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Dresdner Nachrichten : 09.06.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187406090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-06
- Tag 1874-06-09
-
Monat
1874-06
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.06.1874
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Ml »°I« t,,nq l der Urpedttio» !«te I». »do^> §»«>» »teneliiidr. , Ngr., durch die Ngr. <N,ij«>ue Nummern > Rur. «„Nage: 24000 «kpl. YUr die Rückgabe einae- landter Manuscrtdie wacht sich die Rebaclian nicht verbindlich. Jnseraten-ktnuabme au»- Vagier in Hamburg. Ber lin. Wien, Leipzig. Basel, vreblau, nraulsurt a. M. — Ruck. KIuiws in Bersin, Leipzig. W>en. Hamburg, granliurt a. M.. Mitn- chen. — vauda L Lo. in »ranlfurt °. M. — I-r. V»i»t in ilpemnig. — N» eae, lmLtt». Suliiar » La. In Pari«. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch k Neichardt in Dresden. Verantwort!. Rcdacteur: Julius Neichardt Ni»s erat« iHerden INarl«»» stvabc u» anaenam»»» Ü» Ud. n Udr, «»«äaa» dt» MtUag» »» Udr. -ii «ruiiadt: grobe aloiter- »asse b dt» Nachm.L Ud«. Der Raum einer et», tvaltlgen Peliizeile kostet U Psg. Einaciandt dl« gelle li Ngr. Line Garantie sUr da» nilchsitaalae Srickiei. «en der Inserate lvlrd »lcht gegeben. «udwilitige Annoncen« Aufträge von un« unbe« kannten ftirmen u. Per/ jenen inser>ren wir nur gegen P> inunierando» Zaiilung buch vrlcs» marken oder Pr üiinjah» lung. u Si>be» kostrlt. l>i, Ngr. Auswärtige kennen die Zahlung auch aus eine DreSdncrHtrm« anwelsen. Tie Cxv. Rr. 160. Ncmizchntcr Jahrgang. Lllitredacteur: Or. L,aU Für daS Feuilleton: Ln«!«!« Dresden, Dienstag, S. Juni 1874. Politisches.*- i Sepp fehlte — das war's! Und wo war Sepp? In Troja oder Umgegend, oder auch in Jerusalem, auf Ausgrabungen von Altertümern war er aus, während daheim in München seine „Stimme" schmerzlich vermißt ward. Merkwürdiger Fall: den 77 schwarzen, schwärzlichen und gräulichen Landboten des bairischen Oberlandes und der Pfalz stehen 77 unterfränkische und aufgeklärte Abgeordnete der Städte in der Abgeordneten-Kammer gegenüber. In der berüchtigten Fuggersitzung vom 3. Juni waren die Dunkel männer alle 77 am Platze — von den Liberalen fehlte — Sepp und so kam es, daß die 70 Fortschrittler überstimmt wurden. Moral: Wenn Du o Lantbot' in kein Reich Sollst stimmen, ocer in ter Kammer — Sei stets am Platz und schwänze nie, ES bringt, wie Sepp Dich lehrt, nur Jammer. Anzüglichkeiten auf sächsische Abgeordnete braucht der geneigte Leser in diesem schönen Gedicht nicht zu erblicken, wenn er nicht will. Die Sorge um PiuS X. scheint vorderhand noch verfrüht, da PiuS IX. noch lebt und wie man annehmen darf, noch gar keinen Lebensüberdruß verspürt. Wer weiß, ob der muntere liebenswür dige hochbetagte Herr nicht im Stillen lacht über den vielen Erawall, welchen sein Schnupfenficbcr in der Welt bereitet. „Er hat Fieber" — telegraphirt Stefani — „er ist fieberfrei", meldet Wolfs; „er empfing Audienzen und eine halbe MillionPeterspfennige", signali- sirt „Agence HavaS" — „er ist sehr schwach, die Aerzte in großer Besorgnis;", Reuters Bureau. Jedenfalls ist die Lage der italieni- schenRegicrungwenigerbeneidenswerth, als die seine: der Regierung glaubt man nicht, daß sie energisch sein werde, daß sie die Banditen vertreiben könne, daß sie demnächst in blühende Eredit- und Finanz verhältnisse eintrcte; dem Papst glauben die Gläubigen — daß er hungernd und frierend auf Stroh liege. Wer