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-I. Jahrgang. Ze «so Abend-Ausgabe Monrag, IS. September 1S2S DradlanIchrMi »»ckrickk«, »r«»,,. SernIprecher-SammNimmm». SV S41 «« kür Aachlo^prLch», SV 011. Gegründet 18SK Bezugs-Debühr D,, «n^ta«, ««dm aach Sowmar» d««dn«: dt» «w»»Ma» ZV mm »»'»> Anzeigenpreise: L°Ä^"S. LLV/1L' Ä«"' auh.rda»'M>Pta. VN«rI»nn,dlldr 10 PK, Au,w. Aultrüg« «»nn, «ornu,t>»,alil. SchrtM»«unq an» va«p«g»ichan»N»t»: »artmlt»««,» 38 42 Druck u. Vertag »an tite»Ick » Vetckardi in Dreade«. Voftlcheck-NoiU- 10SS Dreeden. Vackdnick n„, ni «ssssssss -nillck»' Qiiellennnont" „Dr»."n»r Nnckr - »uldMo. Ilnvri't-'nan Sckr'NNttck» -N«N'N Nicki >utd»wadrl Sie englisch - chinesische Krise. Opposition im englischen Kabinett gegen Chamberlains zurückhaltende Politik. EisenbahnaNenlale bei Sehma und bei Oyyelu. — Die ASumungsbesprechungen zwischen Stresemann und Vriand. ASckberufung Dal-wlns nach London. Eine Folg« der Krise in China. London. 12. September. Der britische Schatzkanzler Win» ßon Churchill, der vertretungsweise die Führung des Kabt- nett- innehat. hat an Premierminister Baldwtn nach Nix- leS-BainS telegraphiert und ihn im Hinblick ans die chinesische Kriie »« sofortige Rückkehr aebete«. Es steht fest, dasi inner- halb de- Kabinetts über die zögernd« Politik des Nutzen, mini'. ,!. mS während der letzten Jahre größte Unzufrieden heit herrscht, id man sagt, durch diese Politik habe das brt- tische Presto? tn China schwer gelitten: auch der alarmierende Bericht des Board of Trade über die Gefahren des britischen Handels in China infolge des Bonkotts hat seine Wirkung ni»« verfehlt. Wie verlautet soll die britische Regierung be- ab^' Igen ihre offizielle Anerkennung der Regierung in Peking als Regierung von China -nrückzuziehen. Da» briiische Flaggschiff in Lanka». London, IS. Sept. Den Blättern zufolge ist da» britische Flaggschiff „HawklnS* in Hankau etngetroffrn. — „Times* berichtet: Aus Wanhsten tn Schanghai eingetroffene Meldvn- gen besagen, die friedliche Freilassung der beschlagnahmten britischen Schiffe könne erwartet werden. .ZZestmtnster Gazette* berichtet aus Schanghai, iapant- schen Meldungen zufolge habe General Nangsen nach einer Besprechung mit dem japanischen Konsul eine Proklamation erlaffen, in der er seine» Truppe« befiehlt, ihre Beschießung aus britische Schiffe zu beschränken, und erklärt, die Japaner und Franzosen hätten keinerlei Feindseligkeiten gezeigt. „Daily NewS* berichtet auS Neuyork: Zwei amerikanische Matrosen wurden bei einem Feuergefecht zwischen Chinesen und amerikanischen Kriegsschiffen auf dem Nangtse bei Hanyang in der Nähe von Hankau verwundet. Das Flotten departement teilt mit. die Lage sei so ernst, datz die Kriegs- schisfe des asiatischen Geschwaders in die Mündung deS Bangtse für alle Fälle eingesahre» seien. Zwei Zerstörer erhielten Be- fehl, »um Schutze der 2V00 Amerikaner in Hankau bis dorthin vorzudringen. China will den Dvlkerbund anrufen. Gens. 12. September. Die chinesische Regierung beabsich tigt den Völkerbund anzurufen. Es verlautet, datz der eng lische Geschäftsträger am Quai d'Orsay vorgesprochen und dort eine gemeinsame Aktion der Mächte im Fernen Osten vorgeschlagen habe. Da Briand tn Genf weilt, können deine Beschlüsse gefaßt werden. Neue Schwierigkeiten -er Regierung Aon-ylls. Paris, 18. September. Nach einer Meldung deS „Jour- nal" aus Athen zeigen die mazedonischen Garni sonen starke Feindseligkeiten gegen die neue Regierung. Ebenso machen sich auch in anderen Teilen Bewegungen tn der Armee bemerkbar. I« Athen wird das Parlament mit In fanterie und Maschinengewehre« bewacht. Einige royaltsttsche Politiker sind wieder fretgelaffen worden