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Dresdner Nachrichten : 22.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191605227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19160522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19160522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-22
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.05.1916
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Nr ILI »Trcsdner Nachrickiten" > Montag. SL. Mai 181« «eite < ALrv oUigs am Montag morgen. Aus den Süd- und SUdwestbängen des „Toten Mannes" bei Verdun wurden unsere Stellungen vor geschoben; 1346 Franzosen wurden gesangrngenommen. l«i Maschinengewehre und 8 Geschütze erbeutet. Fünf feindliche Flugzeuge wurden an der Westfront zum Absturz gebracht,- unsere Fliegergeschwader belegten Dünkirchen erneut ausgiebig mit Bomben. An der sndtiroler Front nahmen die Kämpfe an Ausdehnung zu. da die österreichisch-ungarischen Truppen auch auf der Hochfläche von Lafraun zum Angriff schritten; überall wurden beträchtliche Fortschritte erzielt. Die k. u. k. Truppen nahmen am Sonnabend ttber üxxi Italiener gefangen, darunter 84 Offiziere, und er beuteten 25 (beschütze und 8 Maschinengewehre. Der italienische M i n i st e r r a t machte nach dem „Lecolo" den Beschlus, rückgängig, zum Jahrestage der italienischen Kriegserklärung Gedcnkreden zu halten. Der Reichskanzler empfing gestern die Führer der Reichstagsparteien zu einer vertraulichen Besprechung Die Zeichnungen auf die österreichische und die un garische Kriegsa » leih e haben nahezu sechs Milliarden erreicht. Der dritte Dresdn e r Pferdere n » t a g brachte gestern trotz schivacher Felder wiederum einen Tvtalisatvr- iimsatz von mehr als 200 000 Mark. Wekteransagc der amtl. sächs. L a n d e s w c t t e r w a r t e Heiter, wärmer, trocken. „Datlv Teleg scher Dul üegraph" meldet aus Neunork: Ein amerikanischer Bürger namens Lnnch Nur Mel ine druckte ihm Ministerpräsident werde ziehen, die sie ihm erteilt die Oa»d. das war alles. Der aus dieser Sitzung die Lehren habe. iW. T. BF Die englische Gewaltherrschaft in Irland. Der „Rotterdamsche Courant" meldet aus London Nach Berichten aus Frland hat Asguith dort hauptsäch Uch über die Bildung eines irischen ausfuhrenden Notes mit Berwaltungsbesugninen verhandelt, der als eine Art iris ch e s K a b i n e t t in Dublin seinen Sitz haben und dem englischen Parlament verantwortlich sein soll. Der Rat soll keine gesetzgebende Gewalt n»d auch nicht das Recht zur Ausschreibung von Steuer» erhalten. In den nächsten Tagen wird sich nach Beratung mit dem Kabinett und mit den irischen Führern zeigen, ob dieser Plan Aussicht ans Gelingen Hai. — „Dailu Telegraph" erfährt aus Belfast, das, die politische Lage in ll l st e r von einem ernsten Be obachter in folgenden Worten zusaminengefaftt wurde: Ob wohl die llnivnisten von Ulster es bei weitem vvrziehen würden, sich ganz der Fortsetzung des Krieges zu widmen und die Erledigung der irischen Fragen bis nach dem Friedensschluß aufzuschieben, erkennen wir an. das, der Premierminister nach Frland gekommen isk, um einen A n s w e g ans den Schwierigkeiten zu finden, und das, er mit dem Eindruck zurückgekehrt ist, einen solchen Aus weg gefunden zu haben. Ein solcher Ausweg wäre nur möglich, wenn ganz Ulster von der