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vr sr rs *„DerKönig der Lolch «ndieh^ ist wieder rimnal der Berliner Kriminalpolizei in die Hände gefallen. Der ungefähr 40 Jahr« alte .Kaufmann" Weinstein au« Minsk war der Bm> liner Polizei Ichon vom Jahre 189V her al» ein blonder» .sichere?' Taschendieb bekannt. Er hatte damal« schon eine ganze Reihe von Idealen» — vom Opernhaus« bi« zu den Spezialltätenbiihneu «st Erfolg heimgesucht, al« er endlich doch erwischt wurde. 9loch Ver büßung seiner Strafe blieb er eine zeitlang verschwunden, bi« er im Thalia-Theater wieder auftauchte. Dort hatte er kein Glück. Es gelang ihm zwar, einem Herrn aus der zugeknöpften Hinteren Hosentasche das Portemonnaie herauszuheben, ohne baß der Be stohlene selbst es wahrnnhm. Aber andere sahen e«, und Wern- stein wurde feslaenommen. Selbstverständlich kam der alte Sünder gerade erst au- seiner Heimat und wollt« gleich am nächsten Morgen in Geschäften weiter reisen. Daß er schon länger wieder in Berlin sei und auch hier Wohnung habe, bestreitet er entschieden. Dennoch ist nicht daran zu zweifeln. Die Kriminalpolizei fand nämlich bei ihm unter anderem einen Schlüssel, der nur ein Berliner Haus- Ichlüssel sein kann. Weinstein behauptete allerdings, es sei ein russischer Hausschlüssel, und als man ihm vorhielt, daß in Rußland nur die Pförtner Hausschlüssel zu haben pflegen, meinte er, dann müsse es wohl ein Stallschlüssel sein. Daß es ein Beniner Schlüssel rst, will er nur deshalb nicht zugeben, um seine Wohnung, die wohl noch einige gestohlene Schätze birgt, nicht zu verraten. Ein Reiseziel konnte der Verhaftete auch nicht angeben. Er reist ..mir so »n Geschäften, bald Hierhin, bald dorthin". In seinen laschen fand die Kriininaivolnei noch eine silberne Nhr mit zwei goldenen Reifen, eine goldene Kette, deren Anhängsel ein schwarzer Stein schmückt, einen goldenen Zigarrenabschneider, ein hell braunes Portemonnaie mit einem großen Betrag in deutschen und französischen Pliinzen und einen goldenen Herrenring mit den ein gravierten Zeichen 8. 21./5. 00. Da Weinstein auch schon von anderen Bedörden, unter anderem aus Stendal und Magdeburg, gesucht wurde, so wird er wohl so bald nicht wieder frcikvmmen. Wahrscheinlich ist er auch einer von den Spitzbuben, die sich auf ihren Reisen zwischen den Großstädten des Kontinents ihre Opfer in den D-Zügen suchen. " Aus Verzweiflung über den Selbstmord ihrer Tochter in den Tod gegangen ist in Berlin die Rentiere Paula deren Stieftochter Mngdalene ihrem Leben auf de» Eisenbahn schienen beim Bahnhof Gninewnld ein Ziel geletzt batte. Frau Paula H. batte sich, als sie vor 15 Jahre» die Ehe mit dem Pater der Maadalene H. einglug. mit großer Liebe ihrer beiden im zarten Alter stehenden Stiefkinder angenommen. Die Familie lebte in durchaus geregelten Verhältnissen. AIS Maadalene 17 Jahre alt geworden war, beiuchte sie mit ihrer Mutter zu sammen häufig Bälle, ans denen die bessere Gesellschaft veitreten ist. Das Mädchen war bis vor einigen Monaten als Kontoristin in einer gut dotierte» Stellung tätig, gab den Posten jedoch auf Zureden eine? langiäbrigen Freundes, eines älteren Herrn, auf. lim sich für die Bühnenlaufbahn vorzilbereiken. Am letzten Sonn abend nun besuchten Mutter und Tochter zusammen, den Gesiiwe- ball inr Kaiserhos. Bis gegen 4 Uhr Morgens befand sich Mazda lene in