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SS. Sihr-arrg. HL 4S7. Sonnlag, 7. November 1920. ksalüvnr-öllfell KoiMorei-Kaffee Lm»»art uackrra. u. »dvack» KsffeeXsRNü Sllmmlmgn-Aonrvrl« a«« llapollmekters krnst Kost I Tauerbranä-liefen iriLckicu und »invrUamiLklivri Lxstem» :: vovyNr«« I'sdrlll-t« Florian Lzocker!'» Ilacksolger Oi-ssctsc,-^.. Däptsasti-LlZs S, 13, IS. Osksm-Hsus, Nuklsnü L Lo.I velsuektungskörpes, 8siäsnsejttsm« ölub- unü SokrsidtirvklLMirsn / Aoeknppsrnt« / S»«-SItK,>cürp«r« l-iliengasse, keks aüiiktwfsgssse 18, ? "'"po."w!7". j alvcmcnölvnailvn psrlÜMeNe püUl ?älMli'ell sifllrci Vl^LileivkLcwvldbkl-.-IL -FR.»» vv R«I cM Die -eutsch-ttalienischen Beziehungen. Der -rutsche Doischafier beim König von Jlalien. ivigner Drahtbcrich! der „T r r S d n. N o ch r i ch t e Rom. 6. No». Der deutsche Botschafter r>. Beereu- berg-Gotzler überreichte dem Koni« sein Beglau bigungsschreiben. Während die drei Karossen Mil dem deutschen Botschaftspcrsonal am Portal vorfuhren, zogen gerade mehrere Fahnenkompagnien. die d,e mährend der gestrigen Natroualfrier im Königs schlosse au?- Lewcchrten Feldzeichen abholten, wieder aus und präsen tierten, so daß die miittärischen Ehren, die dem Bot schafter erwiesen wurden, ungewöhnlich feierlich auSsieien. Der Botschafter sagt« in seiner Ansprache: Mit diesem A5« darf ich die wärmsten Wünsche des deutschen Staatsober- äauptes für das Wohl der italienischen Nation und e«n furchtbares Zusammenwirken beider durch lange und greife geschichtliche Mckerlieferung ocrvuii-dciieu Volker aus dem Wege des Friedens und Fortschritts übermitteln. Tieiein hohen Ziet zu diene», bin üb beaustiagt; dafür werde ich meine vollen Kräfte einsctzcn. Nur gemeinschaftliche, auf gegenseitiges Verständnis und Vertrauen berichende Aroett wird imstande sein, Europa wieder ailsznrichtcn. Der Bot schafter hielt seine Ansprache in deutscher Sprache. Der König zog Sen Botschafter m eine längere Unterredung und versicherte dem Diplomaten, er werde seine Aufgabe erleichtert finden, da das Bedürfnis nach Rückkehr zu ge ordneten Zuständen allgemein sei. Eine «»ralische Wiedergutmachung in Matten. ««Lignec Draurbericht der «D r c S d n. -.«! o ch r > ch « c u".: Zürich, S. No». Der Turtner „Stampa" zufolge ha, der Gcmcinderat in San Rcmo die Wiederanbringung der tn den Apriltagen 1913 entfernten Gcdächtnistafcln der «Stadt San Rems an den Aufenthalt des deutschen Kron prinzen Friedrich Wilhelm, des späteren Kaisers Friedrich, einstimmig beschlossen. Sine Spende des Papsies. Köln. S. Nov. Wie die „Köln. Volksztg." aus Nom meldet, übergab der Papst dem Kölner Erzbischof bei -essen Abschiedsbesuche eine halbe Million Lire für die bedürftigen Kinder in Deutschland. (W. T. B.) Die fremde Gewaltherrschaft im Westen. l<s inner Drablberi-bt der „D r e L s n. Nachrichten".! Mannheim, n. 'Nov. Entgegen den Bestimmungen deS Kriedensvertrages halten die Franzosen die Ausgänge zu dem Mannheimer und dem Karls ruher Hasen beseht. Es befinden sich dort je 3 0 Schwarze mit einem Offizier. Feh.