Oberherrschaft eines Homernle-ParlamentS ausgeschlossen würde. Die llniv nisten würden dann in der Lage sein, abzuivarten, wie das Dnbliner Parlament sich gebärden wird, und würde», wenn eS mit Erfolg tätig ist, leicht ein Abkommen treffen können, um sich dein Parlament anzuschliene». Wenn dieses den Erwartungen nicht entspräche, so würde nie mand Ulster tadeln können, das, es sich davon ansschkicstt. Es ist auch gar kein Grund vorhanden, warum wir nicht einer allgemeinen Entwaffnung aller Freiwilligen zu- slimmcn sollten. — „Frist, News", das Blatt deS Natio nalisten Devlin in Belfast schlägt eine Art Diktatur in Frland vor, in die Nedmond, Earson und sechs bis acht Männer, die als vertanenSwürdige Leute bekannt sind, aus genommen werden sollen. Eine solche Diktatur bis zum Ende des Krieges würde günstig ausgenommen werden, vorausgesetzt, das, ihre Mitglieder wirkliche Machtbefugnisse erhielten und in dem Augenblicke znrückträtcn, da die irische gesetzgebende Versammlung eröffnet würde. lW. T. BF Amerika »nd die irische Frage. Ans W a s h i n g t o n wird durch Fnnkspruch vom Ver- rreter des Ätz. T. B. gemeldet: Senator B v r a h , republi kanisches Mitglied des Seiiatsausschusscs für Auswärtige Angelegenheiten, tadelte im Senat das Verfahren, das E n g l a n d den iris ch c n A n f st ä n d i s ch e n gegenüber angewendet bat. Er sagte: Das Vorgehen in Dublin be fand sich im Widerspruche mit den fundamentalsten Grund sätzen der f r e i h e i t l i ch e n E inricht u n g e n Eng lands. Es stand im Gegensatz zur Ltaatsklngheit und war gegen die ersten Vorschriften des Christentums und der .Zivilisation. Soweit ich cs zu beurteilen vermag, wird dieses Vorgehen mehr dazu beitragen, den guten Rainen Englands blvßznstelle», als das Unglück und Missgeschick bei den Dardanellen oder bei Knt el-Amara. raph" rger namens Lunch war vom Kriegs geeicht in Dublin wegen Teilnahme an dem Ausstande zum Tode verurteilt worden und sollte am Freitag hin- gerichtet werden. Auf Ersuchen des irisä'-auierikauischen Senator» O'Gorman hat Präsident Wilson die eng. lisch e Regierung um Aufschub der Vollstreckung deS Urteils gebeten, damit die amerikanische Regierung von der Begründung des Urtciles Kenntnis nehmen könne. tW.T.BF Rücktritt eines portugiesischen Ministers. Der portugiesische Minister d c s I »r n e r n ist ans Gesundheitsrücksichten z u r tt ck ge t r e t e n. iW. T. BF Die griechischen Anleiheverhaudlunge«. Der Vertreter des W. T. B. meldet a»S Athen: Die Verhandlungen zwischen der Regierung und der Rntional- bank über eine Anleihe von 1 Mi Millionen werden Pressemeldungen zufolge als beendet angesehen. Sie sollen zu dem gewünschten Ergebnis geführt haben. tW.T.BF Versenkung eines griechischen Kohlendampfers. Agence Havas meldet: Ein griechischer Kohlen- dampf'er wurde am l8. Mai von einem österreichisch- ungarische» Unterseeboote versenkt. Der Kommandant lief, den Dampfer halten und schickte einen Mann an Bord, der daS Schiff in die Lust sprengte, nachdem die Be mannung in die Boote gegangen war. 27 Mann wurde» von einem Torpedoboote ausgenommen und nach Toulon gebracht. tW. T. BF — Wahrscheinlich stand der griechische Kvhlendampfer in englischen oder französischen Dienste». Die ArakttottSführer beim Reichskanzler. Der Reichskanzler empfing am Sonntag die Führer