der Nähe ihrer Mrtter. Run bemerkte diese, daß ihre Tochter in frohgelaunter Stimmung sich in Begleitung eine- Herrn befand, dessen Persönlichkeit bisher noch »„ermittelt ist. Dann verlor die Mutter die Tochter aus den Augen und ver mochte sie in dem großen Balltreiden nicht mehr wiederzufinden. In der Annahme, das Mädchen hätte inzwischen allein die Wohnung In den Zellen ausgesucht, begab sich Fra» H. um 6 Uhr Morgens nach Hanse und wartete dort lange vergeblich aus die Rückkehr Magdalenes. Diese erschien um >r11 Uhr in höchst gedrückter Stimmung und gab nur zu veistehen. daß sie wieder ihren Willen berauscht geinacht worden sei. In der bei der Besorgnis der Mutter leicht erklärlichen Entrüstung ließ es Frau H. an Ausdrücken des Unmuts nicht fehlen und machte Maydaleue Porwürse. Schließlich ries die Mutter in ihrem Schmer; über den Vorgang. über den sich die Tochter nicht näher ausiprechen wollte, ans: „Es wäre besser, du lägst i» der Spree" Daraufhin erwiderte das Mädchen nur die Worte: „Ich geh' schon!". legte ihr Ballkleid ab. zog sich eine Blnie ni'd einen 'chwarzen Rock an und verschwand, ohne Abschied zu nehmen. Wo Magdaleue sich de» Sonntag über ansgehalten hat. ist ebenso wenig festgestellt wie die Periönlichkeit deS Mannes, der sie voni Balle weggesiilirt hatte, nachdem sie anscheinend bermiAt gemacht worden war. In der Nacht zum Montag. um 12 Nhr. wurde ihre Lclche von Balmbeanite» der Station Gnmewald auf- gesunden. Nach dem Verschwinden ihrer Tochter verfiel Frau H. in dumpfe Verzweiflung und äußerte dte Absicht, sich das Lebe» zu nehmen, wenn Magdalene sich ein Leid angetan hätte. Am Mittwoch erfuhr sie das schreckliche Ende des Mädchens. Aus Sorge uni dgs Leben seiner Mitter brgchte ihr Sohn sie zu einer « Freundin in Moabit. Dort hielt sich Fmu H- in der Nacht zum » Loiincrstga auf und kam mit der Freundin Fi ' kl) die alte Wohnung zurück. Als die Unglückln^ . befand, schoß sie sich eine Kuge! in die rechte Schläfe. Die Leichen der 37 Jahre aste» Mutter und der 18 Jahre alten Tochter sollen gemeinsam beerdigt werden. ** Eins der iraurigsten Zeichen moralischer Dekadenz, schreiben die „Verl. N. N.", ist das unheimliche Ueberhandneymen der Selbst- und Iamilienmorde. deren uns täglich die Un glückschronik der Lagesblätter, in denen sie längst eine stehende Rubrik bilden, meldet. Es ist, als ob das Leben, das früher für daS höchste und heiligste Gut galt, jeglichen Wert verloren habe, und mit einem berechtigten Gefühl tlesiisn Bedauerns verfolgt der aufmerksame Beobachter des weltstädtischen Treibens das An wachsen dieser Selbstmordseuche, von der sogar unsere Jugend der artig infiziert ist, daß die Fälle, in denen halbwüchsige Individuen beiderlei Geschlechts, ja wirkliche Kinder, um geringfügiger Ur sachen^ willen freiwillig in den Tod gehen, leider nicht mehr zu den Seltenheiten gehören. Um einer schlechten Zensur, einer drohenden Bestrafung, einer Nichtversetzung willen nehmen sich schulpflichtige Knaben das Leben, uns unreife Mädchen, denen irgend ein leichtfertiger, romantisch angehauchter junger Bursche Liebesgedcmken in den Kops setzte, fühlen sich als Heroinen, wenn sie im Trotz gegen den Widerstand der ein solches Verhältnis ver bietenden Elter» mit dem Herzallerliebsten zusammen zu Gfft oder Revolver greifen, nicht achtend des Jammers und der Schande, die sie über