ein Uebriges als guter Katholik thun will, kaust sich sogar etwas von diesen« „Stroh". Die Völker „weit hinten in der Türkei" scheinen nicht abgeneigt, wieder einmal „aufeinander zu schlagen". Wir haben den Reisen und den Empfangsfeierlichkeiten des jungen serbischen Fürsten Milan wenig Beachtung geschenkt; jetzt müssen wir das nachholen. Serbien uud Rumänien, die Grenzländer der Türkei und mit dieser theils souverain verbunden, sind mit ihrer christlichen Bevölkerung'niemals den Muselmanen besonders hold gesinnt gewesen. Fürst Karl von Rumänien that für sein Ländchcn als deutscher Prinz (v. Hohen- zollcrn) das Menschenmögliche: die Weltausstellung in Wien gab jedem Beschauer das Zeugniß durch die zwar eitel selbstgefällige, aber reichhaltige und malerische rumänische Abteilung inan erinnert sich gewiß der kleidsamen lebensgroßen Figuren in Nationaltrachten-. Milan von Serbien ist kein deutscher Prinz, sondern ein Serbe und im Paris Napoleons III. erzogen. Er ist nicht Eulturrath seines Volkes, sondern ein kleiner Gernegroß. Verdrossen über versagte Eisenbahn- und Grenzanschlüsse, ging er «rach Eonstantinopel zum Großsullan, und, dort abgeblitzt, fuhr er zum Nachbar Fürst Karl «ind Beide schütteten ihr Herz aus und schwuren — ja, das ist noch Gcheimniß — was sie schwuren; aber ein Telegramm «neidete in alle Welt auS der Bukowina: „Ich kehrte zurück; das einzige hocherfreuliche Resultat meiner Reise ist das feste Bund - niß mit Rumänien." Wollen die beiden Kleinen den Türken an den Kragen gehen? DcS Sultans erwähnt Milan gar nicht — soll das „Krieg" bedeuten? In Frankreich steht sich Links und Rechts erbitterter denn je gegenüber. Eine Verschmelzung der verschiedenen konservativen Parteien zu einer starken „Rechten" ist gescheitert. DicLegitimisten hassen jede Constitution der Republik, höchstens der Sache nach lassen sie dci« Rainen Republik gelten, sofern es ein Land ohne König bc beutet; aber noch einmal Mac Mahon als 7jährigen Präsidenten der Republik cinzusetzcn, dagegen sträubt sich das Naturel dieser Königsmacher. Da nun die republikanische Rechte und die legi- timistischc -liechte nicht Eins werden, so schwillt der Linken der Muth: Sie beansprucht enliveder sofortige Constitnirung der Republik, oder aber die Auflösung der Nationalversammlung und allgemeine R eit «vahle n. Letztere würden auch von den Bonapartisten gern gesehen, da man ihrerseits hofft, daß viele bonapartistische Abgeord nete aus den Neuwahlen hcrvorgchcn würden. Sowohl Thiers spricht im Sinne der festen Republik, wie auch Gambetta für dasselbe Ziel, wenn er auch nicht spricht, sondern „donnert". In England ist der Pietismus in stetem Wachsen und nament lich Irland ist dev Herd toller Anstrengungen der Mucker. Die Londoner katholische Universität einerseits, wie die vielen Arbeiter streikes andererseits, wurzeln in dem Pietismus. Man war bisher geneigt, den sehr formenstarren CultuS der Englishmen, den man auch in Dresden beobachten kann, für eine steife Eigenart der Britten zu halten, die ihr Denken und Schassen unberührt lasse. Aber nach gerade gewinnt die Ansicht Carlile's an Boden, daß der politische Niedergang des britischen Reiches mit dem Ultramontanismus zu- hrmmenhänge, welcher die Thatkraft und den klaren Blick der Eng länder verkümmere. Für uns Deutsche enthält diese Meinung den werthvollen Hinweis, daß wir an politischer und commercieller Macht gewinnen werden in demselben Maße, wie wir mit dein Ul- lramontaniSinuS