Admiral Kondurio- tiS hat sich geweigert, eine Proklamation zu unterzeichnen, dt« General KondyltS vorbereitet hatte und dt« Haltung der Regierung bei Unterdrückung des letzten Aufstandes recht- fertigen sollt«. Admiral KonduriottS hat Athen ver lassen. (TU.) » Lruppeameulerei »n Lissabon. London, IS. September. Wie aus Lissabon gemeldet wird, meuterten gestern einige Jnfanterie-Regimenter unter Führung eines HauptmannS, wurden aber durch regterungS- treue Truppen zur Uebergabe gezwungen. Frankreichs Forderung an die Türkei. Paris, 12. Sept. Wie HavaS berichtet, hat Minister präsident Poincarö den türkischen Botschafter heute vormittag empfangen und ihm gegenüber die Notwendigkeit einer so fortigen Freilassung des zweiten Offiziers deS Dampfer» „LotoS* betont mit dem Bemerken, daß die französische Re gierung keine neue Verzögerung zulassen könne. Der Sonnlag in Gens. Stresemann in Ehamonix. Das TLtigkeitsprogramm sür diese Woche. Genf. 18. September. Der Sonntag ist, soweit man tn den Abendstunden den Eindruck hatte, politisch ruhig ver- lausen. Die meisten Delegationssührer und Delegierten haben Ausflüge tn die Umgebung von Genf unternommen. Reichs- außenmintster Dr. Stresemann begab sich im Auto nach Chamontx, desgleichen der englische Außenminister Cham- berlain. Der in den späten Nachmittagsstunden etnsetzende starke Regen führte die den Tag der Ruhe auSnutzendcn Staatsmänner und Delegierten allerdings frühzeitig wieder nach Genf zurück. , Am heutigen Montag finden Kommis st onSver- handlungen statt. Eine Einberufung der Vollversamm- lung ist bisher noch nicht erfolgt. Am Vormittag tritt die Re daktionskommission der ersten juristischen Kommission zur redaktionellen Ausarbeitung deS Projekts der RatSerweite- rung znsammen. das nach Durchberatung in der heutigen Nach- mittagSsitzung der Unterkommission sowie in der nächsten Voll sitzung der ersten Kommission, die am Dienstag stattfindet, der Bundesversammlung zugehen soll. Die Vollversammlung würbe also erst am Mittwoch die Diskussion Uber da» Projekt der Ratserweiterung eröffnen Aller BoranSsicht nach findet DicnStag eine Sitzung des Plenums statt, in der die Danzigcr Frage behandelt «erden soll. iTU.j Die Rüumungsbesprechunsien zwischen Slresemann und Brian-. Paris, 13. Sept. In einer Havas - Meldung auS Genf heißt eS: Die Unterhaltungen zwischen Brtand und Stresemann lenkten augenscheinlich die allgemeine Auf merksamkeit auf sich. Die französische Delegation hat gestern angedcutet. daß im Verlauf dieser Verhandlungen besonders auch über die Frage des besetzten linken RheinuferS verhandelt werden würde. Von seiten der deutschen Dele gation sei gestern abend erklärt worden, baß die Rede des Ministers Bell in Koblenz einen Hinweiß acve. worin die deutschen Forderungen bestehen würden. Es handle sich weniger «m eine Rermtndernnq der Bestände der Tr-—»-« i« Rb^inlanbe. als um eine Nmaruppiernng. Man wolle gewisse öffentliche Gebäude, die Büraermeisterämter und Schnl-n befreien. Die deutsche Presse zeige eine unverholene Gen»"»,ning aber auch die Absicht Vorteile aus der Lage zu ziehen Bei den D e n t sch n a t i o n a le n zeige eine starke M s'-ch'it keine Feindseligkeit aeaen die Locarno-Verträge mehr aber es lei augenscheinlich daß die deutsch- R-gierung keine Anstrengung scheuen werde um eine Genugtunnq zu erhalten, die auf die öffentliche Meinung Eindruck machen könne. lT.-U.) Mit bloßen Umgruppierungen wirb niemand auf die deutsche öffentliche Meinung Eindruck machen können. Der Havas-Meldung dürfte also bloß der Charakter eines Ver suchsballons zugesprochen werden müssen. Im übrigen will eS Briand nicht für wahr haben, daß er am Sonnabend mit dem deutschen Außenminister diese Probleme behandelt habe, wie die folgende Meldung zeigt: Paris, 13. September. Die T.