der R e i chs t a g s p ar t e i e n zu einer vertraulichen Be sprechung. tW.T.BF Die Volkocrnährungodiktatur. Der Entwurf der Verordnung über die Ncurege- lnng der gesamten VolkSernährungssragen ist, wie das „B. T." erfährt, am Freitag dem BnndeSrat zugegangen, der vermutlich schon heute (Montags die Vorlage verabschieden wird. Es handelt sich nach der genannten Quelle bei dem Ent wurf um ein ganz kurzes, sogenanntes „Ermächtigungs gesetz", das dem Reichskanzler die Befugnis gibt, alle Lebens- und Futtermittel samt den dafür er forderlichen Rohstoffen zu beschlagnahmen, zu enteignen, zu verteilen und die Preise dafür zu regeln. Alle Verwaltungsbehörden im Reiche haben den daraus bezüglichen Weisungen des Kanzlers Folge zu leisten. Gleichzeitig wird der Reichskanzler ermäch tigt, alle diese Befugnisse einer neuen Behörde zn übertragen, deren Einrichtung und Zusammensetzung wiederum allein dem Reichskanzler zustehen soll. Herr v. Batocki, der voraussichtliche „LcbenS- mitteldiktator", der aus einem verhältnismäßig jungen AdelSgesäilecht stammt, war zuerst Offizier im ostprenßi- schen Kürassier-Regiment „Gras Wrangel" Rr. 3 gewesen, hatte dann seinen Abschied genommen und sich der Bewirt schaftung seines MajoratsguteS Bledau beim Ostseebade Cranz gewidmet. Sein Gut stand bald in dem Rufe einer Musterwirtschaft. Ein paar Jahre später wurde er zum Landrat des Kreises Königsberg-Land ernannt. Bald legte er daS Amt nieder und wurde zum Vorsitzenden der vstprcukischen LandwirtschaftSkammer gewühlt. Bei Aus bruch des Krieges trat er ins Militär, wurde Rittmeister im Kürassier-Regiment Rr. 3 und erwarb sich schon in den ersten Wochen das Eiserne Kreuz erster Klasse. Im Spät herbst wurde er als Obcrpräsident an die Svitze der Pro vinz Ostpreußen berufen. Er gilt als ein Mann von un beugsamer Energie und Willensstärke. Dem Steuerausschnsfc des Reichstages für die 2. Lesung des Gesetzentwurfes betr. eine mit den oft- und T e l c g r a pH e n g e b ü h r c n zu erhebende ausierordcntliche Reichsabgabe der folgende gemein same Antrag von den Vertretern der bürgerlichen Fraktio nen zugcgangen: l. 8 l Abs. 2 ist zu streichen. kl. Dem 4 Ider Reichskanzler kann mit Zustimmung des BundeS- rakes die Rcichsabgabe ermäßigen oder anshebeni als Satz hinzufügen: „Die Aushebung der Reichsabgabe hat aber spätestens nach Ablauf des zweiten RechniingsiahreS nach FricdenSschlnß zu erfolgen, wenn cs der Reichstag verlangt." III. Die Zusammenstellung der Reichsabgabe im Post- und Tclegraphenverkehr erhält folgende Fassung: Zuschlag von jeder Sendung sür: 1. Briese n> im OrtS- und -Nachbarorts-Verkehr 2,5 Psg., i>> im sonstigen Verkehr 5 Psg,; 2. Postkarten: 2,5 Psg.; 3. Drucksachen: Zuschlags- srei; 4. Pakete: l. bis zum Gewicht von 5 Kilogramm: -rs ans Entfernungen bis zu 75 Kilometer einschließlich 5 Psg., k>> ans alle weiteren Entfernungen ll> Psg.; 2. bei einem Gewicht von über 5 Kilogramm: -i> auf Entfernungen bis 75 Kilometer einschließlich IN Psg., in ans alle weiteren Entfernungen 2N Psg.; 5. Briese mit Wertangabe: a> aus Entfernungen bis 75 Kilometer einschließlich 5 Psg., >>> aus alle wetteren Entfernungen 10 Pfg.; 6. Postauftragsbrtese 5 Pfg.: 7. Postanweisungen: ZuschlagSfret: 8. Pvstscheck- verkchr: ZuschlagSfret; 0. Telegramme: 2 Psg. voll jedem Wort, mindestens IN