« verlange» die Franzosen, wie dem „Mannheimer Volksblott" be richtet wird, an Stelle der Holzbaracken für die Schwarze» Stcinbaracken auf Kosten des Reiches. Demnach kosten die Kasernen in Ludwigshafen nicht acht Millionen, wie ver anschlagt, sondern 4 2 Millionen. Die sonstigen Vau- vorschlage für die Besatzung erhöhen sich auf 12lt Mil- Koblenz, 6. Nov. Durch Verordnung der interalliierten Rheinland-Kommission sind die demokratische ,.Rheinische Rundschau" und die im gleichen Verlag erscheinende „Trierer Zeitung" wegen eines im Augnst veröffent lichten Artikels über die Lage in Oberschlcsicn, worin Re Rheinland Kommi'sion einen Angriff ans die alliierten Truppen erblickte, auf die Dauer eines Monats ver boten worden. Wegen des gleichen Artikels sind dnrch das französische Militärgericht tn Trier drei Redak teure zu einer Geldstrafe von insgesamt 23100 Mark verurteilt worden. — tVergl. hierzu auch den Bericht über die Neichstagsverhandlnngcn in der norlicgcn- sen Nummer.) Sine französische Gemeiuhett. kckiiaer Drahtderlcht brr .Drrldn. Rach richten".» Gens. K. Nov. Den Pariser Blättern zufolge triff! die fraiizösische Heeresleitung alle Vorbereitungen, um im Frühfahr kommenden Fahre» die in Deutschland fehlen den Besatzungstruppen ausschließlich dnrch schwarze Truppen abzulöfen. Me Werbungen für die französische Fremdenlegion. Berlin. S. Nov. Wie aus München gemeldet wird, hat die Münchner Polizei eine ausgedehnte Organisation zur Anwerbung für die sranzösischeFrem- denleaion ausaedecki. Die Werbetätigkeit in Deutschland wird von Paris aus geleitet. Die Werber bekommen 2« Franken oder IM Mk. Tagclvhn und 5 Franken Kops- geld für leben Geworbenen. Die Angeworbenen erhalten >56 Mk. Hand- und Reisegeld und 330 Franken bei der Ein stellung tn den Truppenteil, dann aber nur 73 Centimes Tagclvhn. Saröings Stellung zum Frle-ensverlrag. '«eigner Draht der Ich« »er „D r e 8 » v. Nachrichten".» Gens, k. Nov. Der „Herald" meldet aus Nennort: Am Tage vor der Probcwahl ist dem Seuatsau-Zchnb ein Antrag zugegangen, der die Zurückziehung des Versailler Vertrages «nd -cs Völtcrbnnd- vertrageö aus -cm Kongreß verlangt. Der Antrag trägt auch die Untcrichrist des neuen Präsidenten und bis herigen Senators Holding. Newyork, 6. Nov. Senator Har ding hielt in Ma rion vor einer ihn beglückwünschenden Volksmenge seine erste öffentliche Ansprache nach seiner Wahl. Er sagte n. a., der Versailler Völkerbund sei tot. Amerika wün-'che. in einer Vereinigung der Volker einen weisen und gerechten Anteil zu nehmen. Aber er wolle sich keiner fremden Lberherr'chast mttcrwerseu. Die amerikanischen Wähler hätten ent.chwden, daß Amerika frei und Europa gegenüber unbelastet dastehcn müsie. Darauf erschien eine Prozession mit einem Sarge, der eine Puppe enthielt, an der ein Plakat mit der Auf schrift „Völkerbund" besestlgi war. Wie „Ehica-go Tttkune" ans Nenyork meldet. Heist: es in eine»! Glückwunschtelegramm an Haiding, sechs Mil lionen Amerikaner deutscher Abkunft hätten für ihn gestimmt. Berlin ohne Strom und Acht. >D ra h t U! e l d II II a unsrer Berliner L ch ki f r i e I t u li g.» Berlin, 6. Nvv. Die Arbeiter des chüd tischen Elektrizitätswerkes haben in vergangener Stacht beschlossen, daß die Stromversorgung Berlins um 3 Uhr nacktS eingestellt werden sollte. Das ist auch geschehen, und da auch die Arbeiter dcS Kraftwerkes Rummclsburg strei ken. ist die Stromversorgung von Golap—Zvrncwitz her unterbunden. Ursprünglich war in der Versammlung -er Vorschlag gemacht worden, die Stromversorgung sofort cin- zustellen. doch sab man mit Rücksicht auf die Straßenbahn wagen. die dadurch auf der Straße stehengcblieben wären, von diesem Vorschläge ab. Heute ruht der Straßen bahnverkehr vollständig, die Hoch, und Untergrund bahn ist noch im Betrieb. Slrasanlrag gegen Erzberger wegen Sleuerhinlerzlelmng. Berlin, «. Nvv. Nie eine Berliner Korrespondenz meldet, ist gegen den frühere» NeichSfinanzministrr Erz, berger nunmehr bei der Staatsanwaltschaft Strafan zeige erstattet worden wegen dringenden