kompagnie schauspielerisch unlerhalte» habe, und der alS der Liebling bezeichnet wurde. Er sei auch rechtmäßig in de» Besitz deS Eiserne» Kreuzes gekommen, hatte Neigung, den Ossizier zu markiere», war aber sonst gefällig gegen seine Kameraden und nicht feig. Der Zeuge Lötzsch war nur ein halbes Jahr lang mit ihm zusammen, er konnte sonst weiteres nicht angeben. Auch die Angabe» des Zeugen Gräfe er strecken sich nur auf die Zeit bis 1018. Hierauf wurde die Beweisausnahme geschlossen. Dann hielt der Vertreter der GtaatSanwaiischast. Staatsanwalt Dr. Schubert die Anklagerede. Dieser führt auS: Eine erschütternde Tragödie hat sich vor Ihren Augen ab- gespielt, erschütternd vor allem deshalb, weil im Grunde ge nommen doch nur hemmungslose, zügellose Triebe eS gemeien sind, die den tragische» AuSgang veranlaßt haben. Erschütternd auch deshalb, weil derjenige, dessen Haupt dort vor Ihne» sieht, auS dem Grabe auserstehen mußte, um Zeugnis abznlegen gegen diese Frevcitat. die an ihm begangen worden ist. und nm Sühne zu heische» von Ihnen, meine Herren 'Richter und Ge schworenen, für diese ungeheuerliche Tat. Ein blühendes Menschenleben, ein Mensch, hochbegabt, geistig und seelisch weit über dem Durchschnitt stehend, ist der Meuchclkugcl eines Mannes zuq, Opfer gefallen, der weit, weit unter ihm stand. Zwei harmlose unschuldige Kinder sind durch die Freveltat zu Waisen geworden. Bedenke» Sie. daß der zwölfjährige Sohn des Erschossenen mit falschem Namen fern von der Heimat weilen muß, um der Schande über seinen 'Kamen, durch seine Mutter zum große» Teil herbcigesührt. zn entgehen. Und dazwischen steht die Frau, die ihrem Geliebten ihren Mann und den Vater ihrer Kinder geopfert hat. ES ist kaum faßbar. Ost haben wir in diesem Prozeß gehört, daß man den An geklagten eine solche Tai nicht zugetraut hätte, und doch ist es nackte Wahrheit und wir müssen uns damit absinden. Es ist für mich als Verircier der Anklagebehörde heute nicht leicht, vor Ihnen zu stehen und die Anklage zu be gründen: nicht deöiialb, n-eil ich irgendwelche Zweifel oder Bedenken lmttc, sondern viel mehr lediglich deshalb, weil ich cs für mich als Staatsanwalt immer alü meine vornehmste Ausgabe angeiel>cn lnrbe. daß ich neben alle» den Tatsachen, die zur Verurteilung einer Freveltat führen, immer gesucht imbe. mir das vvr Auaen zn führen, was zu einer milderen Aufsgsiima führen könnte. Und das letzter« ist mir in dieiem Falle io aut wie benommen. Immer und immer wieder muß ich vor der Erkenntnis hallmachen, daß die Tat mehr oder weniger lediglich auS Eigennutz geschehen ist. und zum andern deshalb, weil ich mir immer wirder sagen muß: ein wenig Berantwortlichkeitsgefühl und ein wenig Pflichlbcwnßtsein hätte die Tat reckt wohl ver hindern können. Und gerade der Mangel an Pflichtbewusst sein. der Mangel an jedem Verantwortlichkeitsgefiihl. der ist bei beiden Angeklagten in der Hauptsache die Triebfeder gewesen. Die Tat liegt weit über sechs Jahr« zurück. Wenn ein io schweres Verbrechen so lange verborgen bleiben konnte, so liegt es auf der Hand, daß cö lediglich deSlmlb geschehen konnte, weil die gesamten äußeren Umstände der Tat günstig waren, und vor allem auch deslmlli. weil die Tat klar durchdacht »nd planmäßig durchgesührt worden ist. Die äußeren Umstände, di« «S erindglicht««, habe» dazu