Pfg. von jedem Telegramm: IN. Rohr- postbrtefe und Rohrpostkarten 5 Psg. von jeder Sendung,- 1l. Anschlüsse tm OrtS-, Vororts- vd-r BezirkSsernsprcchneh IN Prozent von der Pausch- oder Grundgebühr: 12. Orts- gespräche von Teilnebmeranschlüssen gegen Grundgebühr. Gespräche im VorvrtSverkehr, im Bezirksverkehr und im Fernverkehr in Prozent von der Gebühr für jedes Gc spräch, Fernsprcchncbenanschlüsse IN Prozent von der Gc btthr sür jeden Nebenanschluß. In den Anmerkungen zu diesem Anträge sind eine Reihe von Ermäßigungen. Be freiungen, die letzteren insbesondere tm Verkehr mit An gehörigen deS Heeres und der Marine, mit dem AuSIande und für die Presse, sowie UebcrgangSvorschriften für die ersten beiden Monate nach dem Inkrafttreten deS Gesetzes enthalte». Ferner haben die bürgerlichen Parteien zu dem Tabaksabgaben gesetzt einen gemeinsamen Antrag eingebracht. Danach soll der in 1. Lesung gestrichene Ar tikel l wiedcrhergcsteüt werden mit folgenden Abändc rungen: In Ziffer 5 wird die Steuer für einen Doppel zentner Tabakblätter von 75 auf 7si Mk., in Ziffer 7 die Flächensteuer von 7,5 auf 7 Psg. sür das Quadratmeter, die Mindeststeuer von 75 auf 7ii Psg. ermäßigt und durch einen Zusatz zu 8 2, Stundung des Zollzuschlaaes, zuge lasse». In Artikel 2 iZigarettensteuerj wird im 8 2 Abs. I Ztsfer 2H anstatt 5 bis l» gesetzt 8 bis 1» Mk., durch eine» Zusatz der BnndeSrat ermächtigt, die Preisgrenze der steuerpflichtigen Zigarettcntabakc bis auf 5 Mk. für das Kilogramm hcrabzuscven. und Ziffer 4 gestrichen. F» Artikel 3 wird der VnndeSrat ermächtigt, die Pretsgrenzc non 8 Mk. in Ziffer 2 bis aus 5 Mk. zu ermäßigen. Eine neue Fassung von Absatz 3 legt Betrieben, die im 2. Halb jahrc l!>l» um mehr als 15 Prozent mehr Zigaretten vei steuert haben, als im 2. Halbjahre 1015/16, sür mehr ver steuerte Mengen einen erhöhten, abgestufteu Kriegsaui schlag auf. Absatz 7 sicht eine Stundung des KriegSanf schlggS vor. In Artikel 4 fallen Ziffer 2 und 4 fort. Ziffer 1 nimmt eine Rachverzollung und Nachversteucrung der vom 20. Mai 1016 bis zum Inkrafttreten deS Gesetzes ver zollten und versteuerten Tabakblätter und verzollte» Zigarren und Zigaretten, und der Schlußsatz von Ziffer " eine Stundung dieses KriegSaufschlagcS in Aussicht. Fi, Artikel 5 heißt es am Schlüsse des 1. Satzes „von einem halben Jahr", anstatt „von zwei Jahren". Artikel 6 setz, das Gesetz mit dem l. Juni 1016 in Kraft und bestimmt, daß die Vorschrift in Artikel 3 Ziffer 2 durch Bundesrats Verordnung in Kraft gesetzt wird, jedoch erst dann, wen» der der Verzollung von Tabakblättern zugrunde gelegte Durchschnittöwcrt in einem Kalenderviertelsahre weniger als 180 Mk. sür einen Doppelzentner beträgt. tW.T.BF Der Gegenbesuch der türkischen Abgeordnete» in Berlin. Auf Einladung des Deutschen Reichstages werden am heutigen Montag abend mit dem Balkanzug sechs türkische Parlamentarier unter Führung des Vizepräsidenten der Kammer Hussein Djahid-Bei in Bei lin cintreffen, um den kürzlichen Besuch deutscher Abgcord neter tu Konstautinopcl zu erwidern. Die Herren werde» am Dienstag vormittags O-'-i Uhr vom Hotel Adlon die Linden entlang nach dein Rathausc fahren, und von dort aus, nach Empfang durch die städtischen Behörden, eine Rundfahrt durch die Stadt unternehmen. (W. T. BF Unter Führung des Vizepräsidenten der Kammer Hussein Dschavid-Bci sind die sechs türkischen Ab geordneten, darunter der Präsident des Ausschusses für die nationale Verteidigung Ncdim-Bci, am StUinabend mii dem Balkanzugc nach Deutschland abgcreisk.