Verdachtes der Stenerhinterziebung. <W. T. B.) Begründet wird die Anzeige damit, dast nach der Zurückziehung des Strafantrages ErzbcrgerL gegen Dr. Bülck und nach seiner Erklärung, daß er sich auf den Weg der Privatklage nicht locken laßen werde, eine gericht liche Klärung der St e u e r a r« g e l e g e n - heit Er.züergers auf awdcrciu Wege nicht möglich sei und dast mau der durch das Finanzamt und das Finanz ministerium geführte» Untersuclmng nach dem bisherigen Verlauf mit einem gewissen Mißtrauen gegeiiübcrstel-en müsse. Ene rastlose Klärung der Augelegenlwit sei aber im allgemeinen Interesse notwendig. Die Anzeige bezieht sich in ihrer "Begründung auf die bereits veröffentlichten An gaben über die Steuererklärungen ErzbcrgerS und die im Helfsrrich Prozeß gemachten Keststellunaen über das Ein kommen ErzbcrgerS. Weiter ersucht die Anzeige die Staats anwaltschaft, ihre Ermittlungen auch auf die AuSlanbskontcn Erzbcrgcrs auszudehncn. ES wirb darauf hingewiefcn, daß Herr Erzbergcr bei aus wärtigen Banken sehr erhebliche Guthaben gehabt hat. so bet einer Wiener Bank Guthaben in Höhe von an nähernd 490009 Kronen, auch bei Schweizer Banken hat Herr Erzbergcr sehr erhebliche Guthaben gehal-i. Die meisten dieser Banküberweisungen ErzbergerS an auswärtige Banken werden von ihm mit politischen Zwecken begründet, nur bei zwei U c b c r w e i s u n g e u an Schweizer Banken im Betrage von etwa 336 «»Ol» Mark melden keinerlei Zwecke angegeben, so daß man in diesen Fällen annchmcn muß. daß es sick» nm private Gelder ErzbcrgerS handelt. Die Anzeige bittet die Nlaatsanwaltfchast, durch Vermittlung dcS Auswärtigen Amtes festzustcllcn. ob die Angaben ErzbcrgerS, dast cS sich um Gelder des Reiches handele, die zu politischen Zwecken verwendet werden sollen, den Tatsachen entspreche». Ferner wird die Staatsanwaltschaft ersucht, festzustcllcn, ob bei den Schweizer Uebcrwcisungen Erzbergerü die steuerlichen Vorschriften erfüllt sind. Nach den geltenden Bestimmungen ist die Staatsanwaltschaft verpflichtet, nach dem sie nunmehr amtlich von den Beschuldigungen gegen Erzberger Kenntnis erhalten hat. gegen diesen das Er mittlungsverfahren einzulcitcn. Auf das Ergebnis der Nntcrkuchung darf man mit Recht gespannt sei». Was für Aussichten hat Irtan- in seinem BesreiungskarnAs? Die Frage, ob Irland begründete Hoffnung hege,, darf, in seinem heldenmütigen Ringen um nationale Frei heit uud Setbslüildigkeit endlich doch noch aus Ziel zu ge langen, ober ob es erbarmungslos unter den Pranken des britischen Lenen verbluten must, interessiert die ganze zivilisierte Welt, und Deutschland insbesondere, in dessen Bevölkerung so starke und zahlreiche Sympathien für di? Iren rege sind, kann am allerwenigsten achtlos daran vor übergehen. Es ist ein schlimmes und schmachvolles Stück krassester Unkultur, das sich zurzeit wieder auf dem feit Jahrhunderten mit Blut gedüngten Boden der Grüne» Insel abspiell. Nach dem freiwilligen Hnngertode des Bürgermeisters von Cork sind die Leidenschaften vollends bis aufs äußerste aufgepeiischt worden uns in dem blinden Witten zwischen Sinuseinern und bewaffneter englischer Polizei- und Militärmacht werden keinerlei Gesetze der Menschlichkeit mehr gcachte!. Brand, Mord und Totschlag herrschen überall, Städte und Dörfer gehen in Flammen auf und für die wilde Grausamkeit, womit dieser Bürger krieg geführt wird, ist die Meldung bezeichnend, daß t« einem Bezirke das MiU-är verkündet lun. es mürbe für sedeu Angriff auf ein Mitglied der Polizei oder deS Heeres «'inoeigerlich das Leben von fünf Liunfeinerr. zum Opfer gebracht werden. Außer diesen Gewaltmitteln rohester Art »vird von englischer Seite mit Ausnahmegesetzen und Kriegsgerichten gearbeitet und der Nackrichter hat alle Hände voll zu tun, um die zahlreichen Todesurteile zu Voll strecker«. Die Iren aber regieren sich inzwischen selbst, haben die Republik proklamiert, ein auf breitester demo kra.ifcher Grundlage gewähltes Parlament, das „Da 'il Eircann". geschussen, eine eigene irische Gerichtsverfassung begründe-: und eine eigene Polizei, sowie ein Freiwilligen Heer eingerichtet. Das Imponierende an dem irischen Ver halten ist auch ans einen großen Teil des englischen Volkes nicht ohne tieferen Eindruck geblieben und die unabhängige Presse gibt der Londoner Regierung bittere Wahrheiten z» hören. So schreibt z B. die angesehene Wochenschrift ..Nation": „Irland ist in eine einzige große britische Garnisonstadt verwandet worden, aber in seinem innerste» Herzen blieb unausrottbar der Geist eines neuen Lebens tätig. Er hat Institutionen geboren, das Volk geeinigt und das irische Banner unter den Augen d-er oynmöchiigey Besatzmrgsarmce anfgepftanzt. Wären diese Dinge in irgendeinem anderen Teile der Welt als in Irland geschehen, mit welcher Begeiste rung hätten wir da nicht die jüngste der Nationen begrüßt!" Sucht man min nach einer Antwort ans die eingangs gestellte Fraae, so ergeben sich drei Möglichkeiten: ent weder es gelingt Irland, aus eigener Kraft seine natio nale Unabhängigkeit zu erreichen, oder es kommt «hm eine Hilfe uon auswärts oder endlich, es wird ihm die Befrei ung durch einen Entschluß der britischen Nation selbst zu teil. Bleibt Irland allein auf sich gestellt, so spricht jede Wahrscheinlichkeit dagegen, daß rö aus die Dauer genügend physische und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit anszu- bringen vermöchte, um der britischen Weltmacht oewaltsair. die nationale Selbstbestimmung abzuringen. Man darf sich tn dieicni Punkte nickt durch vorübergehende Erfolge der Siunseiner täuschen lassen, sondern muß an das Bei spiel der Buren denken. England bleibt doch immer die gewaltig überlegene Weltmach!, die cs den Iren gegen über am längsten ausckält und deshalb zuletzt doch das Feld behaupten muß, wenn es sich lediglich um die Machtsrage handelt. Gewiß. Irland kann den Vernichiungskamps mu ungemessenem Heroismus so weit treiben, daß den Eng ländern schließlich nichts übrig bleibt als eine völlig ver wüstete und verödete, in Ihrer Bevölkerung aus ein trau riges Mindestmaß znsammcngeschrunipfte Insel, aber darar daß England von den Iren auf die Knie gezwungeu werden könnte, ist nach menschlichem Ermessen nicht zu denken. Wenn vollends jetzt die englische Regierung noch zu dem letzten Gewaltmittel der Militördiltacur greift, wird voraussichtlich gar bald das dumpse Schweigen des Todes über Irland herrschen und die bedanernSmertc Mä'rtyrernaUou in Sen letzten Zügen liegen. Eine Unterstützung Irlands vou außen her könnte einzig und allein von amerikanischer Seite tn Betracht kommen. In welcher Weise aber sollte sich eine amerika nische Aktion äußern? Der Gedanke, daß die Union um Irlands willen einen bewaffneten Konflikt mit England riskieren könnte, ist vom realpolitischen Standpunkte aus viel zu absurd, als daß er überhaupt eine ernsthafte Er örtcrung vertrüge. Dann bliebe höchstens noch der Ver such eines diplomatischen Einschreitens übrig, und nach dieser Richtung wäre ja allerdings an sich die Möglichkeit zur Ausübung eines starken und nachhaltigen Druckes- ge.