nufräumen. *) Der prcuß. Abgeordnete Hr. p. Kir ck> in a » n tbcilt li»S ergänzend mit, ras; er zwar, wie in Nr. 158 der „Dresdner Nacknicl tcn" ganz richtig bemerkt sei, mit Löive-Ealbc und dem Groö der Forlsel'ritttßartci gegen daö IcsiiltengeselZ gesprochen und gestimmt babc, aber lediglich, well man der preußischen Staatspolizei nicht die leicht mlübräuel'Iiebe Macht I» die Häute geben wollte, in jedem einzelnen Falle zu entscheide», wer und was ein Jesuit sei. Die Fortsittrlttopaltci woiitc, daß die Ge richte dies z» ciitschcttcn baden sollte». Bekanntlich wurde die Fortschrittspartei von den Rationallibcralc» überstimmt. Locales und Sächsische». — Der Wächter Pep old ii« Müglenz hat die silbern^ Medaille vom Albrechtsorden erhalten. — Der durch seine langjährige Stellung in der hiesigen Äö- - niglichen Bauverwalterci auch in weiteren Kreisen bekannte Finanz-! rcchnungSbeamte Pachaly ist zum Canzlci-Secretär der sächsischen Gesandtschaft zu Berlin ernannt worden. — Beim Finanzministerium wird nächstens das im Jahre 1873 cingereichte Project einer dritten Elbbrücke zur cndgil- tigen Entscheidung gelangen, nachdem die Gesichtspunkte für die er forderlichen Fluthverhältnisse nunmehr festgestellt sind. —IWir erfahren aus guter Quelle eine Nachricht, die in hie sigen aristokratischen Kreisen große Sensation machen dürfte: daß die Verlobung des Grasen Luckner (Altfrankens mit der Tochter des hiesigen russischen Gesandten von Kotzebue plötzlich aufgelöst wor den ist. — Landtag. Die 1. Kr. berleth ln ihrer gestrigen Mlt- tagSsitzung über 4 Posiulale des außcrordentllwen Budgets: 0,500,«>00 Tblr. zu Staatsellenbahnbau; 3,502,070 Tblr. zur Verstärkung des TranSportmittclparks; 3,833,400 Thlr. «ur Er weiterung rcsp. Umbau von Bahnhöfen, Haltestellen, Herstellung von Bcttieböcinricbtungen und Vermehrung der Weichen u.s.w.; 127,800 Thlr. endlich zur Vollendung des neuen SignailvsiemS, des. im Curvenürcicck bei Werdau. »Alle diese Forderungen wur de» von der Kr. einstimmig bewilligt. Die «;,5<>0,000 Thlr. iür Staatöeisenbahnban vcrthellen sich so: für Vollendung der ersten Abthcilung der Südlausitzer Bahn 2,000,000 Thr.; für Vollend ung der Strecke Plauen-Oeldnitz 1,500,000Thlr.; sür Inangriff nahme der zweiten Strecke der Südlausitzer Bahn von Sohland biö Diirrröhrodors ll.oOtt.tiOOThir. Ein aus die südlausitzer Bahn bezüglicher Aiorag der 2.Kr. hatte unterdessen durch kgl. Decrct seine Erledigung gesunden. Bei der Pos. über Erweiterung rcsp. Umbau der Bahnböse -c. nahm die t. Kr. eine Resolution der 2. Kr. an, dahin gehend: künitighin Forderungen sür solche Erweiterungen und Umbauten von Balmhölcn und Haltestellen, Herstellungen von Betriebocinrichtungen und Verinchrung von Welchen- und Gleisanlagen, welche zu ihrer Sinoiührnng größere Summen be dingen, bevnsö besserer Uebcrilcht einzeln und unter Beüügung der benöthigten Summen zu postuliren. Für Dresden wird cs Interessant sein, was von lenen 3,8:;3,400 Tblr. für die Residenz verwandt weite» sott: 84,000 Thlr. für den Kohlenbahnhof in Altstadt; 80,000 Thlr. Ucbcrführung der Falkenstraße; Perron anlagc zu Altstadt 2500 Thir.; Güterbabnhof 40,048 Tblr.; Er weiterung desselben lvlanmäßlgs 200,000 Thlr.; Ucbcrbcückung der Weißeritz am Ostragchege 20,000 Tblr; Ucbersührung dcr Lößnitzsiraße 100,000 Thlr. Silles dieses wurde obne Debatte be willigt. Etwas lebhafter ging es bei der Debatte über die Pe titionen um Haltestellen, Nebengleise, neue Weichen re. her l7 Petitionen