-U. meldet: Die französische Delegation dementiert unsere Meldung über die Unterhaltung zwischen Briand und Stresemann am Sonnabend und erklärt, diese Information entspreche nicht den Tatsachen. Die Unterrednna sei lediglich ein Höflichkeitsbesuch gewesen. Brian- habe StresemannS Besuch vom Tage zuvor erwidert. Probleme irgendwelcher Art. di« die beiderseitigen Länder berührten, seien bei dieser Unterredung nicht besprochen worben. Briand und Stresemann würden allerdings vor- aussichtlich vor Ende der Versammlung noch einmal zu- sammenkommen und vor allem über die Fragen sprechen, die sich auf eine praktische Zusammenarbeit »wischen Frankreich und Deutschlan- im Sinne des Abkommens von Locarno de- ziehen. Eine Berliner Warnung. Berlin, 18. September. Die jetzt aus Genf kommen, den Meldungen über die Besprechung«« »wischen den dort weilenden Staatsmännern sind mit Vorsicht zu be- urteilen. Es ist selbstverständlich, datz verhandelt wirb. Ebenso selbstverständlich ist eS auch, datz. bevor die Verhandlungen nicht zu einem positiven Ergebnis geführt haben, darüber nichts mitgeteilt werden kann. Gegenüber allen Angaben darüber ist also Skeptizismus geboten. Jedoch wird man gut tun, sich keinem Optimismus hinzugeben. der schließ lich zu Enttäuschungen führen könnte. Ueber die Abreise unserer Delegierten auS Genf ist zurzeit noch gar nichts zu lagen. Es soll noch eine Ratssitzung stattftnben, der Briand als auch Chamberlatn beizuwohnen wünschen. Aenderung -er Ralszusammensetzung? London. 18. Sept. Reuter berichtet aus Genf: An gesichts des Austritts Spaniens auS dem Völkerbünde wird in den Kreisen der Bölkerbundsversammlung die Frag« er örtert ob der bereits von der Versammln»« angenommene Plan sür die Znsammeus-tznng d«S Rates nicht einer völligen Abänderung unterzogen werden müsse. ES wird befürchtet, daß Infolge deS Vorhandenseins von neun nichtständigen Mit gliedern Schwierigkeiten entstehen könnten. Die Ausschuß- beratungcn über die Art der Wahl der nichtständigen Mit glieder gehen nicht gerade allzu gut von statten. Die französisch-englischen Manöver am Rhein. Die politische« Zwecke Frankreichs. Im Rheinland finden zurzeit die diesjährige« großen Manöver der französischen uud englischen Besatzungstruppeu statt — die französische» unter der Oberleitung des fran zösischen Oberkommandierenben. General Guillaumat. tn der Gegend südwestlich von Kreuznach und tn der nördliche» Pfalz, die englischen unter der Oberleitung des englische« Oberbefehlshaber- tn der Gegend zwischen Idstein und Cam» berg. Die englischen Manöver dienen ganz ausgesprochen rein militärischen Zwecken nicht so die französischen, die am 7. September begonnen haben und bis zum 18. September dauern. Sie verfolgen in erster Li nie politische Zwecke. Ihre Bedeutung zeigt am klarsten die Manöver anlage. dann aber vor allen Dtngen di« Tatsache, daß sie aus gerechnet tn dem Augenblick stattfinden. in dem man mit dem Eintritt Deutschlands tn den Völkerbund tn Genf auch über die Besatzungsfrage zu verhandeln haben wirb, in dem die Frage der Verminderung der BesatzungStruppen mit de» Inkrafttreten der Locarno-Verträge erneut in ein ent scheidendes Stadium tritt. Die Manöveranlage steht folgenden Plan vor. Die bla« DeckungSarmee wird zwischen Mainz und Oppenheim von roten Streitkräften stark bedrängt. Den roten Strettkräfte» gelinst eS. den Rhein zu überschreiten und auf dem linke« Rheinufer in Richtung auf Saarbrücken Gelände zu ge winnen. Die blaue DeckungSarmee muß sich bis an die Grenze des Saargebiets zurückziehen. Dort beschließt ihr Führer nach Eintreffen der ersten