->'-Bci ihrer Abreise waren der deutsche Botschaftsrat Frmhcrr v. Neu rath, der türkische Minister des Inneren Däkaak-Bei, der Kammerpräsident Hadschi-Adil und andere aiif 'dcm Bahn Hofe anwesend. lW. T. BF Die bulgarischen Abgeordueten in München. Zu Ehren der bulgarischen Abgeordneten gab die b a n e r i s ch e K a m m e r den Abgeordneten im Münchener- Edenlwtel am Sonnabend ein Frühstück. Der Präsident der Kammer der Abgeordnete» v. Orte rer entbot de» Bulgaren ein herzliches Willkommen in Bauern, dankte ihnen und dem bulgarischen Bolk dafür, daß es in schwerer eiitscheiduiigsvollcr Stunde den Anschluß an die Mittel Mächte gefunden und sich dessen erinnert hat, was cs in schweren drangvollen Zeiten Oesterreich - Ungarn und Deutschland zu verdanken hatte. In dem Daseinskampf Deutschlands seien ihm Bundesgenossen von der Art der Bulgaren besonders willkommen. Der Redner sprach de» Wunsch ans. daß die in schwerer Zeit geschlossene Freund- irhast auch aus die Tage des Friedens übergehen möge und schloß mit einem freudig ausgenommenen Hoch auf Zar Ferdinand, das bulgarische Bolk und die heldenhafte b»i garische Armee. Fu bewegten Worten dankte für den Will lommenogruß Abgeordneter Georgien' in dcutscher Lprache. Er betonte, daß die gemeinsame» militärische» zur WiederauMrurrg von Netzlers „Trompeter" in Ver Hofoper. Dresden, den 21. Mai l!>16. Lieber Freund! Als bekannt wurde, daß an unserer > osoper eine neueinsliidierte Aussnhrnng von Neßlers .Trompeter von Läkkingen" in Aussicht stehe, reistest Tu mit Ovserung einiger Urlaubstage schleunigst in Deinen behaglichen Schützengraben an der Westfront zurück, um nur ja nicht etwa an diesem Abend zufällig ins Theater zu geraten. Mich aber, der ich nicht in so einfacher Weise .Deckung" suchen kannte, batest Du, Dir umgehend Bericht aber den Berlaus des drohenden Ereignisses zu erstatten. .Das tu' ich gern" sage ich nun mit -Meister Pvgner, ob wohl, oder eigentlich gerade weil ich Dir damit ein bißchen die Schadenfreude verderben werde. Du meintest nämlich natürlich, von mir zu vernehmen, wie über alle Maßen aräßlich es gewesen, und wie schon der Gedanke, gerade diese „geschmacklose" Oper wieder anszugraben, im Grunde genommen „entsetzlich, scheußlich, fliichenSwcrt" erscheine. Nun, den Gefallen dies e s Zugeständnisses kann ich Dir ebcn nicht so ohne weiteres tun. Zunächst, um das vorweg zn nehmen, muß ich fest- siclien, daß die Aufführung als solche sogar recht gut war. Bor allein stand in S t a e g c m a n n ein Vertreter der Titelpartie zur Verfügung, der — etwas in dieser Oper besonders Wichtiges — wahrhaft vornehm wirkte und dadurch im Verein mit Minute 2k a st als ungemein ovesievvlle Marie über manchen bedenklichen Moment dick anfgetragener Sentimentalität recht glücklich hinwcg- iialf. Auch die Stimmen «langen, obwohl Staegcinann nicht ganz „frei" war, gut zusammen. Denke Dir nun E r in o l d als mit Kraft und Humor samoS gegebenen Landsknechtsviikel, P » t t l i tz als in der 2NaSkc aus nehmend gelungenen, gebührend haßgewaliigen Frciherrn, dazu in den kleineren Partien neben Gelungenem zwar einiges