beiaetraaen. daß die Tat io lanae unentdeckt bleiben konnte. ES war damals kurz nach dem Krieg«. Wenn ein Schuß gefallen, in dieser Zeit der Unruhen und Wirren, da ging man nicht sogleich auf die Straß«, um die Ursache oder den Anlaß zu ergründen. DaS Menschenleben galt damals nicht viel. Wir lebten in der schwersten Zeit. Sie werden sich auch erinnern, daß es damals »och schwer um die Ernährung unseres Baterlairdes ging. DaS Kat auch eine gewisse Rolle mitgespielt bei 'Beurteilung der Tat und im besonderen für die Angeklagte Donner. Dann können Sie auch verstehe», daß damals, in» Falle Donner, eine sofortig« nähere Untersuchung nicht eingelciiei worden ist. Dir Polizei war zu jener Zeit noch nicht wieder aus der Höbe die besten Beamte» waren tm Felde aebltebe». Die Organisation der Polizei »vor ebenfalls noch nicht wieder so. wie eS setzt der Fall ist. So ist es auch gekommen, daß dies« Tat gewissermaßen im Land« verlaufen ift. Di« Erklärnidgen. die über den angeblichen Unfall des GeriehtsassessorS abgegeben wurden, »vare» so nn- befangen, daß man solche in diesen Kreisen einfach nicht für möglich gehalten hätte. AI» das Verbreche» nach iechS Jahren wieder an» Tages licht kam. wurde eine gründlich« Untersuchung eingeleitet. Wir waren uns alle klar, daß eS nicht leicht ivar, alles das Material zu sammeln ivaS nötig war. »m die Tat hier vor Ihren Augen im rechten Lichte erscheinen zu lassen. Die Berirand- lung hat von Anfang an mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, und zwar dcslialb. n^eil die Angeklagten in ihren Aussagen hier in der Verhandlung sich im letzten Moment noch so gewandelt i-abe», daß wir vvr einer neuen Sache standen. Das gilt insbesondere von der Angeklagten Donner, Krönert lmt wohl als die Untersuchung begann, sehr klare Angaben gemacht, die ohne weiteres auf die Tat schließen könnt«», er hat aber icko» in der Verhandlung etwa» zurückgezogen und die Sache gemildert. DaS ist verständlich, und es ist vielleicht der einzige snmpathtsch« Zug an ihm. Er will, das sieht inan i» seine» Aussagen, die Mitangeklagte Dvnncr entlasten: das 'Bestreben in dieser Richtung geht aus dem ganzen verlaus der Untersuchung und Verhandlung hervor. Die A n g e k l a g t e D v n n e r hat eS verstanden, woraus es ankam. Sie hat danach ihr weiteres Verhalte» eingestellt, um sich ebenfalls nach jeder Richtung hin zn entlaste». Nun znr Tal selbst. Am Morgen des ist. Avril UM er schien die Angeklagte Donner tn der qcklen Stunde bei ihrem Nachbar, l»m Dr. Freiherrn v. Rcchcnberg. und bat ihn, an ihren -Hausarzt Dr. med. Lchönherr telephonieren zu dürfe». Sie erschien dem Zeugen fassungslos nur stoßweise konute sie erzählen ivaS geschehen sein sollte. Freiherr v. Rechenberg konnte sich daraus znnächst »och kein rechtes Bild machen, verband diese mit dem Arzt iclbst und mußte dann mit Staunen hören und sehen, wie klar und ruhig sie jede Aus kunft gab. Die Angeklagte ift eine Meisterin in der Beherrschung ihrer Gefühle, llnd sie ift wohl auch eine Meisterin in der Schauspielkunst, wenigstens im täglichen Leben Dr. Rechcnberg war ganz verwundert und fragte sich, wie ist das möglich, diese fassungslose Frau und diese klare» An gabe» am Telephon! Das geht nickt mit rechten Dingen zu. Heute wissen wir den Grund. Die Angeklagte hat