ihre Hinterbliebenen bringen. Und dach möchten wir gegenüber dieser Sorte von Sclbstmordkandidaten ihre geistige Un reife und jugendliche Ueberspanntheit als Milderungsgrund gelten lassen. Was aber sollen wir von denen denken, die in der Voll kraft ihres Lebens dem Kampf um dieses sich teige durch Selbst mord entziehen, — was von jenen Familienvätern, die. wie der schreckliche Fall des Gastwirts Melz uns wieder zeigt, sich und die Ihren töten, trotzdem sie, im besten Mannesalter stehend, wohl noch in der Lage wären, dem Schicksal die Stirne zu bieten und in ehrlicher Arbeit sich eine neue, wenn auch bescheidene Existenz zu schaffen, statt dessen aber ein n>e zu sühnendes Ver brechen begehen. Denn es ist ein Verbrechen, wenn ein rüstiger Familienvater, wie Melz. der mit seinen 44 Jahren noch ein langes, tatkräftiges Leben vor sich hatte, um etwa 1000 Mk. Schulven willen nicht nur sich, sondern auch seine Frau und drei unschuldige, im blühendsten Alter stehende Kinder mordet, bloß weil er zu feig ist. sich nach irgend einem anderen Erwerb umzusebeu, der, man mag so viel von der Arbeitsnot reden, einem ehrlich strebenden Familienvater in dem großen Berlin keineswegs unerreichbar ist. Doppelt verbrecherisch aber ist die Handlunasweise gerade dieses Fanftlienmörders durch die so überaus iranische Tatsache, daß er in vollem Bewußtsein, nicht etwa unbeabsichtigt, seinen 15jährigen Sohn einsam im Leben zurückließ. Es iväre ebenso unmenschlich wie »»christlich, auch nur im Entferntesten den stillen Wunsch zu liegen, daß auch dieser Unschuldige dem schrecklichen Schicksal seiner Gescktmster verfallen sei: — aber wir können uns nicht des tief sten Mitleids mit dem Knaben enthalten, dem der eigene Vater eine so furchtbare Erinnerung auf seine Lebensreise mitgegeben hat, eine Erinnerung, die für immer einen tiefen Schatten auf sein einsames Dasein werfen, sein Fühlen und Denken vergiften muß. Und darum gerade erscheint uns der Familienmord in der Pallffadenstraße, über dessen Opfer sich eben erst das Grab schloß, als ein so furMbqres Menetekel für alle diejenigen, die so leicht- hin und ohne :Mcki,cht auf die düsteren Folgen, moral- und energie los das Dasein von sich werfen. Tanim möchten wir noch einmal unsere warnende Stimme erheben und allen denjenigen, die von der Not des Lebens bedrängt sind, zu Gemüie führen, daß ein maliges Ausharren im Eristenzkamvse weit rühmlicher und ehren voller als der schnöde Selbstmord, der nie zu verzeihende Mord der Innigen ist. „Wer ausharrt, wird gekrönt", sagt ein altes Dichterwort, das alles in allem noch Keinen trog. gortfetzn», ft cd« nückbfte Sette. Vrv8ckuvr SiZRtIoolL»p>t«I« ISS MINI«»«» M»pU. Mvsvrvot«»«!, SS LLLLU»»«» Mmkllr. Dll.llLvllU', ^oLsLü-Ltrasss 2. ll. vsxosüsQkL85s: krLgsr Lkasss 39. Vvrllli, Nftmdurs.vrvmou, Mrndvrx, VHrtk,Nnimovoi',U«mndo1m, Vüokoburs-Vvtwolü» Vkvwvlt», L-üdvvL, LWtvSllll 1.8» 1.01» üo». An- unä von RVsrtNpaptsrea, V«I«1»ortsn. Kluis,»,»? sümmiliedsr rnklburon Llouponn unä vlvlelsachoagsl»«!»«. VarleNvn xoxoo bSrsenxknzsixe IVertdpapior«. ^nldvHrnt»rmi>8 den. oiysnsr anä RdHpüt». -«„»nslirvidai,» von LI»««»»», Tratte,«, Kslae-Lrselltdrlskoa. ^««-LaNInnzreea au LusaSrtixon soais ubersvsisodoo kllttrou. Veen»!