lagen vor, alle waren, entgegen dem Beschlüsse der 2. Kr., der Rcgieuiig zur Kenntnlßuahme cmpschlcn worden. Gegen diese zwar alte, „aber nicht gute Praxis" erhob sich Meiiihold. Auch Seiler, der sein altes Lied, daß die Land- wirthschalt bei Eiieiibahiineigen allemal In's Hinte« treffen komme, sang und dabei einer Petition, resp. deren Abfertigung seiten der Oderbehörde gedachte, war nicht ganz zufrieden. Die Regierung möge dafür sorgen, daß Haltestellen an geeignete» Stellen, bei KreuzungSpunklen mit Ehanssecn, errichtet würden. Nach kurzer Antwort des Ministers v. Friesen erklärte v. Erdmanns- dorsf «Res.», daß er an der alten Praxis scsthalte. Auf die Empfehlung einzelner Petitionen seitens von Abgeordnete» gäbe er nicht viel; ihm sei cs bekannt, daß einmal ein Volksvertreter, «reicher höchst patbetisch kür eine Bahnlinie In der Kammer ein- oetrcten sei. nachber gesagt bade im vertrauten Kreise: „Die Bahn ist ein Unsinn, aber Ich muß dafür rede». sie führt durch meinen Wahlbezirk". Die Petitionen wurden gemäß des Deputatums- Antrags der Regierung überwiesen. - Zur Ausbesserung der Gebalte der cvang.-Inther. Geistliche» waren von der Regierung 34,000 Thlr. in s Budget eingestellt worden. Ans Anregung der 2. Kr. batte daö Ministerin»« diese Summe ans 00,830 Tl lr. er- böhk, die 2. Kr. dies bewilligt und dazu folgende Anträge gestellt: die vrn der Regierung zur Unterstützung dcricnigc» geistlichen Stellen, deren Einkommen die Summe von 1000 Lhirn. nicht übersteigt, gciordcrte Summe von 00,830 Thlr». transitorisch zu bewilligen; der Snnodc nnd den Ständen baldigst ein Gesetz vorzulege», welches die finanzielle Lage der Geistlichen zeitgemäß regelt, Staats - Zuschüsse aber nur dort berücksichtigt, wo die Verhältnisse der Gemeinden größere Opfer nicht zulasscn nnd überall da. wo bei cintrclcndm Vacanzcn eine Einziehung geist licher Stellen und deren Vereinigung mit Rachbarsiellcn räkhlich nnd tbunllch erscheint, und taiern die betreffenden Gemciu- tcn biermit einverstanden, diese Vereinigung zu bewirke»; die Deputation dcr l.Kr. strich nun den letzten Wzcil des zweiten Satzes »nd den ganzen dritten und setzte statt dcS Wortes trau sitorisch tag Wort etatmäßig. Obgleich Minister v. Gerber dringend bat, damit das Gesetz sobald als möglich zu Stande komme, die Anträge dcr 2. Kr. anznnchmcn und er in dieser Hinsicht i» langer und salbungsvoller Rede von Pros. Frickc unterstützt wurde, nahm die Kr. dennoch, nach kurzen Worte» des Suv. Lechter nnd des Ncf. v. d. Planitz, die Anträge ihrer Depntatto» an. — Aon den an! Sachsen sallcndcn 10,274,050 Tblr. der sranzösischen Krlcgsenschädignng sollen bekanntlich 3,000,000 Thlr. zur Untcrslützung dcr künftigen neuen Bezirksverbände verwandt werden. Bürgermeister Martini <Glauchaus trug, alS heute daö bctr. königl. Decrct an letzter Stelle zur Berctthung kam, wie cs tainit im Schönburgischcn stcde. Wie er gerüchtweise ver nommen, sollte dort die neue Organisation nicht cingesührt wer den. Er vertraue abcr aus eine irübcre Erklärung des Mlnistns v. Nostitz! Das an die Schönburgischcn Bezirke kältende Geld müsse in dcr Staatskasse deponirt werden und er erwarte ganz gewiß, daß dem Schönburgischcn Gciainmthause die Vcrthcllung dcr Gelder nicht anvcrtraut werde. Dcr M inlsier gab die be. stimmte Erklärung, daß auch im Schönburgische» die neue Or ganisation eingciühit werde, zugleich wie im übrigen Lachsen, natürlich unter den von den Verträgen bedingten Modifikationen. Sollte so