Dr. Necheu- berg erklärt. Ick Imbc die Hand deS Tote» angesaßt, sie war schon kalt, ein Beweis, daß sie an der Leiche ihres ManneS gewesen war. Der Anklagevertreter besprach dann den Tatort, die Aus- finbnng der Leiche, die Feststellungen usw., worüber bereits eingehend berichtet worden ist. Wenn nach der ersten Darstellung der Dvnncr ein Un- glückssall durch Ausrntschen angenonunen worden ist. so bleibt es m«rkwürdig. daß den erfahrenen Polizeibcariitc», die den Unfall untersuchten, nicht aufficl, daß ei» im Felde erfahrener Mann die Waffe nicht ungesichert tragen würde, und daß bei einein Ausrntschen die Schüsse nicht ausg«rechnct von vorn in den Schädel eiudringcn. In de» Verhältnissen, wie damals Donner uir- seine Frau lebten, konnte man der Frau «in ss schweres Verbrechen allerdings nicht znmuten, und die ganze Sache schlief ein. Vielleicht wäre die Tat «ngefühut geblieben, wenn sich ihrer nicht die Stitzlmc des HtslkcS angenommen hätte. lF»r«le«n»vg a-ßr »»chß, Seite.j .Ul. UAiGDL. eigens: MksiStiöli. ^ 6roo« wsmla« riN!usig»»N»>ckt«eung«n. Kunst und Wissenschaft. Opernhaus. Man hat nach längerer Pause Verdis »A m e l i a" wieder gegeben. Die Oper ist augenblicklich in neues Licht gerückt als Seitcnstuck zur »Macht des Schicksals". Beides sind Schwester werke, ähnlich im Stil bis zum melodischen Anklang. »Amelia" ist das noch urwüchsigere, »Macht des Schicksals" dafür das reifere und tiefere. Jedenfalls können beide sehr gut neben einander bestehen. Veranlassung znr Wiederaufnahme von Amelia" war eine Umbesetzung der Titelrolle. Die Amelia ist sur den italienischen Stil eine ausgesprochen »Hochdramatische" — sozusagen die Isolde der italienischen Oper. Wir haben derzeit eine Sängerin im Ensemble, die sich nach Stimmklang und Persönlichkeit wahrscheinlich — wahrscheinlich! — gut in die Rolle finden würde. Das ist Elaire Born. Die diesmal gewählte Besetzung mit Anne Roselle konnte dagegen un möglich zu einem Erfolg führen. Die Partie hat viel zu viel Tiefe und Mittellage für diesen ganz nach der Höhe zu kon zentrierten vogelstimmciihaften Sopran, auch die Darstellung entspricht nickt dem trotz des Turanboterfolges mehr zierlichen, liebenswürdigen Wesen der Sängerin. So gingen alle drama tischen Akzente verloren. Aber auch gesanglich mußte vieles uncrsüllt bleiben: gleich die Szene mit Ulrika, aber auch di« Galgenarie und gar der tiefliegende Anfang des Terzetts im Schneeakt. Gut wirkte nur das Liebesduett im Zusammen« klang des Organs mit dem Pattieras: das Temperament die ses Partners riß die Amelia zn einer Wärme des Ausdrucks hin, die sie de» ganzen Abend sonst nicht fand, und auch die Stimmlage ist hier dem Organ verhältnismäßig günstig. Auch sonst unterlief natürlich immer einmal eine Gesangsphrase, In der die erlesene Knlinr der Stimme triumphierte und aus horchen ließ, aber ein geschlossener charakteristisit>er Geiamt- cindruck konnte sich unmöglich ergeben. Wie neulich schon ge sagt, wird man noch sorgfältiger als bisher die Sonder- bcgabung unserer Gcsangösterne bei der Verteilung der Partien beachten müssen, sonst wird es immer wieder Ent täuschungen geben. Für diesmal war der Stern der bekannten Besetzung P a t I i c r a. der den Richard schon immer zu seine» besten Partien zählen konnte. Er gibt beides: eine lebendig theatralisch