««!»»»» ron 8«e«» (eisern« SelirnnIctLoksr unter «i^snew VsreoUoee« äse Nlstderi) Voato-Oarrsat- unä ONkrlt-Verkvdr sto etc. Vossrv «»»««» rergöteo ,ar 2«it kür »aar-WlalaUva x«r« 8«Ü oknv mit vinmoimtißrvr „ I 4 mit «Irvimoimilßxvr „ V I'/, °/o Ansen mit »«vlimmonatl^vr ttir » ^«i»r »p«»«»Ov«I Rieder Ltalazzea Ir »an »ool» per Ldeok , erlügt Mer«t«a. Oeäruelrl« LsstiLwuosvn an sLmwtlledso Lassen vrdLltllab. VsisenIiLussti'. 18 LnnIrMSoIiriA llauplslrssso 38 Lll- lwa Verksal voll Ltosls- llllä Vorülpspleroll. » ällllLdllis voll Soläor» llllr VondallllL M»' krivsttrosoro lollliolll vorwIotLdsr) unter ebenem Vorsodlnss Lor lllotLor. "MI , I-vipLiKvr H^p«1I»vZLvi»I»»i»Ir. 8i»i»r»krlp1i«>» auf M. 3MM 3'!?!« Mm SWMtnbMsaMritft Zerit! unkündbar dis Ivtlr. Die Serie X der , 3'/, U Leipziger Hlivothekenbank-Psandbnefe rn Höhe von Nom. M. 10000000 ist auf Grund de« öffentlichten Prosvekws and der Bekanntmachung des Leipziger Börienvorstaades vom 10. Mürz er. an der Leipziger Börse Hanvel und zur Notiz zugesaffen »vorden. "" ^ —-—- — „ ,.ige!<nie>i »vvrden. Tie Einstilirung und Notierung an der Dresdner Bvrir wird sogleich beantragt Die Einführung an der Berliner Börse bleibt Vorbehalten. Die Pfandbriefe sind in Abschnitte ä M. 50t» M. 2000, M- 1000, M 500 und M. 200 eingetellt nnd mit Januar-Juli- KnponS ven'ehen Eine i>lnslo>ung oder Kündigung der Pfandbriefe Serie X ist vor SNI» nicht statthaft. Für die Sicherheit der neuen Vfandbries-Lerie X hinsichtlich des Kapitals nnd der gittse« hastet di« Leipziger Htchotlictenbank in gleicher Weise, wie bei de» übrigen Psandbries-Terie« mit ihrem gesamte« Ver mögen, insbesondere mit den »n das Hypotbeken-Negistcr eingetragenen Hhpotbekev, Wertvapter« «ad Velden» Die Leipziger Hypothekenbank bringt von dielen Pfaiidbuese» einen Lrilbetrag von Mark SV00V00 zur Subskription. Die Zeichnung findet statt: Montag den 23. März (003 während der üblichen Geschäftsstunde» in L-rv-tlvu bei der Dresdner Filiale der Deutschen Bank, . . Allaemeinen Deutschen Crrdit-Anftalt, Abteilung Dresden, sowie bei den übrigen bekanntgegebenen Zcichiiunasstellen , Ter Zrichimnaspreis rst an» »7 « festgesetzt zuzüglich Stückzinsen vom 1. Januar 1903 bis zum Abnahmetage. Schluß- schein-Stempel geht zu Lasten des Zeichners Tie Abnahme der zugetctllen Srücke hat gegen Zahlung des Preises noch Wahl de« Zeichners in der Zeit VOM L8. VLILrF dl» SS Spirit LSVL zu erfolgen Bei der Zeichnung ist auf Verlangen der Subsknptionsstelle eine Kaution von 5 X in bar oder in börsvlmüßigen Wert papieren zu hinterlegen. Dir Zuteilung bleibt dem Ermessen jeder einzelnen Zeichnungsstelle Vorbehalten. Ausführliche Prospekte sind von den Zeichnungsstellen kostenfrei zu beziehen. Leipzig, den 16. März 1903 l , Leipziger Hypothekenbank. Dr. I nNrnann» Ns.LrsLl2-öAksr-LLLLo. Bestes, bekömmlichstes Frühstücks Besonders für Kinder! I^sokorm. Gegensatz m der Vistmtchmg de- Ltzsol und Karbol die Umchüdltchtit» des Lvlosor« Vergleichend» Pharm. Institut versität ,u Versuche im der Kgl. Uni- Haben im eve Desinfektion ohne Unannkdmlichkett ieve Ori> ginalftaichen v. 85 Pf an in oll Apotheken u. «QlRR INI« L-«IS«N, «usftüste, Harnleiden. Geschwüre, LAHMse Enahrungl dellt nach eiinach bewährte, Methode O Dresden. Zinzeiidorfftt. «7.p.r., tögl. v st—4a.s—8ai v. S—4. klk J b verstarb I»r. mieü. Vl»m tötig g« re.i Latin«»« NM«!:.»«'«'».Lr'Ä.'M unv Fraueiiletden. Wettinertzr. IK» tzynckz ibl!.!- Sonnt. 10—2. Gchmerzlpse^Veb« Gm»« ß. ^ »