BerstärkungStruppe«. bi« Offensive wieder aufzunehmen, um die roten Strettkräfte wieder über den Rhein zurückzuwerfen. Führer der blaue» Deckungsarmee ist General Rampont, der Führer der bet Trier stehenden 4. Kavallerie-Division, Führer der rote« Streitkräfte General DaboinS, der Führer der tm Nahe-Tal und tn der Nordpsalz liegenden, zum 82. Armeekorps ge hörenden 41. Infanterie-Division. Die blau« DeckungSarmee wird gebildet durch die um Kaiserslautern und Landau i« der Pfalz liegende, ebenfalls zum 82. Armeekorps gehörend« 87. Infanterie-Division und die 4. Kavallerie-Division. R« rote Armee durch die 41. Infanterie-Division. Beide Parteien sind durch zahlreiche Fliegerverbände, Kampfwagen und motorisierte Formationen verstärkt. Die Manöverleitung liegt in der Hand des Kommandierenden Generals deS 82. Armeekorps, Generals Douchy, dessen Hauptquartier sich während der Manöver in Dobernhain befindet, während General Guillaumat sein Hauptquartier in Kreuznach auf geschlagen hat. Die französischen Manöver sind ursprünglich abgesagt ge- wese«. Wenn sie jetzt doch stattsinden, so ist dies zweifello sem Widerstand der französischen Generale gegen eine Herabsetzung der BesatzungStruppen und den Plänen des französischen Generalstabes zuzuschreiben, die lothringische Grenze durch einen starken Festungsgürtel ab zuschließen. Die französischen Manöver sollen — das zeige» die Manöveranlage und der beabsichtigte Manöververlauf ganz deutlich — b e w et s e n. daß die am Rhein im Brücken kopf Mainz und in der Pfalz stehenden Truppen nicht auSreichen. um ein Vordringen deutscher Kräfte über de» Rhein zu verhindern und der ihnen zugedachten Auf gabe. tm Falle eines Krieges mit Deutschland den Aufmarsch des französischen Heeres hinter dem Rhein zu decken. Di« sollen ferner beweisen, daß die drei Armeekorps, die Frank reich zurzeit am Rhein stehen hat. das Mindestmaß an Truppen darstellen, das Frankreich braucht, um den Rhein halten zu können, und die sollen damit schließlich Herrn Brtand die Grundlagen geben, um eine zu weit gehende Herabsetzung der französischen BesatzungStruppen als mit der Sicherheit Frankreichs unvereinbar abzulehnen. Gleichzeitig damit sollen sie di« Pläne deS französischen Generalstabe» rechtfertigen, die lothringische Grenze durch einen starken Festungsgürtel abzuschließen, und damit den gleichen Zwecken dienen, die vor einigen Monaten eine französische General- stabSret.se im Rheinland« verfolgt hat. an der unter Leitung des Chefs des französischen Generalstabes der Oberbefehls haber. die Kommandierenden Generale und die Divisions kommandeure der Besatzungstruppen, die Kommandierende» Generale der GrenzkorpS und die Generalinspekteure der Kavallerie. Artillerie, Flieger und der Festungen teil genommen haben. Dte setzt in der Pfalz im Gange befindlichen französische« Manöver stehen also in engem Zusammenhang« mit Genif. Sie verfolgen ganz ausgesprochen politische Ziele sind aber bisher in Deutschland auffallrnderwetse kaum beobachtet worden, obschon der „TempS" qanz offen daraus Hinweis« datz sie besonders interessant seien angesichts der Tatsache datz Ne sich tn einer Gegend abspielten, in der dte französischen Truppen lm Falle eines Kriege» mit Deutschland operiere« müßten. TS ist das gleiche französische Spiel wie im Herbst vorigen Jahres, als Locarno akut wurde und damit auch dir Räumung der Kölner Zone. Damals manövrierte man i« der Eifel um die Gefahren zu zeigen, die sich angeblich an der Räumung der Kölner Zone für Frankreich ergeben müßten, diesmal tut man es in der Pfalz, um die Gefahren zu zeigen die sich aus einer zu weit gehenden Verminderung -er BesatzungStruppen für Frankreich ergeben würden, «t«