Etwas clntrcffcn. «raö Martini fürchte, aber tnrchauö nicht zu Mehlen sei, so würden die betreffenden Gelber ron dcr Ltaatsk-'sic verwaltet werten. Die Kammer gab daraus dem Gesetzentwürfe über Verwendung dcS Antbcilö rer französischen Kriegsentschädigung Ihre einstimmige Zustimmung. — Der Rath hat neuerlich bei einer Berathung über die künf tige Inbetriebsetzung des Wasserwerkes beschlossen, die Erhebung dcr Wasscrsteuer und den Zwang dcr Hausbesitzer zur Einleitung des Wassers in die Wohngebäude nicht sofort mit dcr Betrieböcröffnnng des Werkes, sondern erst vom 1. Juli 187(> an cintretci« zu lassen. Zuvörderst soll von jetzt ab für alles demnächst etwa schon zu ent nehmende Wasser sür häusliche Bedürfnisse, dcrHausbcsitzcr zu einer jährlichen Zahlung von 2 Marl sür jeden beivohnbarcn Raun« von mindestens 8 Quadrat Meter Fläche, jede Küche und jedes Bade zimmer, verbunden sein. Das zu gewerblichen und anderen nicht . hauswirthschastlichen Zwecken bezogene Wasser aber, soweit de« ! Tarif nicht besondere Bestimmungen und Ansätze enthält, soll mit 12 Pfennigen für jeden Eubik-Meter bezahlt werden. — In der Hundesteuererhöhungsangelegenheit kann der Stadt» rath mit den Stadtverordneten immer noch nicht einig werden. Be kanntlich will der Stadtrath aus Anregung der Stadtverordneten die Steuer für jeden Hund von 2 auf 3 Thlr. erhöhen, womit sich die Stadtverordneten zwar einverstanden erklärten, aber die „Zug- und Kettenhunde" von der Erhöhung ausgenommen wissen wollen. Der Stadtrath findet es aber wiederum zu schmierig, die Frage, „welche Hunde zu den Kettenhunden zu rechnen sind" immer genü gend zu lösen; auch erscheint ihm eine Ausnahme vonder allgemeinen Regel überhaupt nicht räthlich. Nun muß die Frage nochmals im Stadtverordnetencollegium ventilirt werden. — Man wird sich erinnern, daß in einer der letzten Stadt- verordneten-Sitzungen eine große sittliche Entrüstung darüber zum stürmischen Ausdruck gelangte, daß in einem unter stadträthlicher Verwaltung stehenden Commungrundstück Palmstraße) ein Etab lissement mit prostituirten Frauenspersonen flott bestehe und daß vom Stadtrath categorisch verlangt ward, er solle die „Damen" so» fort aus den geweihten Räumen eines städtischen Hauses hinaus- treiben. Der Rath sieht sich abcr genöthigt, in der delicaten An gelegenheit den Stadtverordneten zu erwidern, daß er beim Mangel einer entsprechenden Bedingung in dem von dem Vorbesitzer seiner Zeit mit dein Inhaber des ärgerlichen Etablissements abgeschlossenen Miethvertrage nicht rn der Lage sei, die sofortige Entfernung solcher Personen aus dem Hause zu erzwingen, dieser Zweck vielmehr nur durch Auflösung des MiethSverhältnisses erreichbar sei, welche man einlcitcn werde. — Trotz des ausgezeichneten Gesundheitszustandes, dessen Dresden sich zu erfreuen hat, (die letzten statistischen Kirchennotizen zeigen 134 Geborene und nur 90 Beerdigungen an) ist doch noch nicht dcr Fremdcnzug eingetreten, dessen man um diese Zeit hier ge wöhnt ist, die ossicielle Fremdenliste jetzt gleicht einer im stillen Winter. Daß dieser Mangel an Fremvcn für das gesammte Gc- schäftslebcn recht fühlbar sich macht, sieht man deutlich an den sauer süßen stillen Mienen der Verläufer Dresdens, ein für allemal auf Passanten und zcitwillig hier Verweilende angewiesen. Hoffen und wünschen wir, daß recht bald ein regerer Fremdenverkehr einlreten möge. — Unser seiner herrlichen Anlage nach wohl einzig dastehender Zoologischer Garten war am Sonntag sehr