Ungleichwertige. aber doch nichts, was das En semble hätte verderben können, so hast Tu jedcnsails schon einmal ein ganz günstiges Bild von der Besetzung. Und wenn ich Dir nun weiter sage, daß Skr legier als musitaltscher Leiter etwas derb, doch recht frisch ins Zeug ging i— er hatte übrigens auch durch ziemlich freigebige Striche für entsprechenden „Fluß" gesorgt daß d'ArnnlS die Massenszenen, namentlich das Fest St. Fridvlini. sehr hübsch belebt gestaltet batte, und daß die Bühne eine Reihe »nt Hisse des Nuiidhorizoiits wirk lich malerisch gestellter Freilichtbildcr zeigte, so wirst Du mir letzten Endes zugcstehen müssen, unsere Dresdner Hof- opcr sei mit dem Grundsatz, was gemacht wird, müsse jedensallS gut gemacht werden, sich auch an diesem ominösen Abend treu geblieben. Unnötig, zu erwähnen, daß dies seitens des leidlich gut besuchten Hauses seiner seits durch den gewohnten Beisaü aucrkanut wurde. Aber Dir kommt cs in diesem Falle wohl übcrhauvt gar nicht so sehr aus -Nachricht über das „Wie" als viel mehr über das „Was" an, d. h. Du möchtest gerne wissen, was für Eindrücke ein überzeugter Wagnerianer, ein respektvoller Straußbewundercr usw., wie Du und ich das sind, von so einer unerwarteten Wicdcrbegegnnng mit der Ncßlcrschen Oper empfängt. Da kann ich ja nun allerdings nicht sagen, daß die Musik des Werkes an und für sich mit ihrer Einstimmung auf die „gefühlvolle Drchorgelweis'" und den „gefälligen Liedcrtafelton" heule diskutabler er schiene als früher. Doch darüber sind ja die Akten längst geschlossen. -Auch daß das Textbuch dramatisch herzlich schwach ist, braucht kaum erst noch erörtert zu werden. Und doch geht gerade vom Text, d. h. von der Stosfwahl, eine gewisse Wirkung aus, die nicht nur den Sicgeszug der Oper bei ihrem Erscheinen vor dreißig Jahren ver ständlich macht, sondern dem Ganzen auch heute noch - nun sagen wir einmal „mildernde Umstünde" zubilligen läßt. Das ist die Erinnerung an die unbestreitbaren poetischen Werte der Schcffelschen Dichtung und damit an einen kulturellen Hintergrund voll kraftvoll bunter Frische. Das alte d c u t s ch c Studenten- und L n n d s k n c ch t s l c b c n, das im „Trompeter" den Grundton angibt, bildet mit seinen farbenfrohen Reizen ein wirksames Gegengewicht zu der Albernheit der Hand lung und dem kitschigen Wesen der Musik. Und glaube mir — diesem Eindruck vermag sich selbst uniercincr, der seinen „Parsifal" non hinten nach vorn aussagcn und sämtliche Motive der „Elektra" pfeifen kann, nicht ganz zn entziehen. Gerade heute nicht, wo wir nun einmal jeden Hauch nationalen Geistes in der Kunst doppelt be gierig aufsangcn. Auf „jene bunte Menge" aber, bei deren Anblick uns zwar bekanntlich der Geist entflicht, deren abcr die Herren Kollegen des Gocthcschcn Theatcrdirektors so wenig wie dieser selbst ganz entbehren können, sehe ich mit solchen Eindrücken jedenfalls viel lieber gewirkt, als mit so manchem süßen ausländischen Kitsch, der sich auf den deutschen Bühnen immer noch brcitmachcn darf, ganz zu geschweige« von den Ausartungen der Operette. Darum, sv komm' ich jetzt zum Schluß, nicht daß den „Trompeter" man anhören muß, aber daß man sich über seine Ausführung jedenfalls so lange nicht ent rüsten darf, als „viel üblere Schächer uncrschlagcn noch leben". Acrgcrst Du Dich nun? Nun, so laß Deinen