charakterisierte Gestalt, wie sie dieser Overnstil er- fordert, und schönen echten italienischen Gelang. Die Stimme hat neuerdings ein gedecktes, dunkles Timbre bekommen, dav ihr eine edle sonore Männlichkeit verbürgt, ohne daß darum der strahlende Glanz der Höhe beeinträchtigt wäre. In freier Schönheit wirkten sich an diesem Abend alle Vorzüge solcher Gejangöbegabung aus und führten zu einem großen Genüsse. Auch Burg als Rcnaio war dem Geiamteindruck de» Abends eine wertvolle Stütze. Grete Nt lisch hatte die Rolle des Pagen in letzter Minute, selbst nicht sonderlich gut disponiert, übernehmen müssen: daS war selbst für ihre Routine etwas zu viel und so ging es nicht ohne merklich« Unsicherheiten ab. Margit v. Lussan half als Ulrika auS: man kennt ihren hübschen Sllt von ihrer früheren hiesigen Airkfainkelt her; schade, daß die Tongebung manchmal durch Drücken und halsigen Ansatz beeinträchtigt wird. Kurt Striegler dirigierte die Oper wohl zum ersten Mal: er hat erfreulicher weise die verschleppten, mißverstandenen ToScaninitcmpi der vorigsährtgen Neueinstudierung durch frischere, original getreuere ersetzt und auch sonst alles gut in Form gehalten, was an diesem Abend gar nicht so einfach war. Dr. Eugen Schmitz. -f* Mitteilungen der Sächsischen StaatStbeater. Opern haus: Mittwoch, am 15. Dezember, für die Montag-An rechtsinhaber der Reihe F vom 20. Dezember, »Othello" von Verdi mit Tino Pattiera in der Titelrolle, Meta Sclne- mrper iDesbemonaj, Waldemar Staegemann <Jagoj, Helene Jung lEmiliai. Ludwig Eybisch lEasstoi, Hanns Lange l'Rod- rigvi, Willy Bader lLodovicoj, Julius Puttlitz lMontanoj. Musikalische Leitung: Fritz Busch. Spielleitung: Waldemar Staegemann. Anfang 7 Uhr. Die Aufführung des »T r o u b a d o u r" am Sonntag, dem lS. Dezember s^8 Uhr), findet für die Frei tag-An rechtsinhaber der Reihe F vom 24. Dezember statt. Am 24. Dezember bleibt daS Theater geschlossen. Die Ausgabe der Anrechtskarten zum Beethoven-Zyklus erfolgt nur noch bis mit 15. Dezember von 10 bis 2 Uhr an der Opernbauskasse. Bestellte Karten zum Beethoven-Zyklus sind bis Mittwoch, den 15. Dezember, an der genannten Kasse abzuholen. Schauspielhaus: Dienstag, den 14. Dezember (An. rechtSrethe Uj, Wiederholung der Komödie »Bolpon«" von Ben Jonson tsrei bearbeitet von Stefan Zweigs. Spiel leitung: Josef Gielen. Anfang ki8 Uhr. Mittwoch, den 15. Dezember lAnrechtöreihe 6), »Tie Jungfrau von Orleans" von Schiller. Spiel leitung: Georg Ktesau. Anfang >48 Uhr. 4* «el»»t,«itiPi,l de» Dentsch«» Theaters Berlin i« Nttert- Theater. Heule, Dienstag sll.s, gelangt al» dritte und letzte Vor stellung Tolstoi» »Lebender Leichnam" mit Alexander Moisii als Fedta zur Aufführung. Beginn 8 Uhr. 4* ZmeiteS große» GesellschaftS-Kanzer» der verstärkien Dresd ner Philharmonie morgen, Dienstag, k48 Uhr, im Gewerbehaus. Gastdirigent: Generalmusikdirektor Erich Kleiber (Berliner Staats- operl. Programm: Ouvertüre Freischütz. Mozart Sinfonie B-Dur. Beethoven Sinfonie A-Dur. Karten und Nachadonnement» bei MI»,. 4* Literarischer Verein. Mittwoch lld.I Uhr im kleinen Laal der ttausmannschast: Frier des 0i>. Geburtslage» von Hans von Gumppeuberg; Mezltailon: E r n c st t n e Münchhetm. 