zahlreich besucht, so daß eine Einnahme von 700Thlrn. erzielt wurde. Wenn die durch den großen Fremdenverkehr unterstützten beidenPfingstfeiertage je 1300 und 1200 Thlr. Einnahme brachten, so ist die elftere Summe für den normalen Sonntag immerhin bedeutend zu nenne««. Der neu angekommene Eisbär war der Hauptanziehungspunit dcr Besucher, doch schien Meister Petz noch etwas von der Reise angegriffen zu sein, da er sich in seinem neuerbauten Zwinger größtentheils am Boden hingestrcckt verhielt. Tie ohnedies reiche Anzahl interessanter Thiere, unter denen namentlich der seit 14 Tagen sein Bassin durch furchende und hier früher noch nie gesehene Biber interessirt, hat durch die Geburt eines Canadischcn (Wapiti-) Hirsches und durch eine von Herrn Fabrikbesitzer Jumpelt geschenkte Rehrieke (Weibchen) neuen Zuwachs erhalten. — Seit gestern ist die Pillnitzerstraße von dcr Neucgassc bis zur Mathildenstraßc aufgerissen, behufs der Röhrcnvcrlegung. Es soll Herrn Sladtrath Stübel zu danken sein, daß nicht zwei Straßen zugleich versperrt wurden, und es bleibt dringlich zu wün schen, daß man nur allemal so viel Straßentract aufreiße, als inan schnell und ohne Pausen wieder schließen und pflastern kann. Das darf die Bürgerschaft, die sich willig jeden« nöthigen Opfer unterzieht, billig erwarten. Nachtarbeit giebt es im „gcmnthlichcn" Dresden leider nicht, nicht einmal eine Ausbeulung dcr jetzt von früh 3 Uhr bis Abends 9 Uhr taghellen Arbeitsstunden, selbst nicht, wo es sich um die niißlichsten Verkehrsstörungen handelt. Wann wird das endlich anders werden! — Die Direktion der Pferdebahn ist gezwungen, das Publi kum, welches jetzt zahlreicher als je nach Blascwiy fahrt, an« Elbberg aussteigcn zu lassen, von wo man bis zur Eliasstraße per pcckvk apostolorum laufen muß. Tic Wagen können wegen des Baues dcr Pillnitzerstraße nicht direct durchfahren. Man sagt, das «verdc 2— 3 Wochen andauern. Bei Gelegenheit des ohnehin gehemmten Betriebes werden auch die Bahncurven, an denen bislang viele Wagen entgleisten, erneut. — Ein der Kleidung nach den höheren Ständen ungehöriger Mann hat sich vorige Woche, am Donnerstag, auf Zschertnitzer Flur mittelst eines Schusses in die Brust entleibt. Dcr Schuß wurde von den Bewohnern dcr umliegenden Dörfer schon zeitig an« Tage ver nommen, während «nan die Leiche des Selbstmörders erst am Abend auffand. Aus den Papieren des Todten ging hervor, daß er aus dem Czechcnlandc gebürtig und früher durch den Tod eine junge Frau verloren hat, auch sand sich eine größere Summe Geldes bei ihm vor. Die gerichtliche Aufhebung erfolgte zunächst durch den Gcmeindcvorstand von Zschertnitz. — Das am Sonntag Üllbend in der 10. Stunde am Himmel sichtbare Schadenfeuer soll in Eisenberg gewesen sein — Von an derer Seite wird uns mitgctheilt, daß nicht in Eisenberg, sondern in Dippelsdorf bei Moritzburg Abends 10 Uhr 4 Bauergüter und eine kleinere Wirtschaft nicdergebrannt sind. Das Feuer war in den Scheunen des Gutsbesitzers Sattler hcransgekomincn und wird Brandstiftung verimtthet. — Als am vorigen Sonntag Abend ein nach Dresden fahren des Dainpfschiff in Blaseivi!« landete, brach die mit Personen an gefüllte Landungsbrücke plötzlich durch, sodaß sämmtlichc aus der selben befindliche Personen hcrabstürzten. Glücklicherweise ist ein «vescntlicheS Unglück dabei nicht zu beklagen. Allerdings fiel ein Mädchen mit Krücken in das nicht tiefe Wasser, während die an-
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