Aergcr an den Feinden aus, und verzeihe Deinem Dich herzlich grüßenden Optimisten Eugen Schmitz. Kunst Md Wissenschaft. -j- Dresdner Thcaterspiclplan für heute. Königl. Opernhaus: „HofsmannS Erzählungen" <^8j; K ö n t g- lich cs Schauspielhaus: „Opal" lk48>; Residenz- Theater: „Ern Prachtmädel" Albcrt -Thea - tcr: „Pension Schüller" <kL0j; C e n t r a l - T h c a t c > : „Was werden die Leute sagen" <>«0>. c Das Wohltätiftkeitskonzert von Franz Wagner im Kurlia»» Weiher Hirsch findet heute abend statt. Mitwirkeiide: Hv! schauspiclcri» Blcibtrcu-MebuS, Konzcrtsäiigeriu Helga Petri, Hosschauspicler tzothar Mehnert. Karten bet Nies und Boct. c H».tsvätrrvere!nigung der Martin-Lnther-Gemelnde. Mor gen, Dienstag, Uhr, findet im Gcmcindciaale, Martin-Puihcr Platz 5, der I. Vortragsabend statt. Herr Kaufmann Wei g a li ü wird sprechen über „Teuer»»» und wirtschaftliche Ma>> »ahmen dagegen". Zutritt ist stir icdermann srci. >- Rcsidcnzthcatcr. „Ein P rächt m ädeI " heißt das neue BvlkSstttck mit Gesang von Oskar Walther und Leo Walther Stein, das am Sonnabend vor nahezu ausverkaustem Hause erstmalig in Szene ging. Aber „Ein Prachtkerl" müßte cs heißen, denn die Leitung des Theaters hatte sich dazu als Gast und Spielleiter Anton Franck verschrieben, dessen viclcrprvbtc Bühnenerfahrung und stets maßvolle, natürliche Charakterkunst diese llmtaiisc ebcnsv rechtfertigt wie daS Stück selbst. -Nicht Gustt, dic Nichte und Stütze des Geschäfts, sondern der kaiserliche Hosschlächlermcister Rommel ist die Hauptperson. Er will seinem Wilhelm, der MaturuS und Ofsiziersprüsung be standen, die Erlaubnis zum Studium verweigern und ihn zu seinem -Nachfolger und Gnstis Mann machen. Er weist dem Sohn die Tür, unterstützt aber aus Umwegen den von Priuatstuiidc» sein Studium Bestreitende». Er will als Gnstis Vormund dem mehrfach durchgcfallencn Sind. jni. Hand und Vermögen seines Mündels zur Gründung einer Dampfgrostschlächterei verweigern. Er muß am Ende, von den Verfasser» geschickt in die Enge getrieben, klein bei- gcbc» und steht doch groß da mit seinem guten Herze» und seiner anständigen Gesinnung. Das alles ist nicht neu. aber doch Stofs zu einem wirklich guten BolkSstllck, das den Verfassern hier ohne Zweifel gelungen ist. Unwahrscheiiu lichteste», Rührseligkeit und Ulk sind aus ein Midcstmnst beschränkt oder ganz vermieden. Ja. den Zuschauer» ging cs manchmal säst zu ernst zu. Man lachte, wo wirklich nichts zu lache» mar. Aber das erlebt man ja auch in Hos thcatcrii. Dafür durfte man sich an einem echten Stück Berliner Lebens und fast ausnahmslos sicher gesehenen Gestalten erfreuen und statt rasch verblassender Kalauer ein dauerhafteres Erinnerungsbild mit nach Hanse nehmen. Vielleicht könnte cs die Spielleitung sognr ivagc», die zu Texten von Will» Prager geschriebene» Ge länge von Rudolph -Nelson aus ein Mindestmaß zu be schränken, die manchmal geradezu störenden Tanzereien aber ganz ivcgzitlasscn. ohne den Erfolg zn schmälern Ucbrigcns schien sich Anton Franck gerade darin am wenig sten wohl zu fühlen. Bon dem stürmischen Beifall, der dem Gaste gespendet wurde, dürfen alle übrigen Mit wirkenden ihr redlich Teil in Anspruch nehmen, vvr allr»! Iba Kattner, W.i n i Grabitz, Hans Kalben -Adolf Wagner, Eduard Mäher »nü Will»
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