4* Dresdner Kltnstler »«,»»»«». Da« Deutsche Nationaltheater in Weimar hat dir Lrchrstersuite »Ehinesiiche Legend«" von Nlno Neidhardt zur Ausführung in den Sinsontekonzerteii noch tu dieser Spielzeit unter Generalmusikdirektor Dr. Praetorlus an genommen. s* Gastspiel des Deutschen Theaters z« Berlin i« Albert« theater. Mit Leo Tolstois Drama »Der lebende Leichnam" begann ein Ensemble des Deutschen Theatert ein dreitägiges Gastspiel. Wir haben Tolstois Werk vor Jahren tn Dresden kennengelrrnt und konnten damals fest- stellen, wie in dieser skizzcnhaft gebliebenen Reihe von Bil dern jener slawische Geist der Paisivität, den Tolstoi immer stärker predigte, je älter er wurde geradezu daS letzte an willenloser Selbstanfopscrung erreicht. Es ist unserer Ge- sühlswcise tm tiefsten Grunde fremd, daß Fedor Protassow, ein dreitägiges Gastspiel. Wir haben Tolstois Werk vor Ausführung er nicht die Kraft findet, vortäuscht, um der Ehe zwischen seiner Fron und Ihrem Jugendfreunde die Bah» frei zn machen. Erst alö ein Prozeß wegen Btgamt« daraus ge worden ist löst er den Konflikt durch einen Revolverschiiß. DaS ist io ungewöhnlich schlaff und entsagungsvoll, daß wir Verständnis dafür nur gewinnen, wenn wir slawisches, rus sisches Wesen in seiner stärksten Duldcrsähtgkeit dafür als Er klärung geltend machen. UcbrlgenS mag eS Tolstoi gar nicht so sehr darauf angckommcn sein, wie auf die Gelegenheit, daS persönliche Tun oder Erleben eines Menschen gegen den Formalismus deS Gesetzes auSzuspielen. Denn die einzig« Szene, wo Fcdjg laut und entschieden wird, ist sein Auftreten vor dem Untersuchungsrichter, dem er (oder vielmehr Tolstois die Absage an das Recht der Justiz, ins persönlichste Leben etlv- zugrcife». tnß Gesichr schlendert. Um dieser Szene willen scheint das Drama geschaffen zu sein. Tolstoi wollte auch hier seine Weltanschauung predigen. Aber — seltsam — der Dichter in ihm war doch viel stärker als der Weltverbesserer: seine Menscheng-esialtung geht uns viel näher alS seine Ten denz. Freilich find eS russische Menschen der Vorkriegszeit, korrektes Nltrgcrtnm gegen gcntale Unblirgrrltchkeit gesetzt, die Sehnsucht nach Farbigkeit des Lebens, wie sie in Fedta lebt, über die Eintönigkeit des DurchschnitlSdasrtns gestellt. Darum ist die Szene, in der Fcdjg bet den Zigeunern i» der Melancholie russischer BolkSiänge schwelgt und in Zärtlichkeit für eine junge Zigeunerin vergeht, der stiminnngSmäßige Kernpunkt dieser kurzen, nur so hingeworfenen zwölf Bilder. DaS hat Reinhardt alS Regisseur kein hcranSgesüblt und darum dieser Szene im Gesanglichen und im zigrunerroman- tischen Anstrich besondere Sorgfalt gewidmet. Sie war auch bet der lvastanfsithrung die vollendetste Szene. Der Gesang Paula ManSseldS, Raonl Langes. Anni Me ines'. das »Milten", die versunkene Weichheit Alexander MotsstS klangen hier bestrickend zusammen. Mollss bietet seine ganze Sprechstißigkett. ietne ganze »moebiäcrrs" jene» unbeschreibliche- wetbltch-wrlbliche Aufqeben ln Tatmlldlg- kett und TodeSlnst aus. die leine romanisch-slawische Welen»- Mischung ausmacht. So gelingt eS ihm allerdings mit einer an Männern seltenen Zartheit »nd GefühlSoersrlnernng, den Immer tiefer sinkenden Frdja znr stärksten Versinnlichuna de» Tolstoischen DnldertnmS z» gestalten dem d"ck jener furchtlose Aufschrei vor